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Zwischenmenschliche Beziehungen und Moral

  • Autor/in: Gümüs, A., Gömleksiz, M., Glöckner-Rist, A., & Balke, D.
  • In ZIS seit: 2004
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis121
  • Zusammenfassung: Die beiden hier dokumentierten Items sollen mit jeweils drei Indikatoren (1) das Vertrauen bzw. Misstrauen anderen Menschen gegenüber erfassen und (2) die Beurteilung der allgemeinen ... mehr gesellschaftlichen Moral bzw. Natur. Stark negative Haltungen zu diesen Fragen sind nach der Theorie der Berkeley-Gruppe Bestandteil eines zentralen Eigenschaftssyndroms einer autoritären Persönlichkeit, für welches eine stabile situationsübergreifende zynische, moralisierende und abwertende Haltung Anderen gegenüber charakteristisch ist. weniger
    Abstract: The two items documented here are intended to measure (1) trust or mistrust in other people with three indicators each and (2) the assessment of general social morality or nature. According to the ... mehrtheory of the Berkeley Group, strongly negative attitudes towards these questions are part of a central characteristic syndrome of an authoritarian personality, for which a stable cynical, moralizing and pejorative attitude towards others across situations is characteristic. weniger
  • Sprache Dokumentation: deutsch
  • Sprache Items: deutsch, türkisch
  • Anzahl der Items: 6
  • Reliabilität: Cronbachs Alpha = .44 bis .54
  • Validität: Hinweis auf faktorielle Validität
  • Konstrukt: Vertrauen, Moral
  • Schlagwörter: Autorität, Persönlichkeit, Vertrauen, Misstrauen, Moral | authority, personality, trust, mistrust, morality
  • Item(s) in Bevölkerungsumfrage eingesetzt: nein
  • Entwicklungsstand: validiert
    • Instruktion

      Zunächst wüssten wir gerne Ihre Meinung zu den folgenden Behauptungen. Bitte kreuzen Sie je nach dem Grad Ihrer Zustimmung bzw. Ablehnung eine der fünf Möglichkeiten an.

       

      Items

       

      Nr.

      Item deutsch

      Item türkisch

      Subskala

      V8

      Ich frage mich oft, welchen geheimen Grund jemand anderes wohl hat, mir einen Gefallen zu tun.

      Bana iyilik eden birinin, bu iyiligi hangi gizli niyetle yaptigini cogu kez merak ederim.

      VZB

      V9

      Die meisten Leute sind hauptsächlich aus Angst vor dem Ertapptwerden ehrlich.

      Insanlarin cogu, aslinda yakalanacaklarindan korktuklari icin dürüst davraniyor.

      VZB

      V10

      Die meisten schließen Freundschaften, weil Freunde ihnen möglicherweise nützlich sein können.

      Insanlarin cogu, kendilerine bir yarari olabilecegi düsüncesiyle arkadaslik kurmaktadir.

      VZB

      V91

      Wenn die Menschheit auf ihrem verwerflichen Weg so weiter macht, wird sie Gott wahrscheinlich vernichten müssen.

      Insanlik yanlis yönde gitmeye devam ederse, Allah tarafindan cezalandirilacaktir.

      GMO

      V94

      Heute sind die Menschen im Allgemeinen gewalttätiger und unmoralischer als früher.

      Eski nesillere kiyasla günümüz insanlari, daha zorba ve ahlaksiz.

      GMO

      V95

      Die derzeitige Kriminalität und die sexuelle Unmoral lassen es unumgänglich erscheinen, mit gewissen Leuten härter zu verfahren, wenn wir unsere moralischen Prinzipien wahren wollen.

      Ahlaki degerlerimizi korumak istiyorsak, mevcut suc ve cinsel ahlaksizliklara karsi, yogun bir mücadele gerekiyor.

      GMO

       

      Anm. Die Itemnummern zeigen die Position der Items im Fragebogen an. VZB = Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen, GMO = Beurteilung der gesellschaftlichen Moral

       

      Antwortvorgaben

      5-stufige Ratingskalen mit den Optionen 1 = starke Ablehnung, 2 = Ablehnung, 3 = unentschieden, 4 = Zustimmung, 5 = volle Zustimmung.

      Hinweis: Das Antwortformat entspricht dem in den deutschen Untersuchungen von Lederer verwendeten. Es wurde in der Adana-Studie aus Gründen der Vergleichbarkeit der Ergebnisse beibehalten. Die Verwendung des Wortes "Ablehnung" in den Bezeichnungen der Antwortkategorien, die keine Akzeptanz einer Aussage ausdrücken, sollte in weiteren Untersuchungen jedoch nicht beibehalten werden. Sie stimmt zwar mit der Wortwahl überein, die auch eine Reihe weiterer Autoren verwenden, um die erstmals von Likert formulierten Antwortoptionen zum Ausdrücken einer fehlenden Zustimmung zu Itemaussagen (disagree) ins Deutsche zu übertragen, vermutlich um die Polarität zustimmender gegenüber nicht zustimmender Antwortoptionen zu unterstreichen. Das deutsche Wort "Ablehnung" kann aber nicht nur verwendet werden, um das Nicht-Zutreffen bzw. die Falschheit eines behaupteten Sachverhalts zu konstatieren, sondern auch bzw. wahrscheinlich primär in einer Reihe von sprachlichen und außersprachlichen Kontexten, um die negative Beurteilung eines durchaus als wahr bzw. zutreffend wahrgenommenen Sachverhalts. Um eine solche Konfundierung von Wahrheits- vs. Valenzurteilen möglichst zu vermeiden, sollten deshalb "Keine Zustimmung" oder besser "(völlig) unzutreffend" als Bezeichnungen entsprechender Antwortoptionen gewählt werden, wenn die Beurteilung der Gegebenheit vs. Nicht-Gegebenheit eines Sachverhalts erfragt werden soll.

       

      Auswertungshinweise

      Um die Dimensionalität von Indikatoren, Einflüsse zufälliger und systematischer nicht im Modell erfasster Variabler sowie von alters-, geschlechts- und kulturabhängigen Beantwortungen prüfen und bei der Interpretation von Ergebnissen angemessen berücksichtigen zu können, wird die Verwendung von Struktur- und Messmodellanalysen unter Einbezug multipler Indikatoren anstelle einer Verwendung summativer Indizes empfohlen.

       

       

    Die beiden hier dokumentierten Itembatterien erfassen das Vertrauen bzw. Misstrauen anderen Menschen gegenüber sowie die Beurteilung der allgemeinen gesellschaftlichen Moral bzw. Natur. Stark negative Haltungen zu diesen Fragen sind nach der Theorie der Berkeley-Gruppe Bestandteil eines zentralen Eigenschaftssyndroms einer autoritären Persönlichkeit, für welches eine stabile situationsübergreifend zynische, moralisierende und abwertende Haltung Anderen gegenüber charakteristisch ist. Ihre Items wurden von Kagitcibasi bzw. Lederer aus existierenden Itembatterien übernommen und einer Itembatterie zugeordnet, die sie als "Kernautoritarismus" bezeichnen.

