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Bedürfnis nach Bewertung (Need to Evaluate)

  • Author: von Collani, G.
  • In ZIS since: 2003
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis59
  • Abstract: The questionnaire captures the need for evaluation. v. Collani divides the construct into the two factors "need for evaluation" and "need for neutrality". The development of the scale is based on t ... morehe work of Jarvis and Petty (1996). less
  • Language Documentation: deutsch
  • Language Items: German
  • Number of Items: 16
  • Reliability: Cronbachs Alpha = .60 bis .70
  • Validity: Hinweise auf die divergente Validität
  • Construct: Bedürfnis nach Bewertung
  • Catchwords: Neutralität, Bedürfnis, Bewertung, Vergleich | neutrality, need, evaluation, comparison
  • Item(s) used in Representative Survey: nein
  • URL Data archive: http://dx.doi.org/10.4232/1.11604
  • Status of Development: validiert
    • Instruktion

      Auf der folgenden Seite sind eine Reihe von Fragen zur Beschreibung Ihrer eigenen Person aufgeführt. Bitte lesen Sie sich jede Aussage aufmerksam durch und beurteilen Sie dann auf der nebenstehenden Skala, inwieweit diese Aussage auf Sie selbst zutrifft.

      Sie haben die Möglichkeit, Ihre Antwort auf einer Skala von (1) völlig unzutreffend bis (5) völlig zutreffend abzustufen. Kreuzen Sie bitte jeweils die Zahl an, die Ihrer Meinung nach am besten auf Sie zutrifft. Es gibt weder richtige noch falsche Antworten. Bitte antworten Sie spontan und lassen Sie keine Frage aus.

       

      Items

      Subskalen:

      -       B = Bewertungsbedürfnis

      -       N = Neutralitätsbedürfnis

       

      Nr.

      Item

      Polung

      Sub-skala

      1

      Ich bilde mir zu allem eine Meinung.

      +

      B

      2

      Ich versuche lieber, extreme Standpunkte zu vermeiden.

      -

      N

      3

      Es ist mir sehr wichtig, einen festen Standpunkt zu vertreten.

      +

      B

      4

      Ich möchte bei allem die guten und die schlechten Seiten genau kennen.

      +

      -

      5

      Oft ziehe ich es vor, bei schwierigen Fragen neutral zu bleiben.

      -

      N

      6

      Wenn mich etwas nicht betrifft, urteile ich gewöhnlich nicht darüber, ob es gut oder schlecht ist.

      -

      N

      7

      Es gefällt mir sehr, Neues entweder zu mögen oder es abzulehnen.

      +

      B

      8

      Es gibt viele Dinge, für die ich keine besondere Vorliebe habe.

      -

      N

      9

      Es fällt mir sehr schwer, neutral zu bleiben.

      +

      -

      10

      Ich habe gern eine ausgeprägte Meinung, selbst wenn ich nicht persönlich betroffen bin.

      +

      -

      11

      Ich habe bedeutend mehr Überzeugungen als der Durchschnitt der Bevölkerung.

      +

      B

      12

      Ich habe lieber einen festen Standpunkt als gar keine Meinung.

      +

      B

      13

      Ich achte sehr darauf, ob etwas gut oder schlecht ist.

      +

      B

      14

      Ich bilde mir nur dann eine feste Meinung, wenn es sein muss.

      -

      -

      15

      Ich entscheide gern darüber, ob neue Dinge gut oder schlecht sind.

      +

      B

      16

      Viele wichtige Dinge sind mir ziemlich gleichgültig.

      -

      N

       

      Antwortvorgaben

      5-stufige Ratingskala mit den Antwortoptionen (1) völlig unzutreffend bis (5) völlig zutreffend.

