validiert
In diesem Abschnitt werden zunächst die von den „Demographischen Standards“ (Hoffmeyer-Zlotnik et al., 2016) und dem Standardfragenkatalog des RatSWD (2023) empfohlenen Fragebogenitems zur Erhebung der Merkmale Familienstand und Kohabitation bzw. Zusammenleben mit Partner*in im selben Haushalt dargestellt. Diese soziodemographischen Standard-Fragebogenitems dienen der Vereinheitlichung der Stimuli, im Sinne einer Input-Harmonisierung, bei der Erfassung soziodemographischer Merkmale mittels Fragebögen. Danach werden für diese Merkmale Standardvariablen vorgestellt, die über Datensätze hinweg konsistente Metadaten in Form standardisierter Variablennamen und Variablenlabels sowie Werte und Wertelabels spezifizieren. Soziodemographische Standardvariablen dienen der Vereinheitlichung soziodemographischer Variablen in Umfragedaten im Sinne einer Output-Harmonisierung. Standarditems und Standardvariablen ergänzen einander und haben zum Ziel, die Messung soziodemographischer Merkmale über Studien hinweg vergleichbar zu machen. Weitergehende Informationen zu soziodemographischen Standarditems und -variablen finden sich in Schneider et al. (2023).
Familienstand und Kohabitation werden direkt durch je eine Einzelfrage erfragt. Tabelle 1 zeigt die grundlegenden Eigenschaften dieser Fragebogenitems in den Demographischen Standards (Hoffmeyer-Zlotnik et al., 2016) im Überblick:
Tabelle 1: Eigenschaften des Erhebungsinstruments für die Merkmale Familienstand und Kohabitation
Nr. |
Merkmal |
offen/halboffen/ geschlossen |
numerisch/ kategorial |
Antwortkategorien |
Einfach-/Mehrfachantwort |
4 |
Familienstand |
geschlossen |
kategorial |
9 |
einfach |
4 A |
Kohabitation |
geschlossen |
kategorial |
2 |
einfach |
Tabelle 2 zeigt die empfohlenen Fragebogenitems zur Erfassung von Familienstand und Kohabitation für persönlich-mündliche Interviews in den Demographischen Standards (Hoffmeyer-Zlotnik et al., 2016, S. 41, Fußnoten wurden ergänzt):
Tabelle 2: Items zur Erfassung von Familienstand und Kohabitation in den Demographischen Standards für persönlich-mündliche und schriftliche Befragungen
Nr. |
Demographische Standards 2016 |
|
weiter mit |
|
4 |
Welchen Familienstand haben Sie? Was in dieser Liste trifft auf Sie zu? Interviewer/-in „Eingetragene Lebenspartnerschaft“ heißt, dass es sich um eine gleichge- Liste „4“ vorlegen! |
|
|
|
|
A Verheiratet und lebe mit meinem/meiner Ehepartner/-in zusammen1 |
( ) |
5 |
|
|
A1 In eingetragener Lebenspartnerschaft zusammenlebend1 (gleichgeschlechtlich) |
( ) |
5 |
|
|
B Verheiratet und lebe von meinem Ehepartner/-in getrennt2 |
( ) |
4 A |
|
|
C Ledig |
( ) |
4 A |
|
|
D Geschieden |
( ) |
4 A |
|
|
E Verwitwet |
( ) |
4 A |
|
|
F Eingetragene Lebenspartnerschaft, getrennt lebend2 (gleichgeschlechtlich) |
( ) |
4 A |
|
|
G Eingetragene Lebenspartnerschaft aufgehoben (gleichgeschlechtlich) |
( ) |
4 A |
|
|
H Eingetragene/r Lebenspartner/-in verstorben (gleichgeschlechtlich) |
( ) |
4 A |
|
4 A |
Leben Sie zurzeit mit einer Person aus Ihrem Haushalt in einer Partnerschaft? |
|
|
|
|
Ja |
( ) |
|
|
|
Nein |
( ) |
|
|
|
1 Gemeint ist hier nicht das Zusammenleben in einem gemeinsamen Haushalt, sondern dass die Ehe bzw. Lebenspartnerschaft intakt ist. 2 Gemeint ist hier nicht das Führen getrennter Haushalte bei intakter Ehe bzw. Lebenspartnerschaft, sondern dass sich die Ehe- bzw. Lebenspartner/-innen getrennt haben. |
Die Demographischen Standards geben folgende Informationen zu den Erhebungsinstrumenten für Familienstand und Kohabitation (Hoffmeyer-Zlotnik et al., 2016, S. 11):
In einer ersten Frage werden die rechtlichen Kategorien des Familienstandes erfragt. Diese Frage ist 2010 um die rechtlichen Kategorien der eingetragenen gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften erweitert worden. Damit ist der rechtliche Rahmen einer Partnerschaft (gemäß Lebenspartnerschaftsgesetz, LPartG) voll abgedeckt.
In einer zweiten Frage werden all diejenigen, die ledig sind oder nicht (mehr) mit dem*der angetrauten oder eingetragenen Partner/-in, aus welchem Grund auch immer, zusammenleben, gefragt, ob sie mit einem/einer (nichtehelichen/nicht eingetragenen) Partner/-in zusammenleben.
Die Nachfrage 4 A ist, nachdem der Begriff der „Familie“ einem starken Wandel unterworfen ist und die Bedeutung der nichtehelichen Lebensgemeinschaft in Bezug auf den ökonomischen, den sozialen und den juristischen Status an Gewicht gewinnt, für die Einordnung des Haushalts und die Einbindung der Befragungsperson in ihren sozio-ökonomischen Kontext wichtig.
