Instruktion
- Für Items V5-2, V14-1, V18-1, V39-1, V41-1, V46-1, V48: Zunächst wüssten wir gerne Ihre Meinung zu den folgenden Behauptungen. Bitte kreuzen Sie je nach dem Grad Ihrer Zustimmung bzw. Ablehnung eine der fünf Möglichkeiten an.
- Für Items V104, V111-1, V116-1, V113 und V118: Die folgenden Behauptungen befassen sich mit verschiedenen Themen. Bitte nehmen Sie Stellung dazu, indem Sie je nach dem Grad Ihrer Zustimmung bzw. Ablehnung die passende Antwortkategorie ankreuzen.
Items
Nr. |
Item deutsch |
Item türkisch |
Polung |
Subskala |
V5-2 |
Armenier sollten bei uns nicht Minister oder hohe Beamte werden. |
Ermenilerden, bakan ya da yüksek düzeyde devlet görevlisi olmamalidir. |
+ |
A |
V14-1 |
Wenn ich einem Armenier die Hand geben muss, empfinde ich persönlichen Widerwillen. |
Eger bir Ermeni ile tokalasmak zorunda kalrsam, bunu isteksiz yaparm. |
+ |
A |
V18-1 |
Es würde mir nichts ausmachen, Armenier als Freunde zu haben. |
Bir Ermeni arkadasimin olmasindan rahatsizlik duymam. |
- |
A |
V39-1 |
Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen im Hitler Deutschland nicht ganz unschuldig. |
Hitler Almanyasinda Yahudiler sürülmüsse, bunda kendilerinin tamamiyla sucsuz olduklari söylenemez. |
+ |
J |
V41-1 |
Für uns Türken wäre es das Beste, wenn die Juden unser Land verließen. |
Yahudilerin ülkemizi terketmesi, bizim icin cok iyi olur. |
+ |
J |
V46-1 |
Juden haben in der Geschichte viel Unheil gestiftet. |
Yahudiler tarihte pek cok kötülük yapti. |
+ |
J |
V48 |
Jede Gruppe oder soziale Bewegung, in der viele Ausländer sind, sollte mit Misstrauen beobachtet werden und möglichst vom Verfassungsschutz überprüft werden. |
Yabancilarin icinde yer aldigi grup ya da sosyal hareketler, dikkatle izlenmeli ve mümkünse polis tarafindan arastirilmalidir. |
+ |
FA |
V104 |
Einwanderer stellen eine Bedrohung unserer Kultur dar. |
Ülkemize gelen göcmenler, kültürümüz icin bir tehlike olusturmaktadir. |
+ |
FA |
V111-1 |
Es wäre für Armenier und für Türken besser, wenn sie Freundschaft miteinander schließen würden. |
Hem Ermeniler hem de Türkler icin birbirleriyle dostluk iliskileri kurmak, iyi olur. |
- |
A |
V116-1 |
Als Moslem (Christ) muss ich die Juden ablehnen. |
Müslüman olarak yahudileri reddetmeliyim. |
+ |
J |
V113 |
Es wäre gefährlich für unser Land, zu eng mit Nationen zusammenzuarbeiten, die anders sind als wir. |
Bizden farkli olan ülkelerle yakin isbirligi yapmak, Türkiye icin tehlikeli olur. |
+ |
FA |
V118 |
Die schlimmste Gefährdung unserer Kultur während der letzten 50 Jahre ging von fremden Ideen und Agitatoren aus. |
Son 50 yil boyunca kültürümüze karsi en büyük tehlike, yabanci fikir ve kiskirticilardan gelmistir. |
+ |
FA |
Hinweis: Die Itemnummern zeigen die Position der Items im Fragebogen an. FA = Fremdgruppen allgemein; A = Einstellungen zu Armeniern; J = Einstellungen zu Juden
Antwortvorgaben
5-stufige Ratingskalen mit den Optionen 1 = starke Ablehnung, 2 = Ablehnung, 3 = unentschieden, 4 = Zustimmung, 5 = volle Zustimmung.
Hinweis: Das Antwortformat entspricht dem in den deutschen Untersuchungen von Lederer verwendeten. Es wurde in der Adana-Studie aus Gründen der Vergleichbarkeit der Ergebnisse beibehalten. Die Verwendung des Wortes "Ablehnung" in den Bezeichnungen der Antwortkategorien, die keine Akzeptanz einer Aussage ausdrücken, sollte in weiteren Untersuchungen jedoch nicht beibehalten werden. Sie stimmt zwar mit der Wortwahl überein, die auch eine Reihe weiterer Autoren verwenden, um die erstmals von Likert formulierten Antwortoptionen zum Ausdrücken einer fehlenden Zustimmung zu Itemaussagen (disagree) ins Deutsche zu übertragen, vermutlich um die Polarität zustimmender gegenüber nicht zustimmender Antwortoptionen zu unterstreichen. Das deutsche Wort "Ablehnung" kann aber nicht nur verwendet werden, um das Nicht-Zutreffen bzw. die Falschheit eines behaupteten Sachverhalts zu konstatieren, sondern auch bzw. wahrscheinlich primär in einer Reihe von sprachlichen und außersprachlichen Kontexten, um die negative Beurteilung eines durchaus als wahr bzw. zutreffend wahrgenommenen Sachverhalts. Um eine solche Konfundierung von Wahrheits- vs. Valenzurteilen möglichst zu vermeiden, sollten deshalb "Keine Zustimmung" oder besser "(völlig) unzutreffend" als Bezeichnungen entsprechender Antwortoptionen gewählt werden, wenn die Beurteilung der Gegebenheit vs. Nicht-Gegebenheit eines Sachverhalts erfragt werden soll.
Auswertungshinweise
Um die Dimensionalität von Indikatoren, Einflüsse zufälliger und systematischer nicht im Modell erfasster Variabler sowie von alters-, geschlechts- und kulturabhängigen Beantwortungen prüfen und bei der Interpretation von Ergebnissen angemessen berücksichtigen zu können, wird die Verwendung von Struktur- und Messmodellanalysen unter Einbezug multipler Indikatoren anstelle einer Verwendung summativer Indizes empfohlen.
Die hier dokumentierten Kurzskalen erfassen Einstellungen zu spezifischen Fremdgruppen sowie allgemein zu fremden Nationen und Kulturen. Zustimmende Antworten zu ihren Items bejahen eine durch Fremdgruppen und ihre Werte und Normen erlebte Bedrohung und drücken eine misstrauische und ablehnende Haltung gegenüber diesen und ihrer Integration in die eigene Gesellschaft aus.
Nach zahlreichen empirischen Untersuchungen (zusammenfassend z.B. Brown, 1995; Duckitt, 1989, 1992) liegen solchen Orientierungen häufig generalisierte negative Vorurteile und Intoleranz gegenüber Angehörigen bestimmter Bevölkerungsgruppen, Institutionen oder Staaten zugrunde. Wegen spezifischer Merkmalsausprägungen - wie z.B. dem Geschlecht, Alter, Aussehen, der körperlichen und geistigen Funktionsfähigkeit oder der Ethnie, Religion und Kultur - werden sie als andersartig oder abweichend von Eigengruppen wahrgenommen und deshalb als auszugrenzend, abzulehnend oder zu bekämpfend beurteilt. Fast täglich demonstrieren Berichte und Nachrichten der öffentlichen Medien zudem, dass solche Intergruppenorientierungen in Gewaltanwendungen bis hin zu kriegerischen und terroristischen Auseinandersetzungen auf nationaler und internationaler Ebene gipfeln. Sie zeigen dabei auch die weltweite Verbreitung solcher Phänomene auf und die für jede Gesellschaft destruktiven Konsequenzen daraus resultierender gewaltsamer Konfliktbewältigungsversuche. Die Erkennung und Beseitigung der sie verursachenden Faktoren ist somit ein weltweit wichtiges Anliegen.
Insbesondere die empirische Sozial- bzw. Umfrageforschung (vgl. zsf. Z.B. Stone, Lederer, & Christie, 1993; Rippl, Seipel, & Kindervater, 2000) orientiert sich in diesem Zusammenhang in letzter Zeit wieder verstärkt theoretisch und empirisch an den Arbeiten der Berkeley-Gruppe (Adorno et al., 1950). Die dort erhobenen Daten belegen immer wieder, dass Items vom Typ der F-Skala positiv mit negativen Einstellungen zu Fremdgruppen assoziiert sind und in einer nach Adorno et al. zu erwartenden Form auch mit anomischen Wahrnehmungen und Gefühlen, nationalistischen und faschistischen Orientierungen, extremen religiösen Überzeugungen und als destruktiv zu beurteilenden Merkmalen des elterlichen Erziehungsverhaltens (vgl. zusammenfassend z.B. Lederer & Schmidt, 1995; Stone, Lederer, & Christie, 1993; Rippl, Seipel, & Kindervater, 2000). In der Tradition der AP werden solche Beobachtungen auch heute noch häufig dahingehend interpretiert, dass sie durch eine einheitliche, stabile und zudem pathologische autoritäre Persönlichkeitsstruktur determiniert sind, die nur inter- aber nicht intraindividuell variiert und ethnozentrische Einstellungen und Handlungen verursacht. Diese Sichtweise ist aber sehr problematisch. Sie impliziert eine hohe Änderungsresistenz von Vorurteilen und der sie verursachenden Faktoren, die von vorneherein alle Versuche als aussichtslos erscheinen lässt, diesen mit präventiven oder spezifischen Interventionsmaßnahmen entgegenzuwirken.
