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Einstellungen zu Umfragen

  • Author: Stocké, V.
  • In ZIS since: 2003
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis218
  • Abstract: The scale records settings for surveys with 12 items in the long version and 9 items in the short version. It consists of the dimensions "perceived benefit", "perceived reliability" and "perceived loa ... mored". less
  • Language Documentation: deutsch
  • Language Items: German
  • Number of Items: 9 bis 12
  • Reliability: Cronbachs Alpha = .56 bis .76
  • Validity: Hinweise auf Konstruktvalidität
  • Construct: Einstellungen zu Umfragen
  • Catchwords: Einstellung, Umfrage | attitude, survey
  • Item(s) used in Representative Survey: nein
  • Status of Development: validiert
    • Instruktion

      Über den Sinn von Umfragen kann man ganz unterschiedlicher Ansicht sein. Ich lese Ihnen nun einige Meinungen zu diesem Thema vor. Würden Sie mir bitte in jedem Fall sagen, in welchem Ausmaß Sie ganz persönlich den folgenden Aussagen zustimmen oder diese ablehnen.

       

      Items

      Nr.

      Item

      Kurz-

      skala

       

      Wahrgenommener Nutzen

       

      1

      Umfragen sind sehr wichtig für Wissenschaft, Politik und Wirtschaft.

      X

      2

      Meinungsumfragen machen die Gesellschaft demokratischer.

      X

      3

      Die Teilnahme an Umfragen ist in meinem eigenen Interesse.

       

      4

      Umfragen bringen Abwechslung und sind interessant.

      X

       

      Wahrgenommene Zuverlässigkeit

       

      5

      Die Ergebnisse von Umfragen sind in den meisten Fällen richtig.

      X

      6

      Bei Umfragen werden normale und repräsentative Menschen befragt.

       

      7

      Die Teilnehmer an Umfragen sagen meistens ihre wahre Meinung.

      X

      8

      Die Teilnehmer an Umfragen geben sich sehr viel Mühe, richtig zu antworten.

      X

       

      Wahrgenommene Belastung

       

      9

      Durch Umfragen wird man nur von wichtigeren Dingen abgehalten.

      X

      10

      In Deutschland werden viel zu viele Umfragen durchgeführt.

      X

      11

      Es ist anstrengend in Umfragen so viele Fragen zu beantworten.

       

      12

      Interviewer sind unangenehme und aufdringliche Leute.

      X

       

      Antwortvorgaben

      7-stufige, an den Endpunkten verankerte Ratingskalen mit den Antwortoptionen von 1 = stimme voll und ganz zu bis 7 = lehne voll und ganz ab.

       

      Auswertungshinweise

      Die gleichgerichteten Antworten zu den Items können getrennt für jede der drei Teilskalen addiert werden. Der resultierende Summenindex kann dann durch die Zahl der eingegangenen Items dividiert werden. Der Wertebereich für die so gebildeten durchschnittlichen Skalenwerte variiert für die 12 und 9 Item Version gleichermaßen zwischen 1 (sehr negative Bewertung von Umfragen) und 7 (sehr positive Umfrageeinstellung). Viele Befragte haben zu Umfragen sehr wahrscheinlich nur schwach ausgeprägte Meinungen oder Einstellungen. Deshalb sollten bei ihrer Erhebung möglichst auch Indikatoren für die Stärke der Einstellungen erfasst und bei der Interpretation berücksichtigt werden. Dazu eignen sich subjektive Einschätzungen der Sicherheit der Antworten (Renata, 1999), sowie eine Erhebung von Antwortlatenzen (Bassili & Bors, 1997; Fazio & Dunton, 1997) oder des Ausmaßes der direkten Erfahrung mit Umfragen (Schuette & Fazio, 1995).