    Insbesondere die empirische Sozial- bzw. Umfrageforschung (vgl. zsf. Z.B. Stone, Lederer, & Christie, 1993; Rippl, Seipel, & Kindervater, 2000) orientiert sich in diesem Zusammenhang in letzter Zeit wieder verstärkt theoretisch und empirisch an den Arbeiten der Berkeley-Gruppe (Adorno et al., 1950). Die dort erhobenen Daten belegen immer wieder, dass Items vom Typ der F-Skala positiv mit negativen Einstellungen zu Fremdgruppen assoziiert sind und in einer nach Adorno et al. zu erwartenden Form auch mit anomischen Wahrnehmungen und Gefühlen, nationalistischen und faschistischen Orientierungen, extremen religiösen Überzeugungen und als destruktiv zu beurteilenden Merkmalen des elterlichen Erziehungsverhaltens (vgl. zsf. z.B. Lederer & Schmidt, 1995; Stone, Lederer, & Christie, 1993; Rippl, Seipel, & Kindervater, 2000). In der Tradition der AP werden solche Beobachtungen auch heute noch häufig dahingehend interpretiert, dass sie durch eine einheitliche, stabile und zudem pathologische autoritäre Persönlichkeitsstruktur determiniert sind, die nur inter- aber nicht intraindividuell variiert und ethnozentrische Einstellungen und Handlungen verursacht. Diese Sichtweise ist aber sehr problematisch. Sie impliziert eine hohe Änderungsresistenz von Vorurteilen und der sie verursachenden Faktoren, die von vorneherein alle Versuche als aussichtslos erscheinen lässt, diesen mit präventiven oder spezifischen Interventionsmaßnahmen entgegenzuwirken.

    Die Berkeley-Gruppe wollte Gewalt und Aggression erklären. Sie konzentrierte sich dabei jedoch nicht auf gewalterzeugende gesellschaftliche Strukturen, sondern auf individuelle Sozialisationsbedingungen und durch diese geprägte Persönlichkeitseigenschaften der Angehörigen von Militär- bzw. Massengesellschaften, die konventionell-unterwürfiges und somit potentiell faschistisches Verhalten fördern. Zentrale Annahmen der Berkeley-Gruppe über eine AP sind zudem weder theoretisch noch empirisch aufrecht zu erhalten.

    Seit den 70er Jahren wurden deshalb verstärkt alternative Erklärungsansätze formuliert (zsf. z.B. Brown, 1995; Duckitt, 1989, 1992; Feldman, 2000; Oesterreich, 2000; Pettigrew, 1998). Wenn überhaupt, dann sind nach diesen Vorurteile und Gewaltbereitschaft gegenüber Bevölkerungsgruppen der eigenen Nation oder gegenüber anderen Staaten nur in Extremfällen auf ein pathologisches Eigenschaftssyndrom zurückzuführen, dessen Entwicklung mit der familiären Sozialisation abgeschlossen ist. Sie werden stattdessen als i.d.R. auf normalen mentalen und sozialpsychologischen Prozessen basierend angesehen, die lebenslangen Lernprozessen unterliegen und Individuen und Gruppen die Anpassung an sich ändernde sozio-ökonomische, normative und kulturelle Umweltbedingungen ermöglichen. So postuliert z.B. die soziale Identitätstheorie (Tajfel, 1969, 1982; Tajfel & Turner, 1986), dass Vorurteile auf adaptiven, d.h. funktionalen Stereotypisierungs- und Kategorisierungsprozessen in der sozialen Wahrnehmung beruhen, die ihrerseits wie Wahrnehmungs- und Urteilsprozesse auf sensorischer und kortikaler Ebene Individuen eine möglichst schnelle und effiziente Informationsverarbeitung erlauben. Auch die Akzeptanz von Eigengruppenautoritäten beruht danach nicht auf stabilen, situationsüberdauernden Persönlichkeitsmerkmalen, sondern auf Wertorientierungen, die soziale bzw. Eigengruppenidentitäten fördern und dafür eine Akzeptanz der in sozialen Referenzgruppen existierenden Macht- und Herrschaftsstrukturen erfordern. Diese müssen aber nicht - wie von der Berkeley-Gruppe angenommen - notwendig Abgrenzungen oder Diskriminierungen von Fremdgruppen anstreben. Insbesondere in Zeiten innergesellschaftlicher oder internationaler sozio-ökonomischer Wettbewerbssituationen und Krisen können sie jedoch die Unterwerfung unter ihre eigenen Normen und Werte erzwingen, um Angehörige unterschiedlicher Gruppen, Institutionen oder Nationen mit- oder gegeneinander (Bekannte-Fremde, Freunde-Feinde, Gläubige-Nichtgläubige usw.) eindeutig zu positionieren. So kann über Intragruppen-Koalitionen ein privilegierter gesellschaftlicher Status z.B. in Beruf, Familie, Kirche oder Staat aufrechtzuerhalten, zu gewinnen oder zu verstärken versucht werden.

    Die hier dokumentierten Kurzskalen sind Bestandteil einer umfassenden Fragebatterie. Sie wurde auf der Grundlage der Ergebnisse einer Studie zusammengestellt, die 1996/1997 in Adana durchgeführt wurde. Ihre Items stammen überwiegend aus Instrumenten, die Kagitcibasi (1967) bzw. Lederer (1983) ihrerseits aus Verfahren zusammengestellt haben, die von der Berkeley-Gruppe oder in den 60er und 70er Jahren als Überarbeitungen der Itembatterien dieser Forschergruppe konstruiert wurden (vgl. zsf. Lederer, 1995). Wegen der skizzierten Kritik an den theoretischen und methodischen Grundlagen der AP sollten die Ergebnisse der Adana-Studie auch genutzt werden, um Vorschläge für homogene und konsistente Itembatterien zu formulieren, mit denen unterschiedliche Facetten von Eigen- und Fremdgruppenorientierungen möglichst getrennt erfasst werden können, ebenso ihre Beziehungen untereinander und zu weiteren assoziierten Konstrukten. Die Itembatterien sollten zudem auch in interkulturell vergleichenden Bevölkerungsumfragen einsetzbar und deshalb möglichst kurz sein, d.h. sie sollten mindestens drei und maximal fünf Indikatoren umfassen.

    Die verschiedenen Prüfungen der psychometrischen Eigenschaften der beiden hier dokumentierten Itembatterien belegen zwar die formale und Konstruktvalidität sowie die Reliabilität der Indikatoren zur Beurteilung der gesellschaftlichen Moral bzw. Natur. Ein Indikator zum Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen ist aber wenig reliabel und valide. Seine Verwendung in weiteren Untersuchungen ist somit nur bedingt zu empfehlen.

    Bei der Ermittlung der Konstruktvalidität konnte der auch in bevölkerungsweiten Umfragen wiederholt gezeigte Zusammenhang zwischen Fremdgruppen- und autoritären Orientierungen erneut bestätigt werden (vgl. zsf. z.B. Lederer & Schmidt, 1995; Stone, Lederer, & Christie, 1993; Rippl, Seipel, & Kindervater, 2000). Fremdgruppenorientierungen werden aber auch durch weitere eigengruppenabhängige Einflussgrößen mit bestimmt, wie dem elterlichen Erziehungsverhalten und der Anomie. Nur diese und nicht auch autoritäre Orientierungen sind aber direkt mit der Akzeptanz internationaler militärischer Interventionen assoziiert. Die Akzeptanz von innergesellschaftlichen militärischen Interventionen hängt ebenfalls nicht direkt mit Einstellungen zu Eigengruppenautoritäten zusammen, sondern nur mit anderen Eigengruppenorientierungen, d.h. mit Dimensionen einer Identifikation mit der eigenen Nation.

    Wie intendiert erlauben die im ZIS nach der Adana-Studie dokumentierten Kurzformen also eine gesonderte Erfassung verschiedener Dimensionen von Eigen- und Fremdgruppenorientierungen, die in der AP bzw. der F-Skala theoretisch bzw. empirisch untrennbar verwoben sind. Sie ermöglichen so eine differenziertere Analyse und Einschätzung von Faktoren, die mit Vorurteilsbereitschaft in unterschiedlicher Weise und auf unterschiedlichen Ebenen zusammenhängen. Die mit den Kurzformen gewonnenen Beobachtungen sprechen erneut gegen eine gemeinsame, einheitliche und ausschließlich eigenschaftsbasierte Genese und Aufrechterhaltung von autoritären Orientierungen und ethnozentrischen Tendenzen. Sie bestätigen stattdessen alternative Erklärungen, nach denen Aussagen vom Typ der F-Skala über Eigengruppenautoritäten zunächst nur die Beziehungen von Befragten zu ihren zentralen sozialen Referenzgruppen erfassen, d.h. ihre Beurteilung von status- und machtbasierten asymmetrischen Intragruppen-Beziehungen, den Grad ihrer Eigengruppenbevorzugungen und ihre Bindung an sozial und kulturell geformte Eigengruppenwerte und -normen. Wie es schon ihr Inhalt und ihre Formulierung als Meinungs- statt als Persönlichkeitsaussagen nahelegt, zeigen Antworten zu diesen Items also kognitiv-motivationale Strukturen, d.h. Werte auf, die für Prozesse der sozialen Identifikation und die Ausformung von sozialen Identitäten wichtig sind. Solche Wertvorstellungen sind stark sozio-kulturell determiniert und können im Unterschied zu Persönlichkeitseigenschaften durch Prozesse sozialen Wandels lebenslang geformt und verändert werden.

