Hinweis zur Zitation: Bitte zitieren Sie bei Verwendung des Instruments stets die Originalpublikation (https://doi.org/10.1080/00223891.2022.2057318).
Instruktion
Nachfolgend finden Sie Aussagen, mit denen sich Menschen oft selbst beschreiben. Bitte verwenden Sie die untenstehende Skala, um anzugeben, inwieweit diese Aussagen Sie genau beschreiben. Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten.
Items
Tabelle 1
Items der Skala 5DCR
Nr.
|
Item |
Polung |
Subskala |
1
|
Ich sehe herausfordernde Situationen als Chance an, um zu wachsen und zu lernen.
|
+ |
Enthusiasmus zu erkunden |
2
|
Ich suche gezielt Situationen auf, in denen ich wahrscheinlich intensiv über etwas nachdenken muss.
|
+ |
Enthusiasmus zu erkunden |
3
|
Es bereitet mir Freude, etwas über Themen zu erfahren, die mir noch unbekannt sind.
|
+ |
Enthusiasmus zu erkunden |
4
|
Ich finde es faszinierend, Neues zu lernen.
|
+ |
Enthusiasmus zu erkunden |
5
|
Das Nachdenken über Lösungen für schwierige Probleme hält mich manchmal nachts wach.
|
+ |
Deprivationsintoleranz |
6
|
Ich beschäftige mich manchmal stundenlang mit nur einer einzigen Fragestellung, weil ich einfach nicht zur Ruhe komme, bevor ich die Antwort weiß.
|
+ |
Deprivationsintoleranz |
7
|
Es frustriert mich, wenn ich keine Lösung für ein Problem finde, sodass ich mich dann noch mehr anstrenge, um eine Lösung zu finden.
|
+ |
Deprivationsintoleranz |
8
|
Ich beschäftige mich unaufhörlich mit Problemen, die aus meiner Sicht gelöst werden sollten.
|
+ |
Deprivationsintoleranz |
9
|
Schon der geringste Zweifel kann mich davon abhalten, mich auf neue Erfahrungen einzulassen.
|
- |
Stresstoleranz |
10
|
Ich kann nicht mit dem Stress umgehen, der entsteht, wenn ich mich auf eine ungewisse Situation einlasse.
|
- |
Stresstoleranz |
11
|
Es fällt mir schwer, neue Orte zu erkunden, wenn mir das Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten fehlt.
|
- |
Stresstoleranz |
12
|
Es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren, wenn die Möglichkeit besteht, dass ich dabei von etwas überrascht werde.
|
- |
Stresstoleranz |
13
|
Ich finde gerne heraus, warum Menschen sich so verhalten, wie sie es tun.
|
+ |
Generelle soziale Neugier |
14
|
Ich stelle viele Fragen, um herauszufinden, was andere interessiert.
|
+ |
Generelle soziale Neugier |
15
|
Wenn ich mit jemandem spreche, der von etwas begeistert ist, bin ich neugierig und will herausfinden, warum das so ist.
|
+ |
Generelle soziale Neugier |
16
|
Wenn ich mit jemandem spreche, versuche ich interessante Details über meine Gesprächspartner zu erfahren.
|
+ |
Generelle soziale Neugier |
17
|
Wenn andere eine Unterhaltung führen, versuche ich herauszufinden, worum es darin geht.
|
+ |
Spezielle soziale Neugier |
18
|
Wenn ich von anderen Leuten umgeben bin, lausche ich gerne ihren Gesprächen.
|
+ |
Spezielle soziale Neugier |
19
|
Wenn andere sich streiten, möchte ich gerne wissen, was los ist.
|
+ |
Spezielle soziale Neugier |
20
|
Ich versuche, an Informationen über das Privatleben meiner Mitmenschen zu kommen.
|
+ |
Spezielle soziale Neugier |
21
|
Ich finde es aufregend, Risiken einzugehen.
|
+ |
Suche nach Nervenkitzel |
22
|
In meiner Freizeit mache ich gerne Dinge, die ein bisschen Nervenkitzel hervorrufen.
|
+ |
Suche nach Nervenkitzel |
23
|
Spontane Abenteuer reizen mich viel mehr als geplante.
