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Instruktion
Der Wortlaut der Instruktion liegt nicht vor.
Items
Nr. |
Item |
Polung |
1 |
Wenn ich etwas sehe, was ich gerne haben möchte, kaufe ich es im Allgemeinen, ob ich es mir leisten kann oder nicht. |
- |
2 |
Ich finde es besser, "von der Hand in den Mund zu leben", als längerfristig auf etwas zu sparen. |
- |
3 |
Wenn ich einkaufe, fällt es mir schwer, nur das zu kaufen, was ich mir vorgenommen habe. |
- |
4 |
Wenn man nicht versucht, seine Wünsche sofort zu erfüllen, kann es sein, dass man im Leben etwas versäumt. |
- |
5 |
Leute, die viel sparen und deshalb auf vieles verzichten müssen, sind selbst schuld, denn sie haben nicht viel vom Leben. |
- |
6 |
Beim Einkaufen bin ich häufig versucht, spontan Dinge zu kaufen, die mir gerade ins Auge stechen. |
- |
7 |
Im Allgemeinen lege ich für mögliche Notfälle in der Zukunft etwas Geld zurück. |
+ |
8 |
Wenn ich etwas gerne haben möchte, fällt es mir schwer, längere Zeit darauf zu warten. |
- |
9 |
Gegen Monatsende bin ich immer knapp bei Kasse. |
- |
10 |
Ich habe immer ausreichend Vorräte für Notzeiten zuhause. |
+ |
11 |
Ich plane im Leben immer alles gründlich, bevor ich etwas entscheide. |
+ |
12 |
Wenn ich einkaufe, komme ich häufig mit Dingen nach Hause, die ich eigentlich gar nicht wollte. |
- |
Antwortvorgaben
Dichotome Antwortalternativen „stimmt“ vs. „stimmt nicht“.
Auswertungshinweise
Die Antwortmöglichkeiten werden mit 0 - 1 codiert. Der Wert 0 entspricht einer aufgeschobenen Belohnung, der Wert 1 einer unmittelbaren Belohnung. Die Werte der Items werden zu einem ungewichteten Index aufsummiert.
Rotters (1979) Theorie des sozialen Lernens geht davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Verhaltens, das zur Erreichung eines Zieles bzw. zur Befriedigung eines Bedürfnisses führen soll, eine Funktion a) der Erwartung ist, dass dieses Verhalten tatsächlich zum vorgestellten Ziel führt und b) der Valenz, d.h. der subjektiven Bewertung des Ziels. Die konkrete Handlungsentscheidung für eine unmittelbare, kleine oder eine zeitlich verzögerte größere Belohnung hängt neben spezifischen Erwartungen und Bewertungen u.a. von der generellen Tendenz zum Belohnungsaufschub ab. Mischel (1973) hat diesen Ansatz weitergeführt, indem er zusätzlich eine Interaktion zwischen Personen- und Situationsvariablen annahm. Objektive Situationen werden durch bestimmte Ausprägungen von Personenmerkmalen in subjektiven Situationen transformiert. Ist eine objektive Situation wenig strukturiert, dann bestimmen individuelle Unterschiede in den Personenmerkmalen vorrangig das Verhalten. Ist eine objektive Situation dagegen stark strukturiert, dann sind individuelle Unterschiede fast bedeutungslos. Mischel wandte sich bei der empirischen Prüfung seiner Konzeption schwerpunktmäßig der Erforschung der Personen- und Situationsspezifität des Belohnungsaufschubs zu. Die Situationsvarianz ist somit durch wiederholte Messungen mit denselben Instrumenten in verschiedenen Erhebungssituationen (z.B. Retest oder Gruppenvergleiche) oder durch den simultanen Einsatz verschiedener Messinstrumente bei denselben Personen zu klären.
