Patriotismus-Kurzskala
Rollenkonflikt
Soziale Stressoren am Arbeitsplatz
Work-Family Conflict Scale (ISSP)

Patriotismus-Kurzskala

Author: Wittenberg, J. & Blank, T.
In ZIS Since: 1998
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Summary: Die hier dokumentierte Skala soll Patriotismus erfassen. Dieser wird als ein nationsbejahendes, mehrdimensionales Überzeugungssystem von Individuen verstanden. Die ersten drei Items erfassen "Stolz auf nationale Kollektivgüter" während die letzten drei Items allgemeinen Patriotismus erfassen.
Abstract: The scale documented here is intended to capture patriotism. Patriotism is understood as a nation-affirming, multidimensional persuasion system of individuals. The first three items capture "pride in national public goods" while the last three items capture general patriotism.

Language Documentation: deutsch
Language Items: deutsch
Number of Items: 6
Reliability: Cronbachs Alpha = .72 bis .75
Validity: Hinweis auf die konvergente Validität
Construct: Identität
Catchwords: Nationalismus, Patriotismus, Wertvorstellung, Stolz | nationalism, patriotism, values, pride
Item(s) used in Representative Survey: ja
URL Data Archive:

http://www.gesis.org/allbus/datenzugang/

Scale development: validiert, normiert

Die ersten drei Items sollen "Stolz auf nationale Kollektivgüter" erfassen. Diese Teilskala zur Erfassung des Stolzes auf nationale kollektive Güter enthielt noch weitere Items. Nach Blank und Schmidt (1997) können jedoch diese drei Items faktorenanalytisch als ein Faktor interpretiert werden. Die übrigen Items der Stolzskala laden demgegenüber auf anderen Faktoren und werden deshalb hier nicht aufgeführt. Die übrigen drei Items sollen allgemeinen Patriotismus erfassen.

 

Instruktion

-       Items 1-3: In der folgenden Auflistung sind einige Bereiche und Aspekte genannt. Auf diese Aspekte kann man als Deutsche(r) stolz sein. Wie stolz sind Sie persönlich auf die einzelnen Aspekte?

-       Items 4-6: Bitte kreisen Sie zu jeder der folgenden Aussagen die Antwortkennziffer ein, die Ihrer persönlichen Meinung am ehesten entspricht.

 

Items

Nr.

Item

Variablenbezeichnung

1

Ich bin auf die demokratischen Institutionen Deutschlands"

PAT1

2

Ich bin auf die sozialstaatlichen Leistungen Deutschlands"

PAT2

3

Ich bin auf die politischen Mitbestimmungsmöglichkeiten in Deutschland"

PAT3

4

Wenn ich die Bundesrepublik Deutschland kritisiere, tue ich dies aus Verbundenheit mit meinem Land.

PAT4

5

Wenn man seinem Land verbunden ist, sollte man sich auch dafür einsetzen, dessen Probleme zu beheben.

PAT5

6

Ich schätze das demokratische System in der Bundesrepublik sehr, aber ich bin auch bereit zur Kritik, wenn es um weitere Verbesserungen geht.

PAT6

 

Antwortvorgaben

-       Items 1-3: 5-stufige Kategorial-Skalen mit Benennung der Endpole 1 = überhaupt nicht stolz und 5 = sehr stolz

-       Items 4-7: 7-stufige Kategorial-Skalen mit Benennung der Endpole 1 = stimme überhaupt nicht zu und 7 = stimme voll und ganz zu

 

Auswertungshinweise

Einzeln betrachtet sind die Items gleichsinnig gepolt. Hohe Skalenwerte (stolz / stimme zu) entsprechen patriotischen Einstellungen. Ein additiver gewichteter Index (im Sinne eines Gesamtscores für Patriotismus) kann nach Standardisierung durch z-Transformation unter Berücksichtigung der Faktorenladungen berechnet werden.

Im Rahmen faktorenanalytischer Auswertungen kann die Skala zu einem Faktorscore verrechnet oder als latenter Faktor in Strukturgleichungsmodelle einbezogen werden. Systematische Messfehler wie z.B. allgemeine Zustimmungstendenzen sollten bei der Auswertung berücksichtigt werden.

 

Unter Patriotismus wird ein nationsbejahendes, mehrdimensionales Überzeugungssystem von Individuen verstanden. Es lässt sich theoretisch und empirisch vom Nationalismus im Sinne einer Überbewertung und Idealisierung der Nation (Levinson, 1950) unterscheiden. Patriotismus und Nationalismus setzen eine subjektive Identifikation des Individuums mit der Nation, eine nationale Identität voraus.

Zentrale Bestandteile (Subdimensionen) des Patriotismus sind:

-       die kritische Loyalität gegenüber der Nation (Staub, 1997) und

-       eine auf Individualisierung und innergesellschaftliche Vielfalt zielende Einstellung (Cohn-Bendit & Schmidt, 1993).

