Bedürfnis nach sozialer Anerkennung
Rollenkonflikt
Soziale Stressoren am Arbeitsplatz
Work-Family Conflict Scale (ISSP)

Bedürfnis nach sozialer Anerkennung

Autor/in: Stocké, V.
In ZIS seit: 2003
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Zusammenfassung:

Diese Skala erfasst mit zehn Items das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung. Sie richtet sich nach der Theorie von Crowne und Marlowe (1960, 1964), die einen persönlichkeitstheoretischen Ansatz zur Erklärung des sozial erwünschten Antwortverhaltens liefern.

Abstract:

This scale measures the need for social recognition with ten items. It is based on the theory of Crowne and Marlowe (1960, 1964), which provide a personality-theoretical approach to explaining socially desirable response behaviour.


Sprache Dokumentation: deutsch
Sprache Items: deutsch
Anzahl der Items: 10
Reliabilität: Interne Konsistenz = .61 bis .67
Validität: Es liegen Hinweise auf die faktorielle und Konstruktvalidität vor.
Konstrukt: Anerkennung
Schlagwörter: Soziale Erwünschtheit, Einstellung, Kurzskala | social desirability, attitude, short scale
Item(s) in Bevölkerungsumfrage eingesetzt: ja
URL Datenarchiv:

http://dx.doi.org/10.4232/1.10832

Skalenentwicklung: validiert

Instruktion

Ich werde Ihnen nun ein paar Aussagen nennen, die persönliche Einstellungen und Verhaltensweisen beschreiben. Ich möchte Sie bitten, mir in jedem Fall zu sagen, ob die jeweilige Aussage auf Sie ganz persönlich zutrifft oder nicht zutrifft. Sagen Sie bitte einfach "richtig", wenn die Aussage auf Sie zutrifft und "falsch", wenn dies nicht der Fall ist.

 

Items

Nr.

Item

Polung

1

Vor einer Wahl informiere ich mich gründlich über die Eignung der verschiedenen Kandidaten.

+

2

Manchmal bin ich beleidigt, wenn es nicht nach meinem Willen geht.

-

3

Ich bin stets ein guter Zuhörer, gleichgültig, wer mein Gesprächspartner ist.

+

4

Ich kann mich daran erinnern, dass ich schon einmal krank gespielt habe, um eine Pflicht zu umgehen.

-

5

Bei Gelegenheit habe ich schon einmal jemanden ausgenützt.

-

6

Wenn ich einen Fehler gemacht habe, bin ich stets bereit, das zuzugeben.

+

7

Ich halte mich immer selber an Grundsätze, deren Befolgung ich von anderen erwarte.

+

8

Ich bin stets höflich, selbst zu Leuten, die ich abstoßend finde.

+

9

Manchmal bin ich ärgerlich auf Leute, die mich um einen Gefallen bitten.

-

10

Ich habe noch nie absichtlich etwas gesagt, um die Gefühle anderer zu verletzten.

+

 

Antwortvorgaben

Dichotome Items mit den Antwortalternativen richtig vs. falsch.

 

Auswertungshinweise

(+) = eine bejahende Antwort zeigt Bedürfnis nach sozialer Anerkennung an; (-) = eine verneinende Antwort zeigt Bedürfnis nach sozialer Anerkennung an. Alle Antworten mit einer Selbstzuschreibung positiv bewerteter Merkmale und einer Ablehnung negativ bewerteter Eigenschaften erhalten den Wert 1. Ansonsten wird der Wert 0 vergeben. Die so kodierten Werte können für jeden Probanden zu einem einfachen, ungewichteten Summenwert aufaddiert werden, der zwischen 0 (kein Bedürfnis nach sozialer Anerkennung) und 10 (maximales Anerkennungsbedürfnis) variieren kann.

