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Determinanten der Kondomanwendung

  • Autor/in: Münch, K., Hübner, M., Reinecke, J., & Schmidt, P.
  • In ZIS seit: 1999
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis44
  • Zusammenfassung: Der vorliegende Fragebogen erfasst die Absicht zur Kondomanwendung. Die Entwicklung der Skala basiert auf der Theory of Planned Behavior, daher werden die Aspekte Einstellung, Norm und ... mehr Verhaltenskontrolle abgefragt. weniger
    Abstract: This questionnaire covers the intention to use a condom. The development of the scale is based on the Theory of Planned Behavior, therefore the aspects attitude, norm and behavior control are asked.
  • Sprache Dokumentation: deutsch
  • Sprache Items: deutsch
  • Anzahl der Items: 8
  • Reliabilität: keine Angaben
  • Validität: Hinweise auf die konvergente und diskriminante Validität.
  • Konstrukt: Sexualität
  • Schlagwörter: Verhütung, Sexualität | contraception, sexuality
  • Item(s) in Bevölkerungsumfrage eingesetzt: nein
  • Entwicklungsstand: validiert
    • Instruktion

      Zur Instruktion liegen keine genaueren Informationen vor.

       

      Items

      Subskalen:

      -       I = Intention

      -       E = Einstellung

      -       SN = Subjektive Norm

      -       WV = Wahrgenommene Verhaltenskontrolle

       

      Nr.

      Item

      Sub-skala

      1

      Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie/Ihr Partner ein Kondom zur Schwangerschaftsverhütung anwenden/anwendet?

      I

      2

      Halten Sie die Anwendungen von Kondomen zur Schwangerschaftsverhütung für"

      E

      3

      Halten Sie die Anwendung von Kondomen zur Schwangerschaftsverhütung für"

      E

      4

      Halten Sie die Anwendung von Kondomen zur Schwangerschaftsverhütung für"

      E

      5

      Wie gut oder wie schlecht finden es die Personen, die Ihnen wichtig sind, wenn Sie/Ihr Partner Kondome zur Schwangerschaftsverhütung anwenden/anwendet?

      SN

      6

      Die Personen, die mir wichtig sind, denken, dass ich/mein Partner Kondome zur Schwangerschaftsverhütung benutzen sollte.

      SN

      7

      Für wie schwierig halten Sie die Anwendung von Kondomen zur Schwangerschaftsverhütung?

      WV

      8

      Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass Sie/Ihr Partner gegenwärtig in der Lage sind/ist, Kondome zur Schwangerschaftsverhütung richtig anzuwenden?

      WV

       

      Antwortvorgaben

      Siebenstufige Ratingskalen mit verschiedenen Ankern.

       

      Auswertungshinweise

      Auswertungshinweise und die Ergebnisse der Studie dokumentieren ausführlich Hübner, Münch, Reinecke und Schmidt (1998).

       

       

    Den theoretischen Bezug zur Erklärung der Pillen- bzw. Kondomanwendung bildet die "Theorie des geplanten Verhaltens" (TOPBHotwordStyle=BookDefault; ) von Ajzen (1985, 1988, 1991). Diese derzeit am häufigsten angewendete sozialwissenschaftliche Handlungstheorie basiert auf der "Theory of Reasoned Action" (TORAHotwordStyle=BookDefault; ) von Fishbein & Ajzen (1975; Ajzen & Fishbein, 1980). Die TOPB erweitert die TORA u.a. um ein Konstrukt der "wahrgenommenen Verhaltenskontrolle", um so anders als die TORA auch Verhalten vorhersagen zu können, über welches Handelnde nur eingeschränkte willentliche Kontrolle haben.

    Nach der grundlegenden Annahme der TOPBHotwordStyle=BookDefault;  geht einem Verhalten immer die Absicht voraus, dieses Verhalten auszuführen. Menschen handeln also im Einklang mit ihren Verhaltensintentionen. Diese sind ihrerseits determiniert durch die drei Einflussgrößen "Einstellung", "subjektive Norm" und "wahrgenommene Verhaltenskontrolle".

