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Einstellungen zu Eigengruppenautoritäten

  • Autor/in: Gümüs, A., Gömleksiz, M., Glöckner-Rist, A., & Balke, D.
  • In ZIS seit: 2004
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis120
  • Zusammenfassung: Die hier dokumentierten Items erfassen Einstellungen zur elterlichen Autorität und allgemein zu Eigengruppenautoritäten. Sie operationalisieren damit eine wesentliche Dimension von ... mehr Eigengruppenorientierungen: die Bereitschaft, sich deren zentralen Wert- und Normsystemen zu unterwerfen. weniger
    Abstract: The items documented here record attitudes to parental authority and to self-group authorities in general. They thus operationalize an essential dimension of self-group orientations: the willingnes ... mehrs to submit to their central value and norm systems. weniger
  • Sprache Dokumentation: deutsch
  • Sprache Items: deutsch, türkisch
  • Anzahl der Items: 7
  • Reliabilität: Cronbachs Alpha = .44 bis .72
  • Validität: Hinweis auf die faktorielle Validität
  • Konstrukt: Autorität
  • Schlagwörter: Gruppe, Einstellung, Autorität | group, attitude, authority
  • Item(s) in Bevölkerungsumfrage eingesetzt: ja
  • URL Datenarchiv: http://dx.doi.org/10.4232/1.11898
  • Entwicklungsstand: validiert, normiert
    • Instruktion

      -       Für Items V81, V82 und V83: Jetzt würden wir gerne einige Fragen über Sie und Ihre Familie stellen sowie Ihre Meinung über damit zusammenhängende Themen kennen lernen.

      -       Für Items V34 und V35: Zunächst wüssten wir gerne Ihre Meinung zu den folgenden Behauptungen. Bitte kreuzen Sie je nach dem Grad Ihrer Zustimmung bzw. Ablehnung  eine der fünf Möglichkeiten an.

      -       Für Items V115 und V119: Die folgenden Behauptungen befassen sich mit verschiedenen Themen. Bitte nehmen Sie Stellung dazu, indem Sie je nach dem Grad Ihrer Zustimmung bzw. Ablehnung die passende Antwortkategorie ankreuzen.

       

      Items

       

      Nr.

      Item deutsch

      Item türkisch

      Subskala

      V34

      In unserer komplizierten Welt gibt es für uns nur eine Möglichkeit zu erfahren, was los ist: uns an Führungskräfte oder an Fachleute zu halten, auf die Verlass ist.

      Giderek karmasiklasan dünyamizda ne olup bittigini anlayabilmemizin tek yolu, dürüst liderlere ve uzmanlara güvenmektir.

      AA

      V35

      Zu den wichtigsten Eigenschaften, die jemand haben kann, gehört disziplinierter Gehorsam der Autorität gegenüber.

      Kisinin sahip olabilecegi en önemli niteliklerden biri, otoriteye karsi disiplinli itaattir.

      AA

      V81

      Kinder sollten immer zu ihren Eltern stehen.

      Cocuklar, anne-babalarina her zaman bagli olmalidir.

      AE

      V82

      Kinder sollten nichts ohne das Einverständnis ihrer Eltern tun.

      Cocuklar anne-babalarinin rizasi olmadan bir sey yapmamalidir.

      AE

      V83

      Jeder sollte für seine Eltern tiefe Liebe, Dankbarkeit und Respekt empfinden.

      Herkes anne-babasna derin bir sevgi ve sayg beslemelidir.

      AE

      V115

      Was die Jugend am nötigsten braucht, sind strenge Disziplin, harte Entschlossenheit und der Wille, für die Familie und das Land zu kämpfen.

      Sk bir disiplin, kararllk, ailesi ve ülkesi icin calsma ve mücadele etme arzusu, gencligin en cok ihtiyac olan seylerdendir.

      AA

      V119

      Wir sollten dankbar sein für führende Köpfe, die uns genau sagen, was wir tun sollen und wie.

      Neyi, nasl yapmamz gerektigini bize tam olarak gösteren liderlere minnettar olmalyz.

      AA

       

      Anm. Die Itemnummern zeigen die Position der Items im Fragebogen an. AE = Einstellungen zur Autorität von Eltern, AA = Einstellungen zu Autoritäten allgemein.

       

      Antwortvorgaben

      5-stufige Ratingskalen mit den Optionen 1 = starke Ablehnung, 2 = Ablehnung, 3 = unentschieden, 4 = Zustimmung, 5 = volle Zustimmung.

      Hinweis: Das Antwortformat entspricht dem in den deutschen Untersuchungen von Lederer verwendeten. Es wurde in der Adana-Studie aus Gründen der Vergleichbarkeit der Ergebnisse beibehalten. Die Verwendung des Wortes "Ablehnung" in den Bezeichnungen der Antwortkategorien, die keine Akzeptanz einer Aussage ausdrücken, sollte in weiteren Untersuchungen jedoch nicht beibehalten werden. Sie stimmt zwar mit der Wortwahl überein, die auch eine Reihe weiterer Autoren verwenden, um die erstmals von Likert formulierten Antwortoptionen zum Ausdrücken einer fehlenden Zustimmung zu Itemaussagen (disagree) ins Deutsche zu übertragen, vermutlich um die Polarität zustimmender gegenüber nicht zustimmender Antwortoptionen zu unterstreichen. Das deutsche Wort "Ablehnung" kann aber nicht nur verwendet werden, um das Nicht-Zutreffen bzw. die Falschheit eines behaupteten Sachverhalts zu konstatieren, sondern auch bzw. wahrscheinlich primär in einer Reihe von sprachlichen und außersprachlichen Kontexten, um die negative Beurteilung eines durchaus als wahr bzw. zutreffend wahrgenommenen Sachverhalts. Um eine solche Konfundierung von Wahrheits- vs. Valenzurteilen möglichst zu vermeiden, sollten deshalb "Keine Zustimmung" oder besser "(völlig) unzutreffend" als Bezeichnungen entsprechender Antwortoptionen gewählt werden, wenn die Beurteilung der Gegebenheit vs. Nicht-Gegebenheit eines Sachverhalts erfragt werden soll.

       

      Auswertungshinweise

      Um die Dimensionalität von Indikatoren, Einflüsse zufälliger und systematischer nicht im Modell erfasster Variabler sowie von alters-, geschlechts- und kulturabhängigen Beantwortungen prüfen und bei der Interpretation von Ergebnissen angemessen berücksichtigen zu können, wird die Verwendung von Struktur- und Messmodellanalysen unter Einbezug multipler Indikatoren anstelle einer Verwendung summativer Indizes empfohlen.

       

       

    Die hier dokumentierten Itembatterien erfassen Einstellungen zur elterlichen Autorität und  allgemein zu Eigengruppenautoritäten. Sie operationalisieren damit eine wesentliche Dimension von Eigengruppenorientierungen: die Bereitschaft, sich deren zentralen Wert- und Normsystemen zu unterwerfen, mit dem Extrempol einer rigiden und kritiklosen Gehorsamsneigung und Führungsgläubigkeit.

    Nach empirischen Untersuchungen (zsf. z.B. Brown, 1995; Duckitt, 1989, 1992) sind extreme Ausprägungen solcher Orientierungen häufig mit generalisierten negativen Vorurteilen und Intoleranz gegenüber Angehörigen bestimmter Bevölkerungsgruppen, Institutionen oder Staaten assoziiert. Wegen spezifischer Merkmalsausprägungen - wie z.B. dem Geschlecht, Alter, Aussehen, der körperlichen und geistigen Funktionsfähigkeit oder der Ethnie, Religion und Kultur - werden sie als andersartig oder abweichend von Eigengruppen wahrgenommen und deshalb als auszugrenzend, abzulehnend oder zu bekämpfend beurteilt. Fast täglich demonstrieren Berichte und Nachrichten der öffentlichen Medien zudem, dass solche Intergruppenorientierungen in Gewaltanwendungen bis hin zu kriegerischen und terroristischen Auseinandersetzungen auf nationaler und internationaler Ebene gipfeln. Sie zeigen dabei auch die weltweite Verbreitung solcher Phänomene auf und die für jede Gesellschaft destruktiven Konsequenzen daraus resultierender gewaltsamer Konfliktbewältigungsversuche. Die Erkennung und Beseitigung der sie verursachenden Faktoren ist somit ein weltweit wichtiges Anliegen.

