The items documented here record statements on estimates of costs and benefits for Germany by immigrants.
Instruktion
Es gibt unterschiedliche Meinungen gegenüber Zuwanderern, die aus anderen Ländern nach Deutschland kommen, um auf Dauer hier zu leben. Bitte geben Sie zu den folgenden Aussagen an, inwieweit Sie zustimmen oder nicht zustimmen. Bitte machen Sie in jeder Zeile ein Kreuz!
Items
Nr. |
Deutsches Item |
Englisches Item |
Polung |
1 |
Zuwanderer erhöhen die Kriminalitätsrate |
Foreigners increase crime rates |
+ |
2 |
Zuwanderer sind im Allgemeinen gut für die deutsche Wirtschaft |
Foreigners are good for economy |
- |
3 |
Zuwanderer nehmen Menschen, die in Deutschland geboren sind, die Arbeitsplätze weg |
Foreigners take jobs away |
+ |
4 |
Zuwanderer machen Deutschland offener für neue Ideen und andere Kulturen |
Foreigners make open for new ideas and culture |
- |
Antwortvorgaben
5-stufige Kategorial-Skala mit Benennung aller Abstufungen:
1 = Stimme voll und ganz zu (agree strongly)
2 = Stimme zu (agree)
3 = Weder/Noch (neither agree/nor disagree)
4 = Stimme nicht zu (disagree)
5 = Stimme überhaupt nicht zu (disagree strongly)
Auswertungshinweise
Die Items bilden nach den hier berichteten Ergebnissen eine Skala. Deshalb kann, falls erforderlich, ein ungewichteter Summenscore für weitere inhaltlich orientierte Analysen gebildet werden.
Die hier dokumentierten Items waren Bestandteil der ISSP - Umfrage (http://www.issp.org) von 1995. Sie erfassen Aussagen über Einschätzungen von Kosten und Nutzen durch Zuwanderer für Deutschland.
Die formale sowie inhaltliche Güte des Messinstruments wird hier geprüft. Als Orientierung dient Christian Lüdemanns (2000) Beitrag zur Erklärung diskriminierender Einstellung gegenüber Ausländern, Juden und Gastarbeitern in Deutschland. Anhand der Daten aus dem ALLBUS 1996 versucht er, mit der Erfassung eingeschätzter Kosten und Nutzen durch Zuwanderer ausländerdiskriminierende Einstellungen zu erklären. Demgegenüber konzentriert sich dieser Beitrag auf Faktoren, die Unterschiede in den Beurteilungen der Kosten klarer strukturieren. Lüdemanns theoretischen Hintergrund bildet die allgemeine Attitüdentheorie von Fishbein (1963), welche auf einem Wert x Erwartungsmodell basiert. Davon ausgehend formuliert Lüdemann die allgemeine Arbeitshypothese, dass die Einstellung einer Person gegenüber einem bestimmten Einstellungsobjekt abhängig davon ist, welche subjektive Eigenschaften sie mit diesem in Verbindung setzt. Der erwartete Nutzen bzw. die Kosten eines Einstellungsobjektes sollten also seine Bewertung bestimmen. Bezogen auf die hier verwendeten Daten ergibt sich die folgende Fragestellung: Hängt die Einstellung gegenüber Zuwanderern vom subjektiv wahrgenommenen Nutzen bzw. den erwarteten Kosten ihrer Zuwanderung ab? Im Zusammenhang mit der Beantwortung dieser Frage sind die folgenden weitergehenden Hypothesen Lüdemanns relevant:
H1: Einstellungen sind abhängig von der jeweiligen Bewertung des Einstellungsobjektes.
H2: Bewertungen sind abhängig von den jeweiligen Kosten bzw. dem Nutzen des Einstellungsobjektes.
H3: Die Einstellung zu Zuwanderern ist abhängig von den subjektiven Kosten bzw. dem Nutzen ihrer Zuwanderung.
Welche Faktoren könnten die subjektiven Kosten von Zuwanderern erhöhen bzw. mindern?
