Allgemeines Umweltbewusstsein
Rollenkonflikt
Soziale Stressoren am Arbeitsplatz
Work-Family Conflict Scale (ISSP)

Allgemeines Umweltbewusstsein

Autor/in: Wingerter, C.
In ZIS seit: 2001
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Zusammenfassung:

Die Skala "Allgemeines Umweltbewusstsein" erfasst Umweltbewusstsein als allgemeine Überzeugung oder Weltbild. Die Erfassung dieses Konstrukts basiert auf einem Rational-Choice-Modell, bei dem angenommen wird, dass Überzeugungen bezüglich der Umwelt und deren Wertschätzung auf rationalen Entscheidungen fußen. Es werden drei Subskalen unterschieden: intrinsisches Naturverständnis, instrumentelles Naturverständnis und Natur als Existenzgrundlage.

Abstract:

The scale "General Environmental Awareness" captures environmental awareness as a general belief or world view. This construct is based on a rational choice model that assumes that environmental beliefs and values are based on rational decisions. Three subscales are distinguished: intrinsic understanding of nature, instrumental understanding of nature and nature as the basis of existence.


Sprache Dokumentation: deutsch
Sprache Items: deutsch
Anzahl der Items: 11
Reliabilität: Cronbachs Alpha = .46 bis .68
Validität: Es liegen Hinweise auf die faktorielle und die Kriteriumsvalidität vor.
Konstrukt: Umweltbewusstsein
Schlagwörter: Umweltverhalten | environmental behavior
Item(s) in Bevölkerungsumfrage eingesetzt: nein
Skalenentwicklung: validiert

Instruktion

Item 1 bis Item 8: Im Folgenden haben wir eine Reihe von Aussagen. Bitte sagen Sie mir zu jeder Aussage, in welchem Maße Sie zustimmen.

Item 9 bis Item 11: Jetzt noch ein paar weitere Aussagen. Bitte sagen Sie mir auch diesmal zu jeder Aussage, in welchem Maße Sie zustimmen.

 

Items

Nr.

Item

Variablen-bezeichnung

1

Die Menschen haben das Recht, die Natur nach ihren Bedürfnissen umzugestalten.

F12A

2

Pflanzen und Tiere existieren hauptsächlich, um von den Menschen genützt zu werden.

F12B

3

Tiere sollten ähnliche Lebensrechte wie Menschen haben.

F12C

4

Um die Umwelt schützen zu können, braucht Deutschland wirtschaftliches Wachstum.

F12E

5

Es gibt Grenzen des Wachstums, die unsere industrialisierte Welt schon überschritten hat oder sehr bald erreichen wird.

F12F

6

Wissenschaft und Technik werden viele Umweltprobleme lösen, ohne dass wir unsere Lebensweise ändern müssen.

F12H

7

Wir vertrauen zu sehr der Wissenschaft und der Technik und zu wenig unseren Gefühlen.

F12J

8

Das meiste, was Wissenschaft und Technik hervorgebracht haben, schadet der Umwelt.

F12K

9

Es beunruhigt mich, wenn ich daran denke, unter welchen Umweltverhältnissen unsere Kinder und Enkelkinder wahrscheinlich leben müssen.

F13A

10

Wenn ich Zeitungsberichte über Umweltprobleme lese oder entsprechende Fernsehsendungen sehe, bin ich oft empört und wütend.

F13B

11

Wenn wir so weitermachen wie bisher, steuern wir auf eine Umweltkatastrophe zu.

F13D

 

Antwortvorgaben

Die Zustimmung zu den Aussagen wurde jeweils auf fünfstufigen Skalen erfasst. Dazu wurden den Befragten Karten (für jeden Fragenblock eigene) mit den Aufschriften „stimme überhaupt nicht zu“, „stimme eher nicht zu“, „teils/teils“, „stimme weitgehend zu“ und „stimme voll und ganz zu“ gegeben, die jeweils zur Beantwortung einer Frage gezeigt werden sollten. Die Antwortalternativen wurden so kodiert, dass ein Wert von Fünf die volle Zustimmung und Eins die volle Ablehnung bedeutet: 1 = „stimme überhaupt nicht zu“, 2 = „stimme eher nicht zu“, 3 = „teils/teils“, 4 = „stimme weitgehend zu“ und 5 = „stimme voll und ganz zu“.