    Insbesondere die empirische Sozial- bzw. Umfrageforschung (vgl. zsf. Z.B. Stone, Lederer, & Christie, 1993; Rippl, Seipel, & Kindervater, 2000) orientiert sich in diesem Zusammenhang in letzter Zeit wieder verstärkt theoretisch und empirisch an den Arbeiten der Berkeley-Gruppe (Adorno et al., 1950). Die dort erhobenen Daten belegen immer wieder, dass Items vom Typ der F-Skala positiv mit negativen Einstellungen zu Fremdgruppen assoziiert sind und in einer nach Adorno et al. zu erwartenden Form auch mit anomischen Wahrnehmungen und Gefühlen, nationalistischen und faschistischen Orientierungen, extremen religiösen Überzeugungen und als destruktiv zu beurteilenden Merkmalen des elterlichen Erziehungsverhaltens (vgl. zsf. z.B. Lederer & Schmidt, 1995; Stone, Lederer, & Christie, 1993; Rippl, Seipel, & Kindervater, 2000). In der Tradition der AP werden solche Beobachtungen auch heute noch häufig dahingehend interpretiert, dass sie durch eine einheitliche, stabile und zudem pathologische autoritäre Persönlichkeitsstruktur determiniert sind, die nur inter- aber nicht intraindividuell variiert und ethnozentrische Einstellungen und Handlungen verursacht. Diese Sichtweise ist aber sehr problematisch. Sie impliziert eine hohe Änderungsresistenz von Vorurteilen und der sie verursachenden Faktoren, die von vorneherein alle Versuche als aussichtslos erscheinen lässt, diesen mit präventiven oder spezifischen Interventionsmaßnahmen entgegenzuwirken.

    Die Berkeley-Gruppe wollte Gewalt und Aggression erklären. Sie konzentrierte sich dabei jedoch nicht auf gewalterzeugende gesellschaftliche Strukturen, sondern auf individuelle Sozialisationsbedingungen und durch diese geprägte Persönlichkeitseigenschaften der Angehörigen von Militär- bzw. Massengesellschaften, die konventionell-unterwürfiges und somit potentiell faschistisches Verhalten fördern. Zentrale Annahmen der Berkeley-Gruppe über eine AP sind zudem weder theoretisch noch empirisch aufrecht zu erhalten.

    Seit den 70er Jahren wurden deshalb verstärkt alternative Erklärungsansätze formuliert (zsf. z.B. Brown, 1995; Duckitt, 1989, 1992; Feldman, 2000; Oesterreich, 2000; Pettigrew, 1998). Wenn überhaupt, dann sind nach diesen Vorurteile und Gewaltbereitschaft gegenüber Bevölkerungsgruppen der eigenen Nation oder gegenüber anderen Staaten nur in Extremfällen auf ein pathologisches Eigenschaftssyndrom zurückzuführen, dessen Entwicklung mit der familiären Sozialisation abgeschlossen ist. Sie werden stattdessen als i.d.R. auf normalen mentalen und sozialpsychologischen Prozessen basierend angesehen, die lebenslangen Lernprozessen unterliegen und Individuen und Gruppen die Anpassung an sich ändernde sozio-ökonomische, normative und kulturelle Umweltbedingungen ermöglichen. So postuliert z.B. die soziale Identitätstheorie (Tajfel, 1969, 1982; Tajfel & Turner, 1986), dass Vorurteile auf adaptiven, d.h. funktionalen Stereotypisierungs- und Kategorisierungsprozessen in der sozialen Wahrnehmung beruhen, die ihrerseits wie Wahrnehmungs- und Urteilsprozesse auf sensorischer und kortikaler Ebene Individuen eine möglichst schnelle und effiziente Informationsverarbeitung erlauben. Auch die Akzeptanz von Eigengruppenautoritäten beruht danach nicht auf stabilen, situationsüberdauernden Persönlichkeitsmerkmalen, sondern auf Wertorientierungen, die soziale bzw. Eigengruppenidentitäten fördern und dafür eine Akzeptanz der in sozialen Referenzgruppen existierenden Macht- und Herrschaftsstrukturen erfordern. Diese müssen aber nicht - wie von der Berkeley-Gruppe angenommen - notwendig Abgrenzungen oder Diskriminierungen von Fremdgruppen anstreben. Insbesondere in Zeiten innergesellschaftlicher oder internationaler sozio-ökonomischer Wettbewerbssituationen und Krisen können sie jedoch die Unterwerfung unter ihre eigenen Normen und Werte erzwingen, um Angehörige unterschiedlicher Gruppen, Institutionen oder Nationen mit- oder gegeneinander (Bekannte-Fremde, Freunde-Feinde, Gläubige-Nichtgläubige usw.) eindeutig zu positionieren. So kann über Intragruppen-Koalitionen ein privilegierter gesellschaftlicher Status z.B. in Beruf, Familie, Kirche oder Staat aufrechtzuerhalten, zu gewinnen oder zu verstärken versucht werden.

    Die hier dokumentierten Kurzskalen sind Bestandteil einer umfassenden Fragebatterie. Sie wurde auf der Grundlage der Ergebnisse einer Studie zusammengestellt, die 1996/1997 in Adana durchgeführt wurde. Ihre Items stammen überwiegend aus Instrumenten, die Kagitcibasi (1967) bzw. Lederer (1983) ihrerseits aus Verfahren zusammengestellt haben, die von der Berkeley-Gruppe oder in den 60er und 70er Jahren als Überarbeitungen der Itembatterien dieser Forschergruppe konstruiert wurden (vgl. zsf. Lederer, 1995). Wegen der skizzierten Kritik an den theoretischen und methodischen Grundlagen der AP sollten die Ergebnisse der Adana-Studie auch genutzt werden, um Vorschläge für homogene und konsistente Itembatterien zu formulieren, mit denen unterschiedliche Facetten von Eigen- und Fremdgruppenorientierungen möglichst getrennt erfasst werden können, ebenso ihre Beziehungen untereinander und zu weiteren assoziierten Konstrukten. Die Itembatterien sollten zudem auch in interkulturell vergleichenden Bevölkerungsumfragen einsetzbar und deshalb möglichst kurz sein, d.h. sie sollten mindestens drei und maximal fünf Indikatoren umfassen.

    Die psychometrischen Prüfungen belegen die interne Konsistenz und Homogenität der beiden Kurzformen. Die Reliabilität und formale Validität der Items zu allgemeinen Einstellungen zu Eigengruppenautoritäten ist aber geringer als die für die Items zur Akzeptanz der Autorität von Eltern.

    Bei der Ermittlung der Konstruktvalidität konnte der auch in bevölkerungsweiten Umfragen wiederholt gezeigte Zusammenhang zwischen Fremdgruppen- und autoritären Orientierungen erneut bestätigt werden (vgl. zsf. z.B. Lederer & Schmidt, 1995; Stone, Lederer, & Christie, 1993; Rippl, Seipel, & Kindervater, 2000). Fremdgruppenorientierungen werden aber auch durch weitere eigengruppenabhängige Einflussgrößen mit bestimmt, wie dem elterlichen Erziehungsverhalten und der Anomie. Nur diese und nicht auch autoritäre Orientierungen sind aber direkt mit der Akzeptanz internationaler militärischer Interventionen assoziiert. Die Akzeptanz von innergesellschaftlichen militärischen Interventionen hängt ebenfalls nicht direkt mit Einstellungen zu Eigengruppenautoritäten zusammen, sondern nur mit anderen Eigengruppenorientierungen, d.h. mit Dimensionen einer Identifikation mit der eigenen Nation.

