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AkkordeonDetailedScaleViews

Körpererfahrung Jugendlicher

  • Author: Roth, M.
  • In ZIS since: 2003
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis165
  • Abstract: With a total of 73 items, the scale measures the type and extent of the body experience of adolescents. The following eight subscales plus two additional scales are distinguished: public body atten ... moretion, dissatisfaction with physiognomy, dissatisfaction with figure, perceived sporting competence, depersonalisation, internal body-related control conviction, private body attention, external body-related control conviction and the two additional scales confidence in physical self-presentation and distrust of physical self-presentation. less
  • Language Documentation: deutsch
  • Language Items: German
  • Number of Items: 73
  • Reliability: Cronbachs Alpha = .10 bis .88; Split-half Reliabilität = .20 bis .89
  • Validity: Es liegen Hinweise auf die faktorielle und Kriteriumsvalidität vor.
  • Construct: Körpererfahrung
  • Catchwords: Adoleszenz, Wahrnehmung, Essverhalten, Leistungsfähigkeit, Kontrollüberzeugung | adolescence, perception, eating behaviour, performance, control conviction
  • Item(s) used in Representative Survey: nein
  • Status of Development: validiert
    • Instruktion

      Teil I: Zufriedenheit mit einzelnen Körperteilen

      Es folgt nun eine Auflistung verschiedener Teile Deines Körpers. Gib bitte bei jedem dieser Körperteile an, ob Du mit ihnen eher zufrieden oder eher unzufrieden bist.

      Bist Du mit einem Körperteil sehr stark zufrieden, so kreuze die "1" an. Wenn Du hingegen mit einem Körperteil überhaupt nicht zufrieden bist, so kreuze eine "7" an. Zwischen beiden Extrempunkten sind aber noch verschiedene Zwischenstufen möglich. Bist Du beispielsweise eher mittelmäßig mit einem Körperteil zufrieden, so kreuze eine "4" an.

       

      Teil II

      Im Folgenden findest Du eine Reihe von Aussagen. Bitte lies jede Aussage sorgfältig durch und entscheide, in welchem Ausmaß die Aussage auf Dich persönlich oder auf Deine Meinung zutrifft. Dabei gibt es für Dich fünf verschiedene Antwortmöglichkeiten: Die Aussage "trifft gar nicht zu" (1), "trifft wenig zu" (2), "trifft etwas zu" (3), "trifft ziemlich zu" (4), "trifft genau zu" (5). Kreuze bitte das für Dich entsprechende Kästchen an. Bitte beantworte alle Fragen.

       

      Items

      Nr.

      Item  Teil I

      Polung

      Skala

      1

      Haare

      +

      2

      2

      Gesichtsfarbe, Teint

      +

      2

      3

      Nase

      +

      2

      4

      Taille

      +

      3

      5

      Ohren

      +

      2

      6

      Hals

      +

      2

      7

      Kopf

      +

      2

      8

      Schultern

      +

      2

      9

      Brust, Brustkasten

      +

      2

      10

      Hüften

      +

      3

      11

      Augen

      +

      2

      12

      Lippen

      +

      2

      13

      Körperstatur, Körperbau

      +

      3

      14

      Gesicht

      +

      2

      15

      Körpergewicht

      +

      3

      16

      Körperbehaarung

      +

      2

       


       

      Nr.

      Item Teil II

      Polung

      Skala

      17

      Gute Gesundheit ist überwiegend Zufall.

      +

      8

      18

      Im Vergleich zu anderen bin ich sportlich.

      +

      4

      19

      Ich kann mein Herz oft schlagen spüren.

      +

      7

      20

      Meine Stimme ist mir manchmal peinlich.

      +

      10

      21

      Wenn man auf sich achtet, ist man körperlich leistungsfähig.

      +

      6

      22

      Meine Eltern achten darauf, dass ich sportlich bin.

      +

      4

      23

      Mein Körper tut manchmal, was er will.

      +

      5

      24

      Ich merke es sehr gut, wenn sich meine Körpertemperatur ändert.

      +

      7

      25

      Ich achte darauf, dass mein Haar gut aussieht.

