Instruktion
Ziel der Befragung ist es, Ihre Wahrnehmung der Zusammenarbeit in folgendem Team zu erfassen: Name des Teams.
Bitte kreuzen Sie jeweils das Antwortfeld an, das am besten beschreibt, inwieweit Sie der jeweiligen Aussage zustimmen.
Items
Tabelle 1
Items des PsySafety-Checks
Nr. |
Item |
Polung |
Kurzskala |
1 |
In diesem Team kann man auch Probleme und schwierige Themen offen ansprechen. |
+ |
X |
2 |
Niemand in diesem Team würde absichtlich etwas tun, das meiner Arbeit schadet. |
+ |
X |
3 |
Wenn man in diesem Team einen Fehler macht, dann wird einem das oft vorgehalten. |
- |
|
4 |
In diesem Team kann man sich trauen, ein persönliches Risiko einzugehen. |
+ |
X |
5 |
Die Mitglieder dieses Teams sind manchmal TeamkollegInnen gegenüber abweisend, die anders sind. |
- |
|
6 |
In diesem Team ist es schwierig, andere Teammitglieder um Hilfe zu bitten. |
- |
|
7 |
Bei der Zusammenarbeit in diesem Team werden meine besonderen Fähigkeiten und Begabungen wertgeschätzt und genutzt. |
+ |
X |
Antwortvorgaben
Die Beantwortung jedes Items erfolgt auf Basis der folgenden siebenstufigen Skalenanker:
(1) stimme ganz und gar nicht zu
(2) stimme weitgehend nicht zu
(3) stimme eher nicht zu
(4) bin neutral
(5) stimme eher zu
(6) stimme weitgehend zu
(7) stimme voll und ganz zu
Auswertungshinweise
Die Items 3, 5 und 6 der Langversion sind negativ kodiert. Sie sollten vor der Index-Bildung rekodiert werden. Sowohl für die Lang- als auch die Kurzversion sollte jeweils ein nichtgewichteter Mittelwerts-Index berechnet werden. Tabelle 1 kann entnommen werden, welche Items die Lang- bzw. Kurzversion bilden.
Es werden folgende Empfehlungen für den Umgang mit fehlenden Werten ausgesprochen: Sowohl bei der Lang- als auch der Kurzversion sollten für die Berechnung eines Skalen-Index die Antworten der Teilnehmer berücksichtigt werden, für die bei mindestens der Hälfte der Items gültige Werte vorliegen: Bei der Langversion sollten für mindestens vier Items gültige Werte vorliegen und bei der Kurzskala für mindestens zwei Items.
Anwendungsbereich
Der PsySafety-Check kann für unterschiedliche team-diagnostische Fragestellungen eingesetzt werden: Er ist prinzipiell für jede Art von Team geeignet (z. B. studentische Arbeitsgruppen, Abteilungen in der öffentlichen Verwaltung oder Teams in Industriebetrieben). Nach Edmondson (2018) bietet sich die kritische Auseinandersetzung und damit die Messung des Konstrukts psychologische Sicherheit insbesondere bei Teams an, deren Mitglieder eine hohe Abhängigkeit voneinander aufweisen und die bei der Erledigung ihrer Aufgaben mit großer Ungewissheit aufgrund fehlender Routinen konfrontiert sind. Dies sind zum einen Teams, die an der Entwicklung neuartiger Lösungen arbeiten, da Innovation voraussetzt, dass die Mitglieder eines Teams sich trauen, bestehende Lösungen und damit den Status Quo kritisch zu hinterfragen und weiterzuentwickeln (z.B. Produktentwicklungsteams). Zum anderen profitieren Teams, die für den gemeinsamen Erfolg sensible Informationen miteinander teilen müssen, von einem psychologisch sicheren Arbeitsumfeld (z.B. OP-Teams in Krankenhäusern, Einsatzkommandos bei Polizei und Militär). Auch im Kontext agil oder selbst-organisiert arbeitender Teams bietet sich die die Bestimmung des Grades der psychologischen Sicherheit an (z. B. in der agilen Software-Entwicklung), da ein hohes Maß an psychologischer Sicherheit zugleich ein hohes Maß an Selbstreflektion über das Funktionieren des Teams sowie eine stark ausgeprägte Fehlerkultur sicherstellt.
