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Interpersonales Vertrauen (KUSIV3)

  • Author: Beierlein, C., Kemper, C., Kovaleva, A. J. & Rammstedt, B.
  • In ZIS since: 2014
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis37
  • Abstract: The KUSIV3 is an economic scale to measure the psychological characteristic of interpersonal trust. The scale is easy to administer in different survey modes. The reported findings speak for the psych ... moreometric quality of the KUSIV3 and allow the measurement of the individual characteristics of (adult) interviewees from the German-speaking general population. less
  • Language Documentation: deutsch
  • Language Items: German (original), English
  • Number of Items: 3
  • Reliability: McDonalds Omega = .85; Retestreliabilität = .57
  • Validity: Hinweise auf die inhaltliche Validität und Konstruktvalidität
  • Construct: Vertrauen
  • Catchwords: Vertrauen, Einstellung, soziale Interaktion | trust, attitude, social interaction
  • Item(s) used in Representative Survey: ja
  • URL Website: http://www.gesis.org/kurzskalen-psychologischer-merkmale
  • URL Data archive: MOSAiCH 2005, MOSAiCH 2007 (jew. 1 ähnliches Item)
  • Status of Development: validiert, normiert
    • Instruktion

      Nun geht es um Ihre Einstellungen zu anderen Menschen. Bitte geben Sie bei jeder Aussage an, inwieweit Sie dieser Aussage zustimmen können.

       

      Items

      Nr.

      Items (deutsch)

      Items (englisch)

      Polung

      1

      Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Menschen gute Absichten haben.

      I am convinced that most people have good intentions.

      +

      2

      Heutzutage kann man sich auf niemanden mehr verlassen.

      You can’t rely on anyone these days.

      -

      3

      Im Allgemeinen kann man den Menschen vertrauen.

      In general, people can be trusted.           

      +

       

      Antwortvorgaben

      Für die Antworten der Befragungsperson steht eine fünfstufige Ratingskala zur Verfügung, die folgende Antwortkategorien beinhaltet: „stimme gar nicht zu“ (1), „stimme wenig zu“ (2), „stimme etwas zu“ (3), „stimme ziemlich zu“ (4), „stimme voll und ganz zu“ (5).

       

      Auswertungshinweise

      Die drei Items werden zur Bildung eines Messwerts (Skalenwerts) herangezogen, der die individuelle Ausprägung einer Person in dem Persönlichkeitsmerkmal Vertrauen widerspiegelt. Hierzu werden die Antworten auf den Items zu einem Summenwert aggregiert. Um den Skalenmittelwert zu erhalten, wird der Summenwert durch die Anzahl der Items, d.h. durch 3 dividiert. Der Skalenmittelwert kann folglich zwischen 1 und 5 variieren.

       

      Anwendungsbereich

      Die KUSIV3 wurde als Forschungsinstrument für sozialwissenschaftliche Untersuchungen unterschiedlichster Art und Fragestellung entwickelt. Als Zielgruppe wurde dabei die deutschsprachige Allgemeinbevölkerung ab 18 Jahren gewählt. Ausgenommen sind Personen, deren sprachliche oder kognitive Fähigkeiten oder deren Wahrnehmungsfähigkeiten, z. B. durch Seh- oder Hörschwäche, unzureichend sind, um die Items zu verstehen. Auch die empirisch ermittelten Gütekriterien beziehen sich auf diese Zielgruppe.

      Die KUSIV3 kann prinzipiell in unterschiedlichen Erhebungsmodi eingesetzt werden. Im Rahmen der Validierungsstudie wurde die Skala im CAPI-Modus (Computer Assisted Personal Interviewing) und in Papierform (Selbstausfüller) eingesetzt. Vor einem Einsatz der KUSIV3 in Mixed-Mode-Designs sollte allerdings eine Prüfung der Invarianz erfolgen.

      Die Durchführungszeit der KUSIV3 im CAPI-Modus setzt sich aus dem Vorlesen der Items durch den Interviewer/die Interviewerin und der Beantwortung durch die Befragungsperson zusammen. In 75% der CAPI-Interviews dauert die Durchführung 33 Sekunden oder weniger (Perzentil75 = 33 Sekunden). Die Durchführungsdauer im zweiten getesteten Erhebungsmodus war vergleichbar.

