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Die Liebe zu anderen Kulturen. Eine deutschsprachige Skala zur Erfassung von Allophilie (ALLO-15)

  • Autor/in: Slavchova, V., Froehlich, L. & Stürmer, S.
  • In ZIS seit: 2018
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis254
  • Zusammenfassung: Verschiedene Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass positive und negative Einstellungen gegenüber Fremdgruppen nicht die Endpole einer Dimension darstellen, sondern zwei unabhängige Kontinua ... mehr bilden. Um diesen Erkenntnissen Rechnung zu tragen, wurde eine deutschsprachige Skala zur Erfassung von Allophilie („die Liebe zum Anderen“) basierend auf einer englischsprachigen Skala von Pittinsky, Rosenthal und Montoya (2011b) entwickelt, die der Erfassung von positiven Einstellungen gegenüber Fremdgruppen dient. Allophilie ist als Konstrukt in die fünf Dimensionen Affektion, Komfort, Verwandtschaft, Engagement und Enthusiasmus unterteilt und wird mit drei Items pro Subskala operationalisiert. Die Validierung erfolgte anhand von „Personen aus fremden Kulturkreisen“, die Skala kann jedoch auch für andere Fremdgruppen angepasst werden. Empirische Evidenzen für Konstruktvalidität (dimensional, konvergent und diskriminant) und Kriteriumsvalidität liegen vor. weniger
    Abstract: Various research results suggest that positive and negative attitudes towards foreign groups are not the end poles of one dimension, but two independent continua. In order to take these findings into ... mehraccount, a German scale for recording allophilia ("the love of others") was developed based on an English scale by Pittinsky, Rosenthal and Montoya (2011b), which serves to record positive attitudes towards foreign groups. Allophilia is divided as a construct into the five dimensions of affection, comfort, kinship, commitment and enthusiasm and is operationalized with three items per subscale. The validation was based on "persons from foreign cultures", but the scale can also be adapted for other foreign groups. Empirical evidence for construct validity (dimensional, convergent and discriminatory) and criterion validity is available. weniger
  • Sprache Dokumentation: Deutsch
  • Sprache Items: deutsch
  • Anzahl der Items: 15
  • Reliabilität: Cronbachs Alpha = .82 bis .87
  • Validität: empirische Belege für dimensionale Validität, konvergente und diskriminante Validität und Kriteriumsvalidität
  • Konstrukt: Affektion, Komfort, Verwandtschaft, Engagement, Enthusiasmus
  • Schlagwörter: Kultur, Fremdgruppe | culture, foreign group
  • Item(s) in Bevölkerungsumfrage eingesetzt: nein
  • Entwicklungsstand: validiert
    • Allophilie

      Vorab gilt anzumerken, dass die Validierung der Allophilie-Skala anhand der Fremdgruppe „Personen aus fremden Kulturkreisen“ erfolgte. Dies bedeutet, dass sowohl die Instruktion als auch die Items auf diese Referenzgruppe zugeschnitten wurden und dass analog dazu zur konvergenten und divergenten Validierung z. T. auf andere Kulturen bezogene Instrumente zum Einsatz kamen.

      Die Skala und die Instruktionen können grundsätzlich auch auf andere Referenzgruppen angepasst werden. Denkbar sind konkrete Kulturkreise, Geflüchtete, homosexuelle Menschen oder andere Gruppierungen, in dessen Kontext die Messung von positiven Einstellungen von Interesse ist. 

       

      Instruktion

      Kontakte mit Personen aus fremden Kulturkreisen können unterschiedliche Empfindungen auslösen. Manchmal positive, manchmal negative und manchmal auch beides gleichermaßen. Im Folgenden bitten wir Sie Ihre Empfindungen gegenüber Personen anzugeben, die aus Kulturkreisen stammen, die Sie selbst als kulturell fremd und unvertraut wahrnehmen.

       

      Items

      In Tabelle 1 sind die 15 Items der Allophilie-Skala dargestellt. Dabei entfallen je drei Items auf die Subskalen Affektion, Komfort, Verwandtschaft, Engagement und Enthusiasmus. Die Reihenfolge der Items kann nach Belieben variiert werden, in der Validierungsstudie wurden die Items in randomisierter Form dargeboten.


       

      Tabelle 1

      Items der Allophilie-Skala

      Nr.

      Item

      Polung

      Subskala

      1

      Ich habe im Allgemeinen eine positive Einstellung gegenüber Personen aus fremden Kulturkreisen.

      +

      Affektion

      2

      Ich mag Personen aus fremden Kulturkreisen.

      +

      Affektion

      3

      Ich empfinde positive Gefühle gegenüber Personen aus fremden Kulturkreisen.

      +

      Affektion

      4

      Ich fühle mich wohl, wenn ich mich mit Personen aus fremden Kulturkreisen aufhalte.

      +

      Komfort

      5

      Ich kann unter Personen aus fremden Kulturkreisen ich selbst sein.

      +

      Komfort

      6

      Ich empfinde den Kontakt mit Personen aus fremden Kulturkreisen als angenehm.

      +

      Komfort

      7

      Ich habe das Gefühl, bei Personen aus fremden Kulturkreisen dazuzugehören.

      +

      Verwandtschaft

      8

      Ich empfinde ein verwandtschaftliches Verhältnis zu Personen aus fremden Kulturkreisen.

      +

      Verwandtschaft

      9

      Ich empfinde eine tiefe Verbundenheit mit Personen aus fremden Kulturkreisen.

      +

      Verwandtschaft

      10

      Ich bin sehr daran interessiert, die Sichtweisen der Personen aus fremden Kulturkreisen zu verstehen.

      +

      Engagement

      11

      Ich bin motiviert, Personen aus fremden Kulturkreisen besser kennenzulernen.

      +

      Engagement

      12

      Ich bin daran interessiert, etwas über die Erfahrungen von Personen aus fremden Kulturkreisen zu hören.

      +

      Engagement

      13

      Personen aus fremden Kulturkreisen beeindrucken mich.

      +

      Enthusiasmus

      14

      Personen aus fremden Kulturkreisen begeistern mich.

      +

      Enthusiasmus

      15

      Personen aus fremden Kulturkreisen faszinieren mich.

      +

      Enthusiasmus

       

      Antwortvorgaben

      Die Items sind anhand einer sechsstufigen Likert-Skala zu beantworten. Dabei lauten die jeweiligen Antwortkategorien folgendermaßen: (1) starke Ablehnung; (2) Ablehnung; (3) geringe Ablehnung; (4) geringe Zustimmung; (5) Zustimmung und (6) starke Zustimmung.

