Instruktion
Was sagen Sie dazu?
Items
Nr. |
Item |
1 |
In diesen Zeiten brauchen wir unbedingt wieder eine starke politische Hand. |
2 |
Wer nicht bereit ist, sich in unsere Gesellschaft einzufügen, sollte dieses Land am besten verlassen. |
3 |
An den vielen Kriminellen sieht man, wohin eine verweichlichte Demokratie führt. |
Antwortvorgaben
4-stufige Likert-Skala mit den Endpolen (1) "stimmt gar nicht" und (4) "stimmt völlig".
Auswertungshinweise
Zur Skalenbildung diente das Skalierungsverfahren nach dem theoretischen Modell von Likert (1932). Nach der "Methode der summierten Ratings" (Summenscores) werden die Itemwerte für jeden Befragten addiert und schließlich durch die Anzahl der Items geteilt.
Die hier dokumentierte Skala wurde neben einer Reihe weiterer in der Untersuchung "Lebensstile Jugendlicher und Gewalt" eingesetzt. Die Studie wurde im Teilprojekt "Jugend und Gewalt" (1992 - 1996, Leitung Prof. Wilhelm Heitmeyer) des Sonderforschungsbereichs 227 "Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter" der Universität Bielefeld 1994 mit dem Ziel durchgeführt, Jugendgewalt auf der Basis von Lebensstilen als sozialstrukturellen Gruppierungskategorien zu beschreiben und zu erklären. Eine ausführliche Begründung und theoretische Einordnung dieser Zielsetzungen findet sich in Ulbrich-Herrmann und in Auszügen hier.
Im Zusammenhang mit den hier dokumentierten Instrumenten wird Gewalt eher eng gefasst. Sie wird definiert als eine destruktive physische Handlung gegenüber Personen oder Sachen, die gegen den Willen der Betroffenen erfolgt. Die hier untersuchten gewaltbefürwortenden Einstellungen und gewaltförmigen Verhaltensweisen von Jugendlichen werden dieser Definition entsprechend auf körperliche Gewalt hin operationalisiert. Diese Einschränkung erfolgt aus forschungsökonomischen Gründen und mit dem Ziel, die Anzahl der durch Lebensstile zu erklärenden Gewaltaspekte auf einen wichtigen Kernbereich von Jugendgewalt zu begrenzen. Die Beschränkung bringt es mit sich, dass beispielsweise Formen psychischer oder autoaggressiver Gewalt im Rahmen dieser Arbeit nicht thematisiert werden können.
Die law-and-order-Skala beruht auf Arbeiten von Fend, der damit eine Skala zur Messung eines ausländerfeindlich-nationalistisch-rechtsorientierten Einstellungssyndroms (Fend 1994) entwickelte und sich bei der Itemformulierung an den Inhalten einer Denkschrift von Heidelberger Professoren gegen die Unterwanderung der Deutschen durch Ausländer orientierte, die als Heidelberger Manifest bekannt geworden ist (Fend, 1994, S. 137). Die in dieser Untersuchung verwendete law-and-order-Skala nimmt jedoch nicht alle Aspekte der Skala von Fend auf. Sie misst lediglich eine allgemeine Tendenz zur Abwehr alles Fremden und Bedrohlichen, verbunden mit der expliziten oder impliziten Forderung nach dem Einsatz staatlicher Machtmittel zur Durchsetzung dieses Zieles. Gewaltaffin sind law-and-order-Einstellungen in dem Sinne, dass die allgemeine Distanz und Abwehrhaltung gegenüber allem Fremden und Bedrohlichen je nach Situation in gewaltbefürwortende Einstellungen oder sogar in gewaltförmiges Verhalten umschlagen können.
Itemkonstruktion und Itemselektion
Die law-and-order-Skala von Fend umfasst sechs Items, von denen hier drei zur Skalenbildung verwendet wurden. Die Selektion wurde mit dem Ziel vorgenommen, alle direkten Bezüge auf "Ausländer", "Deutsche", "Gastarbeiter" zu vermeiden, so dass im Folgenden auch von der "law-and-order"-Skala gesprochen werden soll, die eine verallgemeinerte Abwehr alles Fremden und Bedrohlichen durch staatliche Machtmittel misst.
