Bedrohung und Vulnerabilität
Rollenkonflikt
Soziale Stressoren am Arbeitsplatz
Work-Family Conflict Scale (ISSP)

Bedrohung und Vulnerabilität

Autor/in: Martens, T., Rost, J., & Gresele, C.
In ZIS seit: 1999
Downloads

Aktionen
Nutzungsbedingungen
Zur Nutzung für andere Zwecke kontaktieren Sie die Autor*innen

Zusammenfassung:

Der Fragebogen erfasst die Tendenz, wie stark jemand die Umwelt als bedroht ansieht. Die Konstruktion der Skala basiert auf den Arbeiten von Becker (1974) und Rosenstock (1966).

Abstract:

The questionnaire captures the tendency of how strongly someone regards the environment as threatened. The construction of the scale is based on the works of Becker (1974) and Rosenstock (1966).


Sprache Dokumentation: deutsch
Sprache Items: deutsch
Anzahl der Items: 8
Reliabilität: 1-Klassen-Lösung (
Validität: Hinweise auf die Kriteriumsvaliditität.
Konstrukt: Wahrnehmung der Umwelt
Schlagwörter: Verhaltensänderung, Umweltschutz | behavioral change, environmental protection
Item(s) in Bevölkerungsumfrage eingesetzt: nein
Skalenentwicklung: validiert

Instruktion

Zur Instruktion liegen keine genaueren Informationen vor.

 

Items

Nr.

Item

1

Ich fühle mich in meiner Gesundheit durch die zunehmende Belastung des Trinkwassers bedroht.

2

Tiere und Pflanzen sind aufgrund der Wasserverschmutzung gefährdet.

3

Ich meine, dass die Radioaktivität meine Gesundheit gefährdet.

4

Die Radioaktivität bedroht Pflanzen und Tiere.

5

Ich habe Angst, dass ich durch die Luftverschmutzung erkranke.

6

Die Luftverschmutzung gefährdet Pflanzen und Tiere stark.

7

Der Treibhauseffekt hat wahrscheinlich schlimme Folgen für mich selbst.

8

Der Treibhauseffekt ist eine große Gefahr für Pflanzen und Tiere.

 

Antwortvorgaben

Vierstufige Antwortskalen:

-       stimme zu,

-       stimme weitgehend zu,

-       stimme teilweise zu,

-       stimme nicht zu.

 

Auswertungshinweise

Die Datenanalyse erfolgte mit dem Mixed-Rasch-Modell Name=mixedraschmodell; HotwordStyle=BookDefault; (Rost, 1990; Rost, 1996a). Dazu wurde das Programm Winmira (Davier, 1997) verwendet. Alle Items sind in die gleiche Richtung gepolt.

 

 

Als Ausgangspunkt einer Motivierung zum umweltgerechten Verhalten wird in der hier verwendeten theoretischen KonzeptionName=zurtheorie; HotwordStyle=BookDefault; fundort=s17;  (Rost, 1996b; Martens & Rost, 1998) die Bedrohungswahrnehmung angenommen: Das integrierte Handlungsmodell (vgl. Rost, 1996b; Martens & Rost, in Druck) beschreibt den Prozess der Handlungsgenese über drei Phasen: die "Motivierungsphase", die "Handlungsauswahlphase" und die "Volitionsphase".  Jede Phase ist durch ganz bestimmte handlungssteuernde bzw. -begleitende Kognitionen und Affekte gekennzeichnet, die den Prozess der Handlungsentstehung in unterschiedlicher Art und Weise beeinflussen können. Bestimmte kognitive und affektive Inhalte können zu ganz bestimmten Handlungstypen führen, andere wiederum zum Abbruch des Handlungsprozesses. Das hier dargestellte Instrument bezieht sich auf die Motivierungsphase.

Ursprünglich stammt das Konzept der Bedrohung aus dem Modell gesundheitlicher Überzeugungen (Health Belief-Modell, vgl. Becker, 1974; Rosenstock, 1966). In diesem geht es darum, wie stark sich jemand von einer Krankheit bedroht fühlt. Das Bedrohungskonzept wurde auch in anderen populären Theorien der Gesundheitspsychologie aufgegriffen, so z. B. in der Schutzmotivationstheorie (Protection Motivation Theory) von Rogers (1983). Dabei muss ein Bedrohungsbegriff, der sich nur auf die eigene körperliche Unversehrtheit bezieht, für den Bereich Umwelthandeln systematisch erweitert werden. Eine perzipierte Bedrohung kann sich auch auf andere Objekte richten, nämlich auf:

-       Andere Menschen: Je näher einer Person andere Menschen stehen, desto mehr wird ihre Gefährdung Bedrohungsgefühle auch bei ihr auslösen. Dabei kann sich das Bedrohungsgefühl auch auf unbekannte Personen an anderen Orten oder in der Zukunft ("folgende Generationen") beziehen.

