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Political Efficacy Kurzskala (PEKS)

  • Author: Beierlein, C., Kemper, C. J., Kovaleva, A. & Rammstedt, B.
  • In ZIS since: 2014
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis34
  • Abstract: PEKS is an economic instrument for recording political competence and influence expectations in the political field. The validation studies have shown that the PEKS is a reliable and valid measurem ... moreent of internal and external political competence and influence expectations. less
  • Language Documentation: deutsch
  • Language Items: German (original), English
  • Number of Items: 4
  • Reliability: McDonalds Omega = .69 bis .92; Retest-Reliabilität = .44 bis .61
  • Validity: Hinweise auf die inhaltliche, konvergente, diskriminante und prädiktive Validität
  • Construct: Politische Wirksamkeit, political efficacy
  • Catchwords: Politik, Einflussnahme | politics, influencing
  • Item(s) used in Representative Survey: ja
  • URL Website: ZA3065 (1994) & ZA5309 (2009)
  • Status of Development: validiert, normiert
    • Instruktion

      Nun geht es um Ihre Einschätzung zu politischen Fragen. Den folgenden Aussagen können Sie mehr

      oder weniger zustimmen. Inwieweit stimmen Sie der jeweiligen Aussage zu?

       

      Items

      Die PEKS enthält jeweils zwei Items für die Internal und External Political Efficacy. Die Skala ermöglicht die Messung der beiden Aspekte der Political Efficacy mit jeweils nur zwei Items.

       

      Subskalen:

      INT = Internal Political Efficacy

      EXT = External Political Efficacy.

       

      Nr.

      Items (deutsch)

      Items (englisch)

      Subskala

      1

      Wichtige politische Fragen kann ich gut verstehen und einschätzen.

      I am good at understanding and assessing important political issues.

      INT

      2

      Die Politiker kümmern sich darum, was einfache Leute denken.

      Politicians strive to keep in close touch with the people.

      EXT

      3

      Ich traue mir zu, mich an einem Gespräch über politische Fragen aktiv zu beteiligen.

      I have the confidence to take active part in a discussion about political issues.

      INT

      4

      Die Politiker bemühen sich um einen engen Kontakt zur Bevölkerung

      Politicians care about what ordinary people think.

      EXT

       

      Antwortvorgaben

      Das Antwortformat ist fünfstufig mit den Kategoriebezeichnungen „stimme gar nicht zu“ (1), „stimme wenig zu“ (2), „stimme etwas zu“ (3), „stimme ziemlich zu“ (4), „stimme voll und ganz zu“ (5).

       

      Auswertungshinweise

      Um einen Messwert (Skalenwert) zu erhalten, werden die Antworten auf den beiden Items für Internal Political Efficacy bzw. External Political Efficacy jeweils gemittelt. Der Wertebereich für die beiden Skalenwerte liegt zwischen 1 und 5 (für Referenzwerte siehe Tabelle 4).

       

      Anwendungsbereich

      Die PEKS wurde als Forschungsinstrument für sozialwissenschaftliche Untersuchungen unterschiedlichster Art und Fragestellung entwickelt. Als Zielgruppe wurde daher die deutschsprachige Allgemeinbevölkerung ab 18 Jahren gewählt. Ausgenommen sind Personen, deren sprachliche oder kognitive Fähigkeiten oder deren Wahrnehmungsfähigkeiten, z.B. durch Seh- oder Hörschwäche, unzureichend sind, um die Items zu verstehen. Auch die empirisch ermittelten Gütekriterien beziehen sich auf diese Zielgruppe.

      Die PEKS kann prinzipiell in unterschiedlichen Erhebungsmodi eingesetzt werden. Im Rahmen unserer Validierung setzten wir die Skala im CAPI-Modus (Computer Assisted Personal Interviewing) und in Papierform (Selbstausfüller) ein. Vor einem Einsatz der PEKS in Mixed-Mode-Designs sollte allerdings eine Prüfung der Invarianz erfolgen.

      Die Durchführungszeit der PEKS im CAPI-Modus setzt sich aus dem Vorlesen der vier Items durch den Interviewer und die Beantwortung durch die Befragungsperson zusammen. In 75% der CAPI-Interviews dauert die Durchführung 50 Sekunden oder weniger (Perzentil75 = 50; Stichprobe 2). Die Durchführungsdauer in den anderen getesteten Erhebungsmodi war vergleichbar.

