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Wichtigkeit deutscher Identitätsmerkmale (ISSP 95)

  • Autor/in: Balke, D., El-Menouar, Y., Rastetter, R.U., & Schmidt, P.
  • In ZIS seit: 1999
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis96
  • Zusammenfassung: Die hier dokumentierten Items, die aus dem ISSP stammen, sollen erfassen, welche Bedeutung heute eine ethnisch orientierte Kategorisierung für die nationale Eigengruppenbestimmung der Deutschen hat.
    Abstract: The items documented here, which originate from the ISSP, are intended to record what significance an ethnically oriented categorization has today for the national group determination of the Germans.
  • Sprache Dokumentation: deutsch
  • Sprache Items: deutsch, englisch (original)
  • Anzahl der Items: 7
  • Reliabilität: Cronbachs Alpha = .81 bis .82
  • Validität: Hinweis auf die konvergente und divergente Validität
  • Konstrukt: Identität
  • Schlagwörter: nationale Identität | national identity
  • Item(s) in Bevölkerungsumfrage eingesetzt: ja
  • URL Webseite: Pretesting 
  • URL Datenarchiv: ISSP 1995, ISSP 2003, ISSP 2013, ALLBUS/GGSS 2004, European Values Study 2008 (einige Items), Adult Education Survey (AES 2012 - Germany) (2 Items), ALLBUS/GGSS 2014
  • Entwicklungsstand: validiert, normiert
    • Instruktion

      Manche Leute meinen, dass die folgenden Dinge wichtig sind, um wirklich ein Deutscher/eine Deutsche zu sein. Andere halten sie für nicht wichtig. Wie stufen Sie diese Dinge ein?

      Bitte machen Sie in jeder Zeile ein Kreuz!

       

      Englische Originalformulierung: Some people say the following things are important for being [truly German]. Others say they are not important. How important do you think each of the following is...

       

      Items

      Nr.

      Item

      englischen Originalformulierungen

      1

      In Deutschland geboren zu sein

      to have been born in [Germany]

      2

      Die deutsche Staatsangehörigkeit zu besitzen

      to have [German] citizenship

      3

      Den größten Teil des Lebens in Deutschland gelebt zu haben

      to have lived in [Germany] for most of one´s life

      4

      Deutsch sprechen zu können

      to be able to speak [German]

      5

      Ein Christ zu sein

      to be a [Christian]

      6

      Die deutschen politischen Institutionen und Gesetze zu achten

      to respect [Germany´s] political institutions and laws

      7

      Sich als Deutscher /Deutsche zu fühlen

      to feel [German]

       

      Antwortvorgaben

      4-stufige Kategorial-Skala mit Benennung aller Abstufungen

      -       1 = Sehr wichtig (Very important)

      -       2 = Eher wichtig (Fairly important)

      -       3 = Nicht sehr wichtig (Not very important)

      -       4 = Überhaupt nicht wichtig (Not important)

      -       Kann ich nicht sagen (Can´t choose)

       

      Auswertungshinweise

      Die 4-stufige Kategorialskala reicht von "sehr wichtig" (Wert 1) bis "überhaupt nicht wichtig" (Wert 4). Ein niedriger Gesamtpunktwert der auf 5 Items reduzierten Itembatterie zeigt dabei an, dass das Vorliegen der Merkmale für den Befragten wichtig ist, "um wirklich deutsch zu sein".

       

    Ethnizität kann als soziale Kategorie für den Vergleich zwischen Fremd- und Eigengruppe herangezogen werden. Sie basiert nach Max Weber (1972) auf kollektiv geteilten Überzeugungen, aufgrund einer ähnlichen Kultur und einer gemeinsamen Geschichte der gleichen Abstammungsgemeinschaft anzugehören und sich diesbezüglich von anderen Gruppen zu unterscheiden. Solche Merkmale können z.B. die Rasse, die Abstammung, aber auch die Kultur oder die Religion sein. Sie sind also zum Teil nicht sozialisierbar und werden als schwer assimilierbar wahrgenommen.

    Ethnische Gemeinschaften entwickeln sich in Umgebungen oder Situationen, in denen diese spezifische Form von Abgrenzung gegenüber Anderen notwendig erscheint (Esser, 1985). Soziale Kategorisierung auf der Grundlage von Ethnizität bedeutet in Bezug auf die Nation zunächst: (a) Segmentierung von Nationen in distinkte Gruppen (ethnische Segmentierung von Nationen, Esser, 1985) und (b) Selbstzuordnungen bzw. Abgrenzungen des Individuums gegenüber diesen Gruppen.