-       Tiere, Pflanzen und physische Umwelten: Das Sterben von Tieren und Pflanzen, die Veränderung von Landschaften kann Bedrohungsgefühle hervorrufen.

So unterscheiden auch Schmidt und Gifford (1989) zwischen einer Bedrohung des Selbst und einer Bedrohung der Umwelt. Stern, Dietz und Kalof (1993) differenzieren zwischen egoistischen, das menschliche Wohl und die Biosphäre betreffenden Konsequenzüberzeugungen. In verschiedenen Bereichen ist das Konzept der Bedrohung schon eingesetzt worden, so z. B. beim Energiesparen (Hass, Bagley & Rogers, 1975) oder bei der Hilfe für gefährdete Tierarten (Shelton & Rogers, 1981).

 

 

Itemkonstruktion und Itemselektion

Das hier vorgestellte Instrument "Bedrohung: Vulnerabilität" wurde vom Kieler ProjektName=kiel; HotwordStyle=BookDefault; fundort=s00;  "Identifikation von kognitiven, affektiven und sozialen Faktoren des Umwelthandelns" der ArbeitsgruppeName=arbeitsgruppe; HotwordStyle=BookDefault; fundort=s00;  "Multidisziplinäre Ansätze zur Verhaltensveränderung" des DFG-SchwerpunktprogrammsName=spp; HotwordStyle=BookDefault; fundort=s00;  "Mensch und globale Umweltveränderungen" entwickelt.

Es wurde eine kombinierte Querschnitt- und Längsschnittstudie mit drei Messzeitpunkten an 1302 Schleswig-Holsteiner und Hamburger GymnasiastInnen durchgeführt. Sie zielt darauf ab, die Motivationsstrukturen und kognitiven Voraussetzungen für Umwelthandeln in ihrer Qualität und ihren quantitativen Effekten zu erfassen.

Die Items wurden durch systematische Kombination verschiedener inhaltlicher Aspekte (Facetten) gewonnen. Dieses Konstruktionsprinzip wurde angewendet, um eine möglichst spezifische Formulierung der Items und den Bezug der verschiedenen Skalen untereinander im Sinne der theoretischen Konzeption zu gewährleisten (vgl. Martens & Rost, 1998).

Die Operationalisierung der Vulnerabilität ergibt sich nun daraus, dass systematisch abgefragt wird, inwieweit die verschiedenen Umweltprobleme die beiden Bedrohungsobjekte gefährden (Tabelle 1).

 

Tabelle 1

Umweltprobleme und Bedrohungsobjekte

Umweltproblem

Bedrohungsobjekt

Wasserverschmutzung

Selbst

Wasserverschmutzung

Pflanzen und Tiere

Radioaktivität

Selbst

Radioaktivität

Pflanzen und Tiere

Luftverschmutzung

Selbst

Luftverschmutzung

Pflanzen und Tiere

Treibhauseffekt

Selbst

Treibhauseffekt

Pflanzen und Tiere

 

Nach einer Voruntersuchung im Januar an 92 Schülerinnen und Schülern an einem Kieler Gymnasium wurden einige Formulierungen überarbeitet, die facettentheoretische Konstruktion wurde beibehalten.

Die Skalenanalysen erfolgen mit MischverteilungsmodellenName=Mischverteilungsmodelle; HotwordStyle=BookDefault; , nämlich der Latent-Class-AnalyseName=latentclassAnalysis; HotwordStyle=BookDefault;  (Lazarsfeld & Henry, 1968) und dem Mixed-Rasch-Modell Name=Mixedraschmodell; HotwordStyle=BookDefault; (Rost, 1990). Das bei den meisten Skalen dieser Sammlung verwendete 4-kategorielle Antwortformat hat Ordinalskalenniveau. Somit wird jeweils bei der Latent-Class-Analyse und dem Mixed-Rasch-Modell das Modell für ordinale Daten verwendet.