       

       

    Die Political Efficacy Kurzskala (PEKS) dient der Messung individueller politischer Kompetenz- und Einflussüberzeugungen (Campbell, Gurin & Miller, 1954). Die Überzeugung, „politische Vorgänge verstehen und durch individuelles politisches Engagement beeinflussen zu können“ (Vetter, 1997, S. 53) gilt als einer der wichtigsten Prädiktoren politischer Partizipation (Caprara, Vecchione, Capanna & Mebane, 2009). Unter dem Begriff der Political Efficacy werden folglich zwei Konstrukte bzw. Überzeugungen zusammengefasst (Converse, 1972): Internal Political Efficacy bezieht sich auf die individuelle (Selbst-)Überzeugung, dass der eigenen Person politische Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen (Balch, 1974). Hierzu zählt zum Beispiel die Fähigkeit, politische Sachverhalte verstehen und sich wirkungsvoll politisch beteiligen zu können (Niemi, Craig & Mattei, 1991, S. 1407; vgl. auch Krampen, 1986). External Political Efficacy wird von Balch (1947, S. 24) definiert als individuelle Überzeugung, dass „Autoritäten bzw. Regime empfänglich gegenüber Beeinflussungsversuchen sind“ [Übersetzung v. Verf.]. Bei der Internal Political Efficacy handelt es sich demnach um „Überzeugungen“ mit Bezug auf die eigene Person, also um ein Persönlichkeitsmerkmal, wohingegen die External Political Efficacy Überzeugungen hinsichtlich des politischen Systems widerspiegelt. Bisherige empirische Befunde unterstützen die Annahme, dass beide Überzeugungen voneinander unabhängig sind (z.B. Craig, Niemi & Silver, 1990; Vetter, 1997). Dies zeigte sich in bisherigen Studien auch hinsichtlich der Korrelationen der beiden Überzeugungen mit Außenkriterien: Internal Political Efficacy geht mit politischer Partizipation, politischem Interesse, politischem Wissen und der Bildung einer Person einher (Niemi et al., 1991; Cohen, Vigoda & Samorly, 2001). External Political Efficacy ist positiv assoziiert mit Vertrauen in politische Institutionen und in das Funktionieren des politischen Systems (Niemi et al., 1991).

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Skalen zur Messung der Political Efficacy wurden erstmals 1952 in die American National Election Studies (ANES) aufgenommen (Campbell et al., 1954; Morrell, 2003). Ein standardisiertes Messinstrument für die Political Efficacy lag bisher jedoch nicht vor. In der Vergangenheit wurden verschiedene Messinstrumente konstruiert, von denen einige jedoch Probleme hinsichtlich der faktoriellen Struktur der Items aufwiesen (für einen Überblick: Morrell, 2003). Vor diesem Hintergrund lag das Ziel der Skalenentwicklung in der Konstruktion einer reliablen und validen Kurzskala zur ökonomischen Erfassung der beiden Überzeugungen Internal und External Political Efficacy.

    Die Itemselektion und die Validierung erfolgten über ein mehrstufiges Verfahren auf der Basis inhaltlicher Überlegungen und quantitativer Analysen. Den Ausgangspunkt für die Selektion stellte eine Reanalyse von Daten aus sozialwissenschaftlichen Umfragen dar (Andreß et al., 2004; Falter, Gabriel & Rattinger, 2002; Philips et al., 2006). Die dort verwendeten Items wurden u.a. von Niemi et al. (1991) und Vetter (1997) entwickelt bzw. veröffentlicht. Die Reanalyse dieser Items diente dem Zweck, die Eigenschaften verschiedener Operationalisierungsvarianten der Political Efficacy vergleichend zu überprüfen. Angestrebt wurde schließlich eine Selektion von Items, welche die politischen Kompetenz- und Einflussüberzeugungen inhaltlich gut repräsentieren (Inhaltsvalidität). Die auf der Grundlage dieser Kriterien ausgewählten Items aus den genannten Studien wurden anschließend in einem Expertenreview (Prüfer & Rexroth, 2000) sprachlich leicht modifiziert. Insbesondere der Wortlaut wurde so verändert, dass die kognitive Komplexität der Items reduziert wurde (Faulbaum, Prüfer & Rexroth, 2009, S. 62 63). Auf diese Weise sollte die Verständlichkeit der Items für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen gewährleistet werden können. Für die Kurzskala wurden schließlich zwei Items pro Aspekt ausgewählt. Die Kurzskala wurde im Rahmen von zwei Studien entwickelt. Die Charakteristika dieser beiden Stichproben können Tabelle 1 entnommen werden.