      +

      1

      26

      Man kann für sein Aussehen nicht viel tun.

      +

      8

      27

      Wegen meiner Körperhaltung denken andere oft negativ über mich.

      +

      10

      28

      Ich beneide jeden, der beim Essen nicht auf seine Linie achten muss.

      +

      3

      29

      Jeder ist für seine körperliche Leistungsfähigkeit selbst verantwortlich.

      +

      6

      30

      Ich achte den ganzen Tag über darauf, gut frisiert zu sein.

      +

      1

      31

      Ich treibe regelmäßig Sport.

      +

      4

      32

      Meine Art zu lachen, ist mir manchmal peinlich.

      +

      10

      33

      Man kann für seine Gesundheit nicht viel tun.

      +

      8

      34

      Manchmal habe ich den Eindruck, dass mein Körper mir ganz fremd ist.

      +

      5

      35

      Ich bin mit meiner Figur nicht sehr zufrieden.

      +

      3

      36

      Ich bemerke es sehr schnell, wenn ich körperlich angespannt bin.

      +

      7

      37

      Wenn ich mit anderen Leuten zusammen bin, möchte ich, dass meine Hände sauber und gepflegt aussehen.

      +

      1

      38

      Erst, wenn ich mich gut zurecht gemacht habe, fühle ich mich richtig wohl.

      +

      1

      39

      Mich stören fettige Haare.

      +

      1

      40

      Ich achte darauf, körperlich fit zu bleiben.

      +

      4

      41

      Ich vermeide körperliche Kontakte.

      -

      9

      42

      Gute körperliche Leistungsfähigkeit ist überwiegend Zufall.

      +

      8

      43

      Mein Körper gehorcht mir nicht immer.

      +

      5

      44

      Ich ziehe am liebsten modische Kleidung an.

      +

      1

      45

      Wer immer körperlich leistungsfähig ist, hat eben Glück.

      +

      8

      46

      Ich wasche regelmäßig meine Haare.

      +

      1

      47

      Manchmal kneife, steche ich mich oder sehe in den Spiegel, um mich zu vergewissern, dass es mich wirklich gibt.

      +

      5

      48

      Jeder ist für seine Gesundheit selbst verantwortlich.

      +

      6

      49

      Ich finde es wichtig, sportlich zu sein.

      +

      4

      50

      Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein Körper gar nicht mir gehört.

      +

      5

      51

      Ich achte auf saubere Kleidung.

      +

      1

      52

      Ich trainiere meinen Körper regelmäßig.

      +

      4

      53

      Es ist mir wichtig, dass meine Haut gut aussieht, z.B. keine Pickel hat.

      +

      1

      54

      Wer körperlich nicht so leistungsfähig ist, ist überwiegend selbst schuld.

      +

      6

      55

      Ich merke sehr schnell, wenn mein Körper auf Hunger reagiert.

      +

      7

      56

      Manchmal fühle ich mich so, als würde ich losgelöst und außerhalb von meinem Körper stehen.

      +

      5

      57

      Ich finde tägliches Duschen oder Baden wichtig.

      +

      1

      58

      Durch meinen Körper falle ich manchmal unangenehm auf.

      +

      3

      59

      Wenn man auf sich selbst achtet, bleibt man gesund.

      +

      6

      60

      Ich beschäftige mich eigentlich nicht mit dem Eindruck, den mein Körper auf andere macht.

      +

      9

      61

      Wenn man auf sich selbst achtet, sieht man gut aus.

      +

      6

      62

      Manchmal fühle ich mich so, als ob ich mechanisch wie eine Maschine reagieren würde.

      +

      5

      63

      Eigentlich hätte ich es nötig, ein paar Pfunde abzunehmen.

      +

      3

      64

      Jeder ist für sein Aussehen selbst verantwortlich.

      +

      6

      65

      Ich pflege meine Fingernägel.

      +

      1

      66

      Es macht mir nichts aus, in der Bahn oder anderswo Schulter an Schulter mit einer fremden Person zu sitzen.