Zu beachten sind:
Studien, die keine Informationen zum Familienstand brauchen, sondern nur wissen möchten, ob Befragte mit einem*einer Partner*in im selben Haushalt leben, können auf Frage 4 verzichten und ausschließlich Frage 4 A stellen. Diese Frage geht dann an alle Befragten (wenn nicht vorher die Haushaltsgröße erfragt wird und es sich um einen Ein-Personen-Haushalt handelt).
Items zu Familienstand und Kohabitation sind auch im Standardfragenkatalog des RatSWD (Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten, 2023, S. 32 f.) enthalten. Dort wird jedoch das Item zum Familienstand stark vereinfacht, und es werden zwei zusätzliche Fragen eingeschoben. Zunächst werden eingetragene Lebenspartnerschaften nicht gesondert aufgeführt, mit dem Hinweis an Befragte, diese wie eine Ehe zu behandeln. Außerdem wird, statt zwischen zusammen und getrennt lebenden verheirateten Personen zu unterscheiden, eine (dem SOEP Core 2020 entnommene) Folgefrage empfohlen, die die Beziehungs- und Haushaltssituation der Verheirateten genauer spezifiziert, um auch ungewöhnliche Konstellationen zu differenzieren (beispielsweise sich getrennt zu haben, aber noch in einem gemeinsamen Haushalt zu leben). Danach wird, vor der Frage zur Kohabitation, zusätzlich das Vorliegen einer festen Partnerschaft erfragt, da dieses Merkmal von vielen Studien erfasst wird, jedoch nicht in den Demographischen Standards enthalten ist.
Die CATI-Version des Items in den Demographischen Standards (Hoffmeyer-Zlotnik et al., 2016) zum Familienstand unterscheidet sich von der Version für persönlich-mündliche und schriftliche Befragungen darin, dass keine Liste vorgelegt, sondern nach dem Einleitungssatz „Sind Sie...“ die Antwortmöglichkeiten vorgelesen werden. Entsprechend fehlt auch der Verweis auf die Liste in der Frage selbst, und die Antwortkategorien wurden sprachlich so angepasst, dass sie vorgelesen werden können. Zudem entfällt der Zusatz „gleichgeschlechtlich“ bei allen Antwortmöglichkeiten zur Lebenspartnerschaft außer der ersten. Die Items zur Erfassung von Kohabitation unterscheiden sich nicht.
Die vier Hauptkategorien der Frage zum Familienstand („ledig“, „verheiratet“, „geschieden“ und „verwitwet“) können für internationale Umfragen in die jeweils landesrechtlich gültigen Begriffe übersetzt werden. Auch „verheiratet, aber getrennt lebend“ ist eine international gängige Kategorie des Familienstands, so dass als Minimum die Erfassung dieser fünf Kategorien empfohlen wird (s. Vereinte Nationen, 2017, S. 201–202). Weitergehende Unterscheidungen erfordern eine Anpassung an die rechtliche Situation im jeweiligen Befragungsland. Es ist dabei zu berücksichtigen, dass das Konzept „Familienstand“ im weltweiten Maßstab großen kulturellen Unterschieden unterworfen ist. Der European Social Survey unterscheidet bspw. zusätzlich die rechtsverbindliche „civil union“, unter die auch die eingetragene Lebenspartnerschaft in Deutschland fällt (ESS data archive, 2016).
Die Frage zur Kohabitation kann prinzipiell ebenfalls in andere Sprachen übersetzt werden. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass Kohabitation in manchen Ländern sozial unerwünscht oder gar illegal ist. In diesen Ländern muss eine entsprechende Frage entfallen. Ggf. kann die Information dann aus der Haushaltszusammensetzung, insofern diese erfragt wird, hergeleitet werden (Vereinte Nationen, 2017, S. 202).
Um Familienstand, Kohabitation und Partner*in im selben Haushalt über Studien und Zeitverlauf hinweg einheitlich benennen, kodieren und damit besser vergleichen zu können, wurden drei Standardvariablen entwickelt. Tabelle 3 listet deren Variablennamen, -labels und -formate auf. In Tabellen 5 und 6 werden die Codeschemata für diese Standardvariablen dargestellt.
Tabelle 3: Spezifikation der Standardvariablen für die Merkmale Familienstand und Kohabitation
Variablenname |
Variablenlabel DE |
Variablenlabel EN |
Format |
Version |
x_marital |
Familienstand |
Marital status |
numerisch, kategorial |
1.0 |
x_cohab |
Kohabitation |
Cohabitation |
numerisch, binär |
1.0 |
x_hhpartner |
Partner*innen im selben Haushalt (rechtlich oder de-facto) |
Partners in same household (legal or de facto) |
numerisch, binär |
1.0 |
Tabelle 4 zeigt das mehrstellige hierarchische Codeschema für die Standardvariable Familienstand. Bei der Standardvariable Familienstand werden Unterscheidungen je nach Wichtigkeit und Verfügbarkeit in Umfragedaten auf drei Stellen verteilt. Die erste Stelle bildet die vier grundlegenden Unterscheidungen ab: ledig, verheiratet, geschieden, und verwitwet. Die zweite Stelle ergänzt für verheiratete Personen, ob sie zusammenleben oder getrennt (d. h. im Trennungsjahr) sind. Die dritte Stelle gibt an, ob es sich rechtlich um eine Ehe oder eine eingetragene Lebenspartnerschaft handelt. Weitere Details hierzu finden sich im Abschnitt „Konstruktion und Selektion der Standardvariablen
Das Schema lässt sich in maschinenlesbarer Form hier herunterladen. Ebenso ist eine maschinenlesbare Verknüpfung des Schemas mit den entsprechenden Instrumenten der Demographischen Standards 2016 (Hoffmeyer-Zlotnik et al., 2016), den Variablen des ALLBUS 2018 (GESIS-Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, 2019) und des Mikrozensus 2020 (GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften et al., 2023) zum Download hier verfügbar.