Die psychometrischen Eigenschaften der hier dokumentierten Skala wurde mit Daten aus der Untersuchung "Lebensstile Jugendlicher und Gewalt" geprüft. Die Untersuchung war Bestandteil des Teilprojekts "Jugend und Gewalt" (1992 - 1996, Leitung Prof. Wilhelm Heitmeyer) des Sonderforschungsbereichs 227 "Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter" der Universität Bielefeld.
Ziel der 1994 durchgeführten Untersuchung war die Beschreibung und Erklärung von Jugendgewalt auf der Basis von Lebensstilen als sozialstrukturelle Gruppierungskategorien. Eine ausführliche Begründung und theoretische Einordnung dieser Zielsetzungen findet sich in Ulbrich-Herrmann.
Der Fragebogen der Untersuchung "Lebensstile Jugendlicher und Gewalt" mit der hier dokumentierten Skala wurde hinsichtlich seines Umfangs so konzipiert, dass zwei Schulstunden für seine Beantwortung ausreichten. Eine gekürzte Form ist in Anhang 5 bei Ulbrich-Herrmann (1998) abgedruckt.
Der Fragebogen der Untersuchung "Lebensstile Jugendlicher und Gewalt": Nach der Erhebung demographischer Angaben (S. 3 bis 7: Geschlecht, Alter, Familienstand Nationalität, Geschwister, Familiensituation, Fragen zu den Wohnverhältnissen und Freizeitmöglichkeiten, Bildungs- und Berufs(-ausbildung), Konfession, Statussicherheit, Belastungen und Leistungszufriedenheit bezüglich Schule und Ausbildung, formaler Bildung und beruflicher Situation der Eltern, finanziellen Ressourcen, und Parteienpräferenz) teilt sich der Fragebogen in zwei Hauptteile:
1. Fragen zu lebensstilrelevanten Verhaltensbereichen (S. 8 bis 29) und
2. Fragen zu Gewalterfahrungen, Einstellungen und Werten bezüglich Gewalt sowie eigenem Gewaltverhalten (S. 30 bis 50).
Im zweiten Teil werden darüber hinaus Themen behandelt, die sich in früheren Arbeiten als relevant zur Erklärung von Gewalt herauskristallisiert haben: der leicht reduzierte Milieuindikator zur Identifizierung der SINUS-Milieus, Fragen zu Werten und Normen, zu Familie, Eltern und Freunden; ferner Instrumente zur Erfassung von Anomie, manifester Angst, dem Selbstwert der Befragten sowie internalen und externalen Kontrollüberzeugungen, dem Umgang mit Problemen, machiavellistischen und autoritären Einstellungen wie auch der Neigung zu "Law-and-Order-Positionen". Eingesetzt wurde darüber hinaus eine Fragebatterie, mit deren Hilfe die analytischen Kategorien Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Heterophobie und Etabliertenvorrechte erfasst und getrennt werden sollten. Das Erhebungsinstrument endet mit Fragen zur Erfassung der Einstellung gegenüber Traditionen.
Stichproben
Die Untersuchung wurde als schriftliche Befragung in drei Untersuchungsregionen der alten Bundesländer durchgeführt, um lebensstilprägende Einflüsse einer städtischen Metropole, einer mittelgroßen Stadt und einer ländlichen Region erfassen zu können. Ausgewählt wurden unter diesem Gesichtspunkt und mit Blick auf beschränkte finanzielle Ressourcen folgende Untersuchungsregionen in Nordrhein-Westfalen: die (metropolenähnliche) Stadt Köln, die Stadt Hamm und der ländlich geprägte Raum des Kreises Minden-Lübbecke. Die Stichprobenziehung erfolgte in mehreren Schritten.
Zunächst wurden alle Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien sowie die Berufsschulen der drei Untersuchungsgebiete Köln, Hamm und des Kreises Minden-Lübbecke angeschrieben (169 Schulen) und nach der Darlegung des Untersuchungsvorhabens um die Teilnahme an der Untersuchung gebeten. Die Schulen, die ihre Teilnahme zusicherten, machten gleichzeitig konkrete Angaben über die zur Befragung erreichbaren Klassen bzw. die jeweiligen Kontaktpersonen in den Jahrgängen 10 bis 13 sowie im ersten bis dritten Lehrjahr der Berufsschulen. Eine positive Rückantwort unter Nennung der für die Befragung geeigneten Klassen einschließlich der Namen der Kontaktpersonen ging von 98 Schulen ein. Damit war die Rücklaufquote und Teilnahmebereitschaft der Schulen mit 58% unerwartet hoch.