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Die beiden hier dokumentierten Itembatterien sollen mit jeweils drei Indikatoren 1. das Vertrauen bzw. Misstrauen anderen Menschen gegenüber erfassen und 2. die Beurteilung der allgemeinen gesellschaftlichen Moral bzw. Natur. Stark negative Haltungen zu diesen Fragen sind nach der Theorie der Berkeley-Gruppe Bestandteil eines zentralen Eigenschaftssyndroms einer autoritären Persönlichkeit, für welches eine stabile situationsübergreifende zynische, moralisierende und abwertende Haltung Anderen gegenüber charakteristisch ist. Die Vorform umfasste 15 Items. Sie wurden von Kagitcibasi bzw. Lederer aus existierenden Itembatterien übernommen und einer Itembatterie zugeordnet, die sie als "Kernautoritarismus" bezeichnen. Vier Items integrierte Lederer gleichzeitig in ihre Itembatterie zum "Allgemeinen Autoritarismus". Ein weiteres ist auch Bestandteil ihrer faktorenanalytisch gewonnenen Skala "Neuer Allgemeiner Autoritarismus".

    Die Vorform war Bestandteil eines 186 inhaltliche Aussagen umfassenden Fragebogens. Er wurde 1996/1997 in Adana in einer Studie eingesetzt, um Zusammenhänge zwischen Eigen- und Fremdgruppenorientierungen türkischer Schüler und Studierender zu erfassen, sowie deren Beziehung zu Konstrukten wie Religiosität, Wahrnehmung elterlichen Erziehungsverhaltens und Akzeptanz gesellschaftlich legitimierter Gewalt. Wie die Mehrzahl der Items der hier dokumentierten Kurzformen stammen auch die meisten Items für die anderen im ZIS dokumentierten Kurzformen aus den Instrumenten von Kagitcibasi (1967) bzw. Lederer (1983). Ausgehend von der Theorie der "Autoritären Persönlichkeit" (AP; Adorno et al., 1950) sollten mit diesen autoritäre und weitere Eigen- sowie Fremdgruppenorientierungen von Jugendlichen aus der Türkei, aus Deutschland, Österreich und den USA erfasst und kulturvergleichend analysiert werden (vgl. zsf. Lederer, 1995). Die Items dieser Fragebogen wurden überwiegend aus Verfahren ausgewählt, die von der Berkeley-Gruppe selbst konstruiert wurden oder aus Überarbeitungen der Itembatterien dieser Forschergruppe aus den 60er und 70er Jahren. Solche Items werden nach wie vor auch in bevölkerungsweiten Umfragen (vgl. z.B. Schuhman et al., 1992, Blank, 1998; Rippl et al., 2000) eingesetzt. Deshalb, und aus weiteren Gründen, dienen die Adana-Studie und die aus dieser hervorgegangenen Dokumentationen für das ZIS auch den folgenden methodischen Zielen:

    1.     Die Items der Instrumente von Kagitcibasi bzw. Lederer und ihre Dimensionalität sollten erneut empirisch geprüft und so modifiziert werden, dass sie auch nach aktuellen theoretischen Ansätzen und empirischen Befunden zu Fremd- und Eigengruppenorientierungen (z.B. Duckitt, 1989, 1992; Feldman, 2000; MacFarland et al., 1992; Oesterreich, 2000; Pettigrew, 1998; Raden, 1999; Verkuyten & Hagedorn, 1998) homogenen und intern konsistenten Itembatterien entsprechen.

    2.     Ihre Konstruktvalidierung sollte weitere Konstrukte einbeziehen, u.a. die Religiosität der Befragten und die Akzeptanz institutionalisierter gesellschaftlicher Gewalt. Ausgehend von diesen erneuten Prüfungen sollten

    3.     Vorschläge zur Zusammenstellung möglichst kurzer eindimensionaler und konsistenter Itembatterien formuliert werden, die auch in interkulturellen multi-thematischen Bevölkerungsumfragen eingesetzt werden können. Z.B. könnten damit die Einstellungen von Türken erfasst werden, die entweder in der Türkei oder in Deutschland aufgewachsen sind.

    Für die Zusammenstellung des Gesamtfragebogens der Adana-Studie wurde die Plausibilität der Itemformulierungen und Itemklassifikationen von Kagitcibasi bzw. Lederer genau geprüft. Dies führte zu teilweise anderen inhaltlichen Zuordnungen von Items zu Dimensionen. Zusätzlich wurden die deutschen Items von Lederer ins Türkische (rück)übersetzt und in der Germanistik-Abteilung der Universität Cucurova-Adana auf semantische Äquivalenz mit der deutschen Fassung untersucht. Einige der türkischen Items wurden daraufhin umformuliert. Die psychometrische Evaluierung der Kurzformen erfolgte dann unter Rückgriff auf die Ergebnisse konfirmatorischer Mess- und Strukturmodellanalysen.

     

    Stichproben

    Der Fragebogen wurde 1996/1997 in Adana a) 1011 SchülerInnen der 11. und 12. Klassen vorgelegt, d.h. der letzten Klassen aller Schultypen sowie b) 620 Studierenden der Universität Adana des ersten und letzten Semesters aller Studiengänge außer Medizin. Die Probanden wurden so ausgewählt, dass 1) alle Schultypen bzw. Studiengänge berücksichtigt wurden, 2) alle Bezirke mit unterschiedlichem sozioökonomischen Niveau der Stadt Adana sowie 3) alle sozialen Schichten. Zu den Stichproben liegen genauere Informationen vor (Tabelle1).


     

    Tabelle 1

    Beschreibung der Gesamtstichprobe (n = 1632) und der Analysestichprobe (n = 1346) nach Ausschluss aller Probanden mit fehlenden Angaben zu ihrem Alter oder Geschlecht

     

    Gesamtstichprobe

    Analysestichprobe

     

    f

    %

    f

    %

    Klassen

     

     

     

     

    Letzte (11. bzw.12.)Klasse d. Schulen

    1011

    61.9

    773

    57.4

    Universität

    621

    38.1

    573

    42.6

    Uni. erste Klasse

    (342)

    (21.0)

    (318)

    (23.6)

    Uni. letzte Klasse

    (279)

    (17.1)

    (255)

    (18.9)

    Schulen/Fakultäten

     

     

     

     

    Priester- & Predigerschule

    148

    9.0

    90

    6.7

    Berufsbild. mittlere Schule

    205

    12.6

    167

    12.4

    Berufsbild. techn. Schule

    56

    3.4

    43

    3.2

    Berufsbild. höhere Schule

    35

    2.1

    28

    2.1

    Handelsgymnasium

    133

    8.1

    99

    7.4

    Staatsgymnasium

    250

    15.4

    202

    15.0

    Elite - Gymnasium

    24

    1.5

    17

    1.3

    Privatschulen

    108

    6.7

    81

    6.0

    Höheres Gymnasium

    52

    3.2

    46

    3.4

    Erziehungswiss. Fakulät

    289

    17.7

    270

    20.1

    Naturwiss. Fakultät

    89

    5.5

    82

    6.1

    Wirtschaftswiss. Fakultät

    49

    3.0

    48

    3.6

    Theologische Fakultät

    33

    2.0

    28

    2.1

    Technische Fakultät

    55

    3.4

    48

    3.6

    Fakultät f. Bodenkultur

    106

    6.5

    97

    7.2

    Geschlecht

     