       

    Einige empirische Studien legen die Annahme nahe, dass die generalisierte Einstellung zu Umfragen die Bereitschaft von (potentiellen) Teilnehmern anzeigt, Befragungen durch unterschiedliche Formen kooperativen Verhaltens zu unterstützen: So neigen z.B. (potentielle) Befragte mit positiven Einstellungen zu Umfragen stärker dazu, an diesen teilzunehmen, als Befragte, auf die das nicht zutrifft (Erbslöh & Koch, 1988; Goyder, 1986; Stinchcombe et al., 1981). Teilnehmer mit positiven Umfragebewertungen hielten sich zudem in einer postalischen Befragung stärker an die Fragebogenanweisungen, schickten die Fragebögen schneller ausgefüllt zurück, ließen weniger Fragen unbeantwortet und waren auch eher zu einem weiteren Interview bereit als Teilnehmer mit einer negativen Haltung zu Umfragen (Rogelberg et al., 2001).

    Dagegen konnte in der einzigen zu dieser Frage vorliegenden Studie nicht bestätigt werden, dass Befragte mit einer positiven Umfrageeinstellung weniger zu sozial erwünschtem Antwortverhalten neigen (Rogelberg et al., 2001). In dieser Studie wurde auch die Dimensionalität der Einstellungen zu Umfragen geprüft. Identifiziert wurden zwei Faktoren, die einerseits das von den Befragten erwartete private Vergnügen repräsentieren und andererseits den von ihnen wahrgenommenen gesellschaftlichen Wert von Umfragen. Weitere empirische Ergebnisse bestätigen die mehrdimensionale Struktur von Einstellungen zu Umfragen (Dran & Hildreth, 1995; Goyder, 1986). Goyder (1986) findet beispielsweise zwei interpretierbare Faktoren, die die Zusammenhänge zwischen den Antworten zu 14 Einstellungsitems zufriedenstellend erklären. Der erste Faktor repräsentiert die Bewertung der vorteilhaften und schädlichen Aspekte von Umfragen, der zweite die angenommene Zuverlässigkeit von Umfrageergebnissen.

    Die Entwicklung der hier dokumentierten Itembatterie erfolgte ausgehend von einer rollentheoretischen Erklärung des Befragtenverhaltens (Orne, 1962; Weber & Cook ,1972) und deren Integration in die Theorie des rationalen (Befragten) Handelns. Eine solche theoretische Integration wird im Rahmen des Modells der Frame-Selektion (MdFS) angestrebt (Esser, 1990, 1993). In diesem wird die Einstellung zu Umfragen sowie deren Stärke als Indikator dafür angesehen, wie wahrscheinlich Befragungsteilnehmer über eine kooperative Befragtenrolle verfügen und daher jede Situation im Kontext einer Umfrage im Sinne einer Unterstützung der vorliegenden Zielsetzung rahmen. Davon hängt beispielsweise eine positive Entscheidung zur Teilnahme und eine Unterstützung der Befragung durch möglichst wahre Angaben ab. Eine alternative, instrumentell rationale Rahmung führt dagegen zu einer nicht-kooperativen Haltung. Unter diesen Umständen muss mit einer aufwandsminimierenden Teilnahmeverweigerung und sozial erwünschtem Antwortverhalten zur Erfüllung des Selbstdarstellungsbedürfnisses gerechnet werden.


     

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Die Skala Einstellungen zu Umfragen liegt in zwei unterschiedlich langen Versionen vor: Als 12 Item Langversion und als 9 Item Kurzform. Beide Versionen bestehen aus drei Teilskalen, die sich auf unterschiedliche Aspekte der Bewertung von Umfragen beziehen. Sie betreffen die wahrgenommene Nützlichkeit und Verlässlichkeit von Umfragen sowie die erwartete Belastung bei einer Teilnahme.