      +

      9

      67

      Wer krank ist, ist überwiegend selbst schuld.

      +

      6

      68

      Ich mache mir oft Gedanken über meine Figur.

      +

      3

      69

      Ich merke es sofort, wenn mein Mund oder Hals trocken wird.

      +

      7

      70

      Manchmal befürchte ich, dass ich Probleme mit meiner Figur bekommen würde.

      +

      3

      71

      Ich kann sehr schnell laufen.

      +

      4

      72

      Ich finde es wichtig, dass man gut aussieht.

      +

      1

      73

      Man kann für seine körperliche Leistungsfähigkeit nicht viel tun.

      +

      8

       

      Antwortvorgaben

      -       Teil I: 7-stufige Likertskalen mit numerischer Verankerung und Benennung der Endpole „1: sehr stark zufrieden“ und „7: sehr stark unzufrieden“;

      -       Teil II: 5-stufige Ratingskalen mit den Antwortoptionen "trifft gar nicht zu" (1), "trifft wenig zu" (2), "trifft etwas zu" (3), "trifft ziemlich zu" (4), "trifft genau zu" (5).

       

      Auswertungshinweise

      Für die Teilskalen können einfache ungewichtete Summenwerte durch Addition der Antwortwerte für die Items gebildet werden:

      -       Skala 1 (Öffentliche Körperaufmerksamkeit): 30 + 72 + 51 + 25 + 38 + 44 + 39 + 65 + 53 + 37 + 57 + 46

      -       Skala 2 (Unzufriedenheit mit der Physiognomie): 7 + 14 + 6 + 12 + 3 + 2 + 5 + 8 + 11 + 1 + 9 + 16

      -       Skala 3 (Unzufriedenheit mit der Figur):  63 + 15 + 70 + 4 + 28 + 68 + 10 + 13 + 35 + 58

      -       Skala 4 (Wahrgenommene sportliche Kompetenz):  31 + 40 + 52 + 49 + 18 + 22 + 71

      -       Skala 5 (Depersonalisation):  23 + 50 + 43 + 34 + 56 + 62 + 47

      -       Skala 6 (Internale körperbezogene Kontrollüberzeugung):  29 + 59 + 21 + 48 + 67 + 54 + 61 + 64

      -       Skala 7 (Private Körperaufmerksamkeit):  69 + 36 + 55 + 24 + 19

      -       Skala 8 (Externale körperbezogene Kontrollüberzeugung):  17 + 42 + 73 + 45 + 33 + 26

      Zusatzskalen

      -       Skala 9 (Vertrauen in die körperliche Selbstpräsentation): 41 + 66 + 60

      Item 41 muss vor der Summation umgepolt werden.

      -       Skala 10 (Misstrauen in die körperliche Selbstpräsentation): 32 + 20 + 27

       

    Obwohl allgemein die Bedeutung der Körperauseinandersetzung als eine der wichtigsten Herausforderungen im Übergang von der Kindheit in die Adoleszenz (Fend, 1994, S. 115) und somit als genuiner Entwicklungsbereich des Jugendalters betont wird, wurde diesem Phänomenbereich bislang erstaunlich wenig Aufmerksamkeit in der Entwicklungspsychologie gewidmet: Während andere als typisch für das Jugendalter erachteten Anforderungen, wie die Ablösung von den Eltern oder die Zuwendung zur Gruppe der Gleichaltrigen und die Aufnahme heterosexueller Beziehungen, den Gegenstand vielfältiger Forschungsbemühungen darstellen (zusammenfassend z.B. Fend, 2000) liegen bislang kaum umfassende Arbeiten zur Auseinandersetzung mit dem Körper vor. Sie wird in den meisten psychologischen Darstellungen vielmehr lediglich als Fußnote zur Entwicklung der Sexualität angeführt.