       

       

    Vertrauen ist eine wichtige Komponente zwischenmenschlicher Interaktionen; es beeinflusst maßgeblich das Zustandekommen und das Funktionieren dieser Interaktionen (Koller, 1992). Mehrere Disziplinen widmen sich der Erforschung des Konstrukts. Hierzu zählen in erster Linie die Psychologie, die Politikwissenschaft, die Soziologie und die Wirtschaftswissenschaften (Krampen, 1997; Schweer, 2008). In der sozial- und politikwissenschaftlichen Forschung stand lange Zeit die Messung des Vertrauens in politische Einrichtungen im Mittelpunkt (Schupp & Wagner, 2004). Neben diesem „Vertrauen in Institutionen“ gewinnt seit einigen Jahren jedoch das zwischenmenschliche Vertrauen an wissenschaftlicher Bedeutung („Sozialkapital“; Putnam, 2000; Sullivan & Transue, 1999).

    In der Literatur wird zwischen einem generalisierten und einem bereichsspezifischen interpersonalen Vertrauen differenziert (vgl. Krampen, 1997; Naef & Schupp, 2009; Rotter, 1967). Ersteres wird als eine „generalisierte Erwartung eines Individuums oder einer Gruppe verstanden, sich auf Worte und Versprechen, mündliche oder schriftliche Äußerungen anderer oder einer Gruppe verlassen zu können“ (Amelang, Gold & Kübel, 1984, S. 198; siehe auch Rotter, 1971). Dem bereichsspezifischen Vertrauen liegt die Auffassung zugrunde, dass Vertrauen ein multidimensionales Konstrukt ist (z.B. Vertrauen in Fremde, Vertrauen in nahe Verwandte).

    Vertrauen trägt dazu bei, Unsicherheit in neuartigen und mehrdeutigen Situationen zu kompensieren. Es erfüllt damit eine wichtige gesellschaftliche Funktion (Luhmann, 1973). Krampen (1997, S. 29) beschreibt Vertrauen als eine Situations-Ergebnis-Erwartung, d.h. eine „Erwartung, dass bestimmte Ereignisse ohne eigenes Handeln auftreten“. Für Schweer (2006) ist Vertrauen dadurch gekennzeichnet, dass es ein risikoreiches Verhalten darstellt: Es wird ein Vertrauensvorschuss gewährt, der missbraucht werden kann. Ein erstes Messinstrument zur Erfassung des Persönlichkeitsmerkmals generalisiertes, interpersonales Vertrauen wurde von Rotter (1967; dt. Übersetzungen: Amelang et al., 1984; Krampen, Viebig & Walter, 1982) vorgelegt. In der Persönlichkeitstheorie der Big Five wird Vertrauen als eine Facette der Verträglichkeit konzipiert (z.B. Ostendorf & Angleitner, 2003).

    Empirische Studien belegen, dass Persönlichkeitsunterschiede im interpersonalen Vertrauen systematisch mit sozialwissenschaftlichen und psychologischen Variablen variieren: Vertrauen trägt zu physischem und psychischem Wohlbefinden bei und reduziert den negativen Einfluss von sozialem Stress (z.B. Schweer, 2006; Omodei & McLennan, 2000; Takahashi et al., 2005). Vertrauen ist mit einer höheren Lebens- und Arbeitszufriedenheit, einer optimistischen Lebenseinstellung und einer geringeren Neigung zu delinquentem Verhalten assoziiert (vgl. Koller, 1992; Kopp & Schuler, 2003; Schweer, 2006). Insbesondere das generalisierte interpersonale Vertrauen geht mit einer höheren Bereitschaft zu politischem und sozialem Engagement einher (Sullivan & Transue, 1999, S. 638; siehe auch Benson & Rochon, 2004). Personen mit höherem interpersonalem Vertrauen sind häufiger Mitglieder in sozialen und politischen Organisationen (Bègue, 2002; Putnam, 2000). Interpersonales Vertrauen ist zugleich positiv assoziiert mit dem Vertrauen in politische Amtsträger und Institutionen (Schiffmann, Thelen & Sherman, 2008). Mehrere Studien belegen darüber hinaus, dass interpersonales Vertrauen auch im Bereich der Wirtschaftswissenschaften einen interessanten Prädiktor darstellt: Interpersonales Vertrauen fördert die Bereitschaft Geld zu verleihen (Fetchenhauer & Dunning, 2009). Stadelmann-Steffen und Freitag (2007) zeigten außerdem, dass interpersonales Vertrauen in niedrig entwickelten Volkswirtschaften einen günstigen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum hat. Schließlich unterscheiden sich auch soziodemografische Gruppen in der mittleren Ausprägung des interpersonalen Vertrauens: Krampen et al. (1982) zufolge steigt das Vertrauen mit dem Bildungsgrad und sinkt mit dem Alter.