Die Anwendung in Form von mündlichen Befragungen ist ebenfalls möglich und wurde im Rahmen von Team-Coachings innerhalb einer moderierten Gruppendiskussion bereits erfolgreich erprobt. Die Langversion bietet sich an, wenn das Ziel verfolgt wird, das wissenschaftliche Konzept inhaltlich möglichst akkurat zu messen. Da die Langversion negativ kodierte Items enthält, sollte sichergestellt sein, dass die Teilnehmer ausreichend Zeit und Ruhe bei der Bearbeitung haben. Im Gegensatz dazu ist die Kurzversion sehr gut für den Einsatz in Workshops oder in Team-Meetings geeignet, bei dem eher ein schnelles teamdiagnostisches Screening im Vordergrund steht.
Zudem sei an dieser Stelle erwähnt, dass der PsySafety-Check prinzipiell auch für Organisationsdiagnosen verwendet werden kann (Baer & Frese, 2003). Bei der Instruktion sollte dann als Bewertungsreferenz explizit der Name der Organisation verwendet werden. Zudem empfiehlt es sich, sowohl in der Instruktion als auch in den Item-Texten das Wort „Team" durch „Organisation" bzw. „Unternehmen" zu ersetzen. Die in diesem Manuskript vorgestellten psychometrischen Kennwerte sowie Deskriptivstatistiken beziehen sich allerdings ausschließlich auf die Teamebene.Das Konzept der psychologischen Sicherheit wurde insbesondere von Amy Edmondson (1999) in die organisationswissenschaftliche Literatur eingeführt. Psychologische Sicherheit beschreibt die geteilte Wahrnehmung der Mitglieder eines Teams, dass niemand vom Team für eine konstruktiv-kritische Stellungnahme zurückgewiesen, ausgeschlossen oder sanktioniert wird (Edmondson & Lei, 2014). Niemand, der eine von der Gruppenmehrheit abweichende Meinung vertritt oder zwischenmenschliche Risiken eingeht, muss negative Konsequenzen fürchten (Edmondson, 1999). Psychologische Sicherheit ist mit zahlreichen wünschenswerten Verhaltensweisen innerhalb eines Teams verbunden: Erleben Mitarbeiter ein hohes Maß an psychologischer Sicherheit in ihrem Team, so teilen sie z.B. eher sensible und erfolgskritische Informationen miteinander. Zudem sind sie eher bereit, mit neuen oder unkonventionellen Lösungsversuchen zu experimentieren und dabei durchaus auch Risiken auf zwischenmenschlicher Ebene einzugehen. Zahlreiche Studien mit unterschiedlichen Arten von Teams zeigen positive Zusammenhänge zwischen psychologischer Sicherheit und Lernen im Team (Edmondson, 1999), Lernen aus Fehlern im Team (Carmeli, 2007) verbesserter Informationsverarbeitung im Team (Hu et al., 2018) sowie proaktivem Verhalten (Walumbwa & Schaubroeck, 2009) und Team-Innovation (Hülsheger et al., 2009). In der Meta-Analyse von Frazier et al. (2017) werden die Ergebnisse dieser Einzelfallstudien bestätigt.
Itemkonstruktion und Itemselektion
Sowohl der Literatur-Review von Edmondson und Zei (2014) als auch die Meta-Analyse von Frazier und Kollegen (2017) kommen zu identischen Schlussfolgerungen: Die Skala von Edmondson (1999) wurde am häufigsten in der empirischen Forschung eingesetzt, verfügt über eine hohe psychometrische Güte und besitzt ein hohes Maß an Inhaltsvalidität. Entsprechend bildet die von Amy Edmondson (1999) entwickelte englischsprachige Skala zur Messung psychologischer Sicherheit die Grundlage für die Validierung des deutschsprachigen PsySafety-Checks.
Edmondson (1999) entwickelte ihren Fragebogen auf Basis der Ergebnisse qualitativer Interviews mit Mitgliedern von OP-Teams in Krankenhäusern. Sie identifizierte dabei zentrale Bedingungen für ein sicheres und vertrauensvolles Arbeitsklima, die das Teilen von erfolgskritischen Informationen und das kollektive Lernen im Team begünstigen.