    Dies erstaunt umso mehr, als allgemein dem Körper in der psychologischen Forschung seit geraumer Zeit vermehrt Aufmerksamkeit gewidmet wird. Im Zentrum dieser Forschungsbemühungen steht der Begriff des Körperbildes. Nach Bielefeld (1991, S. 17) ist dieses der psychologisch-phänomenologische Teilbereich der Körpererfahrung, der alle emotional-affektiven Leistungen des Individuums bezüglich des eigenen Körpers umfasst (zsf. Roth, 1998a). Bislang konzentrieren sich Forschungsarbeiten zum Körperbild jedoch vorwiegend auf einzelne, isolierte Aspekte (z.B. die Zufriedenheit mit dem Aussehen) und fokussieren klinische Fragestellungen, zumeist Essstörungen (zusammenfassend Roth, 1998a). Demgegenüber wurden - mit wenigen Ausnahmen (z.B. Mrazek, 1987a; Baur & Miethling, 1991) - bislang kaum systematische Arbeiten zum Körperbild Jugendlicher durchgeführt. Insgesamt fehlt ein umfassendes Modell des adoleszenten Körperbildes, das sowohl die Multidimensionalität als auch die Ganzheitlichkeit des Phänomens berücksichtigt und somit einerseits zur Integration der bisherigen Befunde dienen kann und andererseits eine gerichtete Hypothesenprüfung in diesem Forschungsbereich ermöglicht.

    Dieser Umstand dürfte unter anderem auch dadurch bedingt sein, dass geeignete Messinstrumente fehlen, die eine mehrdimensionale Erfassung der adoleszenten Körpererfahrung ermöglichen. Der Fragebogen zur Körpererfahrung Jugendlicher (FKEJ) soll helfen, diese Lücke zu schließen.

     

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Itemgrundlage bildeten insgesamt 104 Items aus folgenden Verfahren:

    -       Alle elf Items der Skalen Private Körperaufmerksamkeit und öffentliche Körperaufmerksamkeit der von Bohner et al. (1983) ins Deutsche übertragenen Version der Body-Consciousness Scale (BCS) von Miller et al. (1983).

    -       Alle 17 Items aus der für die vorliegende Untersuchung übersetzten Version der Body Image Satisfaction Scale (BISS) von Marsella et al. (1981).

    -       Die Items der Einstellungsskala zum eigenen Körper - Modifizierte Version (EKOR-M), die im Wesentlichen auf der von Mrazek (1984b) entwickelten Einstellungsskala zum eigenen Körper, Form für Kinder und Jugendliche (EKOR-KJ) beruht, außer den Items "Ich rauche öfters einmal eine Zigarette" und "Ich trinke öfters Alkohol", da bereits Mrazek (1984a) diese Items faktorenanalytisch keiner umfassenderen Dimension des Körperbildes zuordnen konnte. Aus diesem Verfahren wurden somit 48 Items übernommen

    -       Alle zehn ins Deutsche übersetzten und modifizierten Items der Skala Physical Self-Presentation Confidence (PSPC) der Physical Self-Efficacy Scale (PSES) von Ryckman et al. (1982).

    -       Alle 18 Items des Körperbezogenen Locus of Control Fragebogens (KLC) von Mrazek (1987b, 1989).

    Aufgrund von Hauptkomponenten- und Itemanalysen wurde die Endform des Fragebogens zur Körpererfahrung Jugendlicher (FKEJ) auf 73 Items reduziert. Der Fragebogen besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil umfasst 16 Items: Analog zur bekannten Body Cathexis Scale von Secord und Jourard (1953) muss der Proband die Zufriedenheit mit einzelnen Körperteilen angeben. Der zweite Teil umfasst 57 Items, wobei es sich um Statements handelt, die hinsichtlich ihres Zutreffens zu beantworten sind. Insgesamt besteht das Verfahren aus acht Skalen sowie zwei Zusatzskalen (9 und 10), die aufgrund psychometrischer Schwächen allerdings nur mit Vorsicht eingesetzt und interpretiert werden sollten.

     

    Stichproben

    Für die Konstruktion und Erprobung des Instruments wurden die Daten aus einer Stichprobe von 352 Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren (t2) herangezogen. Sie wurden in Gymnasien, Hauptschulen und Gesamtschulen rekrutiert und untersucht. Die Dimensionalität der Endform wurde zusätzlich unter Rückgriff auf die Daten einer Stichprobe von 128 chronisch kranken Jugendlichen im Alter von 12 bis 16 Jahren geprüft.