 

 

Den Ausgangspunkt für die Konstruktion der Social Desirability bzw. Need for Social Approval (NSA) Skala durch Crowne und Marlowe (1960, 1964) lieferten persönlichkeitstheoretische Ansätze zur Erklärung des sozial erwünschten Antwortverhaltens. Eine Tendenz zu sozial erwünschtem Antworten wird von Crowne und Marlowe auf eine stabile, situationsüberdauernde Persönlichkeitsdisposition zurückgeführt. Wie bei anderen Skalen zur Erfassung von Antwortverzerrungen durch soziale Erwünschtheit geben die Probanden Auskunft über eigene, sozial allgemein als positiv oder negativ bewertete Eigenschaften. Die Fragen sind so formuliert, dass die positiv bewerteten Merkmale wahrscheinlich für niemanden und die sozial unerwünschten Eigenschaften wahrscheinlich für jeden zutreffen. Das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung sollte umso höher sein, je häufiger sich Probanden dennoch Merkmale des ersten Typs zuschreiben und je häufiger sie Merkmale des zweiten Typs als auf sie nicht zutreffend bezeichnen. Angenommen wird, dass eine so erfasste Tendenz zu sozial erwünschtem Antworten dazu führt, dass Befragte auch andere Befragungsthemen in Richtung sozialer Erwünschtheit beantworten, auch wenn dies nicht mit ihren wahren Werten übereinstimmt. Zur Konstruktvalidität der englischen 33 Item NSA Originalversion von Crowne und Marlowe liegen sehr inkonsistente Ergebnisse vor (Ballard, Crino & Rubenfeld, 1988; Brunet, Boucher & Boyer, 1996; Davis & Cowles, 1989; Davies, French & Keogh, 1998; Ellingson, Smith & Sackett, 2001; Fisher & Katz, 2000; Laicardi, Baldassarri & Artistico, 2001; Thunholm 2001; Vella-Broderick & White, 1997).

Die Rational Choice Theorie des Befragtenverhaltens betrachtet das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung, genau wie die persönlichkeitstheoretischen Ansätze, als die motivationale Grundlage für sozial erwünschtes Antwortverhalten (Esser, 1986, 1991; Reinecke, 1991). Im Rahmen dieses Ansatzes wird aber angenommen, dass die Wahrscheinlichkeit sozial erwünschten Antwortverhaltens außer durch das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung noch durch weitere Determinanten beeinflusst wird. Deren Nicht-Berücksichtigung könnte zur bisher inkonsistenten Ergebnislage hinsichtlich der Validität der NSA Skala beigetragen haben. Ein Ziel der zur Erprobung der NSA-d durchgeführten Studien war es daher, diese Frage durch den Einbezug der theoretisch zusätzlich als relevant beurteilten Variablen genauer zu prüfen (vgl. Stocké 2001, 2002). Sie betreffen die soziale Struktur der Befragungssituation und die von den Befragten subjektiv wahrgenommenen Normen über ein gesellschaftlich positiv bewertetes Antwortverhalten. Die inkonsistenten Ergebnisse zur Validität der NSA Skala sind zudem möglicherweise auch darauf zurückzuführen, dass die Items der Skala in einer Reihe von Untersuchungen im Rahmen eines privaten Befragungsmodus beantwortet wurden. Dies kann eine invalide Erhebung des Bedürfnisses nach sozialer Anerkennung gefördert haben, da sich dieses Bedürfnis wahrscheinlich nur in einer öffentlichen Interviewsituation und unter einem damit verbundenen sozialen Druck hinreichend im Antwortverhalten niederschlägt.