Tabelle 4: Codeschema für die Standardvariable Familienstand und Zuordnung zu Antwortmöglichkeiten der Demographischen Standards
Standardvariable x_marital, Version 1.0 |
Demographische Standards 2016 |
|||
Wert |
Wertelabels DE |
Wertelabels EN |
Wert |
Antwortkategorie |
100 |
Ledig (nie verheiratet gewesen) |
single (never married) |
C |
Ledig |
200 |
Verheiratet oder in eingetragener Lebenspartnerschaft, nfs |
married or civil partnership, nfs1 |
|
|
201 |
Verheiratet, nfs |
married, nfs |
|
|
202 |
In eingetragener Lebenspartnerschaft, nfs |
civil partnership, nfs |
|
|
210 |
Verheiratet oder in eingetragener Lebenspartnerschaft, zusammenlebend, nfs |
married or civil partnership, living together, nfs |
|
|
211 |
Verheiratet, zusammenlebend |
married, living together |
A |
Verheiratet und lebe mit meinem/meiner Ehepartner/-in zusammen |
212 |
In eingetragener Lebenspartnerschaft, zusammenlebend |
civil partnership, living together |
A1 |
In eingetragener Lebenspartnerschaft zusammenlebend (gleichgeschlechtlich) |
220 |
Verheiratet oder in eingetragener Lebenspartnerschaft, getrennt lebend (im Trennungsjahr), nfs |
married or civil partnership, separated, nfs |
|
|
221 |
Verheiratet, getrennt lebend (im Trennungsjahr) |
married, separated |
B |
Verheiratet und lebe von meinem/meiner Ehepartner/-in getrennt |
222 |
In eingetragener Lebenspartnerschaft, getrennt lebend (im Trennungsjahr) |
civil partnership, separated |
F |
Eingetragene Lebenspartnerschaft, getrennt lebend (gleichgeschlechtlich) |
300 |
Geschieden oder eingetragene Lebenspartnerschaft aufgehoben, nfs |
divorced or civil partnership dissolved, nfs |
|
|
301 |
Ehe geschieden |
divorced |
D |
Geschieden |
302 |
Eingetragene Lebenspartnerschaft aufgehoben |
civil partnership dissolved |
G |
Eingetragene Lebenspartnerschaft aufgehoben (gleichgeschlechtlich) |
400 |
Verwitwet oder eingetragene*r Lebenspartner*in verstorben, nfs |
widowed or civil partner deceased, nfs |
|
|
401 |
Verwitwet |
widowed |
E |
Verwitwet |
402 |
Eingetragene*r Lebenspartner*in verstorben |
civil partner deceased |
H |
Eingetragene/r Lebenspartner/-in verstorben (gleichgeschlechtlich) |
1 nfs = „not further specified”/nicht näher spezifiziert. Derart gekennzeichnete Oberkategorien sollen nur verwendet werden, wenn die detaillierteren Unterkategorien in den Daten nicht identifiziert werden können. |
Tabelle 5 zeigt das Codeschema für die Standardvariable Kohabitation. Personen, die keine*n Partner*in haben, werden in Code 0 („Lebt nicht mit Partner*in zusammen“) inkludiert. Nur Befragte, die ihrem Familienstand nach verheiratet oder in eingetragener Lebenspartnerschaft und zusammenlebend sind, werden als fehlend durch Filterführung (-3) kodiert. Einige Umfragen fragen zunächst nach einer festen Beziehung der Befragungsperson und stellen die Frage zur Kohabitation dann nur Befragten, die eine feste Beziehung haben. Damit sehen diese Befragungen im Vergleich zu den Demographischen Standards eine zusätzliche Filterung vor. Um über Studien hinweg vergleichbare Kodierungen der 0 ("Lebt nicht mit Partner*in zusammen“) und der -3 (fehlend durch Filterführung) zu erhalten, müssen alle Befragten, die keine Beziehung haben und deswegen nicht nach Kohabitation gefragt wurden, auf 0 statt -3 kodiert werden. Das Schema lässt sich in maschinenlesbarer Form hier herunterladen. Ebenso ist eine maschinenlesbare Verknüpfung des Schemas mit den entsprechenden Instrumenten der Demographischen Standards 2016 (Hoffmeyer-Zlotnik et al., 2016), den Variablen des ALLBUS 2018 (GESIS-Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, 2019) und des Mikrozensus 2020 (GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften et al., 2023) zum Download hier verfügbar.
