Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu?
Items
Nr. |
Item |
1 |
Ich bin mir bei einer Flugreise darüber bewusst, dass ich mich auf die umweltschädlichste Art und Weise fortbewege. |
2 |
Jedes Mal wenn ich meinen Pkw nutze, ist mir klar, dass ich hiermit die Umwelt belaste. |
3 |
Ich bin mir beim Kauf von Elektrogeräten darüber bewusst, wie umweltverträglich das jeweilige Gerät ist. |
Antwortvorgaben
Es wurde eine fünfstufige Likertskala (äquidistant nach Rohrmann, 1978) für den Grad der Zustimmung mit folgenden Antwortalternativen verwendet: „1: nicht (--)“, „2: wenig (-)“, „3: mittelmäßig (.)“, „4: ziemlich (+)“ und „5: sehr (++)“.
Auswertungshinweise
Die für jedes Item angekreuzten Skalenpunktwerte können zu einem Gesamt-Punktwert aufaddiert werden. Die Items sind so konstruiert, dass sie von Personen mit stark ausgeprägter Bewusstheit von Handlungskonsequenzen bejaht werden sollten, abgestuft von 1 = "nicht" bis 5 = "sehr". Die Bewusstheit von Handlungskonsequenzen der Person ist also umso höher, je höher ihr Punktwert auf der Gesamtskala ist. Da alle Items positiv gepolt sind, kann eine Antwortbeeinflussung durch Akquieszenz nicht ausgeschlossen werden.
Die Bewusstheit von Handlungskonsequenzen (global) entspricht dem Grad der Bewusstheit über die Konsequenzen der eigenen Handlungen für die globalen Umweltveränderungen. Sie soll in der ersten Phase (Aktivationsstufe) des modifizierten Norm-Aktivations-Modells (siehe Abbildung 1) mit den übrigen kognitiven Variablen des Modells die persönliche (ökologische) Norm aktivieren.
Auf der Basis der Ergebnisse des ersten der Bochumer Umwelt-Projekte wurde ein vereinfachtes Modell der Norm-Aktivation (siehe Abbildung 1) konstruiert, das weiterhin in Anlehnung an Schwartz (1977, 1981) die Inhalte kognitiver Bewertungsprozesse beschreibt, die an der Ausbildung einer persönlichen ökologischen Verantwortung beteiligt sind. Zwei Zusammenhänge stehen im Mittelpunkt des ursprünglichen Schwartz-Modells (siehe Abbildung 2): Zum einen die Aktivierung einer persönlichen Norm mit dem dazugehörigen Gefühl der moralischen Verpflichtung und zum anderen die Umsetzung dieser moralischen Verpflichtung in tatsächliches Verhalten. Einzelne Modellkomponenten des Schwartz-Modells konnten bereits in anderen Studien zum umweltrelevanten Verhalten bestätigt werden (siehe z.B. Van Liere & Dunlap, 1978; Black, Stern & Elsworth, 1985; Stern, Dietz & Black, 1986; Vining & Ebreo, 1992).
Abbildung 1.Vereinfachtes Norm-Aktivations-Modell
Im vereinfachten Norm-Aktivations-Modell (siehe Abbildung 1) sind noch drei der ursprünglichen Konstrukte des Norm-Aktivations-Modells von Schwartz (siehe Abbildung 2) enthalten: die persönliche Norm, Wahrnehmung der Situation und die Bewusstheit von Handlungskonsequenzen. Weiterhin sind die Konstrukte "subjektive Norm" und "wahrgenommene Verhaltenskontrolle" mit in das vereinfachte Norm-Aktivations-Modell aufgenommen worden. Die Benennung der Konstrukte orientiert sich mit dem Ziel einer einheitlichen Modellbildung an der Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1991). Die Inhalte der beiden neu benannten Konstrukte sind im ursprünglichen Norm-Aktivations-Modell von Schwartz allerdings schon enthalten. So wird der normative Erwartungsdruck durch andere Personen ("subjektive Norm") im ursprünglichen Schwartz-Modell als "soziale Norm" bezeichnet. Die Einschätzung der eigenen Handlungsmöglichkeiten ("wahrgenommene Verhaltenskontrolle"), die im vereinfachten Norm-Aktivations-Modell gleichsam direkt, als auch indirekt über die persönliche Norm auf das Verhalten wirkt, weist große inhaltliche Ähnlichkeiten zu dem Konstrukt "Fähigkeiten zum Eingreifen" im ursprünglichen Schwartz-Modell auf.