|
+ |
Suche nach Nervenkitzel |
24
|
Am liebsten sind mir Freunde, die unberechenbar sind und mich überraschen.
|
+ |
Suche nach Nervenkitzel |
Antwortvorgaben
Die Beantwortung jedes Items erfolgt auf Basis der folgenden siebenstufigen Skalenanker:
(1) trifft gar nicht zu
(2) trifft nicht zu
(3) triff eher nicht zu
(4) weder noch
(5) trifft eher zu
(6) trifft zu
(7) trifft voll und ganz zu
Auswertungshinweise
Zur Berechnung des Subskalenwerts der Facette Stresstoleranz müssen alle vier Items umkodiert werden. Für die restlichen fünf Subskalenwerte müssen keine Items umkodiert werden. Die Summenwerte der sechs Subskalen werden durch einfaches Aufaddieren der Items berechnet. Fehlende Werte werden bei der Addition ausgelassen. Als Skalenwerte der Subskalen werden Mittelwerte der Subskalen berechnet, indem der Summenwert der Subskala durch die Anzahl der Items der Subskala geteilt wird.
Anwendungsbereich
5DCR wurde als Forschungsinstrument für sozialwissenschaftliche Untersuchungen unterschiedlichster Art und Fragestellung entwickelt. Zielgruppe ist daher die deutschsprachige Allgemeinbevölkerung ab 18 Jahren. Ausgenommen sind Personen, deren sprachliche oder kognitive Fähigkeiten oder deren Wahrnehmungsfähigkeiten, z.B. durch Seh- oder Hörschwäche, unzureichend sind, um die Items zu verstehen. Die empirisch ermittelten Gütekriterien beziehen sich auf diese Zielgruppe.
5DCR ist für schriftliche Befragungsmodi entwickelt und kann als Paper & Pencil Version und im Rahmen von Online-Studien eingesetzt werden (PASI, CASI). Die Skala wurde allerdings bis jetzt nur für den Befragungsmodus CASI validiert. Prinzipiell kann die Skala auch in mündlichen Befragungen (wie PAPI, CAPI, CATI) eingesetzt werden. Die Messinvarianz dieser Skala für unterschiedliche Modi wurde allerdings bisher noch nicht empirisch geprüft.
Kashdan und Kolleg*innen (2020) haben das 5DC-Inventar (Kashdan et al., 2018) weiterentwickelt, indem sie die Facette der sozialen Neugier in zwei separate Facetten aufgespalten haben: Generelle und spezielle soziale Neugier. Das daraus resultierende überarbeitete Inventar (5DCR) beschreibt eine sechsdimensionale, nicht-hierarchische Neugierstruktur. Mit der Unterscheidung zwischen genereller und spezieller sozialer Neugier wollten die Autor*innen Erkenntnissen Rechnung tragen, die darauf hindeuten, dass soziale Neugier unterschiedliche Dimensionen umfasst (Litman & Pezzo, 2007; Renner, 2006). Darüber hinaus vermuteten sie, dass diese fehlende Differenzierung im ursprünglichen 5DC (Kashdan et al., 2018) für die geringe Kriteriumsvalidität der Facette Soziale Neugier verantwortlich war. Durch die Unterscheidung zweier Arten von sozialer Neugier kann das überarbeitete Inventar besser zwischen der Motivation einer Person unterscheiden, das Verhalten, die Gedanken und die Gefühle anderer Menschen zu verstehen (generelle soziale Neugier), und der Motivation, Details über andere Menschen auf indirekte Weise herauszufinden (spezielle soziale Neugier; Kashdan et al., 2020).
Darüber hinaus enthält die überarbeitete Version mehrere technische Verbesserungen: Der 5DCR präsentiert jede der sechs Facetten in einem kürzeren Format mit 4 statt 5 Items (d. h. 24 Items, die 6 Facetten messen, im Vergleich zu 25 Items, die nur 5 Facetten im 5DC messen). Die Autoren entfernten das Item mit der niedrigsten Ladung aus jeder Facette, was zu einer um 20% reduzierten Antwortzeit pro Facette führte, wobei die interne Konsistenz ausreichend hoch blieb (.80 bis .90 in Kashdan et al., 2020).
