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Deutscher Aggressionsfragebogen

  • Author: Werner, R. & von Collani, G.
  • In ZIS since: 2004
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis52
  • Abstract: The questionnaire operationalizes four dimensions of aggression: physical and verbal aggression as behavioral tendencies, anger as an affective component, and hostility as a cognitive component. Th ... moree development of the questionnaire is based on the work of Buss and Perry (1992). less
  • Language Documentation: deutsch
  • Language Items: German
  • Number of Items: 29
  • Reliability: Cronbachs Alpha = .62 bis .82
  • Validity: Die differentielle Validität wurde über die Korrelationen der Antworten zu den vier Subskalen mit denen zu weiteren ausgewählten Konstrukten bestimmt.
  • Construct: Aggression
  • Catchwords: Ärger, Aggressivität, Frustration | anger, aggressiveness, frustration
  • Item(s) used in Representative Survey: ja
  • URL Data archive: http://dx.doi.org/10.4232/1.0979
  • Status of Development: validiert, normiert
    • Instruktion

      Manche Leute reagieren auf Frustrationen oder Ungerechtigkeiten im Alltag eher gelassen und selbstbewusst, andere mehr impulsiv und aufbrausend oder sie zeigen ihren Ärger. Wir haben dafür einen Fragebogen entwickelt, den wir mit Ihrer Hilfe gerne überprüfen möchten. Dazu bitten wir Sie nun um Ihre eigene Einschätzung. Hier folgen einige Aussagen, die sich auf ausgewählte Aspekte Ihrer Person beziehen. Kreuzen Sie bitte jeweils eine der Antwortmöglichkeiten danach an, ob die jeweilige Aussage Ihrer Meinung nach für Sie mehr oder weniger zutrifft bzw. nicht zutrifft. Denken Sie dabei immer an die generelle Tendenz, die Ihrer Persönlichkeit entsprechen würde, nicht an Ausnahmesituationen. Versuchen Sie, spontan zu antworten und nicht zu lange nachzugrübeln!

       

      Items

      Itemzuordnungen nach Buss & Perry:

      -       PhAgg = physische Aggression (9 Items)

      -       VerbAgg = verbale Aggression (5 Items)

      -       Ärg = Ärger (7 Items)

      -       Miss = Misstrauen (8 Items)

      Nr.

      Item

      Polung

      Kurz-skala

      Sub-skala

      1

      Manchmal kann ich dem Verlangen, eine andere Person zu schlagen, nicht widerstehen.

      +

       

      PhAgg

      2

      Ich sage es meinen Freunden offen, wenn ich anderer Meinung bin als sie.

      +

       

      VerbAgg

      3

      Ich rege mich schnell auf, aber mein Ärger verraucht auch wieder schnell.

      +

      X

      Ärg

      4

      Manchmal verzehrt mich Eifersucht.

      +

       

      Miss

      5

      Wenn ich nur entsprechend gereizt werde, kann ich jemand anderen durchaus schlagen.

      +

      X

      PhAgg

      6

      Es passiert mir oft, dass ich mit anderen nicht übereinstimme.

      +

      X

      VerbAgg

      7

      Wenn ich frustriert bin, zeige ich meine Verärgerung.

      +

       

      Ärg

      8

      Manchmal spielt mir das Leben übel mit.

      +

      X

      Miss

      9

      Wenn mich jemand schlägt, schlage ich zurück.

      +

       

      PhAgg

      10

      Manchmal fühle ich mich wie ein Pulverfass, jederzeit bereit zu explodieren.

      +

       

      Ärg

      11

      Glück scheinen immer nur die anderen zu haben.

      +

      X

      Miss

      12

      Ich werde häufiger in Schlägereien verwickelt als andere.

      +

       

      PhAgg

      13

      Wenn andere mit mir nicht übereinstimmen, kann ich mich nicht zurückhalten, mit ihnen darüber zu streiten.

      +

      X

      VerbAgg

      14

      Ich bin eine ausgeglichene Person.

      -

       

      Ärg

      15

      Ich frage mich, warum ich manchmal so verbittert bin.

      +

      X

      Miss

      16

      Wenn es sein muss, verteidige ich meine Rechte auch mit Gewalt.