    Nach Blank und Schmidt (1994) ist die nationale Zugehörigkeit als Kriterium der Distinktion zwischen Gruppen dann wichtig, wenn der Fokus Nation zur Strukturierung von Situationen eingesetzt wird. Der Wandel nationalstaatlicher Grenzen, politische Handlungen, welche nationale Angelegenheit als Bezugsrahmen haben (Minderheitenschutz), und Situationen, wie sie die deutsch-deutsche Vereinigung produziert hat, machen Nation zum alltäglichen Handlungsfokus, wenn es z.B. um die Frage der Gemeinsamkeiten zwischen Ost- und Westdeutschen oder um die Beschränkung der Aufnahme von Asylbewerbern geht. In solchen Situationen sinkt die Sicherheit bezüglich der Gruppengrenzen, der Legitimität dieser Grenzen und ihrer potentiellen Durchlässigkeit. Intragruppenprozesse werden aktiviert. Das Bedürfnis nach intersubjektivem Konsens in der Eigengruppe verstärkt sich, weil die Unsicherheit der Abgrenzung gegenüber der Außenwelt zunimmt. Soziale Kategorisierung auf der Basis von Ethnizität kann dann eine hohe Bedeutung erlangen und die Ausbildung ethnozentrischer Orientierungen fördern, besonders wenn sich andere Kategorisierungskriterien als unbrauchbar erweisen.

    Die hier dokumentierten Items sollen erfassen, welche Bedeutung heute eine solche ethnisch orientierte Kategorisierung für die nationale Eigengruppenbestimmung der Deutschen hat. Die Items fragen dazu danach, welche Merkmale als wesentlich für eine Zuordnung zu der sozialen Kategorie beurteilt werden, Deutsche/r zu sein, d.h. sie sollen die Beurteilung grundlegender Inklusions- bzw. Exklusionsmerkmale deutscher Identität erfassen. Eine allgemeine Zustimmung zu den Itemaussagen (die Eigenschaften werden von den Befragten überwiegend als wichtig für die Zugehörigkeit eingestuft) sollte dabei eher den Wunsch nach ethnischer Homogenisierung ausdrücken, während eine allgemeine Ablehnung (die vorliegenden Eigenschaften sind nicht wichtig) eher ein Tolerieren von oder Streben nach ethnischer Heterogenisierung widerspiegeln sollte. Je mehr das Vorliegen bestimmter Eigenschaften von den deutschen Befragten vorausgesetzt wird, um wirklich Deutsche(r) zu sein, desto stärker sollte ferner eine Abgrenzung gegenüber Fremdgruppen angestrebt und die Assimilation oder Integration von Fremdgruppen (z.B. Ausländer) erschwert werden.

     

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Die hier dokumentierten 7 Items stammen aus dem ISSP (http://www.issp.org), das sich für die jährlich stattfindenden Umfragen unterschiedliche sozialwissenschaftliche Themenschwerpunkte setzt. Diese werden von den 4 Gründungsmitgliedern des ISSP (ZUMA, Deutschland; NORC, USA; SCPR, Großbritannien und der Research School of Social Science, Australien) festgelegt. Der Originalfragebogen wird zunächst in British-English erstellt und dann in die jeweiligen Landessprachen für die nationale Umfrage übersetzt (paper-pencil). Ein Ziel ist es dabei, den 31 teilnehmenden Ländern einen interkulturellen Vergleich zu ermöglichen. Für das Jahr 1995 wurde der Themenschwerpunkt "Nationale Identität" (vgl. Harkness, 1996) festgelegt. Von Interesse waren die Einstellungen zur Kultur einer Nation, zur Staatsbürgerschaft und zu Minderheiten und Ausländern in der Gesellschaft. In diesem Zusammenhang wurde auch gefragt, welche von 7 Merkmalen für den Befragten persönlich wichtig sind, "um wirklich ein Deutscher/ eine Deutsche zu sein" (archive label: citizenship; topic/dimension: views on what makes someone truly [nationality]). Eine semantisch ähnliche Fragenbatterie wurde auch im ALLBUS 1996 eingesetzt.

