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Lügen und Leugnen

  • Author: Ling, M.
  • In ZIS since: 1997
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis74
  • Abstract: The questionnaire measures the tendency towards socially desirable response behavior. The development of the scale is based on the work of Marlowe and Crowne (1960).
  • Language Documentation: deutsch
  • Language Items: German
  • Number of Items: 32
  • Reliability: Retest-Reliabilität = .81 bis .94
  • Validity: Hinweise auf die Konstruktvalidität.
  • Construct: Soziale Erwünschtheit
  • Catchwords: Tendenz, Antwortverhalten, Verfälschung, Vergleich | response tendencies, response behavior, falsification, social comparison
  • Item(s) used in Representative Survey: ja
  • URL Data archive: http://dx.doi.org/10.4232/1.6582
  • Status of Development: validiert
    • Instruktion

      Der Wortlaut der Instruktion liegt nicht vor.

       

      Items

      Subskalen:

      -       LÜ = Lügen

      -       LE = Leugnen

       

      Nr.

      Item

      Polung

      Sub-skala

      1

      Bevor ich wähle, informiere ich mich gründlich über die Eignung jedes Kandidaten.

      +

      2

      Ich fälle niemals ein Urteil über andere Menschen, ehe ich nicht genau die Tatsachen kenne.

      +

      3

      Ich habe niemals das Gefühl gehabt, grundlos bestraft worden zu sein.

      +

      4

      Solange ich zurückdenken kann, habe ich nie Streit mit meinen Familienangehörigen gehabt.

      +

      5

      Ich gebe nie vor, mehr zu wissen, als ich tatsächlich weiß.

      +

      6

      Meine Gefühle sind nicht so leicht zu verletzen.

      +

      7

      Ich habe noch nie etwas Gefundenes behalten.

      +

      8

      Ich fühle mich nie verletzt, wenn ich von anderen kritisiert werde.

      +

      9

      Ich habe keinerlei Vorurteile gegenüber Ausländern.

      +

      10

      Ich bin niemals verärgert gewesen, wenn andere Meinungen geäußert haben, die meiner eigenen Meinung entgegengesetzt waren.

      +

      11

      Meine Tischmanieren sind zu Hause ebenso gut, wie wenn ich in einem Restaurant esse.

      +

      12

      Ich bin selten einer schwierigen Situation oder einer Schwierigkeit aus dem Wege gegangen.

      +

      13

      Ich habe nie absichtlich etwas gesagt, was die Gefühle eines anderen verletzt hat.

      +

      14

      Ich habe in meinem Leben immer die Ziele erreicht, die ich mir gesetzt hatte.

      +

      15

      Manchmal fange ich Dinge an, die ich nie beende.

      -

      LE

      16

      Ich habe schon mal zu nicht ganz fairen Mitteln gegriffen, um mir einen Vorteil zu verschaffen.

      -

      LE

      17

      Manchmal komme ich zu spät zur Arbeit oder zu einer Verabredung.

      -

      LE

      18

      Ich habe manchmal einem anderen die Schuld gegeben, wenn mir etwas nicht gelungen war.

      -

      LE

      19

      Wenn ich ohne zu bezahlen in ein Kino hineinkommen könnte und sicher wäre, dass mich niemand sieht, würde ich es wahrscheinlich tun.

      -

      LE

      20

      Ich sage nicht immer die Wahrheit.

      -

      LE

      21

      Ich habe schon mal "krank gespielt", um mich vor einer Sache zu drücken.

      -

      LE

      22

      Ich werde manchmal ärgerlich, wenn mich andere um einen Gefallen bitten.

      -

      LE

      23

      Wenn ich auf ein schwieriges Problem stoße, gebe ich mitunter auf.

      -

      LE

      24

      Wenn man mich ersuchte, für einen Wohltätigkeitszweck zu arbeiten, würde ich vorgeben, keine Zeit zu haben.

      -

      LE

      25

      Ich nehme gelegentlich Anstoß daran, wenn man mir Anordnungen erteilt und sagt, was ich tun soll.

      -

      LE

      26

      Ich liebe es, reichlich Zeit zum Nichtstun und Ausruhen zu haben.

      -

      LE

      27

      Manchmal versuche ich eher es jemandem heimzuzahlen, als zu verzeihen und zu vergessen.

      -

      LE

      28

      Manchmal habe ich ein Versprechen gebrochen, weil es zu schwer war, es zu halten.

      -

      LE

      29

      Es fällt mir schwer, in meiner Arbeit fortzufahren, wenn ich nicht ermutigt werde.

      -

      LE

      30

      Ich fange an zu schimpfen, wenn ich an Bahnschranken lange warten muss.

