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Sexualverhalten

  • Autor/in: Münch, K., Hübner, M., Reinecke, J., & Schmidt, P.
  • In ZIS seit: 1999
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis39
  • Zusammenfassung: Der vorliegende Fragebogen erfasst das Sexualverhalten von Personen.
    Abstract: This questionnaire covers the sexual behavior of individuals.
  • Sprache Dokumentation: deutsch
  • Sprache Items: deutsch
  • Anzahl der Items: 9
  • Reliabilität: Es liegen keine Angaben vor.
  • Validität: Es liegen keine Angaben vor.
  • Konstrukt: Sexualität, Kontrazeption
  • Schlagwörter: Sexualverhalten, Verhütung | sexual behaviour, contraception
  • Item(s) in Bevölkerungsumfrage eingesetzt: nein
  • Entwicklungsstand: erprobt
    • Instruktion und Items

      Subskalen:

      -       SO = Sexuelle Orientierung

      -       BF = Beziehungsform

      -       KE = Koituserfahrung

      -       AG = Alter beim ersten Geschlechtsverkehr

      -       AS = Anzahl der SexualpartnerInnen

      -       GV = Geschlechtsverkehr ohne Verhütung

      -       EV = Erfahrungen mit Verhütungsmethoden

      -       AV = Anwendung von Verhütungsmethoden

       

      Nr.

       

      Sub-skala

      1

      Was trifft auf Sie zu? Bitte nur eine Antwort ankreuzen. Ich fühle mich sexuell....

      SO

      2

      In welcher Beziehungsform leben Sie zur Zeit?

      BF

      3

      Hatten Sie schon Geschlechtsverkehr?

      KE

      4

      Wie alt waren Sie bei Ihrem ersten Geschlechtsverkehr?

      AG

      5

      Mit wie vielen Personen hatten Sie schon Geschlechtsverkehr?

      AS

      6

      Mit wie vielen Personen hatten Sie in den letzten 12 Monaten Geschlechtsverkehr?

      AS

      7

      Wie häufig hatten Sie in den letzten 12 Monaten Geschlechtsverkehr, ohne eine Verhütungsmethode anzuwenden?

      GV

      8

      Mit welchen der folgenden Verhütungsmethoden haben Sie bzw. Ihr Partner/Ihre Partnerin Erfahrung? Mehrfachnennung möglich.

      EV

      9

      Welche der folgenden Verhütungsmethoden wenden Sie bzw. Ihre Partnerin/Ihr Partner überwiegend an? Mehrfachnennung möglich.

      AV

       

      Antwortvorgaben

      Für Item 1 (Sexuelle Orientierung) wurde eine 7-stufige Skala benutzt mit den Ausprägungen:

      -       1 = ausschließlich von Jungen/Männern angezogen

      -       2 = vorwiegend von Jungen/Männern angezogen

      -       3 = sowohl von Jungen/Männern als auch von Mädchen/Frauen angezogen

      -       4 = vorwiegend von Mädchen/Frauen angezogen

      -       5 = ausschließlich von Mädchen/Frauen angezogen

      -       6 = weder von Jungen/Männern noch von Mädchen/Frauen angezogen

      -       7 = weiß nicht

      Für Item 2 (Beziehungsformen) wurde eine 5-stufige Skala benutzt mit den Ausprägungen:

      -       1 = Habe keine/n feste/n Partner/in und keine sexuellen Beziehungen

      -       2 = Habe keine/n feste/n Partner/in, aber sexuelle Beziehungen

      -       3 = Habe feste/n Partner/in ohne sexuelle Beziehung

      -       4 = Habe feste/n Partner/in in einer sexuell treuen Beziehung

      -       5 = Habe keine/n feste/n Partner/in, aber auch sexuelle Beziehungen außerhalb der Partnerschaft

      Für Item 3 (Koituserfahrung) wurde eine Skala benutzt mit den beiden Ausprägungen:

      -       Nein

      -       Ja

      Die Items 4 (Alter beim ersten Geschlechtsverkehr) und Item 5 und 6 (Anzahl der SexualpartnerInnen) werden offen erhoben.