       

      Auswertungshinweise

      Alle Items sind positiv formuliert. Die Subskalen Affektion, Komfort, Verwandtschaft, Engagement und Enthusiasmus werden ausgewertet, indem die jeweiligen drei Items jeder Dimension zu einem Mittelwert pro Subskala aggregiert werden.

       

      Anwendungsbereich

      Die Skala eignet sich für Paper-Pencil- oder Online-Befragungen. Eine mündliche Befragung unter Verwendung der standardisierten Instruktionen, der Items und des Anwortformats ist ebenfalls möglich. Dabei ist die Zielgruppe grundsätzlich diejenige, deren positive Einstellung zu einer Fremdgruppe untersucht werden soll. Die Validierung erfolgte an einer online rekrutierten Gelegenheitsstichprobe.

       

    Allophilie

    Distinktheit von Einstellungen, Emotionen und neuronalen Korrelaten

    Die bisherige sozialpsychologische Forschung fokussiert bei der Frage nach Einstellungen zwischen Eigen- und Fremdgruppe primär auf negativ besetzte Konzepte wie Rassismus und daraus resultierenden Diskriminierungsprozessen (Fiske, 2000). In diesem Zusammenhang resultieren entsprechende Interventionsmaßnahmen ebenfalls vom negativen Standpunkt aus. So legt bereits der Begriff der Vorurteilsreduktion im Sinne von Aronson et al. (2014) nahe, dass angenommen wird, dass negative Vorurteile per se vorhanden sind und es dieselben durch Interventionen abzubauen gilt. Der gewünschte Zielzustand solcher Interventionsmaßnahmen wurde in der Forschung bislang mit Ausdrücken wie Toleranz, Akzeptanz und Respekt umschrieben (Bennett, 2001). Damit einhergehend wurde in der Regel angenommen, dass zum Beispiel geringe Ausprägungen auf einer Rassismus-Skala dafür sprechen, dass die Person positiv gegenüber der Fremdgruppe eingestellt ist.

    Die Autoren Cacioppo und Berntson (1994) fanden demgegenüber, dass sich die positive oder negative Valenz der Einstellung als ausschlaggebend dafür erwies, ob positives oder negatives Verhalten besser vorhergesagt werden konnte. Konkret bedeutete dies, dass positive Einstellungen im Sinne einer Valenz-Kongruenz hingewandtes Verhalten und negative Einstellungen Rückzugsverhalten vorhersagten (vgl. Cacioppo & Berntson, 2001, siehe auch Smith & Louis, 2008; Navarrete & Fessler, 2006).

    Stereotype gegenüber Fremdgruppen und die damit verbundene kognitive Bewertung in Form eines positiven oder negativen Vorurteils sind mit dazugehörigen Emotionen verbunden (Fiske, Cuddy, Glick & Xu, 2002). Ein theoretisches Rahmenmodell aus der Positiven Psychologie, welches die distinkte Unterscheidung zwischen positiven und negativen Emotionen nahelegt, ist die sogenannte Broaden-and-build-Theorie (Fredrickson, 1998; Fredrickson, 2001; Fredrickson, 2004). Zentral nimmt die Theorie an, dass positive und negative Emotionen einen unterschiedlichen Einfluss auf Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster haben (Fredrickson, 2001). Die Theorie beinhaltet in ihren Kernpunkten, dass negative Emotionen das Verhaltensrepertoire im Sinne eines fight/flight-Mechanismus verengen, während positive Emotionen eine motivationale Basis für Handlungen bilden, die den Weg zu langfristig verwendbaren Ressourcen eröffnen (Fredrickson, 2001).

    Pittinsky et al. (2011a) zeigten analog dazu in zwei querschnittlich angelegten Online-Befragungen, dass positive Einstellungen besser als negative Einstellungen dazu geeignet waren, positives Verhalten gegenüber einer Fremdgruppe vorherzusagen (z. B. in Form von Unterstützung der Fremdgruppe, Spendenbereitschaft und positiv ausgerichteter Politik gegenüber der Fremdgruppe). Demgegenüber waren negative Einstellungen regressionsanalytisch geeignetere Prädikatoren, um die Unterstützung von restriktiver Politik vorherzusagen (Pittinsky et al., 2011a). Vergleichbare Beobachtungen zur unterschiedlichen Wirksamkeit positiver und negativer Einstellungen konnten auch in längsschnittlichen Studien gemacht werden (z. B. Swart, Hewstone, Christ & Voci, 2011). Auf kognitiv-neuronaler Ebene wurden ebenfalls empirische Belege gefunden, welche die Annahme der grundlegenden Unterschiedlichkeit von positiven und negativen Emotionen unterstützten (Herr & Page, 2004; Herr, Page, Pfeiffer & Davis, 2012; Kim & Hamann, 2007; Seo et al., 2014).

    Insgesamt sprechen die empirischen Befunde aus einschlägiger Literatur dafür, dass positive und negative Emotionen und Einstellungen funktional unterschiedlich sind und auch unterschiedlich wirken. Um der funktionalen Separabilität von Einstellungen gerecht zu werden, ist es entgegen der bisherigen sozialpsychologischen Forschungstradition erforderlich, auch positive Affekte und Einstellungen gegenüber Fremdgruppen zu untersuchen und messbar zu machen. Im Folgenden wird das Konstrukt Allophilie näher thematisiert, welches dieser positiven Ausrichtung gerecht wird.

     

    Allophilie

    Das Konstrukt Allophilie stellt eine perspektivische Erweiterung der Untersuchung von intergruppalen Einstellungen um die positive Betrachtung von Fremdgruppen dar. Das Wort Allophilie leitet sich aus dem Griechischen ab (αλλoζ: anders; φιλoζ: Freund; Beyer & Karajannakis, 2008) und bedeutet, jemand anderen zu mögen oder zu lieben (Pittinsky et al., 2011b). Das Konstrukt Allophilie zielt im Wesentlichen darauf ab, wahrhaft positive Einstellungen und Gefühle gegenüber der Fremdgruppe zu beschreiben (Pittinsky & Montoya, 2009), und liefert somit einen Gegenentwurf zu der bisher eher negativ dominierten Forschung zur Bewertung von Fremdgruppen. Jemanden zu mögen, geht beispielsweise mit Gefühlen der Bewunderung, Zuneigung und wohlwollender Sympathie einher (Pittinsky et al., 2011b). Liebe umfasst zwar auch Sympathie, ist jedoch zugleich eine qualitative Steigerung dieser positiven Emotionen um Aspekte einer engen Bindung, Gefühlen der Nähe und Intimität sowie eine aufrichtige Sorge darüber, ob es dem geliebten anderen gut geht (Pittinsky et al., 2011b).