     

    Itemanalysen

    Eine erste Hauptkomponentenanalyse der Antworten zu allen 104 Variablen der Vorform des Instruments führt auf 31 Komponenten mit einem Eigenwert über 1. Sie klären 67% der Gesamtvarianz der Variablen auf. Da weder nach dem Eigenwerteverlauf noch nach dem Scree-Test die Anzahl der zu extrahierenden Dimensionen eindeutig bestimmt werden konnte, wurden orthogonale Rotationen für die Ladungsmatrizen mit fünf bis 13 Komponenten durchgeführt. Nach den Kriterien von Fürntratt (1969) war dabei die elf-Komponenten-Lösung (siehe Tabelle A1 bis A11 im Anhang) als optimal zu beurteilen. Sie erklärt 42.1% der Variablenvarianz und entspricht der größten der überprüften Lösungen, in der alle Faktoren durch wenigstens drei Variablen repräsentiert sind. Der Quotient der quadrierten Komponentenladungen und der Kommunalitäten beträgt .50. Die elf varimaxrotierten Komponenten  lassen sich folgendermaßen interpretieren (vgl. auch Roth, 1998a):

    1.     Öffentliche Körperaufmerksamkeit : Aufmerksamkeitsfokussierung auf das körperliche Erscheinungsbild, wobei die Aufmerksamkeit auf die Wirkung des eigenen Körpers auf andere Individuen gerichtet ist - z.B. "Ich achte auf saubere Kleidung".

    2.     Unzufriedenheit mit der Physiognomie: Die Items beschreiben das Ausmaß der Unzufriedenheit mit den überwiegend dem Kopf und dem Oberkörper zugehörigen Körperpartien - z.B. "Zufriedenheit mit Lippen".

    3.     Unzufriedenheit mit der Figur: Der inhaltliche Akzent der Items liegt auf der Unzufriedenheit mit figürlichen Körperpartien und negativen Kognitionen bezüglich der Körperfigur - z.B. "Eigentlich hätte ich es nötig, ein paar Pfunde abzunehmen".

    4.     Wahrgenommene sportliche Kompetenz: Die Items beziehen sich inhaltlich sowohl auf die Bedeutsamkeit als auch auf die Ausübung sportlicher Aktivitäten, wobei eine positive Selbstbewertung deutlich wird - z.B. "Ich finde es wichtig, sportlich zu sein".

    5.     Körperentfremdung: Repräsentiert werden Gefühle, den eigenen Körper als fremd, losgelöst und außerhalb der eigenen Kontrolle zu erleben - z.B. "Mein Körper gehorcht mir nicht immer".

    6.     Internale körperbezogene Kontrollüberzeugung: Die Items spiegeln die Überzeugung wider, für die eigene Gesundheit, das körperliche Erscheinungsbild und die körperliche Leistungsfähigkeit selbst verantwortlich zu sein - z.B. "Jeder ist für sein Aussehen selbst verantwortlich".

    7.     Private Körperaufmerksamkeit: Die Items beschreiben eine Aufmerksamkeitsfokussierung auf den eigenen Körper, wobei diese im Unterschied zur ersten Skala ausschließlich auf innere, private Körpervorgänge gerichtet ist - z.B. "Ich kann mein Herz oft schlagen spüren".

    8.     Externale körperbezogene Kontrollüberzeugung: Die Items beschreiben die Tendenz, die eigene Gesundheit, das körperliche Erscheinungsbild als  nicht beeinflussbar zu erleben - z.B. "Wer nie krank ist, hat eben Glück".

    9.     Die neunte Komponente wird durch sehr heterogene Items konstituiert. Da deshalb bei der Bestimmung ihrer möglichen Bedeutung deutlich mehr interpretative und subjektive Aspekte berücksichtigt werden müssen als bei den übrigen Komponenten dieser Lösung, wird sie hier nicht allgemein charakterisiert (vgl. aber Roth, 1998a).