      +

       

      PhAgg

      17

      Meine Freunde sagen, ich sei etwas streitlustig.

      +

      X

      VerbAgg

      18

      Ich bin schon so ausgerastet, dass ich Gegenstände zerschlagen habe.

      +

       

      PhAgg

      19

      Manche Leute haben mich schon so weit gebracht, dass wir uns geprügelt haben.

      +

      X

      PhAgg

      20

      Ich brause manchmal wegen Nichtigkeiten auf.

      +

      X

      Ärg

      21

      Gegenüber allzu freundlichen Fremden bin ich misstrauisch.

      +

       

      Miss

      22

      Ich kann mir keinen Grund vorstellen, weshalb ich jemals eine andere Person schlagen würde.

      -

       

      PhAgg

      23

      Es fällt mir schwer, meinen Zorn zu kontrollieren.

      +

      X

      Ärg

      24

      Manchmal habe ich das Gefühl, dass andere hinter meinem Rücken über mich lachen.

      +

       

      Miss

      25

      Ich habe schon Leute bedroht, die ich gut kenne.

      +

      X

      PhAgg

      26

      Einige meiner Freunde halten mich für einen Hitzkopf.

      +

       

      Ärg

      27

      Wenn Leute besonders nett zu mir sind, frage ich mich, was sie von mir wollen.

      +

       

      Miss

      28

      Ich weiß, dass meine "Freunde" hinter meinem Rücken über mich reden.

      +

       

      Miss

      29

      Wenn mich Leute ärgern, sage ich ihnen, was ich über sie denke.

      +

       

      VerbAgg

       

      Antwortvorgaben

      4-stufige Likerttyp-Skala von 1 bis 4 mit Benennung der Endpole 1 = "trifft nicht zu" und 4 = "trifft voll zu".

       

      Auswertungshinweise

      Zwei nicht in Schlüsselrichtung formulierte Items sollten vor Auswertungen umgepolt werden. Die 4 Antwortmöglichkeiten wurden mit 1 bis 4 kodiert. Alternativ ist auch eine Kodierung von 1 bis 5 möglich, d.h. eine Kodierung unter Auslassung einer nur "gedachten" neutralen Mittelkategorie . Beide Codierungsvarianten führten zu fast identischen Ergebnissen. Es können ungewichtete additive Summenwerte für die Gesamtskala und die Subskalen durch Aufaddierung der Antwortwerte für die einzelnen Items gebildet werden.

    Der Aggressionsfragebogen (Aggression Questionnaire, AQ) von Buss und Perry (1992) ist eines der international am häufigsten eingesetzten Instrumente zur Erfassung der selbstberichteten emotionalen Aggressionsneigung. Er operationalisiert vier Dimensionen der Aggression: physische und verbale Aggressivität als Verhaltenstendenzen, Ärger als affektive Komponente und Feindseligkeit ('hostility') als kognitive Komponente. Diese  vier Dimensionen sollen durch vier gleichlautende Subskalen des AQ erfasst werden. Feindseligkeit sollte allerdings nach den Iteminhalten und den Ergebnisse von Validierungsuntersuchungen besser als Misstrauen bezeichnet werden. Sie umfasst neben Misstrauen auch Verbitterung und das Gefühl, zu kurz gekommen zu sein, also eine mehr nach innen gerichtete Neigung zum Ärger.

    Der Aggressionsfragebogen ist für verschiedene Sprachen adaptiert und überprüft worden: Niederländisch (Meesters et al., 1996; Morren & Meesters, 2002), Italienisch (Fossati et al., 2003), Spanisch (Ramirez et al., 2001), Französisch (Pfister & Masse, o.J.) und Japanisch (Nakano, 2001). In diesen Untersuchungen konnte die Zuverlässigkeit und Validität des Instruments einschließlich der postulierten mehrdimensionalen Struktur mehrfach belegt werden. Eine deutsche Fassung liegt bisher nur als noch nicht empirisch erprobte Übersetzung zu Illustrationszwecken in einem Lehrbuch der Differentiellen Psychologie von Amelang und Bartussek ((2001, S. 489) vor. Sie bildete den Ausgangspunkt für die hier berichteten Befunde zur psychometrischen Güte des AQ nach Daten aus dem deutschsprachigen Raum.