      Für Item 7 (Geschlechtsverkehr ohne Verhütung) wurde eine 6-stufige Skala benutzt mit den Ausprägungen:

      -       Immer

      -       Sehr oft

      -       Oft

      -       Selten

      -       Sehr selten

      -       Nie

      Für Item 8 (Erfahrung mit Verhütungsmethoden) und Item 9 (Anwendung von Verhütungsmethoden) wurde eine 8-stufige Skala benutzt mit den Ausprägungen:

      -       1 = Antibabypille

      -       2 = Kondom

      -       3 = Diaphragma (Pessar)

      -       4 = Verhütungszäpfchen

      -       5 = Temperaturmethode

      -       6 = Spirale

      -       7 = „Aufpassen“

      -       8 = Mit keiner/Keine

       

      Auswertungshinweise

      Auswertungshinweise und die Ergebnisse der Studie dokumentieren ausführlich Hübner, Münch, Reinecke und Schmidt (1998).

       

       

    Das Instrument "Sexualverhalten" umfasst Indikatoren aus dem Bereich Sexualität und Partnerschaft, die zur Erklärung anderer Verhaltensweisen herangezogen werden können (unabhängige Variablen). Sie beziehen sich auf das Sexualleben und die Partnerschaftsverhältnisse sowie die Erfahrung und Anwendung von Verhütungsmethoden. Der Teil des Instruments, der die Erfahrung mit verschiedenen Verhütungsmethoden und deren derzeitige Anwendung erfassen soll, besteht aus zwei Subskalen: die erste soll die Erfahrung mit verschiedenen Verhütungsmethoden abbilden (Verhütungsmittel-Erfahrung), die zweite deren derzeitige Anwendung (Verhütungsmittelwahl). Die Konstruktion der Itembatterien erfolgte ohne expliziten theoretischen Bezug.

     

     

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Dieses Instrument wurde gemeinsam mit anderen in dem Projekt  "Kontrazeption und Sexualität 16-24-jähriger Jugendlicher und junger Erwachsener" in einer repräsentativen Wiederholungsbefragung erprobt, die im Auftrag der "Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA)" durchgeführt wurde. Die Items wurden in Anlehnung an Instrumente aus zwei Vorgängerstudien formuliert, die 1991 im Auftrag des BMFT und 1994 im Auftrag der BZGA durchgeführt wurden (vgl. Nickel, Plies & Schmidt, 1995; Plies, Nickel & Schmidt, 1998). Das Instrument setzt sich zusammen aus den Variablen zur sexuellen Orientierung, PartnerInnenstatus, Koituserfahrung, Alter beim ersten Geschlechtsverkehr, Anzahl der SexualpartnerInnen, wie häufig ungeschützter Geschlechtsverkehr ausgeübt wird sowie die Erfahrung und Anwendung von Verhütungsmethoden.

     

    Stichproben

    Die Zielgruppe waren alle im Bundesgebiet lebenden Personen deutscher Staatsbürgerschaft im Alter von 16 bis einschließlich 24 Jahren. Befragt wurden 1223 Jugendliche und junge Erwachsene. Die Auswahl der Zielpersonen erfolgte mittels Quota-Verfahren. Als Grundlagen der Quotierung erfolgte eine an den amtlichen Daten des Statistischen Bundesamtes (Stand: 31.12.94) orientierte Verteilung der Merkmale Geschlecht, Bundesland und Ortsgrößenklassen 16- bis 24-jähriger entsprechend dem Standard des Arbeitskreises Deutscher Marktforschungsinstitute. Die regionale Streuung wurde über den Einsatz von 221 an der Datenerhebung beteiligten InterviewerInnen gewährleistet. Hinsichtlich der Zusammensetzung der Stichprobe nach Alter und formalem Bildungsgrad bestehen gegenüber der Grundgesamtheit keine systematischen Abweichungen.

     

    Itemanalysen

    Es liegen keine Angaben vor.

     

    Itemkennwerte

    Es ist nicht auszuschließen, dass die Angaben zu mehreren Fragen a) durch Antworttendenzen in Richtung sozialer Erwünschtheit oder b) durch eine retrospektive Erfassung beeinflusst sind:

    So könnte die Beobachtung, dass männliche Befragte deutlich mehr Sexualpartner angeben als weibliche, auch auf Einflüsse sozialer Erwünschtheit zurückzuführen sein. Von Jungen und Männern wird eher erwartet, dass sie "erfahren" sind, während von Mädchen und Frauen eher "Treue" erwartet wird. Variablen, wie z.B. das Alter beim ersten Geschlechtsverkehr wurden ferner retrospektiv erfasst. Speziell bei älteren Befragten könnten die Antworten auf diese Fragen deshalb durch Erinnerungseffekte oder Gedächtniseinbußen verzerrt sein.