    Wie intendiert erlauben die im ZIS nach der Adana-Studie dokumentierten Kurzformen also eine gesonderte Erfassung verschiedener Dimensionen von Eigen- und Fremdgruppenorientierungen, die in der AP bzw. der F-Skala theoretisch bzw. empirisch untrennbar verwoben sind. Sie ermöglichen so eine differenziertere Analyse und Einschätzung von Faktoren, die mit Vorurteilsbereitschaft in unterschiedlicher Weise und auf unterschiedlichen Ebenen zusammenhängen. Die mit den Kurzformen gewonnenen Beobachtungen sprechen erneut gegen eine gemeinsame, einheitliche und ausschließlich eigenschaftsbasierte Genese und Aufrechterhaltung von autoritären Orientierungen und ethnozentrischen Tendenzen. Sie bestätigen stattdessen alternative Erklärungen, nach denen Aussagen vom Typ der F-Skala über Eigengruppenautoritäten zunächst nur die Beziehungen von Befragten zu ihren zentralen sozialen Referenzgruppen erfassen, d.h. ihre Beurteilung von status- und machtbasierten asymmetrischen Intragruppen-Beziehungen, den Grad ihrer Eigengruppenbevorzugungen und ihre Bindung an sozial und kulturell geformte Eigengruppenwerte und -normen. Wie es schon ihr Inhalt und ihre Formulierung als Meinungs- statt als Persönlichkeitsaussagen nahelegt, zeigen Antworten zu diesen Items also kognitiv-motivationale Strukturen, d.h. Werte auf, die für Prozesse der sozialen Identifikation und die Ausformung von sozialen Identitäten wichtig sind. Solche Wertvorstellungen sind stark sozio-kulturell determiniert und können im Unterschied zu Persönlichkeitseigenschaften durch Prozesse sozialen Wandels lebenslang geformt und verändert werden.

     

     

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Die hier dokumentierten Itembatterien sollen mit drei bzw. vier Indikatoren die Akzeptanz a) der Autorität von Eltern erfassen sowie b) von zentralen Eigengruppenautoritäten allgemein. Sie wurden aus einer Vorform mit insgesamt 16 Indikatoren ausgewählt, die Lederer (1983) bzw. Kagitcibasi (1967) aus verschiedenen existierenden Instrumenten übernommen und jeweils einer oder mehreren ihrer Itembatterien zugeordnet haben. Die Indikatoren der zweiten Itembatterie wurden für einen Einsatz in Bevölkerungsumfragen bereits in mehrere Kurzformen integriert.

    Die Items waren Bestandteil eines 186 inhaltliche Aussagen umfassenden Fragebogens. Er wurde 1996/1997 in Adana in einer Studie eingesetzt, um Zusammenhänge zwischen Eigen- und Fremdgruppenorientierungen türkischer Schüler und Studierender zu erfassen, sowie deren Beziehung zu Konstrukten wie Religiosität, Wahrnehmung elterlichen Erziehungsverhaltens und Akzeptanz gesellschaftlich legitimierter Gewalt. Wie die Mehrzahl der Items der hier dokumentierten Kurzformen stammen auch die meisten Items für die anderen im ZIS dokumentierten Kurzformen aus den Instrumenten von Kagitcibasi (1967) bzw. Lederer (1983). Ausgehend von der Theorie der "Autoritären Persönlichkeit" (AP; Adorno et al., 1950) sollten mit diesen autoritäre und weitere Eigen- sowie Fremdgruppenorientierungen von Jugendlichen aus der Türkei, aus Deutschland, Österreich und den USA erfasst und kulturvergleichend analysiert werden (vgl. zsf. Lederer, 1995). Die Items dieser Fragebogen wurden überwiegend aus Verfahren ausgewählt, die von der Berkeley-Gruppe selbst konstruiert wurden oder aus Überarbeitungen der Itembatterien dieser Forschergruppe aus den 60er und 70er Jahren. Solche Items werden nach wie vor auch in bevölkerungsweiten Umfragen (vgl. z.B. Schuhman et al., 1992, Blank, 1998; Rippl et al., 2000) eingesetzt. Deshalb, und aus weiteren Gründen, dienen die Adana-Studie und die aus diesen hervorgegangenen Dokumentationen für das ZIS auch den folgenden methodischen Zielen:

    1.     Die Items der Instrumente von Kagitcibasi bzw. Lederer und ihre Dimensionalität sollten erneut empirisch geprüft und so modifiziert werden, dass sie auch nach aktuellen theoretischen Ansätzen und empirischen Befunden zu Fremd- und Eigengruppenorientierungen (z.B. Duckitt, 1989, 1992; Feldman, 2000; MacFarland et al., 1992; Oesterreich, 2000; Pettigrew, 1998; Raden, 1999; Verkuyten & Hagedorn, 1998) homogenen und intern konsistenten Itembatterien entsprechen.

    2.     Ihre Konstruktvalidierung sollte weitere Konstrukte einbeziehen, u.a. die Religiosität der Befragten und die Akzeptanz institutionalisierter gesellschaftlicher Gewalt. Ausgehend von diesen erneuten Prüfungen sollten

    3.     Vorschläge zur Zusammenstellung möglichst kurzer eindimensionaler und konsistenter Itembatterien formuliert werden, die auch in interkulturellen multi-thematischen Bevölkerungsumfragen eingesetzt werden können. Z.B. könnten damit die Einstellungen von Türken erfasst werden, die entweder in der Türkei oder in Deutschland aufgewachsen sind.

    Für die Zusammenstellung des Gesamtfragebogens der Adana-Studie wurde die Plausibilität der Itemformulierungen und Itemklassifikationen von Kagitcibasi bzw. Lederer genau geprüft. Dies führte zu teilweise anderen inhaltlichen Zuordnungen von Items zu Dimensionen. Zusätzlich wurden die deutschen Items von Lederer ins Türkische (rück)übersetzt und in der Germanistik-Abteilung der Universität Cucurova-Adana auf semantische Äquivalenz mit der deutschen Fassung untersucht. Einige der türkischen Items wurden daraufhin umformuliert. Die psychometrische Evaluierung der Kurzformen erfolgte dann unter Rückgriff auf die Ergebnisse konfirmatorischer Mess- und Strukturmodellanalysen.

     

    Stichproben

    Der Fragebogen wurde 1996/1997 in Adana a) 1011 SchülerInnen der 11. und 12. Klassen vorgelegt, d.h. der letzten Klassen aller Schultypen sowie b) 620 Studierenden der Universität Adana des ersten und letzten Semesters aller Studiengänge außer Medizin. Die Probanden wurden so ausgewählt, dass 1) alle Schultypen bzw. Studiengänge berücksichtigt wurden, 2) alle Bezirke mit unterschiedlichem sozioökonomischen Niveau der Stadt Adana sowie 3) alle sozialen Schichten. Zu den Stichproben liegen genauere Informationen vor (Tabelle1).


     

    Tabelle 1

    Beschreibung der Gesamtstichprobe (n = 1632) und der Analysestichprobe (n = 1346) nach Ausschluss aller Probanden mit fehlenden Angaben zu ihrem Alter oder Geschlecht

     

    Gesamtstichprobe

    Analysestichprobe

     

    f

    %

    f

    %

    Klassen

     

     

     

     

    Letzte (11. bzw.12.)Klasse d. Schulen

    1011

    61.9

    773

    57.4

    Universität

    621

    38.1

    573

    42.6

    Uni. erste Klasse

    (342)

    (21.0)

    (318)

    (23.6)

    Uni. letzte Klasse

    (279)

    (17.1)

    (255)

    (18.9)

    Schulen/Fakultäten

     

     

     

     

    Priester- & Predigerschule

    148

    9.0

    90

    6.7

    Berufsbild. mittlere Schule

    205

    12.6

    167

    12.4

    Berufsbild. techn. Schule

    56

    3.4

    43

    3.2

    Berufsbild. höhere Schule

    35

    2.1

    28

    2.1

    Handelsgymnasium

    133

    8.1

    99

    7.4

    Staatsgymnasium

    250

    15.4

    202

    15.0

    Elite - Gymnasium

    24

    1.5

    17

    1.3

    Privatschulen

    108

    6.7

    81

    6.0

    Höheres Gymnasium

    52

    3.2

    46

    3.4

    Erziehungswiss. Fakulät

    289

    17.7

    270

    20.1

    Naturwiss. Fakultät

    89

    5.5

    82

    6.1

    Wirtschaftswiss. Fakultät

    49

    3.0

    48

    3.6

    Theologische Fakultät

    33

    2.0

    28

    2.1

    Technische Fakultät

    55

    3.4

    48

    3.6

    Fakultät f. Bodenkultur

    106

    6.5

    97

    7.2

    Geschlecht

     

     

     

     

    Männlich

    807

    49.4

    666

    49.5

    Weiblich

    798

    48.9

    680

    50.5

    keine Angabe

    27

    1.7

    -

    -


     

     

    Gesamtstichprobe

    Analysestichprobe

     

    f

    %

    f

    %

    Alter

     

     

     

     

