Instruktion
Die Fragen zur nationalen Identität werden zuerst gestellt, da sie sich sowohl an Kinder und Jugendliche mit als auch ohne Migrationshintergrund richten und somit keinen vorherigen Filter erfordern.
Vor den Fragen zur ethnischen Identität werden die Befragten darum gebeten, das Herkunftsland ihrer Familie aufzuschreiben.
„Du hast angegeben, dass jemand von deinen Eltern oder Großeltern in einem anderen Land als Deutschland geboren ist. Schreibe bitte dieses andere Land auf. (Wenn deine Eltern oder Großeltern in unterschiedlichen Ländern geboren sind, schreibe bitte das Land auf, das wichtiger für dich ist.)
Bitte schreibe das Land auf:
___________________________________________________________
Dieses Land nennen wir ab jetzt das Herkunftsland deiner Familie.“
Bei allen Fragen wird die Instruktion gegeben, nur ein Kästchen anzukreuzen (wörtliche Instruktion bei den Item-Batterien lautet „Bitte in jeder Zeile ein Kästchen ankreuzen.“, und bei der Frage zur Gruppenzugehörigkeit und Selbstkategorisierung „Bitte nur ein Kästchen ankreuzen.“). Die Frage nach der Selbstkategorisierung ist jedoch halboffen gestellt. Nach der letzten Antwortkategorie gibt es die Möglichkeit einer offenen Angabe. Die Befragten werden darin gebeten, aufzuschreiben, als was sie sich sehen („Bitte schreibe auf, als was du dich siehst.“)
Items und Antwortvorgaben
Nr. |
Item |
Dimension |
K1 |
Als was siehst du dich selbst? |
Kognitiv: Gruppenzugehörigkeit |
K2 |
Manche Menschen sehen sich als deutsch an, andere zum Beispiel als türkisch und wieder andere als deutsch-türkisch. Wie ist das bei dir? Als was siehst du dich? |
Kognitiv: Selbstkategorisierung (Duale Identität) |
N1 |
Ich bin zufrieden damit, zu Deutschland zu gehören. |
Nationale Identität: Evaluativ (Private Regard) |
N2 |
Ich bin froh, zu Deutschland zu gehören. |
Nationale Identität: Evaluativ (Private Regard) |
N3 |
Es stört mich, wenn jemand schlecht über Deutschland spricht. |
Nationale Identität: Affektuell (Verbundenheit) |
N4 |
Deutschland liegt mir sehr am Herzen. |
Nationale Identität: Affektuell (Verbundenheit) |
N5 |
Ich fühle mich eng verbunden mit den Deutschen. |
Nationale Identität: Affektuell (Verbundenheit) |
N6 |
Ich fühle mich als Teil von Deutschland. |
Nationale Identität: Affektuell (Verbundenheit) |
E1 |
Ich bin zufrieden damit, zum Herkunftsland meiner Familie zu gehören. |
Ethnische Identität: Evaluativ (Private Regard) |
E2 |
Ich bin froh, zum Herkunftsland meiner Familie zu gehören. |
Ethnische Identität: Evaluativ (Private Regard) |
E3 |
Es stört mich, wenn jemand schlecht über das Herkunftsland meiner Familie spricht. |
Ethnische Identität: Affektuell (Verbundenheit) |
E4 |
Das Herkunftsland meiner Familie liegt mir sehr am Herzen. |
Ethnische Identität: Affektuell (Verbundenheit) |
E5 |
Ich fühle mich eng verbunden mit den Menschen aus dem Herkunftsland meiner Familie. |
Ethnische Identität: Affektuell (Verbundenheit) |
E6 |
Ich fühle mich als Teil des Herkunftslandes meiner Familie. |
Ethnische Identität: Affektuell (Verbundenheit) |
Antwortvorgaben
- Item K1: Nur als Deutschen“, „Mehr als Deutschen“, „Als Beides gleichermaßen“, „Mehr als Menschen aus dem Herkunftsland meiner Familie“, „Nur als Menschen aus dem Herkunftsland meiner Familie“
- Item K2: Halboffen: „Deutsch“, „Türkisch“, „Deutsch-Türkisch“, „Kurdisch“, „Deutsch-Kurdisch“, „Italienisch“, „Deutsch-Italienisch“, „Polnisch“, „Deutsch-Polnisch“, „Etwas anderes, und zwar: "“
- Item N1-N6 und Item E1-E6: „Trifft voll und ganz zu“, „Trifft eher zu“, „Weder noch“, „Trifft eher nicht zu“, „Trifft überhaupt nicht zu“
Auswertungshinweise
Die bewusste Gruppezugehörigkeit (kognitive Dimension) wird mit Item K1 und Item K2 abgebildet. Private Regard und Verbundenheit werden dann durch entsprechende Subskalen getrennt für nationale und ethnische Identität abgebildet. Vor der Auswertung werden die Items N1 bis N6 und E1 bis E6 jeweils so umkodiert, dass höhere Werte eine stärkere Zustimmung bedeuten. Dann können die Werte der Subskalen gebildet werden: (1) Der Mittelwert der Items N1 und N2 entspricht Private Regard der nationalen Identität, (2) der Mittelwert der Items N3 bis N6 Verbundenheit der nationalen Identität, (3) analog entspricht der Mittelwert der Items E1 und E2 Private Regard der ethnischen Identität und (4) der Mittelwert der Items E3 bis E5 Verbundenheit der ethnischen Identität.
Anwendungsbereich
Das Messinstrument wird in Form eines selbstauszufüllenden Fragebogens bei der standardisierten schriftlichen Befragung von Kindern und Jugendlichen eingesetzt. Das Instrument wurde für Kinder und Jugendliche unterschiedlicher ethnischer Herkunft im Alter von 10 bis 16 Jahren entwickelt und getestet.
Ethnische Identität ist ein Spezialfall sozialer Identität (Ashmore, Deaux & McLaughlin-Volpe, 2004; Phinney, 1990). Soziale Identität wird ganz allgemein definiert als
“that part of an individual’s self-concept which derives from his knowledge of his membership of a social group (or groups) together with the value and emotional significance attached to that membership“ (Tajfel, 1978, S. 63, Hervorhebungen nicht im Original).
Dieser Definition zufolge lassen sich (mindestens) drei Dimensionen sozialer Identität unterscheiden: die kognitive Dimension verweist auf das subjektive Bewusstsein, einer Gruppe anzugehören, die evaluative Dimension auf die Bewertung dieser Gruppenzugehörigkeit und die affektuelle Dimension auf die gefühlsmäßige Verbundenheit mit dieser Gruppe (Ashmore et al., 2004; Ellemers, Kortekaas & Ouwerkerk, 1999; Jackson, 2002). Ethnische Identität umfasst demnach nicht nur das Wissen um die eigene ethnische Herkunft, sondern auch die mit dieser Herkunft verbundenen Bewertungen und die emotionale Bindung an die entsprechende Herkunftsgruppe. Daher erfassen die vorliegenden Skalen sowohl kognitive als auch evaluative und affektuelle Aspekte.