 

Auswertungshinweise

Es liegen keine Angaben vor.

 

 

Die Skala "Allgemeines Umweltbewusstsein" soll Umweltbewusstsein als allgemeine Überzeugungen oder Weltbilder erfassen (vgl. auch Preisendörfer, 1999). Dieses Konstrukt wird hier in einem Rational-Choice-Modell verwendet. Die Erfassung der es konstituierenden allgemeinen Überzeugungen bzw. Weltbilder soll deshalb Aussagen darüber zulassen, warum Umwelt von einer Person überhaupt als schützenswert oder wertvoll betrachtet wird.

In Anlehnung an die Überlegungen von Catton und Dunlap (1978) und Dunlap und Van Liere (1984; 1978) zu umweltrelevanten Weltbildern wie das "dominant social paradigm" und das "new environmental paradigm" und in Anlehnung an einen Artikel von Johnson (1996) über die logischen Zusammenhänge zwischen diesen beiden Weltbildern wurden drei mögliche Sichtweisen herausgearbeitet, die grundsätzlich eine Wertschätzung der natürlichen Umwelt implizieren (Wingerter, 1999):

Bei einem intrinsischen Naturverständnis wird Natur erstens um ihrer selbst Willen als wertvoll erachtet. Sie ist dort integraler Bestandteil des gesamten Weltbildes einer Person und der Verlust einer intakten natürlichen Umwelt würde als nicht ersetzbar bewertet. Eine zweite Haltung beurteilt Natur unter instrumentellen Gesichtspunkten. Natur wird primär als Ressource verstanden und dient der Befriedigung vielfältiger menschlicher Interessen. Auch hier bedeutet eine Verschlechterung der Umweltqualität zwar einen Verlust, aber nur solange bis das gleiche Bedürfnis alternativ befriedigt werden kann. Eine Einsicht in die Gefährdung der menschlichen Existenzgrundlagen führt zu einer dritten Form der Wertschätzung der Natur. Sie schließt zwei wichtige Überzeugung ein: Zum einen wird Natur als eine unabdingbare Grundlage menschlicher Existenz angesehen. Zum anderen wird davon ausgegangen, dass die Menschen durch ihr Handeln die Natur und somit ihre Existenzgrundlage zunehmend verschlechtern.

Bei der Entwicklung des hier dokumentierten Instruments wurde davon ausgegangen, dass diese drei Naturverständnisse bzw. Dimensionen eines allgemeinen Umweltbewusstseins unabhängig voneinander sind. D. h., dass beispielsweise ein hohes instrumentelles Naturverständnis eine hohe Einsicht in die Gefährdung der Existenzgrundlagen nicht ausschließt. Oder, dass die Überzeugung einer Person auf einer Dimension nicht unumgänglich einen entsprechenden Wert auf einer anderen Dimension impliziert.

 

Itemkonstruktion und Itemselektion

Zur Identifizierung möglicher Überzeugungen oder Weltbilder eines allgemeinen Umweltbewusstseins wurde zunächst eine Faktorenanalyse (Hauptachsenanalyse, SPSS 9.0) mit einer Vielzahl allgemeiner Statements zum Umweltbereich durchgeführt. Die Zahl der extrahierten Faktoren orientierte sich am Kriterium von Eigenwerten grösser Eins. Um eine klarere Faktorstruktur zu erhalten, wurde eine Varimax-Rotation durchgeführt, da theoretisch eine Unabhängigkeit der Dimensionen postuliert wird. Die Analyse führte zur Auswahl von 11 Items. Sie bilden drei Faktoren (siehe Tabelle 1), die in Übereinstimmung mit den drei theoretisch erwarteten Dimensionen eines allgemeinen Umweltbewusstseins Handlungsbereitschaften, Meinungen zur Umweltpolitik und die relative Wichtigkeit von Umweltschutz und Arbeitsplatz erfassen. Eine ähnliche Faktorenstruktur beschreiben Luber (1995) und Scherer (1996).