Für die die Kurzversion wurden alle positiv kodierten Items des PsySafety-Checks ausgewählt, um damit eine wissenschaftlich fundierte, jedoch zugleich pragmatische und unkomplizierte Messung des Konstrukts psychologischer Sicherheit zu ermöglichen. Die Kurzversion bietet sich insbesondere für Anwendungsfälle an, bei denen nicht viel Zeit zur Verfügung steht (z.B. im Rahmen von Workshops oder Arbeitsterminen) und ein niederschwelliger Zugang zur Befragung gewährleistet werden soll. Weiterhin stellt die Bestimmung des Ausmaßes an psychologischer Sicherheit im Team an sich bereits eine sensible Intervention für die Entwicklung einer Arbeitsgruppe dar und entsprechend gering sollten daher die organisatorischen Hürden bei der Durchführung des PsySafety-Checks sein.
Bei der Übersetzung des englischsprachigen Fragebogens von Edmondson (1999) wurde das von Brislin (1986) vorgeschlagenen Vorgehen befolgt: Im ersten Schritt wurden die englischen Items ins Deutsche übersetzt. Im zweiten Schritt verbesserten deutschsprachige Experten im Bereich der Teamforschung den Vorschlag. Im Anschluss wurden in einem dritten Schritt die deutschsprachigen Items wieder ins Englische zurückübersetzt. Sprachliche Unschärfen wurden gemeinsam diskutiert und in der deutschen Version des PsySafety-Checks entsprechend angepasst.
Die Analysen wurden mit IBM SPSS Statistics 23, IBM SPSS Amos 25 sowie JASP 0.11.1 durchgeführt. Es liegen keine fehlenden Werte vor.
Stichproben
Es wurden Unternehmen unterschiedlicher Industriezweige kontaktiert, insbesondere aus den Bereichen Metall- & Elektroindustrie, Technik & Telekommunikation sowie Finanzen. Die Stichprobe zur Validierung des Fragebogens setzt sich aus 325 Personen zusammen, die überwiegend gemeinsam in Teams zusammenarbeiteten. Diese Teams hatten nach Selbstauskunft der Befragten eine durchschnittliche Größe von neun Mitarbeitern und operierten in unterschiedlichen Unternehmensbereichen (insbesondere Entwicklung, IT und Marketing). Die Datenerhebung erfolgte in den Jahren 2011 und 2012 über einen Online-Fragebogen (CSAQ; Internetumfrage), die Teilnehmer wurden nicht entlohnt.
Es können die folgenden Angaben hinsichtlich der Verteilung relevanter soziodemographischer Merkmale gemacht werden:
Geschlecht:
Alter:
Dauer der Zugehörigkeit zur Organisation:
Höchster Bildungsabschluss:
Itemanalysen
Alle sieben Items der Langversion des PsySafety-Checks wurden im ersten Schritt anhand einer exploratorischen Hauptachsenfaktorenanalyse untersucht. Es wurde die oblique Rotationstechnik Promax (Kappa = 4) gewählt. Dabei wurde ein Faktor mit einem Eigenwert größer 1 extrahiert, dieser erklärt 47% der Varianz. Die Kommunalitäten der Items variieren zwischen .33 und .58.
Mittels linearer Strukturgleichungsmodelle (Williams et al., 2009) wird im zweiten Schritt die Modellgüte für die Lang- und die Kurzversion des PsySafety-Checks bestimmt. Die Parameterschätzung erfolgt anhand der Maximum Likelihood-Methode. Für die Bewertung der Modellgüte werden in der Literatur folgende Kriterien diskutiert (z. B. Schermelleh-Engel et al., 2003): Modelle mit einem CFI < .90, RSMEA ≥ .10 und SRMR > .10 sind nicht akzeptabel bzw. defizitär. Modelle mit einem 90 ≤ CFI < .95, einem RSMEA ≥ 05 bis < .10 und einem SRMR >.08 bis ≤ .10 werden als gut bzw. akzeptabel bewertet. Die Güte eines Modells gilt als sehr gut bzw. exzellent, wenn die folgenden Kriterien erfüllt sind: CFI > .95, RMSEA < .05 und SRMR ≤ .08.
Für die Langversion des PsySafety-Checks ergeben sich folgende Ergebnisse: c² = 42.433, df = 14, p < .001; CFI = .950, RMSEA = .079, SRMR = .044. Die standardisierten Faktorladungen bewegen sich zwischen .50 und .72. Die Güte des Modells der Langversion darf als gut bzw. akzeptabel beschrieben werden.