Lüdemann führt hierzu zum einen den Einfluss des Bildungsniveaus einer Person an, wobei er sich auf Blank und Schwarzer (1994) beruft. Der Zusammenhang wird darin gesehen, dass niedrige Bildung auch mit weniger "(...) Möglichkeiten individueller Selbstverwirklichung (...)" einhergeht. Zusätzlich ist die Bildung einer Person ein Indikator für ihre Schichtzugehörigkeit. Da es den unteren Bevölkerungsschichten meist schwerer gelingt, einen Arbeitsplatz oder eine Wohnung zu finden, bilden Zuwanderer unter diesem Aspekt eine höhere Konkurrenz. Verstärkt werden sie auch aus Gründen der sozialen Nähe als Vergleichsgruppe betrachtet, die wiederum oft als Sündenbock für die eigenen Missstände herhalten muss. Einem solchen unterliegen höher Gebildete i.d.R. nicht, da sie meist auch einer höheren Schicht angehören.
Nach Lüdemann ist niedrige Bildung also hauptsächlich ein Indikator für eine stärkere Identifikation mit der Eigengruppe aufgrund geringerer Chancen, sich eine individuelle Identität durch beispielsweise einen erfüllten Beruf zu schaffen. Folglich sollten niedrig Gebildete die Kosten von Zuwanderern höher einschätzen.
Identitätsdefinierende Faktoren spielen damit für Kosteneinschätzungen von Zuwanderern eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang sind auch die Nationalismus vs. Patriotismus Konzepte relevant, wie sie u.a. im Rahmen des DFG-Projektes "Nationale Identität der Deutschen" theoretisch und empirisch detaillierter zu fassen versucht wurden. Aus ihnen lässt sich ableiten, dass Personen mit nationalistischen Orientierungen Zuwanderer als kostensteigernd empfinden, während Personen mit patriotischen Einstellungen ihnen gegenüber eher eine neutrale Position einnehmen oder sie sogar positiv bewerten. Daraus ergeben sich folgende Hypothesen über mögliche Einflussfaktoren auf subjektive Kostenbeurteilungen von Zuwanderern:
Ha: Eine Person wird die Kosten von Zuwanderern umso höher einschätzen, je niedriger ihre Bildung ist,
Hb: je stolzer sie auf solche Merkmale der Nation ist, die wesentlich für eine nationalistische Identifikation sind und
Hc: als je wichtiger sie solche Merkmale beurteilt.
Itemkonstruktion und Itemselektion
Die hier dokumentierten Items stammen aus dem ISSP (http://www.issp.org), das sich für die jährlich stattfindenden Umfragen unterschiedliche sozialwissenschaftliche Themenschwerpunkte setzt. Diese werden von den 4 Gründungsmitgliedern des ISSP (ZUMA, Deutschland; NORC, USA; SCPR, Großbritannien und der Research School of Social Science, Australien) festgelegt. Der Originalfragebogen wird zunächst in British-English erstellt und dann in die jeweiligen Landessprachen für die nationale Umfrage übersetzt (paper-pencil). Ein Ziel ist es dabei, den 31 teilnehmenden Ländern einen interkulturellen Vergleich zu ermöglichen. Für das Jahr 1995 wurde der Themenschwerpunkt "Nationale Identität" (vgl. Harkness, 1996) festgelegt. Von Interesse waren die Einstellungen zur Kultur einer Nation, zur Staatsbürgerschaft und zu Minderheiten und Ausländern in der Gesellschaft.
Stichproben
Das ISSP 1995 rekrutierte die Befragten aus der Stichprobe der ALLBUS/ISSP-Umfrage 1994 (vgl. Harkness, ZUMA Arbeitsbericht 96/10). 55 ungültige Fälle wurden zuvor aus dem ALLBUS 1994-Datensatz entfernt. Der ISSP-Fragebogen (1995) wurde 3582 Personen mit der Post zugesandt (Westdeutschland: 2342; Ostdeutschland: 1108). Zusätzlich wurden 132 Personen einbezogen, die 1994 erst 17 Jahre alt waren und daher 1994 nicht befragt wurden.