     

    Englischsprachige Allophilie-Skala

    Pittinsky et al. (2011b) entwickelten eine 17-Item-Skala und definierten die empirisch ermittelten fünf Subskalen ihres Instrumentes folgendermaßen:

    -       Affektion (engl.: affection) beschreibt die positive affektive Bewertung von Mitgliedern einer Fremdgruppe.

    -       Komfort (engl.: comfort) entspricht einem ruhigen, entspannten Gefühl in Anwesenheit von Mitgliedern einer Fremdgruppe, das heißt der Abwesenheit von negativer Erregung.

    -       Verwandtschaft (engl.: kinship) spiegelt ein Gefühl der Nähe zu Mitgliedern einer Fremdgruppe wider.

    -       Engagement (engl.: engagement) stellt eine Tendenz zur Bindung und Interaktion mit Mitgliedern einer Fremdgruppe dar.

    -       Enthusiasmus (engl.: enthusiasm) ist als ein Zustand emotional überhöhter positiver Einstellungen zu Mitgliedern einer Fremdgruppe zu verstehen, gleichzusetzen mit einer Schwärmerei über die Fremdgruppe.

    Konzeptionell teilten Pittinsky et al. (2011b) die Subskalen zusätzlich in eine affektive Dimension (Affektion, Komfort, Verwandtschaft und Enthusiasmus) und in eine Verhaltensdimension (Engagement) ein. Da bislang noch keine deutschsprachige Skala zur Messung von Allophilie existiert, wurde diese Lücke mit der Entwicklung der vorliegenden Skala geschlossen.

     

    Allophilie

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Nach Empfehlung von Borsa, Damásio und Bandeira (2012) wurde das englische Original der Skala von Pittinsky et al. (2011b) zunächst von zwei bilingual deutsch-englisch aufgewachsenen Personen unabhängig voneinander übersetzt. Dabei wurde im Sinne von Borsa et al. darauf geachtet, dass eine Person einen fachlichen Hintergrund hatte und zusätzlich Vorwissen zur Skala erhielt (Psychologie-Studentin kurz vor Abschluss) und die andere Person fachfremd und ohne Vorwissen über die Skala war (Biologe im Promotionsstudium). Die beiden alternativen Übersetzungen wurden im Anschluss zu einer 17-Item-Prüfversion zusammengeführt. Bei der Äquivalenzprüfung nach Borsa et al. (2012) zur Originalskala wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass die Items dieselbe Bedeutung aufwiesen (semantische Äquivalenz), dass kulturell spezifische Ausdrücke geeignet transportiert wurden (idiomatische Äquivalenz) und dass der Iteminhalt denselben Aspekt in der anderen Sprache beschrieb (konzeptuelle Äquivalenz). Zwei weitere bilingual deutsch-englisch aufgewachsene Personen (professionelle Übersetzerin und promovierende Psychologin) nahmen dann eine Rückübersetzung der 17-Item-Prüfversion vor, die von einer dritten Person (Psychologie-Student) mit dem Original verglichen und als äquivalent befunden wurde.

    Abschließend wurde ergänzend eine unabhängige, seitens des Lehrgebiets Sozialpsychologie der FernUniversität in Hagen entworfene, ursprüngliche 17-Item-Referenzversion der Allophilie-Skala mit einbezogen. Im Rahmen einer moderierten Diskussion mit den drei bilingualen Übersetzern der Rückübersetzung wurden die 17-Item-Prüfversion und die ursprüngliche 17-Item-Referenzversion miteinander verglichen. Als Beurteilungskriterien wurde die sprachliche, semantische und konzeptionelle Äquivalenz zum Original zugrunde gelegt. Als Ergebnis dieses Überprüfungsprozesses wurden zwölf Items der eigenen Übersetzung beibehalten (vgl. Tabelle 1: Item 1, 4, 6, 7, 9, 11, 13, 15, 16, 17, 18 und 19) und fünf Items der Referenzversion (vgl. Tabelle 1: Item 2, 3, 5, 10 und 14) übernommen. Zusätzlich wurden einige Items nach dem Abgleich noch ein wenig sprachlich klarer bzw. direkter formuliert. Die vorläufige Prüfversion wies – analog zum englischsprachigen Original – mit 17 Items eine ungleiche Verteilung der Items auf die Subskalen auf. Zur Herstellung einer Gleichverteilung der Items pro Subskala wurden drei weitere Items anhand inhaltlicher Überlegungen ergänzt (vgl. Tabelle 1: Item 8, 12 und 20), sodass jede Subskala aus vier Items bestand. Somit wurde die Validierung bzw. Itemselektion anhand der 20-Item-Prüfversion durchgeführt. Itemanalysen in Form von konfirmatorischen Faktorenanalysen zeigten, dass der Ausschluss von fünf Items die Modellgüte deutlich verbessert (vgl. Kapitel zu Itemanalysen). Daher umfasst die finale Version der Allophilie-Skala 15 Items.

     

    Stichproben

    Zur Schätzung der erforderlichen Stichprobengröße wurde eine Serie von Monte-Carlo-Simulationen mit dem R-Package simsem (Pornprasertmanit, Miller, Schoemann, Quick & Jorgensen, 2015) auf Basis von Werten aus einer Stichprobe von Schüler_innen (N = 715) mit der 17-Item-Referenzversion des Lehrgebiets Sozialpsychologie durchgeführt. Es wurden Stichprobengrößen von N = 100, N = 200, N = 300, N = 400 und N = 500 erprobt, die jeweils 10.000 Mal simuliert wurden (Muthén & Muthén, 2002). Bei N = 300 konvergierten alle Modellschätzungen, die Power betrug approximativ 1, die relative Verzerrung der Modellparameter lag < 10 %, Standardfehler < 5 %, Übereinstimmungen der Schätzungen zwischen 0.91 und 0.98 (Muthén & Muthén, 2002). Bei N = 400 und N = 500 minimalisierten sich die Verzerrungen noch stärker. Da die Prüfversion im Gegensatz zur Referenzversion bislang noch nicht zum Einsatz kam, wurde als minimales Stichprobenziel N = 400 definiert.