Tabelle 5: Codeschema für die Standardvariable Kohabitation und Zuordnung zu Antwortmöglichkeiten der Demographischen Standards
Standardvariable x_cohab, Version 1.0 |
Demographische Standards 2016 |
||||
Wert |
Wertelabel DE |
Wertelabel EN |
Frage |
Wert |
Wertelabel |
0 |
Lebt nicht mit Partner*in zusammen1 |
Not living with partner
|
4 A |
n.a.2 |
Nein |
1 |
Lebt unverheiratet mit Partner*in zusammen |
Living unmarried with partner |
4 A |
n.a.2 |
Ja |
-3 |
Trifft nicht zu3 |
|
4 |
A A1
|
Verheiratet und lebe mit meinem/meiner Ehepartner/-in zusammen In eingetragener Lebenspartnerschaft zusammenlebend (gleichgeschlechtlich) |
1 Inkludiert: hat keine*n Partner*in. 2 n.a.: nicht angegeben. Die Demographischen Standards geben für ja/nein-Fragen keine Codes vor. 3 Exkludiert: hat keine*n Partner*in; inkludiert: lebt verheiratet oder in eingetragener Lebenspartnerschaft mit Partner*in zusammen. |
Tabelle 6 zeigt das Codeschema für die Standardvariable "Partner*innen im selben Haushalt“, welche den Europäischen Kernvariablen (European Commission, 2020, S. 12 f.) entnommen wurde. Diese Information kann aus den Fragen 4 und 4 A der Demographischen Standards (und der Standardvariablen Kohabitation durch Rekodierung der -3 auf 1) hergeleitet werden. Auch hier werden Personen, die keine*n Partner*in haben, in Code 0 („Lebt nicht mit Partner*in zusammen“) inkludiert. Außerdem wird vereinfachend davon ausgegangen, dass Ehe- oder Lebenspartner*innen, die nicht getrennt (im Sinne des Trennungsjahres) leben, in einem gemeinsamen Haushalt leben. Dies sollte in der großen Mehrzahl der Fälle, selbst wenn eine*r der Partner*innen noch einen zusätzlichen Wohnsitz hat, zutreffend sein. Falls die betreffende Studie ein Haushalts-Grid zur Erfassung der Haushaltszusammensetzung verwendet hat, kann diese Variable auch aus der Angabe, ob eines der anderen Haushaltsmitglieder (Ehe-)Partner*in der Befragungsperson ist, hergeleitet werden. Das Schema lässt sich in maschinenlesbarer Form hier herunterladen. Ebenso ist eine maschinenlesbare Verknüpfung des Schemas mit den entsprechenden Instrumenten der Demographischen Standards 2016 (Hoffmeyer-Zlotnik et al., 2016), den Variablen des ALLBUS 2018 (GESIS-Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, 2019) und des Mikrozensus 2020 (GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften et al., 2023) zum Download hier verfügbar.
Tabelle 6: Codeschema für die Standardvariable „Partner*innen im selben Haushalt (rechtlich oder de-facto)“ und Zuordnung zu Antwortmöglichkeiten der Demographischen Standards
Standardvariable x_hhpartner, Version 1.0 |
Demographische Standards 2016 |
||||
Wert |
Wertelabel DE |
Wertelabel EN |
Frage |
Wert |
Wertelabel |
0 |
Lebt nicht mit Partner*in zusammen |
Not living with partner |
4 A |
n.a.1 |
Nein |
1 |
Lebt mit Partner*in zusammen |
Living with partner |
4 |
A |
Verheiratet und lebe mit meinem/meiner Ehepartner/-in zusammen |
A1 |
In eingetragener Lebenspartnerschaft zusammenlebend (gleichgeschlechtlich) |
||||
4 A |
n.a.1 |
Ja |
|||
1 n.A.: nicht angegeben. Die Demographischen Standards geben für ja/nein-Fragen keine Codes vor. |
Studien, die gar nicht nach dem Familienstand fragen, jedoch Frage 4 A der Demographischen Standards (oder vergleichbar) nach dem Zusammenleben mit einem*einer Partner*in im selben Haushalt unabhängig vom Familienstand stellen, können nur die Standardvariable „Partner*innen im selben Haushalt“ generieren.
2.2.1 Auswertungshinweise
Die Kategorien des Familienstands können in Dummy-Variablen überführt werden, die dann als unabhängige Variablen in Regressionsmodellen genutzt werden können. Da Kohabitation und Partner*in im selben Haushalt bereits 0/1 kodiert sind, entfällt eine entsprechende Umkodierung. Zur Nutzung als abhängige Variable können die Kategorien des Familienstands je nach Fragestellung weiter zusammengefasst und mit geeigneten Verfahren für kategoriale Daten (bspw. mit logistischen bzw. multinomialen Regressionsmodellen) analysiert werden. Bei den Variablen Kohabitation und Zusammenleben mit Partner*in sind Verfahren zur Analyse binärer Daten, beispielsweise der logistischen Regression, anzuwenden.
2.2.2 Anwendungsbereich
Wenn vollständige Informationen über die Stichprobe erfasst werden sollen, muss der Familienstand für alle Befragten, unabhängig vom Alter der Befragungsperson, erfasst werden, und nicht erst ab dem Alter, in dem im Befragungsland eine Heirat legal möglich ist. Schließlich können Befragte in einem anderen Land in einem jüngeren Alter geheiratet haben (Vereinte Nationen, 2017, Abs. 4.169).
Die hier vorgestellten Items können in jedem Befragungsmodus genutzt werden, zu Anpassungen für verschiedene Modi s. Abschnitt „Anpassung an verschiedene Modi“.
Familienstand und Kohabitation geben Aufschluss über die Position des Individuums im Kontext partnerschaftlicher Lebensgemeinschaften. Beide Merkmale beeinflussen die sozialen, emotionalen und auch ökonomischen Ressourcen des Individuums.
Der Familienstand ist ein im Personenstandsregister festgehaltener, rechtlich definierter Status. Er beschreibt, ob eine Person verheiratet oder in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft ist oder war, und wenn sie verheiratet oder in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft war, ob die Ehe oder eingetragene Lebenspartnerschaft durch Scheidung bzw. Aufhebung der Lebenspartnerschaft oder Tod des Partners bzw. der Partnerin beendet wurde. Obwohl sich die genauen rechtlichen Regelungen von Land zu Land unterscheiden, sind diese Kategorien international gültig (Vereinte Nationen, 2017, S. 201).