Die Berkeley-Gruppe wollte Gewalt und Aggression erklären. Sie konzentrierte sich dabei jedoch nicht auf gewalterzeugende gesellschaftliche Strukturen, sondern auf individuelle Sozialisationsbedingungen und durch diese geprägte Persönlichkeitseigenschaften der Angehörigen von Militär- bzw. Massengesellschaften, die konventionell-unterwürfiges und somit potentiell faschistisches Verhalten fördern. Zentrale Annahmen der Berkeley-Gruppe über eine AP sind zudem weder theoretisch noch empirisch aufrecht zu erhalten.
Seit den 70er Jahren wurden deshalb verstärkt alternative Erklärungsansätze formuliert (zsf. z.B. Brown, 1995; Duckitt, 1989, 1992; Feldman, 2000; Oesterreich, 2000; Pettigrew, 1998). Wenn überhaupt, dann sind nach diesen Vorurteile und Gewaltbereitschaft gegenüber Bevölkerungsgruppen der eigenen Nation oder gegenüber anderen Staaten nur in Extremfällen auf ein pathologisches Eigenschaftssyndrom zurückzuführen, dessen Entwicklung mit der familiären Sozialisation abgeschlossen ist. Sie werden stattdessen als i.d.R. auf normalen mentalen und sozialpsychologischen Prozessen basierend angesehen, die lebenslangen Lernprozessen unterliegen und Individuen und Gruppen die Anpassung an sich ändernde sozio-ökonomische, normative und kulturelle Umweltbedingungen ermöglichen. So postuliert z.B. die soziale Identitätstheorie (Tajfel, 1969, 1982; Tajfel & Turner, 1986), dass Vorurteile auf adaptiven, d.h. funktionalen Stereotypisierungs- und Kategorisierungsprozessen in der sozialen Wahrnehmung beruhen, die ihrerseits wie Wahrnehmungs- und Urteilsprozesse auf sensorischer und kortikaler Ebene Individuen eine möglichst schnelle und effiziente Informationsverarbeitung erlauben. Auch die Akzeptanz von Eigengruppenautoritäten beruht danach nicht auf stabilen, situationsüberdauernden Persönlichkeitsmerkmalen, sondern auf Wertorientierungen, die soziale bzw. Eigengruppenidentitäten fördern und dafür eine Akzeptanz der in sozialen Referenzgruppen existierenden Macht- und Herrschaftsstrukturen erfordern. Diese müssen aber nicht - wie von der Berkeley-Gruppe angenommen - notwendig Abgrenzungen oder Diskriminierungen von Fremdgruppen anstreben. Insbesondere in Zeiten innergesellschaftlicher oder internationaler sozio-ökonomischer Wettbewerbssituationen und Krisen können sie jedoch die Unterwerfung unter ihre eigenen Normen und Werte erzwingen, um Angehörige unterschiedlicher Gruppen, Institutionen oder Nationen mit- oder gegeneinander (Bekannte-Fremde, Freunde-Feinde, Gläubige-Nichtgläubige usw.) eindeutig zu positionieren. So kann über Intragruppen-Koalitionen ein privilegierter gesellschaftlicher Status z.B. in Beruf, Familie, Kirche oder Staat aufrechtzuerhalten, zu gewinnen oder zu verstärken versucht werden.
Die hier dokumentierten Kurzskalen sind Bestandteil einer umfassenden Fragebatterie. Sie wurde auf der Grundlage der Ergebnisse einer Studie zusammengestellt, die 1996/1997 in Adana durchgeführt wurde. Ihre Items stammen überwiegend aus Instrumenten, die Kagitcibasi (1967) bzw. Lederer (1983) ihrerseits aus Verfahren zusammengestellt haben, die von der Berkeley-Gruppe oder in den 60er und 70er Jahren als Überarbeitungen der Itembatterien dieser Forschergruppe konstruiert wurden (vgl. zsf. Lederer, 1995). Wegen der skizzierten Kritik an den theoretischen und methodischen Grundlagen der AP sollten die Ergebnisse der Adana-Studie auch genutzt werden, um Vorschläge für homogene und konsistente Itembatterien zu formulieren, mit denen unterschiedliche Facetten von Eigen- und Fremdgruppenorientierungen möglichst getrennt erfasst werden können, ebenso ihre Beziehungen untereinander und zu weiteren assoziierten Konstrukten. Die Itembatterien sollten zudem auch in interkulturell vergleichenden Bevölkerungsumfragen einsetzbar und deshalb möglichst kurz sein, d.h. sie sollten mindestens drei und maximal fünf Indikatoren umfassen.
Die psychometrischen Prüfungen belegen, dass die Items beider Subdimensionen hinreichend reliabel und valide sind. Sie trennen aber nicht zwischen einer Bindung an die Nation sowie patriotischen vs. nationalistischen Tendenzen mit einer idealisierenden Überschätzung der eigenen Nation. Dies könnte aber auch auf eine alters- und geschlechtsabhängige Beantwortung zurückzuführen sein sowie zusätzlich auf kulturspezische Einflüsse. Darüber können nur weitere Untersuchungen Aufschluss geben.
Die psychometrischen Prüfungen belegen die interne Konsistenz und Homogenität der Kurzformen zu Einstellungen gegenüber Fremdgruppen. Die Reliabilität und formale Validität der Items zu Einstellungen gegenüber Ausländern allgemein ist aber vergleichsweise gering. Die Gründe dafür liegen wahrscheinlich in der Abstraktheit dieser Aussagen, die ihr Verständnis und eine konsistente Interpretation ihrer Referenzobjekte erschweren könnten. Eine entsprechende Überarbeitung der Itemformulierungen bei einer Verwendung in weiteren Untersuchungen ist deshalb zu empfehlen.
Bei der Ermittlung der Konstruktvalidität konnte der auch in bevölkerungsweiten Umfragen wiederholt gezeigte Zusammenhang zwischen Fremdgruppen- und autoritären Orientierungen erneut bestätigt werden (vgl. zusammenfassend z.B. Lederer & Schmidt, 1995; Stone, Lederer, & Christie, 1993; Rippl, Seipel, & Kindervater, 2000). Fremdgruppenorientierungen werden aber auch durch weitere eigengruppenabhängige Einflussgrößen mit bestimmt, wie dem elterlichen Erziehungsverhalten und der Anomie. Nur diese und nicht auch autoritäre Orientierungen sind aber direkt mit der Akzeptanz internationaler militärischer Interventionen assoziiert. Die Akzeptanz von innergesellschaftlichen militärischen Interventionen hängt ebenfalls nicht direkt mit Einstellungen zu Eigengruppenautoritäten zusammen, sondern nur mit anderen Eigengruppenorientierungen, d.h. mit Dimensionen einer Identifikation mit der eigenen Nation.
Wie intendiert erlauben die im ZIS nach der Adana-Studie dokumentierten Kurzformen also eine gesonderte Erfassung verschiedener Dimensionen von Eigen- und Fremdgruppenorientierungen, die in der AP bzw. der F-Skala theoretisch bzw. empirisch untrennbar verwoben sind. Sie ermöglichen so eine differenziertere Analyse und Einschätzung von Faktoren, die mit Vorurteilsbereitschaft in unterschiedlicher Weise und auf unterschiedlichen Ebenen zusammenhängen. Die mit den Kurzformen gewonnenen Beobachtungen sprechen erneut gegen eine gemeinsame, einheitliche und ausschließlich eigenschaftsbasierte Genese und Aufrechterhaltung von autoritären Orientierungen und ethnozentrischen Tendenzen. Sie bestätigen stattdessen alternative Erklärungen, nach denen Aussagen vom Typ der F-Skala über Eigengruppenautoritäten zunächst nur die Beziehungen von Befragten zu ihren zentralen sozialen Referenzgruppen erfassen, d.h. ihre Beurteilung von status- und machtbasierten asymmetrischen Intragruppen-Beziehungen, den Grad ihrer Eigengruppenbevorzugungen und ihre Bindung an sozial und kulturell geformte Eigengruppenwerte und -normen. Wie es schon ihr Inhalt und ihre Formulierung als Meinungs- statt als Persönlichkeitsaussagen nahelegt, zeigen Antworten zu diesen Items also kognitiv-motivationale Strukturen, d.h. Werte auf, die für Prozesse der sozialen Identifikation und die Ausformung von sozialen Identitäten wichtig sind. Solche Wertvorstellungen sind stark sozio-kulturell determiniert und
können im Unterschied zu Persönlichkeitseigenschaften durch Prozesse sozialen Wandels lebenslang geformt und verändert werden.
