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AkkordeonDetailedScaleViews

Kurzskala Interne und Externe Kontrollüberzeugungen

  • Author: Jakoby, N. & Jacob, R.
  • In ZIS since: 2001
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis129
  • Language Documentation: deutsch
  • Language Items: German
  • Number of Items: 6
  • Reliability: .58 bis .71
  • Validity: Hinweise auf die Konstruktvalidität und die Kriteriumsvalidität
  • Construct: Kontrolle
  • Catchwords: Kontrollüberzeugung, Verhalten, Lerntheorie
  • Item(s) used in Representative Survey: ja
  • Status of Development: normiert
    • Instruktion

      Zur Instruktion liegen keine Angaben vor.

       

      Items

      IK = Interne Kontrollüberzeugung

      EK = Externale Kontrollüberzeugung

       

      Nr.

      Item

      Subskala

      1

      Ich übernehme gerne Verantwortung.

      IK

      2

      Es hat sich für mich als gut erwiesen, selbst Entscheidungen zu treffen, anstatt mich auf das Schicksal zu verlassen.

      IK

      3

      Bei Problemen und Widerständen finde ich in der Regel Mittel und Wege, um mich durchzusetzen.

      IK

      4

      Erfolg ist oft weniger von Leistung, sondern vielmehr von Glück abhängig.

      EK

      5

      Ich habe häufig das Gefühl, dass ich wenig Einfluss darauf habe, was mit mir geschieht.

      EK

      6

      Bei wichtigen Entscheidungen orientiere ich mich oft an dem Verhalten von anderen.

      EK

       

      Antwortvorgaben

      5-stufige Likert-Skala: 1 = stimme sehr zu, 2 = stimme zu, 3 = teil/teils, 4 = stimme nicht zu, 5 = stimme überhaupt nicht zu.

       

      Auswertungshinweise

      Für die Skalierung kann der Skalenwert (zwischen 1 und 5) für jede beantwortete Aussage und jeden Befragten addiert, durch die Gesamtzahl der Antworten geteilt und gerundet werden. Die so konstruierten Skalen haben damit die gleiche Dimension wie die zugrundeliegenden Aussagen und ihre Werte variieren ebenfalls zwischen 1 und 5.

       

    Das Konzept der internen und externen Kontrollüberzeugungen (IEC) wurde von J. B. Rotter 1966 in die lerntheoretische Persönlichkeitspsychologie eingeführt, um das zielgerichtete Verhalten von Personen nicht ausschließlich als Funktion eines spezifischen Bedürfnisses zu erklären. Nach Rotters "Sozialer Lerntheorie" bilden Personen generalisierte Kontrollerwartungen über ihre Fähigkeiten aus, die Ereignisse in ihrem Leben selbst bestimmen zu können. Dabei bildet die Erwartung der Konsequenzen des eigenen Verhaltens eine zentrale unabhängige Variable zur Erklärung von Handlungen bzw. Entscheidungen. Interne Kontrollerwartung als Persönlichkeitsmerkmal liegt vor, wenn Personen erwarten, dass sie durch ihr eigenes Verhalten den Verlauf ihres Lebens bestimmen und steuern können. Das Vertrauen in eigene Fähigkeiten und Anstrengungen ist vorhanden und wird für die kausale Erklärung von Umweltereignissen herangezogen. Personen mit einer externen Kontrollerwartung glauben dagegen, dass ihr eigenes Verhalten die Ereignisse in ihrem Leben kaum oder gar nicht beeinflussen kann. Stattdessen dominieren Erklärungskonzepte wie "Zufall", "Glück", "die sozialen Verhältnisse" und die Erwartungen und Ereignisse, die die eigene Person betreffen, werden auf solche externen Ursachen in der Umwelt zurückgeführt (Rotter 1966).

    In allgemeinen Bevölkerungsumfragen stellen die Persönlichkeitskonstrukte der internen und externen Kontrollüberzeugung wichtige erklärende Variablen dar, wenn mehr oder weniger starke Zusammenhänge zwischen dem persönlichen Verhalten und Ereignissen in der Umwelt vermutet werden. Dies gilt z. B. im medizin-soziologischen Forschungsbereich für das Verhalten unter Unsicherheit oder für präventives Verhalten (vgl. Jacob, 1995).

     

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Zwei Items zur internen und externen Kontrollüberzeugung wurden aus der deutschen Übersetzung des IEC - Fragebogens (Rotter 1966) von Rost-Schaude Interne/Externe Kontrolle (Rost);  (1975) übernommen, die anderen vier wurden neu formuliert.