    Um die Nutzung der Skala für englischsprachige Untersuchungen zu ermöglichen, wurde diese ins Englische übersetzt. Die International Test Commission (2010) empfiehlt hierbei ein zweistufiges Verfahren. Zunächst übersetzten zwei hauptberufliche, muttersprachliche Übersetzer die Items unabhängig voneinander. Dabei wurden eine Übersetzung in britischem Englisch und die andere in amerikanischem Englisch angefertigt. In der zweiten Phase des Übersetzungsprozesses fand ein Rekonziliationstreffen statt, in dessen Verlauf die Übersetzungsvorschläge in einer Gruppe von Experten für diese psychologischen Merkmale, den Übersetzern und einem weiteren Experten für Fragebogenübersetzung diskutiert und überarbeitet wurden. Die Güte der Übersetzungen wurde bislang allerdings noch nicht empirisch geprüft.

     

    Stichproben

    Stichprobe 1 ist eine Quotenstichprobe, geschichtet nach den Merkmalen Geschlecht, Alter, Bildung und Bundesland (N = 539). Die Grundgesamtheit war definiert als „alle in der Bundesrepublik Deutschland in Privathaushalten lebenden deutschsprachigen Personen ab 18 Jahren“. Die Erhebung erfolgte in zwei Wellen mit einem zeitlichen Abstand von 6 bis 10 Wochen. An Welle 2 nahmen N = 338 Befragungspersonen der Welle 1 teil. Die Daten wurden im Rahmen eines persönlich-mündlichen Interviews (CAPI) oder durch die Vorgabe eines Papierfragebogens erhoben. Die Erhebung dauerte im Mittel 53 Minuten (SD = 12).

    Stichprobe 2 mit N = 1134 Befragungspersonen ist eine Zufallsstichprobe, die repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland über einem Alter von 18 Jahren ist. Sie wurde mithilfe des ADM-Stichprobensystems F2F (Random Route) der Arbeitsgemeinschaft deutscher Marktforschungs-institute gezogen. Die Daten dieser Interviews wurden vollständig im CAPI-Modus erhoben (Dauer: M = 43, SD = 13).

     

    Tabelle 1

    Charakteristika der drei Stichproben

     

    Stichprobe 1
    Welle 1

    Stichprobe 1
    Welle 2

     

    Stichprobe 2

    Stichprobe

     

    Umfang [N]

    539

    338

     

    1134

    Art

    Quote

    Quote

     

    Zufall

    Modus

    CAPI, Papier

    CAPI, Papier

     

    CAPI

    Zusammensetzung

     

    Geschlecht [% Frauen]

    52.5

    52.1

     

    55.6

    Alter [M (SD)]

    47.2 (15.2)

    46.7 (15.1)

     

    53.3 (18.4)

    Bildung  ≤ 9 Jahre

    44.7

    45.3

     

    37.2

                    10 Jahre

    30.2

    27.9

     

    37.0

                     ≥ 11 Jahre

    23.7

    25.4

     

    25.8

    Anm.: CAPI = Computer Assisted Personal Interview, Papier = Papierversion (Selbstausfüller)

     

    Variablen und Auswertungsmethode

    Die Fragebogenbatterie beinhaltete neben der PEKS umfangreiche soziodemografische Angaben, psychologische Maße und sozialwissenschaftliche Validierungsmaße. Die Items zu den soziodemografischen Angaben wurden größtenteils den demografischen Standards des Statistischen Bundesamtes entnommen (2010). Für die Validierung kamen etablierte Standardinstrumente, z.B. zur Erfassung von Kontrollüberzeugungen (Jakoby & Jacob, 1999; nur in Stichprobe 1), den Hauptdimensionen der Persönlichkeit nach dem Fünf-Faktoren-Modell (BFI-10, Rammstedt & John, 2007) und eigens entwickelte Skalen zum Einsatz (siehe Publikationen). An für die sozialwissenschaftliche Forschung relevanten Maßen wurden unter anderem Parteipräferenz, politisches Interesse und Engagement, politische Orientierung und Institutionenvertrauen, z.B. aus dem ALLBUS und dem ESS verwendet. Alle Erhebungen wurden von unabhängigen kommerziellen Anbietern durchgeführt. Um die psychometrische Güte der konstruierten Skala zu überprüfen, wurden auf der Grundlage der oben beschriebenen Stichproben Kennwerte für die Reliabilität und verschiedene Aspekte der Validität berechnet (für Details zur Validierung von Persönlichkeitsskalen siehe Bühner, 2011; Lienert & Raatz, 1998).

