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Persönliche Norm global

  • Author: Hunecke, M., Blöbaum, A., Matthies, E., & Höger, R.
  • In ZIS since: 1999
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis174
  • Abstract:
  • Language Documentation: deutsch
  • Language Items: German
  • Number of Items: 5
  • Reliability: Cronbachs Alpha = .65
  • Validity: Es liegen Hinweise auf die Konstruktvalidität vor.
  • Construct: Umweltverantwortung
  • Catchwords: Verantwortung, Einstellung | responsibility, attitude
  • Item(s) used in Representative Survey: nein
  • Status of Development: validiert
    • Instruktion

      Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu?

       

      Items

      Nr.

      Item

      1

      Ich fühle mich verpflichtet, eine finanzielle Spende an Umweltschutzorganisationen zu entrichten.

      2

      Ich fühle mich aus Umweltschutzgründen verpflichtet, wenn immer es mir möglich ist, Nahrungsmittel aus kontrolliert ökologischem Anbau zu kaufen.

      3

      Stellen Sie sich vor, Sie haben sich an einem Sommerabend mit Freunden zum Grillen im Grünen verabredet. Dabei weist einer Ihrer Freunde auf die Umweltbelastungen des Grillens hin. Hätten Sie der Umwelt gegenüber ein schlechtes Gewissen, wenn Sie sich weiter am Grillen beteiligen würden?

      4

      Ich hätte ein schlechtes Gewissen gegenüber der Umwelt, wenn ich am Silvesterabend Feuerwerkskörper abbrennen würde.

      5

      Ich fühle mich aus ökologischen Gründen dazu verpflichtet, in nicht so weit entfernte Urlaubsorte zu verreisen.

       

      Antwortvorgaben

      Fünfstufige Likertskala (äquidistant nach Rohrmann, 1978) mit numerischer Verankerung für den Grad der Zustimmung zu jedem Item mit den Antwortalternativen „1: nicht (--)“,  „2: wenig (-)“, „3: mittelmäßig (.)“, „4: ziemlich (+)“ und „5: sehr (++)“

       

      Auswertungshinweise

      Die für jedes Item angekreuzten Skalenpunktwerte können zu einem Gesamt-Punktwert aufaddiert werden. Alle Items sind so konstruiert, dass sie von Personen mit einer positiven "persönlichen Norm" zur Umwelt bejaht werden sollten, abgestuft von 1 = "nicht" bis 5 = "sehr". Die "persönliche Norm" zur Umwelt ist also umso höher, je höher der Punktwert der Befragten auf der Gesamtskala ist.

      Da alle Items positiv gepolt sind, kann eine Antwortbeeinflussung durch Akquieszenz nicht ausgeschlossen werden.

       

       

    Die persönliche Norm (global) entspricht der auf die eigene Person bezogene, allgemeine normative Verpflichtung, sich umweltschonend zu verhalten. Die aktivierte persönliche (ökologische) Norm soll sich in einem aktuellen Gefühl der moralischen Verpflichtung ausdrücken, das schließlich verhaltenswirksam wird.

    Den theoretischen Hintergrund des Bochumer Umwelt-Projekts bildet ein Modell der Norm-Aktivation siehe Abbildung 1; Blöbaum, Hunecke, Matthies & Höger, 1997), welches das Norm-Aktivationsmodell zum altruistischen Verhalten von Schwartz (1977, 1981; siehe Abbildung 2) auf den Bereich individueller, umweltverantwortlicher Handlungen überträgt.

     

    Abbildung 1.Vereinfachtes Norm-Aktivations-Modell

     

    Zwei Zusammenhänge stehen im Mittelpunkt des ursprünglichen Schwartz-Modells: Zum einen die Aktivierung einer Persönlichen Norm mit dem dazugehörigen Gefühl der moralischen Verpflichtung und zum anderen die Umsetzung dieser moralischen Verpflichtung in tatsächliches Verhalten.

    Schwartz führt mehrere grundlegende innerpsychische Bewertungsprozesse der Handlungssituation an, die an der Generierung des Gefühls der moralischen Verpflichtung beteiligt sind. Hierzu zählen: die Wahrnehmung der Hilfsbedürftigkeit einer Person (Problemwahrnehmung), die Bewusstheit über Handlungskonsequenzen und die Wirksamkeitserwartungen (Schwartz, 1977, S. 241). Weiterhin verweist Schwartz  auf die Moderatorfunktion der Konstrukte Wahrnehmung kausaler Verursachungszusammenhänge, Fähigkeiten zum Eingreifen, Verantwortungszuschreibung durch andere und Appelle zum Eingreifen (Schwartz, 1977, S. 246-250). Der Zusammenhang zwischen der moralischen Verpflichtung und dem tatsächlichen Verhalten wird durch Rechtfertigungen moderiert, die zu einer Zurückweisung der Verantwortung führen. Einzelne Modellkomponenten des Schwartz-Modells konnten bereits in anderen Studien zum umweltrelevanten Verhalten bestätigt werden (siehe z.B. Van Liere & Dunlap, 1978; Black, Stern & Elsworth, 1985; Stern, Dietz & Black, 1986; Vining & Ebreo, 1992).