Itemkonstruktion und Itemselektion
Die hier dokumentierten Itembatterien sollen 1. Einstellungen zu Ausländern allgemein erfassen sowie Einstellungen zu zwei spezifischen Fremdgruppen: 2. Juden und 3. Armeniern. Die Items für diese Kurzformen wurden aus zwei Vorformen ausgewählt. Die erste umfasste 11 der 12 Items von Lederer (1983) bzw. Kagitcibasi (1967) zur "Ausländerablehnung". Drei von ihnen ordnete Lederer zusätzlich einer Itembatterie zum "Allgemeinen Autoritarismus" zu. Ein Item (V104) wurde gegenüber der Originalquelle so umformuliert, dass es eine negative statt eine positive Haltung zu Ausländern ausdrückt. Diese drei und ein weiteres Item wurden aufgrund faktoren- und itemanalytischer Ergebnisse in die Endform übernommen. Drei weitere Items wurden jedoch in eine andere Itembatterie integriert. Sie soll Einstellungen zur eigenen Nation erfassen, d.h. Eigengruppenorientierungen, die begrifflich von Einstellungen zu Fremdgruppen unterschieden und empirisch gesondert erfassbar sein sollten. Die Items zu spezifischen Fremdgruppen wurden aus einer Vorform mit ebenfalls 11 Items ausgewählt. Sie wurden in modifizierter Form aus mehreren anderen Instrumenten übernommen, u.a. auch aus denen von Kagitcibasi (1967) bzw. Lederer (1983). Zwei der Items zu Armeniern wurden neu formuliert. Beibehalten wurden aufgrund ihrer psychometrischen Kennwerte jeweils vier Items zu jeder der beiden Fremdgruppen.
Die Vorformen waren Bestandteil eines 186 inhaltliche Aussagen umfassenden Fragebogens. Er wurde 1996/1997 in Adana in einer Studie eingesetzt, um Zusammenhänge zwischen Eigen- und Fremdgruppenorientierungen türkischer Schüler und Studierender zu erfassen, sowie deren Beziehung zu Konstrukten wie Religiosität, Wahrnehmung elterlichen Erziehungsverhaltens und Akzeptanz gesellschaftlich legitimierter Gewalt. Wie die Mehrzahl der Items der hier dokumentierten Kurzformen stammen auch die meisten Items für die anderen im ZIS dokumentierten Kurzformen aus den Instrumenten von Kagitcibasi (1967) bzw. Lederer (1983). Ausgehend von der Theorie der "Autoritären Persönlichkeit" (AP; Adorno et al., 1950) sollten mit diesen autoritäre und weitere Eigen- sowie Fremdgruppenorientierungen von Jugendlichen aus der Türkei, aus Deutschland, Österreich und den USA erfasst und kulturvergleichend analysiert werden (vgl. zsf. Lederer, 1995). Die Items dieser Fragebogen wurden überwiegend aus Verfahren ausgewählt, die von der Berkeley-Gruppe selbst konstruiert wurden oder aus Überarbeitungen der Itembatterien dieser Forschergruppe aus den 60er und 70er Jahren. Solche Items werden nach wie vor auch in bevölkerungsweiten Umfragen (vgl. z.B. Schuhman et al., 1992, Blank, 1998; Rippl et al., 2000) eingesetzt. Deshalb, und aus weiteren Gründen, dienen die Adana-Studie und die aus dieser hervorgegangenen Dokumentationen für das ZIS auch den folgenden methodischen Zielen:
1. Die Items der Instrumente von Kagitcibasi bzw. Lederer und ihre Dimensionalität sollten erneut empirisch geprüft und so modifiziert werden, dass sie auch nach aktuellen theoretischen Ansätzen und empirischen Befunden zu Fremd- und Eigengruppenorientierungen (z.B. Duckitt, 1989, 1992; Feldman, 2000; MacFarland et al., 1992; Oesterreich, 2000; Pettigrew, 1998; Raden, 1999; Verkuyten & Hagedorn, 1998) homogenen und intern konsistenten Itembatterien entsprechen.
2. Ihre Konstruktvalidierung sollte weitere Konstrukte einbeziehen, u.a. die Religiosität der Befragten und die Akzeptanz institutionalisierter gesellschaftlicher Gewalt. Ausgehend von diesen erneuten Prüfungen sollten
3. Vorschläge zur Zusammenstellung möglichst kurzer eindimensionaler und konsistenter Itembatterien formuliert werden, die auch in interkulturellen multi-thematischen Bevölkerungsumfragen eingesetzt werden können. Z.B. könnten damit die Einstellungen von Türken erfasst werden, die entweder in der Türkei oder in Deutschland aufgewachsen sind.
Für die Zusammenstellung des Gesamtfragebogens der Adana-Studie wurde die Plausibilität der Itemformulierungen und Itemklassifikationen von Kagitcibasi bzw. Lederer genau geprüft. Dies führte zu teilweise anderen inhaltlichen Zuordnungen von Items zu Dimensionen. Zusätzlich wurden die deutschen Items von Lederer ins Türkische (rück)übersetzt und in der Germanistik-Abteilung der Universität Cucurova-Adana auf semantische Äquivalenz mit der deutschen Fassung untersucht. Einige der türkischen Items wurden daraufhin umformuliert. Die psychometrische Evaluierung der Kurzformen erfolgte dann unter Rückgriff auf die Ergebnisse konfirmatorischer Mess- und Strukturmodellanalysen.
Stichproben
Der Fragebogen wurde 1996/1997 in Adana a) 1011 SchülerInnen der 11. und 12. Klassen vorgelegt, d.h. der letzten Klassen aller Schultypen sowie b) 620 Studierenden der Universität Adana des ersten und letzten Semesters aller Studiengänge außer Medizin. Die Probanden wurden so ausgewählt, dass 1) alle Schultypen bzw. Studiengänge berücksichtigt wurden, 2) alle Bezirke mit unterschiedlichem sozioökonomischem Niveau der Stadt Adana sowie 3) alle sozialen Schichten. Zu den Stichproben liegen genauere Informationen vor (Tabelle1).
Tabelle 1
Beschreibung der Gesamtstichprobe (N = 1632) und der Analysestichprobe (N = 1346) nach Ausschluss aller Probanden mit fehlenden Angaben zu ihrem Alter oder Geschlecht
|
|
Gesamtstichprobe |
Analysestichprobe |
||
|
|
f |
% |
f |
% |
Klassen |
Letzte (11. bzw. 12.) Klasse der Schulen |
1011 |
61.9 |
773 |
57.4 |
|
Universität |
621 |
38.1 |
573 |
42.6 |
|
Uni. erste Klasse |
(342) |
(21.0) |
(318) |
(23.6) |
|
Uni. letzte Klasse |
(279) |
(17.1) |
(255) |
(18.9) |
Schulen/Fakultäten |
Priester- & Predigerschule |
148 |
9.0 |
90 |
6.7 |
|
Berufsbild. mittlere Schule |
205 |
12.6 |
167 |
12.4 |
|
Berufsbild. techn. Schule |
56 |
3.4 |
43 |
3.2 |
|
Berufsbild. höhere Schule |
35 |
2.1 |
28 |
2.1 |
|
Handelsgymnasium |
133 |
8.1 |
99 |
7.4 |
|
Staatsgymnasium |
250 |
15.4 |
202 |
15.0 |
|
Elite-Gymnasium |
24 |
1.5 |
17 |
1.3 |
|
Privatschulen |
108 |
6.7 |
81 |
6.0 |
|
Höheres Gymnasium |
52 |
3.2 |
46 |
3.4 |
|
Erziehungswiss.. Fakulät |
289 |
17.7 |
270 |
20.1 |
|
Naturwiss. Fakultät |
89 |
5.5 |
82 |
6.1 |
|
Wirtschaftswiss. Fakultät |
49 |
3.0 |
48 |
3.6 |
|
Theologische Fakultät |
33 |
2.0 |
28 |
2.1 |
|
Technische Fakultät |
55 |
3.4 |
48 |
3.6 |
|
Fakultät f. Bodenkultur |
106 |
6.5 |
97 |
7.2 |
Geschlecht |
männlich |
807 |
49.4 |
666 |
49.5 |
|
weiblich |
798 |
48.9 |
680 |
50.5 |
|
keine Angabe |
27 |
1.7 |
- |
- |
Alter |
14 |
2 |
.1 |
2 |
.1 |
|
15 |
45 |
2.8 |
45 |
3.3 |
|
16 |
458 |
28.1 |
458 |
34.0 |
|
17 |
239 |
14.6 |
239 |
17.8 |
|
18 |
56 |
3.4 |
56 |
4.2 |
|
19 |
90 |
5.5 |
89 |
6.6 |
|
20 |
98 |
6.0 |
98 |
7.3 |
|
21 |
80 |
4.9 |
80 |
5.9 |
|
22 |
107 |
6.6 |
106 |
7.9 |
|
23 |
99 |
6.1 |
99 |
7.4 |
|
24 |
47 |
2.9 |
46 |
3.4 |
|
25 |
11 |
.7 |
11 |
.8 |
|
26 |
6 |
.4 |
6 |