 

Tabelle 1

Ladungen der theoretisch postulierten Faktoren Existenzgrundlage (1), instrumentelles Naturverständnis (2) und intrinsisches Naturverständnis (3) auf den Items nach einer Hauptachsen-analyse mit orthogonaler Faktorenextraktion (Varimax)

Item

 

1

2

3

F12A

Recht, Natur umzugestalten

-.11

.63

-.05

F12B

Pflanzen/Tiere nur zum Nutzen 

-.02

.72

.03

F12C

Tiere Rechte wie Menschen 

.25

-.06

.24

F12E

Wachstum, um Umwelt zu schützen

-.02

.40

.08

F12F

Wachstumsgrenzen überschritten

.24

-.12

.27

F12H

Technik kann Umweltprobleme lösen

-.08

.42

-.13

F12J

viel Technik, wenig Gefühl

.15

-.09

.50

F12K

Technik schadet Umwelt

.11

-.03

.57

F13A

schlechte Umwelt: Kind/Enkel 

.68

-.06

.10

F13B

Umweltberichte machen wütend 

.68

-.01

.14

F13D

Gefahr Umweltkatastrophe

.53

-.16

.26

 

Stichproben

Die zur Konstruktion des Instruments herangezogenen Daten stammen aus der Umfrage "Umweltbewusstsein in Deutschland 1996", die im Auftrag des Umweltbundesamtes und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit durchgeführt wurde. Sie führte in Westdeutschland zu 1095, in Ostdeutschland zu 1212 auswertbaren persönlichen Interviews. Die Repräsentativität dieser Stichprobe im Vergleich zu den Zahlen des statistischen Landesamtes Wiesbaden lässt sich dem Codebuch entnehmen (Diekmann & Gautschi, 1994). Differenzen zur amtlichen Statistik zeigen sich am deutlichsten in einer Unterrepräsentation von ledigen Personen (6 Prozentpunkte) und einer Überrepräsentation von Ein- und Zweipersonenhaushalten (bis zu 10 Prozentpunkten).

 

Itemanalysen

In einer vorab zur Itemselektion durchgeführten explorativen Faktorenanalyse (Hauptachsenanalyse, SPSS 9.0, siehe Tabelle 1) wurden drei Dimensionen identifiziert. Aufgrund der theoretischen Vorannahmen wurden in dieser die Faktoren orthogonal extrahiert (Varimax). Eine weitere Faktorenanalyse unter Verwendung einer obliquen Rotation (Oblimin) führt zwar auf die gleiche Faktorenstruktur (siehe Abbildung 1). Es zeigen sich aber teilweise deutliche Korrelationen zwischen den einzelnen Faktoren.

 

Abbildung 1. Inter-Faktorkorrelationen und Faktorenladungen nach einer Faktorenanalyse mit obliquer Rotation

 

Dies könnte darauf hinweisen, dass ein ausgeprägtes intrinsisches Naturverständnis und die Einsicht in die Gefährdung der Existenzgrundlagen tendenziell gemeinsam vertreten werden. Wingerter (1999) konnte auf der Basis der Faktorwerte der schiefwinklig bestimmten Faktoren jedoch nicht belegen, dass das Naturverständnis für das Umweltverhalten in West- und Ostdeutschland eine andere Bedeutung hat. Es bleibt somit theoretisch und empirisch genauer zu klären, z.B. durch interkulturelle Gruppenvergleiche oder solche über die Zeit, worauf dieser Zusammenhang zwischen den beiden Dimensionen zurückzuführen sein könnte.

 

Itemkennwerte

Die Trennschärfen der Items und Cronbachs Alpha "if item deleted" werden in Tabelle 2 berichtet. Bei der Bestimmung der Cronbachs Alpha für die drei Dimensionen des allgemeinen Umweltbewusstseins wurden jeweils die Variablen verwendet, die diesen aufgrund inhaltlicher Überlegungen und entsprechender Faktorladungen zuzuordnen sind. Da auf Item F12C und Item F12F gleichzeitig zwei Faktoren laden (siehe Abbildung 1), wurden ihre Reliabilitäten wiederholt in den verschiedenen Dimensionskontexten berechnet.