In einem zweiten Schritt wurde per Zufall diejenige Anzahl von Schulklassen aus der Gesamtzahl aller teilnahmebereiten Schulen gezogen, die eine Stichprobe von ca. 1000 Schülern ergab, wobei die Verteilung der Schulformen und Jahrgänge derjenigen der amtlichen Schulstatistiken entsprechen sollte. Wir gingen dabei von durchschnittlich 20 verwertbaren Fragebögen pro Schulklasse aus. Alle Jugendlichen, die jünger oder älter als 15 bis 22 Jahre waren, wurden aus der realisierten Stichprobe ausgeschlossen. Mit diesem Alterskorridor sollte sichergestellt werden, dass die wichtigsten Ereignisse der Jugendphase abgedeckt werden: Beendigung der Schule und Beginn einer Ausbildung, Auszug aus dem Elternhaus (90% der Jugendlichen verlassen zwischen dem 18. und 20. Lebensjahr das Elternhaus nach Friedrichs und Kamp, 1978), etc. Ausgeschlossen wurden aus dieser auch alle ausländischen Jugendlichen, da für diese andere Stilkriterien zu berücksichten sind als für deutsche Jugendliche.
In Abhängigkeit von der Teilnahmebereitschaft der Schulleitung an der Untersuchung hatte nicht jede Schülerin und jeder Schüler die gleiche Chance, in die Stichprobe zu gelangen. Dies hatte zwar kaum Auswirkungen auf die Teilnahmequoten der Geschlechter (52% Männer und 48% Frauen).
Jüngere Schüler und Schülerinnen (10. Klasse und 11. Klasse/1. Lehrjahr) sowie Befragte aus Gesamt- und Realschulen sowie Gymnasien sind jedoch überrepräsentiert und ältere Schüler und Schülerinnen (12. Klasse/2. Lehrjahr und 13. Klasse/3. Lehrjahr) sowie Berufsschüler sind unterrepräsentiert.
Itemanalysen
Die Inter-Item-Korrelationen variieren zwischen 42 und .50. Ihr Mittelwert beträgt .44. Die Item-Skala-Korrelationen betragen .48 (Item 1), .54 (Item 2) und .54 (Item 3). Dies spricht für eine zufriedenstellende Konsistenz dieser 3-Item Kurzskala.
Itemkennwerte
Die Item-Skala-Korrelationen betragen .48 (Item 1), .54 (Item 2) und .54 (Item 3).
Reliabilität
Cronbachs Alpha für die hier dokumentierte 3-Item Skala ist mit .71 zufriedenstellend hoch.
Validität
Die wichtigsten Ergebnisse der sozialstrukturellen Analysen (siehe Tabelle 1) lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Die männlichen Jugendlichen erzielen höhere Werte für law-and-order-Positionen als die weiblichen (C = .18; C* = .18), ebenso ältere Jugendliche im Vergleich zu jüngeren (C = .11; C* = .13). In der Alterskategorie "21 bis 22 Jahre" ist jedoch ein Bruch dieses Zusammenhangs feststellbar, da relativ zu den jüngeren Altersgruppen der Anteil der Antwortkategorie "niedrig" zu Lasten der Kategorie "mittel" anwächst, beide zusammengenommen jedoch zu Gunsten der Kategorie "hoch" schrumpfen. Für diese Alterskategorie ist also eine Tendenz zur Polarisierung in den law-and-order-Orientierungen zu konstatieren, ohne dass der behauptete allgemeine Zusammenhang dadurch widerlegt wäre.
Während Haupt- und Berufsschüler hohe Zustimmungswerte zu law-and-order-Positionen aufweisen, fallen Gymnasiasten durch niedrige Zustimmungswerte auf (C = .30; C*= .31). Mehr als jeder dritte Haupt- oder Berufsschüler erzielt hohe bis höchste Zustimmungswerte, während dies bei Gymnasiasten nur bei etwa jedem zehnten Schüler der Fall ist. Deutliche Unterschiede in der Zustimmung zu law-and-order-Positionen zeigen sich ferner für Jugendliche mit unterschiedlichen finanziellen Ressourcen (C = .20; C* = .22). Jugendliche mit größeren finanziellen Ressourcen zeigen ein höheres Maß an Zustimmung zu law-and-order-Positionen. Anhänger von Bündnis 90/Die Grünen haben schließlich niedrige, die Anhänger von rechtsextremen Parteien hohe Zustimmungswerte für law-and-order-Positionen.