    14

    2

    .1

    2

    .1

    15

    45

    2.8

    45

    3.3

    16

    458

    28.1

    458

    34.0

    17

    239

    14.6

    239

    17.8

    18

    56

    3.4

    56

    4.2

    19

    90

    5.5

    89

    6.6

    20

    98

    6.0

    98

    7.3

    21

    80

    4.9

    80

    5.9

    22

    107

    6.6

    106

    7.9

    23

    99

    6.1

    99

    7.4

    24

    47

    2.9

    46

    3.4

    25

    11

    .7

    11

    .8

    26

    6

    .4

    6

    .4

    27

    5

    .3

    5

    .4

    28

    3

    .2

    3

    .2

    >29

    3

    .2

    3

    .2

    keine Angabe

    283

    17.3

    -

    -

    Konfession des Vaters

     

     

     

     

    Sunniten

    976

    59.8

    804

    59.7

    Aleviten

    159

    9.7

    135

    10.4

    eine andere Konfession

    32

    2.0

    23

    1.7

    möchte nicht antworten

    220

    13.5

    185

    13.7

    weiß nicht

    180

    11.0

    147

    10.9

    keine Angabe

    65

    4.0

    52

    3.9

    Muttersprache des Vaters (Umgangssprachen)

     

     

     

     

    Nur Türkisch

    1129

    69.2

    945

    70.2

    Kurdisch

    150

    9.2

    122

    9.1

    Arabisch

    116

    7.1

    98

    7.3

    eine andere Muttersprache

    87

    5.3

    71

    5.3

    möchte nicht antworten

    93

    5.7

    64

    4.8

    keine Angabe

    57

    3.5

    46

    3.4


     

     

    Gesamtstichprobe

    Analysestichprobe

     

    f

    %

    f

    %

    Ausbildung des Vaters

     

     

     

     

    Analphabet

    56

    3.4

    47

    3.5

    Alphabetisiert ohne Schule

    97

    5.9

    70

    5.2

    Grundschule (5 Jahre)

    652

    40.0

    540

    40.1

    Grundschule (8 Jahre)

    220

    13.5

    173

    12.9

    Gymnasium (11-12 Jahre)

    278

    17.0

    237

    17.6

    Universität

    302

    18.5

    256

    19.0

    keine Angabe

    27

    1.7

    23

    1.7

    Ausbildung der Mutter

     

     

     

     

    Analphabetin

    309

    18.9

    242

    18.0

    Alphabetisiert ohne Schule

    122

    7.5

    100

    7.4

    Grundschule (5 Jahre)

    724

    44.4

    602

    44.7

    Grundschule (8 Jahre)

    144

    8.8

    118

    8.8

    Gymnasium (11-12 Jahre)

    180

    11.0

    154

    11.4

    Universität

    128

    7.8

    108

    8.0

    keine Angabe

    25

    1.5

    22

    1.6

    Beruf des Vaters

     

     

     

     

    Im Haus/Arbeitslos

    19

    1.2

    14

    1.0

    Landwirt/Bauer

    112

    6.9

    96

    7.1

    Unqualifizierter Arbeiter

    198

    12.1

    166

    12.3

    Qualifizierter Arbeiter

    202

    12.4

    168

    12.5

    Angestellter

    71

    4.4

    60

    4.5

    Untergeordneter Beamter

    148

    9.1

    123

    9.1

    Polizei/Wehrdienst

    24

    1.5

    21

    1.6

    Lehrer

    98

    6.0

    82

    6.1

    Ing./Arzt/Rechtsanwalt...

    136

    8.3

    120

    8.9

    Kleinhändler

    113

    6.9

    98

    7.3

    Großhändler

    59

    3.6

    52

    3.9

    Arbeitgeber

    166

    10.2

    119

    8.8

    Pensionist

    148

    9.1

    124

    9.2

    keine Angabe

    138

    8.5

    103

    7.7


     

     

    Gesamtstichprobe

    Analysestichprobe

     

    f

    %

    f

    %

    Beruf der Mutter

     

     

     

     

    Im Haus/Arbeitslos

    1245

    76.3

    1029

    76.4

    Landwirtin/Bäuerin

    3

    .2

    3

    .2

    Unqualifizierte Arbeiterin

    26

    1.6

    23

    1.7

    Qualifizierte Arbeiterin

    15

    .9

    13

    1.3

    Angestellte

    0

    .0

    0

    .0

    Untergeordnete Beamtin

    32

    2.0

    31

    2.3

    Polizei/Wehrdienst

    0

    .0

    0

    .0

    Lehrerin

    99

    6.1

    86

    6.4

    Ing./Ärztin/Rechtsanwältin

    14

    .9

    12

    .9

    Kleinhändlerin

    24

    1.5

    22

    1.6

    Großhändlerin

    0

    .0

    0

    .0

    Arbeitgeberin

    10

    .6

    9

    .7

    Pensionistin

    33

    2.0

    25

    1.9

    keine Angabe

    131

    8.0

    93

    6.9

     

    Durchführung der Studie

    Der Fragebogen wurde den Befragten im Klassen- bzw. Seminarverbund zum selbstständigen schriftlichen Ausfüllen vorgelegt. Für die Bearbeitung wurde keine Zeitbegrenzung vorgegeben. Der Untersuchungsleiter war bis zur Abgabe des letzten Fragebogens im Raum anwesend.

     

    Variablen und Auswertungsmethode

    Alle im ZIS vorgeschlagenen Kurzformen wurden folgendermaßen zusammengestellt:

    Zunächst wurde eine explorative Faktoren- und Itemanalyse der Daten für alle Items der im Fragebogen enthaltenen Vorform(en) zu einem Konstrukt durchgeführt. Anschließend sollten möglichst alle Items ausgeschlossen werden, die Faktorladungen < .50 erzielten, deren Kommunalität weniger als 50% betrug (Fürntratt, 1969) oder für die Schwierigkeiten bzw. Zustimmungsprozente < .15 oder > . 85 beobachtet wurden. Jede Kurzform sollte aber mindestens drei Indikatoren für jede Dimension bzw. jedes Konstrukt beinhalten.

    Reliabilität und Validität der Kurzformen wurden dann in einem zweiten Schritt mit konfirmatorischen Mess- und Strukturmodellanalysen geprüft.

    Die Daten für die Analysen wurden folgendermaßen ausgewählt und aufbereitet:

    1.      Es ist zu erwarten, dass insbesondere das Alter der Befragten mit beeinflusst, wie die meisten der hier untersuchten Items interpretiert und wie konsistent oder wahrheitsgemäß sie beantwortet werden. Um diese potentiellen Einflussgrößen angemessen berücksichtigen zu können, wurden aus allen Analysen die Daten von 285 Befragten ausgeschlossen, die keine Angaben zu ihrem Alter oder Geschlecht gemacht haben. Dadurch reduzierte sich der Umfang der in die Auswertungen einbezogenen Datensätze von 1631 auf 1346.

    2.     Berichtet werden hier nur die Ergebnisse von Analysen, für welche die erhobenen Antworten aus mehreren Gründen so dichotomisiert wurden, dass sie als explizite Zustimmung vs. keine explizite Zustimmung ausdrückend interpretiert werden können, d.h. bei Wahl einer zustimmenden Option wurde jeweils der Wert "1" vergeben, bei Wahl der drei übrigen Optionen der Wert "0". Der letzten Kategorie wurden auch fehlende Werte zugeordnet.  Items aus Vorformen mit negativ und positiv formulierten Aussagen zu einem Konstrukt wurden vor allen korrelationsstatistischen sowie faktor- und strukturanalytischen Auswertungen so umkodiert, dass hohe Werte Orientierungen anzeigen, die negative Haltungen zu Fremdgruppen begünstigen. Die Items wurden mit einer "unentschieden" Option als mittlerer Antwortkategorie vorgegeben. Obwohl dies häufig anders beurteilt wird, halten wir diese Option für sinnvoll, damit Befragte auch ausdrücken können, dass sie keine oder keine eindeutige Meinung zu einem erfragten Sachverhalt haben. Ansonsten ist zu erwarten, dass sie in solchen Fällen irgendeine Antwortkategorie und damit ein Einstellungsurteil wählen, das sie tatsächlich nicht teilen (vgl. z.B. Converse, 1962, 1975, 1980; Zaller, 1992; zsf. Krosnick, 1999). Die Vorgabe dieser Antwortkategorie führte aber zu dem bekannten Problem bimodaler Antwortverteilungen, die zudem teilweise sehr rechtsschief sind, vermutlich wegen der z.T. stark wertenden Itemformulierungen. Problematischer als diese offensichtliche Verletzung der Annahme kontinuierlich normalverteilter Variablen für die Auswertungen ist jedoch, dass in den beiden Optionen zur expliziten Zurückweisung von durch Items konstatierten Sachverhalten das Wort "Ablehnung" statt "Keine Zustimmung" oder "(völlig) unzutreffend" gewählt wurde. Das Wort "Ablehnung" kann im Deutschen aber nicht nur geäußert werden, um die Unwahrheit eines behaupteten Sachverhalts auszudrücken, sondern auch und wahrscheinlich primär in einer Reihe von sprachlichen und außersprachlichen Kontexten, um die negative Beurteilung eines durchaus als wahr bzw. zutreffend beurteilten Sachverhalts. Entsprechende Antworten sind also inhärent mehrdeutig, da sie entweder als Wahrheits- oder als Valenzurteil gemeint sein können. Sie lassen sich eindeutig somit nur als fehlende explizite Zustimmung interpretieren.

