Die ersten drei Items sollen "Stolz auf nationale Kollektivgüter" erfassen. Diese Teilskala zur Erfassung des Stolzes auf nationale kollektive Güter enthielt noch weitere Items. Nach Blank und Schmidt (1997) können jedoch diese drei Items faktorenanalytisch als ein Faktor interpretiert werden. Die übrigen Items der Stolzskala laden demgegenüber auf anderen Faktoren und werden deshalb hier nicht aufgeführt. Die übrigen drei Items sollen allgemeinen Patriotismus erfassen.
Instruktion
- Items 1-3: In der folgenden Auflistung sind einige Bereiche und Aspekte genannt. Auf diese Aspekte kann man als Deutsche(r) stolz sein. Wie stolz sind Sie persönlich auf die einzelnen Aspekte?
- Items 4-6: Bitte kreisen Sie zu jeder der folgenden Aussagen die Antwortkennziffer ein, die Ihrer persönlichen Meinung am ehesten entspricht.
Items
Nr. |
Item |
Variablenbezeichnung |
1 |
Ich bin auf die demokratischen Institutionen Deutschlands" |
PAT1 |
2 |
Ich bin auf die sozialstaatlichen Leistungen Deutschlands" |
PAT2 |
3 |
Ich bin auf die politischen Mitbestimmungsmöglichkeiten in Deutschland" |
PAT3 |
4 |
Wenn ich die Bundesrepublik Deutschland kritisiere, tue ich dies aus Verbundenheit mit meinem Land. |
PAT4 |
5 |
Wenn man seinem Land verbunden ist, sollte man sich auch dafür einsetzen, dessen Probleme zu beheben. |
PAT5 |
6 |
Ich schätze das demokratische System in der Bundesrepublik sehr, aber ich bin auch bereit zur Kritik, wenn es um weitere Verbesserungen geht. |
PAT6 |
Antwortvorgaben
- Items 1-3: 5-stufige Kategorial-Skalen mit Benennung der Endpole 1 = überhaupt nicht stolz und 5 = sehr stolz
- Items 4-7: 7-stufige Kategorial-Skalen mit Benennung der Endpole 1 = stimme überhaupt nicht zu und 7 = stimme voll und ganz zu
Auswertungshinweise
Einzeln betrachtet sind die Items gleichsinnig gepolt. Hohe Skalenwerte (stolz / stimme zu) entsprechen patriotischen Einstellungen. Ein additiver gewichteter Index (im Sinne eines Gesamtscores für Patriotismus) kann nach Standardisierung durch z-Transformation unter Berücksichtigung der Faktorenladungen berechnet werden.
Im Rahmen faktorenanalytischer Auswertungen kann die Skala zu einem Faktorscore verrechnet oder als latenter Faktor in Strukturgleichungsmodelle einbezogen werden. Systematische Messfehler wie z.B. allgemeine Zustimmungstendenzen sollten bei der Auswertung berücksichtigt werden.
Unter Patriotismus wird ein nationsbejahendes, mehrdimensionales Überzeugungssystem von Individuen verstanden. Es lässt sich theoretisch und empirisch vom Nationalismus im Sinne einer Überbewertung und Idealisierung der Nation (Levinson, 1950) unterscheiden. Patriotismus und Nationalismus setzen eine subjektive Identifikation des Individuums mit der Nation, eine nationale Identität voraus.
Zentrale Bestandteile (Subdimensionen) des Patriotismus sind:
- die kritische Loyalität gegenüber der Nation (Staub, 1997) und
- eine auf Individualisierung und innergesellschaftliche Vielfalt zielende Einstellung (Cohn-Bendit & Schmidt, 1993).
Der Patriotismus fördert damit die Toleranz gegenüber:
- innergesellschaftlichen Minderheiten und Fremdgruppen (Blank & Schmidt, 1997),
- die Befürwortung demokratischer Strukturen (Blank, Wittenberg & Schneider, im Druck) sowie
- die Ablehnung einer Idealisierung der deutschen Geschichte, insbesondere im Hinblick auf den Nationalsozialismus (Mitscherlich & Mitscherlich, 1967).
Dieser Definition des Patriotismus ähnlich sind die Konzepte des "genuinen Patriotismus" (Levinson, 1950), des "Verfassungspatriotismus" (Sternberger, 1990; Habermas, 1990; Lepsius, 1989) und des "konstruktiven Patriotismus" (Staub, 1991).
