Instruktion
Die folgende Formulierung wurde als Einleitungssatz gewählt: „Trifft die jeweilige Aussage Ihrer Meinung nach sehr zu, eher zu, teils-teils zu, eher nicht zu oder gar nicht zu?“ Die Items wurden in randomisierter Reihenfolge abgefragt. Zudem wurde durch das AUTNES-Team eine englische Übersetzung der Items vorgenommen:
Items
Nr. |
Items (deutsch) |
Items (englisch) |
Polung |
Subskala |
1 |
Wir sollten dankbar sein für führende Köpfe, die uns genau sagen können, was wir tun sollen und wie. |
We should be grateful for leaders, that tell us exactly what we shall do and how. |
+ |
A |
2 |
Die Zeiten, in denen strikte Disziplin und Gehorsam zu den wichtigsten Tugenden gehören, sollten vorbei sein. |
The age in which discipline and obedience for authority are some of the most important virtues should be over. |
– |
A |
3 |
Unsere Gesellschaft muss einmal wirklich hart gegen Kriminelle durchgreifen. |
Our society for once has to crack down harder on criminals. |
+ |
B |
4 |
Es ist wichtig, auch die Rechte von Verbrechern zu schützen. |
It is important to also protect the rights of criminals. |
– |
B |
5 |
Es würde dem Land besser gehen, wenn die jungen Leute sich mehr auf Werte und Traditionen besinnen würden. |
This country would flourish if young people paid more attention to traditions and values. |
+ |
C |
6 |
Unser Land braucht Menschen, die sich Traditionen widersetzen und neue Ideen ausprobieren. |
Our country needs people who oppose traditions and try out different ideas. |
– |
C |
Anmerkung. A = Autoritätshörigkeit, B = Aggression, C = Konventionalismus. Item 1 wurde standardmäßig auch im deutschen ALLBUS eingesetzt (Hübner et al., 2014).
Auswertungshinweise
Verwendet wurde eine voll verbalisierte 5-stufige Antwortskala:1 trifft sehr zu, 2 trifft eher zu, 3 teils-teils, 4 trifft eher nicht zu, 5 – trifft gar nicht zu. Für die Bildung von Skalenwerten (einfacher Summenscore) werden die Items 1, 3 und 5 recodiert (Werte umgepolt), sodass hohe Werte schließlich autoritäre Einstellungen indizieren.
Anwendungsbereich
Die Skala wird für die Anwendung in heterogenen Bevölkerungsstichproben für Gruppenvergleiche und Korrelationsstudien als geeignet betrachtet und wurde bereits in face-to-face-Interviews und Web-Surveys eingesetzt. Die Messinvarianz (Vergleichbarkeit der Messeigenschaften) in diesen beiden Modi wird weitgehend gestützt (siehe „Weitere Gütekriterien“ unten).
Die Konstruktion dieser Kurzskala zur Messung rechtsgerichteter autoritärer Einstellungen folgt dem theoretischen Konzept des „right-wing authoritarianism“ (RWA) und umfasst damit theoretisch die Facetten oder Subdimensionen „Autoritätshörigkeit“ (authoritarian submission), „Aggression“ (authoritarian aggression) sowie „Konventionalismus“ (authoritarian conventionalism) (Altemeyer, 1981). Autoritarismus (RWA) wird in der Literatur als eine zentrale ideologische Einstellungsvariable angesehen, die soziale und politische Orientierungen sowie Verhalten beeinflusst (z.B. Duckitt, 2001).
Itemkonstruktion und Itemselektion
Ziel war (1.) eine möglichst breite, jedoch ökonomische Erfassung autoritärer Einstellungen im Sinne des „right-wing authoritarianism“ (RWA) samt der theoretischen Subdimensionen „Autoritätshörigkeit“, „Aggression“ und „Konventionalismus“ (Altemeyer, 1981). Außerdem sollte (2.) der oftmals vorgebrachten Beeinträchtigung von Einstellungsmessungen durch Akquieszenz (Zustimmungstendenz) mittels semantisch gegensätzlich gepolten Items vorgebeugt werden (vgl. Bass, 1955; Danner et al., 2015; Peabody, 1966). Die Verwendung von Items mit unterschiedlicher Polung (semantisch positiv/negativ) fördert zudem die inhaltliche Breite der abzudeckenden Aspekte bzw. die Konstruktvalidität (vgl. Weijters & Baumgartner, 2012).