Itemkonstruktion und Itemselektion
Blass (1983) konstruiert sein Instrument ausgehend von einer Skala von Utz (1979), die die Bereitschaft zum Belohnungsaufschub mit 20 Items erfasst. Sie sollen die Bereiche Konsum- und Sparverhalten, kurzfristigen Verzicht versus langfristigen Gewinn, sowie generelle und spezifische Wartebereitschaft in Gegenwart positiver Zielobjekte abdecken. Diese Items sind in ihrer Polung aber nicht ausbalanciert (15 positiv, 5 negativ in Richtung Belohnungsaufschub ausgeprägt). Deshalb formulierte Blass sechs negativ gepolte Items, die nach Expertengesprächen für den Konstruktbereich gültig zu sein schienen. Nach einer ersten Untersuchung wurden alle Items eliminiert, die eine Trennschärfe oder Schwierigkeit < 0.20 oder > 0.80 aufwiesen. So können Skalen mit verschiedener Itemanzahl (20, 26, 12) bezüglich ihrer statistischen Kennwerte verglichen werden. Als endgültige Skala wurde die Form mit 12 Items verwendet. Die statistischen Kennwerte dieser Skala für verschiedene Untersuchungsgruppen
liegen vor (Tabelle 1).
Statistische Kennwerte der Skala in verschiedenen Untersuchungen
|
Untersuchungen |
|||
Kennwerte |
Strafgefangene |
Strafentlassene |
Beamte |
|
Schwierigkeit |
|
|
|
|
|
Items |
.28-.66 |
.32-.69 |
.25-.67 |
|
Skala |
.48 |
.52 |
.46 |
Trennschärfe |
|
|
|
|
|
Items |
.22-.77 |
.28-.68 |
.25-.59 |
|
Skala |
.48 |
.50 |
.45 |
Innere Konsistenz (Cronbachs Alpha) |
.82 |
.84 |
.81 |
|
Spearman-Brown Retest (N = 27) |
.83 |
- |
- |
|
Minimum |
1 |
0 |
0 |
|
Maximum |
12 |
12 |
12 |
|
Median |
5.50 |
6.63 |
5.50 |
|
Mittelwert |
5.79 |
6.19 |
5.52 |
|
Standardabweichung |
3.14 |
3.30 |
3.31 |
|
Schiefe |
0.20 |
-0.13 |
0.08 |
|
Steilheit |
-1.19 |
-0.97 |
-0.97 |
|
N |
61 |
182 |
48 |
Stichproben
Der Fragebogen wurde 3 verschiedenen Personengruppen vorgelegt:
1. einer Gelegenheitsstichprobe von Strafgefangenen N = 62
2. einer Zufallsstichprobe von Strafentlassenen einer baden-württembergischen Strafvollzugsanstalt 1/2 bis maximal 4 1/2 Jahre nach Haftentlassung N = 182; N = 27 Personen hiervon sind auch in der Strafgefangenengruppe befragt worden
3. einer Zufallsstichprobe der FHÖV (Fachhochschule für öffentliche Verwaltung) Kehl von Beamtenanwärtern N = 50.
Itemanalysen
Eindimensionalität wird vorausgesetzt.
Itemkennwerte
Die Reliabilitäten der Items werden angegeben (Tabelle 2).
Tabelle 2. Item-Gesamt-Korrelationen (rit)
|
Strafgefangene |
Strafentlassene |
Beamte |
Item |
(N = 62) |
(N = 182) |
(N = 50) |
01 |
.42 |
.60 |
.27 |
02 |
.43 |
.47 |
.59 |
03 |
.58 |
.50 |
.57 |
04 |
.61 |
.44 |
.42 |
05 |
.44 |
.28 |
.38 |
06 |
.69 |
.68 |
.57 |
07 |
.53 |
.40 |
.46 |
08 |
.77 |
.51 |
.54 |
09 |
.22 |
.53 |
.49 |
10 |
.22 |
.53 |
.25 |
11 |
.36 |
.53 |
.40 |
12 |
.52 |
.54 |
.46 |
Dr. Wolfgang Blass, Schuppelsweg 5a, D-22455 Hamburg