Das Vorliegen der rechtlichen Beziehungsform der Ehe kann von der tatsächlich gelebten Beziehungssituation abweichen. Nichteheliche Lebensgemeinschaften stellen eine heute häufig anzutreffende Vorstufe oder Alternative zur Ehe dar. Die gelebte Beziehungssituation wird durch den Familienstand nicht abgebildet. Daher wird der Familienstand häufig gemeinsam mit dem Merkmal der Kohabitation betrachtet. Das Merkmal Kohabitation erfasst, ob eine (unverheiratete oder von der*dem Ehepartner*in getrennte) Person mit einem*einer Partner*in in einem Haushalt in einer sogenannten „nichtehelichen Lebensgemeinschaft“ zusammenlebt. Kohabitation beschreibt damit nicht einen rechtlichen, sondern einen de-facto Status. Manchmal wird auch nur noch das Zusammenleben mit einem*einer Partner*in betrachtet, unabhängig vom rechtlichen Status der Beziehung.
Für Forschung zu Fertilität sind Familienstand und Kohabitation zentrale Prädiktoren. Heirat, Trennung und Scheidung sind ebenfalls Forschungsgegenstände der Familiensoziologie, welche beispielsweise Fragen zur Entwicklung, Qualität und Stabilität von Partnerschaften und Ehen zu beantworten sucht und Risikofaktoren für Trennungen und Scheidungen ausfindig machen möchte (Schulz et al., 2021). Für die familiensoziologische Forschung sind einzelne Ausprägungen des Merkmals Familienstand somit sowohl zentrale unabhängige als auch abhängige Variablen.
Zudem beeinflussen Familienstand und das Zusammenleben in einer Partnerschaft verschiedene Lebensbereiche. Daher sind diese Merkmale für viele Fragestellungen jenseits der Familiensoziologie als unabhängige Variablen relevant. Paare, insbesondere wenn sie zusammenleben, sind weniger ökonomischen Risiken ausgesetzt als Einzelpersonen. Verheiratete Paare werden in Deutschland durch das Ehegattensplitting zusätzlich steuerlich entlastet. Der Wegfall dieser Ressourcen durch Scheidung oder Tod stellt ein potenziell einschneidendes Ereignis dar. Häufig hat dies starke wirtschaftliche Auswirkungen, die jedoch für Frauen und Männer ungleich verteilt sind. So sind Frauen nach einem solchen Ereignis häufiger von Armut bedroht als Männer (Andreß, 2003; Andreß & Lohmann, 2001). Daher sind Unterschiede im und Änderungen des Familienstands, häufig gemeinsam mit dem Geschlecht, wichtige Faktoren sozioökonomischer Analysen.
Auch in den Forschungsfeldern der sozialen Netzwerke und der Gesundheit ist der Familienstand ein wichtiger Prädiktor. Die Forschung hat beispielsweise positive Effekte der Ehe auf Gesundheit und Lebenserwartung festgestellt (Brockmann & Klein, 2004; Goldman et al., 1995a, 1995b; Hu & Goldman, 1990; Klein, 1993) und auch eine längere Lebenserwartung (Hu & Goldman, 1990; Klein, 1993; Manzoli et al., 2007). Dies wird dadurch erklärt, dass die Ehe einen gesünderen Lebensstil anregt, Ressourcen schafft, kritische Lebensereignisse mildert und emotionale Unterstützung bietet (Brockmann & Klein, 2004).
Es zeigt sich jedoch auch, dass bereits eine Kohabitation einen positiven Effekt auf die Lebenserwartung hat, wobei der Effekt sogar stärker sein kann als bei verheirateten Paaren (Drefahl, 2012). Durch immer spätere Eheschließungen im Lebensverlauf (Destatis, 2023a) und einen stetig wachsenden Anteil von Personen, die noch nie verheiratet waren (Destatis, 2023b), sollte Kohabitation eine immer wichtigere Rolle in der Auswertung unterschiedlicher Risiken und Chancen von Befragten spielen, die in der Vergangenheit größtenteils über den Familienstand abgedeckt werden konnten
4.1 Konstruktion der Standarditems
Bereits in der „ZUMA-Standarddemographie“ (Pappi, 1979, Anhang A) war ein Vorschlag zur Erfassung des Familienstands enthalten, der für die erste Version der Demographischen Standards (Ehling et al., 1992) nur leicht abgewandelt und durch eine Liste zur Vorlage in persönlich-mündlichen Befragungen ergänzt wurde. In den letzten 25 Jahren gab es jedoch einige gesetzliche Änderungen, die dieses Merkmal betreffen. 2001 wurde die eingetragene Lebenspartnerschaft für homosexuelle Paare eingeführt (LPartG - Gesetz über die Eingetragene Lebenspartnerschaft, 2001). In den Demographischen Standards von 2010 (Hoffmeyer-Zlotnik et al., 2010) wurde das Standarditem daher angepasst, um entsprechend der damals geltenden Rechtslage eingetragene Lebenspartnerschaften als neue Familienstandskategorie zu berücksichtigen. Seit Oktober 2017 haben homosexuelle Paare das Recht auf eine reguläre Eheschließung („Ehe für alle“; Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts, 2017 zur Änderung von §1353 BGB). Bestehende eingetragene Lebenspartnerschaften können seither auf Antrag in eine Ehe umgewandelt werden, jedoch ist diese Umwandlung nicht zwingend (–§20a LpartG). Daher bleiben die Antwortkategorien, die eingetragene Lebenspartnerschaften betreffen, relevant. Sie können jedoch auch mit den entsprechenden die Ehe betreffenden Kategorien zusammengefasst werden, z.B. wie im Standardfragenkatalog des RatSWD vorgeschlagen (Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten, 2023, S. 32, s.o.).
