Instruktion
Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu?
Items
Nr. |
Item |
Polung |
1 |
Ich bin darüber beunruhigt, dass jeden Tag viele Fußballfelder große Gebiete des tropischen Regenwaldes abgeholzt werden. |
+ |
2 |
Meine persönliche Gesundheit wird durch die zunehmenden Umweltbelastungen gefährdet. |
+ |
3 |
Ich mache mir ernsthaft Sorgen, wenn ich an die Erwärmung der Erdatmosphäre und die hiermit verbundene globale Klimakatastrophe denke. |
+ |
4 |
Das Umweltproblem bereitet mir keine ernsthaften Sorgen. |
- |
5 |
Die Umweltbelastungen nehmen in ihrer Gesamtheit immer weiter zu. |
+ |
6 |
Bei dem Gedanken an die vielen Giftstoffe, mit denen unser Obst und Gemüse behandelt worden ist, bin ich beunruhigt. |
+ |
Antwortvorgaben
Es wurde eine fünfstufige Likertskala (äquidistant nach Rohrmann, 1978) für den Grad der Zustimmung mit folgenden Antwortalternativen verwendet: „1: nicht (--)“, „2: wenig (-)“, „3: mittelmäßig (.)“, „4: ziemlich (+)“ und „5: sehr (++)“.
Auswertungshinweise
Alle positiv gepolten Items sind mit "+" gekennzeichnet, alle negativ gepolten Items mit "-". Die positiv gepolten Items sind so konstruiert, dass sie von Personen mit stark ausgeprägter globaler Problemwahrnehmung bejaht werden sollten, abgestuft von 1 = "nicht" bis 5 = "sehr". Negativ gepolte Items sollten von Personen mit stark ausgeprägter Problemwahrnehmung entsprechend verneint werden. Der Punktwert für negativ gepolte Items muss zunächst transformiert werden (1 = 5, 2 = 4, 3 = 3, 4 = 2, 5 = 1), anschließend können die Skalenpunktwerte der einzelnen Items zu einem Gesamt-Punktwert aufaddiert werden. Die globale Problemwahrnehmung der Person ist also umso höher, je höher ihr Punktwert auf der Gesamtskala ist. Die Items wurden nicht konsequent positiv gepolt (siehe Item 4.), um die Antwortbeeinflussung durch Akquieszenz kontrollieren zu können.
Die Problemwahrnehmung (global) entspricht der Wahrnehmung des gegenwärtigen Zustandes unserer Umwelt unter ökologischen Gesichtspunkten. Es werden sowohl emotionale als auch kognitive Aspekte der Wahrnehmung berücksichtigt. Die Problemwahrnehmung bildet den Ausgangspunkt der Norm-Aktivation (siehe Abbildung 1). In der ersten Phase (Aktivationsstufe) soll durch die Problemwahrnehmung und die übrigen kognitiven Variablen des Modells die persönliche (ökologische) Norm aktiviert werden.
Auf der Basis der Ergebnisse des ersten der Bochumer Umwelt-Projekte wurde ein vereinfachtes Modell der Norm-Aktivation (siehe Abbildung 1) konstruiert, das weiterhin in Anlehnung an Schwartz (1977, 1981) die Inhalte kognitiver Bewertungsprozesse beschreibt, die an der Ausbildung einer persönlichen ökologischen Verantwortung beteiligt sind.
Zwei Zusammenhänge stehen im Mittelpunkt des ursprünglichen Schwartz-Modells (siehe Abbildung 2): Zum einen die Aktivierung einer persönlichen Norm mit dem dazugehörigen Gefühl der moralischen Verpflichtung und zum anderen die Umsetzung dieser moralischen Verpflichtung in tatsächliches Verhalten. Einzelne Modellkomponenten des Schwartz-Modells konnten bereits in anderen Studien zum umweltrelevanten Verhalten bestätigt werden (siehe z.B. Van Liere & Dunlap, 1978; Black, Stern & Elsworth, 1985; Stern, Dietz & Black, 1986; Vining & Ebreo, 1992).
Abbildung 1.Vereinfachtes Norm-Aktivations-Modell
Im vereinfachten Norm-Aktivations-Modell (siehe Abbildung 1) sind noch drei der ursprünglichen Konstrukte des Norm-Aktivations-Modells von Schwartz (siehe Abbildung 2) enthalten: die persönliche Norm, Wahrnehmung der Situation und die Bewusstheit von Handlungskonsequenzen. Weiterhin sind die Konstrukte "subjektive Norm" und "wahrgenommene Verhaltenskontrolle" mit in das vereinfachte Norm-Aktivations-Modell aufgenommen worden. Die Benennung der Konstrukte orientiert sich mit dem Ziel einer einheitlichen Modellbildung an der Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1991). Die Inhalte der beiden neu benannten Konstrukte sind im ursprünglichen Norm-Aktivations-Modell von Schwartz allerdings schon enthalten. So wird der normative Erwartungsdruck durch andere Personen ("subjektive Norm") im ursprünglichen Schwartz-Modell als "soziale Norm" bezeichnet. Die Einschätzung der eigenen Handlungsmöglichkeiten ("wahrgenommene Verhaltenskontrolle"), die im vereinfachten Norm-Aktivations-Modell gleichsam direkt, als auch indirekt über die persönliche Norm auf das Verhalten wirkt, weist große inhaltliche Ähnlichkeiten zu dem Konstrukt "Fähigkeiten zum Eingreifen" im ursprünglichen Schwartz-Modell auf.