Das bisher für den 5DCR erstellte nomologische Netzwerk ist insbesondere auf die Big-Five-Persönlichkeitseigenschaften und die zehn grundlegenden menschlichen Werte, definiert von Schwartz, ausgerichtet (Kashdan et al., 2020). Interessanterweise zeigen alle Neugierfacetten relevante Zusammenhänge mit den fünf Persönlichkeitsdimensionen, wobei Offenheit und Extraversion besonders ausgeprägte Korrelationen mit 5DCR aufweisen (Kashdan et al., 2020; Grüning & Lechner, 2022). Die Facette der speziellen sozialen Neugier ist die einzige der sechs Neugierfacetten, die mit dem Big-Five-Inventar in geringerem Maße korreliert. Dieses übergreifende Muster substanzieller Beziehungen zwischen dem 5DCR und den Big-Five-Persönlichkeitsmerkmalen deutet darauf hin, dass Neugier ein interstitielles Konstrukt ist, das für sich selbst steht, statt eine Unterfacette der Big Five-Persönlichkeitsmerkmale zu sein. Kashdan et al. (2020) finden das gleiche Muster für Korrelationsanalysen mit den Schwartz-Werten. Die Neugierfacetten des 5DCR zeigen relevante Assoziationen mit fast allen zehn Variablen des Konstrukts. Die Schwartz-Werte Selbstbestimmung und Anregung zeigen besonders starke Assoziationen mit allen 5DCR-Neugierdimensionen. Diese Beobachtung deckt sich mit der Vorstellung von Neugier als Eigenschaft und Prozess, um aktiv neue Aspekte zu erforschen (siehe z.B. die Facette Enthusiasmus zu erkunden), Grenzerfahrungen zu machen (z.B. Suche nach Nervenkitzel und Stresstoleranz) und neue Inhalte zu lernen (z.B. Deprivationsintoleranz und soziale Neugier).
Itemkonstruktion und Itemselektion
Die englische Version des 5DCR wurde von Todd Kashdan und Kolleg*innen (2020) entwickelt und stellt eine Weiterentwicklung des 5DC (Kashdan et al., 2018) dar. Ziel der Neuentwicklung war ein Instrument, welches eine der fünf bisherigen Facetten (soziale Neugier) in zwei unabhängige Facetten aufteilt (generelle und spezielle soziale Neugier). Die Entwicklung der englischen Version ist ausführlich bei Kashdan et al. (2020) beschrieben.
Die englische Version des 5DCR wurde nach dem der TRAPD-Ansatz (Harkness, 2003; Zavala-Rojas, 2017) ins Deutsche adaptiert. Die Methode besteht aus fünf Schritten (siehe Abbildung 1): Translation, Review, Adjudication, Pretest und Documentation. Zunächst erstellen zwei Übersetzer*innen unabhängig voneinander zwei Übersetzungsentwürfe für die Items des Inventars (Translation). Als nächstes vergleichen die Übersetzer*innen und ein/e unabhängige/r Gutachter*in die verschiedenen Übersetzungen und legen in einer Diskussion die endgültigen Übersetzungen aller 24 Items des 5DCR fest (Review). Dieser Überprüfungsprozess besteht aus mehreren Schleifen, in denen die/der Überprüfer*in ein Feedback zu den vorhandenen Item-Übersetzungen gibt und die Übersetzungen anschließend entsprechend dem neuen Feedback angepasst werden. Danach vergleicht ein/e unabhängige/r Gutachter*in den endgültigen Entwurf der deutschsprachigen Adaption mit dem ursprünglichen 5DCR-Instrument und gibt die Übersetzung für die Feldarbeit frei (Adjudication). Zuletzt wird das neu entwickelte Instrument einem Vortest unterzogen (Pretest) und der Übersetzungsprozess und die Ergebnisse werden dokumentiert und in einem Referenzwerk zusammengefasst (Documentation).
Abbildung 1
Visualisierung der TRAPD-Methode für die Übersetzung von Items
Anmerkung: TRAPD steht für Translation (Übersetzung), Review (Überprüfung), Adjudication (Beurteilung), Pretest (Vortest), and Documentation (Dokumentation).