Da eine Reihe von Untersuchungen Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland belegen, wird in diesen Ausführungen stets zwischen West- und Ostdeutschland differenziert.
Der Fragebogen wurde von 52.8% der Angeschriebenen (N = 1894; Westdeutschland: 1282, Ostdeutschland: 612) ausgefüllt zurückgesandt. In allen hier dargestellten Auswertungen zur Beurteilung der Items werden nur Befragte deutscher Staatsbürgerschaft berücksichtigt (N = 1818; Westdeutschland: 1211, Ostdeutschland: 607). Demographische Angaben über diese Befragten liegen in Tabelle 1 vor.
Tabelle 1
Demographische Merkmale (alle Befragte mit deutscher Staatsbürgerschaft)
|
West |
Ost |
||
Alter |
Häufigkeit |
% |
Häufigkeit |
% |
18 bis 29 Jahre |
212 |
17.7 |
88 |
14.6 |
30 bis 44 Jahre |
364 |
30.3 |
173 |
28.7 |
45 bis 59 Jahre |
324 |
27.0 |
166 |
27.5 |
über 59 Jahre |
300 |
25.0 |
176 |
29.2 |
Anzahl |
1200 |
100 |
603 |
100 |
Missing Values |
11 |
|
4 |
|
Gesamt |
1211 |
|
607 |
|
Geschlecht |
|
|
|
|
männlich |
644 |
53.6 |
301 |
50.1 |
weiblich |
558 |
46.4 |
300 |
49.9 |
Anzahl |
1202 |
100 |
601 |
100 |
Missing Values |
9 |
|
6 |
|
Gesamt |
1211 |
|
607 |
|
Bildung |
|
|
|
|
Niedrig |
522 |
43.7 |
202 |
34.1 |
Mittel |
334 |
27.9 |
201 |
34.0 |
Hoch |
339 |
28.4 |
189 |
31.9 |
N |
1195 |
100 |
592 |
100 |
Missing Values |
16 |
|
15 |
|
Gesamt |
1211 |
|
607 |
|
Anm. Niedrig = Niedrige Bildung: kein Schulabschluss oder Hauptschulabschluss, Mittel = Mittlere Bildung: Realschulabschluss, Hoch = Hohe Bildung: Abitur, Fachhochschulabschluss, Hochschulabschluss. Die Berechnungen wurden mit SPSS 7.5 durchgeführt.
Itemanalysen
Nach einer Hauptkomponentenanalyse lädt nur ein Faktor auf allen vier Items in beiden Stichproben. Er erklärt 55.6% (West) bzw. 54.4% (Ost) der Varianz (Eigenwert Lamda: West=2.25; Ost=2.18). Alle Faktorladungen bzw. Kommunalitäten weisen befriedigende Werte auf. Die Ergebnisse liegen in Tabelle 2 vor. Je nach Formulierung (negativ bzw. positiv) sind die Items im Sinne der Skala auch negativ mit der Hauptkomponente korreliert. Für weitere Analyseschritte wurden die Items B und D positiv im Sinne der Skala umgepolt
Faktorladungen (F) und Kommunalitäten (K) für West- und Ostdeutschland
|
West |
Ost |
||
Ausländer |
F |
K |
F |
K |
A. erhöhen die Kriminalitätsrate |
.73 |
.53 |
.76 |
.56 |
B. gut für die deutsche Wirtschaft |
-.70 |
.49 |
-.68 |
.46 |
C. nehmen Arbeitsplätze weg |
.80 |
.65 |
.77 |
.59 |
D. machen Deutschland offener für Ideen |
-.75 |
.56 |
-.75 |
.57 |
N |
964 |
470 |
||
Missing |
247 |
137 |
Itemkennwerte
Die korrigierten Item-Skala Korrelationen und Cronbachs Alpha "if item deleted" liegen in Tabelle 3 vor, ebenso die Faktorladungen für die Items (siehe Tabelle 2).