     

     

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Die Grundlage des hier dokumentierten Instruments bilden 29 Items eines amerikanischen Aggressionsfragebogens (Aggression Questionnaire, AQ) von Buss und Perry (1992). Er wurde von den Autoren in mehreren Schritten entwickelt, ausgehend von einer Vorform von Buss und Durkee (1957) mit 66 Items.

    Nach faktorenanalytischen Ergebnissen von Buss und Perry (1992) operationalisiert der AQ vier Dimensionen der Aggression: physische und verbale Aggressivität als Verhaltenstendenzen, Ärger als affektive Komponente und Feindseligkeit ('hostility') als kognitive Komponente. Diese vier Dimensionen werden durch vier gleichlautende Subskalen erfasst. Die 29 Items der hier dokumentierten deutschen Fassung wurden im Wortlaut aus Amelang und Bartussek (2001, S. 489) übernommen. Die Genehmigung zur Verwendung dieser Übersetzung wurde von einem früheren Mitglied unserer Leipziger Arbeitsgruppe bei Prof. Manfred Amelang und beim Verlag eingeholt.

    Zur Ermittlung der reaktiven Aggressivität steht für den deutschen Sprachraum alternativ der FAF (Hampel & Selg, 1957) bzw. die Skala Aggressivität aus dem FPI (Fahrenberg, Hampel & Selg, 1984) zur Verfügung. Die Ärgerkomponente kann getrennt nach Zustand und überdauerndem Persönlichkeitsmerkmal für drei verschiedene Ausdrucksformen auch mit dem STAXI (Schwenkenberger et al., 1992) erfasst werden. Als Ärgerverarbeitungs-Inventar kann außerdem der Müller Anger-Coping Questionnaire (MAQ, Müller, 1993) eingesetzt werden. Zur separaten Erfassung der verbalen Aggressivität ist der Fragebogen von Blickle et al. (1998) gedacht, der allerdings eher allgemeine Aggressivität zu erfassen scheint. Der AQ bietet demgegenüber mit seinen vier Subskalen physische Aggressivität, verbale Aggressivität, Ärger und Misstrauen die Möglichkeit, die wichtigsten Teilbereiche der Aggressivität mit einem Instrument zu erheben.

    Die Bildung einer Kurzskala ist möglich. Dazu können entweder die 10 bis 12 Items mit den höchsten Trennschärfen herangezogen werden oder 12 Items, die nach einem Modelltest von Bryant & Smith (2001) dazu am besten geeignet sind (je 3 Items pro Subskala).

    Bei einigen Items wäre eine sprachliche und inhaltliche Überarbeitung der vorliegenden deutschen Übersetzung zu empfehlen, auch nach den hier berichteten Prüfungen der Dimensionalität des Instruments. So sollte z.B. Item 4 ("I am eaten up with jealousy") eher mit "manchmal verzehren mich Neid und Missgunst" übersetzt werden. Vor allem aber sollten die Items zur verbalen Aggressivität reformuliert werden, weil sie sich sprachlich offenbar zu stark mit dem Ärgerfaktor ("streitlustig") überschneiden.

     

    Stichproben

    -       Stichprobe 1 wurde im Sommer 2002 vor allem unter Leipziger Studenten in Vorlesungen und Seminaren rekrutiert. Sie umfasst 271 Befragte hauptsächlich aus Anfangssemestern, von denen etwa 90% Psychologie im Hauptfach studierten, die übrigen im Nebenfach. Das Durchschnittsalter beträgt 22.5 Jahre (s = 4.76, Variationsbreite 18 bis 55 Jahre, 94% unter 30 Jahren), 83.4% der Befragten sind weiblich. Die Daten von fünf Probanden wurden nicht in die Auswertungen einbezogen, da ihre Summenwerte für den Aggressionsfragebogen mehr als drei Standardabweichungen über dem Mittelwert der Stichrobe lagen. Versehentlich wurden Stichprobe 1 nur 28 statt 29 Items vorgegeben. Dies ist bei der Interpretation der psychometrischen Kennwerte nach den Daten dieser Stichprobe einschränkend zu berücksichtigen.