     

     

    Reliabilität

    Es liegen keine Angaben vor.

     

    Validität

    Es liegen keine direkten empirischen Angaben vor. Grundsätzlich ist zu bedenken, dass die Validität von Aussagen über das Sexualverhalten durch mehrere Faktoren beeinträchtigt werden kann: So ist u.a. damit zu rechnen, dass das Selbstbild der Befragten sowie allgemein wahrgenommene Normen und damit Einflüsse der sozialen Erwünschtheit in die Antworten eingehen. 

     

    Deskriptive Statistiken

    1. Sexuelle Orientierung und 2. Beziehungsformen: Die Prozentsätze der männlichen und weiblichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen für die sexuelle Orientierung (Tabelle 1)HotwordStyle=BookDefault;  und die Beziehungsformen (Tabelle 2)HotwordStyle=BookDefault;  liegen vor.

     

    Tabelle 1

    Sexuelle Orientierung (in %) der männlichen (m) und weiblichen (w) Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der hier dokumentierten Studie (96) und in den Vorgängerstudien von 1991 (91) und 1994 (94)

     

    m91

    m94

    m96

    w91

    w94

    w96

    N =

    632

    670

    615

    737

    638

    608

    Ausschließlich heterosex.

    84.8

    86.3

    75.4

    79.2

    82.9

    79.8

    Vorwiegend heterosexuell 

    7.3

    6.9

    14.3

    13.6

    11.6

    12.7

    Bisexuell                

    3.2

    1.6

    1.0

    2.2

    1.3

    2.3

    Vorwiegend homosexuell   

    0.5

    0.3

    0.0

    0.3

    0.5

    0.3

    Ausschließlich homosexuell

    0.3

    0.4

    2.9

    0.1

    0.2

    0.5

    Weder noch               

    0.5

    1.0

    3.4

    0.8

    0.9

    2.1

    Weiß nicht               

    0.0

    1.7

    2.1

    0.0

    1.7

    1.8

    Keine Angabe             

    3.5

    1.5

    0.8

    3.8

    0.9

    0.5


     

    Tabelle 2

    Beziehungsformen (in %) der männlichen (m) und weiblichen (w) Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der hier dokumentierten Studie (96) sowie in der Gesamtstudie von 1996 und 1994 (94)

     

    94

    96

    m96

    w96

    Kein fester Partner

    33.9

    30.7

    34.0

    27.5

    Kein fester Partner, aber sex. Beziehungen

    10.2

    13.5

    16.7

    10.2

    Fester Partner ohne sex. Beziehungen

    3.6

    2.8

    2.0

    3.6

    Fester Partner mit sexuell treuer Beziehung

    48.5

    49.6

    42.4

    56.7

    Fester Partner mit sex. Beziehung zu anderen

    3.3

    2.5

    3.6

    1.3

    Keine Angabe

    0.4

    1.0

    1.3

    0.7

    N

    1308

    1223

    615

    608

     

    3. Koituserfahrung und 4. Alter beim ersten Geschlechtsverkehr: Die überwiegende Mehrheit der in dieser Untersuchung Befragten hatte bereits Geschlechtsverkehr (77.6%). Auf 21.7% trifft dies nicht zu und 0.7% machen keine Angabe. Der hohe Anteil koituserfahrener Befragter ist für diese Studie positiv zu beurteilen, da solche Befragte die Anwendung verschiedener Verhütungsmethoden realistischer einschätzen können sollten als Personen ohne Koituserfahrungen.

