Items
Nr. |
Deutsches Item |
Englisches Item |
1 |
Wie schätzen Sie sich persönlich ein: Wie risikobereit sind Sie im Allgemeinen? |
How do you see yourself - how willing are you in general to take risk? |
Antwortvorgaben
Die Befragungspersonen geben ihre Antwort auf einer 7-stufigen Antwortskala an. Die Antwortkategorien reichen von "gar nicht risikobereit" (1) bis "sehr risikobereit" (7).
Auswertungshinweise
Der Messwert (Skalenwert) für die individuelle Ausprägung der Befragungsperson in der Risikobereitschaft ergibt sich aus dem Itemrohwert. Da die R-1 aus nur einem Item besteht, stellt die Antwort der Befragungsperson auf dem Item gleichzeitig den Skalenwert dar. Der Wertebereich des Skalenwerts liegt folglich zwischen 1 und 7 (für Referenzwerte siehe Tabelle 4).
Anwendungsbereich
Die R-1 wurde als Forschungsinstrument für sozialwissenschaftliche Untersuchungen unterschiedlichster Art und Fragestellung entwickelt. Als Zielgruppe wurde die deutschsprachige Allgemeinbevölkerung ab 18 Jahren gewählt. Ausgenommen sind Personen, deren sprachliche oder kognitive Fähigkeiten oder deren Wahrnehmungsfähigkeiten, z. B. durch Seh- oder Hörschwäche, unzureichend sind, um die Items zu verstehen. Auch die in dieser Publikation berichteten Gütekriterien beziehen sich auf diese Zielgruppe (siehe Gütekriterien).
Die R-1 kann prinzipiell in unterschiedlichen Erhebungsmodi eingesetzt werden. Im Rahmen der Entwicklung und Validierung der Skala haben wir diese im CAPI-Modus (Computer Assisted Personal Interview), im CAWI-Modus (Computer Assisted Web Interview) und in Papierform (Selbstausfüller) eingesetzt. Vor einem Einsatz der R-1 in Mixed-Mode-Designs sollte allerdings eine Prüfung der Invarianz erfolgen.
Die Durchführungszeit der R-1 im CAPI-Modus setzt sich aus dem Vorlesen des Items durch den Interviewer und die Beantwortung durch die Befragungsperson zusammen. In 75% der CAPI-Interviews dauert die Durchführung 19 Sekunden oder weniger (Perzentil75 = 19.00; Stichprobe 3). Die Durchführungsdauer in den anderen getesteten Erhebungsmodi war vergleichbar.
Menschen unterscheiden sich systematisch in ihrer Bereitschaft, Risiken einzugehen (Zuckerman, 2007). Konzeptualisiert als Persönlichkeitsmerkmal beschreibt die Risikobereitschaft eine generelle Präferenz dafür, riskante Verhaltensoptionen zu wählen oder zu vermeiden (Kam, 2012; Sitkin & Pablo, 1992). Die theoretische Einordnung des Konstrukts Risikobereitschaft im Rahmen etablierter Persönlichkeitstheorien wird jedoch kontrovers diskutiert. Einige Forscher sehen die Risikobereitschaft als Teil der Facette „Erlebnissuche“, einer Subdimension der Big-Five-Dimension Extraversion (z.B. Borkenau & Ostendorf, 1993; Costa & McCrae, 1992; Whiteside & Lynam, 2001; für einen Überblick siehe John & Srivastava, 1999). Andere Wissenschaftler kritisieren, dass die Risikobereitschaft im Big-Five-Modell nur unzureichend Berücksichtigung finde (z.B. Andresen, 1995; Becker, 1999; siehe auch Berth & Brähler, 2003). Andresen (2003) integriert die Risikobereitschaft deshalb als eigenständige Dimension in sein sechs Dimensionen umfassendes Persönlichkeitsmodell. Von Zuckerman (2007) wird die Risikobereitschaft in Verbindung mit Sensation Seeking diskutiert. Das Persönlichkeitsmerkmal Sensation Seeking definiert Zuckerman (1994, zitiert nach Beauducel et al., 2003, S. 61) als "Tendenz, vielfältige, neue komplexe und intensive Erfahrungen zu machen und die Bereitschaft, für diese Erfahrungen physische, soziale, legale und finanzielle Risiken einzugehen". Als Sensation Seeking wird damit die Suche nach Reizen beschrieben, die mit (hohen) Risiken behaftet sind. Das Konzept der Risikobereitschaft wird hier als ein Teilaspekt von Sensation Seeking betrachtet. Personen mit einer hohen Merkmalsausprägung in Sensation Seeking sind dabei eher bereit, diese Risiken auch einzugehen (vgl. Arnett, 1994; Zuckerman, 2007). Zusammenhänge der Risikobereitschaft mit weiteren psychologischen Variablen werden unter anderem für Lebenszufriedenheit (Diener, 1984; Dohmen et al., 2011), Selbstwirksamkeit (Bandura, 1997; Barbosa, Gerhardt & Kickul, 2007) sowie Impulsivität (Mishra, LaLumiere & Williams, 2010) berichtet. Impulsivität und Sensation Seeking werden häufig als ein Konstrukt betrachtet, obwohl empirische Belege dieser Annahme widersprechen (Steinberg et al., 2008). Danach zeigten sich in Studien unterschiedliche Altersverläufe für beide Variablen. Bezüglich der Impulsivität wird dabei angenommen, dass diese multidimensional ist und mehrere Aspekte impulsiven Verhaltens umfasst (Herpertz & Saß, 1997).
