Instruktion
Bitte geben Sie an, wie zutreffend die nachfolgenden Aussagen aus Ihrer Sicht sind. Ihnen stehen fünf verschiedene Antwortmöglichkeiten zur Verfügung.
Items
Nr. |
Item |
1 |
Mein/e Vorgesetzte/r erfragt die Sichtweisen der Anwesenden. |
2 |
Mein/e Vorgesetzte/r fordert mich auf, eigene Anliegen einzubringen. |
3 |
Wenn ich Beiträge liefere, gibt mein/e Vorgesetzte/r diese präzise wieder. |
4 |
Mein/e Vorgesetzte/r lässt Raum für meine Fragen. |
5 |
Mein/e Vorgesetzte/r kritisiert mich konstruktiv. |
6 |
Wenn ich nachfrage, erklärt mein/e Vorgesetzte/r bereitwillig. |
Antwortvorgaben
Die Skala enthält fünfstufiges Antwortformat mit den Benennungen: (1) trifft gar nicht zu, (2) trifft wenig zu, (3) trifft mittelmäßig zu, (4) trifft überwiegend zu, (5) trifft völlig zu.
Auswertungshinweise
Es kann ein einfacher ungewichteter Summenwert für verbales Kommunikationsverhalten von Führungspersonen aus der Sicht von MitarbeiterInnen berechnet werden. Hohe Werte bedeuten ein hohes Ausmaß wahrgenommener kommunikativer Verhaltensweisen.
Yukl (2002) unterscheidet verschiedene Abstraktionsgrade für die Beschreibung von Führungsverhalten. Üblicherweise wird allerdings das Verhalten von Führungspersonen eher global betrachtet z.B. als Führungsstil. Im Unterschied dazu ist uns daran gelegen, Führungsverhalten möglichst konkret zu erfassen. Unser besonderes Interesse gilt in diesem Zusammenhang dem verbalen Kommunikationsverhalten von Führungspersonen, da Kommunikation einen Großteil ihrer Tätigkeit ausmacht (Guest, 1956; Mintzberg, 1973; zitiert nach Neuberger, 2002). Führungspersonen formulieren auf diese Weise u. a. Zielvorgaben, machen Kriterien der Zielerreichung deutlich und geben Rückmeldungen an ihre MitarbeiterInnen. Das Kommunikationsverhalten ist auch deshalb von außerordentlicher Bedeutung, da die Wahrnehmungen der Führung durch MitarbeiterInnen weitgehend auf konkreten Kommunikationserfahrungen mit ihren Vorgesetzten beruhen. Daher entwickelten wir ein Erhebungsinstrument, welches das verbale Kommunikationsverhalten von Führungspersonen erfragt, wie es von den MitarbeiterInnen wahrgenommen wird.
Itemkonstruktion und -selektion
Um das Ausgangsmaterial für die Formulierung und Auswahl der Items zu gewinnen, wurden regelmäßig stattfindende Arbeitsbesprechungen von sechs Arbeitsgruppen (N = 6) aus Banken und Versicherungen auf Video aufgezeichnet. Drei dieser Teams wurden von Frauen geführt. Die durchschnittliche Größe der Arbeitsgruppen betrug neun MitarbeiterInnen. Drei Stunden Filmmaterial wurden aus der Gesamtmenge der Videoaufnahmen (ca. 10 Stunden und 40 Minuten) ausgewählt, um verbale Verhaltensweisen bzw. kommunikationsbezogene Beschreibungen der Führungspersonen zu gewinnen. Zur Auswahl geeigneter Beobachtungssequenzen wurde eine Kombination von time- und event-sampling eingesetzt: 30minütige Ausschnitte aus jeder Arbeitssitzung wurden ausgewählt, und zwar zehn Minuten des Beginns (Begrüßung, Klärung der Tagesordnung), zehn Minuten aus der Sitzungsmitte (während einer Diskussion) sowie zehn Minuten vom Ende (Ausklang, Verabschiedung). In der Arbeits- und Organisationspsychologie tätige PyschologInnen trugen ihre Beobachtungen zusammen und diskutierten sie im Anschluss daran, um insgesamt 255 Fragebogen Items zu generieren. Aus diesen wurden sechs Items ausgewählt, die geeignet schienen, verbales Kommunikationsverhalten von Führungskräften aus Sicht ihrer MitarbeiterInnen zu erfassen.
Die 255 Items wurden darüber hinaus dazu herangezogen, ein Messinstrument zur Erfassung der "Kommunikationsqualität zwischen Führungskräften und MitarbeiterInnen aus Sicht der MitarbeiterInnen" zu entwickeln (Mohr et al., 2004).
Stichproben
Im DFG-Projekt Führungsverhalten im Kontext der Geschlechterbeziehung wurden die sechs Items des hier dokumentierten Instruments 202 Beschäftigten aus der Banken- und Versicherungsbranche zur Beantwortung vorgelegt. Die Stichprobe wurde folgendermaßen rekrutiert: 95 Betriebe wurden kontaktiert. Sowohl Geschäftsführung als auch Personal- bzw. Betriebsräte stimmten in 19 Fällen einer Beteiligung an dem Forschungsprojekt zu. Anschließend wurden in Kooperation mit den jeweiligen Personlabteilungen 49 Arbeitsgruppen bzw. Abteilungen ausfindig gemacht, die sich ihrerseits bereit erklärten, an der Untersuchung teilzunehmen. Das entscheidende Auswahlkriterium war die Freiwilligkeit der Teilnahme. Genauere Angaben (Tabelle 1) zu dieser Stichprobe liegen vor.