     

    Stichproben

    Das ISSP 1995 rekrutierte die Befragten aus der Stichprobe der ALLBUS/ISSP-Umfrage 1994 (vgl. Harkness, ZUMA Arbeitsbericht 96/10). 55 ungültige Fälle wurden zuvor aus dem ALLBUS 1994-Datensatz entfernt. Der ISSP-Fragebogen (1995) wurde 3582 Personen mit der Post zugesandt (Westdeutschland: 2342; Ostdeutschland: 1108). Zusätzlich wurden 132 Personen einbezogen, die 1994 erst 17 Jahre alt waren und daher 1994 nicht befragt wurden.

    Da eine Reihe von Untersuchungen Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland belegen, wird in diesen Ausführungen stets zwischen West- und Ostdeutschland differenziert.

    Der Fragebogen wurde von 52.8% der Angeschriebenen (N = 1894; Westdeutschland: 1282, Ostdeutschland: 612) ausgefüllt zurückgesandt. In allen hier dargestellten Auswertungen zur Beurteilung der Items werden nur Befragte deutscher Staatsbürgerschaft berücksichtigt (N = 1818; Westdeutschland: 1211, Ostdeutschland: 607). Es liegen demographische Angaben (Tabelle 1) zu diesen Personen vor.


     

    Tabelle 1

    Demographische Merkmale (alle Befragte mit deutscher Staatsbürgerschaft)

     

    West

    Ost

    Alter

    Häufigkeit

    %

    Häufigkeit

    %

    18 bis 29 Jahre

    212

    17.7

    88

    14.6

    30 bis 44 Jahre

    364

    30.3

    173

    28.7

    45 bis 59 Jahre

    324

    27.0

    166

    27.5

    über 59 Jahre

    300

    25.0

    176

    29.2

    Anzahl

    1200

    100

    603

    100

    Missing Values

    11

     

    4

     

    Gesamt

    1211

     

    607

     

    Geschlecht

     

     

     

     

    männlich

    644

    53.6

    301

    50.1

    weiblich

    558

    46.4

    300

    49.9

    Anzahl

    1202

    100

    601

    100

    Missing Values

    9

     

    6

     

    Gesamt

    1211

     

    607

     

    Bildung*

     

     

     

     

    Niedrig

    522

    43.7

    202

    34.1

    Mittel

    334

    27.9

    201

    34.0

    Hoch

    339

    28.4

    189

    31.9

    Anzahl

    1195

    100

    592

    100

    Missing Values

    16

     

    15

     

    Gesamt

    1211

     

    607

     

    Anmerkungen. * Niedrig = Niedrige Bildung: kein Schulabschluss oder Hauptschulabschluss; Mittel = Mittlere Bildung: Realschulabschluss; Hoch = Hohe Bildung: Abitur, Fachhochschulabschluss, Hochschulabschluss. Die Berechnungen wurden mit SPSS 7.5 durchgeführt.

     

    Itemanalysen

    Eine Hauptkomponentenanalyse (Tabelle 2) weist für West- und Ostdeutschland jeweils einen Faktor mit einem Eigenwert größer 1 aus.


     

    Tabelle 2

    Ladungen und Kommunalitäten der Items (Hauptkomponentenanalyse, vollständige Itembatterie)

     

    Faktorladungen

    Kommunalitäten

    Item

    West

    Ost

    West

    Ost

    1 In Deutschland geboren zu sein

    .752

    .758

    .566

    .574

    2 Die dt. Staatsbürgerschaft zu besitzen

    .793

    .809

    .629

    .654

    3 Den größten Teil des Lebens in Deutschland gelebt

    .781

    .804

    .610

    .646

    4 Deutsch sprechen zu können

    .733

    .800

    .537

    .641

    5 Ein Christ zu sein

    .481

    .439

    .231

    .193

    6 Die politischen Institutionen und Gesetze zu achten

    .545

    .543

    .297

    .295

    7 Sich als Deutsche/r zu fühlen

    .720

    .743

    .518

    .552

    Anmerkungen. Die Berechnungen wurden mit SPSS 7.5 durchgeführt.