Nationale Identität bildet für Migranten und ethnische Minderheiten das Gegenstück zur ethnischen Identität, dessen Bezugspunkt nicht die ethnische Herkunft, sondern das Aufnahmeland ist (vgl. Schwartz et al., 2012; Verkuyten & Martinovic, 2012).
Nach Berry (2001) lässt sich das Verhältnis ethnischer und nationaler Identität durch die idealtypischen vier Fälle der Integration, Assimilation, Separation und Marginalität beschreiben. Integration, also die Identifikation sowohl mit der Aufnahme- als auch der Herkunftsgesellschaft, kann auch als duale Identität bezeichnet werden (Verkuyten & Martinovic, 2012). Solche Bindestrich-Identitäten (z.B. Deutsch-Türkisch) sind allerdings nicht notwendigerweise die Kombination gleichermaßen stark ausgeprägter ethnischer und nationaler Identität (vgl. Simon & Ruhs, 2008; Simon & Grabow, 2010). Die duale Identität wird daher direkt in Form einer Selbstkategorisierung der Befragten erfasst.
Itemkonstruktion und Itemselektion
Die Auswahl der Fragen und Items basieren zum einen auf eigenen Übersetzungen etablierter amerikanischer Messinstrumente, wie z.B. Multigroup Ethnic Identity Measure-Revised (MEIM-R, Phinney & Ong, 2007) und Ethnic Identity Scale (EIS, Umaña-Taylor, Yazedjian & Bámaca-Gómez, 2004), zum anderen auf relevanten deutschsprachigen Studien wie dem Nationalen Bildungspanel (Blossfeld, Roßbach & von Maurice, 2011). Es wurde ein Item-Pool mit etwa 50 Items für Private Regard und Verbundenheit erstellt und die Verständlichkeit der einzelnen Items für Kinder und Jugendliche von den Projektmitarbeitern eingeschätzt. Viele Items wurden dabei als für deutsche Kinder und Jugendliche nicht hinreichend verständlich beurteilt. Dies lag vor allem daran, dass die meisten vorhandenen Messinstrumente nicht für ältere Kinder oder für jüngere Jugendliche, sondern für Jugendliche im Alter von 15 Jahren entwickelt wurden. Darüber hinaus sind einige in der englischsprachigen Literatur verwendete Begriffe im Deutschen nicht gebräuchlich, wie z.B. „ethnische Gruppe“. Die ausgewählten Items wurden mithilfe kognitiver Interviews mit insgesamt 45 Kindern und Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund im Alter von 10 bis 16 Jahren stufenweise getestet und optimiert (Leszczensky, 2012).
Stichprobe
Die Daten für die Prüfung des Messinstruments stammen aus der ersten Erhebungswelle einer Befragung im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes „Soziale Netzwerke und ethnische Identifikationen jugendlicher Migranten“. Die Befragung wurde in neun Haupt-, Real- und Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen mit einem erhöhten Anteil von SchülerInnen mit Migrationshintergrund durchgeführt. Es wurden alle SchülerInnen der Jahrgänge 5, 6 und 7 schriftlich im Klassenverband befragt. Die Schulen wurden innerhalb vorgegebener Strata entsprechend unterschiedlich hoher Anteile von SchülerInnen nichtdeutscher Herkunft zufällig gezogen (Leszczensky & Pink, 2013a). Insgesamt beteiligten sich 76.5% der SchülerInnen an der Befragung. Die Analysen basieren auf Angaben von insgesamt 1,668 Kindern und Jugendlichen.
Die befragten SchülerInnen waren zum Zeitpunkt der Befragung im April oder Mai 2013 zwischen 9 und 17 Jahren alt (M = 12.77; SD = 1.14). 18% besuchten die Hauptschule, 36% die Realschule und 46% eine Gesamtschule. 65% der teilnehmenden SchülerInnen haben einen Migrationshintergrund. Die größte Migrantengruppe bilden SchülerInnen türkischer Herkunft mit 38%, gefolgt von SchülerInnen polnischer (10%) und russischer Herkunft (7%).
Aufgrund des Erhebungsdesigns sind die Daten nicht repräsentativ für Kinder und Jugendliche in Deutschland, da zum Beispiel keine Gymnasiasten befragt wurden. Da Gymnasiasten aber über (mindestens) genauso gute kognitive Fähigkeiten wie die in der Stichprobe enthaltenen SchülerInnen verfügen dürften, kann davon ausgegangen werden, dass das Messinstrument für diese Gruppe ebenfalls geeignet ist.
Variablen
In den Analysen wird zwischen SchülerInnen mit und ohne Migrationshintergrund sowie verschiedenen Migrationsgenerationen und Altersstufen unterschieden. Jugendliche mit Migrationshintergrund sind SchülerInnen mit mindestens einem im Ausland geborenen Großelternteil. Jugendliche, die selbst im Ausland geboren sind, sind Migranten erster Generation. Jugendliche mit mindestens einem im Ausland geborenen Elternteil sind Migranten zweiter Generation. Migranten dritter Generation sind in Deutschland geborene Jugendliche, deren Eltern ebenfalls in Deutschland geboren wurden, von denen aber mindestens ein Großelternteil im Ausland geboren wurde. Für die Erfassung des Migrationshintergrundes werden zudem ergänzende Informationen der zweiten Erhebungswelle verwendet. Es werden die Altersgruppen 9 bis 11, 12 bis 13 und 14 bis 17 Jahre unterschieden.
Zur Beurteilung der Konstruktvalidität wird der Zusammenhang zwischen der nationalen und ethnischen Identität und Indikatoren der sozialen und kulturellen Integration betrachtet. Soziale Integration wird anhand des Anteils der Freunde aus Deutschland einerseits und aus dem Herkunftsland der Familie andererseits operationalisiert. Die SchülerInnen schätzten ein, wie viele ihrer Freunde, die nicht auf ihre Schule gehen, aus Deutschland bzw. aus ihrem Herkunftsland kommen. Die Antwortskala umfasst jeweils fünf Kategorien: „alle“, „mehr als die Hälfte“, „ungefähr die Hälfte“, „weniger als die Hälfte“ und „keine“. Die fünfstufige Skala wurde umkodiert, so dass höhere Werte einem höheren Anteil an Freunden entsprechen.