Tabelle 1
Zustimmung zu "Law-and-Order-Positionen"
|
niedrig |
mittel |
hoch |
N |
C |
C* |
Männer |
36.4 |
37.6 |
26.0 |
354 |
.18 |
.18** |
Frauen |
53.3 |
32.3 |
14.4 |
347 |
|
|
15-16 Jahre |
50.8 |
33.2 |
16.1 |
199 |
.11 |
.13** |
17-18 Jahre |
45.3 |
34.7 |
19.9 |
311 |
|
|
19-20 Jahre |
36.9 |
38.3 |
24.8 |
149 |
|
|
21-22 Jahre |
40.5 |
33.3 |
26.2 |
42 |
|
|
Hauptschule1) |
22.2 |
42.2 |
35.6 |
45 |
.30 |
.31** |
Realschule |
38.7 |
45.2 |
16.1 |
62 |
|
|
Gymnasium |
57.0 |
31.5 |
11.5 |
356 |
|
|
Berufsschule |
29.9 |
37.1 |
33.0 |
224 |
|
|
bis 100 DM mtl |
52.9 |
30.0 |
17.1 |
257 |
.20 |
.22** |
101-300 DM mtl |
45.7 |
40.4 |
13.9 |
208 |
|
|
301-500 DM mtl |
39.3 |
33.3 |
27.4 |
84 |
|
|
>als 500 DM mtl |
32.4 |
35.9 |
31.7 |
145 |
|
|
CDU |
43.2 |
34.6 |
22.2 |
81 |
(.42) |
(.40)** |
SPD |
47.9 |
34.5 |
17.6 |
142 |
|
|
F.D.P. |
68.0 |
12.0 |
20.0 |
25 |
|
|
Bündnis 90/Grüne |
70.7 |
21.7 |
7.6 |
92 |
|
|
Rep., DVU u.a. |
5.3 |
26.3 |
68.4 |
38 |
|
|
|
314 |
245 |
142 |
701 u. 103 miss. |
|
|
|
44.8 |
35.0 |
20.3 |
|
|
|
Anmerkungen. die Prozentangaben sind als Zeilenprozent zu lesen, innerhalb des Gesamtwertebereichs 1 bis 4 gelten Werte von 1 bis unter 2 als "niedrig", von 2 bis unter 3 als "mittel" und von 3 bis 4 als "hoch", C: Kontingenzkoeffizient (Angabe in Klammern, wenn mindestens ein Erwartungswert <5), C*: Kontingenzkoeffizient für eine Kontingenztafel mit folgender von der abgebildeten Tafel abweichenden Klassenbildung (Terzilbildung): "niedrig": das Drittel der Befragten mit den niedrigsten Skalenwerten, "hoch": das Drittel der Befragten mit den höchsten Skalenwerten, "mittel": das (verbleibende) Drittel der Befragten mit mittleren Skalenwerten (Angabe in Klammern, wenn mindestens ein Erwartungswert <5); Signifikanzniveau * =0.05, **=0.01; N: Anzahl der Befragten der jeweiligen Zeilenkategorie. Aufgrund der wenigen Fälle (19) blieben Gesamtschüler unberücksichtigt.
Deskriptive Statistiken
Die Item-Mittelwerte betragen 1.92 (Item 2), 2.02 (Item 3) und 2.26 (Item 1). Alle Items liegen somit unter der numerischen Mitte des Antwortbereichs (2.5). Der Wertebereich der Skala (Summenscore) reicht von 1 bis 4 und der Skalen-Mittelwert beträgt 2.07, bei einer Varianz von .73. Das Antwortspektrum der Befragten reicht von 1 bis 4, ist aber hinsichtlich seiner Verteilung stark in Richtung niedriger Werte ausgerichtet. Dennoch kann jeder fünfte Befragte als eine Person mit hohen Zustimmungswerten zu law-and-order-Positionen ausgemacht werden (20.3%). Als negativer Umstand muß die hohe Quote fehlender Werte der law-and-order-Skala genannt werden. Ein Anteil von 12.8% der Befragten (N = 103) machten keine oder keine vollständigen Angaben. Es verbleiben somit 701 gültige Werte für weitere Analysen.
- Dr. Matthias Ulbrich-Herrmann, E-Mail: matthias.ulbrich-herrmann@fhoev.nrw.de