Die Messung des Konstrukts autoritärer Einstellungen (RWA) basiert auf 6 Items (2 Items pro möglicher Subdimension), die vollständig semantisch balanciert (kurz: B) sind: kurz B-RWA-6. Größtmögliche Sparsamkeit und Balancierung wird somit als Vorteil gegenüber anderen Skalen gesehen (z.B. Beierlein et al., 2014; Hübner et al., 2014).
Positive Items dieser Skala wurden zusammen mit anderen Eistellungsitems zuvor in telefonischen Interviews (n = 102) auf faktorielle Validität getestet. Nachträglich wurden jeweils semantisch gegenteilig gepolte Items erstellt. In kognitiven Interviews (n = 10) wurde danach die Inhaltsvalidität der Items erneut untersucht und Formulierungen gegebenenfalls vereinfacht.
Stichproben
Die Stichproben, in denen die Skala schließlich angewendet wurde, wurden im Rahmen der Austrian National Election Study (AUTNES) 2013 gezogen:
- F2F-Stichprobe: Daten dieser Stichprobe (n = 3266) wurden face-to-face (CAPI) mittels einer mehrfach geschichteten Zufallsstichprobe erhoben („AUTNES Pre- and Post Panel Study 2013“) (Kritzinger, Zeglovits, et al., 2014). Feldzeit Vorwahlbefragung: Nov. und Dez. 2012 sowie April bis Juni 2013. Durchführung: Institut für empirische Sozialforschung (IFES).
Geschlecht: = 49.1% männlich; Alter: M [min; max] = 45.3 [15; 96], SD = 19.5; Bildung: 22.1% max. Pflichtschule, 47.3% Berufsbildende mittlere Schule oder Berufsschule, 18.4% Höhere Schule mit Matura (Abitur), 12.3% Hochschule oder tertiäre Ausbildung.[1]
- WEB-Stichprobe: Daten dieser Stichprobe (n = 3084) wurden online (CAWI) mittels einer Gelegenheitsstichprobe erhoben („AUTNES TV Debates Panel Study 2013“) (Kritzinger, Johann, et al., 2014). Feldzeit Welle 1: Aug. 2013. Durchführung: TNS Opinion.
Geschlecht: = 47.6% männlich; Alter: M [min; max] = 43.0 [16; 89], SD = 15.7; Bildung: 6.3% max. Pflichtschule, 43.1% Berufsbildende mittlere Schule oder Berufsschule, 29.0% Höhere Schule mit Matura (Abitur), 21.6% Hochschule oder tertiäre Ausbildung.
Grundgesamtheit sind österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger ab 16 Jahren mit Wohnort in Österreich bzw. eine Quotenstichprobe aus einem Online Access Panel, geschichtet nach den Merkmalen Geschlecht, Alter, Bundesland und Haushaltsgröße. Detaillierte Darstellungen des Stichprobendesigns und der Erhebung finden sich in den entsprechenden Dokumentationen (siehe „Datenquellen“ unten). Die Daten der F2F-Stichprobe werden für die Analysen nachträglich mittels Poststratifikationsgewicht (Quelle: Mikrozensus, Statistik Austria) gewichtet.
Variablen
Eine detaillierte Liste der Erhebungsinstrumente und Variablen, die zusätzlich zu dem vorliegendem Instrument erhoben wurden, findet sich in den entsprechenden Dokumentationen (siehe „Datenquellen“ unten).
Itemanalysen
Die folgenden Analysen der Items erfolgen mittels konfirmatorischer Faktorenanalyse (CFA) über linear Full Information MLR-Schätzung in Mplus 7. Auf Grund der großen Stichproben werden zusätzlich zu χ2-Werten die Güteindikatoren CFI, RMSEA und SRMR herangezogen.
Für die Auswertung der Skala mittels CFA wird folgendes modifiziertes Messmodell vorgeschlagen (Abbildung 1). Ein übergeordnetes Konstrukt „autoritäre Einstellungen“ (Faktor höherer Ordnung, RWA) umfasst die drei hypothetischen Subdimensionen (A, B und C). Zur Berücksichtigung des Einflusses von Akquieszenz (kurz: AKQ) wurde ein zusätzlicher, jedoch unkorrelierter „random intercept“ Faktor mit Ladungen von +1 (recodierte „positive“ Items) bzw. -1 („negative“ Items) eingeführt (Maydeu-Olivares & Coffman, 2006).
