Open Access Repository for Measurement Instruments

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Persönliche Norm spezifisch

  • Author: Hunecke, M., Blöbaum, A., Matthies, E., & Höger, R.
  • In ZIS since: 1999
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis175
  • Abstract: With six items, the scale measures the development of a specific, personal norm for environmentally friendly behavior in traffic. The development of the scale is based on the works of Schwartz (197 ... more7, 1981). less
  • Language Documentation: deutsch
  • Language Items: German
  • Number of Items: 6
  • Reliability: Cronbachs Alpha = 84 bis .85; Retest-Reliabilität = .69
  • Validity: Es liegen Hinweise auf die Konstruktvalidität vor.
  • Construct: Umweltverantwortung
  • Catchwords: Norm, Verkehr, Einstellung, Umweltbewusstsein | norm, traffic, attitude, environmental awareness
  • Item(s) used in Representative Survey: nein
  • Status of Development: validiert
    • Instruktion

      Bitte beurteilen Sie, inwieweit Sie den folgenden Aussagen persönlich zustimmen. Kreuzen Sie hierzu bitte jeweils eine der fünf vorgegebenen Antwortmöglichkeiten an.

       

      Items

      Nr.

      Item

      1

      Ich fühle mich aus Umweltschutzgründen verpflichtet, in meiner Freizeit möglichst selten mit dem Auto unterwegs zu sein.

      2

      Ich halte es für meine Pflicht, Initiativen zu unterstützen, die sich für eine umweltschonende Verkehrsplanung einsetzen.

      3

      Ich fühle mich aus Umweltschutzgründen verpflichtet, für Fahrten in die Innenstadt das Fahrrad oder die Straßenbahn zu benutzen.

      4

      Ich fühle mich dafür verantwortlich, dass ich die Lebensqualität meiner Wohnumgebung nicht durch meine Pkw-Nutzung verschlechtere.

      5

      Ich fühle mich verantwortlich dafür, dass andere Menschen in ihrer Gesundheit nicht durch die Abgase meiner Autofahrten gefährdet werden.

      6

      Ich fühle mich bei der alltäglichen Wahl meines Verkehrsmittels für den Erhalt der Umwelt verantwortlich.

       

      Antwortvorgaben

      Es wurde eine fünfstufige Zustimmungsskala mit folgenden Antwortalternativen für die Beantwortung der Items verwendet: „stimmt nicht“, „stimmt wenig“, „stimmt mittelmäßig“, „stimmt ziemlich“ und „stimmt sehr“.

       

      Auswertungshinweise

      Die für jedes Item angekreuzten Skalenpunktwerte können zu einem Gesamt-Punktwert aufaddiert werden. Alle Items sind so konstruiert, dass sie von Personen mit hoher spezifischer persönlicher Norm bejaht werden sollten, abgestuft von 1 = "stimmt nicht" bis 5 = "stimmt sehr". Die persönliche Norm der Person ist also umso höher, je höher ihr Punktwert auf der Gesamtskala ist.

      Alle Items der Skala sind positiv gepolt, daher kann eine Antwortbeeinflussung durch Akquieszenz nicht ausgeschlossen werden.

       

    Die spezifische, persönliche Norm (Verkehr) stellt die persönliche moralische Verpflichtung dar, sich umweltschonend zu verhalten. Die aktivierte persönliche (ökologische) Norm soll - unter dem Einfluss externer Kostenfaktoren - verhaltenswirksam werden. Die externen Kostenfaktoren sollen hierbei den Zusammenhang zwischen Norm und umweltbezogenem Verhalten moderieren.