    Zur Minimierung von Effekten sozialer Erwünschtheit infolge eines forced-choice-Antwortmodus, wie er bei dem Rotter-Instrument kritisiert wurde (vgl. Mielke, 1982), sollten je drei Statements zu internen bzw. zu externen Kontrollüberzeugungen auf einer 5-stufigen Likert-Skala beurteilt werden. Dies schien uns auch deshalb vorteilhafter zu sein, weil auch andere in den jeweiligen Befragungen verwendete Items entsprechend skaliert wurden und die Befragten deshalb mit diesem Antwortmodus vertraut waren (vgl. Eirmbter u.a., 1997, Jacob u.a., 1997).

     

    Stichproben

    Die Items wurden erstmals im Sommer 1995 im Rahmen einer ZUMA-Sozialwissenschaften-BUS-Befragung getestet und im Herbst 1996 - wiederum bei einer ZUMA-Sozialwissenschaften-BUS-Befragung - repliziert. Die Befragung 1995 (N = 3,156) fand statt im Rahmen des Forschungsprojektes "Aids und die gesellschaftlichen Folgen". Sie ist näher dokumentiert in Jacob u.a. (1997). Die Befragung 1996 (N = 3,138) wurde während des Forschungsprojektes "Krankheit und Gesellschaft" durchgeführt. Näheres dazu findet sich bei Eirmbter u.a. (1997).

    Die Grundgesamtheit bestand jeweils aus der erwachsenen deutschen Wohnbevölkerung in Privathaushalten, die Stichprobe wurde durch ein ADM-Design gezogen.

     

    Itemanalysen

    Die Dimensionalität wurde mit Hauptkomponentenanalysen (Kaiser-Kriterium, Varimax-Rotation) unter Verwendung des Statistikprogramms SPSS 8.0 für Windows geprüft. Für die Datensätze aus beiden Umfragen wurden jeweils zwei Faktoren für externe vs. interne Kontrollüberzeugungen (siehe Tabelle 1) extrahiert, die 1995 und 1996 sehr ähnlich auf den Items laden. Die durch beide Faktoren erklärte Varianz beträgt 1995 59% und 1996 58%.

     

    Tabelle 1

    Rotierte Faktorladungen für die Items zu Kontrollüberzeugungen (1. Wert: Ladungen Faktor 1, 2. Wert: Ladungen Faktor 2)

    Interne Kontrollüberzeugung

    1995

    1996

    1.     Ich übernehme gern Verantwortung

    .81/-.11

    .75/-.09

    2.     Es hat sich für mich als gut erwiesen selbst Entscheidungen zu treffen, anstatt mich auf das Schicksal zu verlassen

    .78/-.11

    .72/-.14

    3.     Bei Problemen und Widerständen finde ich in der Regel Mittel und Wege, um mich durchzusetzen            

    .76/-.11

    .77/-.10

    Erklärte Varianz Faktor 1: 1995: 38,4%;1996: 37,3%

     

     

    Externe Kontrollüberzeugung

     

     

    4.     Erfolg ist oft weniger von Leistung, sondern vielmehr von Glück abhängig

    .75/.05

    .78/-.02

    5.     Ich habe häufig das Gefühl, dass ich wenig Einfluss darauf habe, was mit mir geschieht

    .72/-.24

    .79/-.15

    6.     Bei wichtigen Entscheidungen orientiere ich mich oft an dem Verhalten von anderen

    .72/-.15

    .69/-.18

    Erklärte Varianz Faktor 2: 1995: 20,9% ; 1996: 20,7%

     

     

     

    Itemkennwerte

    Die Faktorladungen für die Items liegen vor (siehe Tabelle 1).

     


     

    Reliabilität

    Die interne Konsistenz wurde mit Cronbachs Alpha unter Verwendung des Statistikprogramms SPSS 8.0 für Windows geprüft. Für beide Skalen zur internen und externen Kontrollüberzeugung ergeben sich akzeptable Alpha-Koeffizienten (siehe Tabelle 2). Den Anforderungen nach Reliabilität und interner Konsistenz wird demnach mit zufriedenstellender Qualität entsprochen. Lediglich der Alpha-Koeffizient der Skala "Externe Kontrollüberzeugung" (1995) fällt im Vergleich zu den anderen Werten mit .58 schwächer aus. Allerdings führte weder in diesem noch in den anderen Fällen das Weglassen einzelner Items zu einer Erhöhung der Alpha-Koeffizienten.