       

      Auswertungshinweise

      Nach Umkodierung der negativ im Sinn der Skala formulierten Items kann ein einfacher ungewichteter Summenwert für die Gesamtskala gebildet werden. Gegebenenfalls können weniger trennscharfe Items (4 und 7) vorher eliminiert werden. Wegen der offensichtlichen zweidimensionalen Struktur der Skala wird jedoch empfohlen, für die Erfassung des Konstrukts Bewertungsbedürfnis die 7 Items mit den höchsten Ladungen für die erste KomponenteName=t1; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d82;  heranzuziehen (Tabelle 1).

       

    Das hier dokumentierte Instrument basiert auf der englischen Skala von Jarvis und Petty (1996). Die Autoren postulieren stabile interindividuelle Unterschiede im Bedürfnis und der grundlegenden Bereitschaft, bewertende Urteile zu Einstellungsobjekten abzugeben. Sie sind u.a. für die Einstellungsforschung bedeutsam, da solche Dispositionen z.B. die Wirkung persuasiver Kommunikation oder den automatischen Abruf von Einstellungen aus dem Gedächtnis (ihre kognitive Zugänglichkeit) bei Konfrontation mit einem Einstellungsobjekt moderierend beeinflussen können.

    Mit den Ergebnissen einer detaillierten Studie belegen Jarvis und Petty die Plausibilität ihres Konstrukts sowie des zu seiner Operationalisierung entwickelten Instruments und grenzen beide von inhaltlich verwandten theoretischen Konstrukten und Operationalisierungen ab.

     

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Die deutsche Fassung der Need to Evaluate (NE) Skala umfasste ursprünglich 16 aus dem Englischen übersetzte Items. Die Polung der Items und die Antwortvorgaben in Form 5-stufiger Ratingskalen wurden beibehalten. Jarvis und Petty (1996) postulieren, dass ihr Konstrukt eindimensional sei. Nach den hier berichteten Ergebnissen für die deutsche Version des NE Instruments lassen sich die Items aber offensichtlich zwei Teilskalen zuordnen: einer Teilskala Bewertungsbedürfnis (7 Items) und einer Teilskala Neutralitätsbedürfnis (5 Items).

     

    Stichproben

    An der Studie zur Erprobung der deutschen Need to Evaluate (NE) Skala nahmen 165 Personen (99 Frauen, 66 Männer) teil. Das Alter der Befragten lag zwischen 14 und 77 Jahren (M = 26, s = 11.2). Die Mehrzahl der Befragten waren Studierende verschiedener Fachrichtungen an der Universität Leipzig.

     

    Itemanalysen

    Die deutsche Version der Need to Evaluate (NE) Skala wurde einer HauptkomponentenanalyseName=t1; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d82;  mit anschließender obliquer Rotation unterzogen (Tabelle 1). Der Verlauf der Eigenwertkurve spricht für eine Zweikomponentenlösung, die 34.3% der Gesamtvarianz der Variablen aufklärt: Komponente 1 mit 7 Items kann als Bewertungsbedürfnis interpretiert werden (Eigenwert = 3.09, 19.3% Varianzaufklärung). Komponente 2 mit 5 Items lässt sich als Neutralitätsbedürfnis bzw. Indifferenzhaltung interpretieren (Eigenwert = 2.39, 15% Varianzaufklärung). Die niedrige Interkorrelation der Dimensionen von .09 spricht ebenfalls gegen eine eindimensionale Lösung. Auch konfirmatorische Faktorenanalysen stützen die Annahme einer zweidimensionalen Struktur. Danach ist zwar ein Modell mit zwei latenten Faktoren mit den Daten vereinbar, nicht aber auch ein Modell mit einem latenten Faktor und Residuenkorrelationen für die negativ formulierten Items.