Itemkonstruktion und Itemselektion
Die vorliegende Patriotismus-Kurzskala wurde im Rahmen des DFG-Projektes "Nationale Identität der Deutschen" (Schm 658/4-2) entwickelt. Diese Studie ist als ein Drei-Wellen-Panel konzipiert. Die Items wurden 1996 im Rahmen der dritten Welle erstmals in der vorliegenden Form getestet. Die ersten drei Items (PAT1, PAT2, PAT3) wurden bereits von Blank und Schmidt (1993, 1997) zur Erfassung des Patriotismus verwendet. Die Items PAT4 bis PAT6 stammen von Schatz und Staub (1997). Sie wurden leicht modifiziert und in dieser Form erstmals für Deutschland erhoben.
Stichproben
Bei der Ausgangsstichprobe der Identitätsstudie handelt es sich um eine schriftliche Repräsentativerhebung der Bundesbürger ab 18 Jahre. In einer ersten Welle wurden 1359 Personen befragt (West: n=987, Ost: n=372). In einer dritten Welle wurden 569 Personen wiederbefragt (West: n=390, Ost: n=179). Das Durchschnittsalter betrug 48.9 Jahre, mit einer Standardabweichung von 15.6 Jahren. 260 Befragte (45.7%) waren männlichen, 309 (54.3%) weiblichen Geschlechts. Die Feldarbeit leistete GFM-Getas (Hamburg).
Ein Vergleich der demographischen Merkmale der Untersuchungsstichprobe aus der dritten Welle (Tabelle 1) mit den entsprechenden Werten des ALLBUS 1996 zeigt nur geringe Abweichungen: In dieser ALLBUS-Studie ist die Gruppe der jüngeren Befragten stärker vertreten und der Anteil der Frauen und Männer ist etwas ausgewogener als in der vorgestellten Studie (45.7% Männer, 54.3% Frauen).
Tabelle 1
Demographische Merkmale der dritten Welle der Untersuchungsstichprobe
|
N |
% |
Schicht |
|
|
Unterschicht |
16 |
2.8 |
unt. Mittelschicht |
112 |
19.7 |
mitt. Mittelschicht |
339 |
59.6 |
obere Mittelschicht |
94 |
16.5 |
Oberschicht |
4 |
0.7 |
keine Angabe |
4 |
0.7 |
Konfession |
|
|
katholisch |
164 |
28.8 |
evangelisch |
213 |
37.4 |
andere |
14 |
2.5 |
keine |
177 |
31.1 |
keine Angabe |
1 |
0.2 |
Schulabschluss |
|
|
zZt. Schüler (Berufsschule) |
1 |
0.2 |
kein Schulabschluss |
6 |
1.1 |
Volks/Hauptschul-Abschluss |
168 |
29.5 |
Mittlere Reife |
132 |
23.2 |
POS mit 10. Kl. |
50 |
8.8 |
Fachhochschulreife |
58 |
10.2 |
Abitur |
149 |
26.2 |
anderen Abschluss |
3 |
0.5 |
keine Angabe |
2 |
0.4 |
Total |
569 |
100.0 |
Itemanalysen
Die Eindimensionalität der sechs Items wurde im Rahmen eines Kausalmodells durch eine konfirmatorische Faktorenanalyse in einem multiplen Gruppenvergleich zwischen den ost- und westdeutschen Befragten nachgewiesen (vgl. Blank, Wittenberg, & Schneider, 1998).
Abbildung 1. Subgruppenspezifische Faktorenladungen und Varianzen. Der erste Wert steht jeweils für die westdeutsche, der zweite Wert für die ostdeutsche Stichprobe. Es besteht ein signifikanter Unterschied zwischen Ost und West im Anteil der nicht erklärten Varianz für das Item PAT-6. Dieses Messmodell ist Bestandteil eines komplexeren Modells. Dessen Anpassungsparameter betragen: df = 957, Chi-Quadrat = 1757.7 (p = 0.00), RMSEA = .039; p-value of close fit = 1.00, GFI = .87.
Itemkennwerte
Die Items der "Stolz"-Skala (PAT1-PAT3) korrelieren untereinander in den alten Bundesländern zwischen .51 und .55, in den neuen Bundesländern zwischen .44 und .55. Die Items der "Zustimmungs"-Skala (PAT4-PAT6) korrelieren untereinander in den alten Bundesländern zwischen .36 und .55, in den neuen Bundesländern zwischen .49 und .55.