Kulturelle Integration wird durch die subjektive Einschätzung der eigenen Kenntnisse der deutschen Sprache und der des Herkunftslandes der Familie erfasst. Die Jugendlichen beurteilten ihre Kenntnisse hinsichtlich des Sprechens, Verstehens, Schreibens und Lesens jeweils anhand einer vierstufigen Skala. Die Frage lautete „Wie gut kannst du Deutsch sprechen / verstehen / lesen / schreiben?“ Auf dieselbe Weise wurde nach der subjektiven Einschätzung der Kenntnisse der Sprache des Herkunftslandes der Familie gefragt. Die Antwortkategorien lauteten „gar nicht“, „nicht gut“, „gut“ und „sehr gut“. Es wurde der Durchschnitt der jeweiligen vier Items sowohl für die deutsche Sprache (Cronbachs α = 0.82) als auch für die Sprache des Herkunftslandes berechnet (Cronbachs α = 0.84). Höhere Werte auf der Skala repräsentieren bessere Kenntnisse der jeweiligen Sprache.
Auswertungsmethoden
Mittels jeweils einer explorativen Faktorenanalyse wurde die zugrundeliegende Faktorenstruktur der nationalen und ethnischen Identität untersucht. Es wurde eine Hauptachsenanalyse mit obliquer Promax-Rotation und Kaiser-Normalisierung angewendet. Die fehlenden Werte wurden listenweise ausgeschlossen.
Anschließend wurden zusätzlich konfirmatorische Faktorenanalysen durchgeführt (Worthington & Whittaker, 2006). Auf diese Weise lässt sich die Modellpassung der theoretisch angenommenen und durch die explorative Faktorenanalyse empirisch aufgedeckten Faktoren beurteilen (Brown, 2006, S. 14). Da die Variablen nicht normalverteilt sind, basiert die Schätzung auf dem Maximum-Likelihood-Verfahren mit robusten Standardfehlern und Satorra-Bentler skalierten Werten (Brown, 2006, S. 76; Satorra & Bentler, 2001). Fehlende Werte wurden listenweise ausgeschlossen. Es wurden χ², TLI, CFI, RMSEA und SRMR zur Bewertung der Modellanpassung herangezogen. Folgende Werte deuten auf einen akzeptablen Modellfit hin: TLI > 0.95, CFI > 0.95, RMSEA < 0.08, SRMR < 0.08 (Hu & Bentler, 1999; Schermelleh-Engel, Moosbrugger & Müller, 2003; Brown, 2006, S. 86 f.). Für den Modellvergleich wurde zusätzlich das AIC berücksichtigt.
Bei der Messung latenter Konstrukte wie nationaler und ethnischer Identität muss gewährleistet sein, dass die Messung über verschiedene Gruppen hinweg konsistent ist (Kline, 2011, S. 251 ff.; Vandenberg & Lance, 2000). Daher wurde die Messinvarianz zwischen Kindern und Jugendlichen deutscher und nichtdeutscher Herkunft sowie zwischen Migrationsgenerationen und Altersgruppen überprüft. Die Analyse der Messinvarianz basierte zunächst auf separaten konfirmatorischen Faktorenanalysen innerhalb jeder Gruppe (Brown, 2006, S. 268 ff.). Daneben wurde eine multiple Gruppenanalyse durchgeführt, die alle Gruppen berücksichtigt und mehrere aufeinanderfolge Stufen der Messinvarianz umfasst (Jöreskog, 1971). Auf der ersten Stufe wird die konfigurale Invarianz überprüft. Dabei wird angenommen, dass die unterschiedlichen Gruppen die gleiche Faktorenstruktur aufweisen. Das bedeutet, dass sowohl die Zahl der Faktoren als auch die Zugehörigkeit der Items zu den Faktoren über den Gruppen hinweg gleich sind. Auf der zweiten Stufe wird die metrische Invarianz getestet. Das Messmodell wird darin stärker restringiert. So wie im vorherigen Schritt wird über die Gruppen die gleiche Faktorenstruktur angenommen. Zusätzlich wird festgelegt, dass die Faktorladungen in den unterschiedlichen Gruppen gleich sind. Bei Bestätigung metrischer Invarianz kann gefolgert werden, dass sich das Konstrukt gruppenübergreifend auf die gleiche Weise zeigt. Auf der letzten Stufe wird die skalare Invarianz getestet. Neben den vorherigen Restriktionen werden in diesem Modell die Itemintercepts gleichgesetzt. Dahinter steht die Annahme, dass die resultierenden Faktorwerte auf den gleichen Mittelwerten der Items über die Gruppen beruhen. Bei gegebener skalarer Invarianz können die unterschiedlichen Gruppen hinsichtlich des Konstrukts miteinander verglichen werden (Brown 2006: 268 ff.; Kline 2011: 251 ff.). Ein negativer Wert bei der CFI-Differenz unter -0.01 deutet auf mangelnde Messinvarianz hin (Cheung & Rensvold, 2002; Dimitrov, 2010).
Die Reliabilität der Skalen nationaler und ethnischer Identität wurde anhand Raykovs ω und Cronbachs α ermittelt (Raykov, 1997). Die Konstruktvalidität wurde durch die Korrelation der Skalen untereinander und mit Indikatoren sozialer und kultureller Integration überprüft.
Für die konfirmatorischen Faktorenanalysen und die Prüfung der Messinvarianz wurde das lavaan-Paket (Version 0.5-15) in der Statistik-Software R (Version 3.0.2) verwendet (Rosseel, 2012). Die restlichen Analysen wurden in Stata (Vers. 12.1) durchgeführt.
Itemanalysen
Kognitive Dimension: Fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sieht sich gleichermaßen als Deutscher und als Mensch aus dem Herkunftsland der Familie an. Zwischen den beiden Variablen zur Messung der kognitiven Dimension, Gruppenzugehörigkeit (K1) und Selbstkategorisierung (K2), speziell das Vorliegen dualer Identität, besteht darüber hinaus ein erwartungsgemäßer Zusammenhang (siehe Tabelle 2). Fast zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen mit dualer Identität geben demnach an, sich gleichermaßen als Deutsche als auch als Menschen aus dem Herkunftsland zu sehen. Gleichwohl ist erkennbar, dass duale Identität nicht zwangsläufig mit gleichermaßen stark empfundener nationaler und ethnischer Identität einhergehen muss (vgl. Simon & Ruhs, 2008; Simon & Grabow, 2010).