 

Stichproben

Die Items der wahrgenommenen Vulnerabilität der Bedrohung wurden im Rahmen eines größeren Fragebogens zur Erfassung der kognitiven, affektiven und sozialen Faktoren des Umwelthandelns dargeboten. Mit diesem Fragebogen wurden 1302 Schülerinnen und Schüler der 8. - 12. Schulklasse an 4 Gymnasien (2 Gymnasien in Kiel, 1 Gymnasium in Schleswig und 1 Gymnasium in Hamburg) befragt.

 

Itemanalysen

Um zu beurteilen, wie viele Klassen oder Subpopulationen bei der Analyse mit dem Mixed-Rasch-ModellName=Mixedraschmodell; HotwordStyle=BookDefault;  am angemessensten erscheinen, wird hier der CAIC-Index Name=CAIC; HotwordStyle=BookDefault; verwendet (vgl. Bozdogan, 1987; Rost, 1996a). Nach dem CAIC-IndexName=t12; HotwordStyle=BookDefault; fundort=s17;  scheint die 2-Klassen-Lösung die angemessenste zu sein (Tabelle 2).

 

Tabelle 2

CAIC-Index für das Instrument „Bedrohung: Vulnerabilität

Anzahl der latenten Klassen

CAIC

1

22987,61

2

22812,99

3

22842,07

 

Diese Lösung wurde auch von Rode & Dempsey (persönliche Mitteilung) in einer IPN-Studie mit 4000 Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse gefunden. Die Erwartungswerte für die 2-Klassen-LösungName=p1; HotwordStyle=BookDefault; titel=Bedrohung: Vulnerabilität; fundort=s17;  liegen in Abbildung 1 vor.

 

Abbildung 1. Erwartungswerte für die 2-Klassen-Lösung

 

Itemkennwerte

Der Q-IndexName=t15; HotwordStyle=BookDefault; fundort=s17;  gibt Auskunft über die Rasch-Skalierbarkeit der ItemsName=raschskalierbar; HotwordStyle=BookDefault;  (vgl. Rost & v. Davier, 1994; Rost, 1996a) (Tabelle 3).

 

Tabelle 3

Q-Index zur Beurteilung der Rasch-Skalierbarkeit der Items des Instruments "Bedrohung: Vulnerabilität"

 

1-Klassen-Lösung

2-Klassen-Lösung

 

 

Kl 1

Kl2

Wasser (selbst)         

.1343

.0968

.1681

Wasser (Tiere & Pflanzen)

.1539

.1592

.1564

Radio (selbst)          

.1088

.0633

.1515

Radio (Pflanzen & Tiere)

.1150

.0939

.1587

Luft (selbst)           

.1142

.0809

.1315

Luft (Pflanzen & Tiere) 

.1212

.1166

.1217

Treibhaus (selbst)      

.1318

.0836

.1542

Treibhaus (Pflanzen &  Tiere) 

.1357

.1044

.1598


 

Reliabilität

Die Reliabilitäten (Mixed-Rasch-Modell) Name=reliabilität; HotwordStyle=BookDefault; betragen für die 1-Klassen-Lösung = 0.783. Für die 2-Klassen-Lösung betragen sie für Klasse 1 = 0.779 und für Klasse 2 = 0.777. Die mittleren Zuordnungswahrscheinlichkeiten der 2-Klassen-Lösung betragen dabei für Klasse 1 =  0.943, für Klasse 2 = 0.915.

 

Validität

Erste Auswertungen zeigen, dass die wahrgenommene Vulnerabilität positiv mit der Umsetzung von Handlungsvorsätzen zusammenhängt. Differenziertere Analysen zum Zusammenhang mit dem tatsächlichen Handeln sind in Arbeit (vgl. Martens & Rost, 1998).

 

Deskriptive Statistiken

Es liegen Erwartungswerte der ItemantwortenName=t11; HotwordStyle=BookDefault; fundort=s17;  nach dem Mixed-Rasch-Modell in Tabelle 4 Name=Mixedraschmodell; HotwordStyle=BookDefault; vor.

 

Tabelle 4

Erwartungswerte (E) und Standardabweichungen (SD) der Itemantworten zur "Bedrohung: Vulnerabilität" nach dem Rasch-Modell

 

E

SD

Wasser (selbst)         

0.91

0.91

Wasser (Tiere & Pflanzen)

2.35

0.82

Radio (selbst)          

1.88

1.14

Radio (Pflanzen & Tiere)

2.17

0.96

Luft (selbst)           

1.37

1.04

Luft (Pflanzen & Tiere) 

2.23

0.85

Treibhaus (selbst)      

1.71

1.03

Treibhaus (Pflanzen &  Tiere) 

2.14

0.86


 

Martens, T., Rost, J., & Gresele, C.