Korrigierte Item-Skala Korrelationen (rit) und Cronbachs Alpha (CA) "if item deleted" für West- und Ostdeutschland
|
West |
Ost |
||
Ausländer |
rit |
CA |
rit |
CA |
A. erhöhen die Kriminalitätsrate |
.56 |
.68 |
.52 |
.65 |
B. gut für die deutsche Wirtschaft(-) |
.47 |
.70 |
.45 |
.69 |
C. nehmen Arbeitsplätze weg |
.60 |
.62 |
.54 |
.64 |
D. machen Deutschland offener für Ideen(-) |
.53 |
.67 |
.53 |
.65 |
CA-Gesamtskala |
.73 |
.72 |
||
N |
964 |
470 |
||
Missing |
247 |
137 |
Reliabilität
Nach Cronbachs Alpha ist die Gesamtskala mit .73 für Westdeutschland und mit .72 für Ostdeutschland in Anbetracht der Itemanzahl als hinreichend reliabel zu beurteilen. Ein Ausschluss einzelner Items (Tabelle 3) verbesserte diese Werte nicht. Dies spricht dafür, alle vier Items beizubehalten.
Validität
Für die inhaltliche Validierung wurde ein ungewichteter Summenscore gebildet, von dem die Anzahl der Items abgezogen wurde, um 0 als kleinsten Wert zu erhalten. Die Skalenwerte variieren zwischen 0 (überhaupt keine Kosten) und 16 (sehr hohe Kosten). Die theoretischen Extremwerte werden auch empirisch erreicht. Nach den Maßen der zentralen Tendenz mit einem Mittelwert von 8.42, einem Median und Modus von 9.0 für die Weststichprobe sowie einem Mittelwert von 7.18, einem Median von 7.0 und einem Modus von 8.0 für die Oststichprobe kann man nicht von einer perfekten Normalverteilung ausgehen. Die Standardabweichung beträgt s=3.14 (West) und s=3.20 (Ost). Aufgrund der inhaltlichen Überlegungen und der zu testenden Hypothesen wird die neue Skala "Einschätzung von Kosten durch Zuwanderer für Deutschland" genannt und im Folgenden abgekürzt als "Kosten-Skala" bezeichnet.
Zur Beurteilung der externen Validierung der 4 Kosten-Items liegen folgende Ergebnisse vor:
1. Zunächst wurde eine multiple Regressionsanalyse mit den sozio-demographischen Merkmalen Alter, Bildung und Geschlecht durchgeführt. Das Geschlecht wurde in diese als Dummy-Variable mit der männlichen Kategorie als Referenzgruppe einbezogen. Ergebnisse werden in Tabelle 4 berichtet.
Tabelle 4
Standardisierte Regressionskoeffizienten für sozio-demographische Korrelate der Kosten-Skala für West- und Ostdeutschland
|
West |
Ost |
Geschlechtb |
.067* |
.072 |
Alter |
-.097 |
.049 |
Bildung |
.311** |
.321** |
R2 adj |
.125 |
.090 |
Anm. **:p < .001; *:p < 0.01. b Referenzkategorie: männlich
Nach diesen Analysen ist die Bildung in beiden Stichproben ein bedeutsamer Prädiktor. Dies bestätigt Hypothese Ha. Geschlecht und Alter beeinflussen nach dieser Analyse jedoch nur bei den west-, und nicht auch bei den ostdeutschen Befragten die Antworten zu den Kosten-Items signifikant. Insgesamt werden mit dieser Analyse mit R-chadrat=0.36 12.5% für den westlichen und mit R-chadrat=0.31 9% der Varianz für den östlichen Teil Deutschlands erklärt.