    10.     Vertrauen in die körperliche Selbstpräsentation: Die Items repräsentieren ein grundlegendes Vertrauen in die körperliche Selbstdarstellung, das sich einerseits in der Akzeptanz unbeabsichtigter Körperkontakte  ausdrückt (z.B. "Es macht mir nichts aus, in der Bahn oder anderswo Schulter an Schulter mit einer fremden Person zu sitzen"). Andererseits manifestiert sich das Vertrauen kognitiv darin, dass die eigene Körperdarstellung in sozialen Situationen keinen Gegenstand selbstkritischer und sozial unsicherer Reflexionen darstellt (z.B. "Ich beschäftige mich eigentlich nicht mit dem Eindruck, den mein Körper auf andere macht").

    11.     Misstrauen in die körperliche Selbstpräsentation: Die Items repräsentieren ebenfalls eine emotional-kognitive Einstellung zur körperlichen Selbstpräsentation. Im Unterschied zu den Items der zehnten Komponente  thematisieren sie aber spezifisch die negative Einstellungskomponente. So wird eigenes, nicht kontrollierbares Verhalten - wie die Art zu lachen oder die eigene Stimme - in sozialen Situationen als peinlich erlebt.

    Ausgehend von diesen Ergebnissen wurden insgesamt zehn Skalen gebildet, um die eruierten Dimensionen mittels eines Fragebogens zur Körpererfahrung für Jugendliche (FKEJ) zu analogisieren. Aufgrund der Schwierigkeiten bei der Interpretation der ursprünglich neunten Komponente, wurde diese bzw. die sie konstituierenden Items aus der Endform ausgeschlossen. Weiterhin wurden nur solche Items in die Teilskalen aufgenommen, deren Ladung für ihre Komponente mindestens .30 beträgt und deren Kommunalität mindestens zur Hälfte durch die jeweilige Komponente aufgeklärt wird (Fürntratt, 1969). Die Endform enthält deshalb noch 73 Items, die sich auf zehn Skalen verteilen. Zwei von ihnen (Teilskalen 9 und 10, siehe Tabelle 1) erzielen jedoch sehr niedrige Reliabilitätswerte. Sie werden deshalb im Folgenden auch als Zusatzskalen bezeichnet und sollten nur bedingt eingesetzt werden.

     

    Tabelle 1

    Cronbachs Alpha (CA) und Halbierungsreliabilitäten (Rh; korrigiert nach Spearman-Brown) für die Skalen des Fragebogens zur Körpererfahrung Jugendlicher (FKEJ) für Mädchen (M, N = 174) und Jungen (J, N = 178), die Altersgruppen 12-14 Jahrw (N = 179) und 15-16 Jahre (N = 173) sowie für die Gesamtgruppe (N = 352)

     

    Mädchen

    Jungen

    12 – 14 Jahre

    15- 16 Jahre

    Gesamt

     

    CA

    Rh

    CA

    Rh

    CA

    Rh

    CA

    Rh

    CA

    Rh

    1

    .84

    .80

    .86

    .79

    .87

    .83

    .83

    .78

    .86

    .81

    2

    .86

    .85

    .86

    .84

    .86

    .85

    .85

    .84

    .86

    .84

    3

    .87

    .86

    .88

    .86

    .86

    .84

    .84

    .89

    .88

    .87

    4

    .85

    .75

    .86

    .81

    .86

    .77

    .77

    .82

    .86

    .79

    5

    .72

    .65

    .76

    .71

    .68

    .64

    .64

    .72

    .75

    .69

    6

    .75

    .66

    .67

    .50

    .78

    .66

    .66

    .48

    .72

    .59

    7

    .67

    .64

    .68

    .65

    .65

    .66

    .66

    .62

    .68

    .65

    8

    .66

    .63

    .71

    .60

    .69

    .62

    .62

    .59

    .69

    .60

    9

    .49

    .50

    .10

    .20

    .36

    .37

    .37

    .32

    .32

    .35

    10

    .44

    .20

    .43

    .28

    .44

    .25

    .25

    .31

    .44

    .24

    Anmerkungen. FKE:1: Öffentliche Körperaufmerksamkeit, 2: Unzufriedenheit mit der Physiognomie, 3: Unzufriedenheit mit der Figur, 4: Wahrgenommene sportliche Kompetenz, 5: Körperentfremdung, 6: Internale körperbezogene Kontrollüberzeugung, 7: Private Körperaufmerksamkeit, 8: Externale körperbezogene Kontrollüberzeugung, 9: Vertrauen in die körperliche Selbstpräsentation, 10: Misstrauen in die körperliche Selbstpräsentation