     

     

     

    Männlich

    807

    49.4

    666

    49.5

    Weiblich

    798

    48.9

    680

    50.5

    keine Angabe

    27

    1.7

    -

    -


     

     

    Gesamtstichprobe

    Analysestichprobe

     

    f

    %

    f

    %

    Alter

     

     

     

     

    14

    2

    .1

    2

    .1

    15

    45

    2.8

    45

    3.3

    16

    458

    28.1

    458

    34.0

    17

    239

    14.6

    239

    17.8

    18

    56

    3.4

    56

    4.2

    19

    90

    5.5

    89

    6.6

    20

    98

    6.0

    98

    7.3

    21

    80

    4.9

    80

    5.9

    22

    107

    6.6

    106

    7.9

    23

    99

    6.1

    99

    7.4

    24

    47

    2.9

    46

    3.4

    25

    11

    .7

    11

    .8

    26

    6

    .4

    6

    .4

    27

    5

    .3

    5

    .4

    28

    3

    .2

    3

    .2

    >29

    3

    .2

    3

    .2

    keine Angabe

    283

    17.3

    -

    -

    Konfession des Vaters

     

     

     

     

    Sunniten

    976

    59.8

    804

    59.7

    Aleviten

    159

    9.7

    135

    10.4

    Eine andere Konfession

    32

    2.0

    23

    1.7

    möchte nicht antworten

    220

    13.5

    185

    13.7

    weiß nicht

    180

    11.0

    147

    10.9

    keine Angabe

    65

    4.0

    52

    3.9

    Muttersprache des Vaters (Umgangssprachen)

     

     

     

     

    Nur Türkisch

    1129

    69.2

    945

    70.2

    Kurdisch

    150

    9.2

    122

    9.1

    Arabisch

    116

    7.1

    98

    7.3

    eine andere Muttersprache

    87

    5.3

    71

    5.3

    möchte nicht antworten

    93

    5.7

    64

    4.8

    keine Angabe

    57

    3.5

    46

    3.4


     

     

    Gesamtstichprobe

    Analysestichprobe

     

    f

    %

    f

    %

    Ausbildung des Vaters

     

     

     

     

    Analphabet

    56

    3.4

    47

    3.5

    Alphabetisiert ohne Schule

    97

    5.9

    70

    5.2

    Grundschule (5 Jahre)

    652

    40.0

    540

    40.1

    Grundschule (8 Jahre)

    220

    13.5

    173

    12.9

    Gymnasium (11-12 Jahre)

    278

    17.0

    237

    17.6

    Universität

    302

    18.5

    256

    19.0

    keine Angabe

    27

    1.7

    23

    1.7

    Ausbildung der Mutter

     

     

     

     

    Analphabetin

    309

    18.9

    242

    18.0

    Alphabetisiert ohne Schule

    122

    7.5

    100

    7.4

    Grundschule (5 Jahre)

    724

    44.4

    602

    44.7

    Grundschule (8 Jahre)

    144

    8.8

    118

    8.8

    Gymnasium (11-12 Jahre)

    180

    11.0

    154

    11.4

    Universität

    128

    7.8

    108

    8.0

    keine Angabe

    25

    1.5

    22

    1.6

    Beruf des Vaters

     

     

     

     

    Im Haus/Arbeitslos

    19

    1.2

    14

    1.0

    Landwirt/Bauer

    112

    6.9

    96

    7.1

    Unqualifizierter Arbeiter

    198

    12.1

    166

    12.3

    Qualifizierter Arbeiter

    202

    12.4

    168

    12.5

    Angestellter

    71

    4.4

    60

    4.5

    Untergeordneter Beamter

    148

    9.1

    123

    9.1

    Polizei/Wehrdienst

    24

    1.5

    21

    1.6

    Lehrer

    98

    6.0

    82

    6.1

    Ing./Arzt/Rechtsanwalt...

    136

    8.3

    120

    8.9

    Kleinhändler

    113

    6.9

    98

    7.3

    Großhändler

    59

    3.6

    52

    3.9

    Arbeitgeber

    166

    10.2

    119

    8.8

    Pensionist

    148

    9.1

    124

    9.2

    keine Angabe

    138

    8.5

    103

    7.7


     

     

    Gesamtstichprobe

    Analysestichprobe

     

    f

    %

    f

    %

    Beruf der Mutter

     

     

     

     

    Im Haus/Arbeitslos

    1245

    76.3

    1029

    76.4

    Landwirtin/Bäuerin

    3

    .2

    3

    .2

    Unqualifizierte Arbeiterin

    26

    1.6

    23

    1.7

    Qualifizierte Arbeiterin

    15

    .9

    13

    1.3

    Angestellte

    0

    .0

    0

    .0

    Untergeordnete Beamtin

    32

    2.0

    31

    2.3

    Polizei/Wehrdienst

    0

    .0

    0

    .0

    Lehrerin

    99

    6.1

    86

    6.4

    Ing./Ärztin/Rechtsanwältin

    14

    .9

    12

    .9

    Kleinhändlerin

    24

    1.5

    22

    1.6

    Großhändlerin

    0

    .0

    0

    .0

    Arbeitgeberin

    10

    .6

    9

    .7

    Pensionistin

    33

    2.0

    25

    1.9

    keine Angabe

    131

    8.0

    93

    6.9

     

    Durchführung der Studie

    Der Fragebogen wurde den Befragten im Klassen- bzw. Seminarverbund zum selbstständigen schriftlichen Ausfüllen vorgelegt. Für die Bearbeitung wurde keine Zeitbegrenzung vorgegeben. Der Untersuchungsleiter war bis zur Abgabe des letzten Fragebogens im Raum anwesend.

     

    Variablen und Auswertungsmethode

    Alle im ZIS vorgeschlagenen Kurzformen wurden folgendermaßen zusammengestellt:

    Zunächst wurde eine explorative Faktoren- und Itemanalyse der Daten für alle Items der im Fragebogen enthaltenen Vorform(en) zu einem Konstrukt durchgeführt. Anschließend sollten möglichst alle Items ausgeschlossen werden, die Faktorladungen < .50 erzielten, deren Kommunalität weniger als 50% betrug (Fürntratt, 1969) oder für die Schwierigkeiten bzw. Zustimmungsprozente < .15 oder > . 85 beobachtet wurden. Jede Kurzform sollte aber mindestens drei Indikatoren für jede Dimension bzw. jedes Konstrukt beinhalten.

    Reliabilität und Validität der Kurzformen wurden dann in einem zweiten Schritt mit konfirmatorischen Mess- und Strukturmodellanalysen geprüft.

    Die Daten für die Analysen wurden folgendermaßen ausgewählt und aufbereitet:

    1.      Es ist zu erwarten, dass insbesondere das Alter der Befragten mit beeinflusst, wie die meisten der hier untersuchten Items interpretiert und wie konsistent oder wahrheitsgemäß sie beantwortet werden. Um diese potentiellen Einflussgrößen angemessen berücksichtigen zu können, wurden aus allen Analysen die Daten von 285 Befragten ausgeschlossen, die keine Angaben zu ihrem Alter oder Geschlecht gemacht haben. Dadurch reduzierte sich der Umfang der in die Auswertungen einbezogenen Datensätze von 1631 auf 1346.