Folgende Ergebnisse ergeben sich bei der Kurzversion des PsySafety-Checks: c² = 0.433, df = 2, p = .80, CFI = 1.00, RMSEA = .00, SRMR = .01. Die standardisierten Faktorladungen liegen zwischen .61 und .73. Die Kurzversion des PsySafety-Checks zeigt gemäß den Konventionen von Schermelleh-Engel und Kollegen (2003) eine exzellente Modellgüte.
Itemkennwerte
In Tabelle 2 sind Mittelwerte, Standardabweichungen und Trennschärfen sowie die jeweilige Schiefe und der Exzess aller sieben Items des PsySafety-Checks abgebildet. Bei der part-whole-korrigierten Trennschärfe der Items wird differenziert für die Lang- und Kurzversion. Nach Bortz und Döring (2009) sollte die Trennschärfe einen Wert von mindestens .50 betragen. Items mit einer Trennschärfe kleiner als .30 sind als kritisch zu bewerten.
Im Falle des PsySafety-Checks dürfen die part-whole-korrigierten Trennschärfen gemäß den Konventionen nach Bortz und Döring (2009) insgesamt als gut bis zufriedenstellend bewertet werden - dies gilt sowohl für die Lang- als auch für die Kurzversion.
Tabelle 2
Mittelwerte, Standardabweichungen, Schiefe und Exzess und Trennschärfen der manifesten Items
|
Mittelwert |
Standardabweichung |
Schiefe |
Exzess |
Trennschärfe a |
Trennschärfe b |
Item 1 |
5.38 |
1.41 |
.99 |
.46 |
.63 |
.59 |
Item 2 |
5.82 |
1.45 |
-1.41 |
1.36 |
.56 |
.50 |
Item 3 |
5.62 |
1.37 |
-1.05 |
.57 |
.54 |
|
Item 4 |
4.95 |
1.38 |
.65 |
.22 |
.57 |
.59 |
Item 5 |
5.68 |
1.51 |
-1.30 |
.98 |
.52 |
|
Item 6 |
5.99 |
1.37 |
-1.57 |
1.92 |
.54 |
|
Item 7 |
5.19 |
1.44 |
.96 |
.43 |
.43 |
.44 |
Anmerkung. Skala von 1 (stimme überhaupt nicht zu) bis 7 (stimme voll und ganz zu), N = 325; a Trennschärfe mit Langversion; b Trennschärfe mit Kurzversion.
Objektivität
Wenn die in diesem Manuskript vorgestellten Empfehlungen zur Durchführung und Auswertung des PsySafety-Checks berücksichtigt werden, ist die Objektivität gewährleistet. Für die Interpretation und der Einordnung der Ergebnisse können sich Anwender an den in diesem Manuskript vorgestellten deskriptiven Ergebnissen orientieren.
Reliabilität
Als Schätzer für die Reliabilität wird für die Lang- und Kurzversion des PsySafety-Checks jeweils neben Cronbachs α zusätzlich noch McDonalds ω berichtet. Bei der Langversion ist Cronbachs α = .81 und McDonalds ω = .81. Für die Kurzversion beträgt Cronbachs α = .74 und McDonalds ω = .74. Die Reliabilitäten der Lang- und Kurzversion des PsySafety-Checks können damit insgesamt als gut bewertet werden.
Validität
Zur Bestimmung der konvergenten und divergenten Konstruktvalidität sowie der Kriteriumsvalidität der Lang- und Kurzversion des PsySafety-Checks werden Pearson-Korrelations-Koeffizienten mit anderen Team-Konstrukten bestimmt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 dargestellt.