.4 |
|
27 |
5 |
.3 |
5 |
.4 |
|
28 |
3 |
.2 |
3 |
.2 |
|
> 29 |
3 |
.2 |
3 |
.2 |
|
keine Angabe |
283 |
17.3 |
- |
- |
Konfession des Vaters |
Sunniten |
976 |
59.8 |
804 |
59.7 |
|
Aleviten |
159 |
9.7 |
135 |
10.4 |
|
eine andere Konfession |
32 |
2.0 |
23 |
1.7 |
|
möchte nicht antworten |
220 |
13.5 |
185 |
13.7 |
|
weiß nicht |
180 |
11.0 |
147 |
10.9 |
|
keine Angabe |
65 |
4.0 |
52 |
3.9 |
Muttersprache des Vaters (Umgangssprachen) |
nur Türkisch |
1129 |
69.2 |
945 |
70.2 |
Kurdisch |
150 |
9.2 |
122 |
9.1 |
|
|
Arabisch |
116 |
7.1 |
98 |
7.3 |
|
eine andere Muttersprache |
87 |
5.3 |
71 |
5.3 |
|
möchte nicht antworten |
93 |
5.7 |
64 |
4.8 |
|
keine Angabe |
57 |
3.5 |
46 |
3.4 |
Ausbildung des Vaters |
Analphabet |
56 |
3.4 |
47 |
3.5 |
|
Alphabetisiert ohne Schule |
97 |
5.9 |
70 |
5.2 |
|
Grundschule (5 Jahre) |
652 |
40.0 |
540 |
40.1 |
|
Grundschule (8 Jahre) |
220 |
13.5 |
173 |
12.9 |
|
Gymnasium (11-12 Jahre) |
278 |
17.0 |
237 |
17.6 |
|
Universität |
302 |
18.5 |
256 |
19.0 |
|
keine Angabe |
27 |
1.7 |
23 |
1.7 |
Ausbildung der Mutter |
Analphabetin |
309 |
18.9 |
242 |
18.0 |
|
Alphabetisiert ohne Schule |
122 |
7.5 |
100 |
7.4 |
|
Grundschule (5 Jahre) |
724 |
44.4 |
602 |
44.7 |
|
Grundschule (8 Jahre) |
144 |
8.8 |
118 |
8.8 |
|
Gymnasium (11-12 Jahre) |
180 |
11.0 |
154 |
11.4 |
|
Universität |
128 |
7.8 |
108 |
8.0 |
|
keine Angabe |
25 |
1.5 |
22 |
1.6 |
Beruf des Vaters |
Im Haus/Arbeitslos |
19 |
1.2 |
14 |
1.0 |
|
Landwirt/Bauer |
112 |
6.9 |
96 |
7.1 |
|
Unqualifizierter Arbeiter |
198 |
12.1 |
166 |
12.3 |
|
Qualifizierter Arbeiter |
202 |
12.4 |
168 |
12.5 |
|
Angestellter |
71 |
4.4 |
60 |
4.5 |
|
Untergeordneter Beamter |
148 |
9.1 |
123 |
9.1 |
|
Polizei/Wehrdienst |
24 |
1.5 |
21 |
1.6 |
|
Lehrer |
98 |
6.0 |
82 |
6.1 |
|
Ing./Arzt/Rechtsanwalt... |
136 |
8.3 |
120 |
8.9 |
|
Kleinhändler |
113 |
6.9 |
98 |
7.3 |
|
Großhändler |
59 |
3.6 |
52 |
3.9 |
|
Arbeitgeber |
166 |
10.2 |
119 |
8.8 |
|
Pensionist |
148 |
9.1 |
124 |
9.2 |
|
keine Angabe |
138 |
8.5 |
103 |
7.7 |
Beruf der Mutter |
Im Haus/Arbeitslos |
1245 |
76.3 |
1029 |
76.4 |
|
Landwirtin/Bäuerin |
3 |
.2 |
3 |
.2 |
|
Unqualifizierte Arbeiterin |
26 |
1.6 |
23 |
1.7 |
|
Qualifizierte Arbeiterin |
15 |
.9 |
13 |
1.3 |
|
Angestellte |
0 |
.0 |
0 |
.0 |
|
Untergeordnete Beamtin |
32 |
2.0 |
31 |
2.3 |
|
Polizei/Wehrdienst |
0 |
.0 |
0 |
.0 |
|
Lehrerin |
99 |
6.1 |
86 |
6.4 |
|
Ing./Ärztin/Rechtsanwältin |
14 |
.9 |
12 |
.9 |
|
Kleinhändlerin |
24 |
1.5 |
22 |
1.6 |
|
Großhändlerin |
0 |
.0 |
0 |
.0 |
|
Arbeitgeberin |
10 |
.6 |
9 |
.7 |
|
Pensionistin |
33 |
2.0 |
25 |
1.9 |
|
keine Angabe |
131 |
8.0 |
93 |
6.9 |
Durchführung der Studie
Der Fragebogen wurde den Befragten im Klassen- bzw. Seminarverbund zum selbständigen schriftlichen Ausfüllen vorgelegt. Für die Bearbeitung wurde keine Zeitbegrenzung vorgegeben. Der Untersuchungsleiter war bis zur Abgabe des letzten Fragebogens im Raum anwesend.
Variablen und Auswertungsmethode
Alle im ZIS vorgeschlagenen Kurzformen wurden folgendermaßen zusammengestellt:
Zunächst wurde eine explorative Faktoren- und Itemanalyse der Daten für alle Items der im Fragebogen enthaltenen Vorform(en) zu einem Konstrukt durchgeführt. Anschließend sollten möglichst alle Items ausgeschlossen werden, die Faktorladungen < .50 erzielten, deren Kommunalität weniger als 50% betrug (Fürntratt, 1969) oder für die Schwierigkeiten bzw. Zustimmungsprozente < .15 oder > . 85 beobachtet wurden. Jede Kurzform sollte aber mindestens drei Indikatoren für jede Dimension bzw. jedes Konstrukt beinhalten.
Reliabilität und Validität der Kurzformen wurden dann in einem zweiten Schritt mit konfirmatorischen Mess- und Strukturmodellanalysen geprüft.
Die Daten für die Analysen wurden folgendermaßen ausgewählt und aufbereitet:
1. Es ist zu erwarten, dass insbesondere das Alter der Befragten mit beeinflusst, wie die meisten der hier untersuchten Items interpretiert und wie konsistent oder wahrheitsgemäß sie beantwortet werden. Um diese potentiellen Einflussgrößen angemessen berücksichtigen zu können, wurden aus allen Analysen die Daten von 285 Befragten ausgeschlossen, die keine Angaben zu ihrem Alter oder Geschlecht gemacht haben. Dadurch reduzierte sich der Umfang der in die Auswertungen einbezogenen Datensätze von 1631 auf 1346.
2. Berichtet werden hier nur die Ergebnisse von Analysen, für welche die erhobenen Antworten aus mehreren Gründen so dichotomisiert wurden, dass sie als explizite Zustimmung vs. keine explizite Zustimmung ausdrückend interpretiert werden können, d.h. bei Wahl einer zustimmenden Option wurde jeweils der Wert "1" vergeben, bei Wahl der drei übrigen Optionen der Wert "0". Der letzten Kategorie wurden auch fehlende Werte zugeordnet. Items aus Vorformen mit negativ und positiv formulierten Aussagen zu einem Konstrukt wurden vor allen korrelationsstatistischen sowie faktor- und strukturanalytischen Auswertungen so umkodiert, dass hohe Werte Orientierungen anzeigen, die negative Haltungen zu Fremdgruppen begünstigen. Die Items wurden mit einer "unentschieden" Option als mittlerer Antwortkategorie vorgegeben. Obwohl dies häufig anders beurteilt wird, halten wir diese Option für sinnvoll, damit Befragte auch ausdrücken können, dass sie keine oder keine eindeutige Meinung zu einem erfragten Sachverhalt haben. Ansonsten ist zu erwarten, dass sie in solchen Fällen irgendeine Antwortkategorie und damit ein Einstellungsurteil wählen, das sie tatsächlich nicht teilen (vgl. z.B. Converse, 1962, 1975, 1980; Zaller, 1992; zsf. Krosnick, 1999). Die Vorgabe dieser Antwortkategorie führte aber zu dem bekannten Problem bimodaler Antwortverteilungen, die zudem teilweise sehr rechtsschief sind, vermutlich wegen der z.T. stark wertenden Itemformulierungen. Problematischer als diese offensichtliche Verletzung der Annahme kontinuierlich normalverteilter Variablen für die Auswertungen ist jedoch, dass in den beiden Optionen zur expliziten Zurückweisung von durch Items konstatierten Sachverhalten das Wort "Ablehnung" statt "Keine Zustimmung" oder "(völlig) unzutreffend" gewählt wurde. Das Wort "Ablehnung" kann im Deutschen aber nicht nur geäußert werden, um die Unwahrheit eines behaupteten Sachverhalts auszudrücken, sondern auch und wahrscheinlich primär in einer Reihe von sprachlichen und außersprachlichen Kontexten, um die negative Beurteilung eines durchaus als wahr bzw. zutreffend beurteilten Sachverhalts. Entsprechende Antworten sind also inhärent mehrdeutig, da sie entweder als Wahrheits- oder als Valenzurteil gemeint sein können. Sie lassen sich eindeutig somit nur als fehlende explizite Zustimmung interpretieren.
Alle faktor- und strukturanalytischen Auswertungen wurden mit Mplus auf der Basis eines integrierten und verallgemeinerten Ansatzes zur Formulierung und Testung von Mess- und Strukturmodellen mit latenten Variablen durchgeführt.