    Übertragen auf die Pillen- bzw. Kondomanwendung bedeutet dies, dass die Intention, mit Pille bzw. Kondom verhüten zu wollen, bestimmt wird 1. von der spezifischen Einstellung zu diesen Verhütungsmethoden, 2. von den wahrgenommenen Erwartungen des sozialen Umfeldes und 3. von der Kompetenz- bzw. Kontrollerwartung , d.h. der subjektiv wahrgenommenen Fähigkeit, diese Verhütungsmethoden anwenden zu können (Hübner, Münch, Reinecke & Schmidt, 1998). Die Einstellung spiegelt die Abwägung wider, welche Konsequenzen die Ausführung einer Verhaltensweise nach sich zieht und wie diese Konsequenzen bewertet werden. Die subjektive Norm drückt den Einfluss des sozialen Umfeldes einer Person aus: Was denken nahestehende Personen über diese Verhaltensweise und inwieweit besteht die Bereitschaft, diesen Erwartungen Folge zu leisten? Die wahrgenommene Verhaltenskontrolle ist Ausdruck der Einschätzung einer Person, inwieweit sie sich aufgrund der eigenen Fähigkeiten (Wissen, Kenntnisse, Übung) und der äußeren Umstände (Verfügbarkeit, Kosten) in der Lage sieht, dieses Verhalten auszuführen.

     

     

     Itemkonstruktion und Itemselektion

    Dieses Instrument wurde gemeinsam mit anderen in dem Projekt  "Kontrazeption und Sexualität 16-24-jähriger Jugendlicher und junger Erwachsener" in einer repräsentativen Wiederholungsbefragung erprobt, die im Auftrag der "Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA)" durchgeführt wurde. Die Instrumententwicklung erfolgte u.a. in Anlehnung an Studien, die 1991 im Auftrag des BMFT und 1994 im Auftrag der BZGA durchgeführt wurden (vgl. Nickel, Plies & Schmidt, 1995; Plies, Nickel & Schmidt, 1998).

    Die Operationalisierung orientierte sich an der "Theorie des geplanten Verhaltens (TOPBHotwordStyle=BookDefault; )". Da diese allgemeine Einstellungstheorie oft angewendet wird, kann die grundsätzliche Vorgehensweise bei der Instrumententwicklung detailliert in der einschlägigen Literatur nachgelesen werden (Ajzen & Fishbein, 1980; Ajzen, 1985, 1988, 1991).

    Die Items wurden über einen standardisierten Fragebogen vorgegeben. Dieser setzte sich aus drei Teilen zusammen: Am Anfang und Ende wurden die Fragen durch InterviewerInnen gestellt. Der Mittelteil u.a. mit den hier dokumentierten Fragen war als "Selbstausfüller" konzipiert. Er konnte nach dem Ausfüllen versiegelt werden, um Anonymität sicherzustellen.

     

    Stichproben

    Die Zielgruppe waren alle im Bundesgebiet lebenden Personen deutscher Staatsbürgerschaft im Alter von 16 bis einschließlich 24 Jahren. Befragt wurden 1223 Jugendliche und junge Erwachsene. Die Auswahl der Zielpersonen erfolgte mittels Quota-Verfahren. Als Grundlagen der Quotierung erfolgte eine an den amtlichen Daten des Statistischen Bundesamtes (Stand: 31.12.94) orientierte Verteilung der Merkmale Geschlecht, Bundesland und Ortsgrößenklassen 16- bis 24-jähriger entsprechend dem Standard des Arbeitskreises Deutscher Marktforschungsinstitute. Die regionale Streuung wurde über den Einsatz von 221 an der Datenerhebung beteiligten InterviewerInnen gewährleistet. Hinsichtlich der Zusammensetzung der Stichprobe nach Alter und formalem Bildungsgrad bestehen gegenüber der Grundgesamtheit keine systematischen Abweichungen.

     

    Itemanalysen

    Eine explorative Faktorenanalyse (Hauptachsen, Oblimin) führt nach dem Kaiserkriterium auf eine einfaktorielle Lösung.

     

    Itemkennwerte

    Das Ergebnis der oben erwähnten explorativen Faktorenanalyse spiegelt auch eine weitere Faktorenanalyse mit einer vorab festgelegten Anzahl von vier Faktoren für die vier Teilskalen dieses Instruments wider. Auch in dieser erreicht nur ein Faktor einen Eigenwert größer als einsHotwordStyle=BookDefault; , nämlich die Intention, Kondome zu verwenden (Tabelle 1).

     

    Tabelle 1

    Extrahierte Faktoren mit Eigenwert und Anteil erklärter Varianz für die Items zu "Determinanten der Kondomanwendung" (n = 949)

     

     

    Erklärte Varianz %

    Item

    Eigenwert

    pro Faktor

    kumuliert

    Faktor 1

    3.99

    49.9

     

    Faktor 2

    .70

    8.7

     

    Faktor 3

    .48

    6.0

     

    Faktor 4

    .20

    2.5

    67.1

     

    Das Muster der FaktorladungenHotwordStyle=BookDefault;  bestätigt darüber hinaus annähernd die theoretischen Annahmen: Der erste Faktor bildet die Einstellung ab, der zweite die Norm, der dritte die wahrgenommene Verhaltenskontrolle und der vierte schließlich die Intention (Tabelle 2).