Stichproben
Die Validierung der deutschsprachigen Adaption des 5DCR basiert auf einer Online-Quotenstichprobe von in Deutschland lebenden Erwachsenen im Alter von 18 bis 69 Jahren (M = 44 Jahre; SD = 15 Jahre), von denen 48,8 % männlich (51,2 % weiblich) waren und 23,7 % über die allgemeine Hochschulreife verfügten. Die Stichprobe spiegelte die Heterogenität der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland (Zensusdatenbank, 2011) in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bildungsabschlüsse wider. Für die Stichprobe wurden nur deutsche Muttersprachler*innen rekrutiert, um sprachliche Fehler zu vermeiden. Die Datenerhebung erfolgte im Januar 2020 über eine webbasierte Befragung (Computer Assisted Self-Administered Interviewing, CASI) durch den Online Access Panel-Anbieter respondi AG.
Itemanalysen
Alle Analysen wurden mit der statistischen Software R (R Core Team, 2014) durchgeführt. Es gab keine fehlenden Werte für die Personen, die nicht im Datenaufbereitungsprozess exkludiert wurden (Grüning & Lechner, 2022). Die faktorielle Struktur der Items und die faktorielle Struktur der Facettenwerte wurde mit explorativen (EFA) und konfirmatorischen Fakorenanalysen (CFA) untersucht. Tabelle 2 deutet auf eine gut interpretierbare, sechs-faktorielle Struktur der Items bei EFA-Überprüfung hin. Das gleiche Bild zeichnet sich durch die Ergebnisse von sieben CFAs des gesamten Instruments und der einzelnen Facetten in Tabelle 3 ab.
Tabelle 2
Explorative Faktorenanalyse der deutschen Übersetzung der sechs 5DCR-Faktoren
Items
|
F1 |
F2 |
F3 |
F4 |
F5 |
F6 |
Enthusiasmus zu erkunden (item 1)
|
.14
|
-.07
|
-.04
|
.62
|
.17
|
-.02
|
Enthusiasmus zu erkunden (item 2)
|
.26
|
.02
|
.13
|
.50
|
> -.01
|
.03
|
Enthusiasmus zu erkunden (item 3)
|
-.06
|
< .01
|
< .01
|
.89
|
.01
|
.06
|
Enthusiasmus zu erkunden (item 4)
|
.03
|
< .01
|
.02
|
.88
|
> -.01
|
-.04
|
Deprivationsintoleranz (item 1)
|
.05
|
.04
|
.76
|
-.07
|
.07
|
-.02
|
Deprivationsintoleranz (item 2)
|
.01
|
-.05
|
.95
|
-.02
|
-.05
|
.04
|
Deprivationsintoleranz (item 3)
|
-.07
|
.06
|
.70
|
.19
|
< .01
|
.01
|
Deprivationsintoleranz (item 4)
|
.07
|
.16
|
.63
|
.04
|
.11
|
-.02
|
Stresstoleranz (item 1)
|
.01
|
.69
|
.16
|
-.07
|
.11
|
-.05
|
Stresstoleranz (item 2)
|
.07
|
.79
|
.02
|
.01
|
.05
|
-.07
|
Stresstoleranz (item 3)
|
-.03
|
.84
|
-.05
|
.04
|
-.07
|
.07
|
Stresstoleranz (item 4)
|
-.03
|
.80
|
.01
|
-.03
|
-.06
|
.07
|
Suche nach Nervenkitzel (item 1)
|
.84
|
.05
|
-.01
|
.05
|
-.08
|
.10
|
Suche nach Nervenkitzel (item 2)
|
.94
|
.01
|
-.01
|
-.01
|
-.01
|
> -.01
|
Suche nach Nervenkitzel (item 3)
|
.81
|
-.12
|
.09
|
.05
|
.03
|
.02
|
Suche nach Nervenkitzel (item 4)
|
.75
|
.08
|
-.02
|
-.02
|
.15
|
-.06
|
generelle soziale Neugier (item 1)
|
-.05
|
.15
|
.13
|
.26
|
.39
|
.04
|
generelle soziale Neugier (item 2)
|
.06
|
.04
|
.01
|
.01
|
.78
|
.01
|
generelle soziale Neugier (item 3)
|
< .01
|
-.05
|
.03
|
.01
|
.88
|
.01
|
generelle soziale Neugier (item 4)
|
-.03
|
-.01
|
> -.01
|
.06
|
.76
|
.14
|
spezielle soziale Neugier (item 1)
|
-.01
|
-.04
|
.04
|
.11
|
.18
|
.63
|
spezielle soziale Neugier (item 2)
|
-.04
|
.01
|
-.03
|
.03
|
.01
|
.82
|
spezielle soziale Neugier (item 3)
|
.06
|
.02
|
.08
|
-.04
|
< .01
|
.78
|
spezielle soziale Neugier (item 4)
|
.24
|
.13
|
-.04
|
-.07
|
.12
|
.58
|
Anmerkung: Explorative Faktorenanalyse, Oblimin rotiert, N = 485.