 

 

Itemkonstruktion und Itemselektion

Das hier dokumentierte Instrument Bedürfnis nach sozialer Anerkennung (NSA-d) ist eine deutsche Kurzversion der 33 Items umfassenden Marlowe Crowne Social Desirability Skala bzw. der Need for Social Approval (NSA) Skala von Crowne und Marlowe (1960, 1964). Die 10 Items der NSA-d Kurzskala wurden aus der deutschen Übersetzung der NSA Skala durch Dickenberger, Holtz und Gniech (1978) übernommen. Ihre Zusammenstellung erfolgte erstens auf der Grundlage der Ergebnisse englischer Validierungsstudien (Ballard, Crino & Rubenfeld, 1988; Crino, Rubenfeld & Willoughby, 1985; Reynolds, 1982). Als Auswahlkriterium wurden die Angaben über die interne Konsistenz und die Eindimensionalität der Fragen herangezogen. Ein zweites Kriterium war die Übertragbarkeit der Frageninhalte aus dem amerikanischen Kontext in den einer deutschen Umfrage.

Eine notwendige Vorbedingung für die Validität der Skala ist, dass sich das Ausmaß des zu erfassenden Selbstdarstellungsbedürfnisses maximal im Antwortverhalten der Befragten manifestiert. Daher ist die mit einer persönlich-mündlichen Form der Befragung verbundene Wahrnehmbarkeit der Antwortinhalte und der dadurch resultierende soziale Druck erforderlich. Die Einleitung und der Fragetext werden deshalb durch einen Interviewer vorgelesen und die Antworten von diesem aufgezeichnet.

 

Stichproben

Die psychometrischen Merkmale des Instruments wurden mit den Daten aus zwei Stichproben (Stichprobe 1: N = 144; Stichprobe 2: N = 224) geprüft. Die Teilnehmer beider Studien wurden mit einem lokalen, mehrstufigen Zufallsauswahlverfahren aus der Wohnbevölkerung einer süddeutschen Großstadt rekrutiert. Die Grundgesamtheit bestand aus allen Bürgern, die zum Befragungszeitpunkt mindestens 18 Jahre alt und deutsche Staatsbürger waren. Für die Stichprobenziehung wurden zunächst im Stadtgebiet zufällig Startpunkte für eine Random Walk Prozedur bestimmt. Von diesen ausgehend wurde dann eine Haushaltsstichprobe generiert. Die Auswahl der Zielpersonen in den Haushalten erfolgte mit der Geburtstagsmethode. Entsprechend ging jeweils jenes Haushaltmitglied in die Stichprobe ein, das zufällig als letztes Geburtstag gefeiert hatte.

Die Befragung wurde als normale Meinungsumfrage über politische und gesellschaftliche Themen angekündigt. Erst am Ende des Interviews erfuhren die Befragten das eigentliche Untersuchungsziel. Die NSA-d Items wurden den Befragten im ersten Teil der ca. 50-minütigen, computergestützten Interviews vorgelegt, in denen die Teilnehmer außerdem über ihre Einstellungen zu gesellschaftlichen und politischen Themen sowie über einige ihrer Lebensgewohnheiten befragt wurden. Bei diesen zusätzlichen Befragungsthemen handelte es sich beispielsweise um 10 Items, die häufig im Rahmen der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) zur Erfassung der Einstellungen gegenüber ethnischen Fremdgruppen herangezogen werden. Die Umfrageteilnehmer wurden außerdem darüber befragt, wie sozial erwünscht oder unerwünscht sie jene Einstellungspositionen wahrnehmen, die sich in einer vollständigen Zustimmung bzw. Ablehnung der 10 ALLBUS Items ausdrücken (Trait Desirability). Die Angaben zu der NSA-d Skala sowie die wahrgenommene Trait Desirability hinsichtlich unterschiedlicher ethnischer Einstellungspositionen wurden bei allen Befragten im Rahmen persönlich-mündlicher Befragungen erfasst. Bei einer zufällig bestimmten Hälfte der Befragten wechselte das Interview jedoch vor der Erfassung der ethnischen Einstellungsinhalte in einen selbstadministrierten Befragungsmodus. Die Antworten wurden somit teilweise in einer öffentlichen und teilweise einer privaten Antwortsituation erfasst. Die Angaben der Befragten über ihre ethnischen Einstellungen, die Trait Desirability sowie die Privatheit der Antwortsituation dienen der Konstruktvalidierung der NSA-d Skala (vgl. die Angaben im Fenster Validität).