    Für die Konstruktion beider Formen der Skala wurden zunächst 31 Items aus vorliegenden Fragebatterien ausgewählt, die generalisierte Einstellungen zu Umfragen erfassen sollen (Dran & Hildreth, 1995; Erbslöh & Koch, 1988; Forsa, 1993a, 1993b, 1996; Goyder, 1986; Riffault & Wybrow, 1989; Schleifer, 1986; Stinchcombe et al., 1981). Sie wurden in einer Vorstudie einer Zufallsstichprobe von Befragten zur Beantwortung vorgelegt. Auf der Grundlage faktorenanalytischer Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass die generalisierte Einstellung zu Umfragen durch drei orthogonale Bewertungsdimensionen strukturiert ist. Sie lassen sich als erwartete Nützlichkeit von Umfragen, deren wahrgenommene Verlässlichkeit und als die erwartete Belastung durch eine Teilnahme an Umfragen interpretieren. In die Endform der beiden Versionen der Skala wurden die 12 bzw. die 9 Items mit den besten Itemkennwerten (Faktorenladungen und Trennschärfen) einbezogen. Jede der Bewertungsdimensionen wird durch 4 bzw. 3 Items in den Gesamtskalen repräsentiert.

     

    Stichproben

    Die psychometrischen Eigenschaften der 12 Item Form der Skala zur Erfassung generalisierter Einstellungen zu Umfragen wurden mit den Daten aus einer ersten Stichprobe ermittelt (Stichprobe 1: N = 129). Die der gekürzten 9 Item Version wurden mithilfe einer weiteren Stichprobe (Stichprobe 2: = 117) überprüft. Die Teilnehmer wurden für beide Stichproben mit einem lokalen, mehrstufigen Zufallsverfahren aus der Wohnbevölkerung einer süddeutschen Großstadt rekrutiert. Die Grundgesamtheit umfasste alle Bürger, die zum Befragungszeitpunkt mindestens 18 Jahre alt und deutsche Staatsbürger waren. Bei der Stichprobenziehung wurden zunächst im Stadtgebiet nach dem Zufallsprinzip Startpunkte für eine Random Walk Prozedur bestimmt. Von diesen ausgehend wurde dann eine Haushaltsstichprobe generiert. Die Zielperson in den Haushalten wurde anschließend mit der Geburtstagsmethode ausgewählt. Entsprechend ging jeweils jenes Haushaltmitglied in die Stichprobe ein, das zufällig als letztes Geburtstag gefeiert hatte. Alle Interviews wurden computergestützt, bei den Befragten zuhause durchgeführt. Die Items zur Erfassung der Einstellung zu Umfragen wurden in beiden Studien im ersten Viertel eines 45 minütigen Interviews durch eine persönlich-mündliche Befragung erfasst. Das Interview beinhaltete auch Fragen zu den politischen Einstellungen und Lebensgewohnheiten der Teilnehmer.

    Bei diesen zusätzlichen Befragungsthemen handelte es sich auch um 10 Items (Die ALLBUS-Ausländer-Items)Name=ti; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d91; , die häufig im Rahmen der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUSHotwordStyle=BookDefault; ) zur Erfassung der Einstellungen gegenüber ethnischen Fremdgruppen herangezogen werden:

    1.     Die in Deutschland lebenden Ausländer sollten ihren Lebensstil ein bisschen besser an den der Deutschen anpassen

    2.     Wenn Arbeitsplätze knapp werden, sollte man die in Deutschland lebenden Ausländer wieder in ihre Heimat zurückschicken

    3.     Die in Deutschland lebenden Ausländer sollten sich ihre Ehepartner unter ihren eigenen Landsleuten auswählen

    4.     Man sollte den in Deutschland lebenden Ausländern jede politische Betätigung in Deutschland untersagen Name=Integration von Ausländern; HotwordStyle=BookDefault;

    Item 1 bis Item 4: vgl. Skala Integration von Ausländern (ALLBUS)

    5.     Durch die vielen Ausländer in Deutschland fühlt man sich zunehmend als Fremder im eigenen Land

    6.     Die in Deutschland lebenden Ausländer sind eine Belastung für das soziale Netz

    7.     Die in Deutschland lebenden Ausländer sind eine Bereicherung für die Kultur in Deutschland

    8.     Die in Deutschland lebenden Ausländer begehen häufiger Straftaten als die Deutschen

    9.     Die Anwesenheit von Ausländern in Deutschland führt zu Problemen auf dem Wohnungsmarkt

    10.     Die in Deutschland lebenden Ausländer sollten den gleichen Anspruch auf Sozialhilfe und   andere Sozialleistungen haben wie die Deutschen Name=Konsequenzen von Ausländern; HotwordStyle=BookDefault;

    Die Umfrageteilnehmer wurden außerdem darüber befragt, wie sozial erwünscht oder unerwünscht sie jene Einstellungspositionen wahrnehmen, die sich in einer vollständigen Zustimmung bzw. Ablehnung der 10 ALLBUS-Items ausdrücken (Trait Desirability).