In der Forschung wird zwischen der (verbalisierten) Risikobereitschaft und dem konkreten Risikoverhalten unterschieden. Die Risikobereitschaft hat dabei einen bedeutsamen Einfluss auf das Risikoverhalten von Personen (Zuckerman, 2007). Demzufolge neigen Personen, die sich selbst als hoch risikobereit beschreiben, auch häufiger zu risikoreichem Verhalten. Das konkrete Verhalten in einer Risikosituation ist sowohl von stabilen Verhaltensprädispositionen als auch von situativen Einflussfaktoren abhängig (Ferrey & Mishra, 2014). Hierzu zählt insbesondere die Risikowahrnehmung, welche durch die Wahrscheinlichkeit und die Höhe eines potenziellen Verlustes sowie durch die Höhe des möglichen Gewinns bestimmt wird (Sokolowska & Pohorille, 2000). Die Risikobereitschaft einer Person kann dabei auch intraindividuell zwischen verschiedenen Bereichen oder Kontexten variieren. Eine Person kann beispielsweise in Bezug auf Geldanlagen eher risikoavers sein, wohingegen sie im sportlichen Bereich Risiken weniger scheut. Empirische Befunde unterstützen jedoch die Annahme, dass es sich bei der selbstberichteten Risikobereitschaft um ein zeit-, situations- und kontextübergreifendes Persönlichkeitsmerkmal handelt (Zuckerman, 2007). So berichten Zuckerman, Buchsbaum und Murphy (1980) sowie Beauducel, Strobel und Brocke (2003) hohe Stabilitäten der Risikobereitschaft über Zeitpunkte hinweg. Dohmen at al. (2011) fanden hohe Konsistenzen der selbsteingeschätzten Risikobereitschaft zwischen verschiedenen Lebensbereichen (z.B. schnelles Autofahren, Risikosportarten ausüben). Empirische Studien belegen Zusammenhänge der Risikobereitschaft zum Beispiel mit folgenden Verhaltensvariablen: Glücksspiel (Mishra et al., 2010), Neigung zu riskanten finanziellen Entscheidungen (Badunenko, Barasinska & Schäfer, 2009), Delinquenz (Schwenkmezger, 1983), Fahrverhalten (Hippius & Joswig, 1999) Karriereentscheidungen (Saks & Shore, 2005), politische Partizipation (Kam, 2012).
In zahlreichen Untersuchungen zeigten sich zudem systematische Unterschiede in der Ausprägung der Risikobereitschaft im Hinblick auf verschiedene soziodemographische Gruppen (Dohmen et al., 2011; Zuckerman, 1994). Byrnes, Miller und Schafer (1999) kamen in einer Metanalyse zu dem Ergebnis, dass Männer risikobereiter sind als Frauen. Diese Tendenz zeigte sich konsistent über verschiedene Bereiche hinweg, z.B. bei gesundheitsbezogenen, finanziellen oder ethischen Entscheidungen. Harris und Jenkins (2006) sowie Weber, Blais und Betz (2002) führen dieses Ergebnis darauf zurück, dass Frauen die Wahrscheinlichkeit negativer Konsequenzen des risikoreichen Verhaltens als höher einschätzen. Die Risikobereitschaft und die Tendenz zu riskantem Verhalten sinken mit dem Alter (Dohmen et al., 2011; Gardner & Steinberg, 2005; Steinberg, 2007). Personen mit schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen sowie Arbeitslose berichteten in Studien eine niedrigere Risikoneigung (Dohmen et al., 2011).
Aufgrund der hohen prädiktiven Validität des Merkmals wird die Risikobereitschaft regelmäßig in bevölkerungsrepräsentativen Umfragen miterhoben (z. B. in der German Longitudinal Election Study, GLES, dem Sozioökonomischen Panel, SOEP). Die Messung der Risikobereitschaft erfolgt in Surveys in der Regel über Selbstberichtsskalen sowie im Rahmen experimenteller Studien. Im SOEP wird die Risikobereitschaft seit dem Jahr 2004 mittels einer Selbstberichtskala mit nur einem Item erhoben. Es existieren jedoch auch Multi-Item-Skalen. So legten Weber, Blais und Betz (2002) ein Messinstrument mit 40 Items zur Erfassung bereichsspezifischer Risikoeinstellungen und Risikoverhaltensweisen vor. Aufgrund der theoretischen Überlappung der Konstrukte, werden zur Erfassung der Risikobereitschaft häufig auch Skalen verwendet, die ursprünglich für die Messung von Sensation Seeking bzw. Impulsivität entwickelt wurden. Hierzu zählt zum Beispiel die 12 Items umfassende Skala "Risikobereitschaft" der "UPPS Impulsive Behavior Scale" (Whiteside & Lynam, 2001; deutsche Versionen: Keye, Wilhelm & Oberauer (2009); Schmidt, Gay, Acremont & van der Linden, 2008) sowie die Skala "Gefahr- und Abenteuersuche" der Sensation Seeking-Skalen - Form V mit 10 Items (Zuckerman, Eysenck & Eysenck, 1978; deutsche Version: Beauducel et al., 2003).