Die insgesamt 368 durchgeführten Interviews entsprechen einer Ausschöpfungsrate von 31.3%. Die sozialstrukturellen Merkmalsverteilungen der Stichproben liegen in Tabelle 1 vor.

 

Tabelle 1

Verteilung der sozialstrukturellen Merkmale der Stichprobe 1 (S1; N = 144), Stichprobe 2 (S2; N = 224) und der Gesamtstichprobe (G; N = 368) und Gruppenmittelwerte hinsichtlich der Kurzskala zur Erfassung des Bedürfnisses nach sozialer Anerkennung (NSA-d)

 

S1

 

S2

 

gesamt

 

N

%

NSA

 

N

%

NSA

 

N

%

NSA

Bildung                  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hauptschule 

45

31.3

6.8

 

106

47.3

6.9

 

151

41.0

6.9

 

Mittlere Reife

38

26.4

6.2

 

56

25.0

5.9

 

94

25.5

6.1

 

Fachabitur  

9

6.3

4.4

 

14

6.3

5.9

 

23

6.3

5.3

 

Abitur      

52

36.1

4.6

 

48

21.4

5.7

 

100

27.2

5.1

Status

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Arbeiter    

5

3.5

7.4

 

30

13.4

6.2

 

35

9.5

6.4

 

Beamte/Angestellter

44

30.6

5.3

 

62

27.7

5.4

 

106

28.8

5.3

 

selbstständig

17

11.8

5.3

 

9

4.0

6.8

 

26

7.1

5.8

 

nicht erwerbstätig

78

54.2

5.9

 

123

54.9

6.8

 

201

54.6

6.5

Alter

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

18-30 Jahre 

39

27.1

4.8

 

42

18.8

5.0

 

81

22.0

4.9

 

31-40 Jahre 

24

16.7

4.9

 

43

19.2

6.3

 

67

18.2

5.8

 

41-50 Jahre 

18

12.5

4.8

 

36

16.1

6.0

 

54

14.7

5.6

 

51-60 Jahre 

26

18.1

6.4

 

39

17.4

6.3

 

65

17.7

6.4

 

> 60 Jahre  

37

25.7

7.1

 

64

28.6

7.5

 

101

27.4

7.3

Einkommen (DM)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

unter 2000

23

16.0

5.8

 

33

14.7

6.5

 

56

15.2

6.2

 

2000-2999

28

19.4

6.1

 

38

17.0

6.7

 

66

17.9

6.5

 

3000-3999

38

26.4

6.0

 

76

33.9

6.3

 

114

31.0

6.2

 

4000-4999

17

11.8

4.6

 

29

12.9

6.3

 

46

12.5

5.7

 

> 5000      

38

26.4

5.5

 

48

21.4

6.0

 

86

23.4

5.8

Geschlecht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

männlich    

66

45.8

5.9

 

121

54.0

6.1

 

187

50.8

6.0

 

weiblich    

78

54.2

5.6

 

103

46.0

6.7

 

181

49.2

6.2

                                 

 

Itemanalysen

Nach getrennten Faktorenanalysen der Daten aus beiden Stichproben (siehe Tabelle 2) lässt sich bei Verwendung des Scree-Tests als Kriterium feststellen, dass die Varianz der Itemantworten durch eine latente Dimension erfasst werden kann. Drei Items (1, 10, 4) erzielen jedoch in jeweils einer der beiden Stichproben nicht die geforderte Minimalladung von .30. Sie sollten deshalb in weiteren Untersuchungen mit Vorbehalt eingesetzt bzw. erneut geprüft werden.