     

    Itemkennwerte

    In Tabelle 2 sind die Formulierungen der insgesamt vier Items der PEKS sowie ihre deskriptiven Statistiken separat dargestellt. Letztere basieren auf Daten einer nach Geschlecht, Alter, Bildung und Bundesland quotierten Stichprobe (Stichprobe 1, siehe Tabelle 1).

     

    Tabelle 2

    Items und deskriptive Statistiken der PEKS aus Stichprobe 1

    Item

    M

    SD

    Sch

    Kurt

    (1) Wichtige politische Fragen kann ich gut verstehen und einschätzen.

    3.24

    1.06

    -.27

    -.64

    (3) Ich traue mir zu, mich an einem Gespräch über politische Fragen aktiv zu beteiligen.

    3.23

    1.18

    -.21

    -.78

    Skalenwert PEKS (Internal)

    3.24

    1.03

    -.23

    -.66

    (2) Die Politiker kümmern sich darum, was einfache Leute denken.

    1.81

    .97

    1.26

    1.25

    (4) Die Politiker bemühen sich um einen engen Kontakt zur Bevölkerung

    1.66

    .82

    1.05

    .37

    Skalenwert PEKS (External)

    1.74

    .79

    .95

    .26

    Anm.: Sch = Schiefe, Kurt = Kurtosis, N = 539

     

     

    Objektivität

    Unter Objektivität wird der Grad verstanden, in dem eine Messung unabhängig vom Untersucher ist (vgl. Lienert & Raatz, 1998). Diese bezieht sich auf verschiedene Phasen einer Untersuchung: Durchführung, Auswertung und Interpretation. Im Falle eines Face-to-face-Interviews hängt die Durchführungsobjektivität von dem Interviewer ab, der die Daten erhebt. Sie ist gegeben, wenn dieser sich bei der Vorgabe der Skala an die genauen Instruktionen und den Wortlaut der Items hält. Bei entsprechend geschulten Interviewern ist die Durchführungsobjektivität üblicherweise gewährleistet (Rammstedt, 2010b). Auswertungsobjektivität betrifft die numerische und kategoriale Auswertung des Antwortverhaltens der Befragten nach festgelegten Regeln (vgl. Lienert & Raatz, 1998). Diese ist bei der PEKS vollständig gegeben, da die Verrechnungsvorschriften der Werte auf den Items klar festgelegt sind und keinen Interpretationsspielraum zulassen. Interpretationsobjektivität ist gegeben, wenn die aus den Befragungsergebnissen gezogenen Schlüsse über verschiedene Forscher vergleichbar sind. Zur Maximierung der Interpretationsobjektivität sollte das Wissen der Forscher über die Messintention der Skala und über die Interpretation der quantitativen Messwerte vergleichbar sein (Rammstedt, 2010b). Durch die Standardisierung der Auswertung und die Zuweisung eines numerischen Messwerts, der die Ausprägung des Befragten in der Political Efficacy beschreibt (siehe Befunde zur Validität unten), kann auch die Auswertungsobjektivität der PEKS als gegeben angesehen werden.

     