Tabelle 3
Konfirmatorische Faktorenanalysen für den gesamten 5DCR auf Deutsch und jede seiner sechs Facetten
|
x2 |
df |
p |
CFI |
NFI |
RMSEA (90% C.I.) |
SRMR |
Komplettes Modell
|
772.54 |
237 |
< .001 |
.933 |
.906 |
.068 [.063, .074] |
.063 |
Enthusiasmus zu erkunden
|
30.01 |
2 |
< .001 |
.974 |
.921 |
.170 [.120, .226] |
.035 |
Deprivationsintoleranz
|
22.78 |
2 |
< .001 |
.981 |
.944 |
.146 [.096, .203] |
.023 |
Stresstoleranz
|
38.58 |
2 |
< .001 |
.963 |
.961 |
.194 [.144, .250] |
.034 |
Generelle soziale Neugier
|
4.59 |
2 |
.101 |
.998 |
.996 |
.052 [.000, .116] |
.013 |
Spezielle soziale Neugier
|
21.97 |
2 |
< .001 |
.979 |
.977 |
.143 [.093, .116] |
.026 |
Thrill Seeking
|
13.81 |
2 |
.001 |
.992 |
.991 |
.110 [.060, .168] |
.014 |
Itemkennwerte
In Tabelle 4 sind Mittelwert, Standardabweichung, Schiefe und Exzess aller 24 Items dargestellt. Zusätzlich werden die Trennschärfen der Items berichtet.
Tabelle 4
Mittelwerte, Standardabweichungen, Schiefe, Kurtosis und Trennschärfen der manifesten Items
|
Mittelwert
|
Standardabweichung |
Schiefe |
Exzess |
Trennschärfe |
Item 1
|
5.07 |
1.25 |
-.54 |
.73 |
.84 |
Item 2
|
4.32 |
1.44 |
-.15 |
-.27 |
.88 |
Item 3
|
5.21 |
1.21 |
-.67 |
.79 |
.81 |
Item 4
|
5.37 |
1.16 |
-.65 |
.69 |
.82 |
Item 5
|
4.49 |
1.69 |
-.46 |
-.62 |
.87 |
Item 6
|
4.42 |
1.58 |
-.37 |
-.54 |
.84 |
Item 7
|
4.70 |
1.47 |
-.65 |
-.01 |
.87 |
Item 8
|
4.24 |
1.64 |
-.30 |
-.64 |
.87 |
Item 9
|
4.25 |
1.59 |
-.06 |
-.81 |
.85 |
Item 10
|
4.20 |
1.67 |
-.08 |
-.88 |
.84 |
Item 11
|
4.24 |
1.70 |
-.11 |
-.85 |
.83 |
Item 12
|
4.23 |
1.64 |
-.05 |
-.89 |
.84 |
Item 13
|
3.48 |
1.77 |
-.12 |
-1.03 |
.90 |
Item 14
|
3.49 |
1.77 |
-.13 |
-1.03 |
.88 |
Item 15
|
3.79 |
1.77 |
-.03 |
-.99 |
.90 |
Item 16
|
3.40 |
1.70 |
-.19 |
-.82 |
.92 |
Item 17
|
4.82 |
1.50 |
-.53 |
-.12 |
.89 |
Item 18
|
4.45 |
1.53 |
-.51 |
-.22 |
.83 |
Item 19
|
4.91 |
1.35 |
-.82 |
-.95 |
.82 |
Item 20
|
4.89 |
1.29 |
-.82 |
1.19 |
.83 |
Item 21
|
4.62 |
1.47 |
-.78 |
-.30 |
.84 |
Item 22
|
4.56 |
1.53 |
-.66 |
-.12 |
.83 |
Item 23
|
4.36 |
1.60 |
-.52 |
-.28 |
.82 |
Item 24
|
4.79 |
1.73 |
-.09 |
-.86 |
.84 |
Objektivität
Da 5DCR schriftliche Anweisungen, eine standardisierte Reihenfolge der Items und eine feste Anzahl von beschrifteten Kategorien enthält, kann das Instrument objektiv angewendet werden. 5DCR-Daten können objektiv ausgewertet werden, weil die Skala von klaren Regeln begleitet wird, die angeben, wie Summenwerte und Mittelwerte der sechs einzelnen Facetten zu bilden sind. 5DCR kann objektiv interpretiert werden, weil Referenzwerte (d.h. deskriptive Statistiken einer Quoten-Stichprobe) zur Verfügung stehen.