    Auf der Basis der Ergebnisse des ersten der Bochumer Umwelt-Projekte wurde ein vereinfachtes Modell der Norm-Aktivation konstruiert, das weiterhin in Anlehnung an Schwartz (1977, 1981) die Inhalte kognitiver Bewertungsprozesse beschreibt, die an der Ausbildung einer persönlichen ökologischen Verantwortung beteiligt sind. Zwei Zusammenhänge stehen im Mittelpunkt des ursprünglichen Schwartz-Modells: Zum einen die Aktivierung einer Persönlichen Norm mit dem dazugehörigen Gefühl der moralischen Verpflichtung und zum anderen die Umsetzung dieser moralischen Verpflichtung in tatsächliches Verhalten. Einzelne Modellkomponenten des Schwartz-Modells konnten bereits in anderen Studien zum umweltrelevanten Verhalten bestätigt werden (siehe z.B. Van Liere & Dunlap, 1978; Black, Stern & Elsworth, 1985; Stern, Dietz & Black, 1986; Vining & Ebreo, 1992).

    Abbildung 1.Vereinfachtes Norm-Aktivations-Modell

     

    Im vereinfachten Norm-Aktivations-Modell sind noch drei der ursprünglichen Konstrukte des Norm-Aktivations-Modells von Schwartz enthalten: die persönliche Norm, Wahrnehmung der Situation und die Bewusstheit von Handlungskonsequenzen. Weiterhin sind die Konstrukte "subjektive Norm" und "wahrgenommene Verhaltenskontrolle" mit in das vereinfachte Norm-Aktivations-Modell aufgenommen worden. Die Benennung der Konstrukte orientiert sich mit dem Ziel einer einheitlichen Modellbildung an der Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1991). Die Inhalte der beiden neu benannten Konstrukte sind im ursprünglichen Norm-Aktivations-Modell von Schwartz allerdings schon enthalten. So wird der normative Erwartungsdruck durch andere Personen ("subjektive Norm") im ursprünglichen Schwartz-Modell als "soziale Norm" bezeichnet. Die Einschätzung der eigenen Handlungsmöglichkeiten ("wahrgenommene Verhaltenskontrolle"), die im vereinfachten Norm-Aktivations-Modell gleichsam direkt, als auch indirekt über die persönliche Norm auf das Verhalten wirkt, weist große inhaltliche Ähnlichkeiten zu dem Konstrukt "Fähigkeiten zum Eingreifen" im ursprünglichen Schwartz-Modell auf.

     

    Abbildung 2. Norm-Aktivations-Modell nach Schwartz (1977)

     

    Zusätzlich ist das vereinfachte Norm-Aktivations-Modell - in Anlehnung an die theoretischen Überlegungen von Guagnano, Stern und Dietz (1995) - um externe Faktoren (situative Kostenfaktoren) erweitert worden (siehe Verron, 1986; Brüderl & Preisendörfer, 1995). Von diesen externen Faktoren wird angenommen, dass sie umweltbezogenes Verhalten entweder erleichtern oder erschweren. Die Klärung des Zusammenspiels externer und interner Faktoren soll dazu beitragen, die widersprüchlichen Befunde der Forschung zum umweltrelevanten Verhalten zu integrieren. Das Konstrukt "Verantwortungszuschreibung intern" ist zusätzlich zu den Modellvariablen des vereinfachten Norm-Aktivations-Modells aufgenommen worden, um den Stellenwert der persönlichen Norm im Prozess der ökologischen Verantwortungsübernahme besser abschätzen zu können. Hierbei ist zu klären, ob das über die persönliche Norm erfasste Verpflichtungsgefühl oder die stärker kognitiv gefärbte interne Verantwortungsattribution den besseren Prädiktor für das Umweltverhalten darstellt.

     

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Das Instrument besteht aus sechs neuformulierten Items, die sich konkret auf die Verhaltensebene Verkehrsmittelnutzung beziehen. Es wurde vom Bochumer Projekt der Arbeitsgruppe "Multidisziplinäre Ansätze zur Verhaltensveränderung" des DFG-Schwerpunktprogramms "Mensch und globale Umweltveränderungen" entwickelt.