    Name=Zustimmung Ausländerpolitik; HotwordStyle=BookDefault;Ein weiterer Teil des Interviews bestand in der Beantwortung einer Kurzversion der Marlowe Crowne Social Desirability Skala und damit in der Erfassung des Bedürfnisses nach sozialer Anerkennung der Befragten (NSA-d SkalaName=Soziale Anerkennung; HotwordStyle=BookDefault; ). Die Angaben zu der NSA-d Skala sowie die wahrgenommene Trait Desirability unterschiedlicher ethnischer Einstellungspositionen wurden bei allen Befragten im Rahmen persönlich-mündlicher Befragungen erfasst. Bei einer zufällig bestimmten Hälfte der Befragten wechselte allerdings das Interview gegen Ende der Befragung, aber noch vor der Erfassung der ethnischen Einstellungsinhalte, in einen selbstadministrierten Befragungsmodus. Die Antworten einer Hälfte der Befragten wurden somit in einer öffentlichen und die der zweiten Hälfte in einer privaten Antwortsituation erfasst. Die zusätzlichen Angaben der Befragten über ihre ethnischen Einstellungen, ihr Bedürfnis nach sozialer Anerkennung, die wahrgenommene Trait Desirability sowie die Privatheit der Antwortsituation dienen der Konstruktvalidierung der Skala zur Erfassung der Einstellung zu Umfragen. In der ersten Stichprobe wurden 129 Interviews (Ausschöpfungsquote 34.0%) und in der zweiten 117 Interviews realisiert (Ausschöpfungsquote 31.3%). Die Verteilungen der sozialstrukturellen MerkmaleName=t1; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d90;  in den beiden Teilstichproben liegen in Tabelle 1 vor.


     

    Tabelle 1

    Verteilung der sozialstrukturellen Merkmale der Stichprobe 1 (S1; N = 129), Stichprobe 2 (S2; N = 117) und der Gesamtstichprobe (G; N = 246)

     

    S1

    S2

    G

     

    N

    %

    N

    %

    N

    %

    Geschlecht

     

     

     

     

     

     

    Männlich            

    65

    50.4

    53

    45.3

    118

    48.0

    Weiblich            

    64

    49.6

    64

    54.7

    128

    52.0

    Bildung

     

     

     

     

     

     

    Hauptschulabschluss 

    49

    38.0

    33

    28.2

    82

    33.3

    Mittlere Reife      

    20

    15.5

    30

    25.6

    50

    20.3

    Fachabitur          

    19

    14.7

    9

    7.7

    28

    11.4

    Abitur              

    41

    31.8

    45

    38.5

    86

    35.0

    Status

     

     

     

     

     

     

    Arbeiter              

    9

    7.0

    6

    5.1

    15

    6.1

    Beamte/Angestellte    

    37

    28.7

    39

    33.3

    76

    30.9

    Selbstständige        

    9

    7.0

    13

    11.1

    22

    8.9

    Nicht Erwerbstätige   

    74

    57.4

    59

    50.4

    133

    54.1

    Durch. Alter         

       47.6

      43.9

      45.9

    Durch. Einkommen(DM) 

    3661.2

    3871.2

    3784.7

                                                                                                                       

    Itemanalysen

    Eine HauptkomponentenanalyseName=t41; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d90;  der Daten für die 12 Item Version bestätigt die nach der Vorstudie zu erwartende dreidimensionale Struktur generalisierter Einstellungen zu Umfragen (Tabelle 2). Sie erklärt 55.6% der Varianz der Antworten zu den Einzelitems.