    Alle faktor- und strukturanalytischen Auswertungen wurden mit Mplus auf der Basis eines integrierten und verallgemeinerten Ansatzes zur Fomulierung und Testung von Mess- und Strukturmodellen mit latenten Variablen durchgeführt.

    Die psychometrischen Eigenschaften der Kurzformen müssen bei einer Anwendung in weiteren Untersuchungen aber auf jeden Fall erneut geprüft werden, da die Items in Folgestudien mit besser geeigneten abgestuften oder binären Antwortformaten vorgegeben werden sollten und die inhaltliche Plausibilität der Hypothesen der konfirmatorischen Strukturmodelle unter Rückgriff auf weitere Daten erneut getestet werden sollte.

     

    Itemanalysen

    Eine explorative Faktorenanalyse (2 Parameter Normalkurven IRT Modell) aller Variabler der Vorform weist zwar fünf Faktoren mit Eigenwerten > 1 aus. Eine nach dem Eigenwertverlauf mögliche eindimensionale Lösung ist aber eindeutig unterspezifiziert, da sechs Items Faktorenladungen < .32 für nur einen Faktor erzielen. Eine fünf- und vierdimensionale Lösung ist demgegenüber überfaktorisiert und aufgrund einer standardisierten Faktorladung > 1 (Heywood case) bzw. einer negativen Residuenvarianz für ein Item nicht akzeptabel. In einer dreidimensionalen Lösung lassen sich zehn der zwölf Items drei Faktoren zuordnen. Der Zusammenhang zwischen sechs von ihnen wird durch den ersten Faktor determiniert. Er kann als Respekt für die Autorität der eigenen Eltern interpretiert werden. Fünf weitere Items des zweiten Faktors drücken primär eine allgemeine Bereitschaft zur Akzeptanz von Eigengruppenautoritäten aus. Drei weitere Items sind mit dem dritten Faktor assoziiert, aber zwei von ihnen nur schwach. Diese Items unterscheiden sich von den Indikatoren des zweiten Faktors zudem nur dadurch, dass sie positiven statt negativen Aussagen über eine Unterordnung unter Eigengruppenautoritäten entsprechen. Diese drei Items und die zwei Indikatoren, die mit keinem Faktor substantiell assoziiert sind, wurden deshalb nicht in die Endform übernommen. Die Ergebnisse werden in Tabelle 2 berichtet.

     

    Tabelle 2

    Faktorladungen (2 Parameter Normalkurven IRT-Modell mit WLSMV Schätzung und Promax-Rotation) für die Items zu Einstellungen gegenüber Eigengruppenautoritäten (n = 1346)

    Item

    1

    2

    3

    V81

    .88

    -.09

    .05

    V82

    .72

    .13

    .09

    V83

    .61

    .05

    -.02

    V80

    .62

    .19

    -.00

    V93

    .52

    .26

    .10

    V117

    .36

    .00

    -.13

    V35

    .04

    .65

    .23

    V34

    -.08

    .61

    -.08

    V119

    .04

    .60

    -.10

    V6

    .01

    .47

    .11

    V115

    .17

    .45

    -.15

    V101*

    -.00

    .01

    .54

    V31*

    .14

    .01

    .44

    V77*

    .11

    -.11

    .34

    V75*

    -.10

    .19

    .24

    V32*

    -.01

    .02

    .14

    Anm. V81: Kinder sollten immer zu ihren Eltern stehen. V82: Kinder sollten nichts ohne das Einverständnis ihrer Eltern tun.  V83: Jeder sollte für seine Eltern tiefe Liebe, Dankbarkeit und Respekt empfinden. V80: Ein Kind sollte sich tief verpflichtet fühlen, die Erwartungen seiner Eltern zu erfüllen.  V93: Im Allgemeinen ist es einem Kind im späteren Leben nützlich, wenn es gezwungen wird, sich den Vorstellungen seiner Eltern anzupassen. V117: Es ist natürlich und richtig, wenn jeder seine Familie für besser hält als jede andere. V35: Zu den wichtigsten Eigenschaften, die jemand haben kann, gehört disziplinierter Gehorsam der Autorität gegenüber.  V34: In unserer komplizierten Welt gibt es für uns nur eine Möglichkeit zu erfahren, was los ist: uns an Führungskräfte oder an Fachleute zu halten, auf die Verlass ist. V119: Wir sollten dankbar sein für führende Köpfe, die uns genau sagen, was wir tun sollen und wie. V6: Ich wäre froh, wenn ich jemanden fände, der mir sagen würde, wie ich meine persönlichen Probleme lösen könnte. V115: Was die Jugend am nötigsten braucht, sind strenge Disziplin, harte Entschlossenheit und der Wille, für die Familie und das Land zu kämpfen. V101: Ungehorsam gegen die jeweilige Regierung ist manchmal gerechtfertigt.  V31: Zu den wichtigsten Dingen, die Kinder lernen müssen, gehört es, zur richtigen Zeit Autorität in Frage zu stellen.  V77: Ein Junge, den sein Vater grausam behandelt, ist im Recht, wenn er von daheim fortläuft. V75: Kinder sollten für Ungehorsam nicht bestraft werden.  V32: Ein Soldat, der sich im Krieg weigert, einen unschuldigen Gefangenen auf Befehl zu erschießen, ist im Recht.  * = Item wurde vor den Auswertungen umgepolt.

     

    In einer erneuten explorativen Faktorenanalyse (Tabelle 3) nur der in die Endform übernommenen Variablen sind alle Indikatoren mit Werten > .50 mit ihrer Zieldimension assoziiert. Die Ladungen für die Indikatoren des zweiten Faktors liegen aber im Vergleich zu denen für die Items des ersten Faktors nur im mittleren Bereich.

     

    Tabelle 3

    Eigenwerte (E), Faktorkorrelation (R) und Faktorladungen (2-Parameter Normalkurven IRT-Modell mit WLSMV Schätzung und Promax-Rotation) für die Items zur Akzeptanz der Autorität von Eltern (AE) und von Eigengruppenautoritäten allgemein (AA; n=1346)

    Item

    AE

    AA

    V81

    .91

    -.07

    V82

    .70

    .15

    V83

    .57

    .11

    V34

    -.11

    .62

    V35

    .14

    .53

    V119

    -.07

    .70

    V115

    .11

    .50

    E

    3.1

    1.2

    R

    .57

    Anm. V81: Kinder sollten immer zu ihren Eltern stehen. V82: Kinder sollten nichts ohne das Einverständnis ihrer Eltern tun. V83: Jeder sollte für seine Eltern tiefe Liebe, Dankbarkeit und Respekt empfinden. V34: In unserer komplizierten Welt gibt es für uns nur eine Möglichkeit zu erfahren, was los ist: uns an Führungskräfte oder an Fachleute zu halten, auf die Verlass ist. V35: Zu den wichtigsten Eigenschaften, die jemand haben kann, gehört disziplinierter Gehorsam der Autorität gegenüber. V119: Wir sollten dankbar sein für führende Köpfe, die uns genau sagen, was wir tun sollen und wie. V115: Was die Jugend am nötigsten braucht, sind strenge Disziplin, harte Entschlossenheit und der Wille, für die Familie und das Land zu kämpfen.