     

    Tabelle 2

    Faktorladungen der Items "Determinanten der Kondomwendung" (n = 949)

     

    F1

    F2

    F3

    F4

    Verhaltensabsicht                 

    .12

    .22

    .11

    .51

    Einstellung 1: schlecht/gut        

    .80

    .05

    .06

    .02

    Einstellung 2: nutzlos/nützlich    

    .93

    -.05

    -.02

    -.04

    Einstellung 3: unwichtig/wichtig   

    .84

    .02

    -.02

    .07

    Norm 1: Bewertung                  

    .16

    .63

    .09

    .01

    Norm 2: Erwartung                  

    -.05

    .91

    -.02

    .06

    Verhaltenskontrolle 1: Schwierigkeit

    .09

    .18

    .62

    -.15

    Verhaltenskontrolle 2: Fähigkeit   

    -.02

    -.07

    .75

    .51

     

     

    Reliabilität

    Eine Reliabilitätsprüfung für das Gesamtinstrument ist nicht sinnvoll, da die Zusammenfassung aller Items zu einer Skala nach den theoretischen Vorgaben der TOPBHotwordStyle=BookDefault;  nicht vorgesehen ist. Die einzelnen Teilskalen werden vielmehr als eigenständige Skalen betrachtet, die ihrerseits theoretisch aus vielen verschiedenen Items bestehen können.

     

    Validität

    Alle Items korrelierenHotwordStyle=BookDefault;  positiv miteinander (zwischen .31 und .76) (Tabelle 3). Sie werden der Tendenz nach also alle ähnlich beantwortet. Die Absicht, Kondom anzuwenden, ist höher, wenn diese Verhütungsmethode positiv bewertet wird, im Umfeld eine gute Meinung über sie wahrgenommen wird und hohe Fähigkeiten bzw. geringe Schwierigkeiten bezüglich ihrer Anwendung erwartet werden. Die Items zur Erfassung der Konstrukte Einstellung und Norm korrelieren untereinander fast durchgängig höher als mit den Items zur Erfassung des jeweils anderen Konstrukts. Dies weist auf eine konstruktvalide Erfassung dieser Konstrukte hin. Die beiden Items zur Operationalisierung der Verhaltenskontrolle korrelieren demgegenüber untereinander ähnlich hoch wie mit Items zur Erfassung der beiden anderen Konstrukte. Die Korrelationen mit den Items anderer Konstrukte sind zudem relativ gering. Dies legt eine Verbesserung der Operationalisierung dieses Konstrukts nahe. 

    Detaillierte Angaben zur externen Validität der Teilskalen machen Hübner, Münch, Reinecke und Schmidt (1998). Für die Subgruppen Geschlecht, Ost/West, Alter und gegebenenfalls Bildung, Koituserfahrung und PartnerInnenstatus werden fast durchgängig signifikante Mittelwertunterschiede bzw. Prozentsatzdifferenzen ausgewiesen.


     

    Tabelle 3

    Korrelationen zwischen den Items zu "Determinanten der Kondomanwendung" (n = 949)

    Item

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    1

    1.00

     

     

     

     

     

     

     

    2

    .42

    1.00

     

     

     

     

     

     

    3

    .35

    .76

    1.00

     

     

     

     

     

    4

    .42

    .74

    .74

    1.00

     

     

     

     

    5

    .47

    .55

    .49

    .52

    1.00

     

     

     

    6

    .53

    .48

    .40

    .45

    .69

    1.00

     

     

    7

    .32

    .47

    .42

    .43

    .46

    .42

    1.00

     

    8

    .35

    .36

    .31

    .32

    .35

    .30

    .51

    1.00

    Anmerkungen. Alle Korrelationen sind statistisch signifikant (0,1%-Niveau)

     

    Deskriptive Statistiken

    Die Mittelwerte und Standardabweichungen der ItemsHotwordStyle=BookDefault;  liegen vor (Tabelle 4).

     

    Tabelle 4

    Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Items zu "Determinanten der Kondomanwendung" (n = 949)

     

    M

    SD

    Verhaltensabsicht                 

    4.82

    2.21

    Einstellung 1: schlecht/gut        

    5.27

    1.66

    Einstellung 2: nutzlos/nützlich    

    5.68

    1.43

    Einstellung 3: unwichtig/wichtig   

    5.72

    1.42

    Norm 1: Bewertung                  

    5.41

    1.53

    Norm 2: Erwartung                  

    5.05

    1.80

    Verhaltenskontrolle 1: Schwierigkeit

    5.54

    1.55

    Verhaltenskontrolle 2: Fähigkeit   

    6.00

    1.49