      -

      LE

      31

      Ich spreche manchmal über Dinge, von denen ich nichts verstehe.

      -

      LE

      32

      Es ist vorgekommen, dass ich jemanden ausgenutzt habe.

      -

      LE

       

      Antwortvorgaben

      Die Antwortvorgaben sind "stimmt" - "stimmt nicht".

       

      Auswertungshinweise

      Die individuelle Verfälschungstendenz im Sinne sozialer Erwünschtheit ergibt sich aus der Anzahl der "Stimmt"-Antworten innerhalb der Lügen-Skala und der "Stimmt-nicht"-Antworten innerhalb der Leugnen-Skala. Der Gesamtscore berechnet sich durch die Addition der "Stimmt"- Antworten (F+) bzw. "Stimmt-nicht"-Antworten (F-).

       

       

    Die erstmals von Ling (1967) eingesetzte deutsche Lügenskala soll die Tendenz von Personen erfassen, sich so zu verhalten, wie sie glauben, dass andere dies als wünschenswert ansehen.

    Ausgangspunkt der Replikation von Amelang und Bartussek (1970) war die Hypothese, dass jene Probanden, die sich bei der Beantwortung von Fragebogen vorwiegend von der sozialen Erwünschtheit ihrer Antworten leiten lassen, höhere Retest-Reliabilitäten in den diagnostischen Skalen aufweisen als Probanden, bei denen diese Tendenz weniger ausgeprägt ist. Dieses dürfte umso deutlicher der Fall sein, je mehr die diagnostischen Skalen Feststellungen enthalten, die im Hinblick auf die soziale Erwünschtheit übereinstimmend zu beantworten sind.

    Diese Hypothesen sollten überprüft werden, indem einer größeren Stichprobe von Probanden mit sechswöchigem Intervall einige Persönlichkeits- und Interessen-Tests zusammen mit der Skala von Ling zweimal vorgelegt wurden. Die Hypothesen konnten bestätigt werden. In allen angewendeten Skalen zeigte sich ein Anstieg der Reliabilität mit zunehmender Tendenz der Versuchsprobanden, sozial erwünschte Antworten zu liefern.

     

     

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Die Items der Social Desirability Scale von Crowne und Marlowe (1960) bilden den wesentlichen Ausgangspunkt der Lügen- und Leugnen-Skala von Ling (1967). Die Lügenitems wurden der deutschen Fassung des MMQ von Eysenck (1955) entnommen, des Weiteren entnahm Ling der deutschen Übersetzung des MMPI die nicht im MMQ (Eysenck) enthaltenen Items der L-Skala. Zwei Items stammen aus dem ENNR von Brengelmann und Brengelmann (1960).

    Als Ausgangsbasis dieser von Ling neu entwickelten Skala diente ein Rating der Items durch  Psychologie-Pädagogik-Studenten im 3. und 4. Semester (N = 25) bezüglich sozialer Erwünschtheit und wahrscheinlicher Realisiertheit angesprochener Verhaltensweisen. Weitere Selektionskriterien waren eine mittlere Trennschärfe der "Lügen"-Items von r = .45 und eine möglichst geringe Korrelation zu Neurotizismus-Items.

     

    Stichproben

    Die Stichprobe bestand aus N = 228 Schülern, davon waren 126 männlich. Das durchschnittliche Alter betrug 17 Jahre. In der Replikation von Amelang und Bartussek (1970) bestand die Stichprobe aus N = 198 Schülern und Studenten (davon 159 männlich). Das durchschnittliche Alter lag zwischen 16 und 21 Jahren.

     

    Itemanalysen

    Für die Geschlechter getrennt durchgeführte Faktorenanalysen der Item-Interkorrelationen unter Einbezug des Gesamtpunktwertes sowie der Summenwerte aller "Stimmt"- bzw. "Stimmt-nicht"-Items ergaben im Wesentlichen zwei Faktoren, die zu .50 (männlich) bzw. .52 (weiblich) miteinander korrelierten. Da auf dem ersten Faktor in beiden Analysen übereinstimmend vor allem die "Stimmt"-Items luden (57% bzw. 59 % der extrahierten Varianz), wurde dieser als "Lügen-Faktor" interpretiert (= "Tendenz, sich in ein günstiges Licht zu setzen, indem man sich sozial erwünschte Verhaltensweisen zuschreibt, ohne dass diese mit dem tatsächlichen Verhalten übereinstimmen", Ling, 1967, S. 29). Den zweiten Faktor, der auf den "Stimmt-nicht"-Summenwert rotiert worden war und der für die verbleibenden 43% bzw. 41 % der extrahierten Varianz aufkam, bestimmten hauptsächlich die "Stimmt-nicht"-Items; entsprechend wurde er als "Leugnen-Faktor" bezeichnet (= "Tendenz, sich in ein gutes Licht zu setzen, indem man sozial unerwünschte Verhaltensweisen nicht zugibt, obgleich man sie aufweist", Ling, 1967, S. 29).