     

    Tabelle 2

    Alpha Koeffizienten

    Skalen

    1995

    1996

    Interne Kontrollüberzeugung

    .71

    .62

    Externe Kontrollüberzeugung

    .58

    .64

     

    Der niedrigere Alpha-Koeffizient für die Skala "Externe Kontrollüberzeugungen" des 95er Datensatzes zeigt, dass trotz der Vermeidung eines forced-choice-Antwortmodus bei Fragen nach Kontrollüberzeugungen ein Messproblem besteht, welches unserer Ansicht nach mit dem Social-Desirability-Response-Set und Aspekten der Selbstrepräsentation zusammenhängt. Eine Tendenz zu sozial wünschenswertem Antwortverhalten scheint sich auch bei Ratings nicht vermeiden zu lassen und führt zu asymetrischen Verteilungen: Während die Befragten Indikatoren zu internen Kontrollüberzeugungen in beiden Befragungen mit großer Mehrheit zustimmen, ergibt sich bei der Skala zur Messung externer Kontrollüberzeugungen eine sehr auffällige Präferenz für die Mittelkategorie "teils-teils".

    Dies hat eine nur mittelstarke Interkorrelation der Skala "Interne Kontrollüberzeugungen" mit der Skala "Externe Kontrollüberzeugungen" (Korrelationskoeffizient Gamma) zur Folge. Die Interkorrelation beträgt für den Datensatz aus 1995 -.38 und für 1996 -.36.

     

    Validität

    Die Skalen für interne und externe Kontrollüberzeugungen korrelieren mit inhaltlich ähnlichen Messinstrumenten (siehe Tabelle 3) und der Frage nach dem höchsten allgemeinbildenden Schulabschluss mäßig bis mittelstark. Die Korrelationen weisen aber alle die erwartete Richtung auf. 1995 wurden die Skalen mit ebenfalls Likert-basierten Indikatoren zur Interpretation von AIDS als vermeidbarem Risiko oder als schicksalhafter Gefahr korreliert, 1996 mit Items zur Interpretation von Krankheiten generell als schicksalhafte, nicht zu vermeidende Gefahren und der perzipierten Bedrohlichkeit von Infektionskrankheiten. Personen mit höherem Bildungsstatus zeigen eine stärkere Präferenz für Items interner Kontrollüberzeugung bei ausgeprägter Ablehnung der Statements zur Messung externer Kontrollüberzeugung. Personen mit niedrigem Bildungsstatus verhalten sich genau umgekehrt. In analoger Weise präferieren Personen, die AIDS als individuell vermeidbares Risiko ansehen, interne Kontrollüberzeugungen während Befragte, die in AIDS eine allgegenwärtige schicksalhafte Gefahr sehen (1995) oder die Bedrohung durch Infektionskrankheiten als hoch einschätzen (1996) ihr Leben auch eher als fremdbestimmt ansehen und Indikatoren zu externen Kontrollüberzeugungen vergleichsweise häufig zustimmen. Zumindest hinsichtlich der Richtung der Zusammenhänge können diese Korrelationen unserer Ansicht nach mithin als hinreichende Konstruktvalidierung eingestuft werden.

     

    Tabelle 3

    Korrelationen (Gamma) der Kontrollüberzeugungen mit weiteren Variablen

     

    Intern

    extern

    Bildungsstatus (1995)

    -.25

    .27

    Bildungsstatus (1996)

    -.27

    .22

    AIDS als Risiko (1995)

    .23

    -.20

    AIDS als Gefahr (1995)

    -.19

    .34

    Krankheiten als Gefahr (1996)     

    -.11

    .35

    Große Bedrohung durch Infektionskrankheiten (1996)

    -.19

    .41

    Anm.: Codierung Bildung: 1 = kein Abschluss, 4 = Fachhochschulreife/Abitur; übrige Konstrukte:

    1 = stimme sehr zu, 5 = stimme überhaupt nicht zu

     

    Deskriptive Statistiken (Normierung)

    Der Mittelwert der 3 Item-Kurzskala für interne Kontrollüberzeugungen beträgt für das Jahr 1995 M = 2.04 und die Standardabweichung s = .77, für 1996 M = 2.27 und s = .05. Der Mittelwert der 3 Item-Kurzskala für externe Kontrollüberzeugungen beträgt für das Jahr 1995 M = 3.19 und die Standardabweichung s = .81, für 1996 M = 3.10 und s = .76.

     


     

     

    •       Dr. Nina Jakoby, Universität Zürich, Soziologisches Institut, Andreasstrasse 15, CH-8050 Zürich, E-Mail: jakoby@soziologie.uzh.ch
    •       Dr. Rüdiger Jacob, Universität Trier, FB IV Soziologie, 54286 Trier, E-Mail: jacob@uni-trier.de, Tel. 0651/201-2658