    Die Validierungsstudie selbst wurde als Online-Fragebogen umgesetzt. Insgesamt 1.153 Personen riefen den Fragebogen auf, wovon 570 Probanden den Fragebogen vollständig ausfüllten (Beendigungsquote: 49.4 %). Die Probandenakquise erfolgte über zwei Wege. Studierende des Bachelorstudiengangs Psychologie an der FernUniversität Hagen konnten über das virtuelle Labor an der Studie teilnehmen und erhielten dafür als Gratifikation eine halbe Versuchspersonenstunde. Zusätzlich wurde die Studie in sozialen Netzwerken und im persönlichen Umfeld der Erstautorin verbreitet. 20 Datensätze wurden ausgeschlossen, in denen der Fragebogen mit größeren zeitlichen Unterbrechungen ausgefüllt wurde (Reips, 2002). Von den verbleibenden 550 hatten 507 Personen die deutsche Staatsbürgerschaft und 43 Teilnehmer hatten nichtdeutsche Staatsbürgerschaften. (In der Stichprobe gab es 36 Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft und einem Migrationshintergrund (anderes Geburtsland als Deutschland). Hinsichtlich dieser Gruppe wurde angenommen, dass die Identifikation mit der Eigengruppe „Deutschland“ klar genug ausgeprägt war. Diese Personen wurden in die Gesamtanalyse einbezogen, aufgrund der kleinen Stichprobengröße wurde diesbezüglich auf weitere Subanalysen verzichtet.)

    Eine Reihe der verwendeten Skalen zeichnete sich dadurch aus, dass Deutschland explizit als Eigengruppe formuliert wurde, sodass nichtdeutsche Staatsbürger von den weiteren Berechnungen ausgeschlossen wurden. Die Konkretheit der Eigengruppe war wichtig, um sicherzustellen, dass alle Probanden dieselbe Referenzgruppe verwendeten. Des Weiteren setzte sich die Gruppe der Nicht-Deutschen aus insgesamt 16 verschiedenen Nationalitäten zusammen. Auf Grund der sehr heterogenen Zusammensetzung der relativ kleinen Gruppe von Teilnehmenden war die Subgruppe für die Fragebogenvalidierung ungeeignet, daher wurden die 43 nichtdeutschen Personen ausgeschlossen. Weiterhin wurden die schnellsten 10 % der Teilnehmenden bei der weiteren Analyse nicht berücksichtigt (Rossmann, 2010).

    Die finale Stichprobe (N = 457) setzte sich aus 310 Frauen (67.8 %) und 147 Männern (32.2 %) zusammen. Das Durchschnittsalter betrug 30.25 Jahre (SD = 9.84; Spanne = 17-88). Die Mehrheit der Teilnehmenden war berufstätig (n = 319) in verschiedenen Bereichen: sozial-pflegerisch (n = 92), wissenschaftlich-forschend (n = 61), Verwaltung und Recht (n = 53), Management und Verkauf (n = 52), technisch (n = 40), und künstlerisch-sprachlich (n = 21).

     

    Itemanalysen

    Um die dimensionale Validität der 20-Item-Prüfskala zu überprüfen, kam eine konfirmatorische Faktorenanalyse zum Einsatz (lavaan, Rosseel, 2012; semTools, Jorgensen, Pornprasertmanit, Miller, Schoemann, & Rosseel). Auf Grund verletzter multivariater Normalverteilung der 20 Items (Maridas Schiefe, χ2 = 5817.65; g1p = 76.38, < .001) und Maridas Kurtosis (z = 53.9; g2p = 589.49, < .001) wurde das Schätzverfahren MLM gewählt.

    In der Startlösung eines τ-kongenerischen, unrestringierten (ohne Querladungen von Items auf die anderen Subskalen, jedoch mit Faktoreninterkorrelationen) Fünf-Faktoren-Modells mit je vier manifesten Items zeigten sich hinsichtlich der Modellevaluation keine optimalen Ergebnisse [χ2 (160, N = 457) = 398.09, p < .001; RMSEA = .057 [90-%-CI: .052; .063], RMSEA < .05, p = .018; SRMR = .051; CFI = .940]. Infolgedessen wurden alternative Modelle überprüft: Dabei verschlechterten sich entsprechende Fit-Indizies sowohl bei einem Ein-Faktor-Modell der Allophilie sowie bei einem Zwei-Faktoren-Modell, das zwischen einer emotionalen Dimension (Affektion, Komfort, Verwandtschaft und Enthusiasmus) und einer behavioralen Dimension (Engagement) differenziert. Daher wurde weiterhin mit dem Fünf-Faktoren-Modell gearbeitet.

    Die detaillierten Itemanalysen zeigten, dass einige Items relativ zu den anderen manifesten Indikatoren je Subskala unbefriedigende Faktorladungen und hohe Fehlervarianzen aufwiesen. Daher wurde in Kombination mit inhaltlichen Überlegungen das jeweils schlechteste Item pro Subskala ausgeschlossen, sodass hieraus die finale 15-Item-Allophilie-Skala resultierte.

    Das reduzierte Fünf-Faktoren-Modell mit je drei Items pro Faktor zeigte eine sehr gute Modellpassung [χ2(80, N = 457) = 141.88, p < .001; RMSEA = .041 [90-%-CI: .032; .050], RMSEA < .05, p = .955; SRMR = .034; CFI = .979]. Die Informationskriterien AIC und aBIC zeigten darüber hinaus, dass die neuen Modellwerte im Vergleich zur 20-Item-Prüfversion im Sinne der Parsimonität deutlich besser ausfielen (20 Items: AIC = 22316.95; aBIC = 22383.52; 15 Items: AIC = 16462.21; aBIC = 16514.52). Alternative Modelle (z. B. Ein-Faktor-Modell) zeigten konsistent schlechtere Kennwerte.

    Das mögliche Ein-Faktor-Modell der Allophilie sowie das Zwei-Faktor-Modell, das zwischen einer emotionalen und einer behavioralen Dimension differenziert, wiesen auch in der 15-Item-Version schlechtere Fit-Indizies auf. Abschließend gilt daher als Ergebnis der konfirmatorischen Faktorenanalysen festzuhalten, dass Allophilie in der verwendeten Skala am besten durch ein Fünf-Faktoren-Modell mit je drei Items repräsentiert wird (vgl. Abb. 1).


     

    Abbildung 1. t-kongenerisches Fünf-Faktoren-Messmodell für das Konstrukt Allophilie basierend auf 15 Items mit den Subskalen Affektion (Aff), Komfort (Kom), Verwandtschaft (Ver), Engagement (Eng) und Enthusiasmus (Ent). Abgebildet sind Messmodell (manifeste Indikatoren) und Strukturmodell (latente Faktoren) der Allophilie.

     

    Itemkennwerte

    In Tabelle 2 sind die Itemkennwerte des deutschsprachigen Instruments zur Messung von Allophilie abgebildet. Die Trennschärfen waren als gut zu beurteilen. Aus deskriptiver Sicht zeigte sich bei den meisten Items im Mittel eine Tendenz zur Zustimmung, wobei die Standardabweichung darauf hindeutet, dass die Items eine hinreichende Streuung aufweisen.