    Das Alter beim ersten GeschlechtsverkehrHotwordStyle=BookDefault;  variiert zwischen 12 und 23 Jahren (Tabelle 3). Das Durchschnittsalter für das "erste Mal" liegt bei 16.5. Mehr als ein Viertel der koituserfahrenen Befragten hatte ihren ersten Geschlechtsverkehr mit 16 Jahren (27.1%). Werden die Jugendlichen einbezogen, die zum Befragungszeitraum noch keinen Geschlechtsverkehr hatten, ergeben sich etwas höhere Schätzwerte für das Alter beim ersten Geschlechtsverkehr. Frauen haben etwas früher ihren ersten Geschlechtsverkehr als Männer. Signifikante Unterschiede zeigen sich zudem für Befragte aus Ost- und aus Westdeutschland: Befragte aus den neuen Bundesländern haben früher Geschlechtsverkehr (16.3 Jahre) als die aus den alten Bundesländern (16.6 Jahre). Außerdem haben Befragte mit niedriger Bildung signifikant früher Geschlechtsverkehr (16.3 Jahre) als Befragte mit mittlerer (16.5 Jahre) und höherer Bildung (16.8 Jahre). 


     

    Tabelle 3

    Alter beim ersten Geschlechtsverkehr der männlichen (m) und weiblichen (w) Jugendlichen und jungen Erwachsenen (in %)

     

    m

    w

    Alter

    n=462

    n=487

    12         

    0.9

    0.2

    13         

    1.9

    2.3

    14         

    6.1

    7.4

    15         

    16.2

    16.0

    16         

    14.9

    29.2

    17         

    21.4

    22.0

    18         

    15.4

    13.8

    19         

    6.7

    6.2

    20         

    2.2

    1.2

    21         

    2.2

    1.6

    22         

    0.6

    0.2

    23         

    0.2

    -

    keine Angabe

    1.3

    -

     

    5. Anzahl der SexualpartnerInnen: Die Anzahl der SexualpartnerInnenHotwordStyle=BookDefault;  liegt bei den männlichen Befragten deutlich höher als bei den weiblichen (Tabelle 4).

     

    Tabelle 4

    Anzahl von SexualpartnerInnen von männlichen (m) und weiblichen (w) Jugendlichen und jungen Erwachsenen (in %)

     

    m

    w

    Anzahl

    n=462

    n=487

    1

    20.6

    28.1

    2

    20.3

    20.9

    3-5

    29.2

    34.1

    6-10

    19.3

    12.3

    <10

    7.6

    2.1

     

    6. Geschlechtsverkehr ohne Verhütung: Allgemein lässt sich festhalten, dass die meisten 16- bis 24-jährigen nur selten Geschlechtsverkehr ohne VerhütungHotwordStyle=BookDefault;  hatten (29.5%) (Tabelle 5). Das heißt aber auch, dass immerhin etwas mehr als ein Viertel der Befragten im letzten Jahr Geschlechtsverkehr hatten, ohne immer zu verhüten.


     

    Tabelle 5

    Geschlechtsverkehr ohne Verhütung durch männliche (m) und weibliche (w) Jugendliche und junge Erwachsene (in %)

     

    m

    w

    Anzahl

    n=462

    n=487

    Nie

    20.6

    28.1

    (Sehr) selten

    20.3

    20.9

    (Sehr) oft

    29.2

    34.1

    Immer

    19.3

    12.3

     

    7. Erfahrung mit VerhütungsmethodenHotwordStyle=BookDefault; : Die Befragten haben im Wesentlichen nur Erfahrung mit Pille und Kondom (Tabelle 6). Dabei zeigen sich tendenziell geschlechtsspezifische Unterschiede im Umgang mit diesen beiden Verhütungsmethoden.

     

    Tabelle 6

    Anwendung verschiedener Verhütungsmethoden durch männliche (m) und weibliche (w) Jugendliche und junge Erwachsene (in %) (nur Koituserfahrene; Mehrfachnennungen möglich)

     

    m

    w

    Anzahl

    n=462

    n=487

    Antibabypille

    63.0

    75.3

    Kondom

    39.1

    26.7

    Andere

     1.6

     2.0

    „Aufpassen“

     5.7

     4.2

    Mit keiner

     9.2

     8.4

     

    8. Anwendung von Verhütungsmethoden: Koituserfahrene Jugendliche zwischen 16 und 24 Jahren verhüten überwiegend mit Pille und Kondom. Die Pille wird dabei mit 69.4% häufiger angewendet als das Kondom (32.7%) und beide Methoden werden signifikant geschlechtsspezifisch unterschiedlich häufig verwendet.