Selbstberichtsskalen zur Erfassung der Risikobereitschaft werden von einigen Autoren kritisch betrachtet. Mehrere Einflussfaktoren, wie zum Beispiel die Gabe von Anreizen (Incentives), können in Surveys die Angaben der Befragten verzerren (s. Camerer & Hogarth, 1999). Dohmen und Kollegen (2011) beschreiben mögliche experimentelle Verfahren zur Erfassung der Risikoneigung bzw. -einstellung. Die Autoren untersuchten zudem die Validität experimenteller und nichtexperimenteller Ansätze zur Messung der Risikobereitschaft. Ihre Studie ergab, dass die im SOEP verwendete Selbstberichtskala mit einem Item ein geeignetes Maß für die allgemeine Risikobereitschaft einer Befragungsperson darstellt. Allerdings können bereichsspezifische Maße die Prädiktion risikohaften Verhaltens weiter erhöhen und sollten bei ausreichenden Ressourcen auch in Large-Scale-Surveys gegenüber kürzeren, allgemeineren Ein-Item-Skalen bevorzugt werden (Coppola, 2014).
Die vorliegende Arbeit hatte zum Ziel, ein ökonomisches, valides und reliables Messinstrument für die Erfassung der Risikobereitschaft zu entwickeln und zu evaluieren. Forscherinnen und Forschern soll mit der R-1 ein psychologisches Messinstrument zur Verfügung gestellt werden, das in heterogenen, bevölkerungsrepräsentativen Stichproben einsetzbar ist.
Ausgangspunkt für die Entwicklung der R-1 war die seit 2004 im SOEP implementierte Operationalisierung des Konstrukts Risikobereitschaft (Schupp & Wagner, 2010). Die Risikobereitschaft wird hierbei mittels eines Items und der folgenden Itemformulierung gemessen: "Wie schätzen Sie sich persönlich ein: Sind Sie im Allgemeinen ein risikobereiter Mensch, oder versuchen Sie, Risiken zu vermeiden?" Die Befragungspersonen beantworten die Frage auf einer 11-stufigen Skala mit den Endbezeichnungen (0) "gar nicht risikobereit" und (10) "sehr risikobereit".
Im Rahmen eines kognitiven Pretests bei GESIS (Prüfer & Porst, 2010) wurde die Verständlichkeit der Formulierung des SOEP-Items sowie der Umgang mit der 11-stufigen Antwortskala mittels Think-Aloud-Technik überprüft (vgl. Prüfer & Rexroth, 2005). Diese qualitative Studie (N = 20) ergab, dass die Antwortskala des Items mit 11 Kategorien zu breit angelegt ist. Dies zeigte sich einmal im Antwortverhalten der Befragten. Die Antworten konzentrierten sich auf die mittleren Kategorien. Außerdem erbrachte die Think-Aloud-Technik Hinweise darauf, dass die Befragten mit der Antwortskala überfordert waren. Die Pretester stellten eine "Fluchttendenz in die Mitte" (Prüfer & Porst, 2010, S. 14) der Skala fest, ohne dass sich die Befragten inhaltlich differenziert mit der Antwortskala auseinandersetzten.
Die Ergebnisse des kognitiven Pretests hinsichtlich der Antwortverteilung stimmen auch mit bisherigen empirischen Ergebnissen überein. Dohmen et al. (2011) machen Angaben zur Verteilung der Itemrohwerte der SOEP-Skala Risikobereitschaft. Demzufolge wird die Antwortoption "10" als höchste mögliche Ausprägung sehr selten gewählt, wohingegen die niedrigste Ausprägung ("0") immerhin noch von ungefähr 7 Prozent der Befragten angegeben wird. Dies weist darauf hin, dass die oberen Antwortkategorien der 11-stufigen Antwortskala von den Befragten nur wenig genutzt werden. Die Empfehlung aus dem kognitiven Pretest zur Modifikation der Breite der Antwortskala wurde folglich übernommen.
In Bezug auf die Itemformulierung stellten die Pretester fest, dass diese von den Befragten gut verstanden wird. Jedoch wurde von ihnen kritisiert, dass die Itemformulierung nicht mit den gewählten Antwortbezeichnungen übereinstimme. Auf der Basis dieser Erkenntnisse empfahlen die Pretester die Verwendung einer 7-stufigen anstelle der im SOEP etablierten 11-stufigen Antwortskala. Darüber hinaus schlugen die Pretester vor, die Itemformulierung folgendermaßen geringfügig zu ändern, um eine bessere Passung mit den Antwortbezeichnungen zu gewährleisten: "Wie schätzen Sie sich persönlich ein: Wie risikobereit sind Sie im Allgemeinen?". Auch diese Empfehlung aus dem kognitiven Pretest wurde im Rahmen der Entwicklung der Kurzskala zur Risikobereitschaft (R-1) übernommen.
Stichproben
Die Entwicklung und Evaluation der R-1 erfolgte anhand dreier umfangreicher Stichproben. Die Charakteristika dieser Stichproben können Tabelle 1 entnommen werden. Stichprobe 1 ist eine Quotenstichprobe, geschichtet nach den Merkmalen Geschlecht, Alter, Bildung und Bundesland (N = 539). Die Grundgesamtheit war definiert als "alle in der Bundesrepublik Deutschland in Privathaushalten lebenden deutschsprachigen Personen ab 18 Jahren". Die Erhebung erfolgte in zwei Wellen mit einem zeitlichen Abstand von 6 bis 10 Wochen. An Welle 2 nahmen N = 338 Befragungspersonen der Welle 1 teil. Die Daten wurden im Rahmen eines persönlich-mündlichen Interviews (CAPI) oder durch die Vorgabe eines Papierfragebogens erhoben. Die Erhebung dauerte im Mittel 53 Minuten (SD = 12). Bei Stichprobe 2 handelt es sich ebenfalls um eine Quotenstichprobe, geschichtet nach Geschlecht, Alter und Bildung (N = 741), die im Internet erhoben wurde (CAWI). Grundgesamtheit waren die Teilnehmer eines Online-Access-Pools im Alter von 18 Jahren oder älter, die in Deutschland leben. Die Bearbeitung des Onlinefragebogens dauerte im Mittel 23 Minuten (SD = 8). Stichprobe 3 mit N = 1134 Befragungspersonen ist eine Zufallsstichprobe, die repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland über einem Alter von 18 Jahren ist. Sie wurde mithilfe des ADM-Stichprobensystems F2F (Random Route) der Arbeitsgemeinschaft deutscher Marktforschungsinstitute gezogen. Die Daten dieser Interviews wurden vollständig im CAPI-Modus erhoben (Dauer: M = 43, SD = 13).