     

    Tabelle 2

    Mittelwerte, Standardabweichungen und Trennschärfen der manifesten Items

    Subskala und Items

    M

    SD

    Trennschärfe

    Affektion

    Item 1

    4.90

    0.99

    0.74

    Item 2

    4.63

    0.96

    0.75

    Item 3

    4.40

    1.03

    0.73

    Komfort

    Item 4

    4.29

    1.04

    0.74

    Item 5

    4.33

    1.17

    0.58

    Item 6

    4.51

    1.00

    0.69

    Verwandtschaft

     

     

     

    Item 7

    3.50

    1.31

    0.63

    Item 8

    3.01

    1.35

    0.70

    Item 9

    3.14

    1.31

    0.69

    Engagement

    Item 10

    4.96

    1.02

    0.68

    Item 11

    4.55

    1.10

    0.73

    Item 12

    5.02

    1.00

    0.75

    Enthusiasmus

    Item 13

    4.04

    1.15

    0.74

    Item 14

    4.11

    1.18

    0.77

    Item 15

    4.11

    1.23

    0.75

    Anmerkung: Skala von 1 (starke Ablehnung) bis 6 (starke Zustimmung), N = 457; Itembezeichnung siehe Tabelle 1.

     

    Allophilie

    Objektivität

    Die Durchführungsobjektivität ist auf Grund der standardisierten Instruktion gewährleistet. Die Auswertungsobjektivität ist ebenfalls durch die klare Zuordnung von Items zu den Subskalen gegeben. Aufgrund der konfirmatorischen Faktorenanalysen wird empfohlen, auf die Bildung eines Gesamtscores zu verzichten und Allophilie anhand der fünf Subdimensionen zu untersuchen. Für die Interpretationsobjektivität gilt, dass die Skala primär zu Forschungszwecken gedacht ist und dementsprechend das Antwortverhalten der jeweiligen Stichprobe den Maßstab darstellt. Es gibt aus theoretischer Sicht keine Rechtfertigung für Cut-Off-Werte, nach denen man Personen in eindeutig allophile bzw. nicht allophile Individuen unterteilen kann.


     

    Reliabilität

    Bei der Berechnung von Cronbachs Alpha wird ausschließlich die manifeste Struktur berücksichtigt, die nicht unbedingt zu der dahinterliegenden Faktorenstruktur passen muss. Um einen besseren Eindruck von der Reliabilität zu gewinnen, wurden daher drei weitere Reliabilitätskoeffizienten (ω1, ω2, ω3) berechnet (Jorgensen et al., 2016). Die Reliabilitätskoeffizienten unterscheiden sich dahingehend, dass die unterstellten Messmodelle mehr oder weniger konservativ sind.  ω1 und ω2 nehmen an, dass die modellimplizierte Kovarianz die Itemstruktur vollständig erklärt, was zu Verzerrungen des Wertes führen kann; bei ω3 wird die beobachtete Kovarianzmatrix statt der modellimplizierte Kovarianzmatrix genutzt. Bei der Betrachtung der Reliabilität von t-kongenerischen Messmodellen sollte vor allem das konservative, hierarchische ω3 Berücksichtigung finden (Eid et al., 2013). Die Stabilität des ω3-Wertes gegenüber den anderen Koeffizienten ist zusätzlich als positives Indiz für eine stabile Reliabilität zu werten (vgl. Tabelle 3). Die Subskalen erwiesen sich mit drei Items pro Skala und jeweiligen Reliabilitätskoeffizienten über .80 als hinreichend reliabel.

     

    Tabelle 3

    Reliabilitätskoeffizienten der fünf Subskalen

    Reliabilitätskoeffizient

    Affektion

    Komfort

    Verwandtschaft

    Engagement

    Enthusiasmus

    Cronbachs α

    .86

    .82

    .82

    .85

    .87

    ω1

    .86

    .81

    .82

    .85

    .87

    ω2

    .86

    .81

    .82

    .85

    .87

    ω3

    .86

    .81

    .82

    .85

    .87

     

    Validität

     

    Inhaltliche Validität

    Da das Itemuniversum bei Pittinsky et al. (2011b) anhand eines qualitativen Bottom-up-Ansatzes gebildet und faktorenanalytisch auf die Subfacetten reduziert werden konnte, ist anzunehmen, dass die Items inhaltlich alle relevanten Bereiche von Allophilie und den Subfacetten abdeckten. Somit sind die Items als repräsentativ für das zugrunde liegende Konstrukt Allophilie zu werten.

     

    Konvergente Validität

    Es ergaben sich erwartungskonforme positive Korrelationen der Allophilie-Subskalen zu folgenden Konstrukten bzw. Konzepten (vgl. Tabelle 4):

    -       Identifikation mit der Menschheit, d. h. die Wahrnehmung aller Menschen auf der Welt als eine gemeinsame Eigengruppe (McFarland, Webb & Brown, 2012)

    -       Rekategorisierung als Tendenz, die Eigen- und Fremdgruppe zu einer gemeinsamen Eigengruppe zusammenzufassen (Gaertner, Mann, Murrell & Dovidio, 1989)

    -       Universale Orientierung, d. h. das Bestreben von Menschen, sich in Bezug auf andere Gruppen selektiv wahrnehmbaren Ähnlichkeiten hinzuwenden, sie zu betonen und mehr zu beachten als vorhandene Unterschiede (Phillips & Ziller, 1997)

    -       Situationaler Komfort, als Zustand, in dem der Kontakt und die Interaktion mit Fremdgruppen emotional als angenehm empfunden wird (Cole & Arriola, 2007)

    -       Motivation zu vorurteilsfreiem Verhalten im Sinne eines bewussten, reflektierten Bemühens um ein adäquates Verhalten gegenüber der Fremdgruppe (Banse & Gawronski, 2003)

    -       Kulturübergreifendes Erkundungsverhalten als konkrete Aktivitäten und Handlungen, die darauf abzielen, andere Kulturen besser kennenzulernen und sie zu erforschen (Stürmer et al., 2013)

    -       Offenheit für Erfahrungen und Extraversion als Persönlichkeitsmerkmale, die im Sinne von endeavor-related traits mit einer aktiven Investitionsbereitschaft für Ressourcengewinne einhergehen (Ashton & Lee, 2007)

     

    Tabelle 4

    Konvergente Validität der fünf Allophilie-Subskalen mit konstruktnahen Verfahren

     

    1.

    2.

    3.

    4.

    5.

    6.

    7.

    8.

    9.

    10.

    11.

    12.

    13.

    14.