 

Tabelle 2

Ladungen (F) und Kommunalitäten (KO) nach Faktorenanalysen tetrachorischer Korrelationsmatrizen (Analyseprogramm Mplus) der Daten aus Stichprobe 1 (S1; N = 144), Stichprobe 2 (S2; N = 224) und der Gesamtstichprobe (G; N = 368)

 

S1

 

S2

 

gesamt

 

F

KO

 

F

KO

 

F

KO

1

.14

.02

 

.50

.25

 

.35

.12

2

.55

.30

 

.43

.19

 

.48

.23

3

.70

.49

 

.68

.46

 

.71

.50

4

.44

.19

 

.27

.07

 

.32

.10

5

.52

.27

 

.70

.50

 

.64

.41

6

.62

.38

 

.62

.38

 

.62

.38

7

.65

.43

 

.62

.39

 

.61

.38

8

.56

.31

 

.40

.16

 

.48

.23

9

.35

.13

 

.49

.24

 

.44

.19

10

.25

.06

 

.62

.39

 

.50

.25

Eigenwert

3.24

 

3.67

 

3.47

 

Itemkennwerte

Angaben zur Beurteilung der Schwierigkeit (siehe Tabelle 3) und der formalen Validität der Items (siehe Tabelle 2) liegen vor. Die Item-Gesamtkorrelationen variieren in Stichprobe 1 zwischen .30 (Item 1) und .60 (Item 3) und in Stichprobe 2 zwischen .38 (Item 4) und .60 (Item 5). Die mittlere Korrelation der Items liegt in Stichprobe 1 bei .47 und in Stichrobe 2 bei .50. Die korrigierten Trennschärfen variieren in Stichprobe 1 zwischen .08 (Item 1) und .43 (Item 3), in Stichprobe 2 zwischen .18 (Item 4) und .45 (Item 5). Ihr Durchschnitt beträgt .29 (Stichprobe 1) bzw. .33 (Stichprobe 2). Die Ergebnisse sind in Tabelle 4 abgebildet. In Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Faktorenanalysen (siehe Tabelle 2) fallen die Items 1 und 10 in Stichprobe 1 und Item 4 in Stichprobe 2 durch ihren geringen Zusammenhang mit den anderen Items auf.


 

Tabelle 3

Prozentsatz (%) und Anzahl der Teilnehmer (N), die die Items in Stichprobe 1 (S1; N = 144), Stichprobe 2 (S2; N = 224) und in der Gesamtstichprobe (G; N = 368) in sozial erwünschter Richtung beantwortet haben

 

Nr.

Item

Polung

S1

S2

gesamt

 

 

 

%

N

%

N

%

N

1

Vor einer Wahl informiere ich mich gründlich über die Eignung der verschiedenen Kandidaten.

+

51.4

74

50.0

112

50.5

186

2

Manchmal bin ich beleidigt, wenn es nicht nach meinem Willen geht.

-

31.3

45

35.3

79

33.7

124

3

Ich bin stets ein guter Zuhörer, gleichgültig, wer mein Gesprächspartner ist.

+

56.9

82

71.0

159

65.5

241

4

Ich kann mich daran erinnern, dass ich schon einmal krank gespielt habe, um eine Pflicht zu umgehen.

-

64.6

93

58.9

132

61.1

225

5

Bei Gelegenheit habe ich schon einmal jemanden ausgenützt.

-

59.0

85

68.8

154

64.9

239

6

Wenn ich einen Fehler gemacht habe, bin ich stets bereit, das zuzugeben.

+

74.3

107

82.1

184

79.1

291

7

Ich halte mich immer selber an Grundsätze, deren Befolgung ich von anderen erwarte.

+

74.3

107

78.6

176

76.9

283

8

Ich bin stets höflich, selbst zu Leuten, die ich abstoßend finde.

+

54.2

78

67.0

150

62.0

228

9

Manchmal bin ich ärgerlich auf Leute, die mich um einen Gefallen bitten.

-

61.8

89

62.5

140

62.2

229

10

Ich habe noch nie absichtlich etwas gesagt, um die Gefühle anderer zu verletzten.

