Das Hohenheimer Umweltprojekt

 

Nach Anke Blöbaum (1998). Die Arbeitsgruppe "Multidisziplinäre Ansätze zur Verhaltensänderung" im DFG-Schwerpunktprogramm "Mensch und globale Umweltveränderungen": Programm und Skalenentwicklungen für ZIS. ZUMA-Nachrichten, 43, S. 153 - 158.

 

Das Hohenheimer Projekt "Wohlstandskosten und verantwortliches Handeln. Eine experimentelle Studie zur Eignung von Informationen über den Zusammenhang von Umweltschädigung und Wohlstand als Interventionen zugunsten der Verpflichtung zu umweltschonendem Handeln" ermittelt in erster Linie, inwieweit die Informationen zu drei spezifischen Themenkreisen die Wahrnehmung der Wohlstandskosten fördern. Die Informationen beziehen sich 1. auf die Überhöhung des Wohlstands durch Verschwendung der natürlichen Ressourcen, 2. auf die Progression der Wohlstandskosten und 3. auf den Charakter der Umweltschonung als Gemeinschaftsaufgabe.

Diese Themen wurden für zehn Experimente zunächst in kurzen Abhandlungen zusammengefasst. Dann wurden sie zur Veranschaulichung in eine Multivision umgesetzt, d.h. in eine vollautomatische Tonbildschau mit Überblendtechnik. Basierend auf den Abhandlungen zu den drei Themenkreisen wurde dafür ein Drehbuch erstellt, das den Sprechtext und Vorschläge zu seiner Visualisierung durch parallel gezeigte Dias beinhaltet.

Mit insgesamt 392 Untersuchungspersonen wurden dann zehn Experimente immer nach folgendem Schema durchgeführt: Vorher-Befragung, Vorführung der Multivision, Nachher-Befragung mit anschließender Gruppendiskussion. Die Vorher-Befragung umfasste neben den demographischen Angaben die in diesem Handbuch dokumentierten Indikatoren für die Kausalitätsorientierungen (Autonomie-, Kontroll- und Impersonale Orientierung), die pro- bzw. postmateriellen Werthaltungen (Positionalität, Gütergebundenheit, Sozial- und Naturverträglichkeit), die Wahrnehmung der Wohlstandskosten (Ressourcenverschwendung, Progression der Wohlstandskosten, Umweltschonung als Gemeinschaftsaufgabe) sowie das aktuelle umweltschonende Verhalten. Gegenstand der Nachher-Befragung waren zum einen Statement zur Akzeptanz der Informationen, zum anderen erneut die Indikatoren zur Wahrnehmung der Wohlstandskosten sowie ein Indikator für die zukünftigen umweltschonenden Handlungsabsichten.

Diese Experimente zeigten, dass das Konzept der Wohlstandskosten - als gesamtwirtschaftliches, statistisches Konstrukt - der breiten Bevölkerung vermittelbar ist. Die Information über das Ausmaß der Entwertung des Sozialprodukts durch Defensivausgaben, Ressourcenverzehr und Einbußen an Lebensqualität bewirkt, gemessen als Veränderung der Wahrnehmung und Bewertung der Wohlstandskosten bzw. als Veränderung der Handlungsabsichten, eine Reaktion in der Größenordnung von 10 bis 20%.