    1. Aff

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    2. Kom

    .77***

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    3. Ver

    .64***

    .72***

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    4. Eng

    .72***

    .68***

    .55***

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    5. Ent

    .73***

    .59***

    .61***

    .67***

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    6. IWAH

    .48***

    .46***

    .48***

    .43***

    .44***

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    7. ReKa

    .25***

    .27***

    .27***

    .24***

    .17***

    .27***

     

     

     

     

     

     

     

     

    8. U-Ori

    .46***

    .37***

    .40***

    .48***

    .43***

    .44***

    .22***

     

     

     

     

     

     

     

    9. S-Kom

    .55***

    .59***

    .46***

    .51***

    .38***

    .37***

    .24***

    .37***

     

     

     

     

     

     

    10. MVV

    .42***

    .27***

    .30***

    .37***

    .44***

    .30***

    .13**

    .35***

    .26***

     

     

     

     

     

    11. HCCES

    .38***

    .35***

    .50***

    .38***

    .40***

    .37***

    .15**

    .33***

    .36***

    .14**

     

     

     

     

    12. Off

    .19***

    .13**

    .15***

    .21***

    .20***

    .16***

    .15**

    .25***

    .17***

    .11*

    .28***

     

     

     

    13. Ex

    .25***

    .32***

    .25***

    .24***

    .21***

    .29***

    .11*

    .30***

    .29***

    .07

    .19***

    .16***

     

     

    14. Gew

    .06

    .02

    .03

    .04

    .07

    .13**

    .01

    .11*

    .02

    .06

    .12*

    .09

    .14**

     

    M

    4.65

    4.37

    3.21

    4.84

    4.08

    3.07

    4.10

    3.65

    4.35

    3.78

    3.81

    3.81

    3.33

    3.68

    SD

    0.88

    0.92

    1.13

    0.91

    1.06

    0.70

    1.53

    0.41

    0.46

    0.57

    1.20

    0.94

    0.97

    0.75

    Anmerkung: Pearson-Korrelationen (zweiseitig); * < .05, ** < .01, *** < .001; Abkürzungen: Affektion = Aff; Komfort = Kom; Verwandtschaft = Ver; Engagement = Eng; Enthusiasmus = Ent; Identification with all humanity = IWAH; Rekategorisierung = Reka; Universale Orientierung = U-Ori; Situational Comfort = S-Com; Motivation zu vorurteilsfreiem Verhalten = MVV; Habitual Cross-Cultural Exploration Scale = HCCES; Offenheit = Off; Extraversion = Ex; Gewissenhaftigkeit = Gew

     


    Divergente Validität

    Es ergaben sich erwartungskonforme, negative Korrelationen der Allophilie-Subskalen zu folgenden Konstrukten bzw. Konzepten (vgl. Tabelle 5):

    -       Intergruppenangst als emotionaler Zustand, bei dem der Kontakt mit der Fremdgruppe als aversiv, unangenehm und furchtvoll erlebt wird (Stephan, 1999)

    -       Dekategorisierung im Sinne eines Prozesses, in dem die Deutlichkeit der Grenzen von sozialen Kategorien minimiert wird (Gaertner et al., 1989)

    -       Soziale Dominanzorientierung als Präferenz für hierarchische Beziehungen, in denen die Eigengruppe als überlegen und die Fremdgruppe als unterlegen wahrgenommen wird (Pratto, Sidanius, Stallworth & Malle, 1994)

    -       Ausländerfeindlichkeit als eng mit Rassismus verwandtes Konzept (Frindte, Funke & Jacob, 1999)

    -       Nationale Identifikation als Fokussierung auf die Eigengruppen-Identität durch eine starke Wahrnehmung von Unterschieden zwischen Eigen- und Fremdgruppe (Leach et al., 2008) [ausschließlich Zusammenhang mit Affektion-Dimension]

    -       Neurotizismus als Altruismus-bezogene Persönlichkeit (im Sinne von Emotionalität, vgl. Stürmer et al., 2013) [ausschließlich Zusammenhang mit Komfort-Dimension] (Der Zusammenhang der Kooperations- und Altruismus-Persönlichkeitsfacetten stammt aus der Forschung zu HEXACO-Persönlichkeitsmodellen. In der Studie kam jedoch aus Gründen der Ökonomie ein Big-5-Fragebogen zum Einsatz. Daher sollten entsprechende Ergebnisse mit umfangreicheren Skalen und mit einem expliziten HEXACO-Fragebogen repliziert und weiter untersucht werden.


     

    Tabelle 5

    Divergente Validität der fünf Allophilie-Subskalen mit konstruktfernen Verfahren

     

    1.

    2.

    3.

    4.

    5.

    6.

    7.

    8.

    9.

    10.

    11.

    12.

    1. Aff

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    2. Kom

      .77***

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    3. Ver

      .64***

      .72***

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    4. Eng

      .72***

      .68***

      .55***

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    5. Ent

      .73***

      .59***

      .61***

      .67***

     

     

     

     

     

     

     

     

    6. IGA

    .34***

    −.50***

    −.35***

    −.28***

    −.15***

     

     

     

     

     

     

     

    7. DeKa

    −.23***

    −.22***

    −.20***

    −.19***

    −.14***

      .07

     

     

     

     

     

     

    8. SDO

    −.40***

    −.32***

    −.25***

    −.43***

    −.36***

      .09*

      .21***

     

     

     

     

     

    9. A-F

    −.44***

    −.36***

    −.27***

    −.43***

    −.38***

      .15**

      .27***

      .64***

     

     

     

     

    10. N-I

    −.11*

    −.05

    −.03

    −.05

      .00

      .05

      .04

      .22***

      .29***

     

     

     

    11. Neu

    −.04

    −.16***

    −.07

    −.07

      .02

      .32***

      .07

    −.01

      .02

    −.07

     

     

    12. Vert

      .21***

      .13***

      .17***

      .23***

      .22***

    −.08

    −.13**

    −.23**

    −.14**

      .00

    −.11*

     

    M

    4.65

    4.37

    3.21

    4.84

    4.09

    2.32

    4.14

    2.22

    1.78

    3.79

    2.89

    3.31

    SD

    0.88

    0.92

    1.13

    0.91

    1.06

    0.77

    1.68

    0.99

    0.71

    1.12

    0.97

    0.89

    Anmerkung: Pearson-Korrelationen (zweiseitig); * p < .05, ** p < .01, *** p < .001; Abkürzungen: Affektion = Aff; Komfort = Kom; Verwandtschaft = Ver; Engagement = Eng; Enthusiasmus = Ent;  Intergruppenangst = IGA; Dekategorisierung = Deka; Soziale Dominanzorientierung = SDO; Ausländerfeindlichkeit = A-F; Nationale Identifikation = N-I, Neurotizismus = Neu; Verträglichkeit = Vert.