    Aufgrund dieser Resultate entschied sich Ling für die Aufteilung der Gesamtskala in zwei Unterskalen, die entsprechend den Faktoren benannt wurden und deren Rohwerte sich eindrucksmäßig "normal" verteilten. Der Zusammenhang beider Skalen schien "mit dem Bildungsniveau der Versuchspersonen zuzunehmen" (Amelang & Bartussek, 1970, S. 108).

     

    Itemkennwerte

    Die mittlere Item-Gesamt-Korrelation der "Lügen"-Fragen beträgt rit-i = .43, die der "Leugnen"-Fragen rit-i = .45. Die Replikation von Blass erbrachte einen Trennschärfekoeffizienten der Gesamtskala von rit‑i = .35.

     

     

    Reliabilität

    Die Test-Retest-Reliabilitätskoeffizienten für die Gesamtskala betrugen Mrtt = .81 bzw. Mrtt = .87 (Retest nach 3 Wochen). Die Reliabilität beider Skalen in der Replikation von Amelang und Bartussek betrug Mrtt = .94 (für Männer) bzw. .93 (für Frauen). Getrennt nach den beiden Skalen berechnet betrug die Reliabilität für die L(+)-Skala Mrtt = .87 (für Männer) bzw. Mrtt = .87 (für Frauen), für die L(-)-Skala Mrtt = .84 (für Männer) bzw. Mrtt = .89 (für Frauen).

     

    Validität

    Um den Einfluss von Akquieszenz bei der Bearbeitung beider Skalen abzuschätzen, stellte Ling aus 34 inhaltlich heterogenen Items, die hinsichtlich SE neutral waren und mittleren Schwierigkeitsgrad aufwiesen, eine weitere Skala von befriedigender Reliabilität zusammen. Die Werte dieser "Akquieszenz"-Skala korrelierten mit den beiden SE- Skalen jedoch nur zu .01 bzw. -.08. Die Mittelwerte von "Lügen" und "Leugnen" einer Gruppe mit Instruktion zur positiven Verstellung unterschieden sich hochsignifikant von denen einer Stichprobe mit Normalinstruktion.

    Ling wertet dieses Ergebnis als vorläufigen Gültigkeitshinweis. Amelang und Bartussek schränken ein, dass "man bekanntermaßen jedoch derartige Mittelwertsdifferenzen in praktisch allen Persönlichkeitsfragebogen findet, so dass dieser Befund für sich genommen nicht viel besagt; zu fordern wäre in diesem Zusammenhang mindestens, dass die Mittelwertsverschiebungen in Kontrolle gegenüber den diagnostischen Skalen besonders deutlich ausfallen. Wesentlicher scheint, dass die empirischen Wahrscheinlichkeiten für Antworten im Sinne positiver Selbstbeschreibung erheblich höher als die von den Urteilern geschätzten Wahrscheinlichkeiten von P <= 33 % ausfielen (nach denen die Items ja ursprünglich ausgesucht worden waren) bei P = 50 % (geringe Abweichungen bei verschiedenen Stichproben). Dies deutet darauf hin, dass die unter den üblichen Durchführungsbedingungen erwartete Tendenz zu positiver Verfälschung sich in den Lügen-Skalen tatsächlich niederschlägt. Allerdings können die erfassten Stichproben (Schüler, Studenten) sicherlich nicht als repräsentativ in dem Sinne gelten, der den Urteilern vorgegeben wurde" (Amelang & Bartussek, 1970, S. 107).

     

    Deskriptive Statistiken

    Es liegen die MittelwerteName=prozent; HotwordStyle=Color;  aus der Lügen-Skala (L+) mit 14 Items und der Leugnen-Skala (L-) mit 18 Items vor (Tabelle 1). Die Ergebnisdarstellung bezieht sich offensichtlich auf die beiden Stichproben von Ling und Amelang/Bartussek (Gesamt N = 426).

     

    Tabelle 1

    Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Skalen Lügen, Leugnen und L Gesamt

    Parameter

    Subgruppe

    Lügen

    Leugnen

    L gesamt

    M

    Männer

    6.27

    7.11

    13.38

    M

    Frauen

    6.26

    7.15

    13.41

    SD

    Männer

    2.85

    3.60

    5.64

    SD

    Frauen

    2.71

    3.56

    5.82

     

     

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