Charakteristika der drei Stichproben
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Stichprobe 1 |
Stichprobe 1 |
Stichprobe 2 |
Stichprobe 3 |
Stichprobe |
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Umfang [N] |
|
539 |
338 |
741 |
1134 |
Art |
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Quote |
Quote |
Quote |
Zufall |
Modus |
|
CAPI, Papier |
CAPI, Papier |
CAWI |
CAPI |
Zusammensetzung |
|
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|
|
|
Geschlecht [% Frauen] |
|
52.5% |
52.1% |
51.8% |
55.6% |
Alter [M (SD)] |
|
47.2 (15.2) |
46.7 (15.1) |
48.3 (13.0) |
53.3 (18.4) |
Bildung |
≤ 9 Jahre |
44.7% |
45.3% |
40.1% |
37.2% |
|
10 Jahre |
30.2% |
27.9% |
29.1% |
37.0% |
|
≥ 11 Jahre |
23.7% |
25.4% |
30.8% |
25.8% |
Anm.: CAPI = Computer Aided Personal Interview, CAWI = Computer Aided Web Interview, Papier = Papierversion (Selbstausfüller).
Variablen
Die Fragebogenbatterie in Stichprobe 3 beinhaltete neben der R-1 umfangreiche soziodemographische Maße, weitere psychologische Messinstrumente sowie einige sozialwissenschaftliche Validierungsmaße. Die Items zu den soziodemographischen Angaben wurden größtenteils den demographischen Standards des Statistischen Bundesamtes (2010) entnommen. Als alternatives Maß für die Ausprägung der Risikobereitschaft wurde in Stichprobe 2 die Skala "Risikobereitschaft" der deutschen Version der UPPS-Skala zur Messung verschiedener Aspekte der Impulsivität (Keye et al., 2009; Schmidt et al., 2008) miterhoben. Für die Validierung kamen darüber hinaus weitere etablierte Standardinstrumente, z. B. zur Erfassung von Allgemeiner Lebenszufriedenheit (SWLS, Diener, Emmons, Larsen & Griffin, 1985; nur in Stichprobe 1), den Hauptdimensionen der Persönlichkeit nach dem Fünf-Faktoren-Modell (BFI-10, Rammstedt & John, 2007), Optimismus (SOP2, Kemper, Beierlein, Kovaleva & Rammstedt, 2013), Selbstwert (Rosenberg, 1989; nur in Stichprobe 2), allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung (Schwarzer & Jerusalem, 1999; nur in Stichprobe 1), Attraktivität (AR-1; Lutz, Kemper, Beierlein, Graf-Stiksrud & Rammstedt, 2013) und (weitere) eigens entwickelte Skalen zum Einsatz. An für die sozialwissenschaftliche Forschung relevanten Maßen wurde unter anderem die selbstberichtete Delinquenz (ALLBUS, 2000), Politische Partizipation (European Social Survey, 2008), Gesundheitsstatus (SF-12; Bullinger & Kirchberger, 1998) sowie die Wichtigkeit verschiedener Aspekte des Arbeitsplatzes (Borg & Noll, 1990) erhoben. Als Maß für die risikobereites Verhalten im Bereich Finanzen wurde in Anlehnung an die entsprechende Frage im SOEP Haushaltsfragebogen 2003 erfasst, welche Wertanlagen die Befragungsperson besitzt. Alle Erhebungen wurden von unabhängigen kommerziellen Anbietern durchgeführt. Um die psychometrische Güte der konstruierten Skala zu überprüfen, wurden auf der Grundlage der oben beschriebenen Stichproben Kennwerte für die Reliabilität und verschiedene Aspekte der Validität berechnet (für Details zur Validierung von Persönlichkeitsskalen siehe Bühner, 2011; Lienert & Raatz, 1998).
Unter Objektivität wird der Grad verstanden, in dem eine Messung unabhängig vom Untersucher ist (vgl. Lienert & Raatz, 1998). Diese bezieht sich auf verschiedene Phasen einer Untersuchung: Durchführung, Auswertung und Interpretation. Im Falle eines Face-to-face-Interviews hängt die Durchführungsobjektivität von dem Interviewer ab, der die Daten erhebt. Sie ist gegeben, wenn dieser sich bei der Vorgabe der Skala an die genauen Instruktionen und den Wortlaut der Items hält. Bei entsprechend geschulten Interviewern ist die Durchführungsobjektivität üblicherweise gewährleistet (Rammstedt, 2010b). Auswertungsobjektivität betrifft die numerische und kategoriale Auswertung des Antwortverhaltens der Befragten nach festgelegten Regeln (vgl. Lienert & Raatz, 1998). Diese ist bei der R-1 gegeben, da aufgrund des Einzelitems die Itemrohwerte mit den Skalenwerten identisch sind. Interpretationsobjektivität ist gegeben, wenn die aus den Befragungsergebnissen gezogenen Schlüsse über verschiedene Forscher vergleichbar sind. Zur Maximierung der Interpretationsobjektivität sollte das Wissen der Forscher über die Messintention der Skala und über die Interpretation der quantitativen Messwerte vergleichbar sein (Rammstedt, 2010b).