 

Tabelle 2

Trennschärfen der Items (T) und Cronbachs Alpha if item deleted (CA) für die drei Dimensionen des allgemeinen Umweltbewusstseins

Item

 

T

CA

F12A

Recht, Natur umzugestalten

.45

.50

F12B

Pflanzen/Tiere nur zum Nutzen 

.47

.48

F12E

Wachstum, um Umwelt zu schützen

.31

.60

F12H

Technik kann Umweltprobleme lösen

.35

.57

F12J

viel Technik, wenig Gefühl

.36

.36

F12K

Technik schadet Umwelt

.33

.39

F12C

Tiere Rechte wie Menschen 

.23

.48

F12F

Wachstumsgrenzen überschritten

.24

.46

F13A

schlechte Umwelt: Kind/Enkel 

.50

.52

F13B

Umweltberichte machen wütend 

.47

.53

F13D

Gefahr Umweltkatastrophe

.46

.54

F12C

Tiere Rechte wie Menschen 

.25

.65

F12F

Wachstumsgrenzen überschritten

.27

.61

 

Reliabilität

Zur Bestimmung der Reliabilitäten (Cronbachs Alpha) der drei Dimensionen des allgemeinen Umweltbewusstseins wurden die Variablen verwendet, die diesen aufgrund inhaltlicher Überlegungen und entsprechender Faktorladungen zu zuordnen sind (siehe Tabelle 3). Da zwei Items gleichzeitig zwei Faktoren zugeordnet wurden, wird die Reliabilität dieser Faktoren jeweils mit und ohne diese Variablen angegeben.

 

Tabelle 3

Cronbachs Alpha (CA) für die drei Dimensionen des allgemeinen Umweltbewusstseins

Faktor

Items

CA

Intrinsisches Naturverständnis (INTRINS)

F12J, F12K

.46

 

F12J, F12K, F12C, F12F

.49

Instrumentelles Naturverständnis (INSTR)

F12A, F12B, F12E, F12H

.61

Natur als Existenzgrundlage (E)

F13A, F13B, F13D

.68

 

F13A, F13B, F13D, F12C, F12F

.63

Anmerkung. Wenn zwei Items gleichzeitig zwei Faktoren zugeordnet wurden, wird die Reliabilität dieser Faktoren jeweils mit und ohne diese Variablen angegeben

 

Validität

Der durch die Faktoren erklärte Anteil der Gesamtvarianz der Items beträgt 32%. Wie erwartet, korrelieren die Items bedeutsam mit verschiedenen Indizes zur Erfassung des speziellen Umweltbewusstseins (siehe Tabelle 4). Eine Untersuchung auf unterschiedliche Faktorstrukturen in Ost- und Westdeutschland zeigte keine bedeutsamen Unterschiede auf (vgl. Wingerter, 1999).

 

Tabelle 4

Korrelationen der drei Dimensionen eines allgemeinen Umweltbewusstseins intrinsisches Naturverständnis (1), instrumentelles Naturverständnis (2) und Natur als Existenzgrundlage (3) mit Indizes für spezifisches Umweltbewusstsein

 

1

INTRINS

2

INSTR

3

E

Spezifisches Umweltbewusstsein: Verkehr

.18*

-.03

.28*

Spezifisches Umweltbewusstsein: Mülltrennung

.22*

-.21*

.46*

 

Deskriptive Statistiken

Die Mittelwerte und Streuungen, sowie Schiefe und Kurtosis der Antworten zu den einzelnen Items liegen in Tabelle 5 vor.

 

Tabelle 5

Mittelwerte (M) und Streuungen (SD), sowie Schiefe (Sch) und Kurtosis (Ku) der Antworten zu den einzelnen Items

 

N

M

SD

Sch

Ku

F12A

Recht, Natur umzugestalten

2306

2.59

1.16

.183

-.837

F12B

Pflanzen/Tiere nur zum Nutzen 

2306

2.64

1.19

.215

-.829

F12C

Tiere Rechte wie Menschen 

2304

3.41

1.13

-.268

-.711

F12E

Wachstum, um Umwelt zu schützen

2304

3.30

1.12

-.292

-.592

F12F

Wachstumsgrenzen überschritten

2298

3.63

.93

-.310

-.251

F12H

Technik kann Umweltprobleme lösen

2302

2.83

1.07

.079

-.585

F12J

viel Technik, wenig Gefühl

2306

3.33

1.00

-.173

-.414

F12K

Technik schadet Umwelt

2306

3.10

1.00

-.103

-.350

F13A

schlechte Umwelt: Kind/Enkel 

2301

3.99

.98

-.865

.287

F13B

Umweltberichte machen wütend 

2302

3.74

1.00

-.578

-.078

F13D

Gefahr Umweltkatastrophe

2296

3.80

1.00

-.604

-.198

gültige N (listwise)

2280

 

 

 

 

 

Wingerter, C.