     

    Abbildung 2. Norm-Aktivations-Modell nach Schwartz (1977)

     

    In dem modifizierten Schwartz-Modell (Blöbaum, Hunecke, Matthies & Höger, 1997) steht nicht mehr die Aktivierung einer altruistischen sondern einer umweltrelevanten, also ökologischen Norm im Zentrum der Erklärung. Es beschreibt den Prozess der Überführung einer allgemein akzeptierten sozialen Norm ("umweltbewusst zu leben") in eine für das Individuum relevante persönliche Norm ("ich sollte umweltbewusst leben"). Es wird angenommen, dass eine Reihe von kognitiven Moderatorvariablen diese Überführung beeinflussen und dass die persönliche ökologische Norm schließlich - unter dem Einfluss von Kosten-Nutzen-Analysen und Rechtfertigungsstrategien - verhaltenswirksam wird.

     

     

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Das Instrument besteht aus fünf neu formulierten Items, die in Szenarienform auf konkrete Verhaltensebenen zugeschnitten sind. Es wurde vom Bochumer Projekt der Arbeitsgruppe "Multidisziplinäre Ansätze zur Verhaltensveränderung" des DFG-Schwerpunktprogramms "Mensch und globale Umweltveränderungen" entwickelt.

     

    Stichproben

    Die Items wurden einer Zufallsstichprobe Bochumer Bürgerinnen und Bürger in telefonischen Interviews dargeboten. Die Adressen wurden über ein Zufallsverfahren aus dem Bochumer Telefonbuch entnommen. Berücksichtigt wurden nur Personen über 18 Jahre, da sie - entsprechend der interessierenden Verhaltensbereiche - potentielle Pkw-NutzerInnen sein mussten. Die Rücklaufquote der Bruttostichprobe (N = 550) betrug 43.5%. Es ergab sich also eine Nettostichprobe von N = 239. Das Durchschnittsalter der Stichprobe betrug 47.6 Jahre. Männer und Frauen waren gleich verteilt.

     

    Itemanalyse

    Eindimensionalität der 5-Item-Skala wurde mittels Faktorenanalyse (orthogonale Varimax-Rotation) nachgewiesen. Die durch die einfaktorielle Lösung aufgeklärte Varianz beträgt 40.7%.

     

    Itemkennwerte

    Die formale Gültigkeit der Items (Faktorladungen) variiert zwischen .59 und .68 (siehe Tabelle 1).

     

    Tabelle 1

    Faktorladungen (F1), Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Items „Persönliche Norm global“

     

    Item

    F1

    M

    SD

    1

    Ich fühle mich verpflichtet, eine finanzielle Spende an Umweltschutzorganisationen zu entrichten.

    .59

    2.49

    1.28

    2

    Ich fühle mich aus Umweltschutzgründen verpflichtet, wenn immer es mir  möglich ist, Nahrungsmittel aus kontrolliert ökologischem Anbau zu kaufen.

    .64

    3.57

    1.57

    3

    Stellen Sie sich vor, Sie haben sich an einem Sommerabend mit Freunden zum   Grillen  im Grünen verabredet. Dabei weist einer Ihrer Freunde auf die Umweltbelastungen des Grillens hin. Hätten Sie der Umwelt gegenüber ein schlechtes Gewissen, wenn Sie sich weiter am Grillen beteiligen würden?

    .60

    3.07

    1.29

    4

    Ich hätte ein schlechtes Gewissen gegenüber der Umwelt, wenn ich am Silvesterabend Feuerwerkskörper abbrennen würde.

    .65

    2.86

    1.41

    5

    Ich fühle mich aus ökologischen Gründen dazu verpflichtet, in nicht so weit entfernte Urlaubsorte zu verreisen.

    .68

    2.33

    1.28

     

     

    Reliabilität

    Die Reliabilität der Skala (Cronbachs Alpha) beträgt α = .65.

                                                              

    Validität

    Die Werte zur "Persönlichen Norm" korrelieren signifikant (siehe Tabelle 2) mit den übrigen Modellvariablen des modifizierten Norm-Aktivations-Modells in Anlehnung an Schwartz (siehe Abbildung 1).


     

    Tabelle 2

    Korrelationen zur Beschreibung der Zusammenhänge der Persönlichen Norm mit den übrigen  Modellvariablen des modifizierten Norm-Aktivations-Modells (n = 231)

     

     

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    Appelle zum Eingreifen

    1

    Persönliche Norm global

    .45**

    .27**

    .31**

    .17*

    .30**

    .38**

    .23*

    2

    Problemwahrnehmung global

     

    .29**

    .18

    .28**

    .44**

    .44**

    .19*

    3

    Bewusstheit von Handlungskonsequenzen global

     

     

    .29**

    .32**

    .30**

    .27**

    .18*

    4

    Verantwortungszuschreibung andere

     

     

     

    .09

    .08

    .24**

     

    .56**

    5

    Fähigkeiten zum Eingreifen

     

     

     

     

    .29**

    .12

    14

    6

    Wirksamkeitserwartungen

     

     

     

     

     

    .38**

    .08

    7

    Wahrnehmung kausaler Zusammenhänge

     

     

     

     

     

     

    .25**

    Anmerkungen. *: p < 0.01, **: p < 0.001

     

    Deskriptive Statistiken

    Der Mittelwert der 5-Item-Skala beträgt M = 14.3, die Standardabweichung SD = 4.4. Die Mittelwerte der einzelnen Items weisen auf eine mittlere Ausprägung der globalen ökologischen Norm hin (siehe Tabelle 1).