Abbildung 2. Norm-Aktivations-Modell nach Schwartz (1977)
Zusätzlich ist das vereinfachte Norm-Aktivations-Modell (siehe Abbildung 1) - in Anlehnung an die theoretischen Überlegungen von Guagnano, Stern und Dietz (1995) - um externe Faktoren (situative Kostenfaktoren) erweitert worden (siehe Verron, 1986; Brüderl & Preisendörfer, 1995). Von diesen externen Faktoren wird angenommen, dass sie umweltbezogenes Verhalten entweder erleichtern oder erschweren. Die Klärung des Zusammenspiels externer und interner Faktoren soll dazu beitragen, die widersprüchlichen Befunde der Forschung zum umweltrelevanten Verhalten zu integrieren. Das Konstrukt "Verantwortungszuschreibung intern" ist zusätzlich zu den Modellvariablen des vereinfachten Norm-Aktivations-Modells aufgenommen worden, um den Stellenwert der persönlichen Norm im Prozess der ökologischen Verantwortungsübernahme besser abschätzen zu können. Hierbei ist zu klären, ob das über die persönliche Norm erfasste Verpflichtungsgefühl oder die stärker kognitiv gefärbte interne Verantwortungsattribution den besseren Prädiktor für das Umweltverhalten darstellt.
Das Instrument besteht aus drei neuformulierten Items, die auf unterschiedliche umweltrelevante Kontexte zugeschnitten sind. Es wurde vom Bochumer Projekt der Arbeitsgruppe "Multidisziplinäre Ansätze zur Verhaltensveränderung" des DFG-Schwerpunktprogramms "Mensch und globale Umweltveränderungen" entwickelt.
Stichproben
Die Items wurden einer Zufallsstichprobe Bochumer Bürgerinnen und Bürger in telefonischen Interviews dargeboten. Die Adressen wurden über ein Zufallsverfahren aus dem Bochumer Telefonbuch entnommen. Berücksichtigt wurden nur Personen über 18 Jahre, da sie - entsprechend der interessierenden Verhaltensbereiche - potentielle Pkw-NutzerInnen sein mussten. Die Rücklaufquote der Bruttostichprobe (N = 550) betrug 43.5%. Es ergab sich also eine Nettostichprobe von N = 239. Das Durchschnittsalter der Stichprobe betrug 47.6 Jahre. Männer und Frauen waren gleich verteilt.
Itemanalysen
Die Eindimensionalität der drei Items wurde mittels Faktorenanalyse (siehe Tabelle 1; orthogonale Varimax-Rotation) nachgewiesen. Die durch die einfaktorielle Lösung aufgeklärte Varianz beträgt 54.4%.
Faktorladungen (F), Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Items „Bewusstheit von Handlungskonsequenzen global“
Nr. |
Item |
F |
M |
SD |
1 |
Ich bin mir bei einer Flugreise darüber bewusst, dass ich mich auf die umweltschädlichste Art und Weise fortbewege. |
.76 |
3.82 |
1.33 |
2 |
Jedes Mal wenn ich meinen Pkw nutze, ist mir klar, dass ich hiermit die Umwelt belaste. |
.69 |
3.46 |
1.28 |
3 |
Ich bin mir beim Kauf von Elektrogeräten darüber bewusst, wie umweltverträglich das jeweilige Gerät ist. |
.70 |
3.83 |
0.20 |
Itemkennwerte
Die formale Gültigkeit der Items (Faktorladungen) variiert zwischen .69 und .76.
Die Reliabilität der Skala beträgt .54 (Cronbachs Alpha).
Validität
Die Korrelationen mit den übrigen Modellvariablen des modifizierten Norm-Aktivations-Modells (siehe Abbildung 1) liegen in Tabelle 2 vor.
Korrelationen zur Beschreibung der Zusammenhänge der Persönlichen Norm mit den übrigen Modellvariablen des modifizierten Norm-Aktivations-Modells (siehe Abbildung 1; N = 231)
|
|
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
7 |
Appelle zum Eingreifen |
1 |
Persönliche Norm global |
.45** |
.27** |
.31** |
.17* |
.30** |
.38** |
.23* |
2 |
Problemwahrnehmung global |
|
.29** |
.18 |
.28** |
.44** |
.44** |
.19* |
3 |
Bewusstheit von Handlungskonsequenzen global |
|
|
.29** |
.32** |
.30** |
.27** |
.18* |
4 |
Verantwortungszuschreibung andere |
|
|
|
.09 |
.08 |
.24**
|
.56** |
5 |
Fähigkeiten zum Eingreifen |
|
|
|
|
.29** |
.12 |
14 |
6 |
Wirksamkeitserwartungen |
|
|
|
|
|
.38** |
.08 |
7 |
Wahrnehmung kausaler Zusammenhänge |
|
|
|
|
|
|
.25** |
Anmerkungen. *: p < 0.01, **: p < 0.001
Deskriptive Statistiken
Der Mittelwert der 3-Item-Skala beträgt M = 11.04, die Standardabweichung SD = 2.68. Die Mittelwerte der einzelnen Items weisen auf eine mittlere Ausprägung der globalen Bewusstheit von Handlungskonsequenzen in der Stichprobe hin.