Tabelle 2
Interkorrelationen der Items, getrennt für West- und Ost-Befragte sowie für die Gesamtstichprobe
West |
|
|
|
|
|
|
|
PAT1 |
PAT2 |
PAT3 |
PAT4 |
PAT5 |
PAT6 |
PAT1 |
1.000 |
|
|
|
|
|
PAT2 |
.536 |
1.000 |
|
|
|
|
PAT3 |
.550 |
.508 |
1.000 |
|
|
|
PAT4 |
.184 |
.161 |
.154 |
1.000 |
|
|
PAT5 |
.185 |
.141 |
.261 |
.434 |
1.000 |
|
PAT6 |
.378 |
.270 |
.376 |
.358 |
.549 |
1.000 |
Ost |
|
|
|
|
|
|
|
PAT1 |
PAT2 |
PAT3 |
PAT4 |
PAT5 |
PAT6 |
PAT1 |
1.000 |
|
|
|
|
|
PAT2 |
.447 |
1.000 |
|
|
|
|
PAT3 |
.438 |
.551 |
1.000 |
|
|
|
PAT4 |
.258 |
.150* |
.128 |
1.000 |
|
|
PAT5 |
.364 |
.236 |
.179* |
.551 |
1.000 |
|
PAT6 |
.405 |
.225 |
.280 |
.532 |
.491 |
1.000 |
Gesamt |
|
|
|
|
|
|
|
PAT1 |
PAT2 |
PAT3 |
PAT4 |
PAT5 |
PAT6 |
PAT1 |
1.000 |
|
|
|
|
|
PAT2 |
.545 |
1.000 |
|
|
|
|
PAT3 |
.569 |
.557 |
1.000 |
|
|
|
PAT4 |
.169 |
.134 |
.113 |
1.000 |
|
|
PAT5 |
.256 |
.188 |
.242 |
.462 |
1.000 |
|
PAT6 |
.417 |
.284 |
.375 |
.391 |
.527 |
1.000 |
Anmerkungen. * = auf 0.05%-Niveau signifikant; alle anderen Korrelationen sind auf einem Niveau von 0.01 signifikant
Reliabilität
Die Reliabilität der Gesamtskala beträgt .73 (für die alten Bundesländer .72, für die neuen Bundesländer .75, jeweils Cronbachs Alpha).
Validität
Die interne (Abbildung 1) und externe Validität wurden mit einem konfirmatorischen Kausalmodell geprüft (Abbildung 2) (Blank, Wittenberg, & Schneider, 1998). Als externe Kriterien wurden die Konstrukte Nationale Identität, Nationalismus, Autoritarismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Auswanderungsmotive hinzugezogen. In einem Kausalmodell konnten die folgenden Validierungshypothesen empirisch nicht widerlegt werden:
Abbildung 2. Abwanderungsmotive. Die Abbildung stellt die subgruppenspezifischen Varianzen der vollstandardisierten Schätzungen dar, die nach Bollen (1989) Validitätskoeffizienten entsprechen. Der erste Wert steht jeweils für die westdeutsche, der zweite Wert für die ostdeutsche Stichprobe. Auf die Darstellung der Messmodelle für die latenten Variablen (Elipsen) wurde der Übersicht halber verzichtet. Es bestehen keine signifikanten Unterschiede zwischen Ost und West. Die Anpassungsparameter des Modells betragen: df = 957, Chi-Quadrat = 1757.7 (p = 0.00), RMSEA = .039; p-value of close fit = 1.00, GFI = .87.
Deskriptive Statistiken (Normierung)
Die Mittelwerte (Tabelle 3) für die 5-stufigen "Stolz"-Items liegen zwischen 3.4 und 3.6 (bei Standardabweichungen zwischen 1.0 und 1.1). Die Mittelwerte für die 7-stufigen "Zustimmungs"-Items liegen zwischen 4.9 und 6.0 (bei Standardabweichungen zwischen 1.2 und 1.9).
Tabelle 3
Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Items in der dritten Untersuchungswelle
|
|
Gesamt |
West |
Ost |
N= |
|
569 |
390 |
179 |
PAT1* |
M |
3.3 |
3.6 |
2.9 |
|
SD |
1.0 |
1.0 |
0.9 |
PAT2* |
M |
3.2 |
3.4 |
2.8 |
|
SD |
1.1 |
1.1 |
1.1 |
PAT3* |
M |
3.3 |
3.5 |
2.8 |
|
SD |
1.1 |
1.0 |
1.0 |
PAT4 |
M |
4.9 |
4.8 |
5.1 |
|
SD |
1.9 |
1.9 |
1.8 |
PAT5 |
M |
5.9 |
6.0 |
5.8 |
|
SD |
1.2 |
1.1 |
1.4 |
PAT6 |
M |
6.0 |
6.2 |
5.6 |
Anmerkungen. * signifikante Mittelwertunterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern
Die Skala wurde wiederholt im ALLBUS eigesetzt.