Reliabilität
Unter der Reliabilität oder Messgenauigkeit einer Skala versteht man den Grad der Genauigkeit, mit dem ein bestimmtes Merkmal erfasst wird (vgl. Lienert & Raatz, 1998). Da es sich bei der R-1 um eine Einzelitem-Skala handelt, können Methoden der Reliabilitätsschätzung, welche für Multi-Item-Skalen üblich sind, mehrheitlich nicht angewendet werden. Lediglich die Retest-Methode ("Stabilität") ist ebenfalls für Single-Item-Skala einsetzbar. Zur Bestimmung der Reliabilität mittels der Retest-Methode werden in der Regel die Messwertereihen aus zwei Wellen korreliert (Schermelleh-Engel & Werner, 2012). Eine Reliabilitätsschätzung für die R-1 erfolgte auf der Basis der Messwiederholungsdaten aus Welle 1 und 2 von Stichprobe 1. Der Erhebungsmodus wurde über die Wellen hinweg konstant gehalten. Die Stabilität der R-1 liegt bei einem durchschnittlichen Retest-Intervall von 6 Wochen bei rtt= .74 (p < .001, n = 126; CAPI-Modus in beiden Wellen). Dieses Ergebnis ist vergleichbar mit früheren Befunden, die in der Literatur für alternative Maße der Risikobereitschaft berichtet werden.
Eine Skala ist inhaltlich valide, wenn ein Item das zu messende Konstrukt wirklich bzw. hinreichend präzise abbildet (Bühner, 2011). Eine empirische Prüfung der Inhaltsvalidität ist meist nicht möglich. Um zu überprüfen, ob ein Verfahren inhaltlich valide ist, wird üblicherweise dessen Konstruktion detailliert beleuchtet (Rammstedt, 2010b). Die inhaltliche Validität ist gegeben, wenn das zu messende Konstrukt a priori hinreichend definiert und die Items von einem Expertengremium im Hinblick auf ihre Gültigkeit beurteilt werden. Die inhaltliche Validität der R-1 wurde sichergestellt, indem die Formulierung des Einzelitems eng an der Definition des Konstrukts orientiert war. Darüber hinaus ergab der kognitive Pretest, dass die Befragungspersonen das Item im Sinne der theoretischen Konzeption verstanden haben.
Konstruktvalidität ist gegeben, wenn sich der Messwert einer Skala als Indikator für das Merkmal eignet, das mit der Skala gemessen werden soll. Die Eignung wird daran beurteilt, wie gut sich die Skala im Hinblick auf Hypothesen, die sich aus dem Modell des zu erfassenden Merkmals ableiten lassen, empirisch bewährt. Bei der Konstruktvalidierung werden anhand theoretischer Überlegungen positive, negative und Nullbeziehungen einer zu validierenden Skala mit anderen empirischen Indikatoren postuliert (nomologisches Netzwerk) und getestet, ob sich das vorhergesagte Muster empirisch belegen lässt (Krohne & Hock, 2007). Dabei wird häufig zwischen der konvergenten und der diskriminanten Validität eines Messinstruments unterschieden (Moosbrugger & Kelava, 2012): Die konvergente Validität bezieht sich auf den Grad der Übereinstimmung mit Ergebnissen von Messinstrumenten, welche das gleiche Merkmal messen. Die diskriminante Validität spiegelt die Annahme wider, dass das Messinstrument das zu messende Merkmal erfasst und nicht ein anderes Konstrukt. Im Rahmen der konvergenten Validierung der R-1 wurde die Korrelation mit der Dimension "Risikobereitschaft/Sensation Seeking" der UPPS ermittelt. Darüber hinaus wurde der Zusammenhang der R-1 mit der Big-Five-Persönlichkeitsdimension "Extraversion" untersucht. Anschließend wurde versucht, weitere aus der Fachliteratur bekannte typische Korrelate der Risikobereitschaft mit der R-1 zu replizieren (siehe Tabelle 2). Die praktische Bedeutsamkeit der im Folgenden berichteten empirisch ermittelten Validitätskoeffizienten (d.h. bivariate Produkt-Moment-Korrelationen) aus den Stichproben 1, 2 und 3 wird nach den Richtlinien von Cohen (1992) vorgenommen: kleiner Effekt (r = .10), mittlere Effekt (r = .30), starker Effekt (r = .50).
Erwartungsgemäß zeigte sich im Sinne der konvergenten Validität eine hohe positive Korrelation der R-1 mit der Dimension "Risikobereitschaft/Sensation Seeking" der deutschen Version der UPPS von Keye et al. (2009; r = .57, p < .001). Darüber hinaus wurde für die konvergente Validierung die Skala Impulsives-Verhalten-8 (I-8) von Kovaleva, Beierlein, Kemper und Rammstedt (2012) herangezogen. Auch mit dieser Skala ergaben sich die erwarteten Zusammenhänge: Die R-1 korrelierte am höchsten mit der Impulsivitätsdimension "Sensation Seeking" (r = .69 bis r = .77, p < .001).