     

    Eine weitere Komponente erreicht einen Eigenwert knapp unter 1 (Westdeutschland: 0.96, Ostdeutschland: 0.89). Die Items korrelieren untereinander (Tabelle 3) zwischen 0.16 und 0.58 für Westdeutschland; für Ostdeutschland zwischen 0.18 und 0.62. Die Items 5 und 6 laden auf dem extrahiertem Faktor gering. Sie korrelieren auch mit den übrigen Items niedriger als diese untereinander.

     

    Tabelle 3

    Inter-Item-Korrelationen* (Pearson´s Produkt-Moment-Korrelation, listenweiser Fallausschluss von fehlenden Werten)

    Westdeutschland (N = 1076)

    Item

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    1 In Deutschland geboren zu sein

    1.000

     

     

     

     

     

     

    2 Die dt. Staatsbürgerschaft zu besitzen

    .577

    1.000

     

     

     

     

     

    3 Den größten Teil des Lebens in Deutschland gelebt

    .577

    .523

    1.000

     

     

     

     

    4 Deutsch sprechen zu können

    .400

    .543

    .486

    1.000

     

     

     

    5 Ein Christ zu sein

    .374

    .259

    .326

    .213

    1.000

     

     

    6 Die politischen Institutionen und Gesetze zu achten

    .232

    .351

    .284

    .367

    .157

    1.000

     

    7 Sich als Deutsche/r zu fühlen

    .401

    .469

    .483

    .468

    .231

    .393

    1.000

    Ostdeutschland (N = 507)

    Item

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    1 In Deutschland geboren zu sein

    1.000

     

     

     

     

     

     

    2 Die dt. Staatsbürgerschaft zu besitzen

    .619

    1.000

     

     

     

     

     

    Den größten Teil des Lebens in Deutschland gelebt

    .589

    .544

    1.000

     

     

     

     

    4 Deutsch sprechen zu können

    .459

    .590

    .615

    1.000

     

     

     

    5 Ein Christ zu sein

    .317

    .250

    .291

    .227

    1.000

     

     

    6 Die politischen Institutionen und Gesetze zu achten

    .221

    .395

    .307

    .385

    .180

    1.000

     

    7 Sich als Deutsche/r zu fühlen

    .453

    .492

    .514

    .562

    .224

    .360

    1.000

    Anmerkungen. *Alle Korrelationen sind auf dem 1%-Niveau (2-seitig) signifikant. Die Berechnungen wurden mit SPSS 7.5 durchgeführt.

     

    Eine weitere Hauptkomponentenanalyse (Tabelle 4) unter Ausschluss der Items 5 "Ein Christ zu sein" und 6 "Die deutschen politischen Institutionen und Gesetze zu achten" ermittelte eine deutlichere eindimensionale Struktur der Itembatterie.

     

    Tabelle 4

    Ladungen und Kommunalitäten der Items (Hauptkomponentenanalyse, reduzierte Itembatterie)

     

     

    Faktorladungen

    Kommunalitäten

    Item

    West

    Ost

    West

    Ost

    1 In Deutschland geboren zu sein

    .775

    .789

    .600

    .623

    2 Die dt. Staatsbürgerschaft zu besitzen

    .812

    .815

    .660

    .665

    3 Den größten Teil des Lebens in Deutschland gelebt

    .799

    .809

    .639

    .655

    4 Deutsch sprechen zu können

    .742

    .804

    .551

    .646

    7 Sich als Deutsche/r zu fühlen

    .719

    .754

    .517

    .568

    Anmerkungen. Die Berechnungen wurden mit SPSS 7.5 durchgeführt.

     

    Die Eigenwerte und erklärten Varianzanteile (Tabelle 5) für die ersten zwei Komponenten liegen für die vollständige und die reduzierte Fassung vor.

     

    Tabelle 5

    Eigenwerte und erklärte Varianzen (Hauptkomponentenanalysen)

    Vollständige Itembatterie:

     

    erklärte Varianz in %

    Faktor

    Eigenwert

    pro Faktor

    kumuliert

    Westdeutschland

     

     

     

    1

    3.388

    48.402

    48.402

    2

    .956

    13.659

    62.061

    Ostdeutschland

     

     

     

    1

    3.556

    50.802

    50.802

    2

    .893

    12.75

    63.555

    Reduzierte Itembatterie:

     

    erklärte Varianz in %

    Faktor

    Eigenwert

    pro Faktor

    kumuliert

    Westdeutschland

     

     

     

    1

    2.967

    59.345

    59.345

    2

    .654

    13.076

    72.421

    Ostdeutschland

     

     

     

    1

    3.157

    63.141

    63.141

    2

    .600

    11.995

    75.135

    Anmerkungen. Die Berechnungen wurden mit SPSS 7.5 durchgeführt.