    -       Stichprobe 2 wurde mit einem Onlinefragebogen über das Internet rekrutiert. Zwischen Januar und Ende März 2003 füllten insgesamt 415 Personen den Fragebogen vollständig aus. Die Daten von drei Teilnehmern wurden wegen stereotyper Antwortmuster nicht in die Auswertungen einbezogen. Von den verbleibenden 412 Teilnehmern sind 69.2% weiblich. Das Durchschnittsalter beträgt 28.6 Jahre (s = 10.2, Variationsbreite 13 bis 77 Jahre, 94% unter 30 Jahren). Es sind also alle Altersstufen vertreten, allerdings mit einer deutlichen Überrepräsentation von 19- bis 25-Jährigen (45.1%). 53% der Teilnehmer haben als höchsten Bildungsabschluss das Abitur, 27% darüber hinaus einen Hochschulabschluss. 42.7% der Befragten sind Studenten, 29.4% Arbeiter/Angestellte, 5.8% Schüler, 4.8% Selbständige.

     

    Itemanalysen

    Bei Anlegen des Scree-Test Kriteriums bestätigt eine Faktorenanalyse (Hauptachsenextraktion und Oblimin-Rotation) der Interitemkorrelationen für Stichprobe 1 formal die nach den Ergebnissen zum englischen AQ zu erwartende 4-Faktoren-Lösung. Die Eigenwerte und aufgeklärten Varianzanteile für die ersten vier Faktoren betragen 5.63 = 20.1%, 2.29 = 8.2 %, 2.15 = 7.7% und 1.65 = 5.9%. Der Eigenwert für den fünften Faktor unterschreitet mit 1.31 die kritische Zufallsgrenze von 1.438 nach dem Paralleltest (Longman-Methode, 95tes Perzentil; Longman et al., 1989). Gegen diese spricht jedoch, dass zwei Items zur Erfassung von Misstrauen (Items 21 und 27) einen eigenen Faktor mit sehr hohen Ladungen bilden und die übrigen Items zu Misstrauen  einen weiteren Faktor. Bei einer 3-Faktoren-Lösung (Tabelle 1) sind die Korrelationen zwischen diesen Items demgegenüber wie theoretisch zu erwarten durch nur eine Dimension bestimmt. Deshalb bevorzugen wir hier diese Lösung. Nach dieser sind alle sieben Items der Ärgerskala dem ersten, varianzstärksten Faktor zuzuordnen sowie drei Items zur verbalen Aggressivität mit Hauptladungen und eines (Item 6) mit Nebenladung. Faktor 2 schließt alle neun Items zur physischen Aggressivität ein und Faktor 3 sieben Items zu Misstrauen sowie zwei Items (Items 6 und 10) mit weiteren Ladungen auf Faktor 1. Nur Item 4, welches ebenfalls Misstrauen erfassen sollte ("Manchmal verzehrt mich Eifersucht"), lässt sich nicht in diese dimensionale Struktur einordnen. Es ist nur mit dem ersten Faktor assoziiert, und dies nur schwach. Festzuhalten ist somit, dass sich zwar die zwei Subdimensionen - physische Aggressivität und Misstrauen - faktorenanalytisch eindeutig trennen lassen, nicht aber auch die beiden anderen erwarteten Subdimensionen Ärger und verbale Aggressivität. Zwar könnte das Fehlen von Item 29, welches verbale Aggressivität am deutlichsten erfragt, mit dazu beigetragen haben, dass sich kein gesonderter Faktor für diese Dimension mit den Daten von Stichprobe 1 belegen lässt. Dieser Sachverhalt alleine reicht aber nicht aus, um die offensichtlich starke inhaltliche Überlappung der Items zu Ärger und verbaler Aggressivität zu erklären, da alle übrigen Items dieser Subskala dem Faktor Ärger zuzuordnen sind. Auch das Problem einer 3- oder 4-Faktor-Lösung mit einem oder zwei Dimensionen zu Misstrauen lässt sich nicht auf das Fehlen von Item 29 zurückführen.