     

    Kriteriumsvalidität

    Pittinsky et al. (2011b) entwickelten emotions- und verhaltensbezogenen Kriterien zur Kriteriumsvalidierung der Allophilie-Subskalen. Es zeigten sich erwartungskonforme Zusammenhänge zwischen den Kriteriumsskalen und den Allophilie-Skalen, darüber hinaus war der Zusammenhang pro Kriteriumsskala zu der jeweiligen Subskala von Allophilie durchweg am stärksten (vgl. Tabelle 6).

    -       Reziproke Affektion als Wunsch danach, dass die positiven Gefühle gegenüber Fremdgruppen von Mitgliedern des eigenen Kulturkreises geteilt und von Mitgliedern der Fremdgruppe erwidert werden [besonders starker Zusammenhang mit Affektion-Dimension]

    -       Soziale Entspannung im Sinne der Frage, inwieweit Erfahrungen mit Mitgliedern der Fremdgruppe emotional positiv und mit geringer negativer Erregung einhergehen [besonders starker Zusammenhang mit Komfort-Dimension]

    -       Soziale Nähe als intensive, enge Bindung zu einer Fremdgruppe [besonders starker Zusammenhang mit Verwandtschaft-Dimension]

    -       Lernen als aktives Bemühen, sich mit unbekannten Sachverhalten und Informationen über die andere Kultur zu beschäftigen und diese zu verinnerlichen [besonders starker Zusammenhang mit Engagement-Dimension]

    -       Inspiration als emotional überhöhtes Schwärmen über Fremdgruppen [besonders starker Zusammenhang mit Enthusiasmus-Dimension]

     

    Tabelle 6

    Kriteriumsvalidierung der fünf Allophilie-Subskalen anhand der Kriteriumsskalen

     

    Affektion

    Komfort

    Verwandtschaft

    Engagement

    Enthusiasmus

    Reziproke Affektion

    .65***

    .60***

    .52***

    .56***

    .50***

    Soz. Entspannung

    .48***

    .60***

    .45***

    .41***

    .29***

    Soz. Nähe

    .59***

    .67***

    .74***

    .55***

    .53***

    Lernen

    .55***

    .47***

    .40***

    .76***

    .58***

    Inspiration

    .35***

    .23***

    .46***

    .31***

    .48***

    Anmerkung: Pearson-Korrelationen (zweiseitig); N = 457; *** p < .001; fett: die stärksten Zusammenhänge zwischen Kriteriumsskalen und den Subskalen.

     

    Interkulturelle Verbindungen

    Um die inkrementelle Validität der Subskalen hinsichtlich verschiedener Kriterien der interkulturellen Verbindungen zu überprüfen, wurden hierarchische multiple Regressionen berechnet (R-Package AutoModel, Lishinski, 2015). Hierzu wurde pro Außenkriterium der inkrementelle Zuwachs an Varianzaufklärung durch die jeweils fünfte, verbleibende Subskala überprüft.

    Hinsichtlich der Anzahl an interkulturellen Freunden erwies sich die Subskala Verwandtschaft über die anderen Subskalen hinaus als inkrementell valide (ΔR2 = .05) (vgl. Tabelle 7).

     

    Tabelle 7

    Hierarchische Regression: Vorhersage der Anzahl an interkulturellen Freunden durch Allophilie-Subskalen

    Prädiktoren

    R2

    Adj. R2

    SE

    ΔR2

    Fch

    df1

    df2

    p-Wert

    Fch

    1

    Kom + Ver + Eng + Ent 

    .18

    .17

    4.32

    .180

    24.25

    4

    452

    .001***

     

    Kom + Ver + Eng + Ent + Aff

    .18

    .17

    4.32

    <.001

    0.33

    1

    451

     

    .570

    2

    Aff + Ver + Eng + Ent

    .17

    .17

    4.33

    .170

    23.82

    4

    452

    .001***

     

    Aff + Ver + Eng + Ent + Kom 

    .17

    .17

    4.32

    .003

    1.73

    1

    451

     

    .190

    3

    Aff + Kom + Eng + Ent

    .13

    .12

    4.44

    .130

    16.61

    4

    452

    .001***

     

    Aff + Kom + Eng + Ent + Ver

    .17

    .17

    4.32

    .050

    26.94

    1

    451

    .001***

    4

    Aff + Kom + Ver + Ent

    .18

    .17

    4.32

    .180

    24.05

    4

    452

    .001***

     

    Aff + Kom + Ver + Ent + Eng 

    .18

    .17

    4.32

    .002

    0.97

    1

    451

     

    .330

    5

    Aff + Kom + Ver + Eng

    .17

    .16

    4.33

    .170

    23.35

    4

    452

    .001***

     

    Aff + Kom + Ver + Eng + Ent  

    .17

    .17

    4.32

    .006

    3.30

    4

    451

     

    .070

    Anmerkung: Affektion = Aff; Komfort = Kom; Verwandtschaft = Ver; Engagement = Eng; Enthusiasmus = Ent; *** p < .001; fett: die jeweils inkrementell hinzugenommene Dimension.

     

    In Bezug auf die Anzahl der bisher bereisten Länder zeigte sich eine inkrementelle Validität der Subskalen Komfort (ΔR2 = .01) und Engagement (ΔR2 = .01) über die anderen Subskalen hinaus (vgl. Tabelle 8).

     

    Tabelle 8

    Hierarchische Regression: Vorhersage der Anzahl an bereisten Ländern durch Allophilie-Subskalen

    Prädiktoren

    R2

    Adj. R2

    SE

    ΔR2

    Fch

    df1

    df2

    p-Wert

    Fch

    1

    Kom + Ver + Eng + Ent 

    .09

    .08

    3.13

    .090

    11.49

    4

    452

    .001***

     

    Kom + Ver + Eng + Ent + Aff

    .10

    .09

    3.12

    .005

    2.63

    1

    451

     

    .110

    2

    Aff + Ver + Eng + Ent

    .09

    .08

    3.13

    .090

    10.81

    4

    452

    .001***

     

    Aff + Ver + Eng + Ent + Kom 

    .10

    .09

    3.12

    .010

    5.12

    1

    451

     

    .020*

    3

    Aff + Kom + Eng + Ent

    .10

    .09

    3.12

    .100

    12.21

    4

    452

    .001***

     

    Aff + Kom + Eng + Ent + Ver

    .10

    .09

    3.12

    <.001

    0.03

    1

    451

     

    .860

    4

    Aff + Kom + Ver + Ent

    .09

    .08

    3.14

    .090

    10.62

    4

    452

    .001***

     

    Aff + Kom + Ver + Ent + Eng 

    .10

    .09

    3.12

    .010

    5.86

    1

    451

     

    .020*

    5

    Aff + Kom + Ver + Eng

    .09

    .08

    3.13

    .090

    11.52

    4

    452

    .001***

     

    Aff + Kom + Ver + Eng + Ent  

    .10

    .09

    3.12

    .005

    2.53

    1

    451

     

    .110

    Anmerkung: Affektion = Aff; Komfort = Kom; Verwandtschaft = Ver; Engagement = Eng; Enthusiasmus = Ent; * p < .05, *** p < .001; fett: inkrementell berücksichtigte Allophilie-Dimension.