Eine Empfehlung zur Messung des Merkmals Kohabitation fehlte in der ZUMA-Standarddemographie (Pappi, 1979, Anhang A). Sie ist jedoch seit der ersten Version in den Demographischen Standards (Ehling et al., 1992) enthalten, zunächst mit einer einfachen Formulierung im generischen Maskulinum: „Leben Sie mit einem Partner zusammen?“ (ja/nein). In der Version von 2010 (Hoffmeyer-Zlotnik et al., 2010) wurde der Vorschlag geschlechtsneutral umformuliert: „Leben Sie zurzeit mit einer Person aus Ihrem Haushalt in einer Partnerschaft?“.
4.2 Konstruktion und Selektion der Standardvariablen
Die Standardvariablen für Familienstand, Kohabitation und Partner*in im selben Haushalt wurden 2022/2023 im KonsortSWD-Teilprojekt TA3-M1 „Harmonized Variables – Umfragedaten leichter kombinieren durch standardisierte und harmonisierte Variablen“ entwickelt. Bei der Entwicklung der Standardvariable Familienstand wurden verschiedene Versionen erwogen, welche unterschiedlichen Anforderungen genügen sollen: Eine Minimalversion soll so gestaltet sein, dass sie von praktisch jeder Studie, die das Merkmal erhebt, hergeleitet werden kann. Dabei ist jedoch mit Verlust an Vorhersagekraft und damit der Validität zu rechnen. Eine Maximalversion soll im Gegensatz dazu möglichst viel Vorhersagekraft und damit Validität erhalten, wird aber nicht für alle Studien ohne Überarbeitung der zugrundeliegenden Fragebogenitems erreichbar sein. Eine Maximalversion ist auch deshalb erstrebenswert, weil sich damit eine größere Vielzahl an Forschungsfragen bearbeiten lässt und Forschende diese Variable für ihre eigenen Studien in unterschiedlicher Art und Weise vereinfachen können – eine Flexibilität, die eine Minimalversion nicht bieten kann. Da es manchmal mehrere Möglichkeiten gibt, haben wir für manche Merkmale konkurrierende Minimal- bzw. Maximalversionen erstellt (s. auch Schneider et al., 2023).
Für das Merkmal Familienstand, für das die Europäischen Kernvariablen (European Commission, 2020) keine Vorlage bieten, wurden ausgehend von den 9 Kategorien der Demographischen Standards drei Vorschläge für Standardvariablen entwickelt, die sich in ihrem Detailniveau unterscheiden (Maximalversion: 5 Kategorien, Minimalversion 1: 2 Kategorien, Minimalversion 2: 4 Kategorien). Diese drei Vorschläge wurden in einer Validierung mit Daten des ALLBUS 2018 mit der im ALLBUS genutzten Quellversion verglichen. Die Quellversion im ALLBUS entspricht weitestgehend der Empfehlung der Demographischen Standards (Hoffmeyer-Zlotnik et al., 2016). Die unterschiedlichen Versionen sind in Tabelle 7 dargestellt.
Tabelle 7: Darstellung der unterschiedlichen Versionsvorschläge für das Merkmal Familienstand
Quellversion |
Maximalversion |
Minimalversion 2 |
Minimalversion 1 |
Verheiratet und leben mit Ihrem Ehepartner*in zusammen |
Verheiratet (auch eingetragene Lebenspartnerschaft), zusammenlebend |
Verheiratet (auch eingetragene Lebenspartnerschaft) |
Verheiratet (auch eingetragene Lebenspartnerschaft) |
Eingetragene Lebenspartnerschaft, zusammenlebend |
|||
Verheiratet und leben getrennt |
Verheiratet (auch eingetragene Lebenspartnerschaft), getrennt lebend |
||
Eingetragene Lebenspartnerschaft, getrennt lebend |
|||
Geschieden |
Geschieden (auch eingetragene Lebenspartnerschaft aufgehoben) |
Geschieden (auch eingetragene Lebenspartnerschaft aufgehoben) |
Nicht verheiratet (auch keine eingetragene Lebenspartnerschaft) |
Eingetragene Lebenspartnerschaft aufgehoben |
|||
Verwitwet |
Verwitwet (auch eingetragene*r Lebenspartner*in verstorben) |
Verwitwet (auch eingetragene*r Lebenspartner*in verstorben) |
|
Eingetragene*r Lebenspartner*in verstorben |
|||
Ledig |
Ledig |
Ledig |
Die von uns zunächst vorgeschlagene Maximalversion beruhte auf der Annahme, dass die beschriebene positive Wirkung einer rechtlich bindenden Partnerschaft unabhängig davon sein sollte, ob diese homo- oder heterosexuell ist. Außerdem sind die Kategorien der „eingetragenen Lebenspartnerschaft“ seit der Einführung der „Ehe für alle“ kein ausreichender Indikator mehr für das Vorliegen einer gleichgeschlechtlichen Beziehung: Wer gleichgeschlechtliche von heterosexuellen Partnerschaften differenzieren möchte, muss dazu heute eine eigene Frage im Fragebogen vorsehen oder (z.B. im Rahmen der Erfassung der Haushaltszusammensetzung) nach dem Geschlecht des Partners bzw. der Partnerin fragen. Daher wurden in der Maximalversion alle Kategorien, die eingetragene Lebenspartnerschaften betreffen, mit den entsprechenden Kategorien für die Ehe zusammengeführt. Für die Gruppe der Verheirateten bzw. Verpartnerten wird unterschieden, ob Befragte mit dem*der Partner*in zusammenleben oder getrennt sind. Die Unterscheidung der verschiedenen Gruppen nicht verheirateter Personen in der Maximalversion ergab sich aus der Überlegung, dass die ökonomische Situation z.B. aufgrund von Unterhaltspflichten für geschiedene Personen oder Rentenansprüchen durch verstorbene Partner*innen eine andere sein sollte, als wenn man nie verheiratet oder verpartnert war. Auch sozial und emotional unterscheiden sich die Implikationen dieser unterschiedlichen Wege der Beendigung einer Ehe. Durch dieses Vorgehen entstanden in der Maximalversion (entsprechend der zweiten Stelle im hierarchischen Codeschema) fünf Kategorien. Diese fünf Kategorien sind auch international in Gebrauch (Vereinte Nationen, 2017, S. 201). Alle Studien, die in Schneider et al (2022) miteinander verglichenen wurden, können diese Maximalversion bilden (vgl. ebd., S. 73 ff.).