     

    Tabelle 1

    Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Trennschärfen (T) und Faktorladungen für die ein- (1F1) und die zweifaktorielle Lösung (2F1, 2F2)

     

    M

    SD

    T

    1F1

    2F1

    2F2

    1

    3.72

    .86

    .25

    .41

    .45

     

    2*

    3.00

    1.22

    .20

    .25

     

    .47

    3

    3.83

    .94

    .37

    .59

    .70

     

    4

    3.83

    1.02

    .10

    .13

     

    .21

    5*

    2.73

    1.17

    .30

    .43

    .18

    .53

    6*

    2.59

    1.10

    .26

    .27

     

    .62

    7

    3.19

    1.24

    .10

    .29

    .53

    .23

    8*

    2.67

    1.28

    .25

    .29

     

    .62

    9

    2.94

    1.08

    .38

    .50

    .32

    .44

    10

    3.35

    1.07

    .47

    .59

    .39

    .52

    11

    2.64

    .99

    .36

    .53

    .52

    .23

    12

    3.60

    1.14

    .34

    .56

    .66

     

    13

    3.70

    .91

    .26

    .43

    .55

     

    14*

    1.99

    1.01

    .46

    .60

    .36

    .57

    15

    3.19

    1.07

    .36

    .53

    .66

     

    16*

    1.98

    1.09

    .24

    .24

    -.15

    .65

    Anmerkungen. * = Item entgegen der Skalenrichtung formuliert. Faktorladungen < .10 für 2F1 und 2F2 sind nicht aufgeführt

     

    Dieser Befund widerspricht der ursprünglichen Annahme eines univariaten Konstrukts durch Jarvis und Petty. Einen von ihnen extrahierten zweiten Faktor sehen sie nur als ein durch die unterschiedliche Polung der Items bedingtes methodenspezifisches Artefakt an. U.E. ist die zweite Komponente aber inhaltlich zu interpretieren. Sie repräsentiert eine von dem Bedürfnis nach Bewertung unabhängige und eigenständige Tendenz von Personen, neutral oder indifferent zu bleiben und keine wertenden Urteile für oder gegen eine bestimmte Position abgeben zu wollen. Für diese Interpretation spricht auch das unterschiedliche KorrelationsmusterName=t2; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d82;  der beiden Faktoren zu anderen sozial-kognitiven Konstrukten (Tabelle 2).

     

     

     

     

    Tabelle 2

    Korrelationen zwischen dem Gesamtinstrument (NEGS), sowie den Teilskalen Bewertungs- (NEF1) und Neutralitätsbedürfnis (NEF2) mit Need for Cognition (NFC), Faith in Intuition (FI), Selbstwert nach Rosenberg (SWG) und globale Selbstwirksamkeitserwartung (SWE)

     

    NEGES

    NEF1

    NEF2

    NFC

    FI

    SWG

    NEF1

    .70**

     

     

     

     

     

    NEF2

    -.64**

    .04

     

     

     

     

    NFC

    -.14

    .06

    .22**

     

     

     

    FI 

    .28**

    .37**

    .04

    .10

     

     

    SWG

    .20*

    .13

    -.16*

    -.15

    .29**

     

    SWE

    .27**

    .25**

    -.11

    -.37**

    .28**

    .63**

    Anmerkungen. * p < .05; ** p < .01

     

    Itemkennwerte

    Die TrennschärfenName=t1; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d82;  für die Items unter Annahme einer ein- sowie einer zweidimensionalen Lösung werden berichtet (Tabelle 1). Als Kriterium für die Beibehaltung eines Items wurde eine Ladung von mindestens .30 für eine der beiden Komponenten und eine Nebenladung kleiner .30 auf der jeweils anderen Komponente gefordert. Nach diesem Kriterium entfallen die Items 4, 9, 10 und 14 aus der zweifaktoriellen Lösung. Die Trennschärfen für die verbleibenden Items liegen zwischen .27 - .53 für die Subskala Bewertungsbedürfnis und zwischen .25 - .49 für die Subskala Neutralitätsbedürfnis bzw. Indiffirenzhaltung.

