Kernprobleme der Lebensereignisse-Forschung

 

Die typischen Kernprobleme der LE-Forschung

-       die relative Seltenheit der Ereignisse,

-       die retrospektive Erfassungsform,

-       die Fragen von Subjektivität und Objektivität der

-       LE-Messung und Interpretation

-       und die Differenzierung von LE-Auftreten und LE-Belastungswirkungen treten bei der Untersuchungsdurchführung, bei der

-       Item-Selektion, bei der LE-Skalierung und -Gewichtung, bei

-       der Auswertung und Interpretation und bei der Stichprobenziehung auf.

 

1 Probleme der Durchführung:

 

Die tatsächliche Bedeutung von LE kann u.a. dann falsch eingestuft werden, wenn Erfassungsfehler vorliegen, die sich als Diskrepanzen zwischen objektiven Bedingungen beim (LE-Eintritt und LE-Verlauf, subjektiven Einschätzungen betroffener Personen zum Zeitpunkt eines LE-Eintritts und zum Zeitpunkt der LE-Erfassung formulieren lassen (z.B. ein LE ist früher eingetreten, wird in der Untersuchung aber nicht genannt). Folgende potentielle Quellen für entsprechende Erfassungsfehler lassen sich unterscheiden:

-       Überforderungen der Probanden bei der LE-Erfassung

-       Kontexteinflüsse bei der LE- Erfassung

-       Einflüsse spezifischer Persönlichkeitsmerkmale

-       Interviewer-Effekte

 

2 Probleme der LE-Item-Selektion

 

In der einschlägigen Literatur fehlt u.a. auch ein Konsens über die Wahlkriterien von LE für Instrumente und die entsprechenden Prozeduren (vgl. z.B. Cleary 1981).

-       Selektionsprobleme bei testtheoretischen Kriterien

-       Selektionsprobleme bei empirisch-prädikativen Kriterien

-       Selektionsprobleme bei theoretisch-konzeptuellen Kriterien

 

3 Probleme der Skalierung und Indexbildung von LE

 

Neben den eben diskutierten Problemen werden bei der LE-Skalierung und

-       Indexbildung vor allem die Fragen kontrovers beantwortet, durch wen, wie und wann Ratings erfolgen sollten und ob Summen-konzepte bei LE-Gewichtungen zulässig sind.

Probleme verschiedener LE-Skalierungsverfahren

-       Analyse ausgewählter Ereignisse (einzelne Ereignisarten oder Ereignisse ab einem bestimmten Schweregrad)

-       fest vorgegebene Standardgewichtungen (s. Holmes & Rahe, 1967; Johnson, 1986)

-       subjektive Gewichtungen

-       objektivierte Gewichtungen (über Konsensusratings- s. Brown & Harris, 1978)

-       einfache Summation von Ereignissen

 

4 Zum Problem von LE- Summenindizes:

 

Die in Auswertungen berücksichtigten LE-Indizes werden häufig durch einfache (gewichtete oder ungewichtete) Summierungen über erlebte LE gebildet. Dabei wird z.T. explizit unterstellt, dass der resultierende Belastungsgrad von LE vergleichbar und summierbar ist und dass Krankheitsrisiken als lineare Funktion von Skalenwerten und Skalenwertsummen geschätzt werden können, z.T. beschränken sich Begründungen aber auch auf Brauchbarkeitskriterien (Dawes 1977), d.h. auf den Nachweis der Nützlichkeit des Verfahrens. Weitere Begründungen argumentieren über explizite Einschränkungen auf manifeste Ergebnisaussagen, Einschränkungen auf der numerischen Ebene, Schlüsse von empirischen Bewährungen auf zugrundeliegende Skalenniveaus und die explizite Beschränkung von Aussagen auf die Gruppenebene.