     

    Tabelle 2

    Ladungen (K1-K3) und Kommunalitäten (KO) für die 12 Item  Version nach einer Hauptkomponentenanalyse (Varimax  Rotation) der Daten aus Stichprobe 1 (N = 129)

     

    K1

    K2

    K3

    KO

    Nützlichkeit 

     

     

     

     

    1.     Umfragen sind sehr wichtig für Wissenschaft, Politik und Wirtschaft.          

    .82

    .04

    -.03

    .67

    2.     Meinungsumfragen machen die Gesellschaft demokratischer.            

    .63

    .34

    .10

    .52

    3.     Die Teilnahme an Umfragen ist in meinem eigenen Interesse.               

    .67

    .32

    .09

    .56

    4.     Umfragen bringen Abwechslung und sind interessant.

    .75

    .17

    .11

    .60

    Verlässlichkeit

     

     

     

     

    5.     Die Ergebnisse von Umfragen sind in den meisten Fällen richtig.

    .43

    .58

    .03

    .53

    6.     Bei Umfragen werden normale und repräsentative Menschen befragt.         

    .20

    .67

    -.08

    .49

    7.     Die Teilnehmer an Umfragen sagen meistens ihre wahre Meinung.      

    .16

    .79

    .08

    .65

    8.     Die Teilnehmer an Umfragen geben sich sehr viel Mühe, richtig zu antworten.      

    .10

    .66

    -.10

    .46

    Belastung   

     

     

     

     

    9.     Durch Umfragen wird man von wichtigen Dingen abgehalten.

    .33

    -.29

    .54

    .49

    10.     In Deutschland werden viel zu viele Umfragen durchgeführt.            

    .27

    .04

    .73

    .60

    11.     Es ist anstrengend in Umfragen so viele Fragen zu beantworten.         

    -.06

    -.18

    .62

    .43

    12.     Interviewer sind unangenehme und aufdringliche Leute.   

    -.09

    .26

    .78

    .69

    Eigenwert

    3.53

    1.95

    1.20

     

     

    Der erste orthogonale Faktor wird durch die vier Items bestimmt, die die Nützlichkeit von Umfragen im Hinblick auf das private Interesse der Befragten und den Wert von Befragungen für die Gesellschaft ausdrücken (Items 1-4). Die zweite Bewertungsdimension wird durch Einstellungsfragen konstituiert, die sich auf die Determinanten der Qualität und damit die Verlässlichkeit von Umfragedaten beziehen (Item 5-8). Dagegen umfasst der dritte Faktor jene Items, die die eingeschätzten Opportunitätskosten bei einer Umfrageteilnahme, die dafür notwendigen Anstrengungen sowie die erwarteten sonstigen Belästigungen während des Interviews erfassen (Items 9-12). Die Ergebnisse einer HauptkomponentenanalyseName=t42; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d90;  der Daten für die 9 Item Version führt zu vergleichbaren Ergebnissen (Tabelle 3).


     

    Tabelle 3

    Ladungen (K1-K3) und Kommunalitäten (KO) für die 9 Item  Version nach einer Hauptkomponentenanalyse (Varimax  Rotation) der Daten aus Stichprobe 2 (N = 117)

     

    K1

    K2

    K3

    KO

    Nützlichkeit 

     

     

     

     

    1.     Umfragen sind sehr wichtig für Wissenschaft, Politik und Wirtschaft.          

    .11

    .09

    .74

    .57

    2.     Meinungsumfragen machen die Gesellschaft demokratischer.            

    .03

    .04

    .74

    .54

    4.   Umfragen bringen Abwechslung und sind interessant.

    .12

    .24

    .65

    .49

    Verlässlichkeit

     

     

     

     

    5.     Die Ergebnisse von Umfragen sind in den meisten Fällen richtig.

    .07

    .58

    .12

    .36

    7.     Die Teilnehmer an Umfragen sagen meistens ihre wahre Meinung.      

    -.18

    .75

    .08

    .60

    8.     Die Teilnehmer an Umfragen geben sich sehr viel Mühe, richtig zu antworten.      

    .02

    .81

    .11

    .67

    Belastung   

     

     

     

     