     

    Reliabilität

    Cronbachs Alpha beträgt für die Subskala Bewertungsbedürfnis mit 7 Items .70, für die Subskala Neutralitätsbedürfnis bzw. Indiffirenzhaltung mit 5 Items .60 und für die Gesamtskala mit 15 Items (ohne Item 4) .69.

     

    Validität

    Anhaltspunkte für die Beurteilung der formalen bzw. internen ValiditätName=t1; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d82;  der Skala liefern die Ergebnisse der Dimensionsanalysen und die Werte für die interne Konsistenz der beiden Teilskalen (Tabelle 1).

    Zur Bestimmung der externen ValiditätName=t2; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d82;  wurden Skalen zu folgenden Konstrukten gemeinsam mit der zu überprüfenden NE Skala vorgegeben: Need for Cognition (NFC, Bless et al., 1994; Faith in Intuition (FI), Keller et al., 2000; Selbstwert nach Rosenberg (SWG); generalisierte Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) KurzformHotwordStyle=BookDefault; fundort=Generalisierte Selbstwirksamkeit; , v. Collani & Schyns, 2002) (Tabelle 2). Ferner wurde die Korrelation der NE Skala mit dem Alter der Pbn ermittelt. Es zeigten sich nur schwache positive Korrelationen mit verwandten Konstrukten zur Verarbeitung sozialer und selbstbezogener Informationen (Need for Cognition, Faith in Intuition, Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeit). Dabei erzielt der Zusammenhang zwischen der Teilskala Bewertungsbedürfnis der NE Skala  und der FI Skala mit r = .37 den höchsten Wert. Vergleichbare Ergebnisse berichten Jarvis und Petty (1996). Die Teilskala Neutralitätsbedürfnis bzw. Indifferenzhaltung ist demgegenüber eher mit Need for Cognition assoziiert. Bewertungsbedürfnis korreliert mit dem Alter zu r = .22 (p < .01), während Neutralitätsbedürfnis keinen Zusammenhang mit dem Alter aufweist (r = .12, n.s.). Auch dieses differentielle Korrelationsmuster spricht für eine Unterteilung in zwei Subskalen. Geschlechtsunterschiede waren in keiner der beiden Teilskalen zu beobachten.

    Die vorliegenden Ergebnisse sprechen für die diskriminative Validität der NE Skala. Sie ist zwar mit verwandten sozial-kognitiven Konstrukten assoziiert, aber im Durchschnitt sehr gering. Die NE Skala erfasst also offensichtlich ein eigenständiges Konstrukt, das sich insbesondere von anderen kognitiven Konstrukten wie Need for Cognition, Faith in Intuition, Selbstwertgefühl und (genereller) SelbstwirksamkeitserwartungHotwordStyle=BookDefault; fundort=Generalisierte Selbstwirksamkeit;  unterscheidet.

     

    Deskriptive Statistiken

    Die Mittelwerte und Standardabweichungen für die ItemsName=t1; HotwordStyle=BookDefault; fundort=d82;  liegen vor (Tabelle 1). Der Summenwert für die Gesamtskala mit 15 Items (ohne Item 4) variiert zwischen 33 und 69 Punkten (M = 51.2, s = 7.07). Für die Teilskala Bewertungsbedürfnis (7 Items) beträgt der Wertebereich 13 bis 34 Punkte (M = 23.6, s = 4.28), für die Teilskala Neutralitätsbedürfnis (5 Items) 6 bis 23 Punkte (M = 13.0, s = 3.63).

     

     

    Kontakt zu Autor(en)

    -       Prof. Dr. Gernot von Collani, HotwordStyle=None;  Universität Leipzig, Institut für Allgemeine Psychologie, Seeburgtrasse 14-20, 04103 Leipzig, E-Mail: collani@rz.uni-leipzig.de

    Die Skala wurde unter anderem in der folgenden Studie eingesetzt:

    -       ZA5303: Rolling Cross-Section-Wahlkampfstudie mit Nachwahl-Panelwelle (GLES 2009) (Item 1)