    Reliabilität

    Unter der Reliabilität oder Messgenauigkeit einer Skala versteht man den Grad der Genauigkeit, mit der ein bestimmtes Merkmal erfasst wird (vgl. Lienert & Raatz, 1998). Die Reliabilität der PEKS wurde im Rahmen von Strukturgleichungsmodellen (SEM; Jöreskog, 1969) auf Grundlage der Ladungen und Fehlervarianzen aus den Messmodellen in den drei Stichproben geschätzt. Als Schätzer wurde der Koeffizient ω von McDonald (1999, S. 90) verwendet. Der Koeffizient gibt das Ausmaß an, in dem eine latente Variable (Konstrukt) von den Items geteilte Varianz reflektiert (Krohne & Hock, 2007). Laut Schweizer (2011) ist dieser Schätzer der Reliabilität besser geeignet als Cronbach α. Die Interpretation der Höhe von McDonald ω ist analog zu Cronbach α. Die Schätzer der Reliabilität für die Internal und die External Political Efficacy wurden jeweils anhand der gleichgesetzten Ladungen der beiden Items auf dem gemeinsamen Faktor ermittelt. Für die Internal Political Efficacy betragen die Schätzer der Reliabilität in Stichprobe 1 ω = .92 für Welle 1 und ω = .83 für Welle 2, sowie in Stichprobe 3 ω = .83. Demnach liegt die Reliabilität der Internal Political Efficacy zwischen .83 und .92. Für die External Political Efficacy beträgt die geschätzte Reliabilität ω = .72 in Stichprobe 1 für Welle 1 und ω = .69 für Welle 2. Die genannten Koeffizienten entsprechen einer für Gruppenuntersuchungen ausreichenden Reliabilität. Dabei liegt die Reliabilität der External Political Efficacy niedriger als diejenige der Internal Political Efficacy. Neben McDonalds ω wurde auch die Stabilität der beiden Skalenwerte der PEKS durch eine Korrelation in den beiden Wellen von Stichprobe 1 ermittelt. Die Stabilität für die Internal Political Efficacy erreichte eine Höhe von rtt = .61 und für die External Political Efficacy rtt = .44.

     

    Validität

    Inhaltliche Validität ist gegeben, wenn ein Item das zu messende Konstrukt wirklich bzw. hinreichend präzise abbildet (Bühner, 2011). Eine empirische Prüfung der Inhaltsvalidität ist meist nicht möglich. Um zu überprüfen, ob ein Verfahren inhaltlich valide ist, wird üblicherweise dessen Konstruktion detailliert beleuchtet (Rammstedt, 2010b). Inhaltsvalidität ist gegeben, wenn das zu messende Konstrukt a priori hinreichend definiert und die Items von einem Expertengremium im Hinblick auf ihre Gültigkeit beurteilt werden. Die inhaltliche Validität der PEKS wurde sichergestellt, indem die Formulierung der Items eng an der Definition der beiden Konstrukte Internal und External Political Efficacy orientiert war. Außerdem wurden die Itemformulierungen einem Expertenreview unterzogen und sprachlich für die anvisierte Zielgruppe optimiert.

    Bei der Konstruktvalidierung werden anhand theoretischer Überlegungen positive, negative und Nullbeziehungen einer zu validierenden Skala mit anderen empirischen Indikatoren postuliert (nomologisches Netzwerk) und getestet, ob sich das vorhergesagte Muster empirisch belegen lässt (Krohne & Hock, 2007). Im Rahmen der Validierung der PEKS wurde versucht aus der Fachliteratur bekannte typische Korrelate der Political Efficacy mit der PEKS zu replizieren (siehe Tabelle 3). Die praktische Bedeutsamkeit der im Folgenden berichteten empirisch ermittelten Validitätskoeffizienten wird nach den Richtlinien von Cohen (1992) vorgenommen: kleiner Effekt (r = .1), mittlere Effekt (r = .3), starker Effekt (r = .5).

     

    Tabelle 3

    Validitätskoeffizienten der PEKS für Internal Political Efficacy (IPE) und External Political Efficacy (EPE

     

    Stichprobe 1

    (N = 539)
    IPE / EPE

     

    Stichprobe 2

    (N = 1134)
    IPE

    Soziodemografische Variablen

    Alter

    .21** / .02

     

    .01

     

    Geschlecht

    -.24** / .04

     

    -.26**

     

    Einkommen

    .30** / .07

     

    .34**

     

    Bildung (ISCED)

    .38** / .14**

     

    .37**

     

    Bildung: Bücher

    -

     

    .28**

    Politisches Interesse

    ALLBUS 2008

    .69** / .13**

     

    -

    Politisches Engagement

    ESS 2008

    .48** / .04

     

    .43**

    Links-Rechts-Skala

    ALLBUS 2004

    .04 / .14*

     

    -

    Institutionenvertrauen

    Bundesregierung

    .05 / .41**

     

    -

     

    Abgeordnete des Bundestags

    .03 / .42**

     

    -

     

    Parteien

    .04 / .39**

     

    -

     

    Polizei

    .06 / .25**

     

    -

    Interpersonelles Vertrauen

    SOEP 2008 / eigene Skala

    .18** / .17**

     