    9.     Durch Umfragen wird man von wichtigen Dingen abgehalten.

    .81

    .07

    .07

    .67

    10. In Deutschland werden viel zu viele Umfragen durchgeführt.            

    .74

    -.16

    .17

    .61

    12. Interviewer sind unangenehme und aufdringliche Leute.   

    .79

    .02

    .14

    .64

    Eigenwert

    2.25

    1.87

    1.03

     

     

    Itemkennwerte

    Die Item-Gesamtkorrelationen und die korrigierten Trennschärfen für die beiden Versionen der SkalaName=t5; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d90;  liegen in Tabelle 4 vor. Es findet sich eine hohe Stabilität der Trennschärfen zwischen der 12 Item Form der Skala und der gekürzten 9 Item Version. Die durchschnittliche korrigierte Trennschärfe der Items der Langversion liegt bei .49 und jene der Kurzversion mit .42 nur wenig darunter.

     

    Tabelle 4

    Korrigierte (Ti) und unkorrigierte Trennschärfen (T) sowie Mittelwerte (M) und Cronbachs Alpha (CA) für die drei Teilskalen der 12 Item- (S1) bzw. 9 Item (S2) Version nach den Daten aus Stichprobe 1 (S1: N = 129) bzw. Stichprobe 2 (S2: N = 117)

     

    S1

    S2

     

    T

    Ti

    T

    Ti

    Nützlichkeit

     

     

     

     

    Item 1      

    .69

    .56

    .66

    .39

    Item 2      

    .79

    .55

    .79

    .32

    Item 3      

    .79

    .57

    --

    --

    Item 4      

    .77

    .56

    .71

    .35

    M           

    .76

    .56

    .72

    .35

    CA          

    .76

    .56

    Verlässlichkeit

     

     

     

     

    Item 5        

    .74

    .51

    .67

    .27

    Item 6        

    .74

    .50

    --

    --

    Item 7        

    .78

    .56

    .76

    .42

    Item 8        

    .67

    .42

    .77

    .45

    M             

    .73

    .50

    .73

    .38

    CA            

    .71

    .57

    Belastung     

     

     

     

     

    Item 9        

    .64

    .36

    .78

    .50

    Item 10       

    .73

    .48

    .80

    .52

    Item 11       

    .68

    .33

    --

    --

    Item 12       

    .68

    .43

    .80

    .54

    M             

    .68

    .40

    .79

    .52

    CA            

    .62

    .70

    M

    .73

    .49

    .75

    .42

     

    Reliabilität

    Cronbachs AlphaName=t5; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d90;  zur Beurteilung der internen Konsistenzen der Teilskalen für die 12 und die 9 Item Version liegen vor (Tabelle 4).

     

    Validität

    Hinweise für eine Beurteilung der Validität der von uns gefundenen dreidimensionalen Struktur der Einstellungen zu Umfragen lassen sich aus den Ergebnissen einer Regressionsanalyse ableiten (vgl. Stocké, 2002). Als abhängige Variable wurden in diese die Antworten zu zehn ItemsName=ti; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d91;  einbezogen, die regelmäßig in der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUSHotwordStyle=None; ) zur Erfassung von Einstellungen gegenüber Ausländern herangezogen werden. Es wurde überprüft, ob die Einflüsse der Anreize zu sozial erwünschtem Antwortverhalten durch die Angaben der Befragten auf den drei hier untersuchten Teilskalen der 9 Item Version zur Erfassung der Einstellungen gegenüber Umfragen vermittelt werden. Zu erwarten war, dass die Beeinflussbarkeit der Befragten durch soziale Erwünschtheit generell mit einer positiveren Umfrageeinstellung auf jeder der Einstellungsdimensionen einhergeht. Es wurde aber gleichzeitig auch angenommen, dass eine solche Wirkung nur bei kognitiv stark verankerten Bewertungen der Befragten beobachtbar sein sollte. Insgesamt wurde somit eine dreifach-Interaktion zwischen den Anreizen durch soziale Erwünschtheit, der inhaltlichen Umfrageeinstellung der Befragten und einem Indikator für die Stärke dieser Einstellungen erwartet.