In Minimalversion 2 wurde die Gruppe der Verheirateten zusammengefasst, d.h. es wurde nicht mehr berücksichtigt, ob verheiratete Personen zusammenleben oder getrennt sind, entsprechend des für den internationalen Vergleich vorgesehenen Index der Demographischen Standards (Hoffmeyer-Zlotnik et al., 2016, S. 82). Dies beruhte auf der Überlegung, dass sie dem rechtlichen Status nach noch verheiratet sind, und dass mglw. selbst verheiratete Personen, die getrennt leben, immer noch einen stärkeren Effekt aufeinander haben als Personen, die geschieden oder verwitwet sind. Außerdem ist es möglich, dass Studien nicht zwischen diesen beiden Gruppen differenzieren, und die Standardvariable Familienstand somit nur auf diesem Aggregationsniveau hergeleitet werden kann. Durch dieses Vorgehen reduzierte sich die Anzahl der Kategorien in der Minimalversion 2 (was der ersten Stelle im hierarchischen Codeschema entspricht) auf vier.
Die Unterscheidung zwischen verschiedenen aktuell nicht (mehr) verheirateten Personen wurde in Minimalversion 1 aufgehoben. Hier konnte nur noch differenziert werden, ob eine Person derzeit in einer rechtlich bindenden Partnerschaft ist, oder nicht. Durch dieses Vorgehen reduziert sich die Anzahl der Kategorien in Minimalversion 1 auf zwei. Minimalversion 1 wurde aufgrund der Validierungsergebnisse (Schneider et al., 2023) verworfen.
Im ursprünglichen Ansatz (s. Schneider et al., 2023) war vorgesehen, die Quellversion mit allen 9 Kategorien nicht als Maximalversion der Standardvariable vorzuschlagen, basierend auf der Annahme, dass die Unterscheidung zwischen Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft heute nicht mehr nützlich sei. Diese Entscheidung wurde infolge negativen Feedbacks aus der Community verworfen: schließlich soll die Standardvariable auch für Daten funktionieren, die erhoben wurden, als die eingetragene Lebenspartnerschaft die einzige Form der rechtlichen Verbindung zwischen gleichgeschlechtlichen Partner*innen darstellte und entsprechend differenziert erhoben wurde. Die Unterscheidung zwischen Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft wird daher auf der dritten Stelle im hierarchischen Codeschema der Standardvariable Familienstand abgebildet. Daten, die diese Differenzierung nicht abbilden können, nutzen auf der dritten Stelle die 0.
Da Kohabitation ein Merkmal mit nur zwei Ausprägungen ist und entsprechend keine unterschiedlichen Versionen möglich sind, war die entsprechende Standardvariable leicht zu entwickeln. Die Standardvariable „Partner*innen im selben Haushalt“ konnte aus den Europäischen Kernvariablen (European Commission, 2020, S. 12 f.) übernommen und musste nur noch mit Variablennamen, Variablenlabel, Werten und Wertelabels versehen werden.
5.1 Objektivität
Im Allgemeinen führen Standarditems und Standardvariablen zu einer Erhöhung der Durchführungs- und Auswertungsobjektivität – vor allem über verschiedene Studien hinweg. So tragen Standarditems durch die Harmonisierung der Frage zu einer standardisierten Durchführung bei. Standardvariablen führen durch ihr standardisiertes Codeschema zu einer objektiven Auswertung. Zusammengefasst erhöhen die hier vorgestellten Standarditems und Standardvariablen die Unabhängigkeit in der Erfassung von Familienstand, Kohabitation und Zusammenleben mit Partner*in von den spezifischen Forschenden.
Bei den Merkmalen Familienstand und Kohabitation handelt es sich um potenziell objektiv messbare Merkmale, welche jedoch subjektiv, durch Angaben der Befragten, erhoben werden. Es besteht somit die Möglichkeit, dass die subjektive Angabe vom objektiven Wert (d.h. im Fall des Familienstands von der Angabe im Personenstandsregister) abweicht. Dabei kann soziale Erwünschtheit oder die Sensibilität der Frage eine Rolle spielen, oder Unsicherheit in Übergangs- (bspw. Trennungs-situationen).