    .22**

     

    SWE / eigene Skala

    .45** / .08

     

    .39**

    Kontrollüberzeugung

    Internal

    .41** / -.26**

     

    .32**

     

    External

    .01 / .01

     

    -.22**

    Persönlichkeit

    Neurotizismus

    -.30** / -.01

     

    -.31**

     

    Extraversion

    .24** / .07

     

    .36**

     

    Offenheit

    .28** / .03

     

    .29**

     

    Verträglichkeit

    -.09* / -.01

     

    .04

     

    Gewissenhaftigkeit

    .15** / .03

     

    .32**

    Anm.: Geschlecht: Männlich (1), Weiblich (2). * = < .05, ** = p < .01.

     

    Die Interkorrelation der Internal und der External Political Efficacy wies in Stichprobe 1 auf einen schwachen Zusammenhang hin. Dies entspricht der theoretischen Konzeption unabhängiger Überzeugungen. Gleichzeitig zeigten sich in Stichprobe 1 und Stichprobe 2 Unterschiede hinsichtlich des Zusammenhangs der beiden Überzeugungen mit psychologischen Merkmalen. So wies die Internal Political Efficacy einen mittleren statistischen Zusammenhang mit diversen Maßen der Allgemeinen Selbstwirksamkeit auf („General Self-Efficacy“; Bandura, 1997; Schwarzer & Jerusalem, 1999). Die Skala zur allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung erfasst bereichsunspezifische Kompetenzerwartungen; die Internal Political Efficacy dagegen spezifische, politische Kompetenzerwartungen. Eine höhere Internal Political Efficacy ging zudem mit einer höheren Kontrollüberzeugung (internaler Locus of Control; vgl. Rotter, 1966) einher. Demgegenüber stand die External Political Efficacy, d.h. die wahrgenommene Responsivität des politischen Systems für die Belange der Bürgerinnen und Bürger, erwartungsgemäß und im Sinne der diskriminanten Validität in keiner Beziehung zur internalen Kontrollüberzeugung. Erwartungsgemäß waren Personen, die ihre politischen Kompetenzen höher einstuften, weniger davon überzeugt, dass ihr Leben durch äußere Faktoren (Zufall, Glück, mächtige Andere) determiniert ist. Bezüglich der fünf Hauptfaktoren der Persönlichkeit (Big Five) ergaben sich in den empirischen Studien konsistent positive Beziehungen zwischen der Internal Political Efficacy und den Dimensionen Offenheit und Extraversion. Diese Dimensionen spiegeln Einflüsse der sozialen Kompetenz sowie der Bildung auf das politische Verständnis und das Engagement wider. Die External Political Efficacy korrelierte nur schwach bzw. nicht mit den oben genannten, psychologischen Konstrukten.

    Für die sozialwissenschaftliche Forschung sind insbesondere die Zusammenhänge der PEKS mit politikwissenschaftlichen und soziodemografischen sowie sozioökonomischen Erfolgsvariablen von Interesse. Theoriekonform fanden sich in Studie 1 und 2 positive Zusammenhänge zwischen der Internal Political Efficacy mit dem politischen Interesse und der politischen Partizipation. Gleichzeitig zeigten sich keine substanziellen Korrelationen der Internal Political Efficacy mit der subjektiven Positionierung der Befragten auf der Links-Rechts-Skala und dem Institutionenvertrauen. Die External Political Efficacy variierte demgegenüber systematisch mit dem Vertrauen in Bundesregierung, Abgeordnete des deutschen Bundestags, politische Parteien und die Polizei.

    Im Gegensatz zur Internal Political Efficacy ging die External Political Efficacy weder mit der politischen Partizipation noch mit dem politischen Interesse einher. Zur Messung des politischen Interesses, der politischen Partizipation, der Links-Rechts-Skala sowie dem Institutionenvertrauen wurden die entsprechenden Operationalisierung in der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) 2008 bzw. dem European Social Survey (ESS) leicht modifiziert.