Die psychometrischen Eigenschaften der Kurzformen müssen bei einer Anwendung in weiteren Untersuchungen aber auf jeden Fall erneut geprüft werden, da die Items in Folgestudien mit besser geeigneten abgestuften oder binären Antwortformaten vorgegeben werden sollten und die inhaltliche Plausibilität der Hypothesen der konfirmatorischen Strukturmodelle unter Rückgriff auf weitere Daten erneut getestet werden sollte.
Itemanalysen
a) Fremdgruppen allgemein: Eine erste explorative Faktorenanalyse (2 Parameter Normalkurven IRT Modell) der Daten zu der Vorform weist drei Eigenwerte > 1 aus (3.3, 1.8, 1.2). Nach der Höhe des vierten Eigenwerts (0.98) ist jedoch auch eine vierdimensionale Struktur (Tabelle 2) möglich. In dieser können vier Items einem Faktor zugeordnet werden. Zustimmende Antworten zu diesen Items drücken eine ablehnende Haltung bzw. eine wahrgenommene Bedrohung durch Fremdgruppen oder andere kulturelle Werte und Verhaltensnormen aus. Drei weitere Items determinieren einen zweiten Faktor. Sie wurden aus theoretischen Überlegungen jedoch einer anderen Kurzform zur Identifikation mit der eigenen Nation zugeordnet, da ihre Aussagen primär ebenfalls Eigengruppenorientierungen ansprechen. Ihr Faktor korreliert mit dem ersten Faktor auch nur zu .14. Die vier übrigen Items verteilen sich auf die verbleibenden beiden Faktoren so, dass jeder Faktor mit jeweils zwei von ihnen substantiell assoziiert ist. Die Höhe der Faktorenladungen für jeweils ein Item genügt jedoch nicht den vorab festgelegten Selektionskriterien. Auf den ersten Blick drücken alle diese Items positive Haltungen zu Fremdgruppen aus. Sie wurden deshalb für die Auswertungen umgepolt. Nur der dritte Faktor korreliert aber signifikant positiv mit dem ersten (.47). Der vierte ist mit diesem nicht substantiell und zudem tendenziell negativ assoziiert (-.11). Dies könnte u.a. darauf zurückzuführen sein, dass Item V45 (Es wäre gut, wenn immer mehr ausländische Jugendliche jedes Jahr in unser Land kämen, um an unseren Bildungsstätten zu lernen) offensichtlich mehrdeutig ist: Seine Bejahung kann nicht nur eine positive Haltung gegenüber Ausländern ausdrücken, sondern wenn sie sich hauptsächlich auf den letzten Nebensatz bezieht, auch eine wahrgenommene Überlegenheit der eigenen Nation. Diese vier Items wurden deshalb ebenfalls nicht in eine Kurzform einbezogen, sondern nur die Indikatoren des ersten Faktors. Die Ergebnisse werden in Tabelle 2 berichtet
Tabelle 2
Faktorladungen (2-Parameter Normalkurven IRT-Modell mit WLSMV Schätzung und Promax-Rotation) für die Items zu Einstellungen gegenüber Ausländern allgemein (N = 1346)
Item |
3 |
1 |
2 |
4 |
V48 |
.54 |
.23 |
-.12 |
.03 |
V104 |
.62 |
-.15 |
.19 |
.01 |
V113 |
.50 |
-.01 |
.42 |
-.13 |
V118 |
.59 |
.12 |
-.16 |
.17 |
V49 |
.04 |
.65 |
.11 |
-.07 |
V50 |
-.07 |
.78 |
.16 |
.03 |
V51 |
.22 |
.67 |
-.12 |
-.00 |
V45* |
-.07 |
-.03 |
.07 |
.48 |
V46* |
.14 |
-.01 |
.06 |
.71 |
V44* |
-.14 |
.09 |
.69 |
.07 |
V42* |
.13 |
.02 |
.47 |
.12 |
Anm. *: Item wurde vor der Auswertung umgepolt. V48: Jede Gruppe oder soziale Bewegung, in der viele Ausländer sind, sollte mit Misstrauen beobachtet werden und möglichst vom Verfassungsschutz überprüft werden. V104: Einwanderer stellen eine Bedrohung unserer Kultur dar. V113: Es wäre gefährlich für unser Land, zu eng mit Nationen zusammenzuarbeiten, die anders sind als wir. V118: Die schlimmste Gefährdung unserer Kultur während der letzten 50 Jahre ging von fremden Ideen und Agitatoren aus. V49: Wenn Ansichten und Wertvorstellungen unserer Nation, sozusagen die türkische Lebensweise, von allen Nationen übernommen würden, bedeutete dies das Ende aller Kriege. V50: Falls ein einziges Land die Welt regieren sollte, könnte die Türkei dies besser als alle anderen Nationen. V51: Die moralischen Grundsätze der Türken sind höher als die der Angehörigen fremder Nationen. V45: Es wäre gut, wenn immer mehr ausländische Jugendliche jedes Jahr in unser Land kämen, um an unseren Bildungsstätten zu lernen. V46: Wir sollten alle Ausländer, die gern in unserem Land leben möchten, willkommen heißen. V44: Wir können von anderen Ländern eine Menge gutes Lernen. V42: Menschen verschiedener Rassen und Nationalitäten würden besser miteinander auskommen, wenn sie einander besuchen und gemeinsame Erfahrungen machen würden.
Nach einer weiteren Faktorenanalyse (Tabelle 3) nur der für sie vorliegenden Daten erzielen alle vier Items Faktorenladungen > .50.
Eigenwerte (E) und Faktorladungen (F) nach getrennten Analysen für die Itembatterien zu Einstellungen gegenüber Ausländern (2-Parameter Normalkurven IRT-Modelle mit WLSMV Schätzung und Promax-Rotation; N = 1346)
Ausländer allgemein |
F |
V48 |
.58 |
V104 |
.63 |
V118 |
.61 |
V113 |
.56 |
E |
2.06 |
Juden |
|
V39-1 |
.51 |
V41-1 |
.78 |
V46-1 |
.84 |
V116-1 |
.55 |
E |
2.34 |
Armenier |
|
V5-2 |
.63 |
V14-1 |
.82 |
V18-1 |
.81 |
V111-1 |
.65 |
E |
2.58 |
Anm. V48: Jede Gruppe oder soziale Bewegung, in der viele Ausländer sind, sollte mit Misstrauen beobachtet werden und möglichst vom Verfassungsschutz überprüft werden. V104: Einwanderer stellen eine Bedrohung unserer Kultur dar. V113: Es wäre gefährlich für unser Land, zu eng mit Nationen zusammenzuarbeiten, die anders sind als wir. V118: Die schlimmste Gefährdung unserer Kultur während der letzten 50 Jahre ging von fremden Ideen und Agitatoren aus. V39-1: Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen im Hitler Deutschland nicht ganz unschuldig. V41-1: Für uns Türken wäre es das Beste, wenn die Juden unser Land verließen. V46-1: Juden haben in der Geschichte viel Unheil gestiftet. V116-1: Als Moslem (Christ) muss ich die Juden ablehnen. V005-2: Armenier sollten bei uns nicht Minister oder hohe Beamte werden. V14-1: Wenn ich einem Armenier die Hand geben muss, empfinde ich persönlichen Widerwillen. V18-1: Es würde mir nichts ausmachen, Armenier als Freunde zu haben. V111-1: Es wäre für Armenier und für Türken besser, wenn sie Freundschaft miteinander schließen.
Wie in Tabelle 4 zu sehen ist variieren diese in Übereinstimmungen mit den Interkorrelationen der Items aber nur zwischen .56 und .63.