Tabelle 2
Kognitive Dimension: Gruppenzugehörigkeit und duale Identität von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
Vorliegen dualer Identität (K2) |
|
|||||
Der Jugendliche sieht sich" (K1) |
Duale Identität |
Nur deutsche Identität |
Nur HKL Identität |
Gesamt |
N |
|
... nur als Deutschen |
4.23% |
50.00% |
2.49% |
9.74% |
94 |
|
... mehr als Deutschen |
8.46% |
14.62% |
1.38% |
6.63% |
64 |
|
... als Beides gleichermaßen |
64.27% |
28.46% |
25.41% |
44.87% |
433 |
|
... mehr als Menschen aus dem HKL |
16.70% |
3.08% |
32.60% |
20.83% |
201 |
|
... nur als Menschen aus dem HKL |
6.34% |
3.85% |
38.12% |
17.93% |
173 |
|
Gesamt |
100.00% |
100.00% |
100.00% |
100.00% |
|
|
N |
473 |
130 |
362 |
|
965 |
|
Nationale Identität: Evaluative und affektuelle Dimension: Es wurde eine explorative Faktorenanalyse über die Items zur nationalen Identität (N1 bis N6) durchgeführt (siehe Abbildung 1 für den Scree-Plot der anfänglichen Eigenwerte). Die schiefwinklig rotierte Lösung offenbart zwei Faktoren und bestätigt damit die Annahme der zwei latenten Dimensionen Private Regard und Verbundenheit (siehe Tabelle 3).
Abbildung 1. Nationale Identität: Eigenwerte der unrotierten Lösung
Anmerkung: Hauptachsenanalyse, N = 1,596.
Tabelle 3 Faktorladungen der Items zur nationalen Identität und Faktorkorrelation (Hauptachsenanalyse nach Promax-Rotation) |
|||
Faktor 1 |
Faktor 2 |
|
|
N1 Ich bin zufrieden damit, zu Deutschland zu gehören. |
0.02 |
0.79 |
|
N2 Ich bin froh, zu Deutschland zu gehören. |
0.07 |
0.78 |
|
N3 Es stört mich, wenn jemand schlecht über Deutschland spricht. |
0.66 |
-0.01 |
|
N4 Deutschland liegt mir sehr am Herzen. |
0.77 |
0.09 |
|
N5 Ich fühle mich eng verbunden mit den Deutschen. |
0.75 |
0.04 |
|
N6 Ich fühle mich als Teil von Deutschland. |
0.61 |
0.22 |
|
Faktorkorrelation |
|
||
Faktor 1 |
1.00 |
|
|
Faktor 2 |
0.66 |
1.00 |
|
Anmerkung: Oblique Rotation (Promax mit Kaiser-Normalisierung), N = 1,596. |
Die konfirmatorische Faktorenanalyse belegt die adäquate Passung des Modells mit den beiden Faktoren Private Regard und Verbundenheit für die nationale Identität (χ² = 62.36, df = 8, TLI = 0.97, CFI = 0.99, RMSEA = 0.07, SRMR = 0.02, AIC = 26261.55, siehe Abbildung 2). Ferner wurde zusätzlich ein einfaktorielles Modell überprüft, das jedoch eine mangelnde Anpassungsgüte aufweist (χ² = 504.08, df = 9, TLI = 0.79, CFI = 0.87, RMSEA = 0.19, SRMR = 0.07, AIC = 26881.43).
Abbildung 2. Konfirmatorisches Faktorenmodell der nationalen Identität
Anmerkung: Standardisierte Parameter, alle Koeffizienten sind signifikant mit p < .001, N = 1,596.
Ethnische Identität: Evaluative und affektuelle Dimension: Auch im Fall der ethnischen Identität wurde eine explorative Faktorenanalyse über die Items (E1 bis E6) durchgeführt (siehe Abbildung 3 für den Scree-Plot der anfänglichen Eigenwerte). Die schiefwinklig rotierte Faktorenanalyse weist ebenfalls eine zweidimensionale Struktur mit den Faktoren Private Regard und Verbundenheit nach (siehe Tabelle 4).
Abbildung 3. Ethnische Identität: Eigenwerte der unrotierten Lösung
Anmerkung: Hauptachsenanalyse, N = 978.
Tabelle 4 Faktorladungen der Items zur ethnischen Identität und Faktorkorrelation (Hauptachsenanalyse nach Promax-Rotation) |
|||
Faktor 1 |
Faktor 2 |
|
|
E1 Ich bin zufrieden damit, zum Herkunftsland meiner Familie zu gehören. |
0.01 |
0.84 |
|
E2 Ich bin froh, zum Herkunftsland meiner Familie zu gehören. |
0.06 |
0.82 |
|
E3 Es stört mich, wenn jemand schlecht über das Herkunftsland meiner Familie spricht. |
0.55 |
-0.03 |
|
E4 Das Herkunftsland meiner Familie liegt mir sehr am Herzen. |
0.61 |
0.24 |
|
E5 Ich fühle mich eng verbunden mit den Menschen aus dem Herkunftsland meiner Familie. |
0.70 |
0.06 |
|
E6 Ich fühle mich als Teil des Herkunftslandes meiner Familie. |
0.63 |
0.19 |
|
Faktorkorrelation |
|
||
Faktor 1 |
1.00 |
|
|
Faktor 2 |
0.69 |
1.00 |
|
Anmerkung: Oblique Rotation (Promax mit Kaiser-Normalisierung), N = 978. |
Die Indizes der konfirmatorischen Faktorenanalyse zeigen für ethnische Identität überdies ebenfalls eine gute Passung des Modells mit den beiden Faktoren Private Regard und Verbundenheit (χ²= 22.47, df = 8, TLI = 0.97, CFI = 0.98, RMSEA = 0.04, SRMR = 0.02, AIC = 12985.94, siehe Abbildung 4). Zudem weist ein einfaktorielles Modell eine geringe Anpassungsgüte auf (χ²= 157.18, df = 9, TLI = 0.72, CFI = 0.83, RMSEA = 0.13, SRMR = 0.06, AIC = 13338.95).
Abbildung 4. Konfirmatorisches Faktorenmodell der ethnischen Identität
Anmerkung: Standardisierte Parameter, alle Koeffizienten sind signifikant mit p < 0.001, N = 978.
Itemkennwerte
Die Items zur Messung nationaler und ethnische Identität weisen eine linksschiefe Verteilung auf. Die Mittelwerte der nationalen Identität liegen zwischen rund 3.0 und 4.0 auf der fünfstufigen Skala. Die Mittelwerte für ethnische Identität liegen mit über 4.0 noch höher (siehe Tabelle 5).