    2.      Berichtet werden hier nur die Ergebnisse von Analysen, für welche die erhobenen Antworten aus mehreren Gründen so dichotomisiert wurden, dass sie als explizite Zustimmung vs. keine explizite Zustimmung ausdrückend interpretiert werden können, d.h. bei Wahl einer zustimmenden Option wurde jeweils der Wert "1" vergeben, bei Wahl der drei übrigen Optionen der Wert "0". Der letzten Kategorie wurden auch fehlende Werte zugeordnet. Items aus Vorformen mit negativ und positiv formulierten Aussagen zu einem Konstrukt wurden vor allen korrelationsstatistischen sowie faktor- und strukturanalytischen Auswertungen so umkodiert, dass hohe Werte Orientierungen anzeigen, die negative Haltungen zu Fremdgruppen begünstigen. Die Items wurden mit einer "unentschieden" Option als mittlerer Antwortkategorie vorgegeben. Obwohl dies häufig anders beurteilt wird, halten wir diese Option für sinnvoll, damit Befragte auch ausdrücken können, dass sie keine oder keine eindeutige Meinung zu einem erfragten Sachverhalt haben. Ansonsten ist zu erwarten, dass sie in solchen Fällen irgendeine Antwortkategorie und damit ein Einstellungsurteil wählen, das sie tatsächlich nicht teilen (vgl. z.B. Converse, 1962, 1975, 1980; Zaller, 1992; zsf. Krosnick, 1999). Die Vorgabe dieser Antwortkategorie führte aber zu dem bekannten Problem bimodaler Antwortverteilungen, die zudem teilweise sehr rechtsschief sind, vermutlich wegen der z.T. stark wertenden Itemformulierungen. Problematischer als diese offensichtliche Verletzung der Annahme kontinuierlich normalverteilter Variablen für die Auswertungen ist jedoch, dass in den beiden Optionen zur expliziten Zurückweisung von durch Items konstatierten Sachverhalten das Wort "Ablehnung" statt "Keine Zustimmung" oder "(völlig) unzutreffend" gewählt wurde. Das Wort "Ablehnung" kann im Deutschen aber nicht nur geäußert werden, um die Unwahrheit eines behaupteten Sachverhalts auszudrücken, sondern auch und wahrscheinlich primär in einer Reihe von sprachlichen und außersprachlichen Kontexten, um die negative Beurteilung eines durchaus als wahr bzw. zutreffend beurteilten Sachverhalts. Entsprechende Antworten sind also inhärent mehrdeutig, da sie entweder als Wahrheits- oder als Valenzurteil gemeint sein können. Sie lassen sich eindeutig somit nur als fehlende explizite Zustimmung interpretieren.

    Alle faktor- und strukturanalytischen Auswertungen wurden mit Mplus auf der Basis eines integrierten und verallgemeinerten Ansatzes zur Fomulierung und Testung von Mess- und Strukturmodellen mit latenten Variablen durchgeführt.

    Die psychometrischen Eigenschaften der Kurzformen müssen bei einer Anwendung in weiteren Untersuchungen aber auf jeden Fall erneut geprüft werden, da die Items in Folgestudien mit besser geeigneten abgestuften oder binären Antwortformaten vorgegeben werden sollten und die inhaltliche Plausibilität der Hypothesen der konfirmatorischen Strukturmodelle unter Rückgriff auf weitere Daten erneut getestet werden sollte.

     

    Itemanalysen

    Nach einer explorativen Faktorenanalyse (2 Parameter Normalkurven IRT Modell) lassen sich in zwei- oder fünfdimensionalen Lösungen (Tabelle 2), die nach dem Scree-Test (Tabelle 3) möglich sind, nur sechs der ursprünglich 15 Items der Vorform jeweils übereinstimmend zwei korrelierten (.27) Faktoren zuordnen. Der erste, durch drei dieser Items bestimmte Faktor, lässt sich als zwischenmenschliches Vertrauen bzw. Misstrauen interpretieren, der zweite, mit den drei anderen Indikatoren assoziierte Faktor als (negative) Beurteilung der allgemeinen gesellschaftlichen Moral bzw. Natur. Nur diese sechs Items wurden deshalb in die Endform übernommen.

     

    Tabelle 2

    Faktorladungen (2 Parameter Normalkurven IRT-Modell mit WLSMV Schätzung und Promax-Rotation) für die Items zum Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen und zur Beurteilung der gesellschaftlichen Moral (n=1346)

    Item

    1

    2

    3

    4

    5

    V8

    .63

    .42

    -.01

    -.02

    .32

    V9

    .66

    -.00

    -.06

    -.04

    .06

    V10

    .54

    .04

    .03

    -.03

    -.02

    V91

    -.08

    .13

    .02

    .59

    .18

    V94

    .06

    -.09

    .08

    .63

    -.08

    V95

    -.04

    .08

    -.01

    .79

    -.07

    V1

    .02

    -.07

    .22

    -.06

    -.05

    V3

    .09

    .04

    .23

    .06

    -.04

    V4

    .13

    .20

    .29

    .07

    .08

    V5

    .16

    -.06

    -.07

    .10

    .43

    V7

    -.01

    .00

    .22

    -.16

    .48

    V28*

    -.03

    -.35

    -.06

    .01

    .14

    V98*

    .04

    .35

    .02

    .13

    .14

    V12

    -.13

    .13

    .68

    -.00

    .37

    V13

    .22

    -.15

    .23

    .12

    .24

    Anm. V8: Ich frage mich oft, welchen geheimen Grund jemand anderes wohl hat, mir einen Gefallen zu tun. V9: Die meisten Leute sind hauptsächlich aus Angst vor dem Ertapptwerden ehrlich. V10: Die meisten schließen Freundschaften, weil Freunde ihnen möglicherweise nützlich sein können. V91: Wenn die Menschheit auf ihrem verwerflichen Weg so weiter macht, wird sie Gott wahrscheinlich vernichten müssen. V94: Heute sind die Menschen im Allgemeinen gewalttätiger und unmoralischer als früher. V95: Die derzeitige Kriminalität und die sexuelle Unmoral lassen es unumgänglich erscheinen, mit gewissen Leuten härter zu verfahren, wenn wir unsere moralischen Prinzipien wahren wollen. V1: In der Geschichte der Menschheit hat es wahrscheinlich nur eine Handvoll wirklich großer Denker gegeben. V3: Auf sich allein gestellt, ist der Mensch ein hilfloses und armseliges Wesen. V4: Eine Gemeinschaft, die unter ihren Mitgliedern zu große Verschiedenheit der Einstellungen duldet, kann nicht von großer Dauer sein. V5: In einer Diskussion finde ich es häufig notwendig, mich mehrmals zu wiederholen, um sicher zu sein, dass man mich versteht. V7: Manche Spiele spiele ich grundsätzlich nicht, weil ich sie nicht gut kann. V28: Schwache Menschen verdienen ebenso viel Rücksichtnahme von Seiten anderer wie Starke. V98: Fast jede Zensur von Büchern oder Filmen ist eine Vergewaltigung der freien Meinungsäußerung und sollte abgeschafft werden.  V12: Gewöhnlich lässt sich fast jedes Problem, dem man begegnet, nur auf eine Weise am besten lösen. V13: Um ausgeglichen zu sein, braucht man jemanden, den man hasst, und jemanden, den man liebt. * = Item wurde vor der Auswertung umgepolt

     

    Tabelle 3

    Eigenwerte nach einer explorativen Faktorenanalyse (2 Parameter Normalkurven IRT-Modell mit WLSMV Schätzung) der 15 Variablen der Vorform (n=1346)

    Item

    Eigenwert

    1

    3.02

    2

    1.56

    3

    1.25

    4

    1.16

    5

    1.03

    6

    0.99

    7

    0.90

    8

    0.85

    ......

     

    15

    0.44

     

    In einer explorativen Faktorenanalyse (Tabelle 4) nur dieser Variablen erzielen alle sechs den vorab definierten Selektionskriterien (> .50) genügende Assoziationen mit ihrer Zieldimension. Für den ersten Faktor variieren diese jedoch nur zwischen .52 und .67.