     

    Tabelle 1

    Faktorenladungen nach einer 3- und 4-Faktoren-Lösung (jeweils Hauptachsenextraktion und Oblimin-Rotation)

     

    Stichprobe 1 (N=271)

    Stichprobe 2 (N=412)

    Item

    F1

    F2

    F3

    F1

    F2

    F3

    F4

    1

     

    .47

     

     

    .44

     

     

    2

    .23

     

     

     

     

     

    .45

    3

    .47

     

     

     

     

    .56

     

    4

    .26

     

     

    .30

     

     

     

    5

     

    .77

     

     

    .71

     

     

    6

    .26

     

    .34

    .27

     

     

     

    7

    .57

     

     

     

     

    .38

    .24

    8

     

     

    .40

    .57

     

     

     

    9

     

    .49

     

     

    .51

     

     

    10

    .38

     

    .24

    .23

    .22

    .50

     

    11

     

     

    .48

    .64

     

     

     

    12

     

    .33

     

     

    .35

     

     

    13

    .44

     

     

     

     

    .24

    .48

    14

    .54

     

     

    .21

     

    .51

     

    15

     

     

    .47

    .58

     

     

     

    16

     

    .76

     

     

    .63

     

     

    17

    .62

     

     

     

     

    .38

    .35

    18

    .28

    .36

     

     

    .41

    .33

     

    19

     

    .59

     

     

    .59

     

     

    20

    .63

     

     

     

     

    .70

     

    21

     

     

    .59

    .50

     

     

     

    22

     

    .49

     

     

    .55

     

     

    23

    .54

     

     

     

    .21

    .73

     

    24

     

     

    .49

    .53

     

     

     

    25

     

    .21

     

    .23

    .47

     

     

    26

    .57

     

     

     

     

    .51

    .25

    27

     

     

    .53

    .67

     

     

     

    28

     

     

    .35

    .48

     

     

     

    29

    -

    -

    -

     

     

     

    .55

    Anmerkungen. Stichprobe 1: F1 = Ärger, verbale Aggressivität, F2 = physische Aggressivität, F3 = Misstrauen. Stichprobe 2: F1 = Misstrauen, F2 = physische Aggressivität, F3 = Ärger, F4 = verbale Aggressivität. Faktorenladungen < .11 werden nicht angezeigt

     

    Eine vergleichbare Faktorenanalyse für die Daten aus Stichprobe 2 (Hauptachsenextraktion mit Oblimin-Rotation) legt nach dem Scree-Test Kriterium ebenfalls eine 4-Faktor-Lösung (Tabelle 1) nahe. Die ersten vier Faktoren erklären 23.2%, 7.9%, 7.5% und 5.4% der Varianz (Eigenwerte: 6.74, 2.28, 2.19 und 1.56). Der Eigenwert von 1.28 für den fünften Faktor unterschreitet knapp die kritische Zufallsgrenze von 1.335 nach dem Paralleltest (Longman-Methode, 95tes Perzentil; Longman et al., 1989).

    Die 4-Faktoren-Lösung ist diesmal eindeutig interpretierbar und stimmt weitgehend mit der für die englischen Originalversionen beschriebenen überein. Faktor 1 (Tabelle 1) sind die acht Items zu Misstrauen zugeordnet und Faktor 2 wiederum alle neun Items zu physischer Aggressivität. Nach den Daten dieser Stichprobe sind auch die Dimensionen Ärger - Faktor 3 mit allen 7 dazu vorgegebenen Items - und verbale Aggressivität - Faktor 4 mit 4 der 5 dazu vorgegebenen Items - besser, wenn auch nicht vollständig trennbar: Vier Items sind mit beiden Faktoren (7, 13, 17, 26) bedeutsam assoziiert und Item 6 zur verbalen Aggressivität ist fehlplaziert. Eine Faktorenanalyse der Daten für alle 29 Items trennt somit zwar deutlich zwischen den vier theoretisch erwarteten Dimensionen. Aber auch sie belegt eine teilweise inhaltliche Überlappung der Dimensionen verbale Aggressivität und Ärger.