Tabelle 3
Pearson-Korrelations-Koeffizienten für die Lang- und Kurzversion des PsySafety-Checks
mit anderen Team-Konstrukten zur Bestimmung der Validität
|
PsySafety-Check Langversion |
PsySafety-Check Kurzversion |
Prozedurale Gerechtigkeit |
.71 ** |
.66 ** |
Aufgabenkonflikt |
-.45 ** |
-.40 ** |
Beziehungskonflikt |
-.66 ** |
-.58 ** |
Prozesskonflikt |
-.51 ** |
-.44 ** |
Informationsverarbeitung im Team |
.71 ** |
.66 ** |
Identifikation mit dem Team |
.26 ** |
.32 ** |
Anmerkung. ** p < .01
Zur Bestimmung der konvergenten Konstruktvalidität werden für die Lang- und Kurzversion des PsySafety-Checks Zusammenhänge mit prozeduraler Gerechtigkeit berechnet. Nach Colquitt (2001) liegt prozedurale Gerechtigkeit vor, wenn zentrale Regeln, die transparent und nachvollziehbar sind, auch konsequent eingehalten werden. Das Konstrukt prozedurale Gerechtigkeit wird gemessen über die Skala von Li und Cropanzano (2009) (Beispiel-Item: „Meine Kollegen treffen Entscheidungen im Team nach einer fairen Vorgehensweise.") Teams mit hoher psychologischer Sicherheit diskutieren für die Mitglieder persönlich wichtige Themen offen und transparent. Entscheidungen sind nachvollziehbar, da die Beweggründe für Entscheidungen offengelegt werden. Die positive Korrelation zwischen dem PsySafety-Check und prozedurale Gerechtigkeit sind sowohl für die Lang- (r = .71; p < .01) als auch die Kurzversion (r = .66; p < .01) substantiell. Dieses Ergebnis unterstützt die konvergente Validität des PsySafety-Checks.
Um die divergente Valdität zu ermitteln, werden die Zusammenhänge zwischen der Lang- und Kurzversion des PsySafety-Checks und den drei Konflikttypen nach Jehn (1995) bestimmt: Aufgaben-, Prozess- und Beziehungskonflikte. Die Operationalisierung dieser drei Konflikttypen erfolgt über die Skalen von Jehn (1995) sowie Jehn und Mannix (2001).
Aufgabenkonflikte beziehen sich auf inhaltliche Unstimmigkeiten zwischen den Mitgliedern eines Teams über die zu erledigende Arbeit (Beispiel-Item: „Wie häufig gibt es inhaltliche Meinungsverschiedenheiten in Ihrem Team?"). Prozesskonflikte sind die Folge von Unstimmigkeiten hinsichtlich der Verteilung von Ressourcen sowie der Übernahme von Verantwortlichkeiten für wichtige Aufgaben (Beispiel-Item: „Wie häufig gibt es in Ihrem Team Unstimmigkeiten darüber, wer was erledigen soll?). Beziehungskonflikte sind durch zwischenmenschliche Spannungen und emotionale Auseinandersetzungen im Team geprägt (Beispiel-Item: „Wie häufig treten emotionale Konflikte zwischen den Mitgliedern Ihres Teams auf?").Für alle drei Konflikttypen sind substantielle negative Zusammenhänge mit dem PsySafety-Check zu erwarten. Allerdings sollte der negative Zusammenhang zwischen dem PsySafety-Check und Beziehungskonflikten größer sein als für Aufgaben- und Prozesskonflikte. In Teams mit hoher psychologischer Sicherheit kann es durchaus zu intensiven fachlichen Diskussionen bezogen auf das Vorgehen zur Bewältigung der Arbeitsaufgabe kommen - jedoch sollten die Teammitglieder nicht Eindruck gewinnen, dass diese fach- und prozessorientierten Diskussionen durch starke negative Emotionen und persönliche Anfeindungen bzw. Ausgrenzungen begleitet werden.
Die Ergebnisse der Korrelationsanalyse unterstützen das theoretisch vorhergesagte Muster: Für die Langversion des PsySafety-Checks ergeben sich substantiell negative Zusammenhänge mit Aufgabenkonflikten (r = -.45; p < .01) und Prozesskonflikten (r = -.51; p < .01), wobei die Korrelation mit Beziehungskonflikten (r = -.66; p < .01) noch stärker ausfällt.
Ein vergleichbares Muster zeigt sich für die Kurzversion des PsySafety-Checks. Auch hier ist die Korrelation mit Beziehungskonflikten (r = -.58; p < .01) deutlich stärker als mit Aufgabenkonflikten (r = -.44; p < .01) und Prozesskonflikten (r = -.40; p < .01). Diese Ergebnisse stützen die divergente Validität der Lang- und Kurzversion des PsySafety-Checks.