     

    Stichproben

    Entsprechend der abhängigen Variable (Nutzung einer spezifischen U-Bahn-Linie in Bochum im Verhältnis zur privaten Pkw-Nutzung für Fahrten in die Innenstadt) wurden zunächst alle Personen erfasst, deren Wohnung näher an der ausgewählten U-Bahn-Linie als an anderen ÖPNV-Linien Bochums lag. Die Personen wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Personen die unter 500 Meter und Personen die über 500 Meter von der nächsten U-Bahn-Haltestelle entfernt wohnten. Die Adressen wurden dem Bochumer Telefonbuch entnommen. Die Gruppe der weit entfernt Wohnenden (N = 1700) wurde komplett erfasst, aus der Gruppe der nah entfernt Wohnenden (N = 5600) wurden über ein Zufallsverfahren 2000 Personen ausgewählt.

    Die Items wurden in telefonischen Interviews erhoben. Es wurden nur Personen berücksichtigt, die über 18 Jahre alt waren und Zugriff auf einen Pkw hatten. Die Nettostichprobe betrug N = 1201. Das Durchschnittsalter der Stichprobe betrug 47.4 Jahre. Frauen waren mit 43 % der Befragten leicht unterrepräsentiert.

    Anschließend wurden die Items noch einmal mit den Personen der Stichprobe erhoben, die mindestens einmal monatlich in die Stadt fahren, kein Monatsticket für den ÖPNV besitzen  und bereit waren, an einer vierwöchigen Verhaltensbeobachtung teilzunehmen (N = 192). Diese Kriterien wurden angelegt, um die quasiexperimentelle Variation der Untersuchung zu gewährleisten. Die Items wurden dabei in einem persönlichen Interview (face-to-face) erhoben. Der Zeitraum zwischen dem ersten und zweiten Messzeitpunkt betrug im Durchschnitt etwa 3 Wochen. Das Durchschnittsalter dieser Stichprobe (N = 192) betrug 45.8 Jahre. Der Anteil der Frauen lag bei 47%.

     

    Itemanalysen

    Die Eindimensionalität der 6-Item-Skala wird durch eine Faktorenanalyse (siehe Tabelle 1; orthogonale Varimax-Rotation) belegt. Die durch die einfaktorielle Lösung aufgeklärte Varianz beträgt 57.4 %.

     

    Tabelle 1

    Faktorladungen der Items "Persönliche Norm spezifisch (Verkehr)" für die telefonische Umfrage (FT; n = 1201) und die persönlichen Interviews (FI; n = 192)

    Itemnr.

    Item

    FT

    FI

    1

    Ich fühle mich aus Umweltschutzgründen verpflichtet, in meiner Freizeit möglichst selten mit dem Auto unterwegs zu sein.

    .790

    .704

    2

    Ich halte es für meine Pflicht, Initiativen zu unterstützen, die sich für eine umweltschonende Verkehrsplanung einsetzen.

    .688

    .660

    3

    Ich fühle mich aus Umweltschutzgründen verpflichtet, für Fahrten in die Innenstadt das Fahrrad oder die Straßenbahn zu benutzen.

    .735

    .726

    4

    Ich fühle mich dafür verantwortlich, dass ich die Lebensqualität meiner Wohnumgebung nicht durch meine Pkw-Nutzung verschlechtere.

    .734

    .789

    5

    Ich fühle mich verantwortlich dafür, dass andere Menschen in ihrer Gesundheit nicht durch die Abgase meiner Autofahrten gefährdet werden.

    .741

    .785

    6

    Ich fühle mich bei der alltäglichen Wahl meines Verkehrsmittels für den Erhalt der Umwelt verantwortlich.

    .845

    .792

     

     

     

    Itemkennwerte

    a)     Telefonische Befragung (N = 1201)

    Die formale Gültigkeit der Items (Faktorladungen) variiert zwischen .73 und .85.

    b)     Persönliches, Face-to-Face Interview (N = 192)

    Die formale Gültigkeit der Items (Faktorladungen) variiert zwischen .66 und .79.