Den Annahmen von Costa und McCrae (1992) sowie Whiteside und Lynam (2001) entsprechend teilte die Risikobereitschaft in den drei Studien einen substanziellen Anteil gemeinsamer Varianz mit der Big-Five-Dimension Extraversion (r = .28 bis r = .42, p < .001). Insgesamt zeigte sich im Hinblick auf die Big-Five-Persönlichkeitsdimensionen, dass sich extravertierte, emotional stabile und offene Menschen in den Studien auch häufiger als risikobereit beschrieben. Dies stimmt mit bisherigen Ergebnissen zu den Korrelaten der Risikobereitschaft überein (z.B. Kovaleva et al., 2012). Darüber hinaus konnten mit der R-1 auch weitere, aus der Literatur bekannte Beziehungen der Risikobereitschaft mit anderen psychologischen Merkmalen repliziert werden. Die Korrelationen wiesen dabei mehrheitlich schwache bis mittlere Effektstärken auf. Die R-1 korrelierte positiv mit der Allgemeinen Selbstwirksamkeit (r = .25 bis r = .42, p < .001), der internalen Kontrollüberzeugung (r = .19 bis r = .34, p < .001), der Lebenszufriedenheit (r = .27 bis r = .32, p < .001), dem Optimismus (r = .15 bis r = .38, p < .001) und dem Selbstwert (r = .16, p < .001). Dies bedeutet, dass Personen, die sich selbst als kompetenter im Umgang mit Problemen und als Urheber ihrer eigenen Handlungen sahen (und nicht als bedingt durch den Zufall bzw. mächtige Andere), sich gleichzeitig auch als risikobereiter beschrieben. Personen, die eine höhere Risikobereitschaft angaben, waren optimistischer und zufriedener mit ihrem Leben und hatten ein positiveres Selbstwertgefühl. Annahmen zur diskriminanten Validität der R-1 werden ebenfalls durch die empirischen Daten unterstützt. So ließ sich die Risikobereitschaft auch empirisch von anderen Dimensionen der Impulsivität (Dringlichkeit, Mangel an Absicht, Mangel an Ausdauer) abgrenzen.
Mit soziodemographischen Variablen zeigten sich in den drei Stichproben Ergebnisse für die R-1, die mit früheren Befunden und Hypothesen übereinstimmen. Alter und Risikobereitschaft waren in allen Studien negativ miteinander korreliert. Ältere Personen beschrieben sich danach als weniger risikobereit als jüngere und umgekehrt (vgl. Dohmen et al., 2011; Steinberg, 2007). Die empirischen Ergebnisse zu Geschlechtsdifferenzen in der Risikobereitschaft konvergieren mit den Ergebnissen der Metaanalysen von Byrnes, Miller und Schafer (1999): Frauen gaben systematisch niedrigere Werte in der R-1 an als Männer. In Bezug auf die Rolle der Bildung zeigten sich lediglich Tendenzen. In Stichprobe 1 (Welle 1) ging ein höherer Bildungsstand auch mit einer höheren Risikobereitschaft einher. In den restlichen Studien zeigten sich jedoch keine systematischen Beziehungen. Ähnliche Ergebnisse ergaben sich für das persönliche Nettoeinkommen, das in Stichprobe 1 (Welle 1) und Stichprobe 3 positiv mit der Risikobereitschaft korrelierte.
In Bezug auf weitere sozialwissenschaftliche Inhaltsvariablen ergaben die Studien, dass die Höhe der Risikobereitschaft erwartungsgemäß mit risikoreichen Entscheidungen im Bereich Finanzen zusammenhängt. Es wurde abgefragt, welche von 10 Arten von Geldanlagen die Befragungsperson besitzt. Die 10 Arten von Geldanlagen wurden aufgrund des mit ihnen assoziierten Risikos in eine Rangreihenfolge gebracht. Arten mit ähnlicher Risikohöhe wurden anschließend in Kategorien zusammengefasst: 1) niedriges Risiko (z.B. Festgeld, Bausparvertrag), 2) mittleres Risiko ("Aktien, Fonds und Unternehmensanleihen mit mittlerem Risiko"), 3) höheres Risiko ("Aktien, Fonds und Unternehmensanleihen mit hohem Risiko"), sehr hohes Risiko ("Aktien, Fonds, Anleihen mit sehr hohem Risiko"). Mehrfachangaben über die Kategorien hinweg waren möglich, kamen jedoch nur in 1 % der Fälle vor. In diesem Fall wurde die Befragungsperson der Kategorie mit dem höchsten Risiko der Geldanlage zugewiesen. Eine einfaktorielle Varianzanalyse über die vier Gruppen ergab, dass sich Befragte mit unterschiedlich risikobehafteten Geldanalagen in ihrer selbstberichteten Risikobereitschaft systematisch voneinander unterschieden. (F[df1=3; df2=801] = 5.44, p = .001). Der Post-hoc-Vergleich deckte auf, dass dieser Effekt auf der statistisch signifikanten Mittelwertsdifferenz zwischen der Gruppe mit den am wenigsten risikobehaften und der Gruppe mit den am höchsten risikobehafteten Geldanlagen beruht (M[niedrigstes Risiko] = 3.56, SD[niedrigstes Risiko] = 1.60; M[höchstes Risiko] = 4.86, SD[höchstes Risiko] = 1.29; M[diff] = -1.30, p = .023). Der physische Gesundheitszustand stand in den Studien ebenfalls in Beziehung zur Risikobereitschaft: Personen mit schwerwiegenderen körperlichen Beeinträchtigungen neigten weniger dazu, Risiken einzugehen (r = -.13, p < .001). Substanzielle Beziehungen wies die R-1 auch zur selbstberichteten Delinquenz (z.B. Benutzen von Bahn, Bus etc. ohne gültigen Fahrschein, Steuerhinterziehung) auf: So gaben Personen mit einem häufigerem delinquenten Verhalten auch eine höhere Risikobereitschaft an (r = .26, p < .001). Die hier berichteten Ergebnisse stimmen mit früheren Befunden überein (Badunenko et al., 2009; Schwenkmezger, 1983; Zuckerman, 2007). Im Hinblick auf das Berufsleben zeigten sich ebenfalls theoretisch plausible Beziehungen: Personen mit höherer Risikobereitschaft ist es besonders wichtig, einen Arbeitsplatz zu haben, der Abwechslung, Aufstiegschancen und Gestaltungsspielräume bietet (siehe Tabelle 2). Im Hinblick auf politische Variablen zeigten sich jedoch inkonsistente Ergebnisse: Risikobereitschaft und Politische Partizipation waren in Stichprobe 1 nicht systematisch miteinander assoziiert (vgl. Kam, 2012). Die Ergebnisse der Korrelationsanalysen sind in Tabelle 2 dargestellt.