+

42.4

61

59.4

133

52.7

194


 

Tabelle 4

Punkt-biseriale korrigierte (Ti) und unkorrigierte Trennschärfen (T) sowie Mittelwerte (M) und Kuder-Richardson-20 (KR) Koeffizienten nach Stichprobe 1 (S1; N = 144), Stichprobe 2 (S2; N = 224) und der Gesamtstichprobe (G; N = 368)

Nr.

S1

 

S2

 

gesamt

 

T

Ti

 

T

Ti

 

T

Ti

1

.30

.08

 

.50

.31

 

.42

.22

2

.46

.28

 

.46

.28

 

.46

.28

3

.60

.43

 

.58

.43

 

.60

.44

4

.47

.29

 

.38

.18

 

.41

.21

5

.51

.32

 

.60

.45

 

.57

.40

6

.51

.35

 

.48

.34

 

.50

.35

7

.53

.37

 

.53

.38

 

.53

.38

8

.55

.36

 

.45

.26

 

.49

.31

9

.43

.23

 

.49

.30

 

.46

.27

10

.38

.17

 

.57

.39

 

.50

.32

M

.47

.29

 

.50

.33

 

.49

.32

KR

.61

 

.67

 

.65

 

 

Reliabilität

Der Kuder-Richardson-20 (KR20) Koeffizient beträgt für die erste Stichprobe .61 und für die zweite Stichprobe .67. Da es sich hierbei um eine Minimalschätzung der internen Konsistenz einer aus dichotomen Items bestehenden Skala handelt, können diese Werte noch als vertretbar angesehen werden.

 

Validität

Hinweise für eine Beurteilung der Validität der deutschen NSA-d Kurzskala lassen sich aus den Ergebnissen einer Regressionsanalyse ableiten. Als abhängige Variable wurden in diese die Antworten zu zehn Items einbezogen, die regelmäßig in der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) zur Erfassung von Einstellungen gegenüber Ausländern herangezogen werden. Geprüft wurde, ob sich das mit den NSA-d Items erfasste Bedürfnis nach sozialer Anerkennung in Interaktion mit einer öffentlichen vs. privaten Befragungssituation, sowie der von den Befragten wahrgenommenen sozialen Erwünschtheit unterschiedlicher Einstellungen zu Ausländern, auf die Antworten zu den Ausländeritems auswirkt (vgl. Stocké 2001, 2002). Zur Gewinnung des zweiten Prädiktors wurden einem Teil der Befragten die ethnischen Einstellungsitems durch Interviewer vorgelesen. Die übrigen Befragten bearbeiteten die Items zwar auch in Anwesenheit der Interviewer. Diese waren jedoch nicht zur Wahrnehmung der Antwortinhalte in der Lage. Zur Erfassung des dritten Prädiktors sollten die Befragten angegeben, für wie sozial erwünscht sie eine vollständige Zustimmung bzw. Ablehnung jedes der zehn Ausländeritems beurteilen.

Die theoretisch abgeleiteten Hypothesen über das interaktive Zusammenspiel zwischen dem mit den NSA-d Items operationalisierten Bedürfnis nach sozialer Anerkennung und den weiteren Determinanten sozial erwünschten Antwortens werden durch die Ergebnisse (siehe Abbildung 1 und Abbildung 2) bestätigt: Da bei Wahrnehmbarkeit der Antwortinhalte durch die Interviewer soziale Sanktionen befürchtet werden müssen, werden in einer privaten Befragungssituation andere Einstellungen zu Ausländern geäußert als in einer öffentlichen Interviewsituation. Dieser Effekt wird zudem wie erwartet durch die relativen Erwünschtheitswahrnehmungen positiver und negativer ethnischer Einstellungsurteile moderiert. Vor Interviewern geäußerte Einstellungen fallen deutlich positiver aus als die in einer privaten Antwortsituation formulierten, wenn die Befragten positive Ausländereinstellungen als erwünschter wahrnehmen als negative Einstellungsurteile. Es werden dagegen Antwortverzerrungen in umgekehrter Richtung beobachtet, wenn die Befragten eine negative Einstellungsäußerung subjektiv als erwünschter ansehen. Diese Zusammenhänge sind umso stärker, je stärker das Bedürfnis der Befragten nach sozialer Anerkennung ist. Die Antworten zu den Fragen der NSA-d Kurzskala eignen sich also zur Vorhersage, ob und in welchem Umfang die Befragten ihr Antwortverhalten in einer öffentlichen oder privaten Antwortsituation an die jeweils als gültig angesehenen sozialen Normen anpassen.