Abbildung 2. Norm-Aktivations-Modell nach Schwartz (1977)
Zusätzlich ist das vereinfachte Norm-Aktivations-Modell (siehe Abbildung 1) - in Anlehnung an die theoretischen Überlegungen von Guagnano, Stern und Dietz (1995) - um externe Faktoren (situative Kostenfaktoren) erweitert worden (siehe Verron, 1986; Brüderl & Preisendörfer, 1995). Von diesen externen Faktoren wird angenommen, dass sie umweltbezogenes Verhalten entweder erleichtern oder erschweren. Die Klärung des Zusammenspiels externer und interner Faktoren soll dazu beitragen, die widersprüchlichen Befunde der Forschung zum umweltrelevanten Verhalten zu integrieren. Das Konstrukt "Verantwortungszuschreibung intern" ist zusätzlich zu den Modellvariablen des vereinfachten Norm-Aktivations-Modells aufgenommen worden, um den Stellenwert der persönlichen Norm im Prozess der ökologischen Verantwortungsübernahme besser abschätzen zu können. Hierbei ist zu klären, ob das über die persönliche Norm erfasste Verpflichtungsgefühl oder die stärker kognitiv gefärbte interne Verantwortungsattribution den besseren Prädiktor für das Umweltverhalten darstellt.
Itemkonstruktion und Itemselektion
Das Instrument besteht aus sechs neuformulierten Items, die auf unterschiedliche umweltrelevante Kontexte zugeschnitten sind. Es wurde vom Bochumer Projekt der Arbeitsgruppe "Multidisziplinäre Ansätze zur Verhaltensveränderung" des DFG-Schwerpunktprogramms "Mensch und globale Umweltveränderungen" entwickelt.
Stichproben
Die Items wurden einer Zufallsstichprobe Bochumer Bürgerinnen und Bürger in telefonischen Interviews dargeboten. Die Adressen wurden über ein Zufallsverfahren aus dem Bochumer Telefonbuch entnommen. Berücksichtigt wurden nur Personen über 18 Jahre, da sie - entsprechend der interessierenden Verhaltensbereiche - potentielle Pkw-NutzerInnen sein mussten. Die Rücklaufquote der Bruttostichprobe (N = 550) betrug 43.5%. Es ergab sich also eine Nettostichprobe von N = 239. Das Durchschnittsalter der Stichprobe betrug M = 47.6 Jahre. Männer und Frauen waren gleich verteilt.
Itemanalysen
Die Eindimensionalität der sechs Items wurde mittels Faktorenanalyse (siehe Tabelle 1; orthogonale Varimax-Rotation) nachgewiesen. Die durch die einfaktorielle Lösung aufgeklärte Varianz beträgt 43.1%.
Faktorladungen (F1), Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Items „Problemwahrnehmung global“
Nr. |
Item |
F1 |
M |
SD |
1 |
Ich bin darüber beunruhigt, dass jeden Tag viele Fußballfelder große Gebiete des tropischen Regenwaldes abgeholzt werden. |
.697 |
4.33 |
0.96 |
2 |
Meine persönliche Gesundheit wird durch die zunehmenden Umweltbelastungen gefährdet. |
.608 |
4.24 |
1.03 |
3 |
Ich mache mir ernsthaft Sorgen, wenn ich an die Erwärmung der Erdatmosphäre und die hiermit verbundene globale Klimakatastrophe denke. |
.735 |
4.34 |
0.91 |
4 |
Das Umweltproblem bereitet mir keine ernsthaften Sorgen. |
.613 |
4.15 |
1.20 |
5 |
Die Umweltbelastungen nehmen in ihrer Gesamtheit immer weiter zu. |
.685 |
3.92 |
1.02 |
6 |
Bei dem Gedanken an die vielen Giftstoffe, mit denen unser Obst und Gemüse behandelt worden ist, bin ich beunruhigt. |
.597 |
4.50 |
0.78 |
Itemkennwerte
Die formale Gültigkeit der Items (Faktorladungen) variiert zwischen .60 und .74.
Reliabilität
Die Reliabilität der Skala beträgt .73 (Cronbachs Alpha).
Validität
Die Korrelationen mit den übrigen Modellvariablen des modifizierten Norm-Aktivations-Modells (siehe Abbildung 1) liegen in Tabelle 2 vor.
Korrelationen zur Beschreibung der Zusammenhänge der Persönlichen Norm mit den übrigen Modellvariablen des modifizierten Norm-Aktivations-Modells (siehe Abbildung 1; n = 231)
|
|
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
7 |
Appelle zum Eingreifen |
1 |
Persönliche Norm global |
.45** |
.27** |
.31** |
.17* |
.30** |
.38** |
.23* |
2 |
Problemwahrnehmung global |
|
.29** |
.18 |
.28** |
.44** |
.44** |
.19* |
3 |
Bewusstheit von Handlungskonsequenzen global |
|
|
.29** |
.32** |
.30** |
.27** |
.18* |
4 |
Verantwortungszuschreibung andere |
|
|
|
.09 |
.08 |
.24**
|
.56** |
5 |
Fähigkeiten zum Eingreifen |
|
|
|
|
.29** |
.12 |
14 |
6 |
Wirksamkeitserwartungen |
|
|
|
|
|
.38** |
.08 |
7 |
Wahrnehmung kausaler Zusammenhänge |
|
|
|
|
|
|
.25** |
Anmerkungen. *: p < .01, **: p < .001
Deskriptive Statistiken
Der Mittelwert der 6-Item-Skala beträgt M = 25.49, die Standardabweichung SD = 3.88 (siehe Tabelle 1). Die Mittelwerte der einzelnen Items weisen auf eine eher hohe Ausprägung der globalen Problemwahrnehmung in der Stichprobe hin.