Tabelle 5 Items zur nationalen und ethnischen Identität und zentrale Lagemaße |
|
|||||||||
Nationale Identität |
M |
SD |
Schiefe |
Kurtosis |
Item-Trennschärfen |
N |
||||
N1 |
Ich bin zufrieden damit, zu Deutschland zu gehören. |
4.09 |
1.05 |
-1.20 |
3.95 |
0.62 |
1,629 |
|
||
N2 |
Ich bin froh, zu Deutschland zu gehören. |
3.94 |
1.12 |
-0.97 |
3.26 |
0.66 |
1,632 |
|
||
N3 |
Es stört mich, wenn jemand schlecht über Deutschland spricht. |
2.96 |
1.36 |
-0.05 |
1.80 |
0.57 |
1,635 |
|
||
N4 |
Deutschland liegt mir sehr am Herzen. |
3.16 |
1.27 |
-0.23 |
2.01 |
0.76 |
1,631 |
|
||
N5 |
Ich fühle mich eng verbunden mit den Deutschen. |
3.07 |
1.27 |
-0.15 |
2.01 |
0.70 |
1,629 |
|
||
N6 |
Ich fühle mich als Teil von Deutschland. |
3.30 |
1.30 |
-0.38 |
2.07 |
0.72 |
1,633 |
|
||
Ethnische Identität |
M |
SD |
Schiefe |
Kurtosis |
Item-Trennschärfen |
N |
|
|||
E1 |
Ich bin zufrieden damit, zum Herkunftsland meiner Familie zu gehören. |
4.56 |
0.82 |
-2.26 |
8.57 |
0.67 |
999 |
|
||
E2 |
Ich bin froh, zum Herkunftsland meiner Familie zu gehören. |
4.55 |
0.83 |
-2.17 |
7.86 |
0.69 |
1,000 |
|
||
E3 |
Es stört mich, wenn jemand schlecht über das Herkunftsland meiner Familie spricht. |
4.38 |
1.08 |
-1.91 |
5.87 |
0.44 |
1,006 |
|
||
E4 |
Das Herkunftsland meiner Familie liegt mir sehr am Herzen. |
4.48 |
0.85 |
-1.91 |
6.82 |
0.75 |
998 |
|
||
E5 |
Ich fühle mich eng verbunden mit den Menschen aus dem Herkunftsland meiner Familie. |
4.19 |
1.09 |
-1.38 |
4.18 |
0.66 |
995 |
|
||
E6 |
Ich fühle mich als Teil des Herkunftslandes meiner Familie. |
4.35 |
0.99 |
-1.73 |
5.67 |
0.71 |
994 |
|
||
Die Items zur Messung nationaler und ethnischer Identität hängen jeweils eng miteinander zusammen. Es herrscht eine moderate bis starke Korrelation mit Werten von 0.35 bis 0.75 zwischen den Items zur nationalen Identität und 0.28 bis 0.80 zwischen den Items zur ethnischen Identität (siehe Tabelle 6).
Tabelle 6
Interkorrelationen der Items zur nationale und ethnischen Identität
Nationale Identität (N = 1,596) |
N1 |
N2 |
N3 |
N4 |
N5 |
N6 |
|
N1 |
Ich bin zufrieden damit, zu Deutschland zu gehören. |
1.00 |
|
|
|
|
|
N2 |
Ich bin froh, zu Deutschland zu gehören. |
0.75*** |
1.00 |
|
|
|
|
N3 |
Es stört mich, wenn jemand schlecht über Deutschland spricht. |
0.35*** |
0.37*** |
1.00 |
|
|
|
N4 |
Deutschland liegt mir sehr am Herzen. |
0.50*** |
0.53*** |
0.59*** |
1.00 |
|
|
N5 |
Ich fühle mich eng verbunden mit den Deutschen. |
0.43*** |
0.47*** |
0.49*** |
0.69*** |
1.00 |
|
N6 |
Ich fühle mich als Teil von Deutschland. |
0.51*** |
0.55*** |
0.50*** |
0.64*** |
0.63*** |
1.00 |
Ethnische Identität (N = 978) |
E1 |
E2 |
E3 |
E4 |
E5 |
E6 |
|
E1 |
Ich bin zufrieden damit, zum Herkunftsland meiner Familie zu gehören. |
1.00 |
|
|
|
|
|
E2 |
Ich bin froh, zum Herkunftsland meiner Familie zu gehören. |
0.79*** |
1.00 |
|
|
|
|
E3 |
Es stört mich, wenn jemand schlecht über das Herkunftsland meiner Familie spricht. |
0.28*** |
0.32*** |
1.00 |
|
|
|
E4 |
Das Herkunftsland meiner Familie liegt mir sehr am Herzen. |
0.57*** |
0.61*** |
0.45*** |
1.00 |
|
|
E5 |
Ich fühle mich eng verbunden mit den Menschen aus dem Herkunftsland meiner Familie. |
0.46*** |
0.47*** |
0.39*** |
0.60*** |
1.00 |
|
E6 |
Ich fühle mich als Teil des Herkunftslandes meiner Familie. |
0.54*** |
0.56*** |
0.39*** |
0.63*** |
0.63*** |
1.00 |
Anmerkung: *p < 0.05, **p < 0.01, ***p < 0.001. |
Reliabilität
Die Reliabilität der Subskalen zur Messung nationaler und ethnischer Identität wurde sowohl in der gesamten Stichprobe als auch differenziert nach Migrationshintergrund und Migrationsgeneration überprüft. Da die Modelle, die den Skalen zu Grunde liegen, unterschiedliche Faktorladungen aufweisen und somit tau-kongenerisch sind, unterschätzt Cronbachs α die Reliabilität (Cortina, 1993). Daher wird zusätzlich Raykovs ω zur Prüfung herangezogen (Raykov, 1997). Die Skalen sind mit Werten von über 0.76 für alle Gruppen reliabel (siehe Tabelle 7).
Tabelle 7 Reliabilitätsanalyse der Skalen zur nationalen und ethnischen Identität (Raykovs ω und Cronbachs α) |
||||||||
Gesamt |
Migrationshintergrund |
Migrationsgeneration |
||||||
Deutsche |
Migranten |
1. Gen. |
2. Gen. |
3.Gen. |
||||
Nationale Identität |
Private Regard |
ω |
0.86 |
0.83 |
0.86 |
0.85 |
0.87 |
0.78 |
α |
0.85 |
0.81 |
0.86 |
0.85 |
0.86 |
0.76 |
||
Verbundenheit |
ω |
0.85 |
0.84 |
0.84 |
0.84 |
0.84 |
0.81 |
|
α |
0.85 |
0.84 |
0.84 |
0.83 |
0.84 |
0.81 |
||
Ethnische Identität |
Private Regard |
ω |
0.89 |
0.83 |
0.89 |
0.88 |
||
α |
0.88 |
0.83 |
0.88 |
0.88 |
||||
Verbundenheit |
ω |
0.80 |
0.77 |
0.77 |
0.87 |
|||
α |
0.80 |
0.76 |
0.77 |
0.86 |
Validität
Die beiden Dimensionen nationaler und ethnischer Identität hängen jeweils erwartungsgemäß eng miteinander zusammen (siehe Tabelle 8; vgl. auch Jackson, 2002; Zander & Hannover, 2013). Anders als in anderen deutschen Studien (Leszczensky, 2013; Zander & Hannover, 2013) besteht in der vorliegenden Stichprobe keine negative Korrelation zwischen der nationalen und der ethnischen Identität.