     

    Auch die bivariaten Korrelationen (Tabelle 4) dieser Indikatoren sind mit Werten zwischen .29 und .42 geringer als die Interkorrelationen der Items des ersten Faktors, die zwischen .47 und .64 variieren.

     

    Tabelle 4

    Tetrachorische Korrelationen der Items zur Akzeptanz der Autorität von Eltern (AE) und von Eigengruppenautoritäten allgemein (AA) untereinander und mit dem Alter (3-kategorial) und Geschlecht (0 = männlich) der Befragten (n = 1346)

    Item

    V81

    V82

    V83

    V34

    V35

    V115

    V119

    V82

    .64

     

     

     

     

     

     

    V83

    .54

    .47

     

     

     

     

     

    V34

    .18

    .21

    .23

     

     

     

     

    V35

    .25

    .36

    .27

    .39

     

     

     

    V115

    .33

    .36

    .28

    .29

    .30

     

     

    V119

    .24

    .31

    .23

    .35

    .37

    .42

     

    Alter

    -.30

    -.36

    -.19

    -.06

    -.46

    -.06

    -.12

    Geschl

    .05

    .03

    -.12

    -.12

    .01

    .00

    -.21

    Anm. V81: Kinder sollten immer zu ihren Eltern stehen (AE). V82: Kinder sollten nichts ohne das Einverständnis ihrer Eltern tun (AE). V83: Jeder sollte für seine Eltern tiefe Liebe, Dankbarkeit und Respekt empfinden (AE). V34: In unserer komplizierten Welt gibt es für uns nur eine Möglichkeit zu erfahren, was los ist: uns an Führungskräfte oder an Fachleute zu halten, auf die Verlass ist (AA). V35: Zu den wichtigsten Eigenschaften, die jemand haben kann, gehört disziplinierter Gehorsam der Autorität gegenüber (AA). V115: Was die Jugend am nötigsten braucht, sind strenge Disziplin, harte Entschlossenheit und der Wille, für die Familie und das Land zu kämpfen. V119: Wir sollten dankbar sein für führende Köpfe, die uns genau sagen, was wir tun sollen und wie (AA).

     

    Itemkennwerte

    Die Korrelationen (siehe Tabelle 4) der Items untereinander sowie mit dem Alter (3-kategorial; Tabelle 5) und dem Geschlecht der Befragten liegen vor ebenso die Faktorenladungen nach einer explorativen (siehe Tabelle 3) und konfirmatorischen Messmodellanalyse (Abbildung 1).

     

    Tabelle 5

    In drei Kategorien eingeteiltes Alter

    Alter

    Anteil

    14-16 Jahre

    37.5%

    17-19 Jahre

    28.5%

    <19 Jahre

    34%

     

    Abbildung 1. Faktorenladungen nach einer konfirmatorischen Messmodellanalyse. V81: Kinder sollten immer zu ihren Eltern stehen (AE). V82: Kinder sollten nichts ohne das Einverständnis ihrer Eltern tun (AE). V83: Jeder sollte für seine Eltern tiefe Liebe, Dankbarkeit und Respekt empfinden (AE). V34: In unserer komplizierten Welt gibt es für uns nur eine Möglichkeit zu erfahren, was los ist: uns an Führungskräfte oder an Fachleute zu halten, auf die Verlass ist (AA). V35: Zu den wichtigsten Eigenschaften, die jemand haben kann, gehört disziplinierter Gehorsam der Autorität gegenüber (AA). V115: Was die Jugend am nötigsten braucht, sind strenge Disziplin, harte Entschlossenheit und der Wille, für die Familie und das Land zu kämpfen. V119: Wir sollten dankbar sein für führende Köpfe, die uns genau sagen, was wir tun sollen und wie (AA).

     

    Nach den erklärten Itemvarianzen aus der zweiten Analyse ist ein Item zu Einstellungen zu Eigengruppenautoritäten allgemein vergleichsweise wenig reliabel (V34: In unserer komplizierten Welt gibt es für uns nur eine Möglichkeit zu erfahren, was los ist: uns an Führungskräfte oder an Fachleute zu halten, auf die Verlass ist.). Die Residuen von zwei weiteren Indikatoren dieser Dimension korrelieren zudem signifikant (-.20). Die in einer Strukturgleichungsmodellanalyse (Abbildung 2) ermittelten Reliabilitäten für die drei bzw. vier Items zur Akzeptanz der Autorität von Eltern und von Eigengruppenautoritäten allgemein liegen zwischen .44 und .79 bzw. zwischen .23 und .47. Auch nach dieser Analyse sind also insbesondere Indikatoren der zweiten Subdimension wenig reliabel. In dieser wurden die Messmodelle zu acht Konstrukten mit zum Teil zwei oder drei Subdimensionen simultan geprüft. Die Beantwortung dieser Items wird also durch weitere, im Messmodell nicht berücksichtigte systematische Einflussgrößen mitbestimmt. Itemkennwerte für einen Teil der Items nach den Daten deutscher Jugendlicher, u.a. aus Studien von Lederer, sind ebenfalls im ZIS dokumentiert.

     

    Abbildung 2. Für alle acht Konstrukte der im ZIS dokumentierten Kurzformen nach der Adana-Studie simultane Strukturgleichungsmodellanalyse. Die Messmodellkomponenten einschließlich von acht signifikanten Residuenkorrelationen sowie einer Doppelladung für ein Item und die Zusammenhänge mit den Kovariaten Alter und Geschlecht sind aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht in der Grafik aufgeführt.

     

    Kennwerte für einen Teil der Items nach den Daten deutscher Jugendlicher, u.a. aus Studien von Lederer (Allgemeiner Autoritarismus, Kernautoritarismus, Respekt für unspezifische Autorität, Respekt für Staatsautorität, Respekt für elterliche Autorität, Ausländerablehnung, Autoritäre Familienstruktur), sind ebenfalls im ZIS dokumentiert.

    Reliabilität

    Cronbachs Alpha (Kuder-Richardson-20; SPSS 11) für die drei bzw. vier Items zur Akzeptanz der Autorität von Eltern bzw. von Eigengruppenautoritäten allgemein beträgt .72 bzw. .44. Die interne Konsistenz der drei Indikatoren der ersten Dimensionen ist also zufriedenstellend, nicht aber auch die der vier Indikatoren der zweiten Dimension. Diese Beobachtung stimmt damit überein, dass insbesondere ein Item dieser Subdimension in einer konfirmatorischen Messmodellanalyse (Abbildung 1) eine vergleichsweise niedrige Assoziation mit seinem Faktor erzielt und einen dementsprechend niedrigen Reliabilitätskoeffezienten (V34: In unserer komplizierten Welt gibt es für uns nur eine Möglichkeit zu erfahren, was los ist: uns an Führungskräfte oder an Fachleute zu halten, auf die Verlass ist). Zudem wird der Zusammenhang zwischen zwei weiteren Items dieser Dimension nach einer signifikanten Assoziation ihrer Residuen systematisch noch durch weitere, nicht im Modell erfasste Einflussgrößen mitbestimmt. Nach der Analyse eines Strukturgleichungsmodells (Abbildung 2), in welcher die Messmodelle für alle acht Konstrukte der im ZIS dokumentierten Kurzformen nach der Adana-Studie simultan geprüft wurden, beträgt die für diese Items aufgeklärte Varianz 70%, die für die Items zur Akzeptanz der Autorität von Eltern 73%. Hinweise zur Beurteilung der Reliabilität dieser Items nach den Daten deutscher Jugendlicher, u.a. aus Studien von Lederer (Allgemeiner Autoritarismus, Kernautoritarismus, Respekt für unspezifische Autorität, Respekt für Staatsautorität, Respekt für elterliche Autorität, Ausländerablehnung, Autoritäre Familienstruktur) sind ebenfalls im ZIS dokumentiert.

     

    Validität

    1)     Hinweise zur Beurteilung der formalen Gültigkeit der Items liefern die Ergebnisse einer konfirmatorischen Messmodellanalyse (Probitanalyse tetrachorischer Korrelationen; Abbildung 1). Sie bestätigt die zweidimensionale Einfachstruktur der Items der Endform. Eine akzeptable Anpassung wird aber erst bei Aufgabe der Annahme unkorrelierter Residuen der traditionellen Faktorenanlyse erzielt: Die Residuen von zwei Indikatoren zur Akzeptanz von Eigengruppenautoritäten allgemein sind untereinander signifikant assoziiert. Die Beantwortung dieser Items wird also durch weitere systematische Einflussgrößen mitbestimmt. Ein Indikator zur Akzeptanz von Eigengruppenautoritäten (V35) unterschreitet zudem mit einer Assoziation von .49 mit seiner Zieldimension knapp das vorab definierte Selektionskriterium von Faktorenladungen >    .50.