Die Meta-Analyse von Frazier und Kollegen (2017) zeigt, dass psychologische Sicherheit die Informationsverarbeitung im Team und die Bindung an das Team begünstigt. Mit Informationsverarbeitung ist die synergistische Diskussion, Verarbeitung und Integration von unterschiedlichen Informationen, Wissenshintergründen und Erfahrungen der Teammitglieder gemeint (van Knippenberg et al., 2004). Mitglieder eines Teams mit hoher psychologischer Sicherheit sind eher bereit, erfolgskritisches Expertenwissen zu teilen, dieses mit anderen Mitgliedern zu diskutieren und den bestehenden Wissenstand gemeinsam weiterzuentwickeln. Neuartige und kreative Lösungen sind die Folge. Es ist daher zu erwarten, dass psychologische Sicherheit die Qualität der Informationsverarbeitung im Team begünstigt. Die Skala zur Messung von Informationsverarbeitung im Team orientiert sich an den Arbeiten von Homan und Kollegen (2007) sowie Kearney und Gebert (2009). Ein Beispiel-Item lautet: „Die Mitglieder des Teams entwickeln neue Vorschläge aus den Beiträgen anderer Teammitglieder." Eine Korrelationsanalyse zwischen psychologischer Sicherheit und Informationsverarbeitung im Team ergab sowohl für die Langversion (r = .71; p < .01) als auch für die Kurzversion (r = .66; p < .01) substantielle Zusammenhänge zwischen den beiden Konstrukten.
Die Stärke der Identifikation mit dem Team ist ein Indikator für die Bindung der Mitglieder an das Team. Identifikation mit dem Team beschreibt, inwiefern sich die Teammitglieder als Teil der Gruppe fühlen. Das Konstrukt wird über die Skala von Mael und Ashforth (1992) gemessen (Beispiel-Item: „Die Erfolge dieses Teams sind auch meine Erfolge."). Es liegen positive Korrelationen zwischen dem Konstrukt Team-Identifikation mit der Kurz- (r = .26; p < .01) und Langversion (r = .32; p < .01) des PsySafety-Checks vor.
Die substantiellen Korrelationen zwischen psychologischer Sicherheit und Informationsverarbeitung sowie Identifikation mit dem Team sind Ausdruck der Kriteriumsvalidität der Lang- und Kurzversion des PsySafety-Checks.
Es fällt auf, dass die Langversion etwas höhere Zusammenhänge mit anderen Team-Konstrukten aufweist als die Kurzversion. Eine mögliche Erklärung liegt im unterschiedlichen Grad der inhaltlichen Differenzierung, da die Langversion das Konstrukt psychologische Sicherheit inhaltlich umfassender abbildet als die Kurzversion. Entsprechend sollte die Langversion verwendet werden, wenn das Konstrukt psychologische Sicherheit inhaltlich ausführlich bzw. differenziert gemessen werden soll, um damit z.B. eine möglichst akkurate Vorhersage für andere teampsychologische Konzepte treffen zu können. Im Gegensatz dazu bietet sich der Einsatz der Kurzversion an, wenn ein Quick-Check im Vordergrund steht, der wenig Zeit in Anspruch nehmen soll und bei dem die inhaltliche Breite der Messung nicht an erster Stelle steht.
Deskriptive Statistiken
Die Deskriptivstatistiken basieren auf einer Stichprobe von N = 325. Bei der Langversion ist der Skalenmittelwert 5.52, die Standardabweichung beträgt .97. Die Schiefe ist -.97 und der Exzess entspricht .94. Für die Kurzversion liegt der Mittelwert bei 5.34 und die Standardabweichung ist 1.06. Die Schiefe beträgt -.90 und der Exzess ist .75.
Nebengütekriterien
Ökonomie. Da das Kosten-Nutzen-Verhältnis hinsichtlich der Bearbeitungsdauer sehr günstig ist, darf die Testökonomie des PsySafety-Checks als sehr gut eingestuft werden. Erfahrungsgemäß beträgt die Bearbeitungszeit der Langversion knapp 3 Minuten, die Kurversion sollte binnen 1 Minute möglich sein.
Augenscheinvalidität. Sämtliche Items des PsySafety-Checks sind für die Nutzer inhaltlich nachvollziehbar und werden als plausibel bewertet. Folglich darf die Augenscheinvalidität als hoch bezeichnet werden.