     

    Zur Prüfung der Dimensionalität der Endform (siehe Tabelle B1 im Anhang) wurden die Daten zu den 67 Items der ersten acht Teilskalen, d.h. ohne die der beiden Zusatzskalen einer Hauptkomponentenanalyse (Abbruchkriterium acht Faktoren) mit anschließender Varimax-Rotation unterzogen. Sie zeigt, dass die dimensionale Struktur des Fragebogens durch die Itemselektion nicht geändert wird. Dies belegt auch eine weitere Prüfung unter Rückgriff auf die Daten von 128 chronisch kranker Jugendlicher (vgl. Roth, 1998a, 2000).

     

    Itemkennwerte

    Die Schwierigkeiten, Trennschärfen und Inter-Itemkorrelationen für die 10 Teilskalen der Endform liegen in Tabelle 2 vor.

     

    Tabelle 2

    Schwierigkeiten (S), korrigierte Trennschärfen (T) und Inter-Itemkorrelationen (rI) für die Gesamtskala (N = 352) (jeweils Streubreiten)

     

    S

    T

    rI

    FKEJ1

    .76 (.57 - .80)

    .52 (.41 - .60)

    .31 (.14 - .52)

    FKEJ2

    .37 (.25 - .42)

    .55 (.40 - .70)

    .35 (.07 - .63)

    FKEJ3

    .48 (.35 - .66)

    .60 (.40 - .71)

    .41 (.18 - .66)

    FKEJ4

    .68 (.50 - .73)

    .66 (.42 - .76)

    .48 (.21 - .67)

    FKEJ5

    .34 (.26 - .37)

    .48 (.36 - .61)

    .31 (.13 - .44)

    FKEJ6

    .67 (.53 - .74)

    .41 (.32 - .54)

    .24 (.05 - .49)

    FKEJ7

    .70 (.59 - .77)

    .42 (.32 - .48)

    .28 (.12 - .40)

    FKEJ8

    .44 (.36 - .52)

    .35 (.30 - .42)

    .21 (.06 - .47)

    FKEJ9

    .69 (.54 - .79)

    .18 (.13 - .23)

    .13 (.06 - .18)

    FKEJ10

    .38 (.33 - .42)

    .35 (.16 - .46)

    .25 (.10 - .48)

    Anmerkungen. FKEJ: 1: Öffentliche Körperaufmerksamkeit, 2: Unzufriedenheit mit der Physiognomie, 3: Unzufriedenheit mit der Figur, 4: Wahrgenommene sportliche Kompetenz, 5: Körperentfremdung, 6: Internale körperbezogene Kontrollüberzeugung, 7: Private Körperaufmerksamkeit, 8: Externale körperbezogene Kontrollüberzeugung, 9: Vertrauen in die körperliche Selbstpräsentation, 10: Mißtrauen in die körperliche Selbstpräsentation; S, T und rI sind Durchschnittswerte, gemittelt über Fishers z-Transformation

     


     

    Reliabilität

    Cronbachs Alpha und Halbierungsreliabilitäten (korrigiert nach Spearman-Brown) für die Teilskalen liegen in Tabelle 1 vor. Aufgrund der niedrigen Werte für die Skalen 9 und 10 sollen diese nur mit Vorsicht angewendet  werden. Sie werden daher auch als Zusatzskalen bezeichnet.