Tabelle 8 Korrelationen zwischen den Dimensionen nationaler und ethnischer Identität |
||||
NI-Private Regard |
NI-Verbundenheit |
EI-Private Regard |
EI-Verbundenheit |
|
NI-Private Regard |
1.00 |
|||
NI-Verbundenheit |
0.59*** |
1.00 |
||
EI-Private Regard |
0.02* |
-0.02 |
1.00 |
|
EI-Verbundenheit |
0.01 |
0.07* |
0.62*** |
1.00 |
Anmerkung: *p < 0.05, **p < 0.01, ***p < 0.001, N = 950, NI = Nationale Identität; EI = Ethnische Identität. |
Der Zusammenhang der nationalen und ethnischen Identität mit Indikatoren der sozialen und kulturellen Integration entspricht sowohl theoretischen Erwartungen als auch bekannten Befunden (siehe Tabelle 9; vgl. etwa Agirdag, Van Houtte & Van Avermaet, 2011; Leszczensky, 2013; Phinney, Berry, Vedder & Liebkind, 2006; Sabatier, 2008; Zander & Hannover, 2013). Nationale Identität korreliert demnach signifikant positiv mit dem Anteil deutscher Freunde, ethnische Identität hängt wiederum eng mit dem Anteil der Freunde aus dem Herkunftsland zusammen. Die subjektive Bewertung der eigenen Kenntnisse der deutschen Sprache korreliert positiv mit der nationalen Identität, jedoch negativ mit der ethnischen Identität. Die Bewertung der Kenntnisse der Sprache des Herkunftslandes hängt wiederum signifikant positiv mit der ethnischen Identität und negativ mit der nationalen Identität zusammen.
Tabelle 9 Korrelation der Skalen zur nationalen und ethnischen Identität mit Indikatoren der sozialen und kulturellen Integration |
||||
Deutsche Freunde |
Freunde aus HKL |
Kenntnisse der deutschen Sprache |
Kenntnisse der Sprache des HKL |
|
NI-Private Regard |
0.18*** |
-0.05 |
0.16*** |
-0.07* |
NI-Verbundenheit |
0.14*** |
-0.10** |
0.09** |
-0.08* |
EI-Private Regard |
-0.05 |
0.19*** |
-0.07* |
0.25*** |
EI-Verbundenheit |
-0.10** |
0.22*** |
-0.09** |
0.27*** |
Anmerkung: *p < 0.05, **p < 0.01, ***p < 0.001, NI = Nationale Identität; EI = Ethnische Identität. |
Deskriptive Statistiken
Die Skalen zu Private Regard und Verbundenheit der nationalen und ethnischen Identität zeigen eine linksschiefe Verteilung (siehe Tabelle 10). Das gilt sowohl für die gesamte Stichprobe als auch differenziert nach Migrationshintergrund und -generation. Die Mittelwerte der Skalen zur nationalen Identität liegen zwischen rund 3.0 und 4.0, während die der Skalen zur ethnischen Identität mit Werten meist über 4.0 noch etwas höher ausfallen.
Tabelle 10 Deskriptive Statistiken der Skalen zur nationalen und ethnischen Identität |
||||||||
Gesamt |
Migrationshintergrund |
Migrationsgeneration |
||||||
Deutsche |
Migranten |
1. Gen. |
2. Gen. |
3.Gen. |
||||
Nationale Identität |
Private Regard |
M |
4.01 |
4.31 |
3.85 |
3.62 |
3.87 |
4.05 |
SD |
1.01 |
0.82 |
1.07 |
1.10 |
1.08 |
0.90 |
||
Schiefe |
-1.07 |
-1.37 |
-0.89 |
-0.66 |
-0.90 |
-0.96 |
||
Kurtosis |
3.66 |
5.00 |
3.14 |
2.78 |
3.12 |
3.80 |
||
Verbundenheit |
M |
3.13 |
3.51 |
2.92 |
2.76 |
2.90 |
3.20 |
|
SD |
1.08 |
1.00 |
1.06 |
1.07 |
1.06 |
0.99 |
||
Schiefe |
-0.17 |
-0.39 |
-0.05 |
0.03 |
-0.05 |
-0.02 |
||
Kurtosis |
2.28 |
2.56 |
2.24 |
2.17 |
2.21 |
2.41 |
||
Ethnische Identität |
Private Regard |
M |
4.56 |
4.60 |
4.57 |
4.25 |
||
SD |
0.78 |
0.66 |
0.79 |
0.88 |
||||
Schiefe |
-2.23 |
-2.13 |
-2.39 |
-1.12 |
||||
Kurtosis |
8.49 |
9.25 |
9.25 |
3.98 |
||||
Verbundenheit |
M |
4.36 |
4.45 |
4.37 |
3.91 |
|||
SD |
0.79 |
0.73 |
0.76 |
1.01 |
||||
Schiefe |
-1.64 |
-1.93 |
-1.70 |
-0.82 |
||||
Kurtosis |
6.04 |
8.04 |
6.63 |
3.19 |
Die Skalen zur Messung der evaluativen und affektuellen Dimension nationaler und ethnischer Identität entsprechen hinsichtlich ihres Zusammenhangs mit der kognitiven Dimension den theoretischen Erwartungen (siehe Tabelle 11). Jugendliche, die sich selbst nur als Deutsche sehen, weisen die höchsten Werte bei Private Regard und Verbundenheit nationaler Identität auf, wohingegen Jugendliche, die sich selbst eher oder nur als Mensch aus dem Herkunftsland der Familie betrachten, niedrigere Werte auf diesen Dimensionen der nationalen Identität zeigen. Dagegen besitzen Jugendliche, die sich selbst nur oder eher den Deutschen zuordnen, ein niedrigeres Private Regard und Verbundenheit der ethnischen Identität, während SchülerInnen, die sich nur oder eher den Menschen aus dem Herkunftsland der Familie zugehörig fühlen, auf diesen Skalen hingegen höhere Werte zeigen. Dieses Bild bestätigt sich sowohl für nationale als auch ethnische Identität auch mit Blick auf das Vorliegen dualer Identität. Zu berücksichtigen ist hierbei jedoch, dass die skalare Messinvarianz der ethnischen Identität über die Kategorien der Gruppenzugehörigkeit nicht sichergestellt ist (siehe Tabelle 13). Die stärksten Abweichungen in den Faktorladungen zwischen den Gruppen betreffen die Items zur Verbundenheit.