Abbildung 1. Vorgeschlagenes Messmodell für die konfirmatorische Faktorenanalyse.
Anmerkung. RWA = Autoritäre Einstellungen, A = Autoritätshörigkeit, B = Aggression, C = Konventionalismus, AKQ = Akquieszenz
Fit-Maße für dieses Messmodell lauten in der F2F-Stichprobe: CFI = .964, RMSEA = .047, SRMR= .026, χ2(5) = 40.51, p <.01, n = 3236; in der WEB-Stichprobe: CFI = .979, RMSEA = .050, SRMR= .023, χ2(5) = 42.72, p <.01, n = 3022. Diese Werte deuten auf eine sehr gute Modellanpassung hin und werden bspw. bei Nicht-Berücksichtigung von Verzerrungen durch Akquieszenz deutlich verschlechtert (z.B. ΔCFI= -.066 und -.100, ΔRMSEA = .025 und .060).
Tabelle 1 berichtet detaillierte Ergebnisse der konfirmatorischen Faktorenanalyse. Die Ergebnisse zeigen, dass Faktorladungen teils gering, jedoch ausreichend sind und auf formale Gültigkeit (konvergente Validität) hinsichtlich des gemeinsamen Faktors geschlossen werden kann. Insbesondere Item 1 zeigt in beiden Stichproben eine vergleichsweise geringe Reliabilität. Die erklärte Varianz in den Items durch Akquieszenz beträgt rund 5% (F2F) bzw. 6% (WEB), ähnlich zu anderen Skalen (Danner et al., 2015).
Tabelle 1
Standardisierte Faktorladungen der Items und Item-Reliabilitäten (R2) nach Sample (F2F / WEB)
|
|
F2F |
|
|
|
|
WEB |
|
|
|
RWA |
A/B/C |
AKQ |
R2 |
|
RWA |
A/B/C |
AKQ |
R2 |
A |
1.00* |
|
|
1.00 |
|
.81* |
|
|
.66 |
B |
.63* |
|
|
.39 |
|
.71* |
|
|
.50 |
C |
.80* |
|
|
.64 |
|
.97* |
|
|
.94 |
Item 1 r) |
|
.41* .61* |
.20* |
.20 |
|
|
.22* .68* |
.26* |
.12 |
Item 2 |
|
-.19* |
.41 |
|
|
-.23* |
.51 |
||
Item 3 r) |
|
.75* .53* |
.25* |
.63 |
|
|
.74* .53* |
.27* |
.62 |
Item 4 |
|
-.20* |
.32 |
|
|
-.23* |
.33 |
||
Item 5 r) |
|
.70* .37* |
.21* |
.53 |
|
|
.70* .54* |
.26* |
.55 |
Item 6 |
|
-.22* |
.19 |
|
|
-.25* |
.36 |
Anmerkung. *p < .05. RWA = Autoritäre Einstellungen, A = Autoritätshörigkeit, B = Aggression, C = Konventionalismus, AKQ = Akquieszenz. r) Items recodiert.
Itemkennwerte
Tabelle 2 deutet auf keine extreme Schiefe und ausreichend Varianz in den Antworten hin. Tendenziell ist jedoch Item 1 eher schief bzgl. stärkerer Ablehnung verteilt.
Tabelle 2
Rohe, ungewichtete Mittelwerte (M) und Standardabweichung (SD) der manifesten Items
|
F2F |
WEB |
||
|
M |
SD |
M |
SD |
Item 1 |
3.54 |
1.20 |
3.75 |
1.09 |
Item 2 |
2.72 |
1.22 |
2.86 |
1.19 |
Item 3 |
1.99 |
0.97 |
1.98 |
1.02 |
Item 4 |
2.98 |
1.19 |
3.30 |
1.19 |
Item 5 |
2.68 |
1.15 |
2.58 |
1.08 |
Item 6 |
2.61 |
1.09 |
2.85 |
1.10 |
Anmerkung. Antwortskala 1 - trifft sehr zu bis 5 - trifft gar nicht zu.