Tetrachorische Korrelationen der Items zu Einstellungen gegenüber Fremdgruppen allgemein (FGA) sowie gegenüber Juden (FGSJ) und Armeniern (FGSA) untereinander und mit dem Alter (3-kategorial) und Geschlecht (0 = männlich) der Befragten (n = 1346)
Item |
V48 |
V104 |
V113 |
V118 |
V5-2 |
V14-1 |
V18-1 |
V111-1 |
V39-1 |
V41-1 |
V46-1 |
V116-1 |
V104 |
.31 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
V113 |
.27 |
.43 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
V118 |
.44 |
.36 |
.30 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
V5-2 |
.42 |
.24 |
.32 |
.44 |
|
|
|
|
|
|
|
|
V14-1 |
.35 |
.32 |
.27 |
.36 |
.55 |
|
|
|
|
|
|
|
V18-1* |
.25 |
.21 |
.32 |
.35 |
.47 |
.64 |
|
|
|
|
|
|
V111-1* |
.21 |
.23 |
.29 |
.22 |
.38 |
.48 |
.53 |
|
|
|
|
|
V39-1 |
.30 |
.21 |
.13 |
.32 |
.30 |
.27 |
.11 |
.16 |
|
|
|
|
V41-1 |
.40 |
.37 |
.38 |
.35 |
.46 |
.50 |
.44 |
.38 |
.37 |
|
|
|
V46-1 |
.48 |
.29 |
.27 |
.49 |
.43 |
.38 |
.35 |
.30 |
.48 |
.64 |
|
|
V116-1 |
.33 |
.30 |
.41 |
.25 |
.28 |
.38 |
.28 |
.30 |
.24 |
.49 |
.42 |
|
Alter |
-.20 |
-.09 |
-.19 |
-.01 |
-.16 |
-.22 |
-.22 |
-.26 |
.01 |
-.28 |
-.13 |
-.07 |
Geschlecht |
-.03 |
-.06 |
-.14 |
-.12 |
-.14 |
-.10 |
-.10 |
.10 |
-.16 |
-.09 |
-.11 |
-.16 |
Anm. * = vor den Auswertungen umgepolte Items. V48: Jede Gruppe oder soziale Bewegung, in der viele Ausländer sind, sollte mit Misstrauen beobachtet werden und möglichst vom Verfassungsschutz überprüft werden. (FGA). V104: Einwanderer stellen eine Bedrohung unserer Kultur dar. (FGA). V113: Es wäre gefährlich für unser Land, zu eng mit Nationen zusammenzuarbeiten, die anders sind als wir. (FGA). V118: Die schlimmste Gefährdung unserer Kultur während der letzten 50 Jahre ging von fremden Ideen und Agitatoren aus. (FGA). V5-2: Armenier sollten bei uns nicht Minister oder hohe Beamte werden. (FGSA). V14-1: Wenn ich einem Armenier die Hand geben muss, empfinde ich persönlichen Widerwillen. (FGSA). V18-1: Es würde mir nichts ausmachen, Armenier als Freunde zu haben. (FGSA). V111-1: Es wäre für Armenier und für Türken besser, wenn sie Freundschaft miteinander schließen. (FGSA). V39-1: Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen im Hitler Deutschland nicht ganz unschuldig. (FGSJ). V41-1: Für uns Türken wäre es das Beste, wenn die Juden unser Land verließen. (FGSJ). V46-1: Juden haben in der Geschichte viel Unheil gestiftet. (FGSJ). V116-1: Als Moslem (Christ) muss ich die Juden ablehnen. (FGSJ).
b) Nach einer ersten explorativen Faktorenanalyse der Antworten zu den fünf Aussagen über Juden sind zwar zwei Eigenwerte größer als eins (2.43 und 1.01). In Übereinstimmung mit dem starken Eigenwertabfall ist aber dennoch eine eindimensionale Struktur (Tabelle 5) akzeptabel, in welche sich nur ein Item nicht einordnet. Nach seinem Ausschluss (siehe Tabelle 3) betragen die beiden ersten Eigenwerte 2.34 und 0.79 und alle Items korrelieren mindestens in gewünschter Höhe mit nur einem extrahierten Faktor, obwohl die Antworten zu den Items "Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen im Hitler Deutschland nicht ganz unschuldig" (V39-1) und "Als Moslem (Christ) muss ich die Juden ablehnen" (V116-1) mit .24 auffällig niedrig korrelieren (Tabelle 4).
Faktorladungen (2-Parameter Normalkurven IRT-Modell mit WLSMV Schätzung und Promax-Rotation) für die Items zu Einstellungen gegenüber Juden (N = 1346)
Item |
F |
V39-1 |
.52 |
V41-1 |
.74 |
V46-1 |
.85 |
V116-1 |
.56 |
V24-2 |
.25 |
Anm. V39-1: Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen im Hitler Deutschland nicht ganz unschuldig. V41-1: Für uns Türken wäre es das Beste, wenn die Juden unser Land verließen. V46-1: Juden haben in der Geschichte viel Unheil gestiftet. V116-1: Als Moslem (Christ) muss ich die Juden ablehnen. V24-2: Juden haben zu viel Einfluss in der Welt.
c) Alle sechs Items zu Armeniern sind nach einer Faktorenanalyse mit einem ersten Eigenwert von 3.34 und einem zweiten Eigenwert von 0.88 zwar gut in eine eindimensionale Lösung (Tabelle 6) integrierbar. Nach einer gemeinsamen Faktorenanalyse der Daten zu den Items für die beiden spezifischen Fremdgruppen sind die beiden letzten Items aber auch relativ hoch mit dem Faktor "Einstellungen zu Juden" assoziiert. In die Kurzform wurden daher nur die ersten vier Items übernommen, die nach dem Ausschluss der beiden anderen Items Ladungen zwischen. 63 und .82 für einen Faktor erzielen (siehe Tabelle 3). Sie korrelieren untereinander zwischen .38 und .64 (siehe Tabelle 4).
Tabelle 6
Faktorladungen (2 Parameter Normalkurven IRT-Modell mit WLSMV Schätzung und Promax-Rotation) für die Items zu Einstellungen gegenüber Armeniern (N = 1346)
Item |
F |
V5-2 |
.71 |
V14-1 |
.79 |
V18-1 |
.75 |
V111-1 |
.62 |
V51-2 |
.60 |
V118-1 |
.67 |
Anm. V5-2: Armenier sollten bei uns nicht Minister oder hohe Beamte werden. V14-1: Wenn ich einem Armenier die Hand geben muss, empfinde ich persönlichen Widerwillen. V18-1: Es würde mir nichts ausmachen, Armenier als Freunde zu haben. V111-1: Es wäre für Armenier und für Türken besser, wenn sie Freundschaft miteinander schließen. V51-2: Die Armenier sind selbst daran schuld, dass sie aus Anatolien vertrieben wurden. V118-1: Immer wenn gegen die Türkei feindliche oder hemmende Aktivitäten stattfinden, stecken Armenier dahinter.
Itemkennwerte
Die Faktorenladungen nach getrennten explorativen Analysen (Tabelle 3) und einer gemeinsamen konfirmatorischen Messmodellanalyse liegen in Abbildung 1 vor. Die Korrelationen (Tabelle 4) der Items untereinander sowie mit dem Alter (3-kategorial; Tabelle 7) und dem Geschlecht der Befragten und die erklärten Itemvarianzen für die Items nach der zweiten Analyse werden ebenfalls berichtet. Danach sind insbesondere zwei Items zu Ausländern allgemein (V104, V113) und ein Item zu Juden (V39-1) wenig reliabel.
Abbildung 1. Standardisierte Werte (WLSMV-Schätzung).
V48: Jede Gruppe oder soziale Bewegung, in der viele Ausländer sind, sollte mit Misstrauen beobachtet werden und möglichst vom Verfassungsschutz überprüft werden. (FGA). V104: Einwanderer stellen eine Bedrohung unserer Kultur dar. (FGA). V113: Es wäre gefährlich für unser Land, zu eng mit Nationen zusammenzuarbeiten, die anders sind als wir. (FGA). V118: Die schlimmste Gefährdung unserer Kultur während der letzten 50 Jahre ging von fremden Ideen und Agitatoren aus. (FGA). V5-2: Armenier sollten bei uns nicht Minister oder hohe Beamte werden. (FGSA). V14-1: Wenn ich einem Armenier die Hand geben muss, empfinde ich persönlichen Widerwillen. (FGSA). V18-1: Es würde mir nichts ausmachen, Armenier als Freunde zu haben. (FGSA). V111-1: Es wäre für Armenier und für Türken besser, wenn sie Freundschaft miteinander schließen. (FGSA). V39-1: Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen im Hitler Deutschland nicht ganz unschuldig. (FGSJ). V41-1: Für uns Türken wäre es das Beste, wenn die Juden unser Land verließen. (FGSJ). V46-1: Juden haben in der Geschichte viel Unheil gestiftet. (FGSJ). V116-1: Als Moslem (Christ) muss ich die Juden ablehnen. (FGSJ).
In drei Kategorien eingeteiltes Alter
Alter |
Prozent |
14-16 Jahre |
37.5% |
17-19 Jahre |
28.5% |
<19 Jahre |
34% |
Dies bestätigt die Analyse eines Strukturgleichungsmodells (Abbildung 2), durch welche die Messmodelle für alle acht Konstrukte der im ZIS dokumentierten Kurzformen nach der Adana-Studie simultan geprüft wurden. Die Reliabilitäten für die Indikatoren von Einstellungen zu Ausländern allgemein liegen nach dieser Analyse nur zwischen .21 und .52, die für die Items zu Einstellungen zu Juden bzw. Armeniern variieren zwischen .26 und .69 bzw. zwischen .41 und .62. Speziell die Items zu Armeniern und die Hälfte der Items zu Ausländern allgemein werden zudem alters- und z.T. geschlechtsabhängig beantwortet.
Abbildung 2. Standardisierte Werte (WLSMV-Schätzung).
Reliabilität
Cronbachs Alpha (Kuder-Richardson-20; SPSS 11) für die jeweils vier Items der Endform zu Einstellungen gegenüber Ausländern allgemein, Juden und Armeniern betragen .50, .65 und .61. Die interne Konsistenz der Itembatterie insbesondere zu Ausländern allgemein ist also eher gering, jedoch ist dabei die niedrige Anzahl der Items zu berücksichtigen. Entsprechend niedrig sind auch mehrere bivariate Korrelationen (siehe Tabelle 4) dieser Items. In Übereinstimmung damit sind die Reliabilitäten bzw. die erklärten Itemvarianzen nach einer konfirmatorischen Faktorenanalyse insbesondere für zwei der Items zu Ausländern allgemein (V104, V113) vergleichsweise niedrig, aber auch von einem Item zu Juden (V39-1). Die in einem Strukturgleichungsmodell aufgeklärten Varianzen für die drei Konstrukte betragen 83% für Ausländer allgemein, 95% für Juden und 56% für Armenier. In dieser Analyse wurden die Messmodelle für alle im ZIS dokumentierten Kurzformen nach der Adana-Studie simultan geprüft.