    Mit der soziodemografischen Variablen Geschlecht korrelierte die Internal Political Efficacy über die Studien hinweg negativ; d.h. Männer gaben auf der Skala höhere Werte an als Frauen. Auch die Schulbildung war erwartungsgemäß konsistent positiv mit der Einschätzung eigener politischer Kompetenzen assoziiert. Für das Alter ergaben sich jedoch inkonsistente Befunde. Die Höhe des persönlichen Einkommens kovariierte in den Stichproben ebenfalls mit den subjektiven politischen Kompetenzen. Die External Political Efficacy variierte nicht systematisch mit der Ausprägung in den genannten soziodemografischen und sozioökonomischen Merkmalen. Lediglich mit der Bildung zeigte sich ein schwacher, aber substanzieller positiver Zusammenhang.

     

    Deskriptive Statistiken (Normierung)

    In Tabelle 4 sind Referenzwerte in Form von Gruppenmittelwerten und Standardabweichungen für die Internal Political Efficacy der PEKS abgedruckt. Bei der Internal Political Efficacy handelt es sich um ein Persönlichkeitsmerkmal, wohingegen die External Political Efficacy Überzeugungen hinsichtlich des politischen Systems widerspiegelt. Diese können über die Zeit hinweg variieren. Aus diesem Grund wurde auf die Darstellung von Referenzwerten für die External Political Efficacy verzichtet. Die Referenzwerte für die Internal Political Efficacy wurden anhand der Zufallsstichprobe (Stichprobe 2) ermittelt und erlauben dem Anwender einen Vergleich der PEKS-Werte aus seiner Untersuchung mit denen relevanter Subgruppen aus einer bevölkerungsrepräsentativen Zufallsstichprobe, zum Beispiel von Männern oder Frauen, von Personen mit unterschiedlicher Schulbildung oder unterschiedlichem Alter. Die Altersgruppen in Tabelle 4 wurden den Lebensphasen der bundesdeutschen Gesellschaft angepasst. Die Zeit von 18 bis 35 Jahren ist die der beruflichen Ausbildung und Familiengründung. Die Zeit der beruflichen Festigung, Karriere, Betreuung von heranwachsenden Kindern und Pflege von älteren Angehörigen fällt in die Zeit zwischen 36 und 65 Jahren. Die dritte Lebensphase beginnt im Alter von 65 Jahren, wenn die berufliche Tätigkeit in den meisten Fällen abgeschlossen ist. Die Aufteilung der Bildungsstufen wurde nach der Dauer der schulischen Allgemeinbildung vorgenommen. Dabei gilt die Dauer der schulischen Bildung bis einschließlich 9 Jahren als geringes Bildungsniveau. Bei einer Schuldauer von 10 oder 11 Jahren handelt es sich um ein mittleres Bildungsniveau und bei mehr als 11 Jahren um ein hohes Bildungsniveau.

     

    Tabelle 4

    Referenzwerte für die Dimension Internal Political Efficacy der PEKS

    Geschlecht

    Bildung

    Altersgruppen

    Gesamt

     

     

    18 - 35

    36 - 65

    > 65

     

     

     

     

    M

    SD

    M

    SD

    M

    SD

    M

    SD

    Männlich

    gering

    2.52

    1.07

    3.12

    1.09

    3.41

    1.11

    3.19

    1.13

     

    mittel

    3.38

    1.05

    3.59

    1.02

    3.77

    1.11

    3.60

    1.05

     

    hoch

    3.76

    0.98

    4.21

    0.79

    4.32

    0.77

    4.10

    0.87

     

    Gesamt

    3.35

    1.10

    3.51

    1.07

    3.62

    1.10

    3.57

    1.10

     

    Weiblich

    gering

    2.10

    0.93

    2.54

    1.11

    2.64

    1.09

    2.56

    1.09

     

    mittel

    2.56

    1.02

    3.03

    1.04

    3.18

    0.90

    2.94

    1.03

     

    hoch

    3.45

    1.05

    3.93

    1.01

    3.86

    1.06

    3.75

    1.05

     

    Gesamt

    2.90

    1.12

    3.13

    1.16

    2.92

    1.12

    3.00

    1.15

     

    Gesamt (Geschlecht)

    gering

    2.34

    1.02

    2.82

    1.13

    3.01

    1.16

    2.87

    1.15

     

    mittel

    2.81

    1.08

    3.24

    1.07

    3.49

    1.05

    3.19

    1.09

     

    hoch

    3.58

    1.02

    4.06

    0.92

    4.13

    0.92

    3.92

    0.98

     

    Gesamt

    3.03

    1.15

    3.34

    1.15

    3.22

    1.17

    3.26

    1.16

      Anm.: N = 1134