    Angaben zur Interkorrelation der Subskalen nach den Daten aus Stichprobe 1 (Tabelle 2) und Stichprobe 2 (Tabelle 3) liegen vor.


     

    Tabelle 2

    Interkorrelationen der Subskalen nach Stichprobe 1 (N = 271)

    Subskala

    Ärger

    physische

    Aggression

    Misstrauen

    verbale

    Aggression

    Ärger

    .77

     

     

     

    physische Aggression

    .42

    .76

     

     

    Misstrauen

    .35

    .25

    .66

     

    verbale Aggression

    .51

    .31

    .30

    .63

    Gesamt

    .79

    .72

    .68

    .66

    Anmerkungen. Cronbachs Alpha in der Diagonale (Gesamt: .84). Alle Korrelationen sind auf dem .01 Niveau signifikant (2-seitig)

     

    Tabelle 3

    Interkorrelationen der Subskalen nach Stichprobe 2 (N = 412)

    Subskala

    Ärger

    physische

    Aggression

    Misstrauen

    verbale

    Aggression

    Ärger

    .82

     

     

     

    physische Aggression

    .43

    .78

     

     

    Misstrauen

    .44

    .33

    .77

     

    verbale Aggression

    .49

    .31

    .28

    .62

    Gesamt

    .81

    .72

    .74

    .62

    Anmerkungen. Cronbachs Alpha in der Diagonale (Gesamt: .87). Alle Korrelationen sind auf dem .01 Niveau signifikant (2-seitig)

     

    Itemkennwerte

    In Übereinstimmung mit eher niedrigen oder uneindeutigen Assoziationen zu ihrer Zieldimension (Tabelle 1) erzielen neun Items in Stichprobe 1 Trennschärfen (Tabelle 4) < .30 und drei Items in Stichprobe 2. Wie bereits erwähnt, sollte die deutsche Übersetzung für einige dieser Items überarbeitet werden. Item 4 ("I am eaten up with jealousy") sollte eher als "manchmal verzehren mich Neid und Missgunst" übersetzt werden. Insbesondere sollten aber die Items zur verbalen Aggressivität reformuliert werden, da sie sich inhaltlich zu stark mit den Items zur Erfassung von Ärger ("streitlustig") überschneiden.

     

    Tabelle 4

    Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD) und Trennschärfen (T) der Items nach Stichprobe 1 (Studenten, N = 271) und Stichprobe 2 (Internet, N = 412)

     

    Stichprobe 1

    Stichprobe 2

    Item

    M

    SD

    T

    M

    SD

    T

    1

    1.22

    .49

    .37

    1.33

    .65

    .39

    2

    3.33

    .66

    .15

    3.19

    .75

    .08

    3

    2.77

    .85

    .35

    2.62

    .98

    .33

    4

    2.34

    .93

    .21

    2.25

    1.06

    .27

    5

    1.53

    .74

    .52

    1.64

    .88

    .41

    6

    2.56

    .72

    .43

    2.57

    .79

    .41

    7

    2.87

    .62

    .29

    2.78

    .78

    .36

    8

    1.98

    .76

    .26

    2.40

    .97

    .45

    9

    2.06

    .90

    .30

    2.22

    1.01

    .41

    10

    1.80

    .85

    .53

    1.98

    .99

    .64

    11

    1.52

    .61

    .23

    1.86

    .91

    .35

    12

    1.04

    .22

    .21

    1.07

    .33

    .31

    13

    2.08

    .76

    .38

    2.04

    .84

    .40

    14

    2.84

    .74

    .47

    2.64

    .90

    .47

    15

    1.73

    .83

    .32

    1.99

    1.02

    .44

    16

    1.38

    .65

    .38

    1.51

    .77

    .35

    17

    1.62

    .77

    .54

    1.64

    .87

    .45

    18

    1.56

    .85

    .42

    1.75

    1.05

    .42

    19

    1.28

    .61

    .42

    1.27

    .65

    .41

    20

    2.09

    .87

    .56

    2.16

    .99

    .63

    21

    2.40

    .87

    .38

    2.44

    .98

    .37

    22

    2.68

    .94

    .40

    2.61

    1.04

    .29

    23

    1.55

    .63

    .46

    2.00

    .89

    .62

    24

    2.20

    .80

    .29

    2.37

    1.01

    .42

    25

    1.15

    .41

    .28

    1.29

    .67

    .52

    26

    1.42

    .66

    .43

    1.69

    .89

    .51

    27

    2.13

    .79

    .28

    2.17

    .95

    .38

    28

    1.57

    .78

    .34

    1.68

    .87

    .45

    29

    -

    -

    -

    2.66

    .90

    .31

    Anmerkungen. Item 29 wurde versehentlich in Stichprobe 1 nicht dargeboten

     