2. Bivariate Korrelationen mit den 5 sogenannten "Stolz-Items" des ISSP 95 zeigen ebenfalls die erwarteten Korrelationen mit der Kosten-Skala. Auffällig ist, dass in der westdeutschen Stichprobe insbesondere die Items "Stolz auf deutsche Streitkräfte" und "Stolz auf deutsche Geschichte" positiv mit der Kosten-Skala korrelieren. Befragte, die diesen Items zustimmen, schätzen die Kosten von Zuwanderern am höchsten ein. In der ostdeutschen Stichprobe fällt das Item "Stolz auf sportliche Erfolge" stärker ins Gewicht, was als Indikator für die stärkere Orientierung an der Eigengruppe immer noch Bestätigung findet und die subjektive Wahrnehmung der Kosten von Zuwanderern somit erhöht.
Tabelle 5
Bivariate Korrelationen der Kosten-Skala mit den Stolz-Items des ISSP 95 (Pearson Korrelationskoeffizienten) für West- und Ostdeutschland
|
West |
Ost |
||
Deutschland hinsichtlich |
r |
N |
r |
N |
Der Art und Weise wie die Demokratie funktioniert |
-.09** |
922 |
.06 |
454 |
Deutschlands politischen Einfluss in der Welt |
.17** |
904 |
.17** |
436 |
Der wirtschaftlichen Erfolge |
.12** |
919 |
.14** |
459 |
Der sozialstaatlichen Leistungen |
-.00 |
935 |
-.07 |
460 |
Der wissenschaftlichen und technologischen Erfolge |
.20** |
912 |
.09 |
434 |
Der sportlichen Erfolge |
.22** |
891 |
.28** |
445 |
Der Leistungen in Kultur und Literatur |
-.03 |
851 |
-.01 |
427 |
Der deutschen Streitkräfte |
.37** |
856 |
.30** |
409 |
Der deutschen Geschichte |
.30** |
899 |
.20** |
444 |
Der gerechten und gleichen Behandlung aller gesellschaftlichen Gruppen |
.11** |
847 |
.04 |
411 |
Anm. **: auf dem 0.01%-Niveau signifikant
3. In eine weitere multiple Regressionsanalyse wurden als unabhängige Variablen sowohl die sozio-demographischen Merkmale als auch die Stolz-Items einbezogen (Tabelle 6). Zusätzlich wurde auch die Skala "Wichtigkeit deutscher Identitätseigenschaften" in das Gesamtmodell integriert, um Hypothese Hc prüfen zu können.
Tabelle 6
Multiples Regressionsmodell mit soziodemograghischen Merkmalen, Stolz-Items und Items zur subjektiven Wichtigkeit deutscher Identitätseigenschaften (standardisierte Regressionskoeffizienten)
|
West |
Ost |
Geschlechtb |
.070+ |
.043 |
Alter |
.001 |
.059 |
Bildung |
.198** |
.193** |
Demokratie |
-.181** |
-.041 |
Pol. Einfluss |
-.032 |
.049 |
Wirtschaftl. Erfolg |
-.034 |
.037 |
Sozialsttl. Leistung |
-.044 |
-.094 |
Wissenschaftl. Erfolg |
.164** |
.090 |
Sportl. Erfolg |
.041 |
.193** |
Kultur |
-.170** |
-.170* |
Streitkräfte |
.182** |
.071 |
Deutsche Geschichte |
.106+ |
.049 |
Gerechtigkeit Mind. |
.007 |
-.093 |
Identitäts-Skala |
.254** |
-.274** |
R2 adj. |
.294 |
.256 |
Anm. **: p < 0.001; *: p < 0.01; +: p < 0.05. b Referenzkategorie: männlich
Auch nach dieser Analyse übt die Bildung in beiden Stichproben einen starken Effekt aus. Die Itembatterie "Wichtigkeit deutscher Identitätseigenschaften" weist die höchsten signifikanten Beta-Gewichte im Vergleich zu den übrigen mit einbezogenen Variablen auf. Danach schätzen insbesondere solche Personen die Kosten durch Zuwanderer hoch ein, die auch deutschen Identitätseigenschaften einen hohen Stellenwert einräumen, um Personen als Deutsche anzuerkennen. In der Weststichprobe zeigen sich für das Item "Stolz auf deutsche Streitkräfte" ein positiver Effekt und für die Items "Stolz auf Kunst und Literatur" sowie "Stolz darauf, wie die Demokratie funktioniert", negative Effekte. Wie erwartet beurteilen solche Befragte Zuwanderer also eher als eine Bereicherung, die auch eher stolz auf solche Attribute Deutschlands sind, die für patriotische Wertevorstellungen bedeutsam sind.