5.2 Reliabilität
Da soziodemographische Merkmale typischerweise mit nur einem Item pro Merkmal gemessen werden, sind psychometrische Verfahren zur Reliabilitätsschätzung nicht anwendbar. Eine Einschätzung der Reliabilität über Test-Retest-Verfahren ist prinzipiell möglich, wird aber nur selten durchgeführt (s. bspw. Porst & Zeifang, 1987). Porst und Zeifang berichten für den Familienstand, dass 98.1% der Befragten über Befragungswellen hinweg konsistente Antworten gaben, was für eine hochgradig zuverlässige Messung spricht. Da das Fragebogenitem in der aktuellen Version jedoch etwas komplexer ist und der Familienstand stärkeren Fluktuationen unterworfen ist, ist heute von einer etwas niedrigeren Reliabilität auszugehen.
5.3 Validität
Alle soziodemographischen Standardvariablen, für die verschiedene Versionen entwickelt wurden, wurden einer ausführlichen Validierungsanalyse unterzogen (Schneider et al., 2023). Die Validierung dient der Einschätzung, wie viel Verlust an Vorhersagekraft bzw. Validität mit der Erstellung einer Standardvariablen im Sinne einer Output-Harmonisierung einhergeht. Durch die Validierung kann auf empirischer Basis zwischen verschiedenen Versionen entschieden werden, wenn theoretische Erwägungen keiner Version einer Standardvariablen einen klaren Vorzug geben. Auch wird durch die Validierung ersichtlich, ob ein hierarchisches Codeschema sinnvoll ist, um unterschiedliche Aggregationsmöglichkeiten zu bieten.
Basierend auf der in Schneider et al. (2023) dargestellten Validierungsergebnisse für das Merkmal Familienstand wurde das oben beschriebene hierarchische Codeschema der Standardvariablen Familienstand entwickelt. Über eine große Anzahl an Validierungsvariablen hinweg zeigt sich, dass die vier Hauptkategorien (ledig, verheiratet, geschieden, verwitwet), sowie die Unterscheidung von getrennt- und zusammenlebenden Verheirateten die wichtigsten Unterscheidungen beim Familienstand abdecken. Eine zusätzliche Differenzierung zwischen Ehen und eingetragenen Lebenspartnerschaften ist – was auch an der geringen Fallzahl in den Daten, die zur Validierung genutzt wurden, liegt – im Allgemeinen nicht notwendig. Diese kann aber je nach Forschungsfrage und Zeitpunkt der Datenerhebung durchaus wichtig sein. Das hierarchische Codeschema bietet daher auch diese Unterscheidung an. Für einzelne Analysekontexte ist auch eine binäre Variable „verheiratet – nicht verheiratet“ ausreichend, für eine Standardvariable, die in möglichst allen Analysekontexten einsetzbar ist, ist die Performanz dieser binären Minimalversion 1 jedoch zu gering. Diese ist daher nicht im hierarchischen Codeschema enthalten, kann aber bei Bedarf hergeleitet werden.
Da es sich bei Kohabitation um eine binäre Variable handelt und somit keine verschiedenen Versionen dieser Standardvariablen vorliegen, entfällt eine Validierung.
5.4 Nebengütekriterien
Die Empfehlung der Demographischen Standards (Hoffmeyer-Zlotnik et al., 2016) für ein Fragebogenitem zur Erhebung des Familienstandes wurde von Lenzner et al. (2019, S. 30 ff.) kognitiv gepretestet. Als Empfehlung wurde formuliert, die Kategorien der eingetragenen Lebenspartnerschaft und der Ehe zusammenzulegen, um das Fragebogenitem zu vereinfachen. Auch wird vorgeschlagen, die Reihenfolge der Fragen 4 (Familienstand) und 4 A (Kohabitation) zu tauschen, um eine Beantwortung zu vereinfachen und auf Filterführung verzichten zu können (ebd.). Dadurch würde die durchschnittliche Befragungsdauer aber leicht steigen, und dieser Vorschlag wurde nicht mehr getestet.
In einem weiteren Pretest testeten Lenzner et al. (2022, S. 43 ff.) unterschiedliche Formulierungen der Kategorien „Verheiratet, zusammenlebend“ und „Verheiratet, getrenntlebend“. Unabhängig von der Formulierung verstand etwa die Hälfte der Befragten nicht, dass es sich bei der Kategorie „getrennt lebend“ um nicht mehr intakte Ehen (d.h. eine Ehe im Trennungsjahr) handelte. Stattdessen wurde die Kategorie häufig im Sinne getrennter Haushalte bei intakter Ehe, was heutzutage häufiger auftritt als früher, verstanden. Daher hat der Standardfragenkatalog des RatSWD (Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten, 2023) diese Differenzierung aufgehoben und durch eine Folgefrage ersetzt (s. Abschnitt „Standard-Fragebogenitems“). Eine entsprechend klarere Formulierung wird für die nächste Version der Demographischen Standards angestrebt.
Danksagung
Wir danken Sonja Schulz, mit der wir das Codeschema Familienstand eng beraten haben.
Wir danken Andrés Saravia für die gute Zusammenarbeit im Kontext eines Pretests in dem Alternativen des Standarditems Familienstand getestet wurden.
Die Entwicklung der soziodemographischen Standardvariablen und Erarbeitung dieses ZIS-Eintrags wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Projektnummer 442494171, finanziert.
− Silke Schneider, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim, Silke.Schneider@gesis.org
Wollen Sie die Standardvariable für ihre Befragungsdaten umsetzen? Bitte informieren Sie mich und denken Sie an eine entsprechende Zitation in Ihrer Datendokumentation.