     

    Itemkennwerte

    Die Trennschärfekoeffizienten variieren für Westdeutschland zwischen 0.37 und 0.66; für Ostdeutschland zwischen 0.34 und 0.69. Wiederum fallen die Items 5 "Ein Christ zu sein" und 6 "Die deutschen politischen Institutionen und Gesetze zu achten" wegen geringster Trennschärfen auf. Cronbachs Alpha nach Ausschluss der einzelnen Items zeigen zudem, dass die Reliabilität bzw. Konsistenz der Gesamt-Itembatterie bei Wegfall dieser Items nur geringfügig reduziert bzw. sogar leicht erhöht wird.

     

    Tabelle 6

    Trennschärfekoeffizienten der Items sowie Cronbachs Alpha, if item deleted (West: N = 1076, Ost: N = 507)

     

    Trennschärfe

    CA

    Item

    West

    Ost

    West

    Ost

    1 In Deutschland geboren zu sein

    .63

    .63

    .77

    .79

    2 Die dt. Staatsbürgerschaft zu besitzen

    .66

    .69

    .76

    .78

    3 Den größten Teil des Lebens in Deutschland gelebt

    .66

    .68

    .76

    .77

    4 Deutsch sprechen zu können

    .58

    .67

    .78

    .79

    5 Ein Christ zu sein

    .37

    .34

    .82

    .84

    6 Die politischen Institutionen und Gesetze zu achten

    .40

    .41

    .80

    .82

    7 Sich als Deutsche/r zu fühlen

    .57

    .61

    .78

    .79

    Gesamt-Itembatterie

     

     

    .81

    .82

    Anmerkungen. Die Berechnungen wurden mit SPSS 7.5 durchgeführt.


     

    Reliabilität

    Die Reliabilität der Gesamtskala beträgt für die alten Bundesländer .82, für die neuen Bundesländer .81). Nach "Cronbachs Alpha, if item deleted" (siehe Tabelle 6) tragen die Items 5 "Ein Christ zu sein" und 6 "Die deutschen politischen Institutionen und Gesetze zu achten" nichts oder kaum zur Reliabilität bzw. Konsistenz der Gesamt-Itembatterie bei.

     

    Validität

    Zur Beurteilung der externen Validierung der auf 5 Items reduzierte Itembatterie liegen folgende Ergebnisse vor:

    -       Nach einer t-Test-Prüfung der Faktorwerte werden die Items nicht signifikant unterschiedlich in Abhängigkeit vom Geschlecht beantwortet.

    -       Nach einer Regressionsanalyse mit den Faktorwerten der Itembatterie als Kriterium variiert die Beurteilung der Identitätsmerkmale jedoch signifikant mit dem Alter. Die b-Koeffizienten für West- und Ostdeutschland betragen jeweils -0.02, die aufgeklärten Varianzanteile 12% bzw. 9%.

    -       Die Faktorwerte korrelieren positiv mit denen einer weiteren Itembatterie "Kosten von Zuwanderen" des ISSP 95 (Item 2 u. 4 der Kosten-Itembatterie wurden umgepolt; r = .38 für Westdeutschland und r = .35 für Ostdeutschland). Befragte, nach deren Meinung die in den Items 1 bis 4 und 7 aufgeführten Merkmale nicht wichtig sind, um Deutscher zu sein, stimmen danach auch jenen Items nicht zu, die die Zuwanderung negativ, d.h. mit Kosten verbunden, beurteilen (Items 1 - 4).

    -       Des weiteren wurden die 5 Items mit den sogenannten "Stolz-Items" (Tabelle 7) des ISSP 95 korreliert. Die Items "deutsche Geschichte" und "in Deutschland geboren zu sein" korrelieren für Westdeutschland am stärksten. In Ostdeutschland sind es hingegen die Items "Deutschlands politischer Einfluss in der Welt" und "Die deutsche Staatsangehörigkeit zu besitzen". Die niedrigsten Korrelationen finden sich in Westdeutschland zwischen den Items "Gerechte und gleiche Behandlung aller gesellschaftlichen Gruppen" und "Deutsch sprechen zu können"  und in Ostdeutschland zwischen den Items "Sozialstaatliche Leistungen" und "In Deutschland geboren zu sein".