     

    Tabelle 4

    Eigenwerte (E), Faktorkorrelation (R) und Faktorladungen (2-Parameter Normalkurven IRT-Modell mit WLSMV Schätzung und Promax-Rotation) für die Items der Kurzform zum Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen (1) und zur Beurteilung der gesellschaftlichen Moral (2; n=1346)

    Item

    1

    2

    V8

    .52

    .14

    V9

    .67

    -.09

    V10

    .54

    -.05

    V91

    -.02

    .64

    V94

    .09

    .57

    V95

    -.06

    .81

    E

    2.16

    0.30

    R=

    .30

    Anm V8: Ich frage mich oft, welchen geheimen Grund jemand anderes wohl hat, mir einen Gefallen zu tun. V9: Die meisten Leute sind hauptsächlich aus Angst vor dem Ertapptwerden ehrlich. V10: Die meisten schließen Freundschaften, weil Freunde ihnen möglicherweise nützlich sein können. V91: Wenn die Menschheit auf ihrem verwerflichen Weg so weiter macht, wird sie Gott wahrscheinlich vernichten müssen. V94: Heute sind die Menschen im Allgemeinen gewalttätiger und unmoralischer als früher. V95: Die derzeitige Kriminalität und die sexuelle Unmoral lassen es unumgänglich erscheinen, mit gewissen Leuten härter zu verfahren, wenn wir unsere moralischen Prinzipien wahren wollen.

     

    Auch die bivariaten Korrelationen (Tabelle 5) dieser Indikatoren sind mit Werten zwischen .31 und .32 eher gering - auch im Vergleich zu den Faktorladungen und Interkorrelationen der Indikatoren zur Beurteilung der gesellschaftlichen Moral bzw. Natur, die zwischen .57 und .81 bzw. .35 und .50 liegen.

     

    Tabelle 5

    Tetrachorische Korrelationen der Items zum Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen (VZB) und zur Beurteilung der gesellschaftlichen Moral (GMO) untereinander und mit dem Alter (3-kategorial) und Geschlecht (0 = männlich) der Befragten (n=1346)

    Item

    V8

    V9

    V10

    V91

    V94

    V95

    V9

    .32

     

     

     

     

     

    V10

    .30

    .33

     

     

     

     

    V91

    .16

    .03

    -.02

     

     

     

    V94

    .15

    .11

    .15

    .35

     

     

    V95

    .17

    .03

    .10

    .50

    .47

     

    Alter

    -.35

    -.18

    -.03

    -.30

    -.15

    -.09

    Geschl

    .08

    .04

    .09

    -.08

    -.06

    -.07

    Anm. V8: Ich frage mich oft, welchen geheimen Grund jemand anderes wohl hat, mir einen Gefallen zu tun. (VZB). V9: Die meisten Leute sind hauptsächlich aus Angst vor dem Ertapptwerden ehrlich (VZB). V10: Die meisten schließen Freundschaften, weil Freunde ihnen möglicherweise nützlich sein können (VZB). V91: Wenn die Menschheit auf ihrem verwerflichen Weg so weiter macht, wird sie Gott wahrscheinlich vernichten müssen (GMO). V94: Heute sind die Menschen im Allgemeinen gewalttätiger und unmoralischer als früher (GMO). V95: Die derzeitige Kriminalität und die sexuelle Unmoral lassen es unumgänglich erscheinen, mit gewissen Leuten härter zu verfahren, wenn wir unsere moralischen Prinzipien wahren wollen (GMO).

     

    Itemkennwerte

    Die Faktorladungen nach einer explorativen (Tabelle 4) und konfirmatorischen (Abbildung 1) Messmodellanalyse liegen vor. Ebenfalls berichtet werden die Korrelationen (Tabelle 5) der Items untereinander und mit dem Alter (3-kategorial; Tabelle 6) und dem Geschlecht der Befragten sowie die erklärten Itemvarianzen nach der zweiten Analyse. Danach ist Item V10 zum zwischenmenschlichen Vertrauen vergleichsweise wenig reliabel (Die meisten schließen Freundschaften, weil Freunde ihnen möglicherweise nützlich sein können). Seine spezifische Varianz und die eines weiteren Indikators dieser Dimension korreliert zudem signifikant jeweils mit einem Indikator zur Beurteilung der gesellschaftlichen Moral.

     

    Abbildung 1. Standardisierte Werte (WLSMV-Schätzung).

     

    Tabelle 6

    In drei Kategorien eingeteiltes Alter

    Alter

    Prozent

    14-16 Jahre

    37.5%

    17-19 Jahre

    28.5%

    <19 Jahre

    34%

     

    Diese Beobachtungen werden durch die Analyse eines Strukturmodells (Abbildung 2) bestätigt, in der die Messmodelle zu acht Konstrukten mit zum Teil zwei oder drei Subdimensionen simultan geprüft wurden. Die in dieser ermittelten Reliabilitäten für die Items der beiden Subdimensionen liegen zwischen .07 (V10) und .50 bzw. zwischen .25 und .68. Ein Indikator jedes Faktors ist also wenig reliabel und die Zusammenhänge zwischen mehreren Indikatoren variiert zusätzlich systematisch in Abhängigkeit von weiteren, im Modell nicht explizit berücksichtigten Variablen.

     

    Abbildung 2. Standardisierte Werte (WLSMV-Schätzung).

     

    Kennwerte für einen Teil der Items nach den Daten deutscher Jugendlicher, u.a. aus Studien von Lederer (Allgemeiner Autoritarismus, Kernautoritarismus, Respekt für unspezifische Autorität, Respekt für Staatsautorität, Respekt für elterliche Autorität, Ausländerablehnung, Autoritäre Familienstruktur), sind ebenfalls im ZIS dokumentiert.

     

     

    Reliabilität

    Cronbachs Alpha (Kuder-Richardson-20; SPSS 11) für die drei Items zum zwischenmenschlichen Vertrauen bzw. zur Beurteilung der gesellschaftlichen Moral beträgt .44 bzw. .54. Auch bei Berücksichtigung der geringen Anzahl der Items ist die interne Konsistenz der drei Indikatoren der ersten Dimensionen also eher gering. Diese Beobachtung stimmt damit überein, dass insbesondere ein Item dieser Subdimension (V10: Die meisten schließen Freundschaften, weil Freunde ihnen möglicherweise nützlich sein können) in einer konfirmatorischen Messmodellanalyse (Abbildung 1) eine eher niedrige Assoziation mit seinem Faktor erzielt und einen dementsprechend niedrigen Reliabilitätskoeffizienten. Auch nach einer Strukturmodellanalyse (Abbildung 2), in welcher die Konstruktoperationalisierungen aller im ZIS dokumentierten Kurzformen nach der Adana-Studie simultan geprüft wurden, beträgt die für die Items zum zwischenmenschlichen Vertrauen aufgeklärte Varianz nur 24%, die für die Items zur Beurteilung der gesellschaftlichen Moral jedoch 73%. Hinweise zur Reliabilität dieser Items nach den Daten deutscher Jugendlicher, u.a. aus Studien von Lederer (Allgemeiner Autoritarismus, Kernautoritarismus, Respekt für unspezifische Autorität, Respekt für Staatsautorität, Respekt für elterliche Autorität, Ausländerablehnung, Autoritäre Familienstruktur), sind ebenfalls im ZIS dokumentiert.