    Die Anreize durch soziale Erwünschtheit wurden durch drei Faktoren operationalisiert. Dabei handelte es sich 1) um die Privatheit der Antwortsituation, operationalisiert durch einen entweder Interviewer-administrierten oder Selbst-administrierten Befragungsmodus. 2) ging das durch die hier ebenfalls dokumentierten NSA-d ItemsName=Soziale Anerkennung; HotwordStyle=BookDefault;  erfasste Bedürfnis nach sozialer Anerkennung ein. 3) wurde die von den Befragten individuell wahrgenommene Erwünschtheit jener Einstellungspositionen berücksichtigt, die sich in der Zustimmung zu den unterschiedlichen ethnischen Einstellungsitems ausdrücken. Die drei Faktoren wurden auf der Grundlage theoretischer Annahmen und empirischer Ergebnisse zu einem multiplikativen Index der Anreize durch soziale Erwünschtheit zusammengefasst.

    Es konnte festgestellt werden, dass sich die Einstellungen basierend auf der wahrgenommenen Verlässlichkeit von Umfragen und die Einstellungen, die sich auf den Wert von Befragungen beziehen, in der Form eines InteraktionseffektesName=a12; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d90;  auf die Wirksamkeit der Anreizdimension auswirken (Abbildung 1).

     

    Abbildung 1. InteraktionseffektName=a12; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d90;  Wirksamkeit der Anreizdimension

     

    Demnach werden die ethnischen Einstellungsäußerungen dann bedeutsam weniger durch eine Tendenz zu sozial erwünschtem Antworten beeinflusst, wenn Umfragen als nützlich und gleichzeitig auch als verlässlich beurteilt werden. Das Umgekehrte ist jedoch zu beobachten, wenn diese beiden Aspekte negativ oder inkonsistent bewertet werden. Die wahrgenommene BelastungName=a3; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d90;  durch eine Teilnahme an Befragungen wirkt sich demgegenüber unabhängig von den beiden anderen Dimensionen der Einstellungen zu Umfragen auf die Anreizsensibilität der Befragten aus: Je weniger die Befragten eine solche Belastung als gegeben ansehen, desto geringer sind die beobachteten Einflüsse durch soziale Erwünschtheit (Abbildung 2).

     

     

    Abbildung 2. Einflüsse durch soziale Erwünschtheit in Abhängigkeit von wahrgenommener Belastung durch Teilnahme an Befragungen

     

    Die Vorhersagekraft (Abbildung 1Name=a12; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d90; ) jeder der drei Dimensionen der Umfrageeinstellung für die Neigung zu sozial erwünschtem Antwortverhalten lässt sich aber nur dann feststellen, wenn vergleichsweise kurze Antwortlatenzen bei der Beantwortung der zugrundeliegenden Einstellungsitems eine hohe kognitive Zugänglichkeit und damit hohe Einstellungsstärke anzeigen.

     

    Deskriptive Statistiken

    Die Mittelwerte, Mediane und StreuungenName=t2; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d90;  für die 12 und die 9 Items zur Erfassung der Einstellungen zu Umfragen liegen in Tabelle 5 vor. Sie zeigen, dass Umfragen insgesamt positiv bewertet werden: Nur bei Item 11 liegen die durchschnittlichen Angaben nicht über dem Skalenmittelpunkt und damit im negativen Bereich des Beurteilungskontinuums.


     

    Tabelle 5

    Mittelwerte (M), Median (Me) und Standardabweichungen (s) für die 12 Item- (S1) bzw. 9 Item (S2) Version nach den Daten aus Stichprobe 1 (N = 129) bzw. Stichprobe 2 (N = 117)

     

    S1 (N = 129)

    S2 (N = 117)

    Nützlichkeit 

    M

    ME

    s

    M

    ME

    s

    1.     Umfragen sind sehr wichtig für Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. (R)        

    6.19

    6.0

    0.96

    6.19

    6.0

    1.07

    2.     Meinungsumfragen machen die Gesellschaft demokratischer. (R)         

    4.73

    5.0

    1.94

    4.68

    5.0

    1.83

    3.     Die Teilnahme an Umfragen ist in meinem eigenen Interesse. (R)              

    4.82

    5.0

    1.81

    --

    --

    --

    4.     Umfragen bringen Abwechslung und sind interessant. (R)

    4.95

    .00

    1.71

    .01

    .00

    1.40

    Verlässlichkeit

     

