Instruktion
Bitte beurteilen Sie, inwieweit Sie den folgenden Aussagen persönlich zustimmen. Kreuzen Sie hierzu bitte jeweils eine der fünf vorgegebenen Antwortmöglichkeiten an.
Items
Nr. |
Item |
1 |
Ich bin mir darüber bewusst, dass mein Verkehrsverhalten einen Einfluss auf die Klimaveränderungen durch den Treibhauseffekt hat. |
2 |
Ich kann durch eine umweltschonende Verkehrsmittelwahl einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. |
3 |
Wenn ich mit dem Auto fahre, trage ich zur Umweltbelastung in meinem Wohnort bei. |
4 |
Ich glaube, dass ich durch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann. |
Antwortvorgaben
Es wurde eine fünfstufige Zustimmungsskala mit folgenden Antwortalternativen für die Beantwortung der Items verwendet: „stimmt nicht“, „stimmt wenig“, „stimmt mittelmäßig“, „stimmt ziemlich“ und „stimmt sehr“.
Auswertungshinweise
Die für jedes Item angekreuzten Skalenpunktwerte können zu einem Gesamt-Punktwert aufaddiert werden. Alle Items sind so konstruiert, dass sie von Personen mit hoher Bewusstheit von Handlungskonsequenzen (Kontext Verkehr) bejaht werden sollten, abgestuft von 1 = "stimmt nicht" bis 5 = "stimmt sehr". Die Bewusstheit von Handlungskonsequenzen der Person ist also umso höher, je höher ihr Punktwert auf der Gesamtskala ist. Alle Items der Skala sind positiv gepolt. Eine Antwortbeeinflussung durch Akquieszenz kann daher nicht ausgeschlossen werden.
Die Bewusstheit von Handlungskonsequenzen auf spezifischer Ebene (Verkehr) entspricht dem Grad der Bewusstheit über die ökologischen Konsequenzen der eigenen Verkehrsmittelnutzung. Sie soll mit den übrigen kognitiven Variablen des modifizierten Norm-Aktivations-Modells (siehe Abbildung 1) die persönliche (ökologische) Norm aktivieren.
Auf der Basis der Ergebnisse des ersten der Bochumer Umwelt-Projekte wurde ein vereinfachtes Modell der Norm-Aktivation (siehe Abbildung 1) konstruiert, das weiterhin in Anlehnung an Schwartz (1977, 1981) die Inhalte kognitiver Bewertungsprozesse beschreibt, die an der Ausbildung einer persönlichen ökologischen Verantwortung beteiligt sind. Zwei Zusammenhänge stehen im Mittelpunkt des ursprünglichen Schwartz-Modells (siehe Abbildung 2): Zum einen die Aktivierung einer Persönlichen Norm mit dem dazugehörigen Gefühl der moralischen Verpflichtung und zum anderen die Umsetzung dieser moralischen Verpflichtung in tatsächliches Verhalten. Einzelne Modellkomponenten des Schwartz-Modells konnten bereits in anderen Studien zum umweltrelevanten Verhalten bestätigt werden (siehe z.B. Van Liere & Dunlap, 1978; Black, Stern & Elsworth, 1985; Stern, Dietz & Black, 1986; Vining & Ebreo, 1992).
Abbildung 1.Vereinfachtes Norm-Aktivations-Modell
Im vereinfachten Norm-Aktivations-Modell (siehe Abbildung 1) sind noch drei der ursprünglichen Konstrukte des Norm-Aktivations-Modells von Schwartz (siehe Abbildung 2) enthalten: die persönliche Norm, Wahrnehmung der Situation und die Bewusstheit von Handlungskonsequenzen. Weiterhin sind die Konstrukte "subjektive Norm" und "wahrgenommene Verhaltenskontrolle" mit in das vereinfachte Norm-Aktivations-Modell aufgenommen worden. Die Benennung der Konstrukte orientiert sich mit dem Ziel einer einheitlichen Modellbildung an der Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1991). Die Inhalte der beiden neu benannten Konstrukte sind im ursprünglichen Norm-Aktivations-Modell von Schwartz allerdings schon enthalten. So wird der normative Erwartungsdruck durch andere Personen ("subjektive Norm") im ursprünglichen Schwartz-Modell als "soziale Norm" bezeichnet. Die Einschätzung der eigenen Handlungsmöglichkeiten ("wahrgenommene Verhaltenskontrolle"), die im vereinfachten Norm-Aktivations-Modell gleichsam direkt, als auch indirekt über die persönliche Norm auf das Verhalten wirkt, weist große inhaltliche Ähnlichkeiten zu dem Konstrukt "Fähigkeiten zum Eingreifen" im ursprünglichen Schwartz-Modell auf.
Abbildung 2. Norm-Aktivations-Modell nach Schwartz (1977)
Zusätzlich ist das vereinfachte Norm-Aktivations-Modell (siehe Abbildung 1) - in Anlehnung an die theoretischen Überlegungen von Guagnano, Stern und Dietz (1995) - um externe Faktoren (situative Kostenfaktoren) erweitert worden (siehe Verron, 1986; Brüderl & Preisendörfer, 1995). Von diesen externen Faktoren wird angenommen, dass sie umweltbezogenes Verhalten entweder erleichtern oder erschweren. Die Klärung des Zusammenspiels externer und interner Faktoren soll dazu beitragen, die widersprüchlichen Befunde der Forschung zum umweltrelevanten Verhalten zu integrieren. Das Konstrukt "Verantwortungszuschreibung intern" ist zusätzlich zu den Modellvariablen des vereinfachten Norm-Aktivations-Modells aufgenommen worden, um den Stellenwert der persönlichen Norm im Prozess der ökologischen Verantwortungsübernahme besser abschätzen zu können. Hierbei ist zu klären, ob das über die persönliche Norm erfasste Verpflichtungsgefühl oder die stärker kognitiv gefärbte interne Verantwortungsattribution den besseren Prädiktor für das Umweltverhalten darstellt.