     

     

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Als Grundlage für die Skalenkonstruktion diente die Definition des Konstrukts interpersonalen Vertrauens von Rotter (1971). Diese ist in der sozialwissenschaftlichen Forschung weit verbreitet und anerkannt. Aufgrund der angestrebten Kürze des zu entwickelnden Messinstruments misst die neue Skala nicht das bereichsspezifische Vertrauen, sondern das generalisierte interpersonale Vertrauen. Auf der Basis der Konstruktdefinition wurde ein Itempool aus Vertrauensitems gebildet. Die Items stammten aus sozialwissenschaftlichen Umfragen und bereits etablierten Skalen (z.B. SOEPtrust; Naef & Schupp, 2009). Der Itempool wurde zunächst im Rahmen eines Expertenreviews überprüft und manche Items sprachlich modifiziert. In den Itempool wurden Items mit und ohne Bezug zu einer spezifischen Gruppe (z. B. Fremde, nahe Bekannte) aufgenommen. Ziel war es, Items zu identifizieren, die das generalisierte Vertrauen widerspiegeln. Der Itempool bildete die Grundlage für die Itemselektion. Als Antwortskala, auf der die Befragungspersonen ihre Einschätzung abgeben, wurde eine fünfstufige Ratingskala von „stimme gar nicht zu“ (1) bis „stimme voll und ganz zu“ (5) gewählt.

    Die Selektion von Items für die KUSIV3 orientierte sich an statistischen Kriterien und inhaltlichen Überlegungen. In einer ersten exploratorischen Faktoranalyse des Itempools in Stichprobe 1 der drei unten genannten Stichproben zeigte sich, dass zwei der drei Items aus der Skala SOEPtrust, die keinen Bezug zu einer spezifischen Personengruppe (hier: Fremde) aufwiesen, hoch auf einem gemeinsamen Faktor luden. Auf diesem Faktor luden darüber hinaus Items, welche das Vertrauen in Menschen aus dem eigenen Umfeld thematisierten. Das dritte Item der Skala SOEPtrust bezieht sich explizit auf das Vertrauen in fremde Personen: „Wenn man mit Fremden zu tun hat, ist es besser, vorsichtig zu sein, bevor man ihnen vertraut“. Es zeigte sich, dass dieses Item gemeinsam mit dem Item „Bei der ersten Begegnung bin ich vorsichtig, bevor ich einer Person vertraue“ zwar ebenfalls auf dem ersten Faktor lud, jedoch höhere Ladungen auf einer zweiten Dimension aufwies. Der Befund wurde dahingehend interpretiert, dass der erste Faktor ein generalisiertes Vertrauen und der zweite Faktor bereichsspezifisches Vertrauen in Fremde widerspiegelt (vgl. Naef & Schupp, 2009).Vor diesem Hintergrund wurde bei der Itemselektion darauf geachtet, dass im Wortlaut der Items kein expliziter Bezug zu einer spezifischen Situation oder Personengruppe hergestellt wird. Zwei der drei für die KUSIV3 ausgewählten Items wurden daher aus der Skala SOEPtrust entnommen. Da die KUSIV3 generelles und nicht spezifisches Vertrauen erfassen soll, wurden diese beiden Items um ein weiteres aus dem Pool ergänzt, das keinen Bezug zu bestimmten Situationen oder Personengruppen ausweist. Die KUSIV3 wurde in einer Serie von drei Untersuchungen entwickelt und validiert (siehe Tabelle 1). Im Abschnitt „Stichproben“  werden die Befunde aus Stichprobe 1 und 2 berichtet.