     

    Tabelle 7

    Korrelation mit den Stolz-Items (Pearson´s Produkt-Moment-Korrelation (listenweiser Fallauschluss von fehlenden Werten), reduzierte Itembatterie

    Westdeutschland (N=718)

     

    Wichtig, um wirklich Deutsche(r)

    Wie stolz sind Sie auf Deutschland hinsichtlich

    1.

    2.

    3.

    4.

    7.

    der Art und Weise, wie die Demokratie funktioniert

    .170**

    .203**

    .141**

    .102**

    .212**

    Deutschlands polit. Einfluss in der Welt

    .266**

    .278**

    .224**

    .163**

    .241**

    der wirtschaftlich. Erfolge

    .278**

    .276**

    .212**

    .176**

    .274**

    die sozialstaatl. Leistungen

    .188**

    .161**

    .131**

    .094*

    .165**

    der wissenschaftlichen u. technologischen Erfolge

    .253**

    .273**

    .223**

    .234**

    .228**

    der sportlichen Erfolge

    .308**

    .273**

    .222**

    .167**

    .247**

    der Leistungen in Kultur und Literatur

    .142**

    .171**

    .128**

    .153**

    .154**

    der deutschen Streitkräfte

    .336**

    .329**

    .250**

    .215**

    .331**

    der deutschen Geschichte

    .358**

    .320**

    .243**

    .227**

    .328**

    der gerechten und gleichen Behandlung aller gesellschaftl. Gruppen

    .224**

    .197**

    .172**

    .084*

    .200**

    Ostdeutschland (N=332)

     

    Wichtig, um wirklich Deutsche(r)

    Wie stolz sind Sie auf Deutschland hinsichtlich

    1.

    2.

    3.

    4.

    7.

    der Art und Weise, wie die Demokratie funktioniert

    .222**

    .293**

    .230**

    .285**

    .184**

    Deutschlands polit. Einfluss in der Welt

    .278**

    .366**

    .237**

    .289**

    .271**

    der wirtschaftlich. Erfolge

    .212**

    .350**

    .197**

    .254**

    .276**

    die sozialstaatl. Leistungen

    .079

    .101

    .177**

    .150**

    .106

    der wissenschaftlichen u. technologischen Erfolge

    .173**

    .247**

    .194**

    .227**

    .227**

    der sportlichen Erfolge

    .302**

    .308**

    .339**

    .250**

    .216**

    der Leistungen in Kultur und Literatur

    .096

    .184**

    .154**

    .238**

    .202**

    der deutschen Streitkräfte

    .331**

    .327**

    .315**

    .268**

    .270**

    der deutschen Geschichte

    .277**

    .326**

    .270**

    .211**

    .294**

    der gerechten und gleichen Behandlung aller gesellschaftl. Gruppen

    .177**

    .144**

    .248**

    .150**

    .220**

    Anmerkungen. ** Die Korrelation ist auf dem 1%-Niveau signifikant; * Die Korrelation ist auf dem 5%-Niveau signifikant. Die Berechnungen wurden mit SPSS 7.5 durchgeführt.

     

    Deskriptive Statistiken (Normierung)

    Es liegen die prozentualen Antworthäufigkeiten (Tabelle 8) sowie die Mittelwerte und Standardabweichungen (Tabelle 9) für die einzelnen Items vor. Nach t-Tests für unabhängige Stichproben (fallweiser Ausschluss) sind Mittelwertsunterschiede auf dem 5%-Niveau für die Items 1, 2, 3, 5, und 6 zwischen West- und Ostdeutschland statistisch bedeutsam.

     

    Tabelle 8

    Prozentuale Antworthäufigkeiten (alle Befragte mit deutscher Staatsbürgerschaft)

    Westdeutschland

    Item

    sehr wicht.

    eher wicht.

    weniger wicht.

    überhaupt

    nicht w.