     

    Validität

    1)     Hinweise zur Beurteilung der formalen Gültigkeit der Items liefern die Ergebnisse einer konfirmatorischen Messmodellanalyse (siehe Abbildung 1) tetrachorischer Korrelationen (Probitmodellierung). Sie bestätigt zwar die Zweidimensionalität der Indikatoren zur Identifikation mit der eigenen Nation, nicht aber deren Einfachstruktur: Wie bereits durch die explorativen Analysen nahegelegt, wird ein Indikator durch beide Subdimensionen zur Identifikation mit der eigenen Nation bedeutsam beeinflusst (V51: Die moralischen Grundsätze der Türken sind höher als die der Angehörigen fremder Nationen). Eine akzeptale Modellanpassung wird zudem nur erzielt, wenn darüberhinaus eine Korrelation der Residuen von jeweils einem Item beider Dimensionen zugelassen wird, d.h. wenn die Annahme unkorrelierter Residuen der traditionellen Faktorenanlyse aufgegeben wird (V139-1: Eine innere Bindung zur Türkei zu haben, bedeutet mir viel mit V50: Falls ein einziges Land die Welt regieren sollte, könnte die Türkei dies besser als alle anderen Nationen).

    2)     Weitere Hinweise zur Beurteilung der formalen und der Konstruktvalidität der beiden Itembatterien liefert eine Analyse tetrachorischer Korrelationen mit einem Strukturgleichungsmodell (siehe Abbildung 2) (Probitmodellierung). In dieses wurden jeweils drei bis vier dichotome Indikatoren zur Operationalisierung von insgesamt acht Konstrukten mit zum Teil zwei oder drei Subdimensionen einbezogen. Drei dieser Itembatterien bzw. Gruppen multipler Indikatoren sollen Fremdgruppenorientierungen erfassen und zwei weitere eine u.a. in Abhängigkeit von diesen variierende Bereitschaft zur Akzeptanz intra- und internationaler militärischer Interventionen. Die übrigen Itembatterien sollen wie die beiden Subskalen der hier dokumentierten Kurzform Konstrukte operationalisieren, die nach der Literatur die Ausprägung von Fremdgruppenorientierungen, u. U. vermittelt über andere Konstrukte mit determinieren. Das wegen einer relativ schiefen Verteilung in drei Kategorien eingeteilte (siehe Tabelle 6) Alter und das Geschlecht der Befragten wurden als Kovariate ebenfalls in die Analyse einbezogen. Die bivariaten Korrelationen der Summenwerte (Tabelle 7) dieser Variablen liegen vor.


     

    Tabelle 7

    Korrelationen (Pearson) der Kurzformen untereinander und mit dem Alter (Kendells tau-b) und dem Geschlecht (Eta) (n = 1346)

    Skala

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    13

    14

    15

    16

    2 WFR

    .13

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    3 RRN

    .09

    .57

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    4 RTL

    .17

    .49

    .58

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    5 VZB

    -.01

    .04

    .07

    .10

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    6 GMO

    .14

    .37

    .53

    .46

    .15

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    7 ANO

    .00

    .10

    .10

    .15

    .29

    .19

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    8 AE

    .32

    .34

    .40

    .39

    .08

    .40

    .20

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    9 AA

    .13

    .28

    .40

    .44

    .14

    .43

    .23

    .37

     

     

     

     

     

     

     

     

    10 INA

    .22

    .22

    .32

    .43

    .08

    .35

    .37

    .41

    .44

     

     

     

     

     

     

     

    11 INÜ

    .16

    .34

    .41

    .41

    .09

    .33

    .16

    .38

    .38

    .42

     

     

     

     

     

     

    12 MIN

    .10

    .03

    .06

    .12

    .19

    .15

    .24

    .22

    .19

    .22

    .23

     

     

     

     

     

    13MZWI

    .02

    .20

    .31

    .27

    .09

    .26

    .03

    .18

    .21

    .15

    .23

    .10

     

     

     

     

    14 FGA

    .12

    .29

    .42

    .38

    .18

    .45

    .16

    .31

    .37

    .35

    .35

    .15

    .32

     

     

     

    15FGSA

    .06

    .28

    .37

    .36

    .08

    .28

    .13

    .27

    .23

    .24

    .34

    .20

    .28

    .41

     

     

    16FGSJ

    .03

    .38

    .55

    .42

    .09

    .40

    .11

    .24

    .29

    .21

    .32

    .07

    .31

    .47

    .44

     

    Alter

    -.06

    -.07

    -.12

    -.16

    -.17

    -.15

    -.17

    -.24

    -.16

    -.14

    -.22

    -.29

    -.06

    -.10

    -.18

    -.12

    Geschl.

    .05

    .11

    .10

    .09

    .07

    .06

    .17

    .00

    .08

    .10

    .02

    .18

    .19

    .07

    .05

    .12

                                       

    Anm. Pearsons Korrelationen: für r < .04 nicht signifikant, für 0.4 < r < .07 signifikant mit p = .05, für r > .07 signifikant mit p = .01. Kendells tau-b: alle Korrelationen signifikant mit p = .01. 1 WFL: Wahrgenommene Familienstruktur: Liebe und Unterstützung durch die Eltern. 2 WFR: Wahrgenommene Familienstruktur: Erziehung zur Religiosität durch die Eltern. 3 RRN: Religiosität von Befragten: Erfüllung religiöser Regeln und Normen. 4 RTL: Religiosität von Befragten: Teilnahme am religiösen Leben. 5 VZB: Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen. 6 GMO: Beurteilung der gesellschaftlichen Moral. 7 ANO: Anomie. 8 AE: Eigengruppenautoritäten: Eltern. 9 AA: Eigengruppenautoritäten: allgemein. 10 INA: Identifikation mit der eigenen Nation: affektive Bindung

    11 INÜ: Identifikation mit der eigenen Nation: Überlegenheit der eigenen Nation. 12 MIN: Militär-/Gewaltakzeptanz: intranational. 13 MZWI: Militär-/Gewaltakzeptanz: international. 14 FGA: Fremdgruppenorientierungen: allgemein. 15 FGSA: Fremdgruppenorientierungen: spezifisch: Armenier. 16 FGSJ: Fremdgruppenorientierungen: spezifisch: Juden. Geschlecht: 1 = männlich, 2 = weiblich. Eta beschreibt den Anteil der erklärten Varianz aufgrund des Merkmals y an der Gesamtvarianz.

     

    Das Modell wurde mit denselben Daten getestet, die zur Selektion der Indikatoren für Kurzformen verwendet worden waren. Die Ergebnisse können somit nicht über das Zutreffen detaillierter gerichteter theoretischer Annahmen entscheiden, auch können damit keine alternativen Hypothesen über die Beziehungen zwischen verschiedenen Konstrukten begründet werden. Sie können aber Aufschluss darüber geben, ob sich die durch die Kurzformen operationalisierten Dimensionen und ihre Indikatoren in ein nomologisches Netzwerk assoziierter Konstrukte einordnen lassen, d.h. inwieweit sie konstruktvalide sind. Unter Berücksichtigung dieser Einschränkung ist die Anpassung des relativ komplexen Modells zufriedenstellend (Chi-quadrat = 1414.5, df = 525, p = .00, CFI = 93, TLI = .96, RMSEA = .04). Nach den (standardisierten) Regressionskoeffizienten sind:

    a)     Mit einer Ausnahme alle Items mit ihrer Zieldimension in einer den Selektionskriterien genügenden Höhe (> .50) assoziiert. Die Ausnahme bildet Item V10 "Die meisten schließen Freundschaften, weil Freunde ihnen möglicherweise nützlich sein können", das nach dieser Analyse im Unterschied zu der gesonderten Messmodellanalyse nur noch zu .26 mit seinem Faktor assoziiert ist. Sein Residuum korreliert zudem bedeutsam (.22) mit jenem von Item V9 derselben Dimension (Die meisten Leute sind hauptsächlich aus der Angst heraus, ertappt zu werden, ehrlich), welches seinerseits noch mit zwei Indikatoren zu einem liebevollen-unterstützenden Erziehungsverhalten der Eltern assoziiert ist (v62: -.12 und v79: -.10).