    Um die Nutzung der Skala für englischsprachige Untersuchungen zu ermöglichen, wurde diese ins Englische übersetzt. Die International Test Commission (2010) empfiehlt hierbei ein zweistufiges Verfahren. Zunächst übersetzten zwei hauptberufliche, muttersprachliche Übersetzer die Items unabhängig voneinander. Dabei wurden eine Übersetzung in britischem Englisch und die andere in amerikanischem Englisch angefertigt. In der zweiten Phase des Übersetzungsprozesses fand ein Rekonziliationstreffen statt, in dessen Verlauf die Übersetzungsvorschläge in einer Gruppe von Experten für die psychologischen Merkmale, den Übersetzern und einem weiteren Experten für Fragebogenübersetzung diskutiert und überarbeitet wurden. Die Güte der Übersetzungen wurde bislang allerdings noch nicht empirisch geprüft.

     

    Stichproben

    Stichprobe 1 ist eine Quotenstichprobe, geschichtet nach den Merkmalen Geschlecht, Alter, Bildung und Bundesland (N = 539). Die Grundgesamtheit war definiert als „alle in der Bundesrepublik Deutschland in Privathaushalten lebenden deutschsprachigen Personen ab 18 Jahren“. Die Erhebung erfolgte in zwei Wellen mit einem zeitlichen Abstand von 6 bis 10 Wochen. An Welle 2 nahmen N = 338 Befragungspersonen der Welle 1 teil. Die Daten wurden im Rahmen eines persönlich-mündlichen Interviews (CAPI) oder durch die Vorgabe eines Papierfragebogens erhoben. Die Erhebung dauerte im Mittel 53 Minuten (SD = 12). Stichprobe 2 mit N = 1134 Befragungspersonen ist eine Zufallsstichprobe, die repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland über einem Alter von 18 Jahren ist. Sie wurde mithilfe des ADM-Stichprobensystem F2F (Random Route) der Arbeitsgemeinschaft deutscher Marktforschungsinstitute gezogen. Die Daten dieses Interview wurden vollständig im CAPI-Modus erhoben (Dauer: M = 43 Minuten, SD = 13).

     

    Tabelle 1

    Stichprobencharakteristika

     

     

    Stichprobe 1
    Welle 1

    Stichprobe 1
    Welle 2

     

    Stichprobe 2

    Stichprobe

     

    Umfang [N]

    539

    338

     

    1134

    Art

    Quote

    Quote

     

    Zufall

    Modus

    CAPI, Papier

    CAPI, Papier

     

    CAPI

    Zusammensetzung

     

    Geschlecht [% Frauen]

    52.5

    52.1

     

    55.6

    Alter [M (SD)]

    47.2 (15.2)

    46.7 (15.1)

     

    53.3 (18.4)

    Bildung  ≤ 9 Jahre

    44.7

    45.3

     

    37.2

                    10 Jahre

    30.2

    27.9

     

    37.0

                     ≥ 11 Jahre

    23.7

    25.4

     

    25.8

    Anm. CAPI = Computer Assisted Personal Interviewing,  Papier = Papierversion (Selbstausfüller)

     

    Variablen und Auswertungsmethode

    Die Fragebogenbatterie beinhaltete neben der KUSIV3 umfangreiche soziodemografische Angaben, weitere psychologische Maße und einige sozialwissenschaftliche Validierungsmaße. Die Items zu den soziodemografischen Angaben wurden größtenteils den demografischen Standards des Statistischen Bundesamtes entnommen (2010). Für die Validierung kamen etablierte Standardinstrumente, z.B. zur Erfassung von Lebenszufriedenheit (SWLS; Diener, Emmons, Larsen & Griffin, 1985; nur in Stichprobe 1), Allgemeinen Selbstwirksamkeit (SWE; Schwarzer & Jerusalem, 1999; nur in Stichprobe 1), Kontrollüberzeugungen (Jakoby & Jacob, 1999), Optimismus und Pessimismus (LOT-R, Glaesmer, Hoyer, Klotsche & Herzberg, 2008; nur in Stichprobe 1), den Hauptdimensionen der Persönlichkeit nach dem Fünf-Faktoren-Modell (BFI-10, Rammstedt & John, 2007) und eigens entwickelte Skalen zum Einsatz (siehe Publikationen). An für die sozialwissenschaftliche Forschung relevanten Maßen wurde unter anderem Netzwerkgröße, Gesundheitszustand, Parteipräferenz, Einkommen, Wertanlagen und Delinquenz erhoben. Alle Erhebungen wurden von unabhängigen kommerziellen Anbietern durchgeführt. Um die psychometrische Güte der konstruierten Skala zu überprüfen, wurden auf der Grundlage der oben beschriebenen Stichproben Kennwerte für die Reliabilität und verschiedene Aspekte der Validität berechnet (für Details zur Validierung von Persönlichkeitsskalen siehe Bühner, 2011; Lienert & Raatz, 1998).