     

    Reliabilität

    Die internen Konsistenzen für die wiederum nach den Ergebnissen von Buss und Perry (1992) zusammengestellten Subskalen variieren nach Cronbachs Alpha und den Daten für Stichprobe 1 bzw. Stichprobe 2 zwischen .63 und .77 (Tabelle 2) bzw. zwischen .62 und .82 (Tabelle 3).

    Die Wiederholungszuverlässigkeit wurde an einer Teilstichprobe von N = 70 Teilnehmern aus Stichprobe 1 nach neun Monaten ermittelt. Sie beträgt für die Gesamtskala .73 und für die Subskalen physische Aggressivität .71, verbale Aggressivität .74, Misstrauen .69 und Ärger .66.

     

    Validität

    Die differentielle Validität wurde über die Korrelationen der Antworten zu den vier Subskalen mit denen zu weiteren ausgewählten Konstrukten bestimmt. Die Subskalen wurden dabei nach dem 4-Faktor Modell von Buss und Perry gebildet und nicht nach den berichteten faktorenanalytischen Ergebnissen für die deutsche Version. Dieses Vorgehen wurde primär gewählt, um einen Vergleich mit anderen Untersuchungen zu erleichtern, aber auch, weil Daten zur Validierung hauptsächlich nur aus Stichprobe 1 vorliegen, der Item 29 nicht vorgegeben wurde.

    In Stichprobe 1 wurden dazu jeweils einer Teilgruppe der Befragten Itembatterien zur Erfassung der folgenden Konstrukte ebenfalls vorgelegt:

    -       generalisierter Selbstwert (Rosenberg-Skala; siehe v. Collani & Herzberg, 2003),

    -       Skala Aggressivität aus dem FPI-R (Fahrenberg, Hampel & Selg, 1994),

    -       drei Teilskalen des STAXI (Ärger-In, Ärger-Out, Ärger-Kontrolle; Schwenkenberger et al., 1992) sowie der

    -       NEO-FFI (Borkenau & Ostendorf, 1991).

    Stichprobe 2 beantwortete neben dem Aggressionsfragebogen noch die Kurzform einer Narzissmusskala (Raskin & Terry, 1987) mit 10 Items.

    Mit der Aggressionsskala des FPI (Tabelle 5) ergeben sich erwartungsgemäß hohe korrelative Zusammenhänge zu allen Subskalen des deutschen Aggressionsfragebogens, mit Ausnahme der Subskala Misstrauen. Diese korreliert jedoch hoch negativ mit dem generalisierten Selbstwert (Tabelle 5) nach Rosenberg und hoch positiv mit der nach innen gerichteten Ärgerkomponente aus dem STAXI. Der nach außen gerichtete Ärger ist mit allen drei Komponenten des deutschen Aggressionsfragebogens assoziiert, außer mit der Komponente Misstrauen. Die Subskala Misstrauen erfasst also offenbar im Unterschied zu den drei anderen Subskalen noch weitere Komponenten einer Aggressionsbereitschaft. Die differentielle Validität der Subskalen des deutschen Aggressionsfragebogens wird ferner durch einen hohen negativen Zusammenhang der Subskala Ärger mit Ärgerkontrolle nach dem STAXI (Tabelle 5) belegt und durch Zusammenhänge zwischen Misstrauen sowie Ärger mit den Werten für die Neurotizismusskala des NEO-FFI.