Der Patriotismus fördert damit die Toleranz gegenüber:

-       innergesellschaftlichen Minderheiten und Fremdgruppen (Blank & Schmidt, 1997),

-       die Befürwortung demokratischer Strukturen (Blank, Wittenberg & Schneider, im Druck) sowie

-       die Ablehnung einer Idealisierung der deutschen Geschichte, insbesondere im Hinblick auf den Nationalsozialismus (Mitscherlich & Mitscherlich, 1967).

Dieser Definition des Patriotismus ähnlich sind die Konzepte des "genuinen Patriotismus" (Levinson, 1950), des "Verfassungspatriotismus" (Sternberger, 1990; Habermas, 1990; Lepsius, 1989) und des "konstruktiven Patriotismus" (Staub, 1991).

 

Itemkonstruktion und Itemselektion

Die vorliegende Patriotismus-Kurzskala wurde im Rahmen des DFG-Projektes "Nationale Identität der Deutschen" (Schm 658/4-2) entwickelt. Diese Studie ist als ein Drei-Wellen-Panel konzipiert. Die Items wurden 1996 im Rahmen der dritten Welle erstmals in der vorliegenden Form getestet. Die ersten drei Items (PAT1, PAT2, PAT3) wurden bereits von Blank und Schmidt (1993, 1997) zur Erfassung des Patriotismus verwendet. Die Items PAT4 bis PAT6 stammen von Schatz und Staub (1997). Sie wurden leicht modifiziert und in dieser Form erstmals für Deutschland erhoben.

 

Stichproben

Bei der Ausgangsstichprobe der Identitätsstudie handelt es sich um eine schriftliche Repräsentativerhebung der Bundesbürger ab 18 Jahre. In einer ersten Welle wurden 1359 Personen befragt (West: n=987, Ost: n=372). In einer dritten Welle wurden 569 Personen wiederbefragt (West: n=390, Ost: n=179). Das Durchschnittsalter betrug 48.9 Jahre, mit einer Standardabweichung von 15.6 Jahren. 260 Befragte (45.7%) waren männlichen, 309 (54.3%) weiblichen Geschlechts. Die Feldarbeit leistete GFM-Getas (Hamburg).

Ein Vergleich der demographischen Merkmale der Untersuchungsstichprobe aus der dritten Welle (Tabelle 1) mit den entsprechenden Werten des ALLBUS 1996 zeigt nur geringe Abweichungen: In dieser ALLBUS-Studie ist die Gruppe der jüngeren Befragten stärker vertreten und der Anteil der Frauen und Männer ist etwas ausgewogener als in der vorgestellten Studie (45.7% Männer, 54.3% Frauen).

 

Tabelle 1

Demographische Merkmale der dritten Welle der Untersuchungsstichprobe

 

N

%

Schicht

 

 

Unterschicht

16

2.8

unt. Mittelschicht

112

19.7

mitt. Mittelschicht

339

59.6

obere Mittelschicht

94

16.5

Oberschicht

4

0.7

keine Angabe

4

0.7

Konfession

 

 

katholisch

164

28.8

evangelisch

213

37.4

andere

14

2.5

keine

177

31.1

keine Angabe

1

0.2

Schulabschluss

 

 

zZt. Schüler (Berufsschule)

1

0.2

kein Schulabschluss

6

1.1

Volks/Hauptschul-Abschluss

168

29.5

Mittlere Reife

132

23.2

POS mit 10. Kl.

50

8.8

Fachhochschulreife

58

10.2

Abitur

149

26.2

anderen Abschluss

3

0.5

keine Angabe

2

0.4

Total

569

100.0

 

Itemanalysen

Die Eindimensionalität der sechs Items wurde im Rahmen eines Kausalmodells durch eine konfirmatorische Faktorenanalyse in einem multiplen Gruppenvergleich zwischen den ost- und westdeutschen Befragten nachgewiesen (vgl. Blank, Wittenberg, & Schneider, 1998).

Abbildung 1. Subgruppenspezifische Faktorenladungen und Varianzen. Der erste Wert steht jeweils für die westdeutsche, der zweite Wert für die ostdeutsche Stichprobe. Es besteht ein signifikanter Unterschied zwischen Ost und West im Anteil der nicht erklärten Varianz für das Item PAT-6. Dieses Messmodell ist Bestandteil eines komplexeren Modells. Dessen Anpassungsparameter betragen: df = 957, Chi-Quadrat = 1757.7 (p = 0.00), RMSEA = .039; p-value of close fit = 1.00, GFI = .87.

 

Itemkennwerte

Die Items der "Stolz"-Skala (PAT1-PAT3) korrelieren untereinander in den alten Bundesländern zwischen .51 und .55, in den neuen Bundesländern zwischen .44 und .55. Die Items der "Zustimmungs"-Skala (PAT4-PAT6) korrelieren untereinander in den alten Bundesländern zwischen .36 und .55, in den neuen Bundesländern zwischen .49 und .55.