Reliabilität
Tabelle 5 zeigt die Reliabilitäten der sechs Neugierfacetten in der deutschen Stichprobe. Die interne Konsistenz der Facetten reichte von gut (ω = .87) bis ausgezeichnet (ω = .92). Darüber hinaus wurde die Test-Retest-Reliabilität der Skalenwerte über einen Zeitraum von zwei Wochen mit einer Teilstichprobe von 189 Befragten ermittelt. Diese Reliabilität war auch für alle Facetten akzeptabel (von .68 bis .80).
Table 5
Interne Konsistenz als McDonald's Omega und die Retest-Reliabilität der sechs Facetten des 5DCR
|
Test-retest reliability (rtt) |
Internal consistency (ω) |
CI (90%) |
Enthusiasmus zu erkunden
|
.71 |
.87 |
[.849; .883] |
Deprivationsintoleranz
|
.71 |
.89 |
[.876; .903] |
Stresstoleranz
|
.70 |
.88 |
[.860; .891] |
Generelle soziale Neugier
|
.68 |
.87 |
[.858; .889] |
Spezielle soziale Neugier
|
.69 |
.87 |
[.852; .884] |
Suche nach Nervenkitzel
|
.80 |
.92 |
[.912; .931] |
Validität
Tabelle 6 zeigt die Korrelationen zwischen den Big-Five-Persönlichkeitsmerkmalen (Rammstedt et al., 2020), den Schwartz-Werten (Schwartz, 2003), Locus of Control (Kovaleva et al., 2014), dem digitalen Selbstkonzept (Schauffel et al., 2021), sozialer Erwünschtheit (Kemper et al., 2012) und vier zusätzlichen Korrelaten (Einzelitemmessungen der Lebenszufriedenheit, der politischen Orientierung, der Religiosität und der physischen Gesundheit) mit den sechs Neugier-Facetten des 5DCR. Für die Interpretation der Korrelationen wird die Nomenklatur von Gignac und Szodorai (2016) verwendet.
In enger Übereinstimmung mit den jüngsten Korrelationsanalysen von Kashdan et al. (2020) zeigen die 5DCR-Facetten relevante mittlere bis große Assoziationen mit allen Big-Five-Persönlichkeitsmerkmalen, insbesondere mit Extraversion (.15 ≤ r ≤ .40) und Offenheit (.13 ≤ r ≤ .49). Die Facette der speziellen sozialen Neugier wies, wie in den ursprünglichen Ergebnissen von Kashdan et al. (2020), deutlich geringere Korrelationen mit den Big Five auf als die anderen fünf Facetten.
Die Facetten der Neugier zeigen auch hauptsächlich relevante mittlere bis große Assoziationen mit den Schwartz-Werten, wobei Konformität (-.06 ≤ r ≤ .11) und Tradition (-.09 ≤ r ≤ .11) die einzigen Werte mit kleinen Assoziationen sind und Selbstbestimmung (.12 ≤ r ≤ .34) und Anregung (.06 ≤ r ≤ .59) die höchsten Korrelate mit den 5DCR-Facetten aufweisen. Auch dieses Korrelationsmuster spiegelt die Ergebnisse der Konstruktvalidität früherer Arbeit wider (Kashdan et al., 2020).