Tabelle 1
Merkmale der Stichprobe
Stichprobenumfang |
202 |
Anteil männlicher Befragter |
38% |
Durchschnittliches Alter |
35,6 Jahre (s = 9.8) |
Im derzeitigen Beruf tätig |
10,8 Jahre |
Im derzeitigen Unternehmen tätig |
9,5 Jahre |
In aktueller Tätigkeit |
6 Jahre |
Unter derzeitigem Vorgesetzten |
2 Jahre |
Anteil männlicher Vorgesetzter |
50% |
Durchschnittliche Wochenarbeitszeit |
38 Stunden |
Vor 1989 BürgerIn der DDR |
97% |
Mit PartnerIn lebend |
75% |
Mit PartnerIn und Kind lebend |
49,7% |
PartnerIn erwerbstätig |
83,6% |
Itemanalysen
Der Eigenwerteverlauf aus einer Faktorenanalyse (Maximum-Likelihood-Schätzung) der Daten der 202 Befragten spricht nach dem Scree-Test (Abbildung 1) für eine eindimensionale Lösung.
Abbildung 1: Scree-Test
Der erste extrahierte Faktor erklärt 53.1 % der gemeinsamen Variablenvarianz, der zweite nur noch 13,3 %. Die Faktorenladungen (Tabelle 2) für die Items variieren zwischen .62 (Item 6) und .79 (Items 2 und 4).
Tabelle 2
Mittelwerte, Standardabweichungen, Trennschärfen, Schiefe, Exzess und Faktorladung der sechs Items.
|
Mittelwert |
Standardabweichung |
Trennschärfe |
Schiefe |
Exzess |
Faktorladung |
Item 1 |
4.74 |
.82 |
.61 |
-.36 |
-.29 |
.76 |
Item 2 |
3.96 |
.89 |
.65 |
-.53 |
-.44 |
.79 |
Item 3 |
3.71 |
.82 |
.60 |
-.30 |
-.37 |
.74 |
Item 4 |
4.19 |
.70 |
.66 |
-.55 |
.09 |
.79 |
Item 5 |
3.74 |
1.00 |
.52 |
-.63 |
-.12 |
.67 |
Item 6 |
4.32 |
.75 |
.48 |
-.80 |
.16 |
.62 |
Itemkennwerte
Die korrigierten Trennschärfen und Faktorenladungen (Tabelle 2) für die sechs Items liegen vor.
Reliabilität
Cronbachs Alpha für die sechs Items beträgt .82.
Validität
Alle Itemformulierungen beruhen auf Verhaltensbeobachtungen, die in der Arbeits- und Organisationspsychologie tätige PsychlogInnen vorgenommen haben. Besonderes Augenmerk wurde auf verbale Verhaltensweisen der Vorgesetzten gelegt. Korrelationen zwischen dem Summenwert für verbales Kommunikationsverhalten und anderen Variablen sprechen für die kriterienbezogene Validität des Messinstruments. Es zeigen sich substantielle Zusammenhänge (Tabelle 3) mit inhaltlich verwandten Variablen (z.B. Kommunikationsqualität), aber auch mit Führungskonstrukten (z.B. Transformationale Führung) und weichen Erfolgskriterien (z.B. Arbeitszufriedenheit). Die Höhe und Richtung dieser Zusammenhänge entsprechen den theoretischen Erwartungen.
Tabelle 3
Zusammenhänge zwischen verbalem Kommunikationsverhalten und anderen Konstrukten
Kommunikationsqualität |
Mohr et al., 2004 |
.69** |
Leader-Member-Exchange |
Liden & Maslyn 1998; deutsche Übersetzung: Paul & Schyns, 2002 |
.63** |
Transformationale Führung |
Bass & Avolio 1995; deutsche Übersetzung: Felfe & Goihl, 2002 |
.69** |
Soziale Unterstützung durch Vorgesetzte/n |
Frese (1989) |
.60** |
Affektives Commitment |
Allen & Meyer, 1990; deutsche Übersetzung: Schmidt et al., 1998 |
.15* |
soziale Stressoren am Arbeitsplatz |
Frese & Zapf, 1987 |
-.29** |
Voice Behaviour |
van Dyne & LePine, 1998; deutsche Übersetzung: Pundt, 2002 |
.28** |
Arbeitszufriedenheit |
Baillod & Semmer, 1994 |
.27** |
berufliche Selbstwirksamkeitserwartung |
Schyns & von Collani, 2002 |
.19** |
Anmerkungen. ** (*) signifikant auf dem .01 (.05) Niveau (2-seitig)
Deskriptive Statistiken
Der Mittelwert für das Gesamtinstrument beträgt 3.93, die Standardabweichung .60, der Median 4.00, der Modalwert 4.00, die Schiefe -.33 und der Exzess .06. Diese Kennwerte (Tabelle 2) werden auch für die einzelnen Items berichtet.
- Prof. Dr. Gisela Mohr, Universität Leipzig, Institut für Angewandte Psychologie, E-Mail: mohr@uni-leipzig.de