Reliabilität
Das vorgeschlagene CFA-Modell liefert Reliabilitätsschätzungen der Skalenwerte für ein hierarchisches Messmodell (Omega hierarchical, ωh [95% CI]) von RWA über ωh(F2F) = .59 [.55; .62] und ωh(WEB) = .63 [.60; .65] (vgl. Raykov & Zinbarg, 2011). Alpha-Werte für die Gesamtskala nach Cronbach liegen bei α(F2F) = .62 und α(WEB) = .62, wobei hier nicht das komplexere Messmodell berücksichtigt wird. Diese vergleichsweise geringen Werte sind angesichts des Designs (hohe Sparsamkeit und semantische Balancierung) jedoch erwartbar und als akzeptabel für Gruppenvergleiche und Korrelationsstudien zu betrachten (z.B. Schriesheim et al., 1991; Weijters & Baumgartner, 2012). Im Folgenden werden außerdem Korrelationen von jeweils 2 Items als mögliche Subskalen A, B und C (siehe oben) mit der Gesamtskala präsentiert (Tabelle 3). Diese zeigen hohe inhaltliche Konvergenz im Sinne der Theorie.
Tabelle 3
Bivariate (manifeste) Korrelationen mit der Gesamtskala B-RWA-6
Indikatoren |
Variable (Subskala) |
F2F a) |
WEB |
2 |
Subskala A: Autoritätshörigkeit |
.76*** |
.70*** |
2 |
Subskala B: Aggression |
.71*** |
.74*** |
2 |
Subskala C: Konventionalismus |
.72*** |
.80*** |
Anmerkung. *p < .05, **p < .01, ***p < .001. a) Daten gewichtet.
Validität
Für die Skala B-RWA-6 liegen bivariate Korrelationen der Gesamtskala mit verschiedenen externen Kriterien (Kriteriumsvalidität) in beiden Stichproben (F2F und WEB) vor (siehe Tabelle 4). Theoretisch erwartet wurden:
- positive Korrelationen mit politisch rechter ideologischer Selbstpositionierung (links-rechts-Skala), hingegen kein Zusammenhang mit dem Extremismus der Positionierung (Jost et al., 2007). Wahlpräferenzen für die radikal rechte Partei FPÖ, hingegen negative Korrelationen mit Wahlpräferenzen für die Partei die Grünen (d.h. grün-liberal-alternativ) sowie ablehnende Haltungen hinsichtlich europäischer Integration (z.B. Hooghe et al., 2002).
- positive Korrelationen mit ablehnenden politischen Positionen, negativen Emotionen oder ablehnenden (impliziten) Einstellungen gegenüber Zuwanderung und Muslimen sowie mit Vorurteilen, wie etwa Ablehnung gleichgeschlechtlicher Ehe (z.B. Altemeyer, 1981; Jost et al., 2003; Sibley & Duckitt, 2008).
- positive und mittelstarke Korrelationen mit Sozialer Dominanzorientierung (SDO) (Roccato & Ricolfi, 2005).
- primär negative Korrelationen mit Offenheit für Erfahrungen und positive Korrelationen mit Gewissenhaftigkeit der Big Five Persönlichkeitsmerkmale (Sibley & Duckitt, 2008).
- positive Korrelationen mit subjektiver Religiosität (Altemeyer, 1981) und dem Alter des Respondenten.
Die folgenden Items wurden zur Analyse der Kriteriumsvalidität verwendet:
- Links-rechts-Skala: „Man spricht in der Politik immer wieder von "links" und "rechts". Wo würden Sie sich selbst bei einer solchen Einstufung positionieren? Verwenden Sie dazu bitte die untenstehende Skala, wobei 0 "links" und 10 "rechts" bedeutet“ (11-Punkt Skala).
- Ideologisch extrem (vs. neutral): Abweichung vom neutralen Punkt der links-rechts-Skala.
- Propensity to vote (kurz: PTV): „Bitte sagen Sie mir auf einer Skala von 0 bis 10 wie wahrscheinlich es ist, dass Sie die einzelnen Parteien jemals wählen werden“ (11-Punkt Skala).
- IAT - Präferenz FPÖ: Implizite Präferenzen für die FPÖ mittels eines single category Implicit Association Tests (Kurz: IAT).
- Themen-Position EU-Integration: „Manche sagen, dass die europäische Einigung schon zu weit gegangen ist, andere sagen, dass die europäische Einigung noch weiter vorangetrieben werden sollte. Was ist Ihre Meinung auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 0 bedeutet, dass die europäische Einigung schon zu weit gegangen ist, und 10 bedeutet, dass die europäische Einigung noch weiter vorangetrieben werden sollte“ (11-Punkt Skala).