Tabelle 2
Validitätskoeffizienten der R-1
|
|
Stich-probe 11 |
|
Stich-probe 22 |
Stich-probe 33 |
Konstrukt |
|
Welle 1 |
Welle 2 |
|
|
Persönlichkeit |
Neurotizismus |
-.25** |
-.25** |
-.26** |
-.07* |
|
Extraversion |
.41** |
.42** |
.30** |
.28** |
|
Offenheit |
.15** |
.13** |
.17** |
.21** |
|
Verträglichkeit |
-.09* |
-.09 |
.01 |
-.05 |
|
Gewissenhaftigkeit |
-.02 |
.07 |
.03 |
-.03 |
Impulsivität (UPPS) |
Risikobereitschaft/ |
- |
- |
.57** |
- |
|
Dringlichkeit |
- |
- |
.06 |
- |
|
(Mangel an) Absicht |
- |
- |
-.13** |
- |
|
(Mangel an) Ausdauer |
- |
- |
.17** |
- |
Impulsivität (I-8)
|
Risikobereitschaft/ |
.73** |
.77* |
- |
.69** |
Dringlichkeit |
.22** |
.23** |
- |
.25** |
|
(Mangel an) Absicht |
.06 |
.05 |
- |
.07* |
|
(Mangel an) Ausdauer |
.04 |
.12** |
- |
-.02 |
|
Selbstbezogene |
Allgemeine Selbstwirksamkeit |
.34** |
.42** |
- |
.25** |
|
Selbstwert |
- |
- |
.16** |
- |
Kontrollüberzeugungen |
Internal |
.30** |
.34** |
- |
.19** |
|
External |
-.02 |
-.03 |
- |
-.05 |
Allgemeine |
SWLS |
.27** |
.32** |
- |
- |
Optimismus |
SOP2 |
.37** |
.38** |
- |
.15** |
Attraktivität |
AR-1 (Fremdbeurteilung) |
- |
- |
- |
.09** |
Attraktivität |
AR-1 (Selbstbeurteilung) |
- |
- |
- |
.17** |
Soziodemographische |
Alter |
-.15** |
-.19** |
-.03 |
-.23** |
Variablen4 |
Geschlecht |
-.24** |
-.22** |
-.14** |
-.12** |
|
Bildung (Jahre) |
.17** |
.10 |
.03 |
.18** |
|
Bildung (Bücher) |
- |
- |
.06 |
.18** |
Sozioökonomische |
Durchschnittliches monatliches Nettoeinkommen |
.19** |
.10 |
- |
.15** |
Gesundheitsstatus |
Physische Beeinträchtigungen |
- |
- |
- |
-.13** |
|
Psychische Beeinträchtigungen |
- |
- |
- |
-.05 |
Delinquenz |
ALLBUS |
- |
- |
- |
.26** |
Wichtigkeit Aspekte |
Verdienstmöglichkeiten |
- |
- |
- |
.04 |
der Arbeit |
Arbeitsbedingungen |
- |
- |
- |
.04 |
|
Abwechslung bei der Arbeit |
- |
- |
- |
.21** |
|
Verhältnis zu Kollegen |
- |
- |
- |
.10** |
|
Aufstiegschancen |
- |
- |
- |
.15** |
|
Sicherheit vor Entlassung |
- |
- |
- |
-.06 |
|
Arbeitszeitgestaltung |
- |
- |
- |
.01 |
|
Ansehen der Tätigkeit in der |
- |
- |
- |
.08* |
|
Möglichkeiten zur selbstständigen Gestaltung |
- |
- |
- |
.23** |
Politische Partizipation |
ESS 2008 |
-.04 |
-.02 |
- |
.12** |
Anm.: 1Stichprobe 1 (Welle 1: N = 539; Welle 2: N = 338), 2Stichprobe 2 (N = 566), 3Stichprobe 3 (N = 1134). * p < .05, ** p < .01, 4Kodierung Geschlecht 1 = männlich, 2 = weiblich.