     

    Tabelle 5

    Zusammenhänge der Subdimensionen des Aggressionsfragebogens mit anderen Persönlichkeitsmerkmalen

    Subskala

    Skala Aggressivität aus dem FPI-R (Fahrenberg, Hampel & Selg, 1994)

    generalisierter Selbstwert (Rosenberg-Skala; siehe v. Collani & Herzberg, 2003)

    Ärger-In

    Ärger-Out

    Ärger-Kontrolle

    Ärger

    .65(**)

    -.31(**)

    .31(*)

    .73(**)

    -.54(**)

    physische Aggression

    .75(**)

    -.01

    .34(*)

    .56(**)

    -.12

    Misstrauen

    .28

    -.55(**)

    .57(**)

    -.05

    -.08

    verbale Aggression

    .55(**)

    -.06

    .34(*)

    .63(**)

    -.26

    Gesamt

    .77(**)

    -.38(**)

    .54(**)

    .62(**)

    -.33(*)

    N

    40

    84

    40

    40

    40

    Anmerkungen. ** (*) signifikant auf dem .01 (.05) Niveau (2-seitig). Ärger-In, Ärger-Out, Ärger-Kontrolle sind drei Teilskalen des STAXI (Schwenkenberger et al., 1992)

     

    Alle Subskalen korrelieren zudem negativ mit Verträglichkeit (Tabelle 6) nach dem NEO-FFI (Tabelle 6). Nach den Daten aus Stichprobe 2 (Internetbefragte) sind narzisstische Tendenzen eher mit verbaler Aggressivität assoziiert.

     

    Tabelle 6

    Zusammenhänge der Subdimensionen des Aggressionsfragebogens mit anderen Persönlichkeitsmerkmalen

     

    NEO - FFI

     

    Subskala

    Neurotizismus

    Extrovertismus

    Offenheit

    Verträglichkeit

    Rigidität

    Narzissmus

    Ärger

    .26(**)

    -.03

    .02

    -.35(**)

    -.16

    -.03

    physische Aggression

    .08

    -.14

    -.09

    -.42(**)

    -.23(**)

    .07

    Misstrauen

    .55(**)

    -.28(**)

    -.05

    -.51(**)

    -.18(*)

    -.13(**)

    verbale Aggression

    .10

    -.02

    .30(**)

    -.50(**)

    -.05

    .27(**)

    Gesamt

    .34(**)

    -.18(*)

    .01

    -.59(**)

    -.22(*)

    .02

    N

    14

    14

    14

    14

    135

    412

    Anmerkungen. ** (*) signifikant auf dem .01 (.05) Niveau (2-seitig). Spalten 1 - 5: Subdimensionen des NEO-FFI, Stichprobe 1 (N = 271), Narzissmus = Kurzform der Narzissmusskala von Raskin & Terry, 1987, Stichprobe 1 (N = 412)

     

    Deskriptive Statistiken (Normierung)

    Die Mittelwerte und Standardabweichungen (Tabelle 4) für die Items nach den Daten der beiden Stichproben liegen vor.

    Der Mittelwert für die 28 Stichprobe 1 vorgegebenen Items beträgt 53.6 (SD = 8.97; Streuungsbereich 35 bis 75), die Schiefe .83 und die Kurtosis - 2.66. Die Mittelwerte für männliche (M = 56.7) und weibliche Befragte (M = 53.0) unterscheiden sich signifikant (t(259) = 2.47, p = .014).

    Der Mittelwert für die 29 Stichprobe 2 vorgegebenen Items beträgt 60.7 (s = 12.2; Streuungsbereich 36 bis 101). Die Verteilung ist linksgipflig (Schiefe = 3.81), weicht aber nach der Kurtosis (-.06) nicht signifikant von der Normalverteilung ab. Die Mittelwerte für männliche (M = 61.6) und weibliche Befragte (M = 60.4) unterscheiden sich für das Gesamtinstrument nicht signifikant (t(410) = .91), wohl aber für die Subskala physische Aggression (t(204) = 2.95, p < .01). Sie ist wie zu erwarten unter Männern (M = 15.1) höher als unter Frauen (M = 13.7)

     

     

    Die Skala wurde unter anderem in folgenden Studien eingesetzt:

    -       Oberprimaner-Längsschnitt (Panel 1969-1978)