     

     

     

     

     

    5.     Die Ergebnisse von Umfragen sind in den meisten Fällen richtig. (R)

    4.62

    5.0

    1.51

    4.68

    5.0

    1.38

    6.     Bei Umfragen werden normale und repräsentative Menschen befragt. (R)        

    5.32

    6.0

    1.58

    --

    --

    --

    7.     Die Teilnehmer an Umfragen sagen meistens ihre wahre Meinung. (R)     

    5.00

    5.0

    1.54

    5.17

    5.0

    1.39

    8.     Die Teilnehmer an Umfragen geben sich sehr viel Mühe, richtig zu antworten. (R)     

    5.47

    6.0

    1.41

    5.45

    6.0

    1.37

    Belastung   

     

     

     

     

     

     

    9.     Durch Umfragen wird man von wichtigen Dingen abgehalten.

    4.89

    5.0

    1.68

    4.86

    5.0

    1.62

    10.     In Deutschland werden viel zu viele Umfragen durchgeführt.            

    4.04

    4.0

    1.85

    4.44

    4.0

    1.65

    11.     Es ist anstrengend in Umfragen so viele Fragen zu beantworten.         

    3.58

    3.0

    2.12

    --

    --

    --

    12.     Interviewer sind unangenehme und aufdringliche Leute.   

    5.19

    6.0

    1.70

    5.53

    6.0

    1.61

    Anmerkung: Angaben zu allen Items variieren zwischen 1 (sehr negative Einstellung) und 7 (sehr positive Einstellung); die mit R markierten Items wurden rekodiert

     

    Nach den deskriptiven Statistiken für die TeilskalenName=t3; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d90;  wird die Nützlichkeit von Umfragen am positivsten beurteilt und die durch sie erwartete Belastung am negativsten (Tabelle 6). Die Bewertung der Verlässlichkeit nimmt eine Mittelposition ein. In anderen empirischen Studien konnte gezeigt werden, dass der Entscheidung zur Teilnahme an Befragungen eine Filterfunktion hinsichtlich der Einstellungen zu Umfragen zukommt (z.B. Erbslöh & Koch, 1988). Obwohl somit eine in dieser Hinsicht homogene Stichprobe zu erwarten wäre, variieren die individuellen Werte der Befragten auf der Gesamtskala zur Erfassung der Umfrageeinstellung in Stichprobe 1 zwischen 2.7 und 6.7 und jene in Stichprobe 2 zwischen 3.2 und 6.8.

     

    Tabelle 6

    Mittelwerte (M), Median (Me) und Standardabweichungen (s) der drei Teilskalen und der Gesamtskala nach den Daten aus Stichprobe 1 (N = 129) und Stichprobe 2 (N = 117)

                  

    S1

    S2

    Nützlichkeit  

     

     

    M             

    5.17

    5.29

    Me            

    5.25

    5.67

    s             

    1.24

    1.05

    Verlässlichkeit

     

     

    M             

    5.10

    5.10

    Me            

    5.25

    5.33

    s             

    1.11

    1.01

    Belastung   

     

     

    M             

    4.43

    4.94

    Me            

    4.50

    5.00

    s             

    1.26

    1.29

    Gesamt   

     

     

    M             

    4.90

    5.11

    Me            

    4.92

    5.11

    s             

    0.84

    0.73

    Anmerkung: Angaben beziehen sich auf das durchschnittliche Antwortverhalten bei den gleichgerichteten Items der Teilskalen; Skalenwerte variieren zwischen 1 (sehr negative Einstellung) und 7 (sehr positive Einstellung)


     

    Prof. Dr. Volker Stocké, Universität Kassel, Fakultät für Sozialwissenschaften, Nora-Platiel-Straße 5, 34109 Kassel, E-Mail: volker.stocke@uni-kassel.de