 

Abbildung 1. Interaktion zwischen den Erwünschtheitswahrnehmungen und den Privatheitsbedingungen bei schwachem Bedürfnis nach sozialer Anerkennung (NSA-d = 0.0) (* Skalenwert: 1 = extrem negative Einstellung; 7 = extrem positive Einstellung)

 

Abbildung 2. Interaktion zwischen den Erwünschtheitswahrnehmungen und den Privatheitsbedingungen bei starkem Bedürfnis nach sozialer Anerkennung (NSA-d = 0.0) (* Skalenwert: 1 = extrem negative Einstellung; 7 = extrem positive Einstellung)

 

Deskriptive Statistiken

Die Anteile der Befragten mit sozial erwünschten Antworten variieren in der Gesamtstichprobe für die Items der NSA-d Skala zwischen 33.7% (Item 2) und 79.1% (Item 6) (siehe Tabelle 3). Im Durchschnitt über alle Items hinweg wählen 60.9% der Befragten die jeweils sozial erwünschte Antwortoption. Die Analyse der Gesamtskalenwerte (t3) zeigt, dass die Befragten in Stichprobe 1 im Durchschnitt M = 5.7 (SD = 2.27) und die der zweiten Stichprobe M = 6.3 (SD = 2.35) der 10 Items in Richtung sozialer Erwünschtheit beantwortet haben. Nach den Ergebnissen von Regressionsanalysen (siehe Tabelle 5) nimmt das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung mit dem Alter zu und mit der Höhe der Bildung und des Einkommens ab.


 

Tabelle 5

Unstandardisierte Regressionskoeffizienten (b), t-Werte und multiple Regressionskoeffizienten (R) nach einer Regressionsanalyse der Daten aus Stichprobe 1 (S1; N = 144), Stichprobe 2 (S2; N = 224) und der Gesamtstichprobe (G; N = 368)

 

S1

 

S2

 

gesamt

 

b

t

 

b

t

 

b

t

Bildung +               

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittlere Reife

-0.11

0.24

 

-0.35

0.98

 

-0.27

0.93

 

Fachabitur  

-1.56

2.01**

 

-0.79

1.32

 

-1.01

2.15**

 

Abitur

-1.36

2.78**

 

-0.72

1.85*

 

-0.99

3.32**

Status ++

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beamte/Angestellter

-1.13

1.16

 

-0.70

1.47

 

-0.69

1.65

 

selbstständig

-1.08

1.03

 

1.12

1.30

 

-0.16

0.29

 

nicht erwerbstätig

-1.07

1.13

 

-0.02

0.04

 

-0.29

0.73

Alter (in Jahren)

0.04

3.32**

 

0.05

4.88**

 

0.04

6.27**

Einkommen (DM)

-0.00

0.31

 

-0.00

2.90**

 

-0.00

2.14**

Konstante

5.76

5.49**

 

5.42

9.51**

 

5.19

10.89**

R

0.27

 

0.22

 

0.22

                     

Anmerkungen. Signifikanz: * = p < 1.1; ** = p < .0.05; Referenzkategorie: + = Hauptschulabschluss; ++ Arbeiter

 


 

Stocké, V.