     

    Itemanalysen

    Die Dimensionalität der KUSIV3 wurde im Rahmen einer exploratorischen Faktorenanalyse (EFA) in Stichprobe 1 (Welle 1) und in Stichprobe 2 überprüft: Aufgrund der durch die Polung hervorgerufenen Methodeneffekte wurden die Ladungen auf dem unrotierten Faktor genommen. Die Werte auf dem invertierten Item wurden vor der EFA umkodiert. Erwartungsgemäß wurde ein gemeinsamer Faktor extrahiert, der 53% (Stichprobe 1) bzw. 49% (Stichprobe 3) der Gesamtvarianz erklären konnte (Stichprobe 1: KMO = .63; Bartlett-Test auf Sphärizität: χ² ~ 755, df = 3; p = .001; Stichprobe 3: KMO = .62; Bartlett-Test auf Sphärizität: χ² ~ 426, df = 3; p = .001). Die beiden im Sinne des Konstrukts formulierten Items der KUSIV3 erreichten in beiden Stichproben auf dem gemeinsamen Faktor Ladungen von .71 bzw. .74 (Item 1) und .86 bzw. .90 (Item 3); die Ladung des invertierten Items (Item 2) auf dem gemeinsamen Faktor fiel mit .48 bzw. .49 erwartungsgemäß niedriger aus. Insgesamt lässt das Ergebnis auf die faktorielle Validität der Kurzskala schließen.


     

    Itemkennwerte

    In Tabelle 2 sind die Formulierungen der Items sowie ihre deskriptiven Statistiken dargestellt. Letztere basieren auf Daten einer umfangreichen, bevölkerungsrepräsentativen Zufallsstichprobe (Stichprobe 2, siehe Tabelle 1).

     

    Tabelle 2

    Items und deskriptive Statistiken der KUSIV3 aus Stichprobe 2

    Nr.

    Item

    M

    SD

    rit

    Sch

    Kurt

    1

    Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Menschen gute Absichten haben.

    3.45

    .96

    .55

    -.45

    -.13

    2

    Heutzutage kann man sich auf niemanden mehr verlassen.¹

    2.69

    1.06

    .41

    .41

    -.33

    3

    Im Allgemeinen kann man den Menschen vertrauen.

    3.35

    .87

    .62

    -.41

    -.51

     

    Skalenmittelwert

    3.37

    .77

     

    -.49

    .26

    Anm. rit = Trennschärfe, Sch = Schiefe, Kurt = Kurtosis, N = 1134. ¹ Item ist invertiert.

     

     

    Objektivität

    Unter Objektivität wird der Grad verstanden, in dem eine Messung unabhängig vom Untersucher ist (vgl. Lienert & Raatz, 1998). Diese bezieht sich auf verschiedene Phasen einer Untersuchung: Durchführung, Auswertung und Interpretation. Im Falle eines Face-to-face-Interviews hängt die Durchführungsobjektivität von dem Interviewer ab, der die Daten erhebt. Sie ist gegeben, wenn dieser sich bei der Vorgabe der Skala an die genauen Instruktionen und den Wortlaut der Items hält. Bei entsprechend geschulten Interviewern ist die Durchführungsobjektivität üblicherweise gewährleistet (Rammstedt, 2010b). Auswertungsobjektivität betrifft die numerische und kategoriale Auswertung des Antwortverhaltens der Befragten nach festgelegten Regeln (vgl. Lienert & Raatz, 1998). Diese ist bei der KUSIV3 vollständig gegeben, da die Verrechnungsvorschriften der Werte auf den Items klar festgelegt sind und keinen Interpretationsspielraum zulassen. Interpretationsobjektivität ist gegeben, wenn die aus den Befragungsergebnissen gezogenen Schlüsse über verschiedene Forscher vergleichbar sind. Zur Maximierung der Interpretationsobjektivität sollte das Wissen der Forscher über die Messintention der Skala und über die Interpretation der quantitativen Messwerte vergleichbar sein (Rammstedt, 2010b). Durch die Standardisierung der Auswertung und die Zuweisung eines numerischen Messwerts, der die Ausprägung des Befragten in dem Merkmal interpersonales Vertrauen beschreibt (siehe Befunde zur Validität unten), kann auch die Auswertungsobjektivität der KUSIV3 als gegeben angesehen werden.