     

    Reliabilität

    In der telefonischen Befragung ergibt sich für das Instrument eine Reliabilität (Cronbachs Alpha) von .85 und in den persönlichen Interviews von .84. Die Retest-Reliabilität beträgt .69 (p < .001).

     

    Validität

    Die externe Validierung erfolgte mit der Stichprobe der ModellteilnehmerInnen (persönliche Interviews; n = 192). Die Korrelationen mit den übrigen Modellvariablen und dem Verkehrsmittelwahlverhalten liegen in Tabelle 2 vor.

     

    Tabelle 2

    Korrelationen mit den übrigen Modellvariablen und dem Verkehrsmittelwahlverhalten (n = 192)

     

     

    2

    3

    4

    5

    6

    Verkehrs-mittelwahl

    1

    Persönliche Norm spezifisch

    .52**

    .58**

    .51**

    .52**

    .16

    .32**

    2

    Problemwahrnehmung spezifisch

     

    .64**

    .54**

    .33**

    .12

    .18

    3

    Bewusstheit von Handlungskonsequenzen spezifisch

     

     

    .65**

    .36**

    .20*

    .18

    4

    Verantwortungszuschreibung intern

     

     

     

    .29**

    .09

    .19*

    5

    Subjektive Norm

     

     

     

     

    .23*

    .29**

    6

    Wahrgenommene Verhaltenskontrolle

     

     

     

     

     

    .15

    Anmerkungen. *: p < 0.01, **: p < 0.001

     

    Deskriptive Statistiken

    a)     Telefonische Befragung (N = 1201)

                Der Mittelwert der 6-Item-Skala beträgt M = 20.77, die Standardabweichung SD = 5.68.

    Die Mittelwerte der einzelnen Items weisen in der telefonischen Befragung auf eine mittlere Ausprägung der spezifischen ökologischen Norm hin.

    b)     Persönliches, Face-to-Face Interview (N = 192)

                Der Mittelwert der 6-Item-Skala beträgt M = 19.83, die Standardabweichung SD = 5.33.

    Die Mittelwerte der einzelnen Items weisen für das persönliche Interview ebenfalls auf eine mittlere spezifische ökologische Norm hin.

    Die Mittelwerte und Standardabweichungen sind in Tabelle 3 einsehbar.

     

    Tabelle 3

    Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Items "Persönliche Norm spezifisch (Verkehr)"

    für die telefonische Umfrage (T; n = 1201) und die persönlichen Interviews (I;  n =192)

     

     

    T

    I

    Itemnr.

    Item

    M

    SD

    M

    SD

    1

    Ich fühle mich aus Umweltschutzgründen verpflichtet, in meiner Freizeit möglichst selten mit dem Auto unterwegs zu sein.

    3.42

    1.23

    3.29

    1.28

    2

    Ich halte es für meine Pflicht, Initiativen zu unterstützen, die sich für eine umweltschonende Verkehrsplanung einsetzen.

    3.45

    1.21

    3.53

    1.57

    3

    Ich fühle mich aus Umweltschutzgründen verpflichtet, für Fahrten in die Innenstadt das Fahrrad oder die Straßenbahn zu benutzen.

    3.04

    1.29

    3.30

    1.29

    4

    Ich fühle mich dafür verantwortlich, dass ich die Lebensqualität meiner Wohnumgebung nicht durch meine Pkw-Nutzung verschlechtere.

    3.34

    1.15

    3.39

    1.41

    5

    Ich fühle mich verantwortlich dafür, dass andere Menschen in ihrer Gesundheit nicht durch die Abgase meiner Autofahrten gefährdet werden.

    3.23

    1.14

    3.56

    1.28

    6

    Ich fühle mich bei der alltäglichen Wahl meines Verkehrsmittels für den Erhalt der Umwelt verantwortlich.

    3.16

    1.14

    3.66

    1.19