    b)     Das Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen wird direkt positiv (.32; Abbildung 2) durch die Beurteilung der gesellschaftlichen Moral bzw. Natur beeinflusst. Diese ist ihrerseits direkt und stark mit der Bereitschaft zur Erfüllung religiöser Normen und Gebote assoziiert (.83). Vermittelt über dieses Konstrukt wird das Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen und die Beurteilung der gesellschaftlichen Moral wie erwartet auch durch die praktizierte Religion der Befragten und wiederum über diese vermittelt durch die elterliche Erziehung zur Religion mit beeinflusst. Die Anomie von Befragten ist zudem umso größer, je geringer ihr Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen ist (.64) und sie sind Eigengruppenautoritäten gegenüber umso positiver eingestellt, je geringer sie die allgemeine gesellschaftliche Moral bzw. Natur beurteilen (.44). Das Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen, nicht aber auch die Beurteilung der gesellschaftlichen Moral, variiert zudem direkt positiv mit der Bereitschaft zur Akzeptanz innergesellschaftlicher militärischer Interventionen (.35). Beide Dimensionen üben zudem keine direkten sondern nur über die Einstellungen zu Eigengruppenautoritäten vermittelten Effekte auf die Identifikation mit der eigenen Nation und die Einstellungen zu Fremdgruppen aus.

    c)     Die Items der Subdimensionen werden nach bivariaten Korrelationen (Tabelle 5) z.T. alters- aber nicht auch geschlechtsabhängig beantwortet. Auch nach der Strukturmodellanalyse beurteilen ältere Befragte die allgemeine gesellschaftliche Moral weniger positiv als jüngere Befragte und sie äußern auch weniger Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen als diese (-.29 bzw. -.10). Das Geschlecht beeinflusst die Beantwortung dieser Items demgegenüber nicht bedeutsam.

    Zusammenfassend lässt sich also festhalten: Die verschiedenen Prüfungen der psychometrischen Eigenschaften der beiden hier dokumentierten Itembatterien belegen zwar die formale und Konstruktvalidität sowie die Reliabilität der Indikatoren zur Beurteilung der gesellschaftlichen Moral bzw. Natur. Die Reliabilität und Validität insbesondere eines Indikators zum Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen ist aber eher gering. Die Verwendung dieser Items in weiteren Untersuchungen ist somit nur bedingt zu empfehlen.

     

    Deskriptive Statistiken

    Die Häufigkeitsverteilungen (Tabelle 8) für die Items der Vor- und Endform liegen vor sowie die Mittelwerte und Standardabweichungen für die dichotomisierten Antworten zu der Endform. Angaben über die Beantwortung der meisten dieser Items durch deutsche Befragte, u.a. aus Studien von Lederer (Allgemeiner Autoritarismus, Kernautoritarismus, Respekt für unspezifische Autorität, Respekt für Staatsautorität, Respekt für elterliche Autorität, Ausländerablehnung, Autoritäre Familienstruktur), sind ebenfalls im ZIS dokumentiert.

     

    Tabelle 8

    Prozentuale Häufigkeiten für fünf und für zwei dichotomisierte Antwortoptionen mit mittleren Summenwerten (M) und Standardabweichungen (s) für die Items zum Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen und zur Beurteilung der gesellschaftlichen Moral (n = 1346)

    Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen

    5 Antwortoptionen

     

    dichotom

    1

    2

    3

    4

    5

    fehlt

    0

    1

    v8

    9.1

    29.3

    12.4

    30.8

    17.6

    .7

    51.6

    48.4

    v9

    15.4

    28.5

    15.4

    23.7

    15.9

    1.1

    60.4

    39.6

    v10

    10.7

    21.9

    10.6

    35.7

    20.0

    1.0

    44.3

    55.7

    M (s)

     

     

     

     

     

     

    1.4 (1.0)

    Beurteilung der gesellschaftlichen Moral

     

     

     

     

     

     

     

     

    v91

    13.8

    8.4

    24.1

    26.2

    25.0

    2.5

    48.8

    51.2

    v94

    4.3

    12.2

    19.6

    33.6

    28.4

    1.9

    38.0

    62.0

    v95

    4.4

    6.8

    14.0

    35.4

    37.5

    2.0

    27.1

    72.9

    M (s)

     

     

     

     

     

     

    1.9 (1.0)

    Ausgeschlossene Items

     

     

     

     

     

     

     

     

    v1

    11.2

    22.9

    14.6

    33.7

    16.6

    1.0

    49.6

    50.4

    v3

    19.8

    25.3

    8.8

    23.6

    21.9

    .7

    54.5

    45.5

    v4

    10.8

    21.0

    11.9

    30.8

    24.2

    1.3

    44.9

    55.1

    v5

    9.7

    33.9

    10.1

    32.3

    12.5

    1.5

    55.2

    44.8

    v7

    11.6

    26.0

    11.2

    34.0

    16.4

    .8

    49.6

    50.4

    v12

    8.5

    32.8

    13.5

    27.1

    17.1

    .9

    55.8

    44.2

    v13

    23.6

    31.1

    14.0

    18.1

    12.5

    .6

    69.4

    30.6

    v28*

    .7

    1.6

    2.5

    29.3

    64.8

    1.2

    5.9

    94.1

    v98*

    11.1

    17.2

    27.4

    17.6

    23.6

    3.1

    58.8

    41.3

    Anm. Antwortoptionen: 1 = Starke Ablehnung, 2 = Ablehnung, 3 = unentschieden, 4 = Zustimmung, 5 = Volle Zustimmung. dichotom: 0 = keine explizite Zustimmung, 1 = explizite Zustimmung. * Item wurde für alle weiteren Analysen umgepolt. V8: Ich frage mich oft, welchen geheimen Grund jemand anderes wohl hat, mir einen Gefallen zu tun (VZB). V9: Die meisten Leute sind hauptsächlich aus Angst vor dem Ertapptwerden ehrlich (VZB). V10: Die meisten schließen Freundschaften, weil Freunde ihnen möglicherweise nützlich sein können (VZB). V91: Wenn die Menschheit auf ihrem verwerflichen Weg so weiter macht, wird sie Gott wahrscheinlich vernichten müssen (GMO). V94: Heute sind die Menschen im allgemeinen gewalttätiger und unmoralischer als früher (GMO). V95: Die derzeitige Kriminalität und die sexuelle Unmoral lassen es unumgänglich erscheinen, mit gewissen Leuten härter zu verfahren, wenn wir unsere moralischen Prinzipien wahren wollen (GMO). V1: In der Geschichte der Menschheit hat es wahrscheinlich nur eine Handvoll wirklich großer Denker gegeben. V3: Auf sich allein gestellt, ist der Mensch ein hilfloses und armseliges Wesen. V4: Eine Gemeinschaft, die unter ihren Mitgliedern zu große Verschiedenheit der Einstellungen duldet, kann nicht von großer Dauer sein. V5: In einer Diskussion finde ich es häufig notwendig, mich mehrmals zu wiederholen, um sicher zu sein, dass man mich versteht. V7: Manche Spiele spiele ich grundsätzlich nicht, weil ich sie nicht gut kann. V12: Gewöhnlich lässt sich fast jedes Problem, dem man begegnet, nur auf eine Weise am besten lösen. V13: Um ausgeglichen zu sein, braucht man jemanden, den man hasst, und jemanden, den man liebt. V28: Schwache Menschen verdienen ebenso viel Rücksichtnahme von Seiten anderer wie Starke. V98: Fast jede Zensur von Büchern oder Filmen ist eine Vergewaltigung der freien Meinungsäußerung und sollte abgeschafft werden.

     

     

     

    •        Doz. Dr. Adnan Gümüs, E-Mail: agumus@mail.cu.edu.tr
    •       Doz. Dr. Müfit Gömleksiz, Çukurova Üniversitesi, Egitim Fakütesi, Adana/ Türkei, E-Mail: gomleksiz@mail.cu.edu.tr,
    •       GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, PO 12 21 55, 68072 mannheim, E-Mail: gesis@gesis.org
    •       Cand. Psych. Doreen Balke, E-Mail: balke@aol.com.