     

    Reliabilität

    Unter der Reliabilität oder Messgenauigkeit einer Skala versteht man den Grad der Genauigkeit, mit dem ein bestimmtes Merkmal erfasst wird (vgl. Lienert & Raatz, 1998). Die Reliabilität der KUSIV3 wurde im Rahmen von Strukturgleichungsmodellen (SEM; Jöreskog, 1969) auf Grundlage der Ladungen und Fehlervarianzen aus den Messmodellen in den drei Stichproben geschätzt. Als Schätzer wurde der Koeffizient ω von McDonald (1999, S. 90) verwendet. Der Koeffizient gibt das Ausmaß an, in dem eine latente Variable (Konstrukt) von den Items geteilte Varianz reflektiert (Krohne & Hock, 2007). Laut Schweizer (2011) ist dieser Schätzer der Reliabilität besser geeignet als Cronbach α. Die Interpretation der Höhe von McDonald ω ist analog zu Cronbach α. Der Schätzer der Reliabilität für die Skala wurde anhand der Ladungen der drei Items auf dem gemeinsamen Faktor in Stichprobe 1 und 3 ermittelt. Für beide Stichproben ergab sich ein ω von .85. Neben McDonald ω wurde auch die Stabilität der KUSIV3-Skalenwerte durch eine Korrelation in den beiden Wellen von Stichprobe 1 ermittelt. Die Stabilität der KUSIV3 liegt bei rtt = .57.

     

    Validität

    Inhaltliche Validität ist gegeben, wenn ein Item das zu messende Konstrukt wirklich bzw. hinreichend präzise abbildet (Bühner, 2011). Eine empirische Prüfung der Inhaltsvalidität ist meist nicht möglich. Um zu überprüfen, ob ein Verfahren inhaltlich valide ist, wird üblicherweise dessen Konstruktion detailliert beleuchtet (Rammstedt, 2010b). Die inhaltliche Validität ist gegeben, wenn das zu messende Konstrukt a priori hinreichend definiert und die Items von einem Expertengremium im Hinblick auf ihre Gültigkeit beurteilt werden. Die inhaltliche Validität der KUSIV3 wurde gewährleistet, indem die Formulierung der Items eng an der Definition des Konstrukts nach Rotter (1971) orientiert war. Außerdem wurden die Itemformulierungen von einem Expertengremium begutachtet und, wenn nötig, optimiert.

    Bei der Konstruktvalidierung werden anhand theoretischer Überlegungen positive, negative und Nullbeziehungen einer zu validierenden Skala mit anderen empirischen Indikatoren postuliert (Einbettung in ein nomologisches Netzwerk) und getestet, ob sich das vorhergesagte Muster empirisch belegen lässt (Krohne & Hock, 2007). Im Rahmen der Validierung der KUSIV3 wurde überprüft, ob aus der Fachliteratur bekannte typische Korrelate des interpersonalen Vertrauens mit der KUSIV3 repliziert werden (siehe Tabelle 3). Die praktische Bedeutsamkeit der im Folgenden berichteten empirisch ermittelten Validitätskoeffizienten wird nach den Richtlinien von Cohen (1992) vorgenommen: kleiner Effekt (r = .10), mittlerer Effekt (r = .30), starker Effekt (r = .50).