Tabelle 11
Deskriptive Statistiken der Skalen zur nationalen und ethnischen Identität nach Gruppenzugehörigkeit (K1) und dualer Identität (K2)
|
|
Gruppenzugehörigkeit |
Vorliegen dualer Identität |
||||||
|
|
Nur deutsch |
Mehr deutsch |
Beides gleich |
Mehr HKL |
Nur HKL |
Duale Identität |
Nur deutsch |
Nur HKL |
Nationale Identität |
|||||||||
Private Regard |
M |
4.36 |
3.88 |
4.36 |
3.88 |
4.36 |
3.88 |
4.36 |
3.88 |
SD |
0.79 |
1.06 |
0.79 |
1.06 |
0.79 |
1.06 |
0.79 |
1.06 |
|
Verbundenheit |
M |
3.51 |
3.13 |
3.51 |
3.13 |
3.51 |
3.13 |
3.51 |
3.13 |
|
SD |
0.84 |
1.08 |
0.84 |
1.08 |
0.84 |
1.08 |
0.84 |
1.08 |
|
N |
92 |
64 |
92 |
64 |
92 |
64 |
92 |
64 |
Ethnische Identität |
|||||||||
Private Regard |
M |
4.03 |
4.20 |
4.03 |
4.20 |
4.03 |
4.20 |
4.03 |
4.20 |
SD |
1.10 |
0.93 |
1.10 |
0.93 |
1.10 |
0.93 |
1.10 |
0.93 |
|
Verbundenheit |
M |
3.68 |
3.90 |
3.68 |
3.90 |
3.68 |
3.90 |
3.68 |
3.90 |
|
SD |
1.12 |
0.97 |
1.12 |
0.97 |
1.12 |
0.97 |
1.12 |
0.97 |
|
N |
88 |
62 |
88 |
62 |
88 |
62 |
88 |
62 |
Anmerkung: HKL = Herkunftsland der Familie |
Nebengütekriterien
Die Prüfung der Messinvarianz der nationalen Identität belegt die Äquivalenz der Messung für Deutsche und Migranten, für verschiedene Migrationsgenerationen und für verschiedene Altersgruppen. Ferner wird die Messinvarianz der nationalen Identität abhängig von der kognitiven Dimension der Identität geprüft. Der Test belegt die Äquivalenz der Messung über die unterschiedlichen Kategorien der Gruppenzugehörigkeit und des Vorliegens dualer Identität (siehe Tabelle 12).
Tabelle 12 Prüfung auf Messinvarianz der nationalen Identität |
|||||||
Migrationshintergrund (N = 1,596) |
χ² |
df |
TLI |
CFI |
∆ CFI |
RMSEA |
SRMR |
Deutsche (n = 561) |
18.37 |
8 |
0.98 |
0.99 |
0.05 |
0.02 |
|
Migranten (n = 1,035) |
48.04 |
8 |
0.97 |
0.99 |
0.07 |
0.03 |
|
Konfigurale Invarianz |
67.83 |
16 |
0.97 |
0.99 |
0.06 |
0.02 |
|
Metrische Invarianz |
78.83 |
20 |
0.97 |
0.98 |
-0.002 |
0.06 |
0.03 |
Skalare Invarianz |
92.76 |
24 |
0.98 |
0.98 |
-0.003 |
0.06 |
0.04 |
Migrationsgeneration (N = 926) |
χ² |
df |
TLI |
CFI |
∆ CFI |
RMSEA |
SRMR |
1. Generation (n = 132) |
12.15 |
8 |
0.98 |
0.99 |
0.06 |
0.04 |
|
2. Generation (n = 643) |
25.43 |
8 |
0.98 |
0.99 |
|
0.06 |
0.03 |
3. Generation (n = 151) |
31.49 |
8 |
0.89 |
0.94 |
|
0.11 |
0.05 |
Konfigurale Invarianz |
59.33 |
24 |
0.97 |
0.98 |
|
0.07 |
0.03 |
Metrische Invarianz |
70.84 |
32 |
0.98 |
0.98 |
-0.002 |
0.06 |
0.03 |
Skalare Invarianz |
93.89 |
40 |
0.97 |
0.98 |
-0.007 |
0.07 |
0.04 |
Alter (N = 1,558) |
χ² |
df |
TLI |
CFI |
∆ CFI |
RMSEA |
SRMR |
9-11 Jahre (n = 235) |
21.95 |
8 |
0.96 |
0.98 |
|
0.09 |
0.03 |
12-13 Jahre (n = 912) |
39.39 |
8 |
0.97 |
0.98 |
|
0.07 |
0.02 |
14-17 Jahre (n = 411) |
18.22 |
8 |
0.98 |
0.99 |
|
0.06 |
0.02 |
Konfigurale Invarianz |
80.97 |
24 |
0.97 |
0.99 |
|
0.07 |
0.03 |
Metrische Invarianz |
89.87 |
32 |
0.98 |
0.99 |
0.000 |
0.06 |
0.03 |
Skalare Invarianz |
101.95 |
40 |
0.98 |
0.98 |
-0.001 |
0.06 |
0.03 |
Gruppenzugehörigkeit (N = 952) |
χ² |
df |
TLI |
CFI |
∆ CFI |
RMSEA |
SRMR |
Nur deutsch (n5 = 92) |
16.53 |
8 |
0.88 |
0.93 |
|
0.11 |
0.06 |
Mehr als deutsch (n = 64) |
9.17 |
8 |
0.99 |
0.99 |
|
0.05 |
0.03 |
Beides gleich (n = 432) |
20.30 |
8 |
0.97 |
0.98 |
|
0.06 |
0.02 |
Mehr als HKL (n = 196) |
17.16 |
8 |
0.96 |
0.98 |
|
0.08 |
0.04 |
Nur als HKL (n = 168) |
31.37 |
8 |
0.92 |
0.96 |
|
0.13 |
0.05 |
Konfigurale Invarianz |
97.37 |
40 |
0.95 |
0.97 |
|
0.09 |
0.04 |
Metrische Invarianz |
117.29 |
56 |
0.96 |
0.97 |
-0.002 |
0.08 |
0.04 |
Skalare Invarianz |
148.59 |
72 |
0.96 |
0.96 |
-0.007 |
0.08 |
0.05 |
Vorliegen dualer Identität (N = 952) |
χ² |
df |
TLI |
CFI |
∆ CFI |
RMSEA |
SRMR |
Duale Identität (n = 469) |
26.57 |
8 |
0.96 |
0.98 |
|
0.07 |
0.03 |
Nur deutsch (n = 124) |
7.38 |
8 |
1.01 |