Validität
1) Hinweise zur Beurteilung der formalen Gültigkeit der drei Itembatterien der Endform liefert die Analyse eines als dreidimensional spezifierten konfirmatorischen Messmodells (Probitanalyse tetrachorischer Korrelationen; siehe Abbildung 1). Eine akzeptable Anpassung wird erst bei Aufgabe der Annahme unkorrelierter Residuen der traditionellen Faktorenanalyse erzielt: Die nicht aufgeklärten Varianzen der Items mit geschichtlich bezogenen Aussagen über Juden korrelieren signifikant untereinander und mit den Residuen zu einem bzw. zwei Items zu Armeniern bzw. Ausländern allgemein. Offensichtlich wird die Beantwortung dieser Items durch weitere systematische Einflussgrößen mit bestimmt. Alle Faktor-Itemassoziationen sind > .50 außer für Item V5. Es ist nicht nur mit seinem Zielfaktor "Einstellungen zu Armeniern" substantiell assoziiert, sondern auch mit der Dimension "Einstellungen zu Ausländern allgemein".
2) Weitere Hinweise zur Beurteilung der formalen Validität und Hinweise zur Beurteilung der Konstruktvalidität der drei Itembatterien liefert eine Analyse tetrachorischer Korrelationen mit einem Strukturgleichungsmodell (Probitmodellierung; siehe Abbildung 2). Einbezogen wurden jeweils drei bis vier dichotome Indikatoren zur Operationalisierung von insgesamt acht Konstrukten mit zum Teil zwei oder drei Subdimensionen. Außer den drei hier dokumentierten Itembatterien zur Operationalisierung von Fremdgruppenorientierungen sollen zwei weitere die Bereitschaft zur Akzeptanz intra- und internationaler militärischer Interventionen erfassen. Wegen ihrer starken inhaltlichen Überlappung wurden die beiden Faktoren zu spezifischen Fremdgruppen als Indikatoren eines entsprechend benannten übergeordneten Faktors modelliert. Die übrigen Itembatterien bzw. multiplen Indikatoren sollen demgegenüber Konstrukte operationalisieren, die nach der Literatur ihrerseits die Ausprägung von Fremdgruppenorientierungen direkt oder indirekt mit determinieren sollten. Das wegen seiner relativ schiefen Verteilung in drei Kategorien eingeteilte Alter (Tabelle 7) und das Geschlecht der Befragten wurden als Kovariate ebenfalls in die Analyse einbezogen. Die bivariaten Korrelationen der Summenwerte dieser Variablen liegen in Tabelle 8 vor.
Korrelationen (Pearson) der Kurzformen untereinander und mit dem Alter (Kendells tau-b) und dem Geschlecht (Eta) (N = 1346)
Skala |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
7 |
8 |
9 |
10 |
11 |
12 |
13 |
14 |
15 |
16 |
2 WFR |
.13 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
3 RRN |
.09 |
.57 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
4 RTL |
.17 |
.49 |
.58 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
5 VZB |
-.01 |
.04 |
.07 |
.10 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
6 GMO |
.14 |
.37 |
.53 |
.46 |
.15 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
7 ANO |
.00 |
.10 |
.10 |
.15 |
.29 |
.19 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
8 AE |
.32 |
.34 |
.40 |
.39 |
.08 |
.40 |
.20 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
9 AA |
.13 |
.28 |
.40 |
.44 |
.14 |
.43 |
.23 |
.37 |
|
|
|
|
|
|
|
|
10 INA |
.22 |
.22 |
.32 |
.43 |
.08 |
.35 |
.37 |
.41 |
.44 |
|
|
|
|
|
|
|
11 INÜ |
.16 |
.34 |
.41 |
.41 |
.09 |
.33 |
.16 |
.38 |
.38 |
.42 |
|
|
|
|
|
|
12 MIN |
.10 |
.03 |
.06 |
.12 |
.19 |
.15 |
.24 |
.22 |
.19 |
.22 |
.23 |
|
|
|
|
|
13MZWI |
.02 |
.20 |
.31 |
.27 |
.09 |
.26 |
.03 |
.18 |
.21 |
.15 |
.23 |
.10 |
|
|
|
|
14 FGA |
.12 |
.29 |
.42 |
.38 |
.18 |
.45 |
.16 |
.31 |
.37 |
.35 |
.35 |
.15 |
.32 |
|
|
|
15FGSA |
.06 |
.28 |
.37 |
.36 |
.08 |
.28 |
.13 |
.27 |
.23 |
.24 |
.34 |
.20 |
.28 |
.41 |
|
|
16FGSJ |
.03 |
.38 |
.55 |
.42 |
.09 |
.40 |
.11 |
.24 |
.29 |
.21 |
.32 |
.07 |
.31 |
.47 |
.44 |
|
Alter |
-.06 |
-.07 |
-.12 |
-.16 |
-.17 |
-.15 |
-.17 |
-.24 |
-.16 |
-.14 |
-.22 |
-.29 |
-.06 |
-.10 |
-.18 |
-.12 |
Geschl. |
.05 |
.11 |
.10 |
.09 |
.07 |
.06 |
.17 |
.00 |
.08 |
.10 |
.02 |
.18 |
.19 |
.07 |
.05 |
.12 |
Anm. Pearsons Korrelationen: für r < .04 nicht signifikant, für 0.4 < r < .07 signifikant mit p = .05, für r > .07 signifikant mit p = .01. Kendells tau-b: alle Korrelationen signifikant mit p = .01. 1 WFL: Wahrgenommene Familienstruktur: Liebe und Unterstützung durch die Eltern. 2 WFR: Wahrgenommene Familienstruktur: Erziehung zur Religiosität durch die Eltern. 3 RRN: Religiosität von Befragten: Erfüllung religiöser Regeln und Normen. 4 RTL: Religiosität von Befragten: Teilnahme am religiösen Leben. 5 VZB: Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen. 6 GMO: Beurteilung der gesellschaftlichen Moral. 7 ANO: Anomie. 8 AE: Eigengruppenautoritäten: Eltern. 9 AA: Eigengruppenautoritäten: allgemein. 10 INA: Identifikation mit der eigenen Nation: affektive Bindung
11 INÜ: Identifikation mit der eigenen Nation: Überlegenheit der eigenen Nation. 12 MIN: Militär-/Gewaltakzeptanz: intranational. 13 MZWI: Militär-/Gewaltakzeptanz: international. 14 FGA: Fremdgruppenorientierungen: allgemein. 15 FGSA: Fremdgruppenorientierungen: spezifisch: Armenier. 16 FGSJ: Fremdgruppenorientierungen: spezifisch: Juden. Geschlecht: 1 = männlich, 2 = weiblich. Eta beschreibt den Anteil der erklärten Varianz aufgrund des Merkmals y an der Gesamtvarianz.
Das Modell wurde mit denselben Daten getestet, die zur Selektion der Indikatoren für Kurzformen verwendet worden waren. Die Ergebnisse können somit nicht über das Zutreffen detaillierter gerichteter theoretischer Annahmen entscheiden, auch können damit keine alternativen Hypothesen über die Beziehungen zwischen verschiedenen Konstrukten begründet werden. Sie können aber Aufschluss darüber geben, ob sich die durch die Kurzformen operationalisierten Dimensionen und ihre Indikatoren in ein nomologisches Netzwerk assoziierter Konstrukte einordnen lassen, d.h. inwieweit sie konstruktvalide sind. Unter Berücksichtigung dieser Einschränkung ist die Anpassung des relativ komplexen Modells zufriedenstellend (χ²(525) = 1414.5, p = .00, CFI = 93, TLI = .96, RMSEA = .04). Nach den (standardisierten) Regressionskoeffizienten sind:
a) Mit einer Ausnahme alle Items mit ihren Zieldimensionen in einer den vorab definierten Selektionskriterien genügenden Höhe (> .50) assoziiert. Die Ausnahme bildet nur eines der Items zu Einstellungen gegenüber Ausländern allgemein (V104: Einwanderer stellen eine Bedrohung unserer Kultur dar.). Die Faktorladung für diesen Indikator beträgt jedoch .47 und bei seinem Ausschluss sinkt die Assoziation anderer Items mit dieser Dimension. Deshalb wurde dieses Item nicht aus der Kurzform ausgeschlossen. Ein Item zu Armeniern, welches nach der gesonderten Messmodellanalyse (Abbildung 1) auch durch den Faktor zu Einstellungen gegenüber Ausländern allgemein signifikant beeinflusst wird, ist jetzt nur noch, und dies relativ hoch (.81). mit seiner Zieldimension korreliert. Auch keine der nach der gesonderten Analyse signifikanten Residuenkorrelationen wird bei einer simultanen Analyse der Messmodelle von 15 Konstrukten bzw. Subdimensionen noch als statistisch bedeutsam ausgewiesen.
b) Die Einstellungen zu spezifischen Fremdgruppen (Abbildung 2) werden direkt positiv und signifikant durch die zu Ausländern allgemein (.63) beeinflusst und zudem ebenfalls direkt, aber negativ, durch ein liebevoll-unterstützendes Erziehungsverhalten der Eltern. Alle drei Dimensionen zu Fremdgruppen sind zudem wie erwartet direkt positiv mit Einstellungen zu Eigengruppenautoritäten assoziiert (.69 - .95). Anomie übt zudem einen direkten negativen Effekt auf die Einstellungen zu Juden aus (-.24). Für die beiden anderen Dimensionen ist ein Zusammenhang mit diesem Konstrukt aber nur vermittelt über die Einstellungen zu Eigengruppenautoritäten zu beobachten. Nach der Literatur sollten insbesondere die Religiosität der Befragten und ihre Identifikation mit der eigenen Nation Fremdgruppenorientierungen mit determinieren. Dies war jedoch weder für diese beiden Konstrukte noch weitere potentiell wichtige Konstrukte der Fall. Wenn sie Einfluss auf die Fremdgruppenorientierung nehmen, dann nur indirekt vermittelt über Eigengruppenorientierungen. Wie erwartet, zeigen sich aber signifikante direkte Effekte der Einstellungen zu Ausländern allgemein und zu spezifischen Fremdgruppen auf die Bereitschaft zur Akzeptanz internationaler militärischer Interventionen (.58 bzw. .21).