     

    Tabelle 3

    Validitätskoeffizienten der KUSIV3

     

    Stichprobe 1
    (N = 539)

    Stichprobe 2
    (N = 1134)

    Soziodemografische Variablen

    Alter

    -.02

    .04

     

    Geschlecht

    .02

    .05

     

    Einkommen

    .13**

    .02

     

    Bildung: Schuljahre

    .10*

    .13*

     

    Bildung: Bücher

    -

    .08*

     

    Institutionenvertrauen

    Bundesregierung

    .23**

     
     

    Gerichte

    .38**

    -

     

    Polizei

    .36**

    -

     

    Parteien

    .18**

    -

     

    Abgeordnete Bundestag

    .21**

    -

    Zufriedenheit

    Leben

    -

    .31**

     

    Arbeit

    -

    .18**

     

    Partner

    -

    .16**

     

    Gesundheit

    -

    .20**

    Selbstwirksamkeit

    Allgemeine Self-Efficacy

    30**

    .22**

    Kontrollüberzeugung

    Internal

    .29**

    .22**

     

    External

    -.35**

    -.22**

    Optimismus

    LOT-R

    .42**

    -

    Pessimismus

    LOT-R

    -.41**

    -

    Gesundheitsstatus

    Physisch

    -

    -.15**

     

    Psychisch

    -

    -.16**

    Politische Partizipation

    vgl. ESS 2008

    .12**

    .16**

    Political Efficacy

    Internal

    .20**

    -

     

    External

    .13**

    -

    Persönlichkeit

    Neurotizismus

    -.25**

    -.16**

     

    Extraversion

    .25**

    .16**

     

    Offenheit

    .26**

    .16**

     

    Verträglichkeit

    .35**

    .35**

     

    Gewissenhaftigkeit

    .13**

    .14**

    Anm. LOT-R = Life Orientation Test-Revisited. Politische Partizipation: In Anlehnung an die Skala im European Social Survey (ESS) 2008 wurde der Befragte hier aufgefordert anzugeben, welche von 11 politischen Aktivitäten er/sie in den letzten 12 Monaten ausgeführt hat. Nähere Informationen zur Skala können bei den Autoren angefordert werden. Geschlecht: 1 = männlich, 2= weiblich. *: p < .05, **: p < .01.

     

    Die Beziehungen der KUSIV3 zu psychologischen Merkmalen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Erwartungsgemäß weist die KUSIV3 hohe Korrelationen mit der Persönlichkeitsdimension Verträglichkeit des Fünf-Faktoren-Modells auf. Hohe Ausprägungen auf der Skala Neurotizismus der Big Five gehen demgegenüber mit niedrigen Werten auf der Skala KUSIV3 einher. In Übereinstimmung mit früheren Studien (siehe Theoretischer Hintergrund) zeigte die Skala Beziehungen zu Optimismus-Pessimismus, verschiedenen Aspekten der Zufriedenheit sowie zur psychischen und physischen Gesundheit. Mit der allgemeinen Selbstwirksamkeit und der internalen Kontrollüberzeugung ist die KUSIV3 erwartungsgemäß positiv und mit der externalen Kontrollüberzeugung negativ assoziiert. Die Effektstärken variieren dabei zwischen klein und mittel.

    Für die sozialwissenschaftliche Forschung sind insbesondere die Zusammenhänge der KUSIV3 mit soziodemografischen Variablen und sozioökonomischen Variablen von Interesse. Über die Studien hinweg zeigte sich ein schwacher, aber statistisch signifikanter Effekt der Bildung auf das interpersonale Vertrauen: Höher Gebildete gaben dabei eine höhere Ausprägung des Vertrauens an als niedrig Gebildete (Stichprobe 3: F(2; 1120) = 9.86, p ≤ .001). Keine Unterschiede in der Ausprägung des mit der KUSIV3 gemessenen Vertrauens zeigten sich in Bezug auf das Geschlecht sowie das Alter. Letzteres Ergebnis steht in Widerspruch zu früheren Studien, in denen statistisch signifikante Unterschiede im Vertrauen zwischen Altersgruppen berichtet werden (siehe Krampen et al., 1982). Die Befunde zum Zusammenhang zwischen der KUSIV3 und dem persönlichen Netto-Einkommen sind über Stichproben 1 und 2 hinweg inkonsistent.