In der Oststichprobe sind erneut die Bildung der Befragten und das Item "Stolz auf sportliche Erfolge" die erklärungskräftigsten Variablen. Sie korrelieren beide positiv mit der Kosten-Skala. Niedrige Bildung und nationalistischer Stolz erhöhen somit wie erwartet die Kosteneinschätzung durch Zuwanderer.
Deskriptive Statistiken (Normierung)
Häufigkeitsverteilungen für die einzelnen Items liegen in Tabelle 7 vor.
Tabelle 7
Antworthäufigkeiten (in %) für Ost- und Westdeutschland
Westdeutschland |
|
|
|
|
|
|
Zuwanderer |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
N |
erhöhen die Kriminalitätsrate |
19.5 |
35.9 |
22.1 |
17.5 |
5.1 |
1120 |
sind im allg. gut für die deutsche Wirtschaft |
3.3 |
35.2 |
33.1 |
22.8 |
5.7 |
1072 |
nehmen Menschen, die in Deutschland geboren sind, Arbeitsplätze weg |
8.0 |
19.3 |
26.5 |
34.7 |
11.5 |
1132 |
machen Deutschland offener für neue Ideen & andere Kulturen |
11.5 |
56.6 |
16.5 |
11.2 |
4.2 |
1112 |
Ostdeutschland |
|
|
|
|
|
|
Zuwanderer |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
N |
erhöhen die Kriminalitätsrate |
28.4 |
39.5 |
17.7 |
11.9 |
2.5 |
564 |
sind im allg. gut für die dt. Wirtschaft |
2.0 |
30.2 |
29.9 |
28.4 |
9.5 |
556 |
nehmen Menschen, die in Deutschland geboren sind, Arbeitsplätze weg |
19.4 |
33.7 |
19.0 |
21.5 |
6.3 |
567 |
machen Deutschland offener für neue Ideen und andere Kulturen |
10.9 |
46.7 |
22.2 |
14.5 |
5.6 |
531 |
Anm. 1 = Stimme voll und ganz zu, 2 = Stimme zu, 3 = Weder/noch, 4 = Stimme nicht zu, 5 = Stimme überhaupt nicht zu
Statistische Kennwerte für die einzelnen Items liegen in Tabelle 8 vor. Signifikante Mittelwertsunterschiede (t-Tests für unabhängige Stichproben) auf dem 1%-Niveau zwischen der west- und ostdeutschen Stichprobe sprechen dafür, alle weiteren statistischen Analysen für diese Gruppen getrennt durchzuführen. Das Kriterium der Varianzhomogenität wird von den Daten aus der ISSP Stichprobe 1995 jedoch nicht erfüllt.
Tabelle 8
Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) für Ost- und Westdeutschland
|
West |
Ost |
|
||||
Ausländer |
N |
M |
SD |
N |
M |
SD |
t-Wert* |
erhöhen die Kriminalitätsrate |
1120 |
2.53 |
1.14 |
564 |
2.21 |
1.06 |
5.76 |
gut für die deutsche Wirtschaft |
1072 |
2.92 |
0.97 |
556 |
3.13 |
1.02 |
-4.00 |
nehmen Arbeitsplätze weg |
1132 |
3.22 |
1.13 |
567 |
.62 |
1.20 |
10.02 |
machen Deutschland offener für Ideen |
1112 |
2.40 |
0.97 |
531 |
2.57 |
1.05 |
-3.19 |
Anm. *Die Mittelwertsunterschiede sind alle mindestens auf dem 5%-Niveau signifikant. Varianzhomogenität (F-Test) ist jedoch nicht gegeben.
- Dipl. Psych. Doreen Balke, E-Mail: Doreen.Balke@med.uni-heidelberg.de