3) Negative Zusammenhänge mit dem Alter werden nur für die Einstellungen zu Armeniern bestätigt (-.12). Für diese und die Items zu Juden zeigt sich auch ein signifikanter, wenn auch schwacher Einfluss des Geschlechts (-.09 bzw. -.07). D.h. weibliche Befragte äußern seltener negative Einstellungen zu diesen beiden Fremdgruppen.
Zusammenfassend lässt sich somit festhalten: Zwar ist Konstruktvalidität für alle drei Itembatterien gegeben. Die Reliabilität und formale Validität insbesondere der Items zu Einstellungen gegenüber Ausländern allgemein ist aber vergleichsweise gering. Ein Grund könnte die Abstraktheit der Aussagen sein, die ihr Verständnis und damit ihre Beantwortung erschwert haben könnte. Ein weiterer Grund könnte darin liegen, dass die Referenzobjekte der Aussagen dieser Items nicht genauer benannt wurden. Die Items könnten also mit Fokus auf verschiedene ethnische Minderheitengruppen oder andere Kulturen beantwortet worden sein wie z.B. unter Bezug auf türkische Immigranten aus dem Balkan, Immigranten aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion oder aber auch auf Touristen. Unterschiedliche Einstellungen zu diesen verschiedenen Gruppen und somit verschiedene Beantwortungen der Items sind deshalb wahrscheinlich. Eine entsprechende Überarbeitung der Itemformulierungen bei einer Verwendung in weiteren Untersuchungen ist deshalb zu empfehlen.
Deskriptive Statistiken
Die Häufigkeitsverteilungen (Tabelle 9) für die Items der Vor- und Endform liegen vor sowie die Mittelwerte und Standardabweichungen für die dichotomisierten Antworten zu der Endform. Angaben über die Beantwortung der meisten dieser Items durch deutsche Befragte, u.a. aus Studien von Lederer (Allgemeiner Autoritarismus, Kernautoritarismus, Respekt für unspezifische Autorität, Respekt für Staatsautorität, Respekt für elterliche Autorität, Ausländerablehnung, Autoritäre Familienstruktur), sind ebenfalls im ZIS dokumentiert.
Tabelle 9
Prozentuale Häufigkeiten für fünf und für zwei dichotomisierte Antwortoptionen mit mittleren Summenwerten (M) und Standardabweichungen (SD) für die Items zu Einstellungen gegenüber Fremdgruppen (n = 1346)
|
5 Antwortoptionen |
|
dichotom |
|||||
Allgemeine Einstellungen |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
fehlt |
0 |
1 |
v48 |
6.7 |
12.6 |
19.3 |
35.1 |
25.1 |
1.3 |
39.8 |
60.2 |
v104 |
13.1 |
28.9 |
31.2 |
15.6 |
9.5 |
1.7 |
74.9 |
25.1 |
v113 |
18.9 |
38.6 |
27.3 |
7.7 |
5.0 |
2.5 |
87.3 |
12.7 |
v118 |
5.1 |
10.6 |
25.9 |
29.3 |
26.4 |
2.5 |
44.2 |
55.8 |
M (SD) |
|
|
|
|
|
|
1.4 (1.1) |
|
Armenier |
|
|
|
|
|
|
|
|
V5-2 |
16.0 |
16.6 |
19.8 |
17.8 |
28.5 |
1.3 |
53.7 |
46.3 |
V14-1 |
33.7 |
26.3 |
18.5 |
9.2 |
10.9 |
1.3 |
79.9 |
20.1 |
V18-1* |
7.7 |
8.5 |
18.1 |
30.5 |
34.1 |
1.1 |
35.4 |
64.6 |
V111-1* |
8.2 |
6.9 |
27.0 |
35.1 |
19.3 |
3.4 |
45.5 |
54.5 |
M (SD) |
|
|
|
|
|
|
1.5 (1.3) |
|
Juden |
|
|
|
|
|
|
|
|
V39-1* |
6.9 |
10.2 |
43.8 |
25.3 |
11.3 |
2.5 |
63.4 |
36.6 |
V41-1 |
13.6 |
19.0 |
33.4 |
14.1 |
18.8 |
1.1 |
67.1 |
32.9 |
V46-1 |
3.6 |
7.2 |
42.6 |
22.5 |
21.6 |
2.5 |
55.9 |
44.1 |
V116-1 |
22.1 |
27.6 |
22.9 |
12.3 |
11.4 |
3.6 |
76.3 |
23.7 |
M (SD) |
|
|
|
|
|
|
1.4 (1.3) |
|
Ausgeschlossene Items |
|
|
|
|
|
|
|
|
V24-2 |
19.2 |
27.0 |
24.4 |
14.9 |
12.3 |
2.1 |
72.7 |
27.3 |
V42* |
2.8 |
3.0 |
11.1 |
39.8 |
42.3 |
1.0 |
17.9 |
82.1 |
V44* |
2.5 |
3.5 |
7.9 |
47.9 |
37.1 |
1.0 |
14.9 |
85.1 |
V45* |
11.1 |
17.2 |
32.5 |
24.7 |
13.4 |
1.1 |
61.9 |
38.1 |
V46* |
5.6 |
11.4 |
22.1 |
38.2 |
21.9 |
.8 |
39.9 |
60.1 |
V51-2 |
6.5 |
8.3 |
30.8 |
25.7 |
27.6 |
1.1 |
46.7 |
53.3 |
V118-1 |
10.3 |
16.9 |
36.7 |
19.3 |
13.9 |
2.8 |
66.8 |
33.2 |
Anm. 5 Antwortoptionen: 1 = Starke Ablehnung, 2 = Ablehnung, 3 = unentschieden, 4 = Zustimmung, 5 = Volle Zustimmung. dichotom: 0 = keine explizite Zustimmung, 1 = explizite Zustimmung. * Item wurde für alle weiteren Analysen umgepolt. V48: Jede Gruppe oder soziale Bewegung, in der viele Ausländer sind, sollte mit Misstrauen beobachtet werden und möglichst vom Verfassungsschutz überprüft werden (FGA). V104: Einwanderer stellen eine Bedrohung unserer Kultur dar (FGA). V113: Es wäre gefährlich für unser Land, zu eng mit Nationen zusammenzuarbeiten, die anders sind als wir (FGA). V118: Die schlimmste Gefährdung unserer Kultur während der letzten 50 Jahre ging von fremden Ideen und Agitatoren aus (FGA). V5-2: Armenier sollten bei uns nicht Minister oder hohe Beamte werden (FGSA). V14-1: Wenn ich einem Armenier die Hand geben muss, empfinde ich persönlichen Widerwillen (FGSA). V18-1: Es würde mir nichts ausmachen, Armenier als Freunde zu haben (FGSA). V111-1: Es wäre für Armenier und für Türken besser, wenn sie Freundschaft miteinander schließen (FGSA). V39-1: Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen im Hitler Deutschland nicht ganz unschuldig (FGSJ). V41-1: Für uns Türken wäre es das Beste, wenn die Juden unser Land verließen (FGSJ). V46-1: Juden haben in der Geschichte viel Unheil gestiftet (FGSJ). V116-1: Als Moslem (Christ) muss ich die Juden ablehnen (FGSJ). V24-2: Juden haben zuviel Einfluss in der Welt. V44: Wir können von anderen Ländern eine Menge gutes Lernen. V42: Menschen verschiedener Rassen und Nationalitäten würden besser miteinander auskommen, wenn sie einander besuchen und gemeinsame Erfahrungen machen würden. V45: Es wäre gut, wenn immer mehr ausländische Jugendliche jedes Jahr in unser Land kämen, um an unseren Bildungsstätten zu lernen. V46:Wir sollten alle Ausländer, die gern in unserem Land leben möchten, willkommen heißen. V51-2: Die Armenier sind selbst daran schuld, dass sie aus Anatolien vertrieben wurden. V118-1: Immer wenn gegen die Türkei feindliche oder hemmende Aktivitäten stattfinden, stecken Armenier dahinter.