1.00 |
|
0.00 |
0.03 |
Nur HKL (n = 359) |
13.92 |
8 |
0.99 |
0.99 |
|
0.05 |
0.03 |
Konfigurale Invarianz |
47.44 |
24 |
0.98 |
0.99 |
|
0.06 |
0.03 |
Metrische Invarianz |
58.02 |
32 |
0.98 |
0.99 |
-0.001 |
0.05 |
0.04 |
Skalare Invarianz |
74.44 |
40 |
0.98 |
0.98 |
-0.004 |
0.05 |
0.04 |
Anmerkung: MLM-Schätzer mit robusten Standardfehlern und Satorra-Bentler skalierter Teststatistik. |
Hinsichtlich der ethnischen Identität wird die Messinvarianz auf gleiche Weise geprüft. Der Test belegt die Äquivalenz der Messung über Migrationsgenerationen, Altersgruppen, und über die unterschiedlichen Kategorien des Vorliegens dualer Identität (siehe Tabelle 13). Über die Kategorien der Gruppenzugehörigkeit kann anhand der CFI-Differenz in der multiplen Gruppenanalyse allerdings keine metrische Invarianz sichergestellt werden. Die Werte des RMSEA, die sich im akzeptablen Bereich befinden, deuten jedoch daraufhin, dass keine schwerwiegende Verletzung der Messinvarianz vorliegt. Modifikationsindizes geben einen Hinweis darauf, dass die größten Abweichungen in den Faktorladungen zwischen den Gruppen die Items zur Verbundenheit betreffen.
Tabelle 13 Prüfung auf Messinvarianz der ethnischen Identität |
|||||||
Migrationsgeneration (N = 878) |
χ² |
df |
TLI |
CFI |
∆ CFI |
RMSEA |
SRMR |
1. Generation (n = 131) |
6.06 |
8 |
1.05 |
1.00 |
0.00 |
0.03 |
|
2. Generation (n = 639) |
30.36 |
8 |
0.91 |
0.95 |
|
0.07 |
0.03 |
3. Generation (n = 108) |
2.42 |
8 |
1.05 |
1.00 |
|
0.00 |
0.02 |
Konfigurale Invarianz |
34.13 |
24 |
0.98 |
0.99 |
|
0.04 |
0.03 |
Metrische Invarianz |
39.12 |
32 |
0.99 |
0.99 |
0.004 |
0.03 |
0.04 |
Skalare Invarianz |
46.53 |
40 |
0.99 |
0.99 |
0.001 |
0.02 |
0.04 |
Alter (N = 946) |
χ² |
df |
TLI |
CFI |
∆ CFI |
RMSEA |
SRMR |
9-11 Jahre (n = 149) |
8.77 |
8 |
0.99 |
0.99 |
|
0.03 |
0.03 |
12-13 Jahre (n = 544) |
14.86 |
8 |
0.98 |
0.99 |
|
0.04 |
0.02 |
14-17 Jahre (n = 253) |
11.34 |
8 |
0.97 |
0.99 |
|
0.04 |
0.03 |
Konfigurale Invarianz |
34.43 |
24 |
0.98 |
0.99 |
|
0.04 |
0.03 |
Metrische Invarianz |
42.75 |
32 |
0.98 |
0.99 |
0.000 |
0.03 |
0.04 |
Skalare Invarianz |
52.86 |
40 |
0.98 |
0.98 |
-0.003 |
0.03 |
0.04 |
Gruppenzugehörigkeit (N = 955) |
χ² |
df |
TLI |
CFI |
∆ CFI |
RMSEA |
SRMR |
Nur deutsch (n = 88) |
5.21 |
8 |
1.02 |
1.00 |
|
0.00 |
0.02 |
Mehr als deutsch (n = 62) |
5.68 |
8 |
1.05 |
1.00 |
|
0.00 |
0.03 |
Beides gleich (n = 431) |
21.65 |
8 |
0.94 |
0.97 |
|
0.06 |
0.03 |
Mehr als HKL (n = 200) |
8.44 |
8 |
0.98 |
0.99 |
|
0.02 |
0.03 |
Nur als HKL (n = 174) |
13.98 |
8 |
0.79 |
0.89 |
|
0.07 |
0.07 |
Konfigurale Invarianz |
57.24 |
40 |
0.94 |
0.97 |
|
0.05 |
0.04 |
Metrische Invarianz |
82.00 |
56 |
0.94 |
0.95 |
-0.016 |
0.05 |
0.08 |
Skalare Invarianz |
106.11 |
72 |
0.94 |
0.94 |
-0.015 |
0.05 |
0.08 |
Vorliegen dualer Identität (N = 952) |
χ² |
df |
TLI |
CFI |
∆ CFI |
RMSEA |
SRMR |
Duale Identität (n = 472) |
8.72 |
8 |
1.00 |
1.00 |
|
0.01 |
0.02 |
Nur deutsch (n = 120) |
12.12 |
8 |
0.97 |
0.98 |
|
0.07 |
0.03 |
Nur HKL (n = 360) |
13.12 |
8 |
0.91 |
0.95 |
|
0.04 |
0.04 |
Konfigurale Invarianz |
33.58 |
24 |
0.98 |
0.99 |
|
0.04 |
0.03 |
Metrische Invarianz |
39.20 |
32 |
0.99 |
0.99 |
0.003 |
0.03 |
0.03 |
Skalare Invarianz |
52.02 |
40 |
0.98 |
0.98 |
-0.007 |
0.03 |
0.04 |
Anmerkung: MLM-Schätzer mit robusten Standardfehlern und Satorra-Bentler skalierter Teststatistik. |
Weiterführende Literatur
Die Entwicklung des Messinstruments sowie kognitive Pretests sind ausführlich bei Leszczensky (2012) dokumentiert. Leszczensky und Pink (2013b) beschreiben zudem erste quantitative Tests. Leszczensky und Gräbs Santiago (2014) bieten eine umfassendere theoretische und methodische Diskussion des Problems der Messung ethnischer und nationaler Identität sowie eine ausführlichere Darstellung der Analysen, auf die dieser Beitrag aufbaut.