     

    Für die Anzahl erlernter Fremdsprachen hatte die Subskala Verwandtschaft eine inkrementelle Validität (ΔR2 = .01) gegenüber den anderen Allophilie-Facetten (vgl. Tabelle 9).


    Tabelle 9

    Hierarchische Regression: Vorhersage der Anzahl erlernter Fremdsprachen durch Allophilie-Subskalen

    Prädiktoren

    R2

    Adj. R2

    SE

    ΔR2

    Fch

    df1

    df2

     

    p-Wert
    Fch

    1

    Kom + Ver + Eng + Ent 

    .04

    .03

    .77

      .040

    4.25

    4

    452

     

    .002**

     

    Kom + Ver + Eng + Ent + Aff

    .04

    .03

    .77

      .000

    <0.01

    1

    451

     

    .950

    2

    Aff + Ver + Eng + Ent

    .04

    .03

    .77

      .040

    4.13

    4

    452

     

    .002**

     

    Aff + Ver + Eng + Ent + Kom 

    .04

    .03

    .77

       .001

    0.47

    1

    451

     

    .490

    3

    Aff + Kom + Eng + Ent

    .02

    .02

    .77

       .023

    2.74

    4

    452

     

    .028*

     

    Aff + Kom + Eng + Ent + Ver

    .04

    .03

    .77

      .010

    5.86

    1

    451

     

    .020*

    4

    Aff + Kom + Ver + Ent

    .03

    .02

    .77

      .030

    3.63

    4

    452

     

    .006**

     

    Aff + Kom + Ver + Ent + Eng 

    .04

    .03

    .77

       .005

    2.42

    1

    451

     

    .120

    5

    Aff + Kom + Ver + Eng

    .04

    .03

    .77

      .040

      4.23

    4

    452

     

    .002**

     

    Aff + Kom + Ver + Eng + Ent  

    .04

    .03

    .77

    <.001

       .09

    1

    451

     

    .769

    Anmerkung: Affektion = Aff; Komfort = Kom; Verwandtschaft = Ver; Engagement = Eng; Enthusiasmus = Ent; * p < .05, ** p < .01; fett: inkrementell berücksichtigte Allophilie-Dimension.

     

    Für die dichotomen Kriterien wurden binär-logistische Regression (schrittweise Vorwärtsselektion) durchgeführt, um die relevantesten Prädiktoren zu identifizieren. Bei der Vorhersage von konkreten Auswanderungsgedanken (ja/nein) ergab sich, dass Verwandtschaft (= .06) und Enthusiasmus (= .08) die relevantesten, wenngleich nicht sonderlich starke Prädiktoren waren (Pseudo R2 McFadden = .03). Hinsichtlich des Auslandes als präferiertes Urlaubsziel (ja/nein) wurde der Prädiktor Komfort (< .001) relevant (Pseudo R2 McFadden = .03). Berufliche Auslandsaufenthalte (ja/nein) konnten am Geeignetsten durch eine hohe Ausprägung im Engagement (p < .001) erklärt werden (Pseudo R2 McFadden = .013).

    Insgesamt gilt festzuhalten, dass für die unterschiedlichen Kriterien jeweils verschiedene Subskalen relevant sind – dies spricht für die differenzierte Kriteriumsvalidität der Allophilie-Facetten. Dass die Varianzaufklärung der ausgewählten Kriterien durch die Allophilie-Subskalen im eher niedrigeren Bereich zu verorten ist, liegt u. a. daran, dass die gewählten Kriterien relativ global und durch heterogene, z. T. situative Einflussgrößen beeinflusst sein können (z. B. sind in manchen Arbeitstätigkeiten keine beruflichen Auslandsaufenthalte vorgesehen).

     

    Deskriptive Statistiken

    Es zeigte sich bei Betrachtung der Verteilung anhand der Schiefe, dass die Mittelwerte der Skalen Affektion, Komfort, Engagement und Enthusiasmus weiterhin rechtsverteilt waren, wohingegen Verwandtschaft minimal linksverteilt war (vgl. Tabelle 10). Dies bedeutet, dass ausgehend von der theoretischen Skalenmitte (3.5)bei allen Skalen außer Verwandtschaft eher zustimmende Einschätzungen vorgenommen wurden. Die Werte der Subskala Verwandtschaft lagen relativ mittig, das heißt, es ließ sich kein deutlicher Trend zur Ablehnung oder Zustimmung identifizieren.

     


    Tabelle 10

    Deskriptive Statistik der Skalen

    Subskala

    M

    SD

    Schiefe

    Kurtosis

    Affektion

    4.65

    0.88

    0.67

    3.67

    Komfort

    4.37

    0.92

    0.53

    3.49

    Verwandtschaft

    3.21

    1.13

     0.28

    2.70

    Engagement

    4.84

    0.90

    0.94

    4.01

    Enthusiasmus

    4.08

    1.06

    0.38

    2.97

    Anmerkung: N = 457

     

     

     

     

     

    Nebengütekriterien

    Mit der 15-Item Skala kann das Konstrukt der Allophilie zur Messung positiver Einstellungen gegenüber Fremdgruppen ökonomisch erfasst werden. Die Bearbeitungsdauer liegt in der Regel bei maximal zwei Minuten.

     

    • M.Sc. Veneta Slavchova , RWTH Aachen, Institut für Psychologie (Lehr- und Forschungsgebiet Berufliche Rehabilitation), Jägerstraße 17-19, 52066 Aachen, E-Mail: veneta.slavchova@psych.rwth-aachen.de
    •        Dr. Laura Froehlich, FernUniversität in Hagen, Institut für Psychologie (Lehrgebiet Sozialpsychologie), Universitätsstr. 33, 58084 Hagen, E-Mail: laura.froehlich@fernuni-hagen.de
    •        Prof. Dr. Stefan Stürmer, FernUniversität in Hagen, Institut für Psychologie (Lehrgebiet Sozialpsychologie), Universitätsstr. 33, 58084 Hagen, E-Mail: stefan.stuermer@fernuni-hagen.de