Darüber hinaus lassen sich kleine bis mittlere Assoziationen zwischen dem 5DCR und der selbst eingeschätzten physischen Gesundheit und Lebenszufriedenheit fest. Die Assoziationen deuten darauf hin, dass die Lebenszufriedenheit bei Befragten mit höherer Neugier für alle Facetten höher ist (.06 ≤ r ≤ .20), mit Ausnahme der Deprivationsintoleranz (r = -.12). Darüber hinaus ist die selbst eingeschätzte Gesundheit bei Personen mit einer hohen Ausprägung von Enthusiasmus zu erkunden (r = -.14) und Suche nach Nervenkitzel (r = -.12) geringer. Außerdem zeigte 5DCR mittlere Zusammenhänge mit der sozialen Erwünschtheit (-.20 ≤ r ≤ .23). Die soziale Erwünschtheit scheint für die Antworten zur Facette Stresstoleranz besonders relevant zu sein. Schließlich zeigen die durchweg großen Korrelationen der Neugierfacetten mit den verschiedenen Bereichen des digitalen Selbstkonzepts einer Person, insbesondere für den Enthusiasmus zu erkunden (.48 ≤ r ≤ .55) und die generelle soziale Neugier (.31 ≤ r ≤ .38), dass Neugier auf unterschiedliche Weise für die digitale Exploration und Online-Interaktion wichtig ist.
Tabelle 6
Korrelationen der sechs Neugierfacetten mit anderen individuellen Persönlichkeitskonstrukten
Konstrukte |
Enthusias-mus zu erkunden |
Depriva-tionsin-toleranz |
Stress-tole-ranz |
Generelle soziale Neugier |
Spezielle soziale Neugier |
Suche nach Nervenkitzel |
|
Big Five |
|
|
|
|
|
|
|
Extraversion |
.384 |
.145 |
.251 |
.379 |
.268 |
.396 |
|
Verträglichkeit |
.120 |
-.039 |
.187 |
.171 |
-.026 |
-.124 |
|
Gewissenhaftigkeit |
.150 |
.026 |
.146 |
.055 |
-.041 |
-.132 |
|
Neurotizismus |
-.214 |
.238 |
-.429 |
-.027 |
.006 |
-.107 |
|
Offenheit |
.485 |
.263 |
.166 |
.407 |
.128 |
.221 |
|
Schwartz-Werte |
|
|
|
|
|
|
|
Selbstbestimmung |
.336 |
.178 |
.116 |
.313 |
.152 |
.135 |
|
Macht |
.253 |
.221 |
-.086 |
.297 |
.384 |
.306 |
|
Universalismus |
.272 |
.125 |
.073 |
.343 |
.136 |
-.013 |
|
Leistung |
.362 |
.240 |
-.084 |
.354 |
.376 |
.303 |
|
Sicherheit |
.047 |
.022 |
-.012 |
.102 |
.057 |
-.174 |
|
Anregung |
.384 |
.232 |
.055 |
.360 |
.263 |
.589 |
|
Konformität |
.053 |
.068 |
-.059 |
.112 |
.111 |
-.032 |
|
Tradition |
.090 |
.024 |
.010 |
.106 |
.045 |
-.090 |
|
Hedonismus |
.237 |
.059 |
.073 |
.214 |
.216 |
.273 |
|
Sozialität |
.243 |
.084 |
.102 |
.312 |
.120 |
-.033 |
|
Locus of control |
|
|
|
|
|
|
|
Internal |
.366 |
.068 |
.187 |
.251 |
.153 |
.243 |
|
External |
.022 |
.286 |
-.429 |
.079 |
.149 |
.106 |
|
Digitales Selbstkonzept |
|
|
|
|
|||
Generell |
.481 |
.212 |
.055 |
.305 |
.227 |
.221 |
|
Kommunizieren |
.542 |
.246 |
.038 |
.342 |
.253 |
.278 |
|
Verarbeiten & speichern |
.534 |
.248 |
.032 |
.362 |
.267 |
.313 |
|
Inhalte generieren |
.547 |
.336 |
-.029 |
.379 |
.311 |
.376 |
|
Eigene Anwendung |
.497 |
.236 |
-.003 |
.346 |
.216 |
.267 |
|
Probleme lösen |
.520 |
.273 |
-.009 |
.339 |
.273 |
.302 |
|
Soziale Erwünschtheit |
.099 |