    Die KUSIV3 korreliert erwartungsgemäß in geringer bis mittlerer Stärke positiv mit dem Vertrauen in politische Institutionen sowie der internalen und externalen Political Efficacy. Gleichzeitig geben Personen, die höhere Werte auf der KUSIV3 erreichen, ein höheres Ausmaß an politischem Engagement an. Darüber hinaus ist die Ausprägung auf der Skala KUSIV3 positiv mit der Größe des sozialen Netzwerks sowie negativ mit der Neigung zu delinquentem Verhalten assoziiert.

     

    Deskriptive Statistiken

    In Tabelle 4 sind Referenzwerte in Form von Gruppenmittelwerten und Standardabweichungen für die KUSIV3 abgedruckt. Diese wurden anhand der Zufallsstichprobe (Stichprobe 2) ermittelt und erlauben dem Anwender einen Vergleich der KUSIV3-Werte aus seiner Untersuchung mit denen relevanter Subgruppen aus einer bevölkerungsrepräsentativen Zufallsstichprobe, zum Beispiel von Männern oder Frauen, von Personen mit unterschiedlicher Schulbildung oder unterschiedlichen Alters. Die Altersgruppen in Tabelle 4 wurden den Lebensphasen der bundesdeutschen Gesellschaft angepasst. Die Zeit von 18 bis 35 Jahren ist die der beruflichen Ausbildung und Familiengründung. Die Zeit der beruflichen Festigung, Karriere, Betreuung heranwachsender Kinder und Pflege älterer Angehöriger fällt in die Zeit zwischen 36 und 65 Jahren. Die dritte Lebensphase beginnt im Alter von 65 Jahren, wenn die berufliche Tätigkeit in den meisten Fällen abgeschlossen ist. Die Aufteilung der Bildungsstufen wurde nach der Dauer der schulischen Allgemeinbildung vorgenommen. Dabei gilt die Dauer der schulischen Bildung bis einschließlich 9 Jahren als geringes Bildungsniveau. Bei einer Schuldauer von 10 oder 11 Jahren handelt es sich um ein mittleres Bildungsniveau und bei mehr als 11 Jahren um ein hohes Bildungsniveau.

    Tabelle 4

    Referenzwerte der KUSIV3

    Geschlecht

    Bildung

    Altersgruppen

    Gesamt (Alter)

     

     

    18 - 35

    36 - 65

    > 65

     

     

     

     

    M

    SD

    M

    SD

    M

    SD

    M

    SD

    Männlich

    gering

    3.13

    0.72

    3.21

    0.76

    3.40

    0.78

    3.39

    0.77

     

    mittel

    3.06

    0.67

    3.18

    0.83

    3.45

    0.70

    3.23

    0.78

     

    hoch

    3.45

    0.70

    3.45

    0.80

    3.50

    0.72

    3.46

    0.76

     

    Gesamt

    3.24

    0.78

    3.27

    0.80

    3.43

    0.74

    3.32

    0.77

    Weiblich

    gering

    3.82

    0.82

    3.14

    0.91

    3.33

    0.73

    3.22

    0.82

     

    mittel

    3.43

    0.70

    3.44

    0.72

    3.60

    0.74

    3.46

    0.71

     

    hoch

    3.55

    0.75

    3.60

    0.73

    3.42

    0.74

    3.55

    0.73

     

    Gesamt

    3.40

    0.76

    3.40

    0.79

    3.41

    0.74

    3.40

    0.77

                       

    Gesamt (Geschlecht)

    gering

    3.00

    0.77

    3.32

    0.71

    3.18

    0.84

    3.36

    0.75

     

    mittel

    3.32

    0.71

    3.34

    0.77

    3.53

    0.76

    3.47

    0.75

     

    hoch

    3.51

    0.74

    3.53

    0.76

    3.47

    0.72

    3.51

    0.75

     

    Gesamt

    3.34

    0.75

    3.34

    0.80

    3.42

    0.74

    3.37

    0.77

      Anm. N = 1134


     

    Prof. Dr. Constanze Beierlein, Hochschule Hamm-Lippstadt, E-Mail: constanze.beierlein@hshl.de

    Die Skala wurde unter anderem in folgenden Studien eingesetzt:

    -       MOSAiCH 2005, ein ähnliches Item

    -       MOSAiCH 2007, ein ähnliches Item