    N

    1 In Deutschland geboren zu sein

    27.1

    24.3

    31.5

    17.1

    1181

    2 Die dt. Staatsbürgerschaft zu besitzen

    45.3

    34.2

    14.8

    5.6

    1169

    3 Den größten Teil des Lebens in Deutschland gelebt

    27.5

    36.0

    27.0

    9.6

    1162

    4 Deutsch sprechen zu können

    54.6

    35.1

    8.1

    2.2

    1178

    5 Ein Christ zu sein

    16.6

    17.8

    22.7

    42.9

    1148

    6 Die politischen Institutionen und Gesetze zu achten

    55.4

    37.6

    5.2

    1.8

    1165

    7 Sich als Deutsche/r zu fühlen

    44.9

    31.7

    15.6

    7.8

    1161

    Ostdeutschland

    Item

    sehr wicht.

    eher wicht.

    weniger wicht.

    überhaupt

    nicht w.

    N

    1 In Deutschland geboren zu sein

    33.9

    22.4

    30.7

    13.0

    593

    2 Die dt. Staatsbürgerschaft zu besitzen

    48.9

    34.4

    12.6

    4.1

    587

    3 Den größten Teil des Lebens in Deutschland gelebt

    34.2

    33.7

    25.9

    6.3

    576

    4 Deutsch sprechen zu können

    52.5

    34.9

    10.5

    2.0

    590

    5 Ein Christ zu sein

    13.6

    7.9

    22.4

    56.0

    557

    6 Die politischen Institutionen und Gesetze zu achten

    47.5

    40.4

    9.5

    2.6

    569

    7 Sich als Deutsche/r zu fühlen

    46.9

    27.7

    16.2

    9.2

    574

    Anmerkungen. Die Berechnungen wurden mit SPSS 7.5 durchgeführt.


     

    Tabelle 9

    Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Stichprobenumfänge (N) und Mittelwertsunterschiede (t-Tests; alle Befragte mit deutscher Staatsbürgerschaft; fallweiser Ausschluss) für einen West-Ost-Vergleich

     

    West

    Ost

     

    Item

    M

    SD

    N

    M

    SD

    N

    t-Wert

    1 In Deutschland geboren zu sein*

    2.39

    1.06

    1181

    2.23

    1.06

    593

    2.98**

    2 Die dt. Staatsbürgerschaft zu besitzen*

    1.81

    .89

    1169

    1.72

    .84

    587

    2.01**

    3 Den größten Teil des Lebens in

    Deutschland gelebt*

    2.19

    .94

    1162

    2.04

    .92

    576

    3.04**

    4 Deutsch sprechen zu können

    1.58

    .73

    1178

    1.62

    .75

    590

    -1.09**

    5 Ein Christ zu sein*

    2.92

    1.12

    1148

    3.21

    1.07

    557

    -5.12***

    6 Die politischen Institutionen und Gesetze

    zu achten*

    1.53

    .68

    1165

    1.67

    .75

    569

    -3.70***

    7 Sich als Deutsche/r zu fühlen

    1.86

    .95

    1161

    1.88

    .99

    574

    -.29**

    Anmerkungen. * Mittelwertsunterschiede sind auf dem 5%-Niveau signifkant; ** t-Test für gleiche Varianzen wurde zur Berechnung des t-Wertes angewendet, da keine signifikanten Varianzunterschiede bestehen; *** t-Test für ungleiche Varianzen wurde zur Berechnung des t-Wertes angewendet, da signifikante Varianzunterschiede bestehen. Die Berechnungen wurden mit SPSS 7.5 durchgeführt.

     

     

    • Doreen Balke, Yasemin El-Menouar, Uwe Rastetter, Prof. Dr. Peter Schmidt, GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Postfach 12 21 55, 68072 Mannheim, E-Mail: zis@gesis.org

     

     

     

     

    Die Skala wurde unter anderem in folgenden Studien eingesetzt:

    -       ZA2880: International Social Survey Programme: National Identity I - ISSP 1995

    -       ZA3910: International Social Survey Programme: National Identity II - ISSP 2003

    -       ZA5950: International Social Survey Programme: National Identity III - ISSP 2013

    -       ZA3762: ALLBUS/GGSS 2004 (Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften/German General Social Survey 2004)

    -       ZA4800: European Values Study 2008, Integrated Dataset (EVS 2008), (einige Items)

    -       ZA5354: Adult Education Survey (AES 2012 - Germany), (2 Items)

    -       ZA5240: ALLBUS/GGSS 2014 (Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften/German General Social Survey 2014)