     

    Validität

    Zur Beurteilung der Validität des Instruments liegen Beobachtungen aus mehreren Untersuchungen vor:

    -       Körperbild-Typen und psychische Symptombelastung: Roth (1999a) konnte anhand der Skalen des FKEJ Jugendliche nach ihrem Körperbild in drei homogene Subgruppen einteilen (Körperbild-Typen): In Körper-uninteressierte, Körper-unintegrierte und Körper-aktive selbstbewusste Jugendliche. Die Gruppe der Körper-unintegrierten Jugendlichen (hohe Körperunzufriedenheit, starke Körperentfremdung, eher externale Ursachenzuschreibung körperbezogener Zustände und Kompetenzen) war  am deutlichsten mit psychischen Symptomen belastet. Dies konnte global für die allgemeine psychische Symptombelastung und für einzelne Symptome (Depressivität, Angst, Aufmerksamkeitsstörungen) belegt werden. Roth (2000) bestätigt diese Beobachtungen mit den Daten chronisch kranker Jugendlicher.

    -       Körperbild und gezügeltes Essverhalten Jugendlicher: Roth (1998b) konnte zeigen, daß  bei Jugendlichen mit gezügeltem Essverhalten (restrained eating) nicht nur die Unzufriedenheit mit der Figur, sondern darüber hinaus auch das Ausmaß der erlebten Körperentfremdung sowie der öffentlichen Körperaufmerksamkeit bedeutsam für ihre Form des Ernährungsverhaltens ist.

    -       Körperbild, Geschlecht und Selbstwertgefühl: Nach Roth (2002) unterscheiden sich weibliche Jugendliche signifikant von ihren männlichen Altersgenossen u. a. durch eine höhere Körperaufmerksamkeit, eine stärkere Unzufriedenheit mit der Figur, eine niedrigere wahrgenommene sportliche Kompetenz und durch ein stärkeres Gefühl der Körperentfremdung. Das Körperbild allgemein ist zwar vergleichbar relevant für das Selbstwertgefühl männlicher und weiblicher Jugendlicher. Spezielle Körperbild-Komponenten tragen zu diesem aber in unterschiedlichem Ausmaß bei. Für Mädchen sind dies Unzufriedenheit mit der Figur und externale körperbezogene Kontrollüberzeugungen, für Jungen Unzufriedenheit mit der Figur, Wahrgenommene sportliche Kompetenz und Private Körperaufmerksamkeit.

     

    Deskriptive Statistiken

    Die Mittelwerte und Streuungen sowie die Momente der Verteilungen der Daten für die 10 Teilskalen liegen in Tabelle 3 vor.

     

    Tabelle 3

    Mittelwerte (M), Streuungen (SD), Schiefe (Sch), Exzeß (Ex) und Anzahl der Items (nI) zur Körpererfahrung Jugendlicher (N = 352)

     

    M

    SD

    Sch

    Ex

    nI

    FKEJ1

    44.72

    8.70

    -.82

    .66

    12

    FKEJ2

    30.56

    10.39

    .55

    .65

    12

    FKEJ3

    27.70

    10.39

    .63

    -.17

    10

    FKEJ4

    23.48

    6.89

    -.29

    -.77

    7

    FKEJ5

    11.84

    4.55

    1.13

    1.20

    7

    FKEJ6

    26.28

    5.61

    -.50

    .46

    8

    FKEJ7

    17.34

    4.04

    -.34

    -.12

    5

    FKEJ8

    13.16

    4.20

    .40

    -.32

    6

    FKEJ9

    10.14

    2.47

    -.21

    -.23

    3

    FKEJ10

    5.73

    2.38

    .75

    .05

    3

    Anmerkungen. FKEJ: 1: Öffentliche Körperaufmerksamkeit, 2: Unzufriedenheit mit der Physiognomie, 3: Unzufriedenheit mit der Figur, 4: Wahrgenommene sportliche Kompetenz, 5: Körperentfremdung, 6: Internale körperbezogene Kontrollüberzeugung, 7: Private Körperaufmerksamkeit, 8: Externale körperbezogene Kontrollüberzeugung, 9: Vertrauen in die körperliche Selbstpräsentation, 10: Misstrauen in die körperliche Selbstpräsentation

     


     

    Marcus Roth, E-Mail: marcus.roth@uni-due.de