    2)     Weitere Hinweise zur Beurteilung der formalen Validität und der Konstruktvalidität der beiden Itembatterien liefert eine Analyse tetrachorischer Korrelationen mit einem Strukturgleichungsmodell (Probitmodellierung; Abbildung 2). In dieses wurden jeweils drei bis vier dichotome Indikatoren zur Operationalisierung von insgesamt acht Konstrukten mit zum Teil zwei oder drei Subdimensionen einbezogen. Drei dieser Itembatterien bzw. Gruppen multipler Indikatoren sollen Fremdgruppenorientierungen erfassen und zwei weitere eine u.a. in Abhängigkeit von diesen variierende Bereitschaft zur Akzeptanz intra- und internationaler militärischer Interventionen. Die übrigen Itembatterien sollen, wie die beiden hier dokumentierten, Konstrukte operationalisieren, die nach der Literatur ihrerseits die Ausprägung von Fremdgruppenorientierungen direkt oder indirekt mit determinieren sollten. Das wegen seiner relativ schiefen Verteilung in drei Kategorien eingeteilte Alter (Tabelle 5) und das Geschlecht der Befragten wurden als Kovariate ebenfalls in die Analyse einbezogen. Die bivariaten Korrelationen der Summenwerte dieser Variablen liegen in Tabelle 6 vor.

     

    Tabelle 6

    Korrelationen (Pearson) der Kurzformen untereinander und mit dem Alter (Kendells tau-b) und dem Geschlecht (Eta) (n = 1346)

    Skala

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    13

    14

    15

    16

    2 WFR

    .13

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    3 RRN

    .09

    .57

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    4 RTL

    .17

    .49

    .58

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    5 VZB

    -.01

    .04

    .07

    .10

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    6 GMO

    .14

    .37

    .53

    .46

    .15

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    7 ANO

    .00

    .10

    .10

    .15

    .29

    .19

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    8 AE

    .32

    .34

    .40

    .39

    .08

    .40

    .20

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    9 AA

    .13

    .28

    .40

    .44

    .14

    .43

    .23

    .37

     

     

     

     

     

     

     

     

    10 INA

    .22

    .22

    .32

    .43

    .08

    .35

    .37

    .41

    .44

     

     

     

     

     

     

     

    11 INÜ

    .16

    .34

    .41

    .41

    .09

    .33

    .16

    .38

    .38

    .42

     

     

     

     

     

     

    12 MIN

    .10

    .03

    .06

    .12

    .19

    .15

    .24

    .22

    .19

    .22

    .23

     

     

     

     

     

    13MZWI

    .02

    .20

    .31

    .27

    .09

    .26

    .03

    .18

    .21

    .15

    .23

    .10

     

     

     

     

    14 FGA

    .12

    .29

    .42

    .38

    .18

    .45

    .16

    .31

    .37

    .35

    .35

    .15

    .32

     

     

     

    15FGSA

    .06

    .28

    .37

    .36

    .08

    .28

    .13

    .27

    .23

    .24

    .34

    .20

    .28

    .41

     

     

    16FGSJ

    .03

    .38

    .55

    .42

    .09

    .40

    .11

    .24

    .29

    .21

    .32

    .07

    .31

    .47

    .44

     

    Alter

    -.06

    -.07

    -.12

    -.16

    -.17

    -.15

    -.17

    -.24

    -.16

    -.14

    -.22

    -.29

    -.06

    -.10

    -.18

    -.12

    Geschl.

    .05

    .11

    .10

    .09

    .07

    .06

    .17

    .00

    .08

    .10

    .02

    .18

    .19

    .07

    .05

    .12

                                       

    Anm. Pearsons Korrelationen: für r < .04 nicht signifikant, für 0.4 < r < .07 signifikant mit p = .05, für r > .07 signifikant mit p = .01. Kendells tau-b: alle Korrelationen signifikant mit p = .01. 1 WFL: Wahrgenommene Familienstruktur: Liebe und Unterstützung durch die Eltern. 2 WFR: Wahrgenommene Familienstruktur: Erziehung zur Religiosität durch die Eltern. 3 RRN: Religiosität von Befragten: Erfüllung religiöser Regeln und Normen. 4 RTL: Religiosität von Befragten: Teilnahme am religiösen Leben. 5 VZB: Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen. 6 GMO: Beurteilung der gesellschaftlichen Moral. 7 ANO: Anomie. 8 AE: Eigengruppenautoritäten: Eltern. 9 AA: Eigengruppenautoritäten: allgemein. 10 INA: Identifikation mit der eigenen Nation: affektive Bindung. 11 INÜ: Identifikation mit der eigenen Nation: Überlegenheit der eigenen Nation. 12 MIN: Militär-/Gewaltakzeptanz: intranational. 13 MZWI: Militär-/Gewaltakzeptanz: international. 14 FGA: Fremdgruppenorientierungen: allgemein. 15 FGSA: Fremdgruppenorientierungen: spezifisch: Armenier. 16 FGSJ: Fremdgruppenorientierungen: spezifisch: Juden. Geschlecht: 1 = männlich, 2 = weiblich. Eta beschreibt den Anteil der erklärten Varianz aufgrund des Merkmals y an der Gesamtvarianz.

     

    Das Modell wurde mit denselben Daten getestet, die zur Selektion der Indikatoren für Kurzformen verwendet worden waren. Die Ergebnisse können somit zwar nicht für eine Entscheidung über das Zutreffen detaillierter gerichteter oder alternativer theoretischer Annahmen herangezogen werden. Sie können aber Aufschluss darüber geben, ob sich die durch die Kurzformen operationalisierten Dimensionen und ihre Indikatoren theoretisch sinnvoll und plausibel in ein nomologisches Netzwerk assoziierter Konstrukte einordnen lassen, d.h. inwieweit sie konstruktvalide sind. Unter Berücksichtigung dieser Einschränkung kann die Anpassung des relativ komplexen Modells als hinreichend beurteilt werden (x2 = 1414.5, df = 525, p = .00, CFI = 93, TLI = .96, RMSEA = .04). Nach den (standardisierten) Regressionskoeffizienten sind:

    a)     Alle Items mit ihren Zieldimensionen > .50 assoziiert. Eine Ausnahme bildet erneut wie in der gesonderten Messmodellanalyse (Abbildung 1) nur Item V35 mit einer Ladung von .48. Die in der ersten Analyse ermittelten Residuenkorrelationen sind zwar nach der simultanen Mess- und Strukturmodellanalyse der Daten zu acht Konstrukten statistisch nicht mehr bedeutsam. Das Residum eines Indikators zur Akzeptanz von Eigengruppenautoritäten allgemein (V119) korreliert aber signifikant (-.13) mit dem eines Indikators zur Akzeptanz innergesellschaftlicher militärischer Interventionen (V115-1).

    b)     Die beiden hier betrachteten Itembatterien bzw. die durch sie operationalisierten Konstrukte werden nach den Ergebnissen der Strukturmodellanalyse (Abbildung 2) wie aufgrund ihrer Interkorrelation zu erwarten signifikant durch einen mit "Autoritäre Orientierungen" bezeichneten übergeordneten Faktor determiniert (AA: .79, AE: .58). Dieser wird direkt positiv und signifikant (.45) durch die Beurteilung der gesellschaftlichen Moral bzw. Natur beeinflusst, durch die Bereitschaft zur Erfüllung religiöser Normen und Gebote (.43) sowie durch Gefühle der Anomie (.26). Vermittelt über diese Konstrukte sind autoritäre Orientierungen indirekt mit dem Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen und die praktizierte Religion der Befragten assoziiert, die ihrerseits direkt durch die Erziehung zur Religion durch die Eltern beeinflusst werden. Die Akzeptanz der Autorität der Eltern, aber auch die von Eigengruppenautoritäten allgemein variiert zudem direkt und positiv (.49 bzw. .21) mit einem liebevoll-unterstützenden Erziehungsverhalten der eigenen Eltern. Umgekehrt beeinflussen autoritäre Orientierungen direkt die Identifikation mit der eigenen Nation (.73) und die Einstellungen zu Ausländern allgemein (.93) sowie zu Juden (.95) und Armeniern (.69). Nicht direkt, sondern nur vermittelt über diese Konstrukte, sind sie aber mit der Bereitschaft zur Akzeptanz intra- und internationaler militärischer Interventionen verbunden.