Deskriptive Statistiken
In Tabelle 3 sind die deskriptiven Statistiken für die Kurzskala R-1 dargestellt. Sie basieren auf den Daten einer Quotenstichprobe (Stichprobe 1, 2 Wellen), einer heterogenen Onlinegelegenheitsstichprobe (Stichprobe 2) sowie einer umfangreichen, bevölkerungsrepräsentativen Zufallsstichprobe (Stichprobe 3). Über die Stichproben hinweg zeigen sich ähnliche Verteilungen der Itemrohwerte. Alle Antwortkategorien der Skala werden von den Befragten genutzt. Die Antwortkategorien 1 und 2 weisen ungefähr gleiche Häufigkeiten auf (13.5 bzw. 12.8% der Befragten). Es handelt sich um eine im Vergleich zur Normalverteilung flachgipfligen Verteilung. Dieses Ergebnis stimmt mit früheren Befunden zu alternativen Maßen der Risikobereitschaft überein. Beauducel et al. (2003, S. 65) berichten für die Skala "Gefahr- und Abenteuersuche" der UPPS ebenfalls eine flachgipflige und leicht rechtsschiefe Verteilung der Skalenwerte.
Deskriptive Statistiken der R-1 aus Stichprobe 1, 2 und 3
|
Erhebungsmodus |
N |
M |
SD |
Sch |
Kurt |
Stichprobe 1 - Welle 1 |
CAPI |
407 |
3.86 |
1.54 |
-.06 |
-.91 |
|
Papier |
131 |
3.75 |
1.59 |
.01 |
-1.0 |
Stichprobe 1 - Welle 2 |
CAPI |
226 |
3.94 |
1.53 |
-.19 |
-.97 |
|
Papier |
111 |
3.88 |
1.61 |
.05 |
-.94 |
Stichprobe 2 |
CAWI |
741 |
3.96 |
1.51 |
-.20 |
-.65 |
Stichprobe 3 |
CAPI |
1130 |
3.61 |
1.59 |
-.03 |
-.69 |
Anm.: Sch = Schiefe, Kurt = Kurtosis. CAPI = Computer Assisted Personal Interview, CAWI = Computer Assisted Web Interview, Papier = Papierversion (Selbstausfüller).
In Tabelle 4 sind Referenzwerte in Form von Gruppenmittelwerten und Standardabweichungen für die R-1 abgedruckt. Diese wurden anhand der Zufallsstichprobe (Stichprobe 3) ermittelt und erlauben dem Anwender einen Vergleich der R-1-Werte aus seiner Untersuchung mit denen relevanter Subgruppen aus einer bevölkerungsrepräsentativen Zufallsstichprobe, zum Beispiel von Männern oder Frauen, von Personen mit unterschiedlicher Schulbildung oder unterschiedlichen Alters. Die Altersgruppen in Tabelle 4 wurden den Lebensphasen der bundesdeutschen Gesellschaft angepasst. Die Zeit von 18 bis 35 Jahren ist die der beruflichen Ausbildung und Familiengründung. Die Zeit der beruflichen Festigung, Karriere, Betreuung heranwachsender Kinder und Pflege älterer Angehöriger fällt in die Zeit zwischen 36 und 65 Jahren. Die dritte Lebensphase beginnt im Alter von 65 Jahren, wenn die berufliche Tätigkeit in den meisten Fällen abgeschlossen ist. Die Aufteilung der Bildungsstufen wurde nach der Dauer der schulischen Allgemeinbildung vorgenommen. Dabei gilt die Dauer der schulischen Bildung bis einschließlich 9 Jahren als geringes Bildungsniveau. Bei einer Schuldauer von 10 oder 11 Jahren handelt es sich um ein mittleres Bildungsniveau und bei mehr als 11 Jahren um ein hohes Bildungsniveau.
Referenzwerte der R-1
Geschlecht |
Bildung |
Altersgruppen |
|||||||
|
|
18-35 Jahre |
36-65 Jahre |
>65 Jahre |
Gesamt (Alter) |
||||
|
|
M |
SD |
M |
SD |
M |
SD |
M |
SD |
Männlich |
Gering |
4.38 |
1.60 |
3,04 |
1,49 |
3,35 |
1,62 |
3,37 |
1,61 |
|
Mittel |
4.57 |
1.17 |
4.06 |
1.43 |
3.50 |
1.60 |
3.99 |
1.48 |
|
Hoch |
4.82 |
1.39 |
4.18 |
1.54 |
4.10 |
1.61 |
4.35 |
1.53 |
|
Gesamt |
4.62 |
1.39 |
3.76 |
1.56 |
3.51 |
1.63 |
3.83 |
1.60 |
Weiblich |
Gering |
4.68 |
1.38 |
3.31 |
1.67 |
2.80 |
1.52 |
3.16 |
1.65 |
|
Mittel |
3.73 |
1.51 |
3.51 |
1.49 |
3.29 |
1.58 |
3.53 |
1.51 |
|
Hoch |
4.05 |
1.27 |
3.53 |
1.62 |
3.23 |
1.48 |
3.68 |
1.49 |
|
Gesamt |
3.98 |
1.43 |
3.46 |
1.57 |
2.97 |
1.54 |
3.44 |
1.57 |
Gesamt |
Gering |
4.51 |
1.50 |
3.18 |
1.59 |
3.06 |
1.60 |
3.26 |
1.64 |
(Geschlecht) |
Mittel |
3.97 |
1.47 |
3.71 |
1.49 |
3.40 |
1.59 |
3.71 |
1.51 |
|
Hoch |
4.36 |
1.36 |
3.84 |
1.61 |
3.73 |
1.60 |
3.99 |
1.55 |
|
Gesamt |
4.23 |
1.44 |
3.59 |
1.57 |
3.24 |
1.61 |
3.61 |
1.59 |
Anm.: N = 1134.
Prof. Dr. Constanze Beierlein, Hochschule Hamm-Lippstadt, E-Mail: constanze.beierlein@hshl.de