- Themen-Position Zuwanderung: „Jetzt zur Frage der Zuwanderung. Manche wollen, dass Zuwanderung nach Österreich nur in Ausnahmefällen möglich ist. Andere wollen, dass Zuwanderung nach Österreich offen geregelt ist. Wo würden Sie sich selbst auf einer Skala von 0 bis 10 einordnen, wenn 0 bedeutet, dass Zuwanderung nach Österreich nur in Ausnahmefällen möglich ist, und 10 bedeutet, dass Zuwanderung nach Österreich offen geregelt ist?“ (11-Punkt Skala).
- Negative Emotionen zum Thema Zuwanderung: „Wenn Sie an die Entwicklung der Zuwanderung denken, fühlen Sie sich dann sehr, ziemlich, wenig oder überhaupt nicht:“ „besorgt“ vs. „zuversichtlich“.
- Ablehnende Einstellungen zum Thema Zuwanderung: „Die Österreichische Kultur wird durch Zuwanderung bereichert.“ vs. „Die Zuwanderung nach Österreich soll gestoppt werden.“
- Ablehnende Einstellungen gegenüber Muslimen: „Durch die vielen Muslime in Österreich fühle ich mich manchmal wie ein Fremder im eigenen Land.“ vs. „Der europäische Lebensstil und der von Muslimen sind problemlos vereinbar.“
- Nachbarschaft ohne Muslime bevorzugt (ja/nein): „Wenn Sie an Ihre Wohnsituation denken, bevorzugen Sie eine Nachbarschaft, in der keine Muslime leben?“
- AMP - orientalisch vs. europäisch: Implizite Zuschreibungen/Präferenzen für europäisch vs. orientalisch aussehende Menschen (Affect Misattribution Procedure Test, Kurz: AMP).
- Ablehnende Einstellungen „Homo-Ehe“: „Für gleichgeschlechtliche Partnerschaften sollen die gleichen Rechte gelten wie für die Ehe zwischen Mann und Frau.“
- SDO: „Es ist wahrscheinlich gut so, dass bestimmte Gruppen in der Gesellschaft oben sind, und andere unten.“ + „Einige Menschen sind für die Gesellschaft einfach mehr wert als andere.“
- Big Five: Items des BFI-10 (siehe: Rammstedt & John, 2007).
- Subjektive Religiosität: „[Auch wenn Sie keiner Religionsgemeinschaft angehören] Würden Sie von sich sagen, dass Sie überhaupt nicht religiös, nicht sehr religiös, eher religiös oder sehr religiös sind?“
Als Kriterium für die Stärke werden nach Cohen (1992, S.157) schwache (|r| ≥ .10), mittlere (|r| ≥ .30) oder starke (|r| ≥ .50) Zusammenhänge unterschieden. Gemäß der imperfekten Reliabilität der Skala (einfacher Summenscore) sind somit theoretisch manifeste Korrelationen bis maximal r = .79 zu erwarten (Danner, 2015).
Tabelle 4
Validitätskoeffizienten der Gesamtskala B-RWA-6 (Pearson Korrelationen)
Indikatoren |
Variable (Skala) |
F2F |
WEB |
1 |
Links-rechts-Skala |
.23*** |
.38*** |
1 |
Ideologisch extrem (vs. neutral) |
-.01 |
-.04 |
1 |
PTV Partei FPÖ |
.27*** |
.35*** |
1 |
IAT - Präferenz FPÖ a) |
|
.29*** |
1 |
PTV Partei Grüne |
-.34*** |
-.45*** |
1 |
Themen-Position EU-Integration („pro EU-Integration“) a) |
-.30*** |
-.37*** |
1 |
Themen-Position Zuwanderung („offen geregelt“) |
-.38*** |
|
2 |
Ablehnende Einstellungen zum Thema Zuwanderung |
.43*** |
.57*** |
2 |
Negative Emotionen zum Thema Zuwanderung |
.24*** |
.45*** |
2 |
Ablehnende Einstellungen gegenüber Muslimen |
.32*** |
.51*** |
1 |
Nachbarschaft ohne Muslime bevorzugt (ja/nein) |
|
.41*** |
1 |
AMP – europäisch vs. orientalisch a) |
|
.20*** |
1 |
Ablehnende Einstellungen „Homo-Ehe“ |
.33*** |
.32*** |
2 |
Soziale Dominanzorientierung (SDO) |
.31*** |
|
2 |
BFI-10: Offenheit a) |
-.26*** |
-.15*** |
2 |
BFI-10: Gewissenhaftigkeit a) |
.15*** |
.16*** |
2 |
BFI-10: Verträglichkeit a) |
-.04* |
-.13*** |
2 |
BFI-10: Neurotizismus a) |
.06** |
-.02 |
2 |
BFI-10: Extraversion a) |
-.06** |
.02 |
1 |
Subjektive Religiosität |
.20*** |
.19*** |
1 |
Alter |
.22*** |
.18*** |
Anmerkung. *p < .05, **p < .01, ***p < .001. Außerkriterien stellen jeweils einfache Summenscores dar. Daten gewichtet. a) WEB-Stichprobe: Variable aus späterer Panel-Welle mit geringerem n.