-.062 |
.233 |
.048 |
-.199 |
-.194 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Lebenszufriedenheit |
.195 |
-.124 |
.203 |
.154 |
.126 |
.063 |
|
Politische Orientierung |
-.083 |
.013 |
-.018 |
-.125 |
-.023 |
-.100 |
|
Religiosität |
.102 |
.101 |
-.035 |
.188 |
.094 |
.096 |
|
Physische Gesundheit |
-.138 |
.027 |
-.108 |
-.062 |
-.120 |
-.172 |
Anmerkung: Die Interpretation der Korrelationskoeffizienten basiert auf den von Gignac und Szodorai (2016) vorgeschlagenen Richtlinien zur Effektgröße: relativ kleine Effekte (r = .10), typische (mittlere) Effekte (r = .20) und relativ große Effekte (r = .30). Diesen Autoren zufolge entspricht eine Korrelation von .20 dem 50. Perzentil einer meta-analytischen Verteilung von Korrelationen in der Forschung zu individuellen Unterschieden. Daher sind in der Tabelle die mittleren bis großen Effekte fett hervorgehoben.
Messinvarianz
Die Messinvarianz der deutschen Adaptation des 5DCR und der englischen Ausgangsversion wurde für das gesamte Neugiermodell und für jede der sechs Facetten separat getestet. Die Ergebnisse aller sieben Analysen sind in Grüning und Lechner (2022) dargestellt. Nach den Kriterien von Chen (2007), Rutkowski und Svetina (2014) sowie Putnick und Bornstein (2016) erreichten alle sieben getesteten Modelle mindestens partiell skalare Messinvarianz zwischen der deutschen und der britischen Stichprobe. Das Gleiche gilt für die Messinvarianz über Altersgruppen, Geschlecht und Bildungsniveau hinweg (siehe Grüning & Lechner, 2022).
Deskriptive Statistiken
Tabelle 7 zeigt Vergleichswerte in Form von Gruppenmittelwerten für 5DCR. Die Vergleichswerte erlauben einen Vergleich der 5DCR-Werte aus eigenen Untersuchungen mit denen relevanter Subgruppen für Personen unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Personen mit unterschiedlicher Bildung.
Tabelle 7
Mittelwerte der 5DCR-Facetten in unterschiedlichen Altersgruppen, für unterschiedliches Geschlecht und unterschiedliche Bildungsniveaus
Soziodemographie |
Enthusiasmus zu erkunden |
Deprivations-intoleranz |
Stress-toleranz |
Generelle soziale Neugier |
Spezielle soziale Neugier |
Suche nach Nervenkitzel |
Alter |
|
|
|
|
|
|
18 – 30 Jahre |
5.14 |
4.77 |
3.87 |
5.02 |
4.75 |
4.11 |
31 – 50 Jahre |
5.06 |
4.46 |
4.25 |
4.77 |
4.36 |
3.73 |
> 50 Jahre |
4.83 |
4.26 |
4.47 |
4.60 |
4.01 |
2.97 |
Geschlecht |
|
|
|
|
|
|
Weiblich |
5.00 |
4.57 |
4.24 |
4.90 |
4.35 |
3.35 |
Männlich |
4.98 |
4.35 |
4.23 |
4.63 |
4.31 |
3.74 |
Bildung |
|
|
|
|
|
|
No AIN |
4.85 |
4.39 |
4.09 |
4.66 |
4.23 |
3.50 |
AIN |
5.30 |
4.61 |
4.56 |
5.01 |
4.55 |
3.63 |
Anmerkung: AIN = Allgemeine Immatrikulationsnorm.
Weiterführende Literatur
Die Skala wurde erstmals in der Zeitschrift Journal of Personality Assessment veröffentlicht.
Datenquellen
Der Datensatz, der die Schlussfolgerungen dieses Artikels untermauert, ist im Open Science Framework (https://osf.io/vkfa3/) hinterlegt.