 

Tabelle 2

Interkorrelationen der Items, getrennt für West- und Ost-Befragte sowie für die Gesamtstichprobe

West

 

 

 

 

 

 

 

PAT1

PAT2

PAT3

PAT4

PAT5

PAT6

PAT1

1.000

 

 

 

 

 

PAT2

.536

1.000

 

 

 

 

PAT3

.550

.508

1.000

 

 

 

PAT4

.184

.161

.154

1.000

 

 

PAT5

.185

.141

.261

.434

1.000

 

PAT6

.378

.270

.376

.358

.549

1.000

Ost

 

 

 

 

 

 

 

PAT1

PAT2

PAT3

PAT4

PAT5

PAT6

PAT1

1.000

 

 

 

 

 

PAT2

.447

1.000

 

 

 

 

PAT3

.438

.551

1.000

 

 

 

PAT4

.258

.150*

.128

1.000

 

 

PAT5

.364

.236

.179*

.551

1.000

 

PAT6

.405

.225

.280

.532

.491

1.000

Gesamt

 

 

 

 

 

 

 

PAT1

PAT2

PAT3

PAT4

PAT5

PAT6

PAT1

1.000

 

 

 

 

 

PAT2

.545

1.000

 

 

 

 

PAT3

.569

.557

1.000

 

 

 

PAT4

.169

.134

.113

1.000

 

 

PAT5

.256

.188

.242

.462

1.000

 

PAT6

.417

.284

.375

.391

.527

1.000

Anmerkungen. * = auf 0.05%-Niveau signifikant; alle anderen Korrelationen sind auf einem Niveau von 0.01 signifikant

 

Reliabilität

Die Reliabilität der Gesamtskala beträgt .73 (für die alten Bundesländer .72, für die neuen Bundesländer .75, jeweils Cronbachs Alpha).

 

Validität

Die interne (Abbildung 1) und externe Validität wurden mit einem konfirmatorischen Kausalmodell geprüft (Abbildung 2) (Blank, Wittenberg, & Schneider, 1998). Als externe Kriterien wurden die Konstrukte Nationale Identität, Nationalismus, Autoritarismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Auswanderungsmotive hinzugezogen. In einem Kausalmodell konnten die folgenden Validierungshypothesen empirisch nicht widerlegt werden:

  • Je höher die nationale Identität, desto höher der Patriotismus.
  • Je höher der Patriotismus, desto geringer ist der Antisemitismus.
  • Je höher der Patriotismus, desto geringer ist die Ablehnung von in Deutschland lebenden Ausländern.
  • Je höher der Patriotismus, desto schwächer ist die Bereitschaft, die deutsche Vergangenheit von 1933-45 zu idealisieren.
  • Je höher der Patriotismus, desto stärker die Ablehnung des Staatsautoritarismus.
  • Je höher der Patriotismus, desto niedriger ist die subjektive Wahrscheinlichkeit im Falle eines wirtschaftlichen Niedergangs auszuwandern.
  • Je höher der Patriotismus, desto höher die subjektive Wahrscheinlichkeit im Falle des Verlust demokratischer Regeln auszuwandern.
  • Je höher der Patriotismus, desto höher die subjektive Wahrscheinlichkeit im Falle der Verfolgung von Minderheiten auszuwandern.

 

Abbildung 2. Abwanderungsmotive. Die Abbildung stellt die subgruppenspezifischen Varianzen der vollstandardisierten Schätzungen dar, die nach Bollen (1989) Validitätskoeffizienten entsprechen. Der erste Wert steht jeweils für die westdeutsche, der zweite Wert für die ostdeutsche Stichprobe. Auf die Darstellung der Messmodelle für die latenten Variablen (Elipsen) wurde der Übersicht halber verzichtet. Es bestehen keine signifikanten Unterschiede zwischen Ost und West. Die Anpassungsparameter des Modells betragen: df = 957, Chi-Quadrat = 1757.7 (p = 0.00), RMSEA = .039; p-value of close fit = 1.00, GFI = .87.

 

Deskriptive Statistiken (Normierung)

Die Mittelwerte (Tabelle 3) für die 5-stufigen "Stolz"-Items liegen zwischen 3.4 und 3.6 (bei Standardabweichungen zwischen 1.0 und 1.1). Die Mittelwerte für die 7-stufigen "Zustimmungs"-Items liegen zwischen 4.9 und 6.0 (bei Standardabweichungen zwischen 1.2 und 1.9).

 

Tabelle 3

Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Items in der dritten Untersuchungswelle

 

 

Gesamt

West

Ost

N=

 

569

390

179

PAT1*

M

3.3

3.6

2.9

 

SD

1.0

1.0

0.9

PAT2*

M

3.2

3.4

2.8

 

SD

1.1

1.1

1.1

PAT3*

M

3.3

3.5

2.8

 

SD

1.1

1.0

1.0

PAT4

M

4.9

4.8

5.1

 

SD

1.9

1.9

1.8

PAT5

M

5.9

6.0

5.8

 

SD

1.2

1.1

1.4

PAT6

M

6.0

6.2

5.6

Anmerkungen. * signifikante Mittelwertunterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern

 

Wittenberg, J. & Blank, T.