    c)     Die Mehrzahl der Indikatoren der Subdimensionen autoritärer Orientierungen werden nach bivariaten Korrelationen (Tabelle 4) z.T. altersabhängig beantwortet, aber nur in einem Fall (v119) auch geschlechtsabhängig. Auch nach der Strukturmodellanalyse variiert die Akzeptanz von Eigengruppenautoritäten allgemein positiv (.12), die Akzeptanz der Autorität von Eltern (-.10) aber negativ mit dem Alter der Befragten. Das Geschlecht der Befragten übt dagegen nur einen direkten Einfluss auf die Beantwortung eines Indikators der ersten Dimension aus (-.13, V119). Ein weiterer wird zudem direkt durch das Alter (-.33, V35) beeinflusst. Danach stimmen männliche Befragte der Aussage "Wir sollten dankbar sein für führende Köpfe, die uns genau sagen, was wir tun sollen und wie" seltener zu als weibliche und ältere Befragte akzeptieren seltener als jüngere die Aussage "Zu den wichtigsten Eigenschaften, die jemand haben kann, gehört disziplinierter Gehorsam der Autorität gegenüber".

    Zusammenfassend lässt sich also festhalten: Die verschiedenen Prüfungen der psychometrischen Eigenschaften der beiden hier dokumentierten Itembatterien belegen deren formale und Konstruktvalidität. Die Reliabilität der Items zur Akzeptanz von Eigengruppenautoritäten ist aber vergleichsweise gering, wahrscheinlich auch deshalb, weil mehrere Indikatoren dieser Dimension alters- und geschlechtsspezifisch interpretiert und beantwortet werden.

     

    Deskriptive Statistiken (Normierung)

    Die Häufigkeitsverteilungen für die Items der Vor- und Endform liegen vor sowie die Mittelwerte und Standardabweichungen für die dichotomisierten Antworten zu der Endform in Tabelle 7. Angaben über die Beantwortung der meisten dieser Items durch deutsche Befragte, u.a. aus Studien von Lederer (Allgemeiner Autoritarismus, Kernautoritarismus, Respekt für unspezifische Autorität, Respekt für Staatsautorität, Respekt für elterliche Autorität, Ausländerablehnung, Autoritäre Familienstruktur) sind ebenfalls im ZIS dokumentiert.

     

    Tabelle 7

    Prozentuale Häufigkeiten für fünf und für zwei dichotomisierte Antwortoptionen mit mittleren Summenwerten (M) und Standardabweichungen (s) für die Items zu Einstellungen gegenüber Eigengruppenautoritäten (n = 1346)

    Item

    5 Antwortoptionen

    dichotom

    Einstellung zur Autorität von Eltern

    1

    2

    3

    4

    5

    fehlt

    0

    1

    v81

    4.8

    15.2

    14.6

    31.9

    31.7

    1.8

    36.3

    63.7

    v82

    7.7

    21.2

    17.8

    27.4

    24.2

    1.7

    48.4

    51.6

    v83

    1.3

    3.1

    6.3

    30.8

    55.8

    2.7

    13.4

    86.6

    M (s)

     

     

     

     

     

     

    2.0 (1.0)

    Einstellung zu Autoritäten allgemein

     

     

     

     

     

     

     

     

    v34

    5.8

    9.4

    16.9

    31.8

    35.3

    .8

    32.9

    67.1

    v35

    9.8

    14.7

    18.1

    30.1

    26.1

    1.2

    43.8

    56.2

    v115

    4.3

    8.3

    18.1

    34.0

    32.2

    3.1

    33.8

    66.2

    v119

    6.2

    12.5

    20.5

    33.1

    24.8

    2.9

    42.1

    57.9

    M (s)

     

     

     

     

     

     

    2.5 (1.3)

    Ausgeschlossene Items

     

     

     

     

     

     

     

     

    v6

    7.7

    15.5

    10.3

    34.7

    31.2

    .6

    34.1

    65.9

    v31*

    1.0

    2.2

    19.0

    39.7

    36.4

    1.6

    23.8

    76.2

    v32*

    5.9

    4.7

    13.2

    25.0

    50.4

    1.0

    24.7

    75.3

    v75*

    7.4

    23.3

    21.7

    29.3

    16.0

    2.4

    54.8

    45.2

    v77*

    11.0

    24.1

    25.7

    23.6

    12.6

    3.0

    63.7

    36.3

    v80

    11.7

    25.3

    21.6

    24.7

    14.8

    1.9

    60.5

    39.5

    v93

    7.7

    16.7

    25.3

    26.7

    21.8

    1.9

    51.6

    48.4

    v101*

    3.9

    6.1

    31.7

    34.9

    19.7

    3.7

    45.4

    54.6

    v117

    10.0

    26.9

    16.4

    27.3

    16.7

    2.7

    56.0

    44.0

    Anm. 5 Antwortoptionen: 1 = Starke Ablehnung, 2 = Ablehnung, 3 = unentschieden, 4 = Zustimmung, 5 = Volle Zustimmung. dichotom: 0 = keine explizite Zustimmung, 1 = explizite Zustimmung. * Item wurde für alle weiteren Analysen umgepolt. V81: Kinder sollten immer zu ihren Eltern stehen (AE). V82: Kinder sollten nichts ohne das Einverständnis ihrer Eltern tun (AE). V83: Jeder sollte für seine Eltern tiefe Liebe, Dankbarkeit und Respekt empfinden (AE). V34: In unserer komplizierten Welt gibt es für uns nur eine Möglichkeit zu erfahren, was los ist: uns an Führungskräfte oder an Fachleute zu halten, auf die Verlass ist (AA). V35: Zu den wichtigsten Eigenschaften, die jemand haben kann, gehört disziplinierter Gehorsam der Autorität gegenüber (AA). V115: Was die Jugend am nötigsten braucht, sind strenge Disziplin, harte Entschlossenheit und der Wille, für die Familie und das Land zu kämpfen. V119: Wir sollten dankbar sein für führende Köpfe, die uns genau sagen, was wir tun sollen und wie (AA). V6: Ich wäre froh, wenn ich jemanden fände, der mir sagen würde, wie ich meine persönlichen Probleme lösen könnte. V31: Zu den wichtigsten Dingen, die Kinder lernen müssen, gehört es, zur richtigen Zeit Autorität in Frage zu stellen. V32: Ein Soldat, der sich im Krieg weigert, einen unschuldigen Gefangenen auf Befehl zu erschießen, ist im Recht. V75: Kinder sollten für Ungehorsam nicht bestraft werden. V77: Ein Junge, den sein Vater grausam behandelt, ist im Recht, wenn er von daheim fortläuft. V80: Ein Kind sollte sich tief verpflichtet fühlen, die Erwartungen seiner Eltern zu erfüllen. V93: Im Allgemeinen ist es einem Kind im späteren Leben nützlich, wenn es gezwungen wird, sich den Vorstellungen seiner Eltern anzupassen. V101: Ungehorsam gegen die jeweilige Regierung ist manchmal gerechtfertigt. V117: Es ist natürlich und richtig, wenn jeder seine Familie für besser hält als jede andere.

     

    •       Doz. Dr. Adnan Gümüs, E-Mail: agumus@mail.cu.edu.tr
    •       Doz. Dr. Müfit Gömleksiz, Çukurova Üniversitesi, Egitim Fakütesi, Adana/ Türkei, E-Mail: gomleksiz@mail.cu.edu.tr 
    •       GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Postfach 12 21 55, 68072 Mannheim, E-Mail: zis@gesis.org;
    •        Cand. Psych. Doreen Balke, E-Mail: balke@aol.com.

     

    Die Skala wurde unter anderem in folgenden Studien eingesetzt:

    -       ALLBUS/GGSS 1980-2012 (ZA4578), ein Item

    -       ALLBUS/GGSS 1996 (ZA2800), ein Item

    -       ALLBUS/GGSS 2002 (ZA3700), ein Item

    -       ALLBUS/GGSS 2006 (ZA4500), ein Item

    -       ALLBUS/GGSS 2012 (ZA4614), ein Item