Mittlere und sogar mittelstarke Korrelationen mit den oben genannten Außenkriterien, wie etwa politische Einstellungen, stützen die zufriedenstellende inhaltliche Validität der Skala und sind vergleichbar mit anderen ökonomischen Instrumenten (z.B. Beierlein et al., 2014; Hübner et al., 2014). Theoretisch nicht erwartet wurden unter anderem bspw. schwach negative Korrelationen mit Verträglichkeit (vs. Misstrauen, geringere Nachgiebigkeit). Auffallend ist, dass Zusammenhänge mit Einstellungsvariablen in der WEB-Stichprobe durchwegs stärker ausfallen. Grund könnten Trainingseffekte der Respondenten aus WEB-Panels sein, die etwa geübte oder sogar „professionelle“ Respondenten darstellen, oder geringere Effekte sozialer Erwünschtheit durch Interviewer, d.h. geringere Einflüsse auf die Messung durch systematische Verzerrungen.
Weitere Gütekriterien
Zusätzlich wurde die Messinvarianz des Instruments in den beiden vorliegenden Stichproben F2F und WEB geprüft (Tabelle 5). Die Prüfung orientiert sich an einer schrittweisen Restriktion der Messparameter eines Messmodells (Faktorladungen = metrische Invarianz, Intercepts = skalare Invarianz), um die Gleichheit der „Messeigenschaften“ statistisch zu prüfen (vgl. dazu Chen et al., 2005). Ergebnisse der Güteindikatoren RMSEA und SRMR (bzw. deren Veränderung), jedoch nicht eindeutig für CFI, legen nahe, dass die Skala volle metrische und skalare Invarianz in dem beiden Stichproben/Modi aufweist (Chen, 2007). Das heißt, die Faktorladungen und Intercepts manifester und latenter Variablen sind als gleich anzunehmen. Vergleiche von Korrelationen als auch Mittelwerten der Gesamtskala für das übergeordnete Konstrukt „autoritäre Einstellungen“ (RWA) über die Stichproben/Modi hinweg scheinen somit zulässig. Die WEB-Stichprobe zeigt demnach bspw. signifikant höhere latente Autoritarismus-, jedoch geringere Akquieszenz-Werte (jeweils p < .001).
Tabelle 5
Zusammenfassung der Fit-Maße zum Testen der Messinvarianz
Modelle |
MLR χ2 |
d.f. |
p |
CFI |
RMSEA |
SRMR |
BIC |
1. Configural (baseline) |
82.04 |
10 |
<.01 |
.972 |
.048 |
.025 |
108240 |
2. First-order FL |
130.47 |
13 |
<.01 |
.955 |
.054 |
.036 |
108268 |
3. First- and second-order FL |
162.70 |
15 |
<.01 |
.943 |
.056 |
.040 |
108297 |
4. FL and measured intercepts |
174.55 |
17 |
<.01 |
.940 |
.054 |
.040 |
108295 |
5. FL, measured and latent intercepts |
216.63 |
19 |
<.01 |
.924 |
.058 |
.040 |
108336 |
Anmerkung. FL = factor loadings.
Danksagung
Diese Forschung wurde im Rahmen der Austrian National Election Study (AUTNES) durchgeführt, ein Forschungsnetzwerk (NFN) gefördert durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) [S10902-G11]. Außerdem wird David Johann für die Berechnung des IAT- und des AMP-Tests sowie dem AUTNES-Team für die Diskussion der Fragebögen herzlich gedankt.
Die Skala wurde unter anderem in folgenden Studien eingesetzt:
- AUTNES Pre- and Post Panel Study 2013
- AUTNES TV Debates Panel Study 2013