Itemkonstruktion und Itemselektion
Das Instrument besteht aus vier neuformulierten Items, die sich konkret auf verkehrsbedingte Umweltprobleme beziehen. Es wurde vom Bochumer Projekt der Arbeitsgruppe "Multidisziplinäre Ansätze zur Verhaltensveränderung" des DFG-Schwerpunktprogramms "Mensch und globale Umweltveränderungen" entwickelt.
Stichproben
Entsprechend der abhängigen Variable (Nutzung einer spezifischen U-Bahn-Linie in Bochum im Verhältnis zur privaten Pkw-Nutzung für Fahrten in die Innenstadt) wurden zunächst alle Personen erfasst, deren Wohnung näher an der ausgewählten U-Bahn-Linie als an anderen ÖPNV-Linien Bochums lag. Die Personen wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Personen die unter 500 Meter und Personen die über 500 Meter von der nächsten U-Bahn-Haltestelle entfernt wohnten. Die Adressen wurden dem Bochumer Telefonbuch entnommen. Die Gruppe der weit entfernt Wohnenden (N = 1700) wurde komplett erfasst, aus der Gruppe der nah entfernt Wohnenden (N = 5600) wurden über ein Zufallsverfahren 2000 Personen ausgewählt.
Die Items wurden in telefonischen Interviews erhoben. Es wurden nur Personen berücksichtigt, die über 18 Jahre alt waren und Zugriff auf einen Pkw hatten. Die Nettostichprobe betrug N = 1201. Das Durchschnittsalter der Stichprobe betrug 47.4 Jahre. Frauen waren mit 43 % der Befragten leicht unterrepräsentiert.
Anschließend wurden die Items noch einmal mit den Personen der Stichprobe erhoben, die mindestens einmal monatlich in die Stadt fahren, kein Monatsticket für den ÖPNV besitzen und bereit waren, an einer vierwöchigen Verhaltensbeobachtung teilzunehmen (N = 192). Diese Kriterien wurden angelegt, um die quasiexperimentelle Variation der Untersuchung zu gewährleisten. Die Items wurden dabei in einem persönlichen Interview (face-to-face) erhoben. Der Zeitraum zwischen dem ersten und zweiten Messzeitpunkt betrug im Durchschnitt etwa 3 Wochen. Das Durchschnittsalter dieser Stichprobe (N = 192) betrug 45.8 Jahre. Der Anteil der Frauen lag bei 47%.
Itemanalysen
Die Eindimensionalität der vier Items wurde mittels Faktorenanalyse (siehe Tabelle 1; orthogonale Varimax-Rotation) nachgewiesen. Die durch die einfaktorielle Lösung aufgeklärte Varianz beträgt 62.9 %.
Faktorladungen (F), Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Items „Bewusstheit von Handlungskonsequenzen spezifisch (Verkehr)“
Nr. |
Item |
F |
M |
SD |
1 |
Ich bin mir darüber bewusst, dass mein Verkehrsverhalten einen Einfluss auf die Klimaveränderungen durch den Treibhauseffekt hat. |
.766 |
3.82 |
1.27 |
2 |
Ich kann durch eine umweltschonende Verkehrsmittelwahl einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. |
.795 |
3.65 |
1.08 |
3 |
Wenn ich mit dem Auto fahre, trage ich zur Umweltbelastung in meinem Wohnort bei. |
.811 |
4.29 |
0.83 |
4 |
Ich glaube, dass ich durch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann. |
.797 |
4.05 |
1.04 |
Itemkennwerte
Die formale Gültigkeit der Items (Faktorladungen) variiert zwischen .77 und .81
Reliabilität
Die Reliabilität der Skala beträgt .82 (Cronbachs Alpha).
Validität
Die externe Validierung erfolgte mit der Stichprobe der ModellteilnehmerInnen (persönliche Interviews; N = 192). Die Korrelationen mit den übrigen Modellvariablen und dem Verkehrsmittelwahlverhalten liegen in Tabelle 2 vor.
Korrelationen mit den übrigen Modellvariablen und dem Verkehrsmittelwahlverhalten (N = 192)
|
|
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
Verkehrs-mittelwahl |
1 |
Persönliche Norm spezifisch |
.52** |
.58** |
.51** |
.52** |
.16 |
.32** |
2 |
Problemwahrnehmung spezifisch |
|
.64** |
.54** |
.33** |
.12 |
.18 |
3 |
Bewusstheit von Handlungskonsequenzen spezifisch |
|
|
.65** |
.36** |
.20* |
.18 |
4 |
Verantwortungszuschreibung intern |
|
|
|
.29** |
.09 |
.19* |
5 |
Subjektive Norm |
|
|
|
|
.23* |
.29** |
6 |
Wahrgenommene Verhaltenskontrolle |
|
|
|
|
|
.15 |
Anmerkungen. *: p < 0.01, **: p < 0.001
Deskriptive Statistiken
Der Mittelwert der 4-Item-Skala beträgt M = 15.90, die Standardabweichung SD = 3.29 (siehe Tabelle 1). Die Mittelwerte der einzelnen Items weisen auf eine mittlere bis hohe Ausprägung